Santorin: Weitere Erdbeben mit Magnitude 5,0

Steilküste am Calderarand on Santorin ist besonders Steinschlaggefährdet. © Marc Szeglat

Schwarmbeben bei Santorin hält sein hohes Niveau – 2 weitere Beben mit der Magnitude 5,0

Der Erdbebenschwarm, der sich nordöstlich von Santorin unter dem Meeresboden zuträgt, geht unvermindert weiter. Seit gestern haben sich Hunderte Erdbeben ereignet. 25 Beben hatten Magnituden ab 4. Das bislang stärkste Beben ereignete sich gestern und hatte die Magnitude 5,1. Heute gab es zwei Beben M 5,0. Diese Beben sind als mittelstark einzustufen, doch im Verbund mit den anderen spürbaren Beben wirken sie auf Santorin zunehmend destabilisierend. Dabei werden nicht nur das Gefüge der Gesteine geschwächt, sondern auch das der Bauten, und es kommt zunehmend zu Gebäudeschäden. Die stärksten Schäden wurden bis jetzt aber durch teils massive Steinschläge entlang der Steilküsten verursacht. Besonders entlang der Küstenlinie wurden einige Strandbars und Verkaufsbuden durch Steinschläge demoliert. Ein Aufenthalt hier ist lebensgefährlich. Insbesondere falls sich noch stärkere Erdbeben ereignen sollten, könnten große Felsstürze entstehen. Dieses Risiko ist aber bereits jetzt deutlich erhöht.

Der Katastrophenschutz war in den letzten Tagen nicht untätig und hat bereits angefangen, Personal und Material für den Notfall auf die Insel zu schaffen. Darunter befinden sich auch Notstromaggregate. Es wurden besonders gefährdete Gebiete ausgewiesen, die man dringend meiden sollte. Die Bevölkerung wird über SMS-Nachrichten gewarnt und informiert. Im Falle eines Starkbebens soll man wegen der Tsunamigefahr umgehend den Küstenbereich verlassen und höher gelegenes Gelände aufsuchen, was auf Santorin einfach sein sollte. Aber auch umliegende Inseln wären in diesem Fall betroffen.

Weiterhin versuchen viele Anwohner und Besucher, Santorin zu verlassen. Fähren und Flüge von der Insel sind praktisch ausgebucht. Mir stellt sich die Frage, ob man die Insel nicht komplett evakuieren will, doch kurzfristig so viele Schiffe aufzutreiben dürfte schwierig werden.

Tektonik des Erdbebengebiets bei Santorin

Der größte Teil der Beben manifestiert sich immer noch nordöstlich des Unterwasservulkans Kolumbos. Genauere Barymethirsche-Karten zeigen, dass es in dem Bereich eine Kette kleinerer Unterwasservulkane gibt, die zum Kolumbos-System gehören. Sie liegen nördlich eines Segments der Santorin-Amorogos-Fault-Zone, die das tektonisch bestimmende Element der Region ist und für das Starkbeben von 1956 verantwortlich gemacht wird. Während inzwischen die meisten Seismologen wohl davon ausgehen, dass die Beben rein tektonischer Natur sind, halte ich das betroffene Störungssegment eigentlich für zu klein, um die Erdbeben ohne magmatischen Einfluss hervorbringen zu können. Allerdings zeigt eine Studie vom letzten Jahr, dass das Erdbeben Mw 7,8 von 1956 ein Stück Meeresboden zerbrach: Es entstand ein neuer 75 Kilometer langer Riss entlang der Amorgos-Verwerfung, an dem der Boden bis zu 16,8 m angehoben worden war. Dieser Bodenversatz trat urplötzlich auf und regte einen Tsunami an, ähnlich wie man es vom großen Sumatrabeben im Jahr 2004 her kennt. Allerdings befindet sich die Amorgos-Verwerfung nördlich des aktuellen Erdbebenclusters. Dieser liegt an dem beschriebenen kleineren Segment des Störungssystems, das im Norden von der Amorgos-Verwerfung und im Süden von der Anafi-Astypalea-Störung begrenzt wird. Zwischen diesen beiden Störungen entstand der Graben, in dem die Vulkane Santorin und Kolumbos liegen.

