Fagradalsfjall am 20. August 2022

Eruption auf Island fluktuiert auf niedrigem Niveau

In den letzten 24 Stunden bot der Fagradalsfjall im Meradalir eine gemischte Performance: Bis zum späten Abend setzte sich der rückläufige Trend fort und die Höhe der Lavaauswürfe nahm weiter ab. Zeitweise war auf den Cams keine Tätigkeit mehr erkennbar gewesen. Dann nahm die Aktivität wieder zu und nachts bildeten sich wieder kleine Fontänen/Strombolianer. In einiger Entfernung zum Krater kam es zu einem Durchbruch eines Lavastroms. Sehr wahrscheinlich brach die Lava aus einem Tunnel hervor. Vulkanaut Thorsten traf etwa zu dieser Zeit am Ort des Geschehens ein und berichtete, dass glühende Pyroklasten bis zu 50 m hoch ausgestoßen wurde. Selbst um 2 Uhr nachts waren zahlreiche Vulkanspotter unterwegs, so dass es um Ruhe am Vulkan schlecht bestellt war. Kurz vor der Morgendämmerung ließ die Aktivität wieder deutlich nach. Heute Vormittag sieht man nur noch Dampf aufsteigen.

Tremor fällt am Fagradalsfjall

Seit gestern ist der Tremor deutlich gefallen, aber nicht so stark, dass sich daraus das Ende der Eruption ableiten ließe. Die Seismizität ist moderat. Heute Früh manifestierte sich ein Erdbeben Mb 3,2. Das Hypozentrum lag 5,3 km tief. Das Epizentrum wurde im Westen von Reykjanes lokalisiert, genauer, 7.5 km nordöstlich von Reykjanestá und ca. 15 km vom Fagradalsfjall entfernt. Damit ereignete sich der Erdstoß an einem anderen Spaltensystem und stand bestenfalls indirekt mit der Magmenintrusion am Vulkan in Verbindung. Insgesamt registrierte IMO in den vergangenen 48 Stunden 82 Erschütterungen unter Reykjanes.

Die Gesamtsituation ist so, dass sich keine Prognosen anstellen lassen. Wie immer gibt es das Szenario, dass die Eruption ihrem Ende entgegen geht und bald ganz aus ist. Allerdings dachte man das im vergangenen Jahr auch öfters, und es öffneten sich nach kurzen Eruptionspausen neue Spalten. Im weitern Verlauf kam es dann zu den berüchtigten Lavapulsen, bei denen in der ersten Phase hoch aufsteigende Lavajets entstanden. In der 2. Phase füllte sich der Krater mit Lava, lief über und bildete schnell fließende Lavaströme. Ich persönlich stehen nun vor einem Entscheidungsdilemma, die für morgen gebuchte Reise entweder anzutreten, oder abzusagen. Stay tuned!

Fagradalsfjall am 17. August: Zugang gesperrt

Heute soll der Zugang zur Eruption am Fagradalsfjall gesperrt sein. Grund hierfür ist das schlechte Wetter, denn ein Sturm zieht über Reykjanes hinweg und bringt Regen, Wind und Wolken. Der Vulkanausbruch lässt sich dementsprechend schlecht via LiveCam beobachten, aber die Kameras im Westen des Meradalir-Tals erlauben Blicke auf die Eruption. Dabei wird klar, wie stark der Wind ist, denn das Bild wackelt enorm. Es zeigt Lavafontänen aus 2 Schloten im Krater, die glühende Tephra etwas höher auswerfen als es in den letzten Tagen der Fall war. Dafür scheint die Lavastromtätigkeit weiter rückläufig zu sein. Die Geologen der Universität Island veröffentlichten heute Morgen neue Daten, die meine Beobachtung bestätigen: Demnach betrug die Förderrate nur noch 2 Kubikmeter pro Sekunde. Wahrscheinlich wurde der Wert gestern Abend ermittelt. Natürlich wird nun spekuliert, ob die Eruption bereits ihrem Ende entgegensteuert, oder ob es nur ein Zwischentief ist. Es gibt derzeit 4 Szenarien:

  • Der Ausbruch geht auf niedrigem Niveau weiter.
  • Die Eruption wird immer schwächer und endet in den nächsten Stunden/Tagen.
  • Die Eruption verstärkt sich am gleichen Ort wieder.
  • Das Eruptionszentrum verlagert sich und es entstehen neue Spalten.

