Hayli Gubbi – Schildvulkan in der Danakil-Depression

Vulkanbeschreibung Hayli Gubbi

Der Hayli Gubbi ist ein bislang kaum erforschter Schildvulkan in Äthiopien. Er liegt im südlichen Teil der Erta-Alé-Vulkankette, die sich im Herzen der Danakil erstreckt. Mit einer Höhe von ca. 520 Metern zählt er zu den kleineren, aber dennoch geologisch bedeutsamen Vulkanen dieser tektonisch aktiven Zone. Der Vulkan fand zum ersten Mal Mitte Juli 2025 auf Vnet Erwähnung – Grund genug hier einen Steckbrief zu veröffentlichen.

Hayli Gubbi. © Copernicus

Die Danakil-Depression gehört zu den heißesten und trockensten Regionen der Erde und ist zugleich ein Paradebeispiel für aktive kontinentale Rifttektonik: Hier zerbricht die Afrikanische Platte, wodurch sich der Ostafrikanische Grabenbruch formt. Im Norden des Grabenbruchs, wo drei Riftsysteme aufeinandertreffen, senkt sich das sogenannte Afar-Dreieck ab, an dem sich der Ostafrikanische Graben, das Rote Meer und der Golf von Aden treffen.

Der Vulkan liegt im südlichsten Abschnitt der Erta-Alé-Kette, einer rund 100 Kilometer langen Reihe aus Schildvulkanen, Spalten und Kratern. Anders als der nördlich gelegene, berühmte Erta Alé, der durch seinen persistierenden Lavasee weltweite Bekanntheit erlangt hat, sind vom Hayli Gubbi rezente Eruptionen unbekannt. Nach heutigem Wissensstand gibt es keine dokumentierten Ausbrüche in historischer Zeit. Geologisch wird der Vulkan jedoch dem Holozän zugeordnet, was auf eine vergleichsweise junge Bildung in erdgeschichtlicher Perspektive hindeutet. Allerdings gibt es Augenzeugenberichte, dass der Vulkan im Februar 2002 eine Dampfwolke ausstieß. Möglicherweise war es zu einer phreatischen Eruption gekommen.

Im Juli 2025 waren auf Satellitenaufnahmen im Infrarotspektrum eine Kette kleiner Hotspots zu erkennen gewesen, die wenige Kilometer nördlich des Hayli Gubbi lagen und bis an seine Flanke heranreichten. Die Vermutung liegt nahe, dass die thermischen Anomalien von unterirdisch fließender Lava verursacht wurden. Allerdings stammte die Lava wahrscheinlich nicht vom Hayli Gubbi, sondern vom Erta Alé, der zu dieser Zeit an seiner Südflanke eruptierte. Die Vermutung liegt nahe, dass Lava von dort aus in einem unterirdischen Riss oder einer alten Tube in Richtung Hayli Gubbi floss.




Typologisch handelt es sich bei Hayli Gubbi um einen basaltischen Schildvulkan mit flachen Flanken, der durch effusive Ausbrüche dünnflüssiger Lava entstanden ist. Im Zentrum des Vulkans befindet sich in einem Krater ein etwa 200 Meter breiter Schlackenkegel, der innerhalb eines grabenartigen Einbruchs sitzt. Diese Struktur lässt darauf schließen, dass tektonische Dehnungsvorgänge – typisch für die Danakil-Region – das ursprüngliche Schild deformiert und möglicherweise eine zentrale Einsenkung verursacht haben. Die umgebenden Laven bestehen größtenteils aus tholeiitischen Basalten, wie sie typisch für Riftzonen und ozeanische Rücken sind. Ihre petrographische Zusammensetzung umfasst meist Plagioklas, Klinopyroxen und gelegentlich Olivin – ein Hinweis auf einen heißen, magnesiumreichen Ursprung im oberen Mantel.

In geodynamischer Hinsicht ist Hayli Gubbi Teil eines Systems, das sich im Übergang von kontinentaler zu ozeanischer Kruste befindet, und ist wohlmöglich Zeugnis der Geburt eines neuen Ozeans.

