Ätna mit kleinem Schwarmbeben im Südwesten

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Seismik

Kleiner Erdbebenschwarm am Ätna

Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt gab es am Wochenende einen kleinen Erdbebenschwarm im Südwesten des Ätnas. In der Nähe des Monte dei Santi am Refugio Ariel gab es 14 schwache Beben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,3 und ein Hypozentrum in 3,3 km Tiefe. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Schwarmbeben könnte im Zusammenhang mit der Bewegung magmatischer Fluide stehen. Auch im Osten gab es einige schwache Erschütterungen, die wahrscheinlich tektonischer Natur waren.

Im Wochenbericht für die erste Januarwoche wurden keine besonderen Auffälligkeiten benannt. Es gab die übliche Entgasungsaktivität, die überwiegend aus der Bocca Nuova und dem Südostkrater stammte. Aus Richtung der Bocca Nuova kamen auch die meisten Infraschallsignale, die auf explosionsartige Entgasungen hindeuteten. Die Quelle des Tremors lag wieder unter dem Südostkrater und zeigte ein vertrauteres Bild als es in den letzten Wochen der Fall war. Der Tremor hatte moderate Amplituden, die in der Mitte des gelben Bereichs lagen und sich dort die ganze Woche über aufhielten. Das vulkanische Zittern begann auf 2000 Höhenmeter und reichte bis kurz unter den Krater. Es könnte sich also Magma im Fördersystem aufwärts bewegen und auf seine Eruption warten. Eine ungewöhnliche Bodendeformation gab es allerdings nicht.

Die Ausbruchsszenarien, die die Spezialisten vom INGV veröffentlichen, reichen von möglicherweise einsetzender strombolianischer Aktivität bis zu stärkeren Paroxysmen, die Tephra in einem großen Gebiet niedergehen lassen könnten. Erfahrungsgemäß lassen sich solche Paroxysmen kaum wissenschaftlich vorhersagen. Oft weiß man erst, dass ein Paroxysmus kommt, wenn er quasi schon angefangen hat und erste strombolianische Eruptionen stattfinden.

Island: Erdbeben M 4,3 am Grimsvötn

Gletschervulkan Grimsvötn wird von stärkstem Erdbeben seit Aufzeichnungsbeginn erschüttert – Gletscherlauf möglich

Datum 11.01.2024 | Zeit: 06:53:1 UTC | Lokation: 64.421 ;  -17.256 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,3

Heute Morgen manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn ein Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe detektiert. Das Epizentrum lag 2.0 km nordnordöstlich von Grímsfjall. Laut IMO handelte es sich um den stärksten Erdstoß am Grimsvötn seitdem die Messungen begonnen wurden.

Die Bodenhebung ist seit einigen Tagen rückläufig und im Zusammenhang mit den Erdbeben meinen die IMO-Forscher, dass ein Gletscherlauf begonnen haben könnte. Unter dem Eis am Vulkan gibt es mindestens 2 Kavernen, in denen sich geothermal verursachtes Schmelzwasser sammelt. Wenn die Kavernen kein Wasser mehr fassen können und der Druck in ihnen zu groß ist, fließt das Wasser plötzlich ab und es kommt zu einem Gletscherlauf. Die plötzliche Druckentlastung auf den Boden könnte dann einen Ausbruch des Vulkans triggern. Tatsächlich sieht der Tremorgraph (sieh Artikel unten) so aus, als würde schwacher Tremor registriert werden.

Die Forscher beobachten den Vulkan genau und suchen nach weiteren Hinweisen für einen Gletscherlauf. Das Wasser in den abführenden Flüssen fängt an zu steigen und ändert seine elektrische Leitfähigkeit. Das gilt als Frühindikator, bevor die eigentliche Flut die Gletscherfront erreicht hat. Gletscherläufe (Jökulhlaup) sind auf Island gefürchtet, da sie großes zerstörerisches Potenzial haben. Selbst wenn sich meistens keine Orte im Bereich der gefährdeten Flüsse befinden, zerstören Jökulhlaups regelmäßig Straßen und Brücken. Besonders gefährdet ist ein Teil der östlichen Ringstraße im Bereich des Vatnajökulls.

