Erta Alé: Lava lockt Touristen an

Brodelnder Lava-Pool am Erta Alé wird zur Touristenattraktion – Fragwürdiges Verhalten gefilmt

Im Krater des äthiopischen Vulkans Erta Alé gibt ein teilweise kollabierter Hornito den Blick auf einen Lava-Teich frei, der in seinem Inneren brodelt. Der Lava-Pond oder auch Pool hat einen geschätzten Durchmesser von 5 bis 7 Metern und befindet sich in dem Bereich des früheren Pitkraters, der bei den Ausbrüchen der letzten 2 Jahre verfüllt wurde. Früher brodelte in diesem Krater ein Lavasee, der zu seinen Spitzenzeiten etwa 100 m im Durchmesser maß und an dessen Rand ich mich mit einigen Vereinsmitgliedern aus wissenschaftlichen Gründen im Jahr 2002 abgeseilt hatte. Eine Aktion, die mich um ein Haar das Leben gekostet hätte.

Nicht zuletzt aus diesem Grund betrachte ich die aktuellen Entwicklungen am Erta Alé mit ein wenig Skepsis, denn neue Videoaufnahmen vom Reiseführer Seifegebreil Shifferaw belegen das unvorsichtige Verhalten von Touristengruppen, die sich bis auf den Rand der Hornitos wagen, um für ein Foto zu posieren. Dabei tragen die meisten T-Shirts, Shorts und leichte Wanderschuhe, was zeigt, dass sich diese Menschen komplett unvorbereitet und ahnungslos auf ein Abenteuer einlassen, von dessen Gefahrenpotenzial sie offenbar null Ahnung haben. Wer sich auf eine Vulkanexpedition in Äthiopien begibt, sollte sich wenigstens rudimentär über die Gefahren des Vulkanismus informieren und sein Hirn nicht beim Führer abgeben. Ich persönlich finde es schön, dass der Besuch des Kraters noch möglich ist und von den Behörden noch nicht verboten wurde, aber selbst in Äthiopien ist mit einem Aufstiegsverbot zu rechnen, wenn es erst einmal zu schweren Unfällen und Klagen gekommen ist.

Die glutflüssige Lava ist gut 1000 Grad heiß und kann infolge von Lavaspattering mehrere Zehnermeter weit spritzen. Lappilligroße Tropfen können schwerste Verbrennungen verursachen und sich bis auf die Knochen durchbrennen. Der Boden am Rand des Hornitos dürfte so heiß sein, dass er den Kleber von Schuhsohlen und evtl. auch Kunstfasereinsätzen schmilzt, darum sollte man an einem Vulkan immer lange Kleidung aus flammenhemmendem Material (Wolle, Baumwolle, Nomex) und Vollleder-Wanderschuhe oder Arbeitsstiefel tragen. Ein Helm, Gasmaske und Schutzbrille sind ebenfalls obligatorisch, wenn man so nahe an einem aktiven Hornito steht. Außerdem sollten sich unter Aufsicht immer nur 3 bis 4 Leute gleichzeitig in der Nähe des Hornitos aufhalten, wenn Laien denn überhaupt unbedingt so nahe dran gehen müssen. Aber auch die beste Kleidung schützt nicht bei größeren unerwarteten Ereignissen, die an einem aktiven Vulkan immer auftreten können.

Erta Alé: Lava kocht im Hornito

Lavateich kocht in einem offenen Hornito am Erta Alé – Mann im T-Shirt stellt sich an seinem Rand

Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé liegt in der Wüste Danakil und zählt zu den aktivsten Vulkanen des afrikanischen Kontinents. Jahrzehnte lang brodelte in seinem Pitkrater ein großer Lavasee, bis er im Jahr 2017 ausfloss. Seitdem kämpft der Lavasee um eine Renaissance, doch trotz aller Bemühungen schaffte es Erta Alé nicht mehr, einen stabilen Lavasee zu etablieren. Stattdessen füllte sich der Pitkrater in den letzten 2 Jahren infolge einer kleineren Eruptionsserie auf, so dass sich auf absehbare Zeit kein neuer Lavasee mehr bilden kann. Ein wenig Entschädigung liefert gerade ein Hornito, der sich auf dem früheren Krater gebildet hat und dessen Spitze kollabiert ist: er gibt den Blick auf auf brodelnde Lava frei, die sich in seinem Inneren angesammelt hat.