Gegen ein baldiges Ende des Vulkanausbruchs spricht der recht stabile Tremor. Es sieht nicht so aus, als hätte sich die Menge der Schmelze im Fördersystem relevant reduziert. Normalerweise nimmt der Tremor zum Ende einer Eruption hin ab und verringert sich entsprechend zur Fördermenge, was aktuell nicht der Fall ist. Von daher halte ich die letzten beiden Szenarien für wahrscheinlich. Bei der Eruption im vergangenen Jahr schwächelte der Vulkan zwischenzeitlich ebenfalls, bevor sich an anderen Stellen neue Spalten öffneten. Im späteren Verlauf kam es dann zu einem Pulsieren der Eruption, wo sich mehrstündige Pausen mit stärkeren Eruptionsphasen abwechselten. Damals fiel in den Pausen der Tremor stark ab, um mit dem aufsteigendem Magma wieder anzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt war der horizontale Teil des Magmatischen Gangs leer und das Magma stieg direkt aus größerer Tiefe auf. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass es sich diesmal genauso verhält. Da ich aber die nächste Woche über auf Island sein werde -sofern alles klappt- hoffe ich natürlich auf ein Anhalten der Tätigkeit.

Neue Daten zum Fagradalsfjall am 16.08.22

Während die Meradalir-Eruption weiter geht, wurden gestern neue Daten zum Vulkanausbruch veröffentlicht. Es wurde auch vorgeschlagen, die beiden Eruptionen von 2021 und 2022 als Fagradalsfjall-Feuer zu bezeichnen, während die einzelnen Ausbrüche nach den Tälern benannt werden, in denen die Hauptspalten lagen. Die 2021 Eruption wäre demnach der Geldingadalir-Ausbruch, die aktuelle Eruption würde man als Meradalir-Eruption bezeichnen, also genauso, wie ich es hier bereits praktiziere. Doch nun zu den Daten: Das neuen Lavafeld bedeckt eine Fläche von 1,224 Quadratkilometer und das geförderte Lavavolumen wird mit etwas über 10 Millionen Kubikmeter angegeben. Zum Wochenende betrug die Förderrate noch 10,4 Kubikmeter pro Sekunde und erreichte damit etwa ein Drittel des Ausstoßes der Initialphase. Die durchschnittliche Mächtigkeit des Lavafeldes liegt bei ca. 8 m. An einigen Stellen liegt der Wert bei 22 m. Es hat sich also in kurzer Zeit viel Lava akkumuliert. Der Tremor ist stabil und die Seismizität ist rückläufig. Die Aufstiegswege des Magmas sind frei.

Wer auf die LiveCam blickt, sieht, dass sich der Kraterwall inzwischen geschlossen hat und ein Kegel formt. Auch die Bresche hat sich im Laufe der Nacht geschlossen, ist allerdings noch ein wenig flacher als der restliche Kraterrand, so dass der Lavastrom dort abfließen kann. Ansonsten brodelt ein Lava-Teich im Krater und es werden vergleichsweise kleine Lavafontänen gefördert. Sie könnten höher aufsteigen, wenn sich die Krateröffnung verkleinern sollte. Die Förderrate hat sich weiter reduziert.

