Vulkan Ätna mit Erdbeben am 08.09.23

Weiteres Schwarmbeben am Ätna

Datum 06.09.23 | Zeit: 09:37:17 UTC | 37.747 ; 15.038 | Tiefe: 2,0 km | Ml 1,8

Auf der Shakemap des INGV ist heute wieder (mit den typischen 2 Tagen Verzögerung) ein kleines Schwarmbeben auszumachen, das den Ätna am 5. und 6. September erschütterte. Der Schwarm bestand aus 13 schwachen Einzelbeben mit einer Maximalmagnitude von 1,8. Das Hypozentrum befand sich in 2 km Tiefe. Alle Hypozentren lagen relativ flach in Tiefen zwischen 6 und 2 km unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum des stärksten Bebens wurde 1,4 km nördlich vom Monte Centenari lokalisiert. Generell streuten die Epizentren über das Gebiet des nördlichen Valle del Bove.

In den letzten Tagen konnte ich wieder öfters über Schwarmbeben unter dem Ätna berichten. Ein Anzeichen dafür, dass wieder mehr Magma aufsteigt und sich in den flacheren Regionen des Magmenspeichersystems unter dem Vulkan akkumuliert. Auf der Shakemap sind die drei Schwarmbeben seit Monatsanfang zu sehen, wobei nicht mehr alle Beben des westlich gelegenen Schwarms bei Bronte sichtbar sind.

Neben den subtil stattfindenden Erdbeben, die meistens zu schwach sind, als dass Menschen sie wahrnehmen könnten, gibt es auch Zeichen steigender Aktivität, die von Vulkanbeobachtern festgestellt werden. Eines dieser Anzeichen ist die Häufung von Dampfringen, die auf tief im Schlot sitzende Explosionen hindeuten. Außerdem nutzten Gipfelstürmer das schöne Wetter der letzten Tage und statteten der Bocca Nuova einen Besuch ab. Sie sahen rot illuminierten Dampf. Glühende Lava steht also im Förderschlot des neuen Pitkraters.

Mich würde es nicht überraschen, wenn in den nächsten Tagen/Wochen die strombolianische Aktivität am Ätna anziehen würde. Entweder gipfelt diese dann in einem weiteren Paroxysmus, oder wir erleben mal wieder eine Phase mit Gipfelaktivität, bei der die Bocca Nuova eine zentrale Rolle spielt. Zeit wäre es mal wieder für so eine Eruptionsphase, denn die letzte erlebten wir 2019/20. Denkbar wäre auch eine neue Episode mit Lavaströmen im Bereich der Kraterkegel.

Ätna mit Erdbeben am 04.09.23

Erhöhte Seismizität am Ätna

Datum 01.09.23 | Zeit: 09:15:13 UTC | 37,789 ; – 14,884 | Tiefe: 17,88 km | Md 2,3

In den letzten Tagen zeigte sich Seismizität unter dem sizilianischen Vulkan Ätna weiter leicht erhöht. Heute erschienen auf der Shakemap des INGV 7 weitere Erschütterungen, die sich seit dem 1. September unter dem Ätna zugetragen hatten. Die meisten Beben manifestierten sich im Bereich der unteren Nordwestflanke des Vulkans. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 2,3 und hatte ein Epizentrum, das 4,5 km östlich von Bronte lag. Die Tiefe des Erdbebenherds befand sich in 18 km. Damit ging der kleine Schwarm einher mit den Beben, die sich wenige Tage früher in der Region zutrugen. Die jüngeren Beben lagen nur etwas näher an Bronte, genauer, unter dem Bereich der Flanke, auf dem bereits mehrere Lavaströme in Richtung des Ortes flossen und ihn fast zerstört hätten. Vermutlich standen die Erschütterungen mit Magmenaufstieg im Zusammenhang. Neue geophysikalische Messdaten werden erst morgen im Bulletin des INGV veröffentlicht. Ich gehe nicht davon aus, dass es zu einer außerordentlichen Inflation gekommen ist, die über den praktisch immer stattfindenden langsamen Schmelzzufluss in tieferen Etagen des Vulkans stattfindet. Doch der Vulkan lädt sich permanent auf und so lassen größere Eruptionen selten länger als einige Monate auf sich warten. Im Moment ist der Ätna sporadisch strombolianisch tätig, wie man auf einem Foto sehen kann, dass von Dr. Boris Behncke auf X geteilt wurde (Beitrag entfernt).