Videoaufnahmen, die der äthiopische Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw online stellte, zeigen das Naturphänomen, das langsam zur Touristenattraktion wird. Ob man am Rand des Lavateichs allerdings mit T-Shirt und Turnschuhe (immerhin keine Sandalen) gut aufgehoben ist, darf bezweifelt werden, obgleich evtl. Lavaspritzer auch nicht von einem Hemd davon abgehalten werden sich in die Haut einzubrennen. Generell sollte man es sich gut überlegen, welches Risiko man für ein Foto auf sich nehmen will.

Der Erta Alé war bis Anfang des Jahres deutlich aktiver, als er es jetzt ist, und frequente Lavastrombildungen waren an der Tagesordnung. Dann kam die Erdbebenserie im ca. 500 Kilometer entfernten Awash, das am Rand der Danakil und des Afar-Dreiecks liegt, und die Aktivität am Erta Alé reduzierte sich signifikant. Im Januar/Februar kam es zu einer großen Intrusion eines magmatischen Gangs, die vom Vulkan Fentale ausging und in ihrer Dimension in etwa mit den jüngsten Ereignissen auf Island vergleichbar war, nur dass die Erdbewegungen in Äthiopien mit einem noch stärkeren Rifting-Ereignis einhergingen. Auf Satellitenfotos der Region erkennt man dampfende Fumarolen am Calderarand des Fentale, während es am Erta Alé nur schwache thermische Anomalien zu sehen gibt, die auf insgesamt 3 heiße Hornitos hindeuten.

Äthiopien: Weitere Erdbeben am 16.03.25

Erdbeben M 5,3 bei Awash in Äthiopien – Erdstoß war in der Hauptstadt zu spüren gewesen

Datum 16.03.2025 | Zeit: 18:53:10 UTC | Koordinaten: 9.425 ; 40.218 | Tiefe: 10 km | M 5,3

Nach ein paar Wochen der Ruhe kam es gestern Abend zu zwei weiteren mittelstarken Erdstößen in der äthiopischen Awash-Region, die bereits Anfang des Jahres Schauplatz eines starken Schwarmbebens war, das mit einem Riftingprozess unter magmatischem Einfluss in Verbindung stand. Das stärkere Beben hatte eine Magnitude von 5,3 und ein Hypozentrum, das in 10 Kilometern Tiefe fixiert wurde. Diese Angaben stammen vom GFZ. Das EMSC meldete eine Magnitude von 5,1. Der Erdstoß manifestierte sich um 18:53:10 UTC und hatte ein Epizentrum, das 49 km nördlich von Awash lokalisiert wurde. Ein zweites Beben ereignete sich um 21:20:16 UTC und brachte es auf eine Magnitude von 4,3. Wahrscheinlich gab es auch schwächere Beben, die aufgrund des faktisch nicht vorhandenen seismischen Netzwerkes in der Region nicht registriert wurden. Aus dem Mangel an Seismografen resultiert auch das Problem, dass weder die Epizentren noch die Hypozentren genau lokalisiert werden können.

Die Beben manifestieren sich am beginnenden Afar-Dreieck im Norden des Ostafrikansichen Riftvalleys. Hierbei handelt es sich um eine über 6000 Kilometer lange plattentektonische Naht, an der sich ein Teil Ostafrikas vom Rest des afrikanischen Kontinents abtrennt, wodurch im Laufe der nächsten Jahrmillionen eine neue Mikroplatte entstehen könnte. Entlang des Riftbodens öffnet sich ein neuer Ozean, dessen Verlauf bereits jetzt durch eine Kette von Sodaseen markiert wird. Durch das Rifting entstehen tief reichende Risse in der Erdkruste, die durch Magma aus der Tiefe verfüllt werden. Der Prozess wird durch einen großen Mantelplume gesteuert, der in 2 Arme aufgeteilt ist. Ein Arm des Magmaschlauches wird unter Kenia vermutet, der andere unter der von den Erdbeben geplagten Awash-Region. Ähnliche Prozesse kennt man von Island. Ob es in Äthiopien kurzfristig zu einem Vulkanausbruch kommen wird, ist ungewiss, aber durchaus möglich. Wirklich vorbereitet ist man auf ein Katastrophenszenario vor Ort nicht.