Santorin: Schwarmbeben verursacht Fluchtbewegung

Schwarmbeben bei Santorin im vollen Gang – Panik löst Flucht aus

Datum 03.02.25 | Zeit: 12:17:42 UTC | Koordinaten: 36.648 ; 25.654 | Tiefe: 13 km | Mb 5,1

Das Schwarmbeben nordöstlich von Santorin geht unvermindert weiter. Es wurden inzwischen Hunderte Erdbeben mit Magnituden zwischen 2 und 5,1 registriert, wobei das letztgenannte Beben erst vor wenigen Minuten registriert wurde. Die Beben konzentrieren sich vor der Küste der Vulkaninsel und unweit des submarinen Vulkans Kolumbos. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 17 Kilometern. Der Ursprung der Beben ist weiterhin ungeklärt. Sie können infolge einer magmatischen Gangintrusion entstehen, die vom Kolumbos ausgeht, oder durch Magmenaufstieg verursacht werden. Da der Vulkan am Südwestende eines Rifts mit mehreren signifikanten Störungen liegt, sind auch tektonisch bedingte Erdbeben denkbar. Die Beben liegen allerdings nicht genau auf einer Störungszone (schwarze Linien in der Shakemap), sondern dazwischen. Es lässt sich auch nicht ausschließen, dass unterirdische Magmabewegungen die Störungen aktivieren oder dass es vergleichbar mit Awash und Island ein verstärktes Rifting gibt, bei dem eine Magmenintrusion eine Rolle spielt.




Zusammenfassend lassen sich nach aktuellem Kenntnisstand 4 Szenarien aufstellen:

  • Die Beben sind magmatischen Ursprungs und stehen mit Magmenaufstieg und/oder Gangintrusion in Verbindung
  • Aufsteigendes Magma (magmatische Fluide) löst tektonische Erdbeben aus, indem es Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert
  • Die Seismizität ist rein tektonischen Ursprungs und spielt sich an Störungszonen ab ohne Einfluss von Fluiden
  • Es kommt zu einer Rifting-Episode mit Magmaeinfluss

Ich habe die Szenarien in der Reihenfolge -nach meiner Einschätzung- abnehmender Wahrscheinlichkeiten angeordnet. Bei den tektonisch geprägten Szenarien könnte ein Starkbeben die Folge sein. Sollte es einen größeren magmatischen Einfluss geben, könnte es zu einem submarinen Vulkanausbruch kommen. In der Folge beider Möglichkeiten ist die Entstehung eines Tsunamis nicht ausgeschlossen.

Für die Bewohner der Inselwelt um Santorin könnten schwerwiegende Konsequenzen entstehen. Entsprechend besorgt ist man dort. Besonders auf Santorin geraten viele Menschen in Panik. Viele übernachteten in ihren Autos oder im Freien, weil sie ein starkes Erdbeben fürchteten. In Medienberichten heißt es, dass viele Menschen die Insel verlassen möchten und sich vor den Ticketverkaufsstellen der Fährgesellschaften lange Schlangen bildeten. Auch die Flüge sind nahezu ausgebucht.

Die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens

Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens? Es ist zwar richtig, dass es Erdbebenschwärme vor einem Starkbeben geben kann, doch meistens treten sie nach einem Starkbeben in Form von Nachbeben auf. Ich halte die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens mit Magnituden größer 7 für vergleichsweise gering, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass sich so ein Beben ereignen könnte.