Der Atem des Vulkans

Dass der Vulkan aktiv ist, sieht man auch sehr schön an einem neuen Video des lokalen Fotografen Giò Giusa. Er bestieg am Wochenende den Rand des Zentralkraters und filmte den Atem des Vulkans. Gemeint sind die starken Entgasungen aus dem neuen Pit in der Bocca Nuova, die für die Entstehung der Dampfringe verantwortlich sind. Die Entgasungen werden durch kleine Explosionen tief unten im Schlot ausgelöst und erfolgen stoßweise. Nach jedem Ausatmen sieht es so aus, als würde der Ätna einatmen, denn ein Teil des Dampfes wird wieder aktiv in den Schlot gesogen. Das geschieht wohl aufgrund eines Unterdruckes, der entsteht, wenn die explodierende Magmablase im Schlot nach Entlassen des Gases kollabiert und das hochgeschleuderte Material wieder in den Schlot zurücksackt. Vergleichbares konnte ich 2002 an einem Lavastrom beobachten, der oberflächlich erstarrt war: An einem Entgasungsloch, in dem es unten noch glühte und plastische, verformbare Schmelze vorhanden war, kam es zu Entgasungen. Wenn sich das Gas unter der Erstarrungskruste ansammelte, blähte sich der gesamte Lavastrom im Bereich des Entgasungsloches auf. Wenn der Druck zu groß wurde, kam es zur stoßweisen Entgasung. dampf steig auf und nach dem Ausatmen sackte der Lavastrom wieder in sich zusammen und atmete dabei ein. Das Ganze erinnerte an einem Blasebalg. Leider lässt sich das Video hier nicht einbinden, aber ihr könnt es in unserer FB-Gruppe sehen.

Ätna mit Erdbeben – News vom 01.09.23

Schwarmbeben im Nordwesten des Vulkans Ätna

Datum 30.08.23 | Zeit: 16:28:00 UTC | 37,765 ; 14,939 | Tiefe: 21 km | Md 2,9

Heute wird auf der Erdbebenkarte des INGV ein Schwarmbeben angezeigt, das sich bereits am 30. August am Ätna ereignet hat. Die Erdbebensequenz bestand aus 13 Erschütterungen mit Magnituden größer 1. Das stärkste Beben ereignete sich um 16:28 UTC und brachte es auf eine Magnitude von Md 2,9. Das Hypozentrum manifestierte sich in einer Tiefe von 21 km. Das Epizentrum wurde 1,4 km südwestlich vom Monte Scavo verortet. Hierbei handelt es sich um einen bereits bewaldeten Schlackenkegel im Nordwesten des Ätnas. Nächst größerer Ort ist Bronte. Das schwächste Beben hatte eine Magnitude von 1,4 und hatte einen ähnlich tiefen Erdbebenherd wie das starke Beben. Die Vermutung liegt nahe, dass das Schwarmbeben durch Magma ausgelöst wurde, das im oberen Bereich der Asthenosphäre unterwegs ist und dabei ist, in die Erdkruste einzudringen. Erdbeben an Störungszonen sind in dieser Tiefe eher die Ausnahme als die Regel. Es lässt sich allerdings von mir nicht ausschließen, dass es sich um rein tektonisch-bedingte Erdbeben gehandelt haben könnte.

Das Schwarmbeben war das stärkste Event im August. In diesem Monat wurden vom seismischen Netzwerk des INGV 128 Erschütterungen detektiert, wobei es in den letzten Tagen auch einzelne Erdbeben in geringeren Tiefen gab, die sich auf verschiedene Regionen des Vulkans verteilten. Die Gipfelzone wurde von den Erdbeben ausgespart.

Generell lässt sich am Ätna eine leichte Aktivitätszunahme feststellen. Das neueste Sentinel-Satellitenfoto zeigt 3 thermische Anomalien. Zwei befinden sich in den Schloten des Zentralkraters Bocca Nuova. Eine weitere zeigt sich im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters. In den letzten Tagen wurden sporadisch kleine Aschewolken gesichtet, die aus dem Neuen Südostkrater aufgestiegen sind. Dampfringe wurden aus dem neuen Pit der Bocca Nuova ausgestoßen. Der Vulkan bleibt aktiv und brütet die nächste Eruption aus. In welcher Form und an welcher Lokalität des Vulkans sie auftreten wird, lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren.

