Fagradalsfjall: Eruption schwächelt

 

In den letzten Stunden hat der Vulkanausbruch am isländischen Vulkan Fagradalsfjall weiter nachgelassen. Während gestern Morgen noch nette Fontänen zu sehen waren und ein Lavastrom unterwegs war, der teilweise gedeckelt floss, trat gestern Mittag kaum noch Lava aus dem Krater aus. Im Laufe der Nacht beschränkte sich die Aktivität immer mehr auf kleine Fontänen im Krater. Heute Morgen ist es neblig und es gibt nur wenige Blicke auf den Ausbruch. Es wird noch glühende Tephra ausgestoßen, diese steigt aber kaum noch über den Kraterrand auf. Eigentlich könnte man die Tätigkeit als starkes Lavaspattering bezeichnen. Natürlich sind Ferndiagnosen per LiveCam anders, als wenn man vor Ort ist, vielleicht ergibt sich für Augenzeugen noch ein anderes Bild. Neue Daten der Universität Island gibt es nicht, die letzten sind vom 16. August, als der Lavaausstoß noch bei 2 Kubikmeter pro Sekunde lag. Der Tremor hat etwas nachgelassen, ist aber immer noch höher, als man bei der aktuell sichtbaren Aktivität annehmen würde. Das lässt Grund zur Hoffnung, dass die Aktivität nur schwächelt und bald wieder stärker wird. Vielleicht fangen wieder Pulse an, oder es öffnen sich neue Spalte. Das ist aber nur Spekulatius und Wunschdenken.

Die GPS-Daten vom Fagradalsfjall zeigen keine größeren Veränderungen seit Eruptionsbeginn an. Mit Einsetzten der Seismischen Krise kam es zu einer größeren horizontalen Verschiebung, während nur eine geringe Bodenhebung gemessen wurde. Seitdem streuen die Werte, doch im Mittel bleiben sie recht stabil. Die Messstation GONH liefert aktuell keine neuen Daten.

Erdbeben am Reykjanes Ridge

Die Seismizität bewegt sich auf vergleichsweise moderatem Niveau. IMO registrierte im Bereich der Reykjanes Halbinsel 87 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die wenigsten Erdbeben manifestieren sich direkt am Fagradalsfjall. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 3,2 und lag am Mittelatlantischen Rücken vor Island, genauer, 113 km südwestlich von Grindavik. Dieses Erdbeben steht wahrscheinlich nicht in direktem Zusammenhang zur Magmenintrusion.

Der erste Volcanonaut unseres Vulkanvereins macht sich heute auf den Weg nach Island, im Verlauf der nächsten Tage folgen weitere Mitglieder. Sollte der Vulkan ausgehen, wird das eine etwas gedrückte Vulkanparty.

Fagradalsfjall am 17. August: Zugang gesperrt

 

Heute soll der Zugang zur Eruption am Fagradalsfjall gesperrt sein. Grund hierfür ist das schlechte Wetter, denn ein Sturm zieht über Reykjanes hinweg und bringt Regen, Wind und Wolken. Der Vulkanausbruch lässt sich dementsprechend schlecht via LiveCam beobachten, aber die Kameras im Westen des Meradalir-Tals erlauben Blicke auf die Eruption. Dabei wird klar, wie stark der Wind ist, denn das Bild wackelt enorm. Es zeigt Lavafontänen aus 2 Schloten im Krater, die glühende Tephra etwas höher auswerfen als es in den letzten Tagen der Fall war. Dafür scheint die Lavastromtätigkeit weiter rückläufig zu sein. Die Geologen der Universität Island veröffentlichten heute Morgen neue Daten, die meine Beobachtung bestätigen: Demnach betrug die Förderrate nur noch 2 Kubikmeter pro Sekunde. Wahrscheinlich wurde der Wert gestern Abend ermittelt. Natürlich wird nun spekuliert, ob die Eruption bereits ihrem Ende entgegensteuert, oder ob es nur ein Zwischentief ist. Es gibt derzeit 4 Szenarien:

  • Der Ausbruch geht auf niedrigem Niveau weiter.
  • Die Eruption wird immer schwächer und endet in den nächsten Stunden/Tagen.
  • Die Eruption verstärkt sich am gleichen Ort wieder.
  • Das Eruptionszentrum verlagert sich und es entstehen neue Spalten.