Ein Vulkanausbruch, der sich an der Wasseroberfläche auswirkt, ist zwar möglich, aber nach aktuellem Stand der Dinge nicht sehr wahrscheinlich. Der Kraterboden von Kolumbos liegt in 500 m Tiefe, außerdem bebt es weniger im Kraterbereich des Vulkans, sondern an seiner nordöstlichen Basis, wo das Wasser noch deutlich tiefer ist. Sollte es hier zu einer Eruption kommen, ist zunächst mit Wasserverfärbungen und Entgasungen, schwimmende Bimssteine und toten Fischen zu rechnen. Damit surtseyanischen Eruptionen entstehen, müsste der Vulkan erst noch wachsen.

Dennoch sollte man auf Santorin und den umgebenden Inseln eine gewisse Vorsicht walten lassen und besonders gefährdete Gebiete meiden: In der Nähe von Klippen drohen Steinschläge und bereits mittelstarke Erdbeben könnten zu Gebäudeschäden führen. Den Anweisungen der örtlichen Behörden ist Folge zu leisten und man sollte sich vor Ort bei offiziellen Stellen informieren.

Weiterführender Link: Video Santorin: Impressionen der Insel

Santorin: Massiver Erdbebenschwarm bei Kolumbos

Massiver Erdbebenschwarm erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos nordöstlich von Santorin

Der Unterwasservulkan Kolumbos wird von einem massiven Erdbebenschwarm gerockt, wie ich ihn an diesem Vulkan noch nicht gesehen habe. Beeindruckend ist nicht nur die große Anzahl an Erdbeben, sondern auch deren Magnitude: Die meisten Erschütterungen spielen sich gerade im Dreierbereich ab, wobei es auch mehrere Magnituden im Viererbereich gab. Der stärkste Erdstoß manifestierte sich heute Mittag um 12:55 UTC und brachte es auf M 4,8. Seit letzter Woche steigert sich die Seismizität kontinuierlich und es werden enorme Mengen Energie freigesetzt. Was in den Erdbebenlisten fehlt, sind schwache Beben mit Magnituden kleiner als 2.

Schaut man sich das Seismogramm einer Messstation auf Santorin an, dann erkennt man ein tremorähnliches Signal, so schnell kommen die Erdbeben hintereinander. Die Grafik wurde mir übrigens von Vnet-Leser Peter K. zugeschickt.

Sollte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handeln, dann findet wohl gerade die Bildung eines magmatischen Gangs statt oder aber Magmenaufstieg und es könnte in letzter Instanz auf einen Unterwasservulkanausbruch hinauslaufen. Ober er in Kürze oder erst in Tagen oder Wochen stattfinden wird, lässt sich bis jetzt nicht sagen. Die Caldera von Santorin ist von der Aktivität augenblicklich nicht betroffen. Hier rechne ich nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden Eruption.

Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Schwarm tektonischer Natur ist, denn Kolumbos liegt auf einer markanten Störungszone, von der schon verheerende Erdbeben ausgegangen sind, bei denen mindestens ein Tsunami entstand. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass das Schwarmbeben angestaute Spannungen komplett abbaut, ohne dass es zu einem Starkbeben kommt. Wie ich bereits gestern in meinem Update zu Santorin schrieb, wird der Ursprung der Beben kontrovers diskutiert.

Tsunami könnte drohen

Für Beobachter aus der Ferne jedenfalls eine spannende Situation, für die Bewohner und Besucher der ägäischen Inselwelt eine besorgniserregende Entwicklung, die selbst im Falle eines Unterwasserausbruchs in einem Tsunami gipfeln könnte. Von so einer riesigen Hafenwelle, die erst ihre ganze Macht entfaltet, wenn sie auf flache Küstengewässer trifft, geht nicht nur eine Bedrohung für die umliegenden Inseln aus, sondern auch für die Küsten des östlichen Mittelmeeres. Ohne Panik schüren zu wollen, sollte man eine Fluchttasche griffbereit halten und sich einprägen, wie man in kürzester Zeit höher gelegenes Gelände erreicht. Im Falle eines Starkbebens sollte man auch die Bausubstanz seines Aufenthaltsortes im Auge behalten und hier ebenfalls nach Schutz- und Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten. Im Falle eines Erdbebens bleiben nur Sekunden, um Deckung zu suchen. Ein Tsunami erreicht umliegende Küsten in Minutenschnelle.