Vulkan Ätna am 30.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Asche-Exhalationen

Dampfringe und Aschewolken am Ätna

Der Ätna auf Sizilien produziert dieser Tage wieder häufig Dampfringe, die von den lokalen Fotografen und Bergführern dokumentiert werden. Die Dampfringe kommen aus dem neuen Schlot in der Bocca Nuova, der sich im Frühsommer gebildet hatte. Außerdem werden sporadisch kleine Aschewolken aus dem neuen Südostkrater gesichtet. Der Vulkan könnte sich also auf eine weitere paroxysmale Eruption vorbereiten. Die Letzte manifestierte sich in der Nacht vom 13. auf den 14. August. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass das INGV Lavaproben der Eruption analysierte und feststellte, dass einige der untersuchten Tephra-Fragmente aus einem primitiveren Magma entstanden, als es bei den vorherigen Eruptionen  der Fall war. Neben der älteren Schmelze, die auch schon bei früheren Eruptionen gefördert wurde, gab es wohl eine Intrusion frischen Magmas aus größerer Tiefe. Diese Erkenntnis geht aus dem wöchentlichen Bulletin der INGV-Forscher hervor, das gestern Nachmittag veröffentlicht wurde.

In dem Bulletin wird auch die Eruption der kleinen Aschewolken aus dem NSEC bestätigt. Zudem meldeten die Forscher eine Zunahme der Infraschalltätigkeit. Diese wird von starken Entgasungen bzw. tief im Schlot sitzenden Explosionen verursacht und spielt sich überwiegend in der Bocca Nuova ab, aber auch aus Richtung Neuen Südostkrater wurden Infraschallsignale aufgezeichnet. Die Tremoramplitude blieb im Verlauf der vergangenen Woche stabil und bewegte sich im mittleren Bereich. Die Quelle des Tremors liegt zwischen 2000 und 2900 Höhenmeter unter dem nördlichen Bereich des Neuen Südostkraters. Der Tremor wird durch Magmenbewegungen verursacht und bildet gut den obersten Magmenkörper ab.

Die geochemischen Parameter zeigten in der letzten Woche keine nennenswerten Veränderungen. Das Gleiche gilt für die Bodenverformung. Der Schwefeldioxid-Ausstoß bewegte sich auf niedrigem bis mittelhohem Niveau. Außer den eingangs aufgeführten Anzeichen gibt es keine Anzeichen für eine baldige Eruption.

Vulkan-News 25.08.23: Ätna

Ätna mit kleiner Aschewolke aus dem neuen Südostkrater

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Der Ätna auf Sizilien zeigte sich heute Morgen mit der Eruption einer kleinen Aschewolke. Diese ist auf einem Foto zu erkennen, das von dem User Μηνάς Κολιογιάννης bei FB geteilt wurde. Weitere Informationen zum Ereignis liegen nicht vor. Den Kommentaren ist zu entnehmen, dass die Anwohner mit einem weiteren Paroxysmus rechnen. In der Vergangenheit gab es vor Paroxysmen kleinere Eruptionen. Hierbei handelte es sich um Ascheemissionen und strombolianischen Ausbrüche. Bei der aktuellen Ascheemission könnte es sich auch um eine Aschewolke handeln, die in erster Linie aus aufgewirbelter Tephra besteht, die bereits abgelagert war. Solche sekundären Aschewolken entstehen öfters durch Kollapsereignisse oder starke Entgasungen. Dagegen spricht, dass es ein schwaches thermisches Signal mit 6 MW-Leistung gibt, das von der Ätna-Gipfelregion ausgeht. Auf dem letzten Sentinel-Satellitenfoto erkennt man drei kleine thermische Anomalien. Zwei befinden sich im Zentralkrater, eine weitere stammt vom NSEC. Es ist also tatsächlich möglich, dass sich Ätna auf einen neuen Paroxysmus vorbereitet. Der Letzte ereignete sich vor 11 Tagen. Der Tremor ist bis jetzt allerdings unauffällig und bewegt sich an der Basis des gelben Bereichs. Ein Paroxysmus scheint zumindest nicht unmittelbar bevorzustehen.

