Kirishima: Vulkanausbruch am Shinmoe-dake verstärkte sich

Verstärkung der eruptiven Aktivität am Shinmoe-dake in Japan – mehrere VONA-Warnungen ausgegeben

Kagoshima, 28.06.2025Die Aktivität am Krater Shinmoe des Kirishima-Vulkankomplexes hat heute deutlich zugenommen. Das VAAC Tokio veröffentlichte heute 5 VONA-Warnungen über Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 3000 m aufgestiegen sind und den Flugverkehr gefährden könnten. Die Vorhersagemodelle zur Ascheausbreitung zeigen, dass sich die Asche zuerst in Richtung Süden ausbreitet, bevor sie nach Westen in die Breite geht.

Aufnahmen dokumentieren die Eruptionen und zeigen eine vergleichsweise dichte Aschewolke, die kontinuierlich von mehreren Schloten entlang eines Risses am Rand des Lavadoms ausgestoßen wird. Ob der Lavadom selbst aktiv geworden ist, lässt sich anhand der Bilder nicht ableiten, aber an mehreren Stellen steigt Dampf auf. Es ist im Bereich des Möglichen, dass sich eine stärkere Eruptionsphase zusammenbraut, so wie sie zuletzt 2017 und 2018 auftraten.

Den Daten vom JMA ist zu entnehmen, dass der Vulkanausbruch gestern (27. Juni) gegen 10:25 Uhr (Lokalzeit) begann und auch heute am Samstag weiterhin anhielt. Die Eruptionswolke erreichte dabei eine Höhe von bis zu 1.200 Metern über dem Kraterrand. Außer Vulkanasche werden auch große Mengen vulkanischer Gase freigesetzt, wobei bei Feldmessungen eine Schwefeldioxidemission von mehr als 4000 Tonnen am Tag festgestellt wurde – fast doppelt so viel, wie am 26. Juni gemessen wurde.

Die Zahl vulkanischer Erdbeben mit Epizentrum direkt unter dem Shinmoe-dake nimmt seit Ende Oktober 2024 zu. Auch in den letzten 24 Stunden blieb die seismische Aktivität auf hohem Niveau. Zusätzlich wurde seit etwa 4:00 Uhr heute früh vulkanischer Tremor registriert.

Am Aussichtspunkt Takachihogawara (rund 3 km südöstlich des Kraters) wurde zwischen dem 23. und 25. Juni eine Bodenhebung nachgewiesen. Wie groß sie ist, wurde nicht kommuniziert.

Kontinuierliche GNSS-Beobachtungen zeigen zudem seit März 2025 eine leichte Dehnung einer Basislinie im Bereich des Kirishima-Massivs – ein möglicher Hinweis auf eine Magmenansammlung in der Tiefe.

Der Alarmstatus steht weiterhin auf „3“ und es gibt eine 3-Kilometer-Sperrzone um den Shinoe-dake („dake“ bedeutet übrigens „Krater“). Es kann zum Auswurf großer vulkanischer Gesteinsbrocken und der Entstehung pyroklastischer Ströme kommen.

Taiwan: Wandan-Schlammvulkan eruptierte

Wandan Schlammvulkan in Taiwan aktiv – Eruption von Schlamm und brennendem Methangas

Pingtung 28.06.2025Der Wandan-Schlammvulkan (oder treffender Schlammgeysir) ist am Donnerstag wieder aktiv geworden. Die durch Methangas verursachte Schlammeruption nahe eines Hauses begann gegen 17:00 Uhr und dauerte bis 3.40 Uhr nachts.

Wandan-Schlammvulkan

Aufnahmen des Schlammausbruchs zeigen nicht nur brodelnden Schlamm, der gut 1,5 Meter hoch aufbrodelt, sondern auch Methangasflammen, die bis zu 5 m hoch aufsteigen. Das alles quasi im Hinterhof eines Hauses, das mit zu den am meisten fotografierten Gebäuden Taiwans gehören dürfte. Bei diesem Haus handelt es sich um einen Tempel, in dem auch der Wächter des Schlammvulkans lebt.

Zuletzt berichtete ich über eine Eruption des Wandan-Schlammvulkans im April 2022. Doch offenbar hat es seitdem weitere Eruptionen gegeben, von denen ich nichts erfahren habe, denn es sollen sich in den letzten 3 Jahren 10 vergleichbare Ereignisse zugetragen haben. Der Schlammvulkan scheint aktiver zu sein als allgemein bekannt, obwohl es statistisch gesehen bis zu 3 Eruptionen im Jahr kommen soll.