Aber auch andere Vulkane können Gletscherläufe erzeugen, besonders wenn es zu einem subglazialen Vulkanausbruch kommt. Ein Kandidat ist die Katla. Der Vulkan unter dem Gletscher Myrdalsjökull war heute ebenfalls Schauplatz einiger Erdbeben.

Seismizität auf Reykjanes hat wieder zugenommen

Die Seismizität zog auch im Bereich der Reykjaneshalbinsel wieder an. Die Bodenhebung geht weiter, auch wenn manche Datenanalysten meinen, sie hätte nachgelassen. Diskutiert wird insbesondere ein Negativsprung des letzten Messwerts bei Eldvörp: Da sowohl vor dem Rifting-Event am 10. November als auch vor dem Ausbruch am 18. Dezember ein vergleichbares Muster wie jetzt auftrat, könnte der erwartete Ausbruch wieder einmal bevorstehen. Nur leider scheint sich auch dieser Vulkan nicht unbedingt an wiederkehrende Muster zu halten.

Bulusan mit Schwarmbeben am 11.01.24

Staat: Philippinen | Koordinaten: 12.77; 124.05 | Aktivität: Erdbeben

Erdbebenschwarm schürt Sorgen vor Ausbruch des Vulkans Bulusan

Der philippinische Vulkan Bulusan steht möglicherweise vor einem Vulkanausbruch. Die Soge wird von einem Schwarmbeben geschürt, das seit heute Morgen im Bereich des Vulkans stattfindet. Wie PHILVOLCS in einem Sonderbulletin berichtete, ereigneten sich innerhalb von 5 Stunden 71 vulkanotektonische Erdbeben. Sie hatten Magnituden zwischen 2,2 und 0,3 und breiteten sich in Tiefen zwischen 1 und 6 Kilometer unter der Südflanke aus. Außerdem stößt der Bulusan Dampfwolken aus.

Trotz der erhöhten seismischen Aktivität wurde die Warnstufe nicht erhöht und steht noch auf der geringsten Stufe. Sollte es zu einem Vulkanausbruch kommen, dann sind phreatische Explosionen am wahrscheinlichsten. Phreatische Explosionen entstehen, wenn geothermale Energie Grundwasser so stark aufheizt, dass es schlagartig verdampft. Der Wasserdampf entweicht dann explosionsartig und erzeugt die Eruptionen. Bei diesem Eruptionstyp ist unterirdisches Magma zwar die Quelle der Thermalenergie, es kommt aber weder zum direkten Kontakt zwischen Magma und Wasser, noch wird frische Lava eruptiert. Trotzdem können die entstehenden Eruptionswolken geringe Mengen Vulkanasche enthalten und auch Blöcke ausstoßen, doch dieses Material war bereits vorher abgelagert gewesen und stammt aus dem Schlotbereich des Vulkans.

Aufgrund möglicher plötzlicher und gefährlicher phreatischer Ausbrüche verbietet PHIVOLCS der Öffentlichkeit das Betreten der permanenten Gefahrenzone im Umkreis von vier Kilometern und rät ihr, innerhalb der erweiterten Gefahrenzone im Südostsektor mit einem Radius von zwei Kilometern wachsam zu sein.

Diejenigen, die in Tälern und entlang von Fluss- und Bachläufen leben, sollten bei starken und anhaltenden Regenfällen im Falle eines phreatischen Ausbruchs auf der Hut vor sedimentbeladenen Bachläufen und Laharen sein, hieß es in der PHILVOLCS Meldung weiter.

USA: Schwere Unwetter am 11.01.24

Unwetter an der US-Ostküste richten Überflutungen und Schäden an

In den letzten Tagen kam es zu einer Serie starker Unwetter, die vor allem im Osten der USA wüteten, aber auch der Westen blieb nicht verschont. Bisher forderten die Unwetter mindestens 5 Menschenleben. Das Spektrum der extremen Wetterphänomene reicht von Überflutungen im Nordosten, Stürmen und Tornados im Südosten und Schneestürmen in den westlichen Höhenlagen. Laut Wetterprognosen halten die Unwetter bis mindestens Freitag an.