Im letzten Wochenbericht zum Ätna, der am Dienstag veröffentlicht wurde, schrieben die Vulkanologen vom INGV über den letzten Paroxysmus und meinten, dass sich der Vulkan seitdem nicht wieder ganz beruhigt habe. So blieb insbesondere die Infraschalltätigkeit am neuen Südostkrater erhöht und bewegte sich auf einem mittelhohen Niveau. Es wurden im Verlauf der 33. Kalenderwoche bereits einige kleinere Ascheemissionen beobachtet. Während des Beobachtungszeitraums gab es keine signifikante Veränderung der geophysikalischen Parameter. Selbst kurz vor dem Paroxysmus gab es nur eine geringe Bodenhebung von weniger als 1 µrad. Das deutet darauf hin, dass sich die eruptierte Schmelze bereits einige Wochen vor der Eruption im flach gelegenen Magmenkörper angesammelt hat. Dies geschah wahrscheinlich bei den Schwarmbeben im Frühsommer.


Weitere Vulkan-Meldungen:

Anak Krakatau mit Asche-Emission

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolke

Nicht nur der Ätna stieß Asche aus, sondern auch der Inselvulkan Anak Krakatau, der zwischen den indonesischen Insel Java und Sumatra liegt. Es gab eine VONA-Warnung, nach der die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 1200 m aufgestiegen ist und Richtung Südwesten driftete. Die Seismizität ist unauffällig und es gibt keine Hinweise darauf, dass sich eine größere Eruptionsserie zusammenbraut.


Popocatepetl mit Eruption

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Aschewolke

Am mexikanischen Popocatepetl gab es eine Eruption, bei der Vulkanasche mehrere hundert Meter über Kraterhöhe aufstieg. Außerdem meldete CENAPRED 113 Asche-Dampf-Exhalationen und 28 Minuten Tremor.

Ätna mit Explosion – News vom 15.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Stärkere Explosion am Ätna beobachtet

Gestern Abend meldete das INGV eine stärkere Explosion, die vom Neuen Südostkrater des Ätna ausging. Das impulsive Ereignis ereignete sich um 21:44 UTC und wurde vom Videoüberwachungsnetzwerke aufgenommen. Die Explosion wurde auch von den Infraschallsensoren registriert, zudem kam es zu einem Tremorpuls, der einige Dutzend Sekunden andauerte.

Seit dem Paroxysmus in der Nacht zum Montag fluktuiert die Tremoramplitude deutlich, bewegt sich allerdings die ganze Zeit über im unteren Drittel des moderaten (gelben) Bereichs. Bis jetzt lässt sich nur darüber spekulieren, ob endlich wieder eine Serie von Paroxysmen ansteht, oder ob es sich um einen einzelnen Ausbruch handelt. Je nach Definition könnte man die letzten beiden Paroxysmen auch als Serie mit sehr langem Pausenintervall bezeichnen. Vor dem Ausbruch gestern ist es am 21. Mai zum bis dahin jüngsten Paroxysmus gekommen. Generell gibt es von einigen INGV-Vulkanologen den Vorschlag, die Paroxysmen-Serien als einen einzigen Ausbruch anzusehen. Beim Ausbruch gestern wurde möglicherweise die Schmelze eruptiert, deren Aufstieg Ende Mai von einem Schwarmbeben begleitet wurde.

Die Seismizität ist ansonsten nicht auffällig erhöht. Weder jetzt, noch direkt vor dem Paroxysmus gab es ein Schwarmbeben. Da der Ätnagipfel in den Stunden vor der Eruption in den Wolken hing, ist es unklar, ob sich die Eruption einige Stunden vor der Hauptphase mit einer Zunahme strombolianischer Eruptionen ankündigte.

Übrigens wurde während der paroxysmalen Hauptphase gestern der Flughafen von Catania geschlossen, da auf dem Flughafen Vulkanasche niederging.

Zwischen den beiden paroxysmalen Eruptionen machten nicht weniger spektakuläre Dampfringe von sich Reden. Bis jetzt ist es mir nicht zu Ohren gekommen, dass gestern weitere Ringe beobachtet wurden. Dafür wurde in unserer FB-Gruppe ein spektakuläres Drohnenvideo geteilt, bei dem der Pilot seine Drohen um die Dampfringe kreisen ließ und auch durch sie hindurch steuerte. Tatsächlich mal eine neue Perspektive, die ich so noch nicht kannte. Hut ab!