Äthiopien: Afar-Dreieck durch Mantelplume geformt

Die Tiefebene des Afar-Dreiecks grenzt am Roten Meer und dem anschließenden Golf von Aden. © WIKIPEDIA

Magma aus der Tiefe –  Wie ein Mantelplume das Afar-Dreieck in Ostafrika formt

Tief unter dem Afar-Dreieck in Ostafrika brodelt eine geodynamische Kraft, die die Landschaft dramatisch verändert: Ein Mantelplume ist maßgeblich für die vulkanische Aktivität der Region verantwortlich und bedingt ein Aufreißen der Erdkruste und die Bildung eines Riftsystems. Dieses Rift könnte sich zu einem neuen Ozean weiten, so wie es bereits an 2 anderen divergenten Gräben der Region passiert ist: dem Roten Meer und dem Golf von Aden.

Lavasee Erta Alé im Jahr 2008. © MS

Wissenschaftler um Emma Watts von der University of Southampton fanden nun heraus, dass der Mantelplume nicht nur für die beginnende Öffnung des Afar-Dreiecks verantwortlich ist, sondern auch die beiden anderen Gräben entstehen ließ. Unter dem Afar-Dreieck stoßen diese drei tektonischen Nähte zusammen und bilden eine Dreierkreuzung – mit ein Grund, warum die Vulkane des Afar-Dreiecks zu den aktivsten der Welt zählen. Während der Prozess der Riftbildung im Afar-Dreieck noch am Anfang steht und die Kruste hier überwiegend kontinentaler Natur ist, sieht es mit dem Boden des Roten Meeres und des Golfs von Aden anders aus: Hier öffneten sich die Rifts bereits so weit, dass der Boden die chemische Signatur eines Ozeans trägt.

Das Forscherteam hat über 130 Proben junger Vulkane aus allen drei Riftzonen untersucht. Ihre geochemischen Analysen zeigen, dass der darunterliegende Mantel von einer einzigen, jedoch räumlich und chemisch heterogenen Zone besteht, in der heißes Mantelmaterial aus großer Tiefe aufsteigt. Interessanterweise wiederholen sich geochemische Muster über die Rifts hinweg und prägen der Erdkruste eine in Streifen verlaufende Signatur auf – ein Hinweis darauf, dass alle drei Spaltensysteme von derselben Quelle gespeist werden. Statistische Modellierungen mit Splines und K-Means-Analysen stützen diese Hypothese. Doch die Zonen gleicher chemischer Signaturen im Gestein sind unterschiedlich breit, ein Indiz dafür, dass die Öffnung der Rifts unterschiedlich schnell verläuft.

Nicht allein der Aufstieg des heißen Mantelmaterials bestimmt, wo und wie viel Schmelze an die Oberfläche gelangt. Auch die Tektonik spielt eine aktive Rolle. So ist die Dehnungsrate im Rotmeer-Graben mehr als doppelt so hoch wie im Äthiopischen Hauptgraben (MER). Gleichzeitig ist die Kruste unter dem MER deutlich dicker. Diese Unterschiede führen zu einem „Flaschenhals-Effekt“: Während das Material im Roten-Meer-Rift leichter aufsteigen kann, staut es sich unter dem MER, wo der lithosphärische Deckel dicker ist. Dadurch unterscheiden sich nicht nur die Menge, sondern auch die Zusammensetzung des Vulkangesteins in den jeweiligen Zonen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Mantelplumes nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel mit der überlagernden Plattentektonik entwickeln. Ein Plume ist also kein starrer Aufzug für Magma, sondern ein dynamisches System, das durch die Bewegung der Erdplatten geformt wird. Damit liefert das Afar-Dreieck nicht nur einen Blick in die vulkanische Zukunft Ostafrikas, sondern auch einen Schlüssel zum besseren Verständnis globaler geodynamischer Prozesse – bis hin zur Geburt neuer Ozeane.