Entlang der Ostküsten sind die großen Metropolen von Hochwasser bedroht. Grund hierfür waren heftige Schneefälle, die am Wochenende über die Region hinwegzogen. Als die Temperaturen stiegen, schmolz nicht nur der Schnee, sondern es kam zu weiteren Starkregenereignissen und Flüsse traten über die Ufer. So stehen inzwischen ganze Küstenregionen unter Wasser. Zudem gab es starke Sturmböen, die Bäume entwurzelten, Dächer abdeckten und Stromleitungen fällten. Alleine im Bundesstaat New York fiel der Strom für mehr als 160.000 Menschen aus.

Weiter im Süden machte vor allem der Wind Probleme. Heftige Stürme suchten den Osten heim, und in Alabama, North Carolina und Georgia starben nach vorläufigen Angaben 3 Menschenleben. An der Südküste in Florida bildeten sich Tornados, die große Schäden anrichteten.

In den Höhenlagen im Westen der USA ging es frostig zu und es ereigneten sich starke Schneefälle. Besonders in den Rocky Montanis und im Kaskadengebirge gibt es Schneestürme, die für Verkehrsbehinderungen sorgen. Es drohen Schneeverwehungen.

Da weite Teile der USA von den Unwettern betroffen sind, kam es praktisch landesweit zu Behinderungen im Flugverkehr und es mussten mehr als 1000 Flüge gestrichen werden. Sogar die Airforce Two von US-Vizepräsidentin Kamala Harris musste umgeleitet werden.

In den letzten Jahren breiteten sich in den USA während des Winters vermehrt Kältewellen aus. Obwohl es schon immer Schneestürme gab, sehen Wetterexperten in ihrer Zunahme ein Zeichen des Klimawandels. Durch einen schwächelnden Jetstream infolge einer Erwärmung der Stratosphäre können nordische Kaltluftmassen weiter in den Süden vordringen und so zu Wetterkapriolen führen.

Taal mit VOG am 10.01.24

Warnung vor VOG am Taal – Tragen von Masken empfohlen

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Fumarolisch

Der philippinische Taal-Vulkan liegt in der Provinz Batangas unweit von Manila und zeigte nach einem alarmierend hohen Ausstoß von Schwefeldioxid in der letzten Woche nun eine leichte Abnahme der Emissionen. Das geht aus einem Bericht von PHILVOLCS hervor. Gestern wurden innerhalb von 24 Stunden ein Schwefeldioxid-Ausstoß von 10.933 Tonnen gemessen. Verglichen mit dem Höchstwert von 12.685 Tonnen Anfang Januar und 11.499 Tonnen im November des letzten Jahres, ist das zwar weniger, aber immer noch sehr viel. Darüber hinaus stieß der Vulkan eine Dampfwolke aus, die bis auf eine Höhe von 1200 m aufgestiegen war. Im Kratersee auf Volcano Island gab es weiterhin Wasserturbulenzen, die durch den Gasausstoß hervorgerufen wurden und werden. Zudem verfärbten Gas und aufgewühlte Sedimente das Wasser.

Während auf Volcano Island eine lokale Bodenhebung detektiert wird, senkt sich der Boden in anderen Bereichen der Caldera, die im Vorfeld der Eruption von 2020 angehoben wurden.

Hohe Schwefeldioxid-Emissionen und Dampffreisetzung haben zu „VOG“ geführt – einem schädlichen Dunst aus vulkanischem Gas – der Orte in der Nähe des Vulkans mit Beschlag belegte, insbesondere auf Seeuferstädte in Batangas und Tagaytay City in der Provinz Cavite. Regierungsbeamte haben die Bewohner angewiesen, N-95-Gesichtsmasken (die bei Gas nichts bringen) zu tragen, um sich vor VOG zu schützen, da dieser SO2-Gas enthält und Augen, Nase und Rachen reizen kann, insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen und schwangere Frauen.

Der Vulkan bleibt auf Alarmstufe 1 für geringe vulkanische Unruhe, was bedeutet, dass phreatische Ausbrüche, vulkanische Erdbeben, Ascheniederschlag und gefährliche Gasemissionen möglich sind. PHILVOLCS betonte, dass der Vulkan weiterhin in einem anormalen Zustand sei und keine Anzeichen für das Ende der Unruhen oder die Einstellung der möglichen Eruptionsaktivität bestünden.