Gestern Abend verstärkte sich der Lava-Ausstoß kurzzeitig und der Lavastrom nahm an Fahrt auf. Er floss wieder in Richtung Osten und näherte sich dem Pass am Talausgang, allerdings ohne ihn zu Überschreiten. Als die Lava im Letzten Jahr über vergleichbare Pässe floss, entstanden spektakuläre Lavafälle. Natürlich ist es ungewiss, ob sich entsprechendes wiederholen wird. Vulkanausbrüche sind sehr dynamisch, verlaufen aber selten exakt gleich. Ein Umstand, der die Sache spannend macht.

Update 14.00 Uhr: Gerade wurden von der Universität Island aktuelle Daten veröffentlicht. Der Lava-Ausstoß ist auf 4,1 Kubikmeter pro Sekunde geschrumpft.

Was machte Fagradalsfjall am Wochenende?

Er war Bier trinken und tanzen! Danach badete er in einer heißen Quelle, aß Geysirbrot und überlegte, wo er als nächstes Ausbrechen sollte.

Vulkan auf Island ist weiter aktiv

Der Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel eruptiert weiter. Der Kraterwall hat sich bis auf eine Bresche geschlossen und die vergleichsweise kleinen Lavafontänen sind nicht mehr so gut sichtbar wie zuvor. Dadurch hat die Eruption einiges an Ästhetik eingebüßt. Subjektiv betrachtet hat die Lava-Förderrate nachgelassen. Die Lavaströme bewegen sich in Kraternähe und haben das Meradalir-Tal bis jetzt nicht verlassen. Gestern Morgen schwächelte der Vulkanausbruch stark und vor Ort rechnete man schon mit einer neuen Spaltenöffnung an anderer Stelle, so wie es sich im letzten Jahr mehrfach zutrug. Doch nach einer kurzen Pause berappelte sich der Vulkan wieder und setzte seine Aktivität an gleicher Stelle fort.

Die Vulkanologen stellten neue Szenarien auf: im schlimmsten Fall könnte die Lava das Tal verlassen und durch das Nachbartal in Richtung der südlichen Küstenstraße fließen. Diese könnte theoretisch innerhalb von 2 Wochen unter Lava verschwinden. Die Geoforscher wollen heute einen Observierungsflug vornehmen, um die aktuelle Förderrate abzuschätzen und zu gucken, wann das Meradalir-Tal voll ist. Die südliche Küstenstraße ist eine von 2 Hauptverbindungsadern, die die Reykjanes-Halbinsel mit der Hauptinsel verbinden. Die größere Küstenstraße im Norden ist Highway-artig ausgebaut und nicht in Reichweite der Lava.

Ansturm der Schaulustigen beschert Rekordbesuchszahlen

Die Touristen lassen sich von Gefahrenszenarien nicht stoppen und stürmten am Wochenende den Vulkan. Am Sonntag wurde ein neuer Rekord aufgestellt: 6,496 Menschen besuchten den Fagradalsfjall und verursachten ein Parkchaos. Der bisherige Besucherrekord wurde am 29. März letzten Jahres aufgestellt, als 6,032 Menschen den Vulkan besuchten. Diese Zahlen zeigen, dass bis jetzt gut 50.000 Menschen den Vulkanausbruch besucht haben können und nicht 500.000, wie es bereits in der letzten Woche geheißen hat. Vielleicht wurden in dieser Schätzung die Besucher vom letzten Jahr mit eingerechnet.