Zu Anfang des Jahres wurden wir Zeugen der Wehen dieses Geburtsvorgangs, als sich im Süden des Afar-Dreiecks ein großer magmatischer Gang bildete. Die Gangbildung ging vom Vulkan Fentale aus und sorgte auf einer Strecke von über 30 Kilometern für starke Erdbeben und die Entwicklung verschiedener hydrothermaler Phänomene, die sich bis zum Vulkan Dofan erstreckten. Außerdem zeugt die Aktivität des Vulkans Erta Alé von der Geburt eines neuen Ozeans.

Erta Alé: Nordkrater gewaltig abgesackt

Der neue Pitkrater im Norden der Erta Alé Caldera. © Seifegebreil Shifferaw

Nordkrater am Erta Alé weiter kollabiert – Riesiger Pit entstanden

Mekele, 25.07..2025Nach und nach kristallisiert sich das wahre Ausmaß der Ereignisse am entlegenen Vulkan Erta Alé heraus, die sich dort seit Mitte Juli ereignen. Neue Aufnahmen vom Nordende der Caldera zeigen, dass sich ein gewaltiger Pitkrater gebildet hat, der mehrere Hundert Meter tief ist. Der Krater ist infolge von Kollaps-Ereignissen entstanden, als das Magma-Reservoir unter dem Vulkan in Richtung Süden abgelaufen ist. Dabei entstand vermutlich ein ca. 40 Kilometer langer magmatischer Gang und ein Rift.

Den Nordkrater in der Erta Alé Caldera kenne ich als leichte Depression, deren Geländekante 2002 ca. 15 m steil abfiel. Im Lauf der letzten Jahre füllte sich die Depression durch wiederholte Lavastrom-Eruptionen auf, bis sogar eine eine Wölbung entstand. Der nun entstandene Krater dürfte wieder die Dimensionen angenommen haben, den er am Anfang des letzten Zyklus des Vulkans inne hatte. Als die Vulkanführer, die die Aufnahmen machten, sich wieder vom Vulkan entfernten, sahen sie erneut Aschewolken aufsteigen, die auf weitere Kollapsereignisse hindeuteten. Ein Anzeichen dafür, dass die Kraterbildung und damit auch das unterirdische Ablaufen des Magmas noch nicht beendet sein könnte. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es am Ende des Gangs beim Afdera-Salzsee, wo es auch eine Siedlung gibt, ein Lavastrom austreten könnte.

Auch der Südkrater ist in den letzten Tagen kollabiert. Satellitenfotos nach zu Urteilen, hat er wieder die Größe angenommen wie bei meinem ersten Besuch dort. Es ist gut möglich, dass sich in einem oder auch beiden Pitkratern wieder ein Lavasee bilden wird. Für Touristen ist somit der direkte Kontakt zur Lava wieder in die Ferne gerückt: Zuletzt waren mehrere Hornitos unterwegs, die sich auf den Füllungen bzw. Deckeln der Krater gebildet hatten und Lava strotzten.

Sollten die Kollapsereignisse weitergehen, könnten die beiden nahe beieinander liegenden Krater zu einem Verschmelzen. In diesem Fall könnte man dann schon von einer Calderabildung sprechen. Aber auch schon so ist das ein nicht alltägliches Ereignis.

Erta Alé: Veränderungen infolge der Eruption sichtbar

Deutliche Veränderungen am Erta Alé infolge der jüngsten Eruption – beide verfüllten Krater abgesackt

Mekele, 22.07.2025Auf den neuesten Sentinel-Satellitenaufnahmen vom Erta Alé erkennt man, dass der Vulkanausbruch der letzten Woche vorbei zu sein scheint. Bei dem Ausbruch hatte sich an der Südflanke des Schildvulkans eine Eruptionsspalte geöffnet, aus der ein Lavastrom floss, der sich in zwei Arme geteilt hatte, die in Richtung Osten und Westen flossen. Möglicherweise floss auch Lava durch ein Rift in südlicher Richtung. In der Nordcaldera des Vulkans sackten sowohl der nördliche als auch der südliche Krater ein und bilden neue Pits.