Äthiopien: Erdbeben am 24. Februar

Drei Beben in der Awash-Region. © EMSC

Weitere Erdbeben in der Awash-Region in Äthiopien – Stärkste Erschütterung Mw 5,3

In der äthiopischen Awash-Region kam es heute Nacht zu drei mittelstarken Erdbeben. Das stärkste Beben hatte die Magnitude 5,3. Zwei weitere Erschütterungen erreichten Magnituden von Mw 4,7 und Mw 4,5. Da die Tiefen der Erdbebenherde nicht genau bestimmt werden konnten, wurden sie auf 10 Kilometer fixiert. Es ist gut möglich, dass sie tatsächlich flacher lagen. Der Grund für die ungenaue Tiefenbestimmung liegt darin, dass es in der Region zu wenige Seismografen gibt. Auch die Lokalisierung der Epizentren ist ungenau.

Die Beben stehen im Zusammenhang mit den Magmenintrusionen von Oktober 2024 und Januar 2025, die auch mit einer verstärkten Spreizung des auslaufenden Ostafrikanischen Riftvalleys einhergingen. Zwischen den Vulkanen Fentale und Dofan intrudierte Magma in Form eines Gangs, wodurch sich der Boden stellenweise um bis zu 130 cm hob. Am Ausgangspunkt der Intrusion, dem Vulkan Fentale, sank der Boden um mehr als einen Meter ab. Seit Mitte Januar schwebte über der Caldera des Fentale eine lange Zeit als rätselhaft eingestufte Wolke, die später als Methan identifiziert wurde. Diese Wolke ist auf dem jüngsten Satellitenbild nicht mehr zu erkennen, dafür aber Fumarolen am Südrand der Caldera.

Die Intrusion schuf mehrere neue Thermalgebiete mit starker hydrothermaler Aktivität. Fotos aus der letzten Woche dokumentierten sogar Schlammgeysire.

Beeinflussen Beben bei Awash den Vulkan Erta Alé?

In den letzten Tagen gab es auch Erdbeben in anderen Regionen des Ostafrikanischen Rifts, unter anderem in Mosambik und Eritrea. Letzteres Beben hatte eine Magnitude von 4,3 und manifestierte sich unweit der äthiopischen Vulkane Dallol und Erta Alé. An diesem Vulkan gab es in den vergangenen Monaten häufige Lavaüberläufe, die seit der Intrusion bei Awash im Januar jedoch nicht mehr aufgetreten sind. Sentinel-Satellitenaufnahmen zeigen im Infrarotspektrum noch einige Hotspots, bei denen es sich um heiße Förderschlote der Hornitos handelt, doch Lavaströme fehlen. Ob das Zufall ist oder ob die Aktivität durch die Vorgänge im 550 Kilometer entfernt gelegenen Awash abgewürgt wurde, ist eine interessante Frage. Die Forschung geht davon aus, dass starke Erdbeben mit einer Magnitude ab 6 Vulkanausbrüche bis in eine Entfernung von 1000 Kilometern beeinflussen können. Vielleicht reichten die Beben im 5er-Bereih auch aus um den Erta Alé zu beeinflussen.

Äthiopien: Intensive hydrothermale Aktivität bei Awash

Hydrothermale Aktivität bei Awash in Äthiopien – Schlammgeysire bildeten sich

Obwohl es nur noch sporadisch zu messbaren Erdbeben in der äthiopischen Erdbebenregion bei Awash kommt – das letzte Erdbeben mit Mw 6,0 ereignete sich am 14. Februar und war das stärkste der Serie –, bleibt es in der Region äußerst spannend! Über der Caldera des Fentale-Vulkans schwebt weiterhin eine Dampfwolke, bei der es sich wahrscheinlich um Methan handelt. Nach der Bodenhebung in Folge der Magmenintrusion im Januar senkte sich der Calderaboden um mehrere Dezimeter, wobei möglicherweise das Hydrothermalsystem offengelegt wurde, von dem nun das Methangas ausströmt. Methan ist zwar kein vulkanisches Gas, kann aber infolge von chemischen Reaktionen, die unter Hitzeeinwirkung erfolgen, in einem Hydrothermalsystem entstehen.

Auch abseits der Fentale-Caldera gibt es starke hydrothermale Phänomene, die mit zwei phreatischen Eruptionen infolge der Gangbildung begannen. Wir erinnern uns: Aus Richtung Fentale kommend migrierte ein magmatischer Gang in Richtung des benachbarten Vulkans Dofan. Der Gang ist etwa 35 Kilometer lang und hob den Boden stellenweise um 130 Zentimeter an. Obwohl es nicht zu einem magmatischen Vulkanausbruch kam und das Magma im Untergrund stecken blieb, entstanden entlang des Ganges mehrere Thermalgebiete bzw. an bereits Vorhandenen verstärkte die Aktivität.