Santorin: Weitere Steigerung der Seismizität

Erdbebenaktivität bei Santorin nimmt zu – Stärkstes Beben M 4,5

Auf Santorin wächst die Spannung – nicht nur bei den Anwohnern, sondern auch im Untergrund. Die Erdbeben werden nicht nur häufiger, sondern auch stärker. So meldete das GFZ heute gleich vier Beben mit Magnituden zwischen 4,2 und 4,5. Die Tiefen wurden mit 10 Kilometern fixiert. Beim EMSC erhielten die zwei stärksten Beben eine Magnitude von 4,3. Die Erdbebenherde wurden in Tiefen von 13,6 und 14,5 Kilometern festgestellt. Die Epizentren lagen offshore, nordöstlich von Santorin, im Flankenbereich des submarinen Vulkans Kolumbos. Von gestern bis heute wurden mehr als 100 Beben mit Magnituden ab 2 registriert. Einige Erschütterungen ereigneten sich auch direkt auf Santorin.




Kontroverse um Ursprung des Schwarmbebens

Über die Natur der Beben gibt es kontroverse Diskussionen. Eine Gruppe geht davon aus, dass sie zumindest teilweise vulkanotektonischen Ursprungs sind und mit Bewegungen magmatischer Fluide zusammenhängen. Diese These wird laut griechischen Medienberichten vom Chefseismologen Efthymios Lekkas und dem Zivilschutzminister Vassilis Kikilias vertreten, die die Beben auf ein Erwachen des Vulkans zurückführen. Da ich weder Lekkas noch Kikilias persönlich gesprochen habe, ist nicht auszuschließen, dass die Medien die Angelegenheit aufbauschen oder den beiden Männern Worte in den Mund legen.

Das andere Lager beruft sich auf Aussagen des Seismologieprofessors Gerasimos Papadopoulos, der in einem Interview erklärt, dass die jüngsten Erdbeben im Nordosten von Santorin tektonischen Ursprungs sind. Die meisten Erschütterungen ereignen sich nicht innerhalb der vulkanischen Caldera oder auf der Insel selbst, sondern 10 bis 30 Kilometer nordöstlich, insbesondere im Meeresgebiet südlich von Amorgos. Die Region liegt auf einer unterseeischen Bruchzone, die von Amorgos bis Astypalea verläuft und von großen tektonischen Verwerfungen geprägt ist. Eine dieser Verwerfungen verursachte 1956 das stärkste Erdbeben des letzten Jahrhunderts in Griechenland mit einer Magnitude von 7,7 und löste einen 20 Meter hohen Tsunami aus. Laut Papadopoulos müsse man sich keine Sorgen um ein Erwachen des Vulkans machen. Allerdings erwähnt er den submarinen Vulkan Kolumbos, der sich sieben Kilometer nordöstlich von Santorin befindet, nicht. Auch bleibt unklar, ob die Gefahr eines starken Erdbebens besteht.

Schwarmbeben an Vulkanen oft vulkanotektonischen Ursprungs

Meiner Erfahrung nach spielen magmatische Fluide bei Beben in Regionen mit aktivem Vulkanismus oft eine Rolle. Selbst wenn es sich um tektonische Beben entlang von Störungszonen handelt, die durch Vulkane verlaufen, verändern magmatische Fluide die Spannungen im Boden und können Erschütterungen auslösen. Außerdem entstehen Erdbeben an Vulkanen häufig entlang von Störungen, wenn eine Vulkanflanke in Bewegung gerät und langsam abrutscht.