Ätna mit Paroxysmus am 14.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Paroxysmus

Ätna erzeugte nachts unerwartet einen paroxysmalen Vulkanausbruch

Heute Nacht konnte am Ätna erneut die spektakuläre Szenerie einer paroxysmalen Eruption aus dem neuen Südostkrater bewundert werden. Der Ausbruch begann am Abend gegen 20:30 Uhr UTC (Mitteleuropäische Sommerzeit +2 Stunden) mit einer strombolianischen Aktivität des Vulkans. Diese Aktivität nahm rasch zu, und bereits eine Stunde später stiegen Aschewolken auf, die vom VAAC Toulouse gemeldet wurden und eine Höhe von bis zu 1000 m über der Kraterhöhe erreichten. Die Hauptphase des Paroxysmus begann dann gegen 00:00 Uhr UTC und erreichte um 01:20 Uhr UTC ihren Höhepunkt. Während dieser Phase wurde Asche bis in eine Höhe von 6100 m ausgestoßen, und eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne erhellte den Nachthimmel über Sizilien. Gegen 03:20 Uhr UTC brach die Lavafontäne zusammen, jedoch stieg die Asche weiter auf. Eine Stunde später erreichte die Asche eine Höhe von 8200 m und driftete in südliche Richtung. Der Ausstoß von Asche endete um 05:50 Uhr UTC. Die Lavafontänen-Aktivität ging mit einem Lavaüberlauf einher, wobei der Lavastrom nicht ins Valle del Bove floss, sondern in Richtung Südwesten verlief. Dies entspricht dem Pfad aus der Spalte im Neuen Südostkrater, den bereits frühere Lavaströme eingenommen hatten.

Bezüglich der geophysikalischen Parameter berichtet das INGV in seinen Eruptions-Updates, dass der vulkanische Tremor parallel zur Eruption anstieg und hohe Werte erreichte, die sich mittlerweile wieder normalisiert haben. Die Hauptquelle des Tremors lag im Magmenkörper, der sich in einer Tiefe von 2700 m unterhalb des Neuen Südostkraters befand. Dieser Magmenkörper war bereits bei früheren Ereignissen die Quelle des Tremors. Nicht nur der Tremor nahm zu, sondern auch die Infraschallaktivität aufgrund der Explosionen. Am heutigen Morgen verlagerte sich die Infraschallaktivität vom Neuen Südostkrater in Richtung Bocca Nuova. Dies könnte darauf hinweisen, dass entweder tiefe Explosionen im Schlot stattfinden oder sogar strombolianische Aktivität generiert wird.

Parallel zur Eruption wurde eine Bodendeformation von weniger als einem Mikrorad beobachtet, die von den Inklinometern erfasst wurde. Die Dilatometer zeigten zwischen 21:00 Uhr und 03:20 Uhr eine Dekompression an.

Natürlich interessiert uns alle, wie es am Ätna weitergehen wird. Dennoch lassen sich praktisch keine verlässlichen Prognosen erstellen. Oft treten Paroxysmen in Serien auf, aber in diesem Jahr scheinen sie nur mit großem zeitlichem Abstand von mehreren Monaten aufzutreten. Die Dampfringe, die in den letzten Wochen häufig gesichtet wurden, deuten jedenfalls eher auf einen hohen Magmenstand hin als auf einen niedrigen.

Vulkan Ätna mit Dampfringen am 08.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Ätna eruptiert weiterhin viele Dampfringe

Der Ätna auf Sizilien eruptiert weiterhin Dampfringe. Sie erscheinen überwiegend über dem Zentralkrater und werden allem Anschein nach von der neuen Bocce ausgestoßen. In den sozialen Medien wurden entsprechend viele Fotos geteilt. Warum der Ätna ausgerechnet jetzt so viele Dampfringe ausstößt, ist nicht geklärt. Ich vermute, das hängt mit der Morphologie des neuen Schlotes bzw. Pit-Kraters zusammen, der im letzten Monat entstanden ist. Ein gängiges Entstehungsmodell der Dampfringen habe ich im Wiki beschrieben. Die Dampfringe werden auf Neudeutsch „poloidal vortex rings“ genannt.