Der Schlammvulkan liegt im Südwesten Taiwans, nahe der Stadt Pingtung und ist kein Einzelgänger. Entlang der Küstenebene gibt es mehrere vergleichbare Formationen. Das Phänomen liefert wichtige Hinweise zur Dynamik der Erdkruste und mahnt zur Vorsicht: Schlammvulkane wie Wandan reagieren sensibel auf tektonische Spannungen und verstärken ihre Aktivität besonders in seismisch unruhigen Zeiten. So können sie auch als natürliche Frühwarnsysteme für starke Erdbeben dienen. Andererseits werden sie auch nach Erdbeben aktiver.

Der Schlammvulkan liegt in einer tektonisch hochaktiven Zone, wo die Philippinische Meeresplatte auf die Eurasische Platte trifft. Diese Kollision erzeugt enorme Kräfte, die nicht nur Taiwan zu einem der erdbebengefährdetsten Gebiete der Welt machen, sondern auch unterirdischen Druck auf Sedimente aufbauen. Wenn dieser Druck zu groß wird, bahnen sich Wasser, Gase und Schlämme aus mehreren Kilometern Tiefe ihren Weg an die Oberfläche. Das Freibrechen der Schlamm-Gas-Mischung erfolgt manchmal explosionsartig.

Ein ähnliches, nur temporär auftretendes Phänomen, manifestierte sich vor kurzem in den USA, als der South-Reno-Geysir in Nevada sprang.

Scotia-See: Erdbeben Mw 6,6

Starkes Erdbeben Mw 6,6 erschütterte Scotia-See in der Antarktis

Datum: 28.06.2025 | Zeit: 08:32:21 UTC | Koordinaten: -60.958 ; -38.947 | Tiefe: 10 km | Mw 6,6

Antarktika, 28.06.2025 –  Heute Morgen um 08:32:21 UTC wurde die Scotia-See in der Antarktis von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,6 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 1546 km ost-südöstlich von Stanley (Falklandinseln) verortet.

Erdbeben in der Scotia-See. © EMSC

Obwohl das Erdbeben in einer der entlegensten Regionen der Welt an der Oberfläche ohne erkennbare Folgen blieb, ist es durchaus von akademischem Interesse und insbesondere im Kontext von Vnet relevant: Die Scotia-See ist Teil der kleinen Scotia-Platte, die zwischen der südamerikanischen und der antarktischen Platte eingeklemmt ist. Ihre Lage ist geologisch hochinteressant, da sie von aktiven Plattengrenzen gesäumt ist, an denen sich Vulkaninseln befinden. Am bekanntesten sind die Vulkane der Südlichen Sandwichinseln, die sich entlang der östlichen Plattengrenze aufreihen. Hier ist es vor allem Mount Michael, der aufgrund seiner sporadischen Lavaseetätigkeit bekannt ist.

Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich an der südlichen Plattengrenze der Scotia-Platte und damit nahe an der Antarktis. Hier verläuft der Südliche Scotia-Rücken, eine Störungszone, die teilweise einen divergenten Charakter hat, aber auch den einer linksseitigen Transformstörung, entlang derer sich die Scotia-Platte und die Antarktische Platte mit einer Geschwindigkeit von 74 bis 95 mm im Jahr aneinander vorbeischieben. Die Platten können sich verhaken, wodurch Spannungen entstehen, die sich dann in Erdbeben entladen.

Einige Stunden vor dem Beben Mw 6,6 an der Südgrenze der Scotia-Platte manifestierte sich an deren nördlichem Pendant ein Beben Mb 4,8, das sich im Bereich der Insel Südgeorgien ereignete. Dort verläuft die Plattengrenze zwischen der Scotia-Platte und der Südamerikanischen Platte. Einige Autoren sehen die Inseln Südgeorgiens als eigenen Mikrokontinent an.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 28.06.2025

Zahlreiche Erdbeben unter Reykjanes-Halbinsel auf Island – Bodenhebung hält an

Reykjavik, 28.06.2025Unter ganz Island wurden innerhalb von 48 Stunden 195 Erdbeben registriert. Kein Spitzenwert, aber ein deutliches Anzeichen dafür, dass viele Störungszonen in den Vulkangebieten der Insel unruhig sind. Die höchste Konzentration von Beben findet sich auf – oder vielmehr unter – der Reykjanes-Halbinsel in Island, wo 112 Erdbeben registriert wurden. Die meisten davon konzentrierten sich auf das Krysúvík-System, doch auch im System von Brennisteinsfjöll kam es zu einem kleineren Schwarmbeben. Das stärkste Erdbeben der letzten 2 Tage ereignete sich jedoch unter dem Bárðarbunga und erreichte eine Magnitude von 3,1.

195 Erdbeben rockten Island. © IMO

Dieses Beben unter dem Bárðarbunga erschütterte den subglazialen Vulkan bereits am Donnerstagabend um 22:24:10 Uhr UTC. Es hatte ein Hypozentrum in 3,9 Kilometern Tiefe und lag damit in einem Tiefenbereich, der typisch für tektonische Spannungsentladungen in der Deckschicht der Caldera ist. Wahrscheinlich kam es hier zur Freisetzung von Spannungen, die durch Magmaakkumulation verursacht wurden. Zudem zeigt die Shakemap für den Bereich des Vatnajökull, dass auch unter der Askja Beben registriert wurden – dort wird nach einer Pause wieder eine leichte Bodenhebung verzeichnet.