Zwei Hotspots am 18.. © Copernicus

Interessant ist, dass der tiefere Pitkrater im Süden an der Stelle des alten Kraters liegt und nicht nur dort, wo sich vor den stärkeren Eruptionen im Jahr 2017 der stark geschrumpfte Krater befunden hatte. Der Vulkan scheint also für einen neuen Eruptionszyklus bereit zu sein und erfreut uns hoffentlich in einigen Monaten wieder mit einem Lavasee. Doch davon ist momentan keine Spur vorhanden, denn auf dem Satellitenbild von gestern ist keine thermische Signatur mehr zu sehen. Drei Tage zuvor sah es noch anders aus, als im Südkrater, aber auch im Nordkrater ausgeprägte Wärmesignaturen zu erkennen gewesen waren. Scheinbar ist die Lava durch den Spalt im Süden, der sich etwa 5 Kilometer von der Nordcaldera entfernt gebildet hatte, ausgelaufen. Unklar ist, ob sich wieder ein aktiver Lavasee mit eigener Zirkulation bilden wird, so wie es viele Jahrzehnte lang zu bewundern war.

Auf den Satellitenbildern sieht man zwar keine frische Lava mehr, aber die Spuren starker Entgasungen. Die Gaswolke zieht genau über das Gelände, auf dem sich die Asche abgelagert hat, die bei der kollapsbedingten Eruption gefördert worden war.

Ich stehe mit dem äthiopischen Reiseführer Seifegebreil in Kontakt, der für uns von Addis aus zum Erta Alé fahren wollte, um über die Eruption zu berichten, doch das wurde jetzt erst einmal verschoben.

Erta Alé: Lavastrom im Süden ausgetreten

Lavastrom im Süden des Erta Alé – Kraterbildung durch Kollaps infolge Deflation

Mekele, 17.07.2025Die Ereignisse am Erta Alé, über die ich in den letzten beiden Tagen berichtet habe, stehen offenbar mit der Eruption eines Lavastroms ganz weit im Süden des Vulkans in Verbindung. Ein neues Sentinel-Satellitenfoto zeigt im Infrarotspektrum die Signatur eines Lavastroms, der erst 5 Kilometer südlich der bekannten Hauptcaldera des Vulkans austritt. Dort, im Süden des Vulkans, befindet sich eine weitere Caldera, an deren Rand der Lavastrom sichtbar wird. Möglicherweise hat sich dort eine Eruptionsspalte gebildet.

Der Lavastrom teilt sich in 3 Arme, die sowohl nach Osten als auch nach Westen und Süden fließen. Der letztgenannte Arm scheint in einem Tunnel entlang eines Rifts zu verschwinden, denn noch einmal 5 Kilometer weiter südlich gibt es einige Hotspots, die nördlich des Vulkans Hayli Gubbi liegen. Es ist auch möglich, dass sich hier eigenständige Eruptionszentren öffneten.

Leider ist das Satellitenfoto aus mehreren Bildern zusammengesetzt. Die Naht der Bilder verläuft kurz oberhalb des Lavaaustritts am Rand der Südcaldera. Ausgerechnet das Bild, auf dem die eigentliche Erta-Alé-Caldera liegt, ist noch nicht aktualisiert worden und stammt von den Tagen vor der Eruption, so dass weitere Informationen über die Vorgänge dort fehlen. Es ist aber naheliegend, dass die Bildung des neuen Pitkraters mit dem Abfließen der Lava aus dem Magmenkörper unter dem Vulkan zusammenhängt und durch Kollapsereignisse ausgelöst wurde. Ein Umstand, auf den unser FB-Gruppenmoderator Mike Schüler früh hinwies.

Paradoxerweise ist das Wetter in der Danakil momentan schlecht und in einer der trockensten Wüsten der Erde ist es zu starken Regenfällen gekommen. In Afdera, einer der letzten ständig bewohnten Siedlungen in ca. 50 Kilometern Entfernung zum Erta Alé, ist es durch den Starkregen zu Überflutungen gekommen. Die ärmliche Infrastruktur des Ortes wurde stark beschädigt und die Menschen dort, die sowieso nicht viel haben, stehen vor dem Nichts. Meine persönlichen Erinnerungen an Afdera sind allerdings zwiespältig: Auf meiner ersten Expedition zum Erta Alé im Jahr 2002 wurde unsere Reisegruppe dort von der Polizei in „Schutzhaft“ genommen, aus der wir nur mit Schmiergeldzahlungen entkommen konnten.