Sicherheit über den Ursprung der Bebentätigkeit kann man erst haben, wenn entweder Bodenhebung festgestellt wird, oder es aber zu einem so starken beben kommt, dass eine vulkanotektonische Natur der Erschütterung praktisch ausgeschlossen ist.

Santorin: Erdbebenschwarm intensivierte sich

Der Calderarand von Santorin fällt steil ab. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm bei Santorin und Kolumbos verstärkte sich – Behörden beobachten Situation

Datum 31.01.25 | Zeit: 08:10:59 UTC | Koordinaten: 36.580 ; 25.790 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Das Schwarmbeben beim griechischen Unterwasservulkan Kolumbos intensivierte sich und das EMSC registrierte in den letzten 24 Stunden eine wachsende Anzahl (38) von Erdbeben, wobei auch deren Energiefreisetzung zunahm. So hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in nur 5 Kilometern Tiefe. Da es sich aber gut 15 Kilometer vor der Küste von Santorin ereignete, wurde es von den Anwohnern offenbar nicht gespürt. Standardmäßig zeigen die Erdbebenkarten von EMSC nur Beben mit Magnituden ab 2 an. Besucht man die Shakemap des griechischen Erdbebendienstes, dann sieht man, dass es auch eine Vielzahl schwächerer Erdbeben gibt. Diese manifestieren sich nicht nur unter der Nordostflanke von Kolumbos, sondern auch auf Santorin.




Konferenz des Katastrophenschutzes mit Geoforschern einberufen

Dieser Umstand hat bereits am Mittwoch die griechischen Behörden alarmiert, woraufhin der Zivilschutzminister Vassilis Kikilias eine Sondersitzung des Katastrophenschutzes veranlasst hat. Man kam überein, der Situation besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie weiterhin genau zu überwachen, man sieht aber noch keinen Grund für Alarmismus. Die anwesenden Geoforscher meinten, dass die Beben vulkanotektonischen Ursprungs sind und sich überwiegend entlang der zentralen Störungszone des Calderavulkans ereignen.

Efthymios Lekkas, Seismologe und Leiter des wissenschaftlichen Überwachungsausschusses für den Hellenischen Vulkanbogen, meinte gestern in einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender ERT, dass Santorin alle 20.000 Jahre eine gewaltige Eruption erzeugt. Da seit der letzten großen Explosion erst 3600 Jahre vergangen sind, hätte man sehr viel Zeit, bevor man erneut mit einer großen Explosion konfrontiert wird. Der Seismologe vergisst aber offensichtlich, dass sich Vulkane nicht unbedingt an Statistiken halten und dass auch normal große Eruptionen ein Problem für Inselbewohner und Touristen darstellen könnten.

Die Situation zeigt Parallelen zu der seismischen Krise, die im Jahr 2011 begann und 14 Monate anhielt. Damals wurden nicht nur Erdbeben, sondern auch eine erhöhte hydrothermale Aktivität auf Nea Kameni und eine Bodenhebung am Grund der Caldera festgestellt. Eine Eruption blieb aber aus. Von vergleichbaren Ereignissen wurde aktuell bisher nicht berichtet.

In den Newsartikeln zu der Konferenz werden nicht die deutlich stärkeren Beben unter dem Kolumbos erwähnt, obwohl von diesem Unterwasservulkan am ehesten eine überregionale Bedrohung ausgeht. Eine Studie aus dem Jahr 2022 entdeckte unter dem Vulkan einen großen Magmenkörper. Er hat ein Volumen von 1,4 Kubikkilometer und vergrößert sich mit einer jährlichen Rate von etwa 4 Millionen Kubikmetern. Bei der letzten starken Eruption des Unterwasservulkans im Jahr 1650 wurden etwa 2 Kubikkilometer Tephra ausgeworfen. Bei der aktuellen Zuflussrate wäre dieser Wert in gut 150 Jahren erreicht.