Aktuell ist eine Fotografengruppe unter Leitung des Reiseführers Enku Mulugeta vor Ort. Der Reiseleiter teilte Fotos der hydrothermalen Aktivität. Zu sehen sind nicht nur brodelnde Schlammtöpfe, sondern auch Geysire, die schlammiges Wasser über 10 Meter hoch ausstoßen. Enku berichtet, dass sich die hydrothermale Aktivität zwischen Fentale und dem Ayelu-Vulkan, der sich noch weiter nördlich als der Dofan befindet. Das spricht für eine enorme magmatische Intrusion und es hat sich offenbar ein Gang gebildet, der in seinen Dimensionen der Intrusion am isländischen Vulkan Bardarbunga erinnert, die letztendlich zur bekannten Holuhraun-Eruption führte. Einen ähnlichen Prozess vermute ich auch als Ursache für das Schwarmbeben bei Santorin, wo es momentan etwas ruhiger geworden ist, obwohl immer noch viele Erdbeben registriert werden.

Fentale: Starke Methangas-Emissionen detektiert

Starke Methan-Emissionen vom Vulkan Fentale – Seltenes Phänomen gibt Rätsel auf

Die Ereignisse im äthiopischen Afar-Dreieck, wo es Anfang des Jahres zu einer Magmenintrusion entlang des auslaufenden Riftvalleys kam, die mit einer Bodenhebung und Extension der Awash-Region einherging, sind durch die Vorgänge bei Santorin etwas in den medialen Hintergrund gerückt. Zu Unrecht, wie ich finde: Zwar hat die Erdbebentätigkeit entlang des Gangs nachgelassen, doch noch immer schwebt eine mysteriöse Wolke über der Caldera des Vulkans Fentale, der am Anfang der Region mit der Bodenhebung liegt.

Am Fentale selbst wurde zu Beginn der Erdbebenserie eine Bodenhebung festgestellt, die sich im späteren Verlauf in eine Absenkung verwandelte, während sich der Boden in Richtung Nordosten auf einer Strecke von 35 Kilometern um bis zu 130 Zentimeter hob. Es kam zu einer Magma-Intrusion, in deren Folge hydrothermale Explosionen entstanden und Schlammvulkane tätig wurden. Zudem bildete sich gegen Ende der Erdbebenphase die beschriebene Wolke über der Caldera des Fentale.

Nach vielen Spekulationen über die Natur der Wolke scheint zumindest die Frage nach ihrer Zusammensetzung beantwortet zu sein: Wie am Wochenende bekannt wurde, überflog ein Satellit von GHGSat in Zusammenarbeit mit SRON den Fentale und hielt im Auftrag des europäischen Klimafolgeforschungsdienstes Copernicus nach Methan Ausschau. Tatsächlich wurde ein starker Methanausstoß am Vulkan entdeckt. Die Förderrate betrug etwa 58 Tonnen pro Stunde bzw. 1400 Tonnen pro Tag.

Der Nachweis von Methan in Verbindung mit der geologischen Aktivität könnte Aufschluss über unterirdische Prozesse geben. Laut Prof. John Stix von der McGill University könnte Magma in den vergangenen Wochen durch Risse in der Erdkruste nach Nordosten geflossen sein, was die Erdbeben in der Region erklären würde. Das Absinken der Erdoberfläche könnte durch das Abfließen des Magmas verursacht worden sein.

Normalerweise sind Magmabewegungen mit Kohlendioxid- und Schwefeldioxidemissionen verbunden. Der Methannachweis deutet jedoch auf ein hydrothermales Reservoir unter der Caldera hin, das durch die Bodensenkung freigesetzt wurde. Das Reservoir enthielt magmatische Fluide, die von dem einen Stockwerk tiefer gelegenen Magmenspeichersystem stammten. Während normalerweise vom Magma selbst kein Methan ausgeht, kann es in einem Hydrothermalsystemen durch chemische Reaktionen mit Kohlenstoff oder wassereichen Gesteinen entstehen. (Quelle: Pressemeldung GHGSat)

Fentale: Anhaltende Dampfemissionen

Satellitenfoto zeigt anhaltende Dampfemission am Fentale – Seismizität rückläufig