Erta Alé: Weitere Hinweise auf Kraterbildung

Erta Alé mit Aschewolken und ausgeprägter thermischer Anomalie – Kraterbildung und möglicherweise ein neuer Lavasee

Mekele, 16.07.2025Am Vulkan Erta Alé in Äthiopien gibt es seit gestern Umwälzungen größeren Ausmaßes, die sich allerdings noch nicht ganz überblicken lassen. Da die Beobachter vor Ort ausschließlich Handyphotos ohne Textbeschreibungen posten, sind wir auf die Interpretation dieser Bilder angewiesen. Neue Satellitenfotos stehen noch aus. Dafür registrierten Satelliten eine sehr starke Wärmestrahlung.

Laut MIROVA betrug die Leistung der emittierten Wärmestrahlung gestern Morgen kurzzeitig 5800 MW (MODIS) was ein sehr hoher Wert ist und nur von einer größeren Lavafläche ausgegangen sein kann. Bilder vom Morgen dokumentieren nicht nur eine Aschewolke, sondern auch rotglühende Tephra, die an zwei gegenüberliegenden Stellen des neuen Kraters aufstieg. Eine Aufnahme vom Abend (Bild links) zeigt eine rot illuminierte Wolke aus dem Krater aufsteigen und es sieht so aus, als hätten sich möglicherweise sogar zwei nebeneinander liegende Pitkrater gebildet. Die hintere Wolke könnte aber mit einem Scheinwerfer angeleuchtet worden sein. 

Während die Anzahl der Krater unklar bleibt, kann man es aber als gesichert ansehen, dass sich ein Pitkrater gebildet hat, in dem zumindest zeitweise Lava brodelte.

Der Krater scheint deutlich größer zu sein, als es der Fall war, bevor der Vorgänger in den letzten Jahren verfüllt wurde. Er scheint recht zudem ziemlich nahe an den Calderarand heranzureichen.

Die Vulkanführer haben zuletzt ihre Gruppen bis an die Hornitos herangeführt, wobei manche zwar Gasmasken trugen (von denen ich ausgehe, dass sie nicht die richtigen Filter enthielten), aber nur die wenigsten mit Wanderstiefeln und Helmen ausgestattet waren. Das Risiko, von plötzlichen Lavaspritzern oder Kollapsereignissen überrascht zu werden, wird von den meisten dieser ortsansässigen (selbst ernannten) Vulkanführer unterschätzt. Vielfach beschränkt sich ihre Erfahrung auf den Erta Alé, was ja nett ist, wenn es darum geht, den Pfad zum Vulkan hochzufinden, aber völlig unzureichend, um Vulkangefahren wirklich einschätzen zu können! Wer also eine Tour zum Erta Alé unternehmen will und nicht selbst über entsprechende Erfahrungen verfügt, sollte sich Vulkanführern mit internationaler Vulkanerfahrung anschließen.

Update: In einer Augenzeugenbeschreibung heißt es, dass es an 4 Stellen in der Caldera Aktivität gibt. Ein erfahrener Reiseanbieter meinte, das Gebiet des ehemaligen Nordkraters wäre aktiv. Möglich, dass sich in beiden ehemaligen Kratergebieten (Nord und Süd) neue Depressionen bilden. Die Asche soll sich noch in 15 Kilometern Entfernung zur Caldera finden. Neben Magmenaufstieg könnte die Ursache auch im gegenteiligen Prozess liegen: Kollaps durch unterirdischen Magmenabfluss. Dagegen spricht dann aber die große Hitzeentwicklung und die rot illuminierten Wolken.

Erta Alé: Aufstieg einer Aschewolke dokumentiert

Aschewolke am Erta Alé deutet auf Rissbildung oder Kollaps hin – Kraterbildung möglich

Mekele, 15.07.2025Seit den starken Schwarmbeben, die sich Anfang des Jahres im Awash-Gebiet des südlichen Afar-Dreiecks ereigneten und mit einer Gang- und Riftbildung einhergingen, war es um den ca. 500 Kilometer weiter nördlich gelegenen Schildvulkan Erta Alé in Äthiopien vergleichsweise ruhig bestellt gewesen. Es gab zwar eine vergleichsweise schwache Aktivität an einem Hornito, der sich im Bereich des früheren Pitkraters gebildet hatte, doch größere Lavaüberläufe blieben aus. Diese ungewöhnliche Ruhe könnte sich nun ändern.