Die erwähnten Erschütterungen unter der Reykjanes-Halbinsel konzentrierten sich vor allem auf ein Gebiet südlich von Trölladyngja, wo es bereits vor drei Jahren viele Erdbeben gegeben hatte. Weitere Beben traten im Umfeld des Kleifarvatn auf. Neu ist ein kleiner Erdbebenschwarm im Brennisteinsfjöll-System südlich von Bláfjöll. Auch im Bereich des Fagradalsfjall und entlang der Sundhnúkur-Spalte wurden mehrere Beben registriert.

Bodenhebung in Svartsengi-Gebiet. © IMO

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich unvermindert fort – eine Verlangsamung der Hebungsrate ist bislang nicht erkennbar. Mit leichten Schwankungen, die vermutlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sind, verläuft die Hebung seit Anfang Mai nahezu gleichmäßig. Zuvor war sie im April nach sehr hohen Werten infolge der großen Riftbildung auf ein mittleres Niveau zurückgegangen. Der aktuelle Hebungsstand liegt deutlich über dem Niveau vergleichbarer Phasen – etwa jener Wochen unmittelbar vor der letzten Eruption zwischen Dezember und Ende März. Daher halte ich einen neuen Ausbruch oder eine erneute Gangbildung innerhalb der nächsten sechs Wochen für wahrscheinlich.

Unter ganz Island wurden übrigens 195 Erdbeben registriert. In den letzten Stunden kam es auch zu Erschütterungen unter der Katla. Der Erdbebenschwarm beim Grjótárvatn auf Snaefellsnes ist weiterhin aktiv.

Philippinen: Starkes Erdbeben Mw 6,1 vor Mindanao

Starkes Erdbeben mit widersprüchlichen Angaben vor der Südküste der Philippinen

Datum: 27.06.2025 | Zeit: 23:07:10 UTC | Koordinaten: 5.277 ; 126.098 | Tiefe: 102 km | Mw 6,1

General Santos, 28.06.2025Gestern Abend um 23:07 UTC wurde der Süden der Philippinen von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert, das sich laut Angaben vom EMSC in einer Tiefe von 102 Kilometern vor Mindanao manifestierte. Das Epizentrum wurde 72 km östlich von Sarangani verortet. Es gab mehrere Nachbeben.
Der philippinische Zivilschutz hatte kurz nach der Erschütterung eine Warnung herausgegeben, nach der das Beben eine Magnitude von 6,9 in nur 10 Kilometern Tiefe erreicht hat. In diesem Fall wären katastrophale Auswirkungen des Bebens zu befürchten gewesen, die jedoch ausblieben. Dennoch war der Erdstoß in einem großen Umkreis von mehr als 400 Kilometern zu spüren gewesen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass es sehr stark wackelte und das Wasser aus seinem Glas schwappte.

Die tektonische Situation auf den Philippinen ist sehr komplex, denn hier interagieren mehrere Kontinentalplatten miteinander, was bedingt, dass es viele Störungszonen im Bereich des Archipels gibt. Eines der dominierenden Elemente ist der Philippinengraben, der von Nord nach Süd verläuft und sich vor der Westküste des Archipels befindet. Im Norden ist mit dem Luzon-Graben durch eine kurze Transformstörung verbunden. Östlich der Inselgruppe grenzt der ebenfalls grob in Nord-Süd-Richtung verlaufende Manilagraben das Archipel gegen die Eurasische Platte ab. An beiden Tiefseerinnen gibt es Subduktion, so dass der schmale Gürtel, auf dem die Inseln liegen, immer schmaler wird. In der Mitte zwischen diesen beiden Subduktionszonen verläuft der Philippine-Mobil-Faultbelt. Hierbei handelt es sich um eine breit gefächerte Störungszone, die ebenfalls der Längserstreckung der Inselgruppe folgt. Die linksseitigen Transformstörungen durchschneiden die meisten Hauptinseln des Archipels und enden im Süden in etwa dort, wo sich das aktuelle Erdbeben ereignete. Aufgrund der großen Tiefe ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass sich die Erschütterungen an einem Stück subduzierter Philippinenplatte ereigneten, das am Philippinengraben abtauchte und sich in großer Tiefe ruckartig entspannte.

Schaut man sich die weiter gefasste Shakemap des EMSC an, erkennt man, dass es auch südlich der Philippinen, im Norden von Indonesien zahlreiche mittelstarke Erdbeben bei Sulawesi und in der Molukkensee gab. Ein Indiz dafür, dass sich hier auch bald vulkanische Aktivität in der Region steigern wird.