Mayon stößt ebenfalls Schwefeldioxid aus

Neben dem Taal-Vulkan ist auf den Philippinen auch noch der Mayon unruhig. Zwar hat seine Aktivität in den letzten Wochen nachgelassen, doch noch immer ist der Schwefeldioxid-Ausstoß hoch. Gestern wurde mehr als 1500 Tonnen des Gases emittiert. Die Lavaströme sind allerdings Geschichte. In Bezug auf mögliches Domwachstum gab es keine Aktualisierungen bei PHILVOLCS. Wahrscheinlich stagniert es erst einmal. Allerdings könnte diese Stagnation nur kurz anhalten, denn der Vulkan bläht sich weiter auf.

Island: Arbeiter in Grindavik vermisst

Arbeiter in Grindavik vermisst – Möglicherweise in Erdspalte gestürzt

Im isländischen Grindavik wird seit heute Vormittag ein Arbeiter vermisst, der möglicherweise in eine der Erdspalten stürzte, die sich beim Rifting-Ereignis am 10. November bildeten. Der Arbeiter war dabei, die Füllung eines Risses in der Einfahrt eines Einfamilienhauses zu verdichten. Er arbeitete alleine und wurde nicht mehr vorgefunden. Nun wird der verfüllte Riss wieder aufgegraben und die Suche nach dem Vermissten dauert an. Bei eisigen Temperaturen ist Eile geboten, denn sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten, und der Mann ist in der Spalte verschüttet worden, sinken die Überlebenschancen des Mannes während der Nacht. Sollte der Mann nur noch tot geborgen werden können, dann wäre er das erste Todesopfer, das indirekt mit den geologischen Geschehnissen auf Reykjanes in Verbindung gebracht werden kann.

Der lange erwartete Vulkanausbruch lässt indes weiter auf sich warten. Obwohl die Bodenhebung anhält, ist die Seismizität immer noch vergleichsweise niedrig. Gestern wurden laut IMO nur 40 Erdbeben im Gebiet des magmatischen Gangs detektiert. Nachts waren es 10 Erschütterungen. Aktuell scheint es wieder etwas munterer zu werden und es gibt 3 Szenarien zur weiteren Entwicklung:

  • Die Magmenintrusion verringert sich und Bodenhebung und Seismizität hören auf.
  • Es findet eine weitere Riftingepisode statt, wenn sich ein neuer Magmatischer Gang bildet.
  • Die Intrusion gipfelt in einen Vulkanausbruch.

Die meisten Erdbeben auf Island gibt es allerdings zur Zeit bei Grimsey vor der Nordküste. Möglicherweise gab es auch ein Erdbeben mit einer Magnitude größer als 3 beim Grimsvötn. Dieses Beben wird bei IMO angezeigt, die Trefferwahrscheinlichkeit liegt aber bei nur 50 %. Die Bodenhebung hier ist momentan rückläufig und kurzfristig rechne ich eigentlich nicht mit einer Eruption des subglazialen Vulkans.

Derweilen warnt der isländische Zivilschutz vor einem möglichen Vulkanausbruch auf Reykjanes und warnt Anwohner und Besucher der betroffenen Gegend ausdrücklich: Man sollte auf jeden Fall bereit sein, in kurzer Zeit das Areal zu verlassen.

Lewotobi Lakilaki mit pyroklastischen Strömen

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.53122.77 | Aktivität: Ascheeruption

Lewotobi generiert pyroklastische Ströme – Warnstufe erhöht

Auf der indonesischen Insel Flores steigerte der Vulkan Lewotobi Lakilaki seine Aktivität. Es wurde eine stärkere Explosion gemeldet, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m aufsteigen ließ. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Nordosten. Die Explosion erzeugte ein seismisches Signal von 227 Sekunden Dauer und einer Maximalamplitude von 37 mm. Das Interessanteste ist allerdings, dass auch zwei pyroklastische Dichteströme entstanden, deren Signale recht lange dauerten, was auf eine vergleichsweise große Gleitstrecke schließen lässt. Die Zeiten werden mit 398 und 418 Sekunden angegeben. Die Amplituden des seismischen Signals betrugen 47 mm, was für Dichteströme schon viel ist.