Santorin: Weitere Erdbeben am 30.01.25

Schwarmbebentätigkeit nordwestlich von Santorin hält an – Mehr als 30 Beben seit gestern

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin kommt seismisch betrachtet nicht zur Ruhe und es ereignen sich immer noch Erdbeben. In den letzten 24 Stunden wurden mehr als 30 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich detektiert. Innerhalb einer Woche wurden mehr als 70 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es heute auf Mb 2,9 und hatte ein Hypozentrum in 13300 m Tiefe. Das Epizentrum lag ca. 15 Kilometer vor der Küste der Insel und 7 Kilometer vom Krater des submarinen Vulkans Kolumbos entfernt. Ich bringe den Erdbebenschwarm mit diesem Unterwasservulkan in Verbindung, da sie sich größtenteils an der unteren Nordostflanke des Vulkans abspielen. Doch ob sie tatsächlich vulkanotektonischen Ursprungs sind und von Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst werden, vermag ich nicht zu sagen. Denkbar sind auch rein tektonische Erschütterungen oder Beben, die zwar tektonischer Natur sind, aber durch ein verändertes Spannungsregime infolge einer Bodenhebung ausgelöst werden. Meldungen über Bodendeformationen stehen aus, wobei es in dem Bereich des Meeres wahrscheinlich keine unterseeischen Messstationen gibt.

Generell sind Flanken von Unterwasservulkanen relativ steil und neigen zum Abrutschen, mit der Folge, dass Tsunamis entstehen können. So ein Tsunami hätte verheerende Auswirkungen auf die Inselwelt der Ägäis und umliegende Küsten des Mittelmeeres. Sollte es zu einem submarinen Vulkanausbruch am Kolumbos kommen, steigt diese Gefahr noch einmal.

Auch auf Santorin selbst gab es eine weitere Erschütterung. Sie hatte die Magnitude 2,1 und lag direkt unter dem Ort Thira. Der Erdbebenherd befand sich in 7 Kilometern Tiefe. Vereinzelte Erdbeben sind auf einer Vulkaninsel normal, aber auch hier gibt es seit einigen Wochen eine leichte Steigerung der Seismizität.

Santorin ist eine beliebte Urlaubsinsel am Rand einer großen Caldera, die in der Bronzezeit durch eine verheerende Eruption die Geschichte beeinflusste und möglicherweise den Untergang der Minoer verursachte.

Santorin: Schwarmbeben nördlich der Insel

Blick von Thira auf Santorin in Richtung Nea Kameni. © Marc Szeglat

Schwarmbeben nördlich von Santorin erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin wurde seit letzter Woche von mehreren Erdbeben getroffen. Das stärkste ereignete sich am 25. Januar und hatte eine Magnitude von 3,6. Der Erdbebenherd lag in 11 Kilometern Tiefe und das Epizentrum manifestierte sich an der Küste von Thirasia. Hierbei handelt es sich um die westliche Insel des Archipels, wo sich der westliche Calderarand über den Meeresspiegel erhebt. Aber auch auf Nea Kameni und Santorin selbst bebte es. Heute kam es dann zu einem kleinen Erdbebenschwarm nördlich von Santorin, der auch das Areal des submarinen Vulkans Kolumbos streifte. Der Schwarm setzt sich aus 19 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich zusammen. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 21 Kilometern. Ob sie tektonischen Ursprungs sind oder durch die Bewegung magmatischer Fluide ausgelöst wurden, ist noch unklar.

In den letzten Wochen konnte man eine leichte Zunahme der Seismizität bei Santorin beobachten. So wie es aussieht, ergibt sich hieraus ein Trend. Obgleich es immer wieder zu Erdbeben kommt, treten Schwärme nicht ganz so häufig auf. Zuletzt ereignete sich auf Santorin im Jahr 2012 eine signifikante Aktivitätssteigerung, während der es zu zahlreichen Schwärmen kam, die mit einer partiellen Hebung des Calderabodens einherging. Damals rechnete man schon fast mit einem Vulkanausbruch, der dann aber doch ausblieb.