Gegen ein baldiges Ende des Vulkanausbruchs spricht der recht stabile Tremor. Es sieht nicht so aus, als hätte sich die Menge der Schmelze im Fördersystem relevant reduziert. Normalerweise nimmt der Tremor zum Ende einer Eruption hin ab und verringert sich entsprechend zur Fördermenge, was aktuell nicht der Fall ist. Von daher halte ich die letzten beiden Szenarien für wahrscheinlich. Bei der Eruption im vergangenen Jahr schwächelte der Vulkan zwischenzeitlich ebenfalls, bevor sich an anderen Stellen neue Spalten öffneten. Im späteren Verlauf kam es dann zu einem Pulsieren der Eruption, wo sich mehrstündige Pausen mit stärkeren Eruptionsphasen abwechselten. Damals fiel in den Pausen der Tremor stark ab, um mit dem aufsteigendem Magma wieder anzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt war der horizontale Teil des Magmatischen Gangs leer und das Magma stieg direkt aus größerer Tiefe auf. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass es sich diesmal genauso verhält. Da ich aber die nächste Woche über auf Island sein werde -sofern alles klappt- hoffe ich natürlich auf ein Anhalten der Tätigkeit.

Vulkan-News 17.08.22: Anak Krakatau

Anak Krakatau mit Rotglut

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

In den vergangenen Tagen war Anak Krakatau recht ruhig. Das bezieht sich nicht nur auf die sichtbare Aktivität, sondern auch auf die Seismizität, die fast nicht vorhanden war. Gestern zog sie aber wieder an und es wurden mehr als 60 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Ein Livecam Bild zeigt, dass es zu einer kleineren Eruption gekommen ist, bei der rotglühende Tephra ausgestoßen wurde. Eine größere Aschewolke wurde nicht gemeldet. Sollte die Seismik weiter erhöht bleiben, ist in den nächsten Tagen mit einer Zunahme der eruptiven Tätigkeit zur rechnen.


Erta Alé mit 2 aktiven Kratern

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Eruption: Hawaiianisch

Sentinel-Bilder des Erta Alé zeigen 2 thermische Anomalien. Die Kleinere befindet sich im Südkrater, der für seinen Lavasee bekannt ist. Dieser scheint aktuell entweder ziemlich klein zu sein, oder ist zum größten Teil gedeckelt. Im Nordkrater gibt es eine größere Anomalie, die auf einen aktiven Hornito hindeutet.


Ol Doinyo Lengai mit thermischen Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Seit gut zwei Wochen scheint der Vulkan in Tansania verstärkt aktiv zu sein, denn er zeigt auf Satellitenfotos ständig ein thermisches Signal, das vom zentralen Hornitokomplex ausgeht. Auf einem Sentinel-Bild vom 11. August sieht man in der Echtfarbendarstellung, dass fast der halbe Kraterboden von frischer Lava bedeckt ist. Das letzte Foto von gestern zeigt eine ausgeprägte thermische Anomalie, die sogar durch dünne Wolken hindurch sichtbar wird. Der Vulkan scheint also aktiver zu sein, als es sonst der Fall ist.


Taal mit Tremor

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

Während der Schwefeldioxid-Ausstoß am Taal Vulkan in den letzten Tagen als verhältnismäßig moderat bezeichnet werden kann -es werden zwischen 4000 und 5000 Tonnen am Tag registriert-  zog die Seismizität an. Heute wurden 28 Tremorphasen gemeldet, die eine Dauer zwischen 4 und 12 Minuten hatten. Magmatische Fluide erschüttern den Untergrund. Es wird Inflation detektiert. Dampf steigt bis zu 2800 m hoch auf.