Auf dem jüngsten öffentlich zugänglichen Sentinel-Satellitenfoto vom äthiopischen Vulkan Fentale, das am 27. Januar aufgenommen wurde, erkennt man weiterhin die stationäre Wolke über der Caldera hängen, während es in der Umgebung des Vulkans wolkenlos ist. Bei genauerer Betrachtung des Fotos erkennt man entlang der Ränder eines alten Lavastroms Dampf aufsteigen. Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um fumarolische Aktivität entlang neu gebildeter Frakturen im Calderaboden. Diese Rissbildungen und Entgasungen dürften mit der Magmaintrusion in Verbindung stehen, die in der ersten Monatshälfte aktiv war.

Entlang der Intrusion konnte man auf einer Länge von ca. 35 Kilometern eine signifikante Bodenhebung ausmachen, die bis zu 130 Zentimeter betrug. An einigen Stellen kam es auch zu Subsidenz, so z. B. in der Schlussphase der Intrusion, als am Fentale der Boden absackte. Durch diese Bodenbewegungen könnten die Risse entstanden sein, aus denen nun die Fumarolengase magmatischen Ursprungs austreten. Ich vermute, dass sich trotz der Deflation unter dem Vulkan noch Magma befindet. Ob es allerdings bald zu einer Eruption kommen wird, lässt sich ohne weitere Daten nicht seriös beurteilen. Das Eruptionsrisiko steigt aber, wenn weitere Intrusionen stattfinden sollten.

Die Intrusion des magmatischen Gangs ging mit einer Rifting-Episode entlang des Awash-Segmentes des ostafrikanischen Grabenbruchs einher. Intrusion und Rifting lösten einen Schwarm mittelstarker Erdbeben aus. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen, so dass es so aussieht, als käme die aktuelle Episode zu einem Ende. Es war aber schon die zweite Gangbildung der letzten Monate und es kann gut sein, dass weitere Episoden stattfinden werden.

Die starke Erdbebentätigkeit bei Awash hatte offenbar keinen anregenden Einfluss auf den ca. 550 Kilometer entfernt liegenden Vulkan Erta Alé. Auf dem Satellitenbild vom gleichen Datum erkennt man im Infrarotbereich nur drei kleine Hotspots, die von heißen Förderschloten der Hornitos zeugen.

Ostafrikanisches Riftvalley aktiver als angenommen

Der Lake Magadi liegt am Boden des Ostafrikanischen Riftvalley in Kenia. © Marc Szeglat

Afrika könnte schneller zerbrechen als angenommen, erklärt Geoforscherin Cynthia Ebinger

Der afrikanische Kontinent droht entlang des 6000 Kilometer langen Ostafrikanischen Riftvalleys zu zerbrechen. Ein langsamer geologischer Prozess, der nicht ohne Wehen abläuft, wie die jüngsten Ereignisse in Äthiopien zeigen: Im Awash-Gebiet, dort, wo sich das Riftvalley zum Afar-Dreieck weitet, manifestierten sich seit September 2024 Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Erdbeben, von denen nur die stärksten mit Magnituden ab 4 mithilfe einer seismischen Messstation nachgewiesen werden konnten. Die Beben sind dabei nur Symptome eines beschleunigten Auseinanderdriftens der sich trennenden Erdkrustenplatten entlang des Riftvalleys. Gleichzeitig kommt es zur Intrusion eines Magmatischen Gangs, wobei die Wechselwirkungen zwischen Magmaintrusion und Rifting noch nicht ganz verstanden sind. Den Geoforschern stellt sich die Frage, ob es aufgrund der Magmaintrusion zu einem beschleunigten Auseinanderdriften kommt oder ob das Magma nur in den Spalt eindringt, der durch das Auseinanderdriften entsteht, wobei sich die Prozesse auch gegenseitig bedingen und verstärken könnten.

Als genereller Motor hinter dem Abspaltungsprozess Ostafrikas vom Rest des Kontinents wird eine gigantische Mantelplume vermutet, die unter dem Grabenbruch aufsteigt und mit gegenläufig rotierenden Konvektionströmen die Erdkruste zerreißt und die so entstehenden Erdkrustenplatten in unterschiedliche Richtungen verschiebt. Mit der Folge, dass sich entlang des heutigen Riftvalleys ein Ozean bildet, ähnlich wie es vor Jahrmillionen mit dem Atlantik geschah.