Aschewolke am Erta Alé

Der einheimische Vulkanführer Hummed Edris teilte über den Reiseunternehmer Seifegebreil Shifferaw auf FB ein Video, das eine Aschewolke zeigt, die aus der Erta-Ale-Caldera aufsteigt. Da sehr wahrscheinlich niemand alte Autoreifen verbrennt, liegt es nahe, dass es zu einer vergleichsweise ungewöhnlichen Art vulkanischer Aktivität an dem Vulkan kommt, der normalerweise rotglühende Lavaströme und keine Aschewolken fördert.

Meine Hypothese ist, dass die Asche infolge einer Rissbildung oder des Kollapses und der Ausblasung der Füllung des früheren Pitkraters zustande kommt. Möglicherweise steigt frisches Magma auf und bahnt sich seinen Weg zur Oberfläche, um entweder einen Lavastrom zu bilden oder sogar einen neuen Lavasee zu kreieren.

Thermische Anomalien werden aktuell nicht angezeigt. MIROVA detektierte zuletzt am 15. April eine schwache Wärmestrahlung. Die jüngste Phase intensiver Wärmestrahlung ereignete sich am 15. Januar und lief aus, als die Erdbeben bei Awash stärker wurden. Allerdings erkennt man auf dem jüngsten wolkenfreien Sentinel-Satellitenbild im Infrarotspektrum zwei kleine Hotspots im Bereich des früheren Pitkraters, die darauf hindeuten, dass vor einer Woche am Erta Alé 2 Hornitos aktiv waren.

Während der heißen Sommermonate sind am Erta Alé nur wenige Reisegruppen unterwegs, weswegen der Informationsfluss spärlich ist. Da der Vulkan in einer nur dünn besiedelten Region der Danakil-Wüste liegt, gibt es auch kein Echtzeitmonitoring. Seifegebreil Shifferaw kündigte aber an, selbst zum Erta Alé zu fahren und die Community mit neuen Informationen zu versorgen.

Erta Alé: Lava lockt Touristen an

Brodelnder Lava-Pool am Erta Alé wird zur Touristenattraktion – Fragwürdiges Verhalten gefilmt

Im Krater des äthiopischen Vulkans Erta Alé gibt ein teilweise kollabierter Hornito den Blick auf einen Lava-Teich frei, der in seinem Inneren brodelt. Der Lava-Pond oder auch Pool hat einen geschätzten Durchmesser von 5 bis 7 Metern und befindet sich in dem Bereich des früheren Pitkraters, der bei den Ausbrüchen der letzten 2 Jahre verfüllt wurde. Früher brodelte in diesem Krater ein Lavasee, der zu seinen Spitzenzeiten etwa 100 m im Durchmesser maß und an dessen Rand ich mich mit einigen Vereinsmitgliedern aus wissenschaftlichen Gründen im Jahr 2002 abgeseilt hatte. Eine Aktion, die mich um ein Haar das Leben gekostet hätte.

Nicht zuletzt aus diesem Grund betrachte ich die aktuellen Entwicklungen am Erta Alé mit ein wenig Skepsis, denn neue Videoaufnahmen vom Reiseführer Seifegebreil Shifferaw belegen das unvorsichtige Verhalten von Touristengruppen, die sich bis auf den Rand der Hornitos wagen, um für ein Foto zu posieren. Dabei tragen die meisten T-Shirts, Shorts und leichte Wanderschuhe, was zeigt, dass sich diese Menschen komplett unvorbereitet und ahnungslos auf ein Abenteuer einlassen, von dessen Gefahrenpotenzial sie offenbar null Ahnung haben. Wer sich auf eine Vulkanexpedition in Äthiopien begibt, sollte sich wenigstens rudimentär über die Gefahren des Vulkanismus informieren und sein Hirn nicht beim Führer abgeben. Ich persönlich finde es schön, dass der Besuch des Kraters noch möglich ist und von den Behörden noch nicht verboten wurde, aber selbst in Äthiopien ist mit einem Aufstiegsverbot zu rechnen, wenn es erst einmal zu schweren Unfällen und Klagen gekommen ist.