Die Santorin-Caldera gehört zusammen mit den Campi Flegrei und dem Vesuv zu den gefährlichsten Vulkanen Europas. Sie zeigte sich für die wohl verheerendste Eruption im Europa der Bronzezeit und Antike verantwortlich. Als Minoische Eruption, die sich ca. vor 3600 Jahren ereignete, ging sie in die Geschichtsbücher ein. Der durch diese Eruption ausgelöste Tsunami könnte den Untergang der Minoischen Kultur eingeläutet haben und wirkte sich auch auf die Ägypter aus. Bei dem Ausbruch entstand eine Caldera, in der folgende normale Eruptionen den Inselvulkan Nea Kameni bildeten. Dieser war zuletzt im Jahr 1950 aktiv. Eine stärkere Eruptionsperiode ereignete sich zwischen 1939 und 1941. Der Vulkan ist also alles andere als erloschen und könnte mittelfristig betrachtet wieder ausbrechen. Für den Tourismus wäre bereits ein normalgroßer Ausbruch katastrophal, sieht man mal von Vulkantouristen ab, die gezielt Eruptionen beobachten wollen.

Beim Kolumbos handelt es sich übrigens um einen hydrothermal aktiven submarinen Vulkan, der ca. 7 Kilometer nordöstlich von Santorin liegt. Sein Calderarand reicht bis in eine Wassertiefe von 18 m auf. Der Calderaboden befindet sich allerdings in mehr als 500 m Tiefe.

Kreta: Erdbeben Mb 4,5 am 29.12.24

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert griechische Ferieninsel Kreta – Wahrnehmungsmeldungen aus 80 Kilometern Entfernung

Datum 29.12.24 | Zeit: 08:02:09 UTC | Koordinaten: 35.092 ; 26.394 | Tiefe: 26 km | Mb 4,5

Vor der Ostküste der griechischen Ferieninsel Kreta ereignete sich heute Morgen um 08:02:09 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5. Das Epizentrum wurde 17 km östlich von Palekastro verortet. In dem Ort leben nur gut 1.000 Einwohner. Das Hypozentrum befand sich in gut 26 Kilometern Tiefe und damit bereits in der oberen Asthenosphäre. Dennoch konnte der Erdstoß noch in gut 80 Kilometern Entfernung vom Hypozentrum gespürt werden. Dem EMSC liegen einige Wahrnehmungsmeldungen vor. Bebenzeugen sprechen von wackelnden Möbeln.

Tektonisch betrachtet stehen Erdbeben bei Kreta mit der Subduktion entlang des Hellenischen Grabens in Verbindung, entlang dem die Afrikanische Platte unter der Ägäischen Platte abtaucht. Bei der Ägäischen Platte handelt es sich um eine Kleinplatte, die dem Europäischen Kontinent vorgelagert ist. Tatsächlich liegen im Osten von Kreta einige sinistrale (linksschiebende) Blattverschiebungen. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich an einer dieser Störungen. Laut einer Studie von Uwe Ring u. a. aus dem Jahr 2022 sind diese Störungen zusammen mit der westlich von Kreta gelegenen Kefalonia-Verwerfung für die starke Krümmung der Hellenischen Subduktionszone südlich von Kreta verantwortlich.

