Nyiragongo: neue Intrakrater-Aktivität

Neuer Förderschlot am Nyiragongo. © OVGAm Nyiragongo hat sich ein neuer Förderschlot neben dem Lavasee geöffnet. Der Schlot öffnete sich an der nordöstlichen Basis der inneren Kraterwand und liegt wohl auf der gefährlichen Störungszone, die den Vulkan in östlicher Richtung durchzieht. Die Wissenschaftler des OVG befürchten, dass die Formation des neuen Schlotes auf Magmaintrusion zurückzuführen ist und dass dies in einem Auslaufen des Lavasees enden könnte. Ähnliche Events ereigneten sich zuletzt 1977 und 2002. Damals floss der Lavasee durch die südliche Störungszone aus und tötete in Goma Hunderte Menschen. Aktuell sind im Osten ebenfalls zahlreiche Dörfer gefährdet.

Die Lava aus dem neuen Förderschlot flutet den Boden der untersten Terrasse. Die Lavaströme könnten sich in einem Pond sammeln.

Vulkane weltweit

Thermische Anomali am Ubinas. © MODVOLCUbinas: der Vulkan in Peru ist weiterhin aktiv. Auf Thermalaufnahmen eines Satelliten war gestern ein schwaches thermisches Signal zu sehen. Dies ist ein Indiz für Aktivität im Krater.

Nyiragongo: der Virunga-Nationalpark soll in den nächsten Tagen wieder öffnen. Damit rücken Expeditionen zum Lavasee des Nyiragongos wieder in greifbare Nähe. Der Zugang zum Vulkan wurde vor fast 2 Jahren aufgrund von Kämpfen in der nahen Stadt Goma gesperrt. Wahrscheinlich bieten die Kollegen von Volcanodiscovery und Vulkanexpeditionen Iinternational wieder Reisen an.

2 seismische Randnotizen: am Pico del Teide gab es ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2.1. Am Ätna rappelte es in den letzten Tagen mehrfach im Osten des Vulkans.

Nyiragongo: Aufstieg gesperrt

Der Virunga Nationalpark hat seine Tore geschlossen. Davon betroffen ist auch der Aufstieg zum Lavasee des Nyiragongo. Grund für die Sperrung sind heftige Gefechte von Rebellen unter Führung von Laurent Nkunda und Regierungstruppen. Schon seit April spitzte sich die Lage zu und unzählige Menschen flüchteten zunächst in Camps der Bezirkshauptstadt Goma. Mittlerweile ist es dort auch nicht mehr sicher und die Menschen flüchten ins benachbarte Ruanda und Uganda. Besonders viele Kinder und junge Männer sind unter den Flüchtenden, da sie von Zwangsrekrutierung durch Rebellen bedroht werden. Frauen werden häufig vergewaltigt und misshandelt.

In den letzten Tagen ging die Armee mit Panzern und Kanonen in Stellung, um Goma zu verteidigen. Offiziell ist der Virunga Nationalpark bis 15. August gesperrt, vermutlich wird es aber weitaus länger dauern, bis der Bürgerkrieg wieder abflaut und Reisen zum Vulkan und zu den Gorillas wieder einigermaßen sicher sind. Viele Soldaten (und Rebellen) leiden Hunger und die verzweifelten Menschen machen auch vor den geschützten Gorillas nicht halt und schlachten diese ab.

Nyiragongo: große Gaswolke

Satellitenaufnahmen der NASA enthüllten dieser Tage eine ungewöhnlich große Gaswolke, die vom Lavasee des Nyiragongo aufsteigt. Die Gaswolke driftet weit über den Kivusee. Dort vereint sie sich mit einer weiteren Gasschleppe, die scheinbar vom Nachbarvulkan Nyamuragira aufsteigt. Dieser Virunga-Vulkan stand Anfang des Jahres in den Schlagzeilen, als sich an seiner Basis eine große Spalte öffnete und Lavaströme förderte.
Thermalaufnahmen von MODIS zeige keine Auffälligkeiten. Erst in der Monatszusammenfassung wird am Nyamuragira ein schwaches Signal sichtbar. Das Signal vom Nyiragongo ist hingegen stark ausgeprägt.

Bildergalerie: Menschen am Nyiragongo

Die Bilder entstanden im Januar 2011 auf unserem Weg von Goma nach Ruanda. In Goma selbst herrschte absolutes Fotoverbot. Wir hatten auch keine große Lust unsere teueren Kameras dort herauszuhohlen. In einem Fotogeschäft wurden (wahrscheinlich geklaute) Kameras der Pressefotografen verkauft. Vor unserem Aufstieg zum Nyiragongo fürchteten wir um unsere Kameras, danach um die Aufnahmen. In Ruanda konnte man aber relativ entspannt fotografieren.