Neue Daten zum Fagradalsfjall am 16.08.22

 

Während die Meradalir-Eruption weiter geht, wurden gestern neue Daten zum Vulkanausbruch veröffentlicht. Es wurde auch vorgeschlagen, die beiden Eruptionen von 2021 und 2022 als Fagradalsfjall-Feuer zu bezeichnen, während die einzelnen Ausbrüche nach den Tälern benannt werden, in denen die Hauptspalten lagen. Die 2021 Eruption wäre demnach der Geldingadalir-Ausbruch, die aktuelle Eruption würde man als Meradalir-Eruption bezeichnen, also genauso, wie ich es hier bereits praktiziere. Doch nun zu den Daten: Das neuen Lavafeld bedeckt eine Fläche von 1,224 Quadratkilometer und das geförderte Lavavolumen wird mit etwas über 10 Millionen Kubikmeter angegeben. Zum Wochenende betrug die Förderrate noch 10,4 Kubikmeter pro Sekunde und erreichte damit etwa ein Drittel des Ausstoßes der Initialphase. Die durchschnittliche Mächtigkeit des Lavafeldes liegt bei ca. 8 m. An einigen Stellen liegt der Wert bei 22 m. Es hat sich also in kurzer Zeit viel Lava akkumuliert. Der Tremor ist stabil und die Seismizität ist rückläufig. Die Aufstiegswege des Magmas sind frei.

Wer auf die LiveCam blickt, sieht, dass sich der Kraterwall inzwischen geschlossen hat und ein Kegel formt. Auch die Bresche hat sich im Laufe der Nacht geschlossen, ist allerdings noch ein wenig flacher als der restliche Kraterrand, so dass der Lavastrom dort abfließen kann. Ansonsten brodelt ein Lava-Teich im Krater und es werden vergleichsweise kleine Lavafontänen gefördert. Sie könnten höher aufsteigen, wenn sich die Krateröffnung verkleinern sollte. Die Förderrate hat sich weiter reduziert.

Gestern Abend verstärkte sich der Lava-Ausstoß kurzzeitig und der Lavastrom nahm an Fahrt auf. Er floss wieder in Richtung Osten und näherte sich dem Pass am Talausgang, allerdings ohne ihn zu Überschreiten. Als die Lava im Letzten Jahr über vergleichbare Pässe floss, entstanden spektakuläre Lavafälle. Natürlich ist es ungewiss, ob sich entsprechendes wiederholen wird. Vulkanausbrüche sind sehr dynamisch, verlaufen aber selten exakt gleich. Ein Umstand, der die Sache spannend macht.

Update 14.00 Uhr: Gerade wurden von der Universität Island aktuelle Daten veröffentlicht. Der Lava-Ausstoß ist auf 4,1 Kubikmeter pro Sekunde geschrumpft.

Vulkan-News 15.08.22: Sangay

Sangay eruptiert bei schönem Wetter

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch

 

In den letzten Tagen war die Sicht auf den ecuadorianischen Vulkan Sangay ungewöhnlich gut. Das bescherte uns eine wahre Bilderflut des Vulkans, der weiterhin aktiv ist und Aschewolken nebst glühender Tephra eruptiert. Das VAAC detektierte Aschewolken in 7000 m Höhe. Sie driftete in westlicher Richtung, wobei starker Wind für eine große Verbreitung der Asche sorgte.


Sakurajima setzt Eruptionen fort

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Eruption: Explosiv

Im Süden Japans ist es der Sakurajima, der weiterhin für Schlagzeilen sorgt. Seit gestern wurden 8 VONA-Warnungen veröffentlicht. Vulkanasche steig bis zu 4000 m hoch auf. Aufgrund der Bewölkung blieben die Aschewolken unsichtbar. Bei mindestens einer der größeren Eruptionen flog glühende Tephra relativ weit und krachte auf den basalen Teil des Vulkanhangs. Die Seismizität ist leicht erhöht.


Kadovar emittiert Vulkanasche

Staat: PNG | Lokation: -3.63; 144.63 | Eruption: Ascheeruption

Die Inselvulkan in der Bismarcksee emittierte gestern Vulkanasche. Das geht aus einer Meldung des VAAC Darwin hervor. Demnach steig die Asche bis auf einer Höhe von 2100 m auf. Zuvor hatte es einige Hundert Kilometer östlich des Vulkans ein Erdbeben der Magnitude 5,9 gegeben. Es ist möglich, dass der Erdstoß die Eruption triggerte.