Während sich die meisten Leute vernünftig verhielten, betraten einige Personen das frische Lavafeld und brachten sich damit in Gefahr. Örtliche Behörden warnen davor, dass die Lava unter der Erstarrungskruste noch heiß ist und das man einbrechen könnte. Unter der obersten Lavaschicht werden sich in der Tat Hohlräume befinden, in die man stürzen könnte. Aufgrund der hohen Dichte der Lava können Menschen aber nicht in einem niedrigviskosen Lavastrom einsinken. Verbrennen kann man sich natürlich schon. Und der Kontakt mit heißen Gasen, die aus Öffnungen und Rissen im Lavafeld strömen, ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Als Einer, der schon oft über frischer Lava gegangen ist, weiß ich, dass die realste Gefahr jene ist, dass sich die Schuhsohlen verabschieden. Wenn man schon meint, so etwas machen zu müssen, bedarf es höchster Konzentration und Achtsamkeit. Sobald die Füße heiß werden und es nach verbranntem Gummi stinkt wird es kritisch. Bei meinen ersten Gehversuchen am Fournaise -das war 1998- haben sich meine Sohlen verabschiedet und ich bin gerade noch so vom Lavastrom runter gekommen. Barfuß über einen heißen Aa-Lavastrom zu gehen macht bestimmt keinen Spaß! Wenig erbaulich dürfte es auch sein mit sohlenlosen Wanderstiefel zig Kilometer zum Wagen zurück zu latschen. Ich habe für solche Fälle oft Reparaturzeug dabei, mit denen sich abgelöste Sohlen provisorisch fixieren lassen. Aber ganz klar: besser lässt man solche Eskapaden und folgt den behördlichen Weisungen.

Fagradalsfjall-Meradalir: Livecams und Seismik 2022

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Die hier gezeigten Youtube-Livestreams vom Fagradalsfjall stammen von verschiedenen Anbietern auf Island. Überwiegend werden sie vom isländischen Fernsehsender RUV und den Zeitungen Mbl und Visir gestreamt. Nicht jeder Stream funktioniert ständig, ich versuche aber die Links aktuell zu halten. Weiter unten gibt es Livedaten zum Tremor und zur Seismik. Sobald verfügbar werde ich hier auch neue Grafiken zu anderen geophysikalischen Parametern posten. Hier ein Link zu einem Webcam-Anbieter, der aktuell einen Blick Richtung Vulkan zeigt.

LiveCam Fagradalsfjall – Litli-Hrútur

Livestream Fagradalsfjall. © MBL

Hier findet ihr einen Link zur Livecam Thorbjörn mit Blick auf Geothermalkraftwerk Svartsengi.

Live-Tremor am Fagradalsfjall

Tremor am Fagradalsfjall. © IMO
Tremor am Fagradalsfjall. © IMO

Seismik am Fagradalsfjall

Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO
Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO

Bodendeformation am Fagradalsfjall

Untere Grafik zeigt die Bodenhebung am Fagradalsfjall. Hier gibt es weitere Messstationen. © IMO

Karten und Daten zur Meradalir-Eruption am Fagradalsfjall auf Island


Lage der Eruptionsspalte im Meradalir-Tal im Norden des Fagradalsfjall. © Zivilschutz Island

Insar-Bild der Bodenhebung vor der Eruption. © IMO

Chronik der Eruption 2022

Der Vulkanausbruch  auf Island begann am 03. August 2022 gegen 13.15 Uhr. Bereits am Vortag kam es zu Moosbrand, der evtl. von einer kleineren Eruption ausgelöst wurde, die im Verborgenen ablief. Ort des Geschehens war das Meradalir-Tal am Vulkan Fagradalsfjall auf der Reykjanes-Halbinsel. Im Nachbartal Geldingadalir hatte es im Vorjahr einen Vulkanausbruch gegeben, der gut ein halbes Jahr dauerte.

Der Vulkanausbruch kündigte sich bereits Wochen vorher an. Besonders seit Mai 2022 kam es immer wieder zu Phasen mit starker Seismizität und Bodenhebungen auf Reykjanes. Betroffen waren zuerst andere Spaltensysteme. Die stärkste Bodenhebung gab es im Bereich Thorbjörn-Svartsengi. Dort intrudierte ein magmatischer Gang. Wenige Tage vor Eruptionsbeginn gab es eine neue Intrusion und starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung ereignete sich am 01. August und hatte eine Magnitude von 5,4.