Betrachtet man die Shakemap genauer, erkennt man, dass es nicht nur ein Nachbeben der Magnitude 3,2 im Osten von Kreta gab, sondern auch eine Erschütterung der Magnitude 2,5 in der Santorin-Caldera. Dieses Beben manifestierte sich in nur 4 Kilometern Tiefe am Nordwestrand der Vulkaninsel Nea Kameni, die sich in der Caldera erhebt. Ein weiteres Beben lag nordöstlich von Santorin, in der Nähe des submarinen Vulkans Kolumbos. Im Bereich von Nea Kameni ereigneten sich in den letzten zwei Wochen zwei weitere Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich. Die Beben deuten darauf hin, dass der Vulkan längst nicht erloschen ist und mittelfristig betrachtet wieder zu neuem Leben erwachen könnte. Der letzte Ausbruch von Nea Kameni ereignete sich 1950. Es gab explosive aber auch effusive Aktivität. Es handelte sich allerdings nicht um einen Katastrophalen Vulkanausbruch mit überregionalen Wirkungen. Erste Schwarmbeben manifestierten sich bereits 1949, so dass man sagen kann, dass sich der Ausbruch innerhalb von einem Jahr zusammenbraute. Weitere Anzeichen eine bevorstehenden Ausbruchs waren Bodenhebung, erhöhte Gasemissionen und eine verstärkte Geothermie im Küstenbereich der Insel.

Griechenland: Mittelstarkes Erdbeben auf Chalkidiki

Erdbeben Mw 4,7 erschüttert griechische Halbinsel Chalkidiki – Beben weithin spürbar

Datum 13.12.24 | Zeit: 08:34:12 UTC | Koordinaten: 40.293 ; 24.134 | Tiefe: 10 km | Mw 4,7

Die Drei-Finger-Halbinsel Chalkidiki ist eine beliebte Ferienregion. Sie liegt südöstlich von Thessaloniki im Nordosten Griechenlands. Heute erlitt die Urlaubslaune dort allerdings einen Dämpfer, denn der nördliche Arm der Halbinsel wurde von einem mittelstarken Erdbeben der Momentmagnitude 4,7 heimgesucht. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe, während das Epizentrum 20 km ost-nordöstlich von Néa Róda lokalisiert wurde. Das größere Thessaloníki liegt 100 Kilometer entfernt. Es gab mehrere schwächere Erdbeben und natürlich auch unterschiedliche Angaben zur Erdbebenstärke. Nach Angaben lokaler Erdbebendienste brachte es das Beben auf ML 5,1.

Ob 4,7 oder 5,1, das Erdbeben war jedenfalls stark genug, dass es in einem Umkreis von fast 400 Kilometern deutlich gespürt werden konnte. Ein Bebenzeuge in ca. 40 Kilometern Entfernung beschrieb das Beben so: „Es kam grollend heran. Die Schränke vibrierten. Das ganze Haus bebte“.

Es gab nicht nur Nachbeben, sondern auch zwei Vorbeben der Magnituden 3,1 und 3,8. Sie konnten ebenfalls von Bewohnern der Halbinsel gespürt werden und schürten erste Sorgen vor stärkeren Erschütterungen.

Die tektonische Situation der Chalkidiki-Region ist komplex, denn hier verlaufen mehrere Störungszonen, die einerseits vom Serbo-Macedonian-Massiv aus Richtung Nordwesten kommen und im Thessaloniki–Rentina Fault System münden, andererseits aus östlicher Richtung kommend vor der Küste verlaufen und die Verlängerung der Nordanatolischen Verwerfung darstellen. Durch die vielfältigen Erdkrustenbewegungen entstanden auf und um Chalkidiki zahlreiche kurze Störungen. Das aktuelle Erdbeben stand mit einer dieser lokalen Störungen in Verbindung, die westlich des Berges Athos verläuft.

Die Region hat eine Geschichte verheerender Erdbeben. Im September 1932 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,1 den Nordosten von Chalkidiki und zerstörte die Stadt Ierissos. Die Katastrophe forderte 83 Todesopfer, verletzte über 300 Menschen und zerstörte allein in Ierissos 650 Häuser. Mehr als 2000 Häuser in den umliegenden Dörfern wurden entweder zerstört oder unbewohnbar gemacht. Aufgrund dieser Historie reagieren die Anwohner der Region empfindlich und besorgt auf spürbare Erdbeben.