Was machte Fagradalsfjall am Wochenende?

Er war Bier trinken und tanzen! Danach badete er in einer heißen Quelle, aß Geysirbrot und überlegte, wo er als nächstes Ausbrechen sollte.

Vulkan auf Island ist weiter aktiv

Der Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel eruptiert weiter. Der Kraterwall hat sich bis auf eine Bresche geschlossen und die vergleichsweise kleinen Lavafontänen sind nicht mehr so gut sichtbar wie zuvor. Dadurch hat die Eruption einiges an Ästhetik eingebüßt. Subjektiv betrachtet hat die Lava-Förderrate nachgelassen. Die Lavaströme bewegen sich in Kraternähe und haben das Meradalir-Tal bis jetzt nicht verlassen. Gestern Morgen schwächelte der Vulkanausbruch stark und vor Ort rechnete man schon mit einer neuen Spaltenöffnung an anderer Stelle, so wie es sich im letzten Jahr mehrfach zutrug. Doch nach einer kurzen Pause berappelte sich der Vulkan wieder und setzte seine Aktivität an gleicher Stelle fort.

Die Vulkanologen stellten neue Szenarien auf: im schlimmsten Fall könnte die Lava das Tal verlassen und durch das Nachbartal in Richtung der südlichen Küstenstraße fließen. Diese könnte theoretisch innerhalb von 2 Wochen unter Lava verschwinden. Die Geoforscher wollen heute einen Observierungsflug vornehmen, um die aktuelle Förderrate abzuschätzen und zu gucken, wann das Meradalir-Tal voll ist. Die südliche Küstenstraße ist eine von 2 Hauptverbindungsadern, die die Reykjanes-Halbinsel mit der Hauptinsel verbinden. Die größere Küstenstraße im Norden ist Highway-artig ausgebaut und nicht in Reichweite der Lava.

Ansturm der Schaulustigen beschert Rekordbesuchszahlen

Die Touristen lassen sich von Gefahrenszenarien nicht stoppen und stürmten am Wochenende den Vulkan. Am Sonntag wurde ein neuer Rekord aufgestellt: 6,496 Menschen besuchten den Fagradalsfjall und verursachten ein Parkchaos. Der bisherige Besucherrekord wurde am 29. März letzten Jahres aufgestellt, als 6,032 Menschen den Vulkan besuchten. Diese Zahlen zeigen, dass bis jetzt gut 50.000 Menschen den Vulkanausbruch besucht haben können und nicht 500.000, wie es bereits in der letzten Woche geheißen hat. Vielleicht wurden in dieser Schätzung die Besucher vom letzten Jahr mit eingerechnet.

Während sich die meisten Leute vernünftig verhielten, betraten einige Personen das frische Lavafeld und brachten sich damit in Gefahr. Örtliche Behörden warnen davor, dass die Lava unter der Erstarrungskruste noch heiß ist und das man einbrechen könnte. Unter der obersten Lavaschicht werden sich in der Tat Hohlräume befinden, in die man stürzen könnte. Aufgrund der hohen Dichte der Lava können Menschen aber nicht in einem niedrigviskosen Lavastrom einsinken. Verbrennen kann man sich natürlich schon. Und der Kontakt mit heißen Gasen, die aus Öffnungen und Rissen im Lavafeld strömen, ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Als Einer, der schon oft über frischer Lava gegangen ist, weiß ich, dass die realste Gefahr jene ist, dass sich die Schuhsohlen verabschieden. Wenn man schon meint, so etwas machen zu müssen, bedarf es höchster Konzentration und Achtsamkeit. Sobald die Füße heiß werden und es nach verbranntem Gummi stinkt wird es kritisch. Bei meinen ersten Gehversuchen am Fournaise -das war 1998- haben sich meine Sohlen verabschiedet und ich bin gerade noch so vom Lavastrom runter gekommen. Barfuß über einen heißen Aa-Lavastrom zu gehen macht bestimmt keinen Spaß! Wenig erbaulich dürfte es auch sein mit sohlenlosen Wanderstiefel zig Kilometer zum Wagen zurück zu latschen. Ich habe für solche Fälle oft Reparaturzeug dabei, mit denen sich abgelöste Sohlen provisorisch fixieren lassen. Aber ganz klar: besser lässt man solche Eskapaden und folgt den behördlichen Weisungen.