Bildergalerie Nyiragongo

Die Geonauten besuchten den Nyiragongo vom 16.01 bis zum 26.01.2011 und verbrachten 4 Tage am Kraterrand des Vulkans im Kongo. Fotos vom aktiven Lavasee  mit Lavafontänen und platzende Lavablasen sind die Highlights dieser Bilderserie. Hier der Bericht zu den Fotos:

Der Besuch der Virunga Vulkane im Westarm des Riftvalleys ist nach wie vor eine spannende Sache. Es sind nicht nur die Vulkane die für Spannung sorgen, sondern auch die unsichere Reisesituation in Ruanda und der DR Kongo. Immerhin zählt die Region zu der Ärmsten der Welt und im Kongo ist die politische Situation alles andere als stabil. Immer wieder kommt es zu Übergriffen von Rebellen, die als marodierende Räuberbanden die Hänge der Virunga-Vulkane durchstreifen. Zudem beherrscht Kuroption fast jede Behörden und an die kommt man als Reisender praktisch nicht vorbei; zum Besteigen der Vulkane ist eine Genehmigung nötig, die es in der Nationalparkverwaltung gibt. Gerne wird hier ein Deal gemacht, der den Reisenden zum Vorteil gereichen kann, zumindest, wenn man mehrere Tage am Gipfel den Nyiragongo bleiben will. Die Preise für den Aufstieg sind grotesk hoch: 200 USD pro Kopf und Tag. Das Gleiche gilt für einen Besuch bei den Berggorillas, die an den Vulkanhängen liegen. Dafür verlangt man 400 USD zzgl. Den Kosten für einen Tagesausflug. Im Endeffekt ist man dann ca. 1 Stunde bei den Gorillas, vorausgesetzt man hat das Glück auch welche zu finden.

Soviel zur Theorie! Im Januar 2011 machten sich die Geonauten (diesmal waren alle dabei) auf den Weg in den Kongo. Die Anreise erfolgte über Ruanda. Nach Zahlung des Kopfgeldes für die Besteigung des Nyiragongo fanden wir uns auf der Flanke des 3425 Meter hohen Vulkans im dichten Nebel wieder. Es war trotz der tropischen Lage recht kühl, weil der Aufstieg bei der Rangerstation beginnt, die schon auf 2000 m Höhe liegt.

Der Pfad hinauf zum Gipfel führte zunächst durch dichten Nebelwald und hat großen landschaftlichen Reiz. Nach einigen Hundert Höhenmetern wird es immer steiler und die Vegetation lichtet sich. Es folgen einige Passagen mit losem Lavaschotter, durch den man sich bergauf wühlen muss. Auf halber Höhe passiert man die alte Eruptionsspalte von 2002, aus der der Lavasee ausgeflossen. Die Landschaft hier zeigt deutliche Spuren des Infernos, selbst wenn die Brandspuren inzwischen von frischem Grün überwuchert sind.

Der finale Aufstieg zum Krater führt über die letzten 300 Höhenmeter und beginnt bei einer improvisierten Schutzhütte. Hier oben kann es schon richtig kalt und ungemütlich sein. Doch der Blick über das Land bis zum Kivusee und die endemischen Hartlaubgewächse entschädigt für die Unannehmlichkeiten. Der Pfad windet sich nun über den wirklich steilen Kraterkegel und man sieht Dampf aufsteigen.

Oben am Kraterrand blies uns kalter Wind entgegen. Es war feucht und ungemütlich während wir auf der schmalen Terrasse am Gipfel unsere Zelte aufbauten. Dafür wurden wir mit einem geologischen Superlativ belohnt: dem Blick hinab zu dem derzeit größten Lavasee der Erde. Der gut 350 Meter unterhalb der Kraterkante gelegene Lavasee kochte so lebendig und aufbrausend, wie Grießbrei im Kochtopf bei höchster Heizstufe. Lava wurde meterhoch geschleudert, so dass richtige Fontänen entstanden, die über den Lavasee wanderten. Erstarrte Lava bildete Krusten aud der Oberfläche, die wie Kontinentalplatten über den See drifteten und an dessen Rand verschluckt wurden; Recycling auf Vulkanisch. Nächtliche Rotglut in Interaktion mit wabernden Nebelschwaden zaubern eine höllische Lichtstimmung in des Teufels Kochkessel. Das Auge wird gebannt und staunt, und staunt, und staunt… .


Zurück vom Nyiragongo

Die Geonauten sind zurück von ihrer Expedition zum Vulkan Nyiragongo im Kongo. Die Reise gestaltete sich aufgrund der schlechten politischen und sozialen Lage in der Krisenregion um Goma als schwierig, dennoch gelang uns ein 4-tägiger Aufenthalt am Krater. Der Lavasee im Krater befand sich auf einem recht hohem Niveau und lag ca. 450 m unter dem Kraterrand. Regelmäßig bildeten sich kleine Lavafontänen die über den Lavasee wanderten. Ein ausführlicher Bericht folgt in kürze.

Die Stadt Goma wurde im Jahr 2002 teilweise durch einen Vulkanausbruch des Vulkans Nyiragongo zerstört, als sich eine Spalte auf der Vulkanflanke öffnete und sich die Lava des Lavasees bis in den Lake Kivu ergoss.