Die Frage ist, wie die Dichteströme entstanden? Sie könnten sich aus einer Eruptionswolke gebildet haben, insbesondere wenn es sich um eine seitwärtsgerichtete Explosion handelte. Allerdings wurde nur eine Explosion gemeldet und die Aschewolke stieg senkrecht auf. Aber es gibt ja noch einen anderen Prozess, der Dichteströme entstehen lassen kann. Hierbei handelt es sich um Kollapsereignisse heißen Materials, das entweder von einem Lavadom abgeht, oder von der Front eines zähen Lavastroms – oft, wenn er sich anfängt, seinen Weg zu Bahnen. Am Ätna und Stromboli entstehen Dichteströme meistens, wenn ein Lavastrom einen Teil einer Kraterwand zum Kollabieren bringt, oder wenn sich Spalten im Zuge einer Lavastrommigration bilden. Doch von solchen Prozessen am Lewotobi liegen keine Berichte vor, daher ist die erste Version die Wahrscheinlichste. Betrachtet man das Livecamfoto zur explosiven Eruption genauer, erkennt man, dass eine Vulkanflanke in einen dünnen Ascheschleier gehüllt ist, die von wenigstens einem der Dichteströme zeugt. Wahrscheinlich wurden größere Lavablöcke auf den Kraterrand geschleudert, die beim Aufprall fragmentierten, das Gas freisetzten und bereits am Kraterrand abgelagertes Material mobilisierten, das dann hangabwärts rauschte. Somit hätten wir einen weiteren Prozess der Dichtestromgenerierung gefunden. Dieser bringt normalerweise aber nur Dichteströme geringer Reichweite hervor.

Die Warnstufe wurde übrigens auf „Rot“ erhöht.

Island: Magmaansammlung unter Krýsuvík vermutet

Isländischer Geoforscher vermutet Sill unter Krýsuvík – Ausbruchswahrscheinlichkeit bei Svartsengi weiter hoch

Nach der Bebenserie bei Krýsuvík auf der Reykjaneshalbinsel, die sich Ende letzter Woche ereignete, spekuliert der isländische Vulkanologe Haraldur Sigurðsson darüber, dass sich unter dem Gebiet östlich von Fagradalsfjall und dem Magmatischen Gang bei Svartsengi ebenfalls eine Magmenakkumulation gebildet hat. Solche Vermutungen sind nicht neu und wurden bereits im Herbst letzten Jahres geäußert. Das neuerliche Schwarmbeben lieferte Nährstoff für diese Vermutungen. Hinzu kam die Erdbebenkarte des Naturgefahrenexerten Einar Hjörleifsson, der die Lage der Erdbeben im Dezember in Bezug auf die Hypozentren untersuchte. Haraldur Sigurðsson nahm die Karte und erstellte mit ihren Daten ein Histogramm und diskutierte es in seinem Blog. Ihm fiel auf, dass es nicht nur im Bereich des Magmatischen Gangs einen seismischen Schatten gab, sondern auch unter dem Areal von Krýsuvík. Unter dem Fagradalsfjall fehlte er. Ein seismischer Schatten entsteht, wenn Erdbebenwellen einen Magmenkörper passieren und sich somit die Dichte des Mediums ändert. Dann kommt es zu Laufzeitunterschieden oder sogar dem Ausbleiben bestimmter Wellenarten.

Bei einem Erdbeben entstehen Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). Die P-Wellen können sich durch Gestein und Magma bewegen, während die S-Wellen nur Gestein passieren können. Sie werden vom Magma quasi geschluckt. Beben es nun unter einem Magmenkörper, werden an Epizentrum -also dem Punkt an der Erdoberfläche oberhalb des Erdbebenherds nur die P-Wellen empfangen. Wenn man genug Erdbeben analysiert, lässt sich so die Lage eine Magmenkörpers kartieren. In unserem konkreten Fall ereigneten sich viele Erdbeben in mehr als 6 Kilometer Tiefe, von denen in den beiden beschriebenen Arealen nur die P-Wellen am Epizentrum ankamen. Daher vermutet Haraldur Sigurðsson zwei linsenförmige Magmenkörper auf Reykjanes: Einer bei Svartsengi und ein Zweiter im Areal von Krýsuvík. Laut Haraldur könnte dieser Magmenkörper zwischen 50 und 100 Quadratkilometer groß sein. Er sieht die nächste Eruption ehr in diesem Spaltensystem. Eine messbare Bodenhebung war bei Krýsuvík in den letzten Monaten aber praktisch nicht vorhanden, von daher glaube ich weniger an das beschriebene Ausbruchsszenario.