Die Eruption begann mit der Öffnung einer Spalte, die sich schnell entwickelte. Die Längenangaben schwankten zwischen 250 und 500 m. In der Initialphase der Eruption wurden bis zu 32 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Der Wert war gut 5 Mal so hoch, wie während der Startphase der Eruption von 2021. Damals steigerte sich der Lavaausstoß bis auf 12,4 Kubikmeter pro Sekunde. Bei der Eruption in 2022 verhielt es sich andersherum: die Förderrate halbierte sich bereits 2 Tage nach Eruptionsbeginn. Entsprechend verkleinerte sich der aktive Teil der Eruptionsspalte. Eine Woche nach Eruptionsbeginn begann sich sich ein Krater um die verbliebenen Förderschlote zu schließen. Ein Lavastrom floss in Richtung Osten und drohte den Pass zu überwinden, der ins Nachbartal führt. Von dort aus könnte die Lava die Küstenstraße erreichen, doch das ist ein langer Weg.

Am 19. August ließt die Eruption stark nach und zwei Tage später trat keine Lava mehr aus.

Weiterführende Links:

Die Nachrichten zu den Erdbeben findet ihr unter dem Tag Reykjanes. Wenn ihr die News zum Vulkan nachlesen wollt, werdet ihr unter Fagradalsfjall fündig. Eine Fotoreportage von 2021 gibt es ebenfalls.

Neues von der Fagradalsfjall-Eruption

  • Die Eruptionsspalte ist noch auf 135 m Länge aktiv
  • Es könnte sich ein Krater mit einem Lavasee bilden
  • Der Druck im Magmatischen Gang soll weiter zugenommen haben

Vulkanausbruch auf Island geht weiter

Die Eruption hält weiter an, allerdings ist der obere Part der Eruptionsspalte bereits verkrustet. Die Längenangaben variieren. In einem Bericht von mbl heißt es, dass die Eruptionsspalte ursprünglich 260 m lang war. Jetzt ist noch gut die Hälfte der Spalte aktiv und stößt Lava aus. Die Förderrate hat deutlich nachgelassen. Der Geowissenschaftler Ármann Höskuldsson geht davon aus, dass die Eruptionsstärke weiter abnimmt und sich in den nächsten 2 Tagen ein Krater bilden wird. Das geschieht für gewöhnlich am untersten Part einer Eruptionsspalte. Im Krater könnte sich ein Lavasee bilden.

Wie schon erwähnt, war die Initialphase der aktuellen Eruption bis zu 5 Mal stärker, als es während des Ausbruchs im Geldingadalir im vergangenen Jahr beobachtet wurde. Damals wurden zunächst ca. 5 Kubikmeter Lava pro Sekunde ausgestoßen, doch anstatt schwächer zu werden, steigerte sich der Lava-Ausstoß bis auf 15 Kubikmeter pro Sekunde. Außerdem war der initiale Riss damals deutlich kleiner. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die Eruption im Laufe mehrere Tage entwickelte und dass sich in diesem Zeitraum mehrere Spalten gebildet hatten, wobei sich das Eruptionszentrum mehrfach verlagerte. Ob es sich bei der Eruption im Meradalir ähnlich verhalten wird ist ungewiss. Der isländische Geophysiker Páll Einarsson erklärte in einem Interview, dass der Druck im Magmatischen Gang weiter zunehmen würde, obwohl die Eruption bereits im Gang ist. Das würde darauf hindeuten, dass der Ausbruch länger anhalten könnte und eine ähnliche Entwicklung wie beim letzten Mal nimmt. Aber wir wissen ja: zuverlässige Prognosen über den Eruptionsverlauf lassen sich nicht abeggen. Auch die Dauer der Eruption lässt sich nicht wirklich vorhersagen, aber vielleicht treffen die Aussagen der beiden Geowissenschaftler einen Trend.