Fagradalsfjall-Vulkan am 13. August 2022

Eruption Am Fagradalsfjall auf Island hält an

Der Vulkanausbruch im isländischer Meradalir geht weiter und die Eruptionsspalte am Fagradalsfjall-Vulkan stößt Lava aus. Der Protokrater im unteren Spaltenbereich schließt sich weiter und in wenigen Tagen wird er sich geschlossen haben. Wahrscheinlich bleibt zunächst noch eine Bresche frei, durch die die Lava abfließt. Die Nahaufnahme zeigt sehr gut die wachsenden Kraterwände, aber auch die Lavafontänen, die Schmelze mehrere Zehnermeter hoch auswerfen. Sie speist einen Lavastrom der in Richtung Osten unterwegs ist. Das Panoramafoto zeigt, dass der Strom nicht mehr so lang ist, wie es noch vor 2 Tagen der Fall war. Die Lavafront hat sich ein gutes Stück vom Tal-Ausgang zurückgezogen. Doch sollte es zu stärkeren Schüben kommen, wird sie diesen schnell erreichen.

Der Tremor ist stabil, mit der Einschränkung, dass es in den Morgenstunden zu einem kurzweiligen Abfall kam, der sich in einem negativen Peak äußert. Es war der erste seiner Art seit Eruptionsbeginn. Es stellt sich die Frage, ob es bald wieder zu Lavapulsen kommen wird, so wie wir es im letzten Jahr gesehen haben. In den ersten Wochen der pulsierenden Tätigkeit wurden Lavafontänen gefördert, die mehrere Hundert Meter aufstiegen. Dafür gab es dann auch Pausenintervalle, in denen die Eruption stoppte.

Die Erdbebentätigkeit hat deutlich nachgelassen. Der Stress, der vom aufsteigenden Magma auf die tektonischen Störungen übertragen wurde, ist abgebaut. Offenbar befinden sich Magmenaufstieg und Abfluss durch die Eruptionsspalte im Gleichgewicht. Die Aufstiegswege sind frei. Der Druck der Initialeruption war diesmal größer, als im letzten Jahr. Damals reichte er nicht, um die ersten Eruptionsspalten länger am Leben zu halten, so dass sich nach und nach mehrere Spalten bildeten. Im Augenblick sieht es so aus, als würden sich keine neuen Eruptionszentren mehr bilden, aber wir wissen ja, wie es um die Dynamik einer Eruptions bestellt ist: Alles ist im Fluss.

Ioto (Iwo-jima) eruptierte in Japan

Staat: Japan | Koordinaten: 24.75, 141.29 | Eruption: Submarin

Wie das JMA aktuell berichtet, eruptierte der Inselvulkan Ioto (auch Iwo-jima genannt) Mitte Juli 2022. Zum ersten Mal seit 1000 Jahren kam es zu einer magmatischen Eruption, die sich kurz vor der Südküste der Insel abspielte. Es wurden Bilder veröffentlicht, auf denen man schwache surtseyanische Eruptionswolken aufsteigen sieht. Wasser, Schlamm und Tephra wurden gut 30 m hoch geschleudert. Die Eruptionsserie begann am 11 Juli. In den Folgetagen kam es alle 5 Minuten zu einer submarinen Explosion. Sie setzten sich bis mindestens zum 4. August fort. Bei angeschwemmten Steinen handelte es sich um poröse Tephra. Die Brocken waren im Inneren bis zu 120 Grad heiß. Die Eruptionen ereigneten sich gut 900 m von der Küste entfernt. Auf Satellitenfotos erkannte man eine Wasserverfärbung und Upwelling.