Die glutflüssige Lava ist gut 1000 Grad heiß und kann infolge von Lavaspattering mehrere Zehnermeter weit spritzen. Lappilligroße Tropfen können schwerste Verbrennungen verursachen und sich bis auf die Knochen durchbrennen. Der Boden am Rand des Hornitos dürfte so heiß sein, dass er den Kleber von Schuhsohlen und evtl. auch Kunstfasereinsätzen schmilzt, darum sollte man an einem Vulkan immer lange Kleidung aus flammenhemmendem Material (Wolle, Baumwolle, Nomex) und Vollleder-Wanderschuhe oder Arbeitsstiefel tragen. Ein Helm, Gasmaske und Schutzbrille sind ebenfalls obligatorisch, wenn man so nahe an einem aktiven Hornito steht. Außerdem sollten sich unter Aufsicht immer nur 3 bis 4 Leute gleichzeitig in der Nähe des Hornitos aufhalten, wenn Laien denn überhaupt unbedingt so nahe dran gehen müssen. Aber auch die beste Kleidung schützt nicht bei größeren unerwarteten Ereignissen, die an einem aktiven Vulkan immer auftreten können.

Erta Alé: Lava kocht im Hornito

Lavateich kocht in einem offenen Hornito am Erta Alé – Mann im T-Shirt stellt sich an seinem Rand

Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé liegt in der Wüste Danakil und zählt zu den aktivsten Vulkanen des afrikanischen Kontinents. Jahrzehnte lang brodelte in seinem Pitkrater ein großer Lavasee, bis er im Jahr 2017 ausfloss. Seitdem kämpft der Lavasee um eine Renaissance, doch trotz aller Bemühungen schaffte es Erta Alé nicht mehr, einen stabilen Lavasee zu etablieren. Stattdessen füllte sich der Pitkrater in den letzten 2 Jahren infolge einer kleineren Eruptionsserie auf, so dass sich auf absehbare Zeit kein neuer Lavasee mehr bilden kann. Ein wenig Entschädigung liefert gerade ein Hornito, der sich auf dem früheren Krater gebildet hat und dessen Spitze kollabiert ist: er gibt den Blick auf auf brodelnde Lava frei, die sich in seinem Inneren angesammelt hat.

Videoaufnahmen, die der äthiopische Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw online stellte, zeigen das Naturphänomen, das langsam zur Touristenattraktion wird. Ob man am Rand des Lavateichs allerdings mit T-Shirt und Turnschuhe (immerhin keine Sandalen) gut aufgehoben ist, darf bezweifelt werden, obgleich evtl. Lavaspritzer auch nicht von einem Hemd davon abgehalten werden sich in die Haut einzubrennen. Generell sollte man es sich gut überlegen, welches Risiko man für ein Foto auf sich nehmen will.

Der Erta Alé war bis Anfang des Jahres deutlich aktiver, als er es jetzt ist, und frequente Lavastrombildungen waren an der Tagesordnung. Dann kam die Erdbebenserie im ca. 500 Kilometer entfernten Awash, das am Rand der Danakil und des Afar-Dreiecks liegt, und die Aktivität am Erta Alé reduzierte sich signifikant. Im Januar/Februar kam es zu einer großen Intrusion eines magmatischen Gangs, die vom Vulkan Fentale ausging und in ihrer Dimension in etwa mit den jüngsten Ereignissen auf Island vergleichbar war, nur dass die Erdbewegungen in Äthiopien mit einem noch stärkeren Rifting-Ereignis einhergingen. Auf Satellitenfotos der Region erkennt man dampfende Fumarolen am Calderarand des Fentale, während es am Erta Alé nur schwache thermische Anomalien zu sehen gibt, die auf insgesamt 3 heiße Hornitos hindeuten.