Der ungefähre Ort der Eruption wurde in einigen Modellen der letzten Tage tatsächlich ziemlich gut prognostiziert. Die neue Spalte liegt auf einer Linie mit früheren Eruptionen, wie die Kette der Hyaloklastit-Hügel zeigt. Sie entstanden bei Vulkanausbrüchen unter dem Eis. Auffällig ist, dass sie alle ähnlich groß sind, was auf ähnlich starke Eruptionen schließen lässt. Vor der Eruption im letzten Jahr ruhte der Vulkanismus auf der Reykjanes-Halbinsel für mehr als 800 Jahre. Nun scheint es eine neue Eruptionsphase zu geben, während derer man in den nächsten Jahrzehnten mit frequenten Eruptionen rechnen muss. Vielleicht sollten sich Volcanoholics da eine Ferienhütte auf Island einrichten?!

Gestern Abend gerieten die ersten Schaulustigen auf ihrer Wanderung zum Vulkan bereits in Schwierigkeiten und mussten von den Einsatzkräften versorgt werden. Vom Parkplatz aus ist es ein 17 km langer Marsch zur Spalte und wieder zurück zum Auto. Er führt bergauf und bergab und kann schon an die Kondition gehen.

Fagradalsfjall: Neuer Vulkanausbruch hat begonnen

Vulkanausbruch im Tal Meradalir des Fagradalsfjall-Komplexes

Auf Island hat vor wenigen Minuten (gegen 13:15 Uhr Ortszeit) der erwartete Vulkanausbruch begonnen. Es öffnete sich eine neue Eruptionsspalte im Tal Meradalir, dass sich ein wenig nördlich der alten Eruptionsstelle im Geldingadalir befindet. Die Spalte ist länger, als sie auf dem ersten Blick zu sein scheint, denn wenn sich der Dampf rechts im Bild lichtet, sieht man, dass sich die Spalte die Flanke des Hügels hinauf zieht. Aus der Spalte wird ein Lavavorhang gefördert, der aus einer Reihe von Lavafontänen besteht, die mehrere 10er Meter hoch sind. Es fließt reichlich Lava, die dabei ist das Tal zu Fluten. Hier ein Livestream des Ereignisses.

In einem Bericht von Visir heißt es, dass sich die Eruptionsspalte in dem Areal öffnete, wo sch gestern Abend der Moosbrand zugetragen hatte. Die Vermutung liegt nahe, dass Erdwärme, bzw. heiße Gase, oder eine kleine Voreruption das Moos entzündet haben könnte. Von wegen Zigarettenkippe!

Inzwischen gibt es bereits eine erste Lagebeschreibung der neuen Eruptionsspalte. Sie liegt an der Westseite des Meradalir-Tals, etwa 1,5 km nördlich von Stóra-Hrút. Die Fissur streicht in Nordost-Südwest-Richtung. Auf den Cams scheint die erste Lava um 13:18 Uhr aufgetaucht zu sein. In unserer Facebookgruppe wird über die Länge der Eruptionsspalte diskutiert. Ich schätze sie auf gut 150-200 m.

Die Seismizität ist aktuell stark zurückgegangen, genauso, wie es sich im letzten Jahr nach der ersten Spaltenöffnung zugetragen hatte.

Hubschrauber kreisen über die Eruptionsstelle und VISIR versorgt uns mit einem Livestream. Ich habe mir erlaubt, aus dem Video einige Standbilder zu speichern, die ich hier in dem Artikel verwendet habe. Ich finde es faszinierend, wie sich so einfach irgendwo in der Landschaft einer Eruptionsspalte öffnen kann. Ebenso interessant ist die Vorgeschichte der Eruption: Bereits im Januar begann Magmenaufstieg im Bereich von Thorbjörn/Svartsengi und zur Eruption kommt es im Gebiet vom Fagradalsfjall. Mich würde es nicht wundern, wenn es hier zu einer Seitwärtsmigration der Schmelze gekommen wäre.