Erster magmatischer Vulkanausbruch seit 1300 Jahren

Der letzte magmatische Vulkanausbruch auf dem Vulkaneiland ereignete sich vor ca. 1300 Jahren. Dennoch war die Insel nicht untätig, denn seit ihrer Entdeckung durch Kapitän Cook im Jahr 1779 hob sich die Insel um 40 m. Im April 2022 wurde festgestellt, dass die jährliche Hebungsrate momentan bei gut 1 m liegt. Eine Beispielslose Inflation magmatischer Fluide. Diese wird von häufigeren phreatischen Eruptionen begleitet.

Ioto gehört zum japanische Ogasawara-Archipel, über dass ich hier bereits öfters berichtete. Es liegt gut 1000 km südlich von Japan und beherbergt die aktiven Inselvulkane Nishinoshima und Funka Asane, der im März 2022 eruptierte.

Obwohl es sich bei Ioto um eine relativ kleine Insel handelt, ist der zugehörige Vulkan alles andere als klein. Der aktuelle Feuerberg, von dem nur die Spitze über Wasser ragt, bildete sich in einer 10 km durchmessenden Caldera, die vor 100.000 Jahren entstand. Bei einem weiteren großen Ausbruch vor 2700 Jahren wurde viel Tephra gefördert, die sich Unterwasser ablagerte. Es gibt auch Hinweise auf große pyroklastische Ströme. Daher beobachten die Vulkanologen den Vulkan mit Argusaugen.

Taal mit starken Entgasungen am 12.08.22

Aktivitätssteigerung am Taal-Vulkan

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

Der philippinische Taal Vulkan steigerte erneut seinen Schwefeldioxid-Ausstoß. Während er gestern 6099 Tonnen am Tag betrug, meldete PHILVOLCS heute 13572 Tonnen. Es kondensiert viel Gas und man sieht eine 2800 m hohe Dampfwolke aufsteigen, die freilich überwiegend aus H2O besteht. Die Vulkanologen warnen nicht nur vor den Folgen von VOG für die Gesundheit, sondern es gibt auch Berichte, nach denen Anwohner über Atembeschwerden, Halsschmerzen und tränenden Augen klagen. Seit Wiederaufnahme der starken Entgasungen hat sich noch etwas am Vulkan geändert: Während zuvor von einer leichten Deflation der Caldera die Rede war, gibt es nun wieder Inflation: Der Boden hebt sich im westlichen Teil der Caldera, aber auch unter Volcano Island. Nur im Ostteil des Einbruchkessels wird leichte Bodensenkung registriert. Ähnlich verhielt es sich in den Monaten vor der Eruption im Winter 2020. Damals kam allerdings noch eine stärkere Bebentätigkeit hinzu, als wir sie jetzt erleben. PHILVOLCS registrierte in den letzten 24 Stunden 5 vulkanisch-bedingte Erdbeben. Je häufiger es bebt, desto größer die Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch.

Wir erinnern uns: Der Taal brach am 12. Januar 2020 aus. Zuerst begannen phreatische Eruptionen, die sich dann schnell zu phreatomagmatische Ausbrüche steigerten. Vulkanasche stieg so hoch auf, dass sie die Stratosphäre erreichte. Der Boden in Teilen der Caldera hob sich sehr schnell, so dass ein Fluss, der in den Taal-See mündet trockenfiel. In den Wochen vor der Eruption setzte eine seismische Krise ein. Es gab bis zu 140 Erdbeben am Tag. Kurz vor dem Vulkanausbruch gab es Erdbeben mit Magnituden im 4-er Bereich. Doch der Ausbruch ließ relativ schnell wieder nach, ohne dass es zur erwarteten Katastrophe gekommen wäre und die Situation deeskalierte. Im letzten Jahr gab es einige phreatische Eruptionen, zu Zeiten, während derer der Schwefeldioxid-Ausstoß ebenfalls hohe Werte angenommen hatte. Damals gab es allerdings keinen Inflation.

Da sich sehr wahrscheinlich noch Restschmelze im System befindet, die sich in den letzten 2 Jahren im Magmenkörper akkumulierte, könnte die neuerliche Aufheizphase schneller ablaufen, als es zuvor der Fall war. Besonders phreatische Eruptionen könnten jeder Zeit entstehen. Es ist allerdings nicht sicher, dass es zu neuen Eruptionen kommen wird, doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist gegeben.