Bis vor kurzem nahm man an, dass die Öffnung des Rifts noch mindestens 10 Millionen Jahre lang dauern könnte, doch laut Cynthia Ebinger, Geowissenschaftlerin an der Tulane University in den USA, gibt es Hinweise, dass die Geburt eines neuen Ozeans wesentlich schneller ablaufen könnte als bislang angenommen. Einer dieser Hinweise war eine massive Intrusion nebst Schwarmbeben im Afar-Dreieck, die wohl ähnlich ablief wie das aktuelle Ereignis bei Awash. Damals, wie heute, bildeten sich große Risse und die damaligen Erdverschiebungen bildeten den Anstoß, bisherige Theorien zu überdenken und neue Modelle des Riftings zu erstellen.

Cynthia ist Expertin für die Tektonik des Riftvalleys und erforscht den Grabenbruch seit mehr als 40 Jahren. In einem Interview, das der brasilianische Ableger der BBC Ende letzten Jahres mit ihr führte, erklärte sie, dass es den Forschern gelungen sei, den zeitlichen Ablauf der Öffnung des Rifts zu einem Ozean genauer festzulegen. Sie meint, dass die Öffnung 10 Mal schneller abläuft, als bis dato angenommen. Zudem könnten starke Erdbeben den Prozess noch einmal beschleunigen, so dass die Öffnung innerhalb von 500.000 bis 1 Million Jahren vollendet sein könnte. Für uns Menschen sind das immer noch sehr lange Zeiträume, für die Erde allerdings nur ein Augenblick.

Äthiopien: Interferogramm zeigt Deflation am Fentale

Erste Statements von Forschern zur Magmenintrusion in äthiopischer Awash-Region

Seit einigen Wochen hält uns das Geschehen um eine Magmenintrusion in Kombination mit einem Riftingprozess im äthiopischen Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs bei Awash in Atem.  Gestern wurde von inoffizieller Stelle ein neues Interferogramm zu den Bodendeformationen der Region veröffentlicht. Es zeigt, dass zwischen dem 10. und 22. Januar am Fentale Subsidenz stattfand, während es im Norden des Gebiets am Dofan-Vulkan weiterhin zum Uplift gekommen ist. Es sieht so aus, als würde das Magma des Gangs vom Fentale ausgehend in Richtung Dofan migrieren. Kurz nach Einsetzen der Subsidenz am Fentale erschien die mysteriöse Wolkenbildung über der Caldera. Die Autoren der Wissenschaftswebsite „Il Mondo dei Terremoti“ liefern nun einen neuen Erklärungsversuch des Phänomens: Durch die Subsidenz infolge der Deflation senkte sich der Calderaboden nebst Grundwasser ab und näherte sich dem Magmenkörper. Durch den erhöhten Wärmefluss verdunstet das Grundwasser und es kommt zu diffusen Gasaustritten. Diese führen in Verbindung mit der erhöhten Luftfeuchtigkeit zu Kondensation, wodurch sich Wolken direkt über dem Vulkan bilden.




Von offizieller Seite aus wurden auch die Satellitendaten zur Bodenhebung zwischen dem 29.12.24 und dem 10.01.25 neu ausgewertet und zu einem Interferogramm zusammengefasst. Dadurch wird ein komplexes Muster einer großflächigen Intrusion bestätigt, das mit einem Riftingprozess einhergeht. Die Bodenhebung erreichte tatsächlich an einigen Stellen bis zu 130 Zentimeter. Die Bodenverformungen erstrecken sich vom Fentale-Vulkan im Süden bis hinter den Dofan-Vulkan im Norden der Awash-Region und folgen dem Verlauf des Riftvalleys.

Die seismische Krise, die mit dem Riftingprozess und der Magmaintrusion einhergeht, hat sich zwar abgeschwächt, dennoch werden täglich noch ein bis zwei Beben mit Magnituden im Viererbereich registriert. Laut dem oben genannten Artikel wurden seit Beginn der Krise mehr als 154 Erdbeben mit einer Magnitude von M ≥4 aufgezeichnet, darunter 12 Beben mit M ≥5.

Die Autoren sind der Ansicht, dass es sich auch ohne sichtbaren Vulkanausbruch um eines der faszinierendsten vulkanischen Ereignisse der letzten Jahre handelt. Hätte sich dieses Phänomen in einem anderen Teil der Welt zugetragen, würde es vermutlich weitaus mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten.