Kanlaon: Lahare in mehreren Flüssen

Lahar am Vulkan Kanlaon – Schlammlawinen nach Starkregenfällen

La Castellana, 8.06.2025Nach intensiven Regenfällen am Vulkan Kanlaon kam es gestern zum Abgang mehrerer Lahare (vulkanische Schlammlawinen), die vor allem die Süd- und Südwesthänge des Vulkans betrafen. Die Ströme wurden in mehreren Gemeinden beobachtet und stellen eine ernsthafte Gefahr für Anwohner in Flussnähe dar.

Laut der philippinischen Wetterbehörde PAGASA war die Insel Negros in den vergangenen Tagen von einem Tiefdruckgebiet sowie dem Südwestmonsun beeinflusst, was verbreitet zu starken Niederschlägen führte. Die Wetterstation des Kanlaon-Observatoriums in La Carlota City registrierte innerhalb von nur 3,5 Stunden eine Regenmenge von 45 Millimetern.

Das Regenwasser vermischte sich mit am Vulkanhang abgelagerter Vulkanasche und verwandelte sich in Schlamm, der auch große Lavabrocken und Baumstämme enthielt. Die Folge waren mehrere Lahare, die sich kanalisiert entlang von Flussläufen ins Tal ergossen. Besonders betroffen waren der Buhangin-Fluss sowie die Bereiche unterhalb von zwei Brücken. Auch der Ibid Creek in La Castellana war von einem Lahar betroffen gewesen.

Die lokalen Katastrophenschutzbehörden stehen in Alarmbereitschaft. Schulen und öffentliche Einrichtungen in gefährdeten Zonen wurden aufgerufen, Notfallpläne zu aktivieren. Auch wenn derzeit keine erhöhte vulkanische Aktivität am Kanlaon verzeichnet wird, stellen die Lahare ein Risiko dar.

„Starker Regen ist oft der einzige Hinweis darauf, dass ein Lahar bevorsteht“, betont PHIVOLCS. Daher sei es entscheidend, die Wetterlage kontinuierlich zu beobachten und bei drohendem Starkregen schnell zu handeln.

Auch in den kommenden Tagen ist keine Entspannung in Sicht. Die aktuelle Unwetterwarnung der PAGASA für Negros Occidental weist auf anhaltende Überschwemmungsgefahr hin. Verantwortlich dafür ist ein weiterhin aktives Tiefdruckgebiet östlich von Luzon sowie der feuchte Südwestmonsun, der regelmäßig schwere Regenfälle nach Visayas bringt. Für den 9. bis 11. Juni werden weitere Gewitter und starke Regenfälle erwartet.




Hohe Schwefeldioxid-Emissionen am Kanlaon

Der Kanlaon bleibt auch abseits der Lahare aktiv und könnte jederzeit weitere Ascheerupti­onen verursachen. Dafür spricht eine anhaltende Magmeninflation, die Bodendeformationen und Erdbeben verursacht. Zudem stößt der Vulkan große Mengen Schwefeldioxid aus. Die geförderten Tagesmengen haben sich in den letzten Tagen fast verdoppelt und beliefen sich vorgestern auf mehr als 5200 Tonnen am Tag. Gestern waren es fast 3600 Tonnen.

Am 6. Juni wurden 26 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Gestern wurden 5 Beben registriert. Möglicherweise konnten aufgrund des schlechten Wetters nicht alle Erdbeben detektiert werden.

Schiveluch eruptiert Vulkanasche auf 8000 m Höhe

Größerer Ausbruch am Shiveluch – Vulkanasche breitete sich in 8000 m Höhe über dem Meeresspiegel aus

Petropavlovsk, 08.06.2025Der russische Vulkan Shiveluch stieß erneut Vulkanasche aus, die in einer Höhe von 8000 m in Richtung Nordosten geweht wurde. Dabei dehnte sich die Aschewolke über einen breiten Meeresstreifen aus. 

Abgang einer Schuttlawine (Archiv)

Das VAAC Tokio brachte seit gestern 7 VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus, nach denen Vulkanasche Flugzeuge gefährden könnte, nachdem es zu mehreren explosiven Eruptionen gekommen war. Die letzte Meldung wurde kurz vor Mitternacht veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt wurde Vulkanasche noch in 4200 m Höhe festgestellt.

Die Vulkanologen von KVERRT haben die Ereignisse offenbar verschlafen und brachten bis jetzt keine Sondermeldung zu den Ereignissen heraus. Auf ihrer Website wird bestätigt, dass die beiden Lavadome weiterhin aktiv sind und von ihnen Explosionen ausgehen könnten, die bis zu 8 Kilometer aufsteigen.

Der Alarmstatus des Shiveluch steht auf „Orange“.

Den gleichen Alarmstatus haben auf Kamtschatka noch die Vulkane Karymsky und Klyuchevskoy inne. Dieser Vulkan ist gelegentlich strombolianisch tätig und besticht ansonsten durch starke Gasemissionen, in denen auch etwas Vulkanasche enthalten sein kann.

Der Karymsky zeigt eine moderate Tätigkeit, wobei es zu letzte Eruptionsmeldungen am 1. Mai gab, als der Vulkan Aschewolken ausstieß. Meiner Meinung nach würde hier aktuell der Alarmstatus „Gelb“ reichen.

Auf „Gelb“ steht auch der Bezymianny, der generell allerdings ein größeres gefahrenpotenzial als der Karymsky aufweist. Insbesondere geht diese Gefahr von seinem aktiven Lavadom aus. Kollapsereignisse und Explosionen können nicht nur hoch aufsteigende Aschewolken hervorbringen, sondern auch pyroklastische Ströme. Da der Vulkan in einer entlegenen Region Zentralkamtschatkas befindet, gefährden die Eruptionen vom Bezymianny normalerweise keine Ortschaften, doch Wanderer und Jäger sind in der Gegend schon unterwegs, die diesen Ausbrüchen nahekommen könnten.

An den Vulkanen Kamtschatkas gibt es normalerweise keine Restriktionen und Vulkanwanderer können sich auf eigene Gefahr frei bewegen. Ein Umstand, der in Europa immer utopischer wird.

Campi Flegrei: Starkes Schwarmbeben am Abend

Trockengefallener Hafen Darsena und das Stadtzentrum Pozzuoli. © Marc Szeglat

Ein weiterer seismisch unruhiger Tag in den Campi Flegrei – Mehr als 70 Beben innerhalb von 24 Stunden

Pozzuoli, 08.06.2025In den Campi Flegrei durchlebten die Menschen wieder einige unruhige Stunden voller Ängste vor stärkeren Erschütterungen. Diese blieben zwar aus, doch unter den mehr als 70 registrierten Beben innerhalb von 24 Stunden mischten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die von sensiblen Seelen wahrgenommen werden konnten.

Erdbeben Campi Flegrei. © INGV

Die Mehrzahl der Beben manifestierte sich südlich der Solfatara, im Gebiet der ehemaligen Marinebasis, wo sich auch ein alter Lavadom befindet. Die Ebben zogen dabei bis unter den pozzoulanischen Stadtteil Rione Terra, wo das Zentrum der Bodenhebung liegt und sich der Boden am schnellsten hebt. Meldungen über neue Schäden liegen nicht vor, aber jeder Erdbebenschwarm trägt zur Schwächung der Bausubstanz bei, so dass bereits mittelstarke Erdbeben immer größer werdende Schäden verursachen können.

INGV und die Kommune Pozzuoli warnten die Bevölkerung vor den Erdbeben und gaben Telefonnummern bekannt, unter denen Bürger neue Schäden melden können.

Im jüngst erschienenen Monatsbulletin für den Mai ist zu lesen, dass es 495 Beben gab. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4. Schaut man sich die Diagramme zu den Erdbebenstatistiken an, dann erkennt man eine steil nach oben verlaufende Kurve in Bezug auf die Zunahme von Erdbebenanzahl, deren Magnituden und der kumulierten Energie. Besonders letzterer Parameter steigt seit 2022 sprunghaft an. Seit 2023 kommt es zu einer sprunghaften Zunahme von Erdbeben mit Magnituden ab 3. In diesem Jahr traten auch erstmalig Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich auf. Auffällig ist, dass sich die Beben ab Md 3,0 überwiegend in 2 bis 3 Kilometern Tiefe ereignen. Dort befindet sich eine Schwächeschicht in den Gesteinen, die den Bereich einer möglichen Magmenakkumulation nach oben hin abdichtet. Offenbar gerät diese Schicht immer mehr unter Druck und droht zu versagen.




Ende Mai erreichte die maximale Bodenhebung 1465 mm – gemessen seit 2005 an der Station RITE. Die Hebegeschwindigkeit lag im Durchschnitt bei 15 mm im Monat. Durch die Hebung dehnt sich der Boden auch vertikal aus. Dieser Versatz betrug in den letzten 2 Jahren bis zu 150 mm. Diese Bodendeformationen schwächen die Bausubstanz zusätzlich zu den Erdbeben und machen sie für Erdbebenschäden anfällig.

CO₂/H₂O-Verhältnis. © INGV

Besonders bemerkenswert finde ich in dem Bericht das Chronogramm des CO₂/H₂O-Verhältnisses für die Gase der BG-Fumarole. Das Verhältnis gilt als Indikator für den Anteil an magmatischem Kohlendioxid in den Gasen, der in den letzten Monaten parallel zur Zunahme stärkerer Erdbeben sprunghaft angestiegen ist. Ein Indiz dafür, dass Magma in geringere Tiefen intrudiert.

Offenbar hält der Trend der Druckbeaufschlagung des Systems weiter an. Wie groß der Gasdruck inzwischen ist, zeigen auch Bilder, die in den sozialen Medien geteilt wurden. Sie zeigen, wie ein neuer Gasaustritt unter dem Asphalt einer Straße durchbrach. Die Gefahr phreatischer Eruptionen steigt unaufhörlich und verstärkt sich mit jedem starken Erdbebenereignis sprunghaft. Mittel- bis langfristig betrachtet steigt auch die magmatisch bedingte Eruptionsgefahr.