Es gibt Überlegungen, nach denen besonders dann Dampfringe entstehen, wenn der Magmenstand im Fördersystem niedrig ist. Dieser Gedankengang steht allerdings im Widerspruch zu den Beobachtungen, die ich zwischen 1999 und 2002 am Ätna machen konnte, denn damals war der Ätna hoch aktiv und produzierte ebenfalls Dampfringe am laufenden Band. Zu ihrer Entstehung am Vulkan ist ein vergleichsweise niedrigviskoses Magma nötig, so wie es in den genannten 3 Jahren am Ätna vorhanden war, als es zur Bildung ausgeprägter Lavaströme kam. Vielleicht ist die häufige Generierung der Dampfringe ja ein Vorzeichen einer neuen spannenden Eruptionsphase am Ätna?!

Die Wissenschaftler vom INGV veröffentlichten heute ihr neues Bulletin zur Ätna-Aktivität der letzten Woche. Auffällig waren die starken Entgasungen aus der Bocca Nuova und dem Südostkrater. Die Seismizität in Bezug auf vulkanotektonische Erdbeben war gering. Der Tremor bewegte sich auf moderatem Niveau. Es wurden nur wenige Infraschallereignisse registriert. Sie deuteten auf starke Entgasungen bzw. schwachen Explosionen in der Tiefe der Schlote hin. Auffallend war ein signifikanter Rückgang des Kohlendioxid-Ausstoßes. Der Schwefeldioxid-Flux bewegte sich in einem durchschnittlichen Bereich. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man 2 kleine thermische Anomalien in den Schloten des Zentralkraters. Alles in Allem gibt es außer den Dampfringen keine Anzeichen besonderer Vorgänge im Ätna.

Vulkan Ätna mit Dampfringen am 22.07.23

Dampfringe und ein neuer Pitkrater am Ätna

Während alle Blicke gen Island gerichtet sind, passieren einige interessante Dinge am Ätna auf Sizilien. Dieser zeigte in der letzten Woche explosive Aktivität, die das INGV veranlasste kurzzeitig den Alarmstatus „orange“ auszulösen. In den Berichten hieß es, dass keine Aschewolken erzeugt wurden, daher gehe ich von strombolianischen Eruptionen aus, die glühende Tephra ausstießen. Die Aktivität manifestierte sich im Neuen Südostkrater.

Vulkanologen bestiegen Vorgestern den Rand der Bocca Nuova (BN) und dokumentierten einen neu entstandenen Pitkrater am Rand des Kraters. Er hat nur wenige Meter Durchmesser, doch er erweckte trotzdem das Interesse der Forscher. Meistens entstehen neue Pitkrater eher im zentralen Bereich der Bocca Nuova. Sie können sich soweit öffnen, dass letztendlich praktisch der gesamte Bereich der Bocca Nuova von einem Krater eingenommen ist. Typisch für die BN ist es, dass sich Phasen abwechseln, während derer der Krater fast ganz gefüllt ist und sich ein Plateau bildet oder in denen sich mehrere Pitkrater zu einer großen Depression vereinigen. Das letzte Plateau bildete sich während der Eruptionsphase 2019/20, als die BN besonders aktiv war und auch Lavaströme innerhalb des Kraters förderte. Aktuell befindet sich der Ätna in einem Zwischenstadium, in dem sich Pitkrater bilden. Neben dem kleinen Pit gibt es zwei größere. Die Pitkrater bilden sich, wenn das Magma relativ weit unten im Fördersystem steht. Ich vermute, dass sie dann entstehen, wenn es zu tief sitzende Explosionen kommt und sich Magma vermehrt akkumuliert.

In den sozialen Medien wurde ein Foto geteilt, das 3 Dampfringe zeigt, die nacheinander aus einem Schlot der Bocca Nuova aufgestiegen sind. Diese bilden sich besonders häufig in Phasen mit strombolianischen Eruptionen wenn Magma aufsteigt. Am Ätna wird es praktisch nie auf Dauer langweilig.


Weitere Meldungen:

Ebeko mit Ascheeruption

Der Kurilenvulkan Ebeko eruptierte heute eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufstieg und in Richtung Osten driftete. Ebeko ist einer der aktivsten Vulkane der Inselkette, die südlich von Kamtschatka liegt.


Taal mit langer Tremorphase

Der philippinische Taal-Vulkan ist seismisch unruhig und erzeugt eine ungewöhnlich lang anhaltende Tremorphase, die bereits Vorgestern begann. Tremor entsteht für gewöhnlich bei eruptiven Phasen, wenn sich Magma bewegt bzw. aufsteigt.