Die IMO-Vulkanologen bestätigten heute Nachmittag noch einmal die Bodenhebung bei Svartsengi und gaben die Rate mit 5 mm am Tag an. Im neuen Interferogramm für den Zeitraum 28.12.23 – 8.01.24 sieht man eine Bodenhebung von insgesamt 6 cm. Inzwischen habe sich wieder ein vergleichbares Schmelzvolumen wie vor der letzten Eruption akkumuliert, was eine baldige Eruption wahrscheinlich macht.

Übrigens sieht man auf dem Interferogramm am rechten Bildrand auch Krýsuvík, allerdings ohne die typischen Farbringe die Bodendeformation signalisieren.

Island: Erdbeben im Norden am 09.01.24

Erdbeben bei Grimsey – Auf Reykjanes ist es merkwürdig still

Datum 09.01.2024 | Zeit: 06:23:18 UTC | Lokation:  66.642 ;  -17.967 | Tiefe: 12 km | Mb 3,0

Heute Morgen bebte es um 06:23:18 UCT an der Tjörnes-Fracture-Zone mit einer Magnitude von 3,0. Das Hypozentrum lag in 12 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 11 km nördlich der Insel Grimsey verortet. Das Beben wurde bis jetzt nur automatisch erfasst und noch nicht von einem Seismologen überprüft. Die Trefferwahrscheinlichkeit der Daten liegt bei 90%. Der Erdstoß könnte als noch herabgestuft werden, so wie es gestern mit einem Beben Mb >3 passiert ist. Dieser Erdstoß hatte allerdings nur eine Trefferwahrscheinlichkeit von 50%.
Das Beben war Teil eines kleinen Erdbebenschwarms, der vor gut 2 Tagen an der TFZ begann. Solche Beben sind nichts Ungewöhnliches dort und können noch um ein Vielfaches intensiver ausfallen. Insgesamt wurden 93 Beben innerhalb von 48 Stunden annonciert.

Natürlich interessiert uns auch, was im Südwesten Islands los ist, genauer, am Magmatischen Gang auf der Reykjaneshalbinsel. Dort ist es seismisch betrachtet seit gestern merkwürdig still. Die IMO-Shakemap zeigt nur eine Handvoll Erdbeben, die stärker waren als in den letzten Wochen und überwiegend Magnitude über 2 hatten. Natürlich stellt sich die Frage, ob alle Erdbeben erfasst wurden, oder ob es zu windig ist, um schwächere Erdbeben festzustellen. Da auch noch kein Bericht erfolgte, könnte es auch wieder Probleme mit dem System geben.

Sollte es tatsächlich zu einer plötzlichen Abnahme der Seismizität gekommen sein, könnte es auch ein Vorzeichen sein, dass in den nächsten Stunden oder Tagen der erwartete Vulkanausbruch beginnt, denn Ähnliches sahen wir schon bei der einen oder anderen Fagradalsfjall-Eruption. Die Bodenhebung hält jedenfalls an. Während die Station bei Svartsengi bereits seit Tagen eine höhere Bodenhebung anzeigt als vor der Eruption am 18. Dezember, haben die meisten anderen Stationen jetzt ebenfalls zum Präeruptionsniveau aufgeschlossen.

Wie immer weise ich darauf hin, dass meine Gedankengänge hier nicht als Prognosen zu verstehen sind! Man kann nur die zur Verfügung stehenden Daten interpretieren und mit den Erfahrungen abgleichen und versuchen Rückschlüsse zu zeihen. Nach wie vor lassen sich weder Vulkanausbrüchen noch Erdbeben wissenschaftlich prognostizieren, da es zu viele Variablen gibt und wir uns nur ungefähr vorstellen können, was im Untergrund passiert.