Italien: Großer Bergrutsch in den Belluneser Dolomiten

Großer Bergrutsch an der Croda Marcora – Staubwolke erreicht Staatsstraße nach Cortina

San Vito di Cadore, 14. Juni 2025Am Samstagnachmittag ereignete sich in den Belluneser Dolomiten ein gewaltiger Felssturz bzw. Bergrutsch, der von der Südflanke des 3.154 m hohen Berges Croda Marcora abging. Große Mengen an Gestein und Erdmaterial lösten sich aus dem Massiv der Sorapiss-Gruppe oberhalb von San Vito di Cadore. Die dabei entstandene massive Staubwolke war kilometerweit sichtbar und erreichte sogar die Staatsstraße 51 von Alemagna, die Cortina d’Ampezzo mit dem Süden verbindet.

Bergsturz der Croda Marcora. © X

Die Bergrettung Venetien (CNSAS) ist mit mehreren Teams im Einsatz. Bislang liegen keine Meldungen über mögliche Opfer des Naturereignisses vor. Die Umgebung der Bergsturzstelle wird weiterhin nach Wanderern oder Kletterern abgesucht, die in Schwierigkeiten geraten sein könnten. In dem betroffenen Gebiet verlaufen mehrere beliebte Wanderwege und Klettersteige.

Aufnahmen dokumentieren das Ereignis: Eine staubaufwirbelnde Hangrutschlawine raste mit hoher Geschwindigkeit durch ein Tal und erinnert in ihrer Dynamik an einen pyroklastischen Strom. Dabei verfehlte sie eine nahe gelegene Siedlung offenbar nur um wenige Hundert Meter. Es handelte sich somit zumindest um eine Beinahe-Katastrophe.

Über die Ursache des Felssturzes gibt es bislang keine offiziellen Angaben. In den Dolomiten gelten jedoch häufige Niederschläge, Tauwetter und tektonischer Druck als typische Auslöser für Massenbewegungen. Hinzu kommt, dass der Klimawandel durch das Abschmelzen des Permafrosts Hangrutsche und Bergstürze zunehmend begünstigt. Fachleute des geologischen Dienstes der Region Venetien werden das Gebiet in den kommenden Tagen untersuchen.




Parallele zum Felssturz von Blatten in der Schweiz

Der Felsabgang an der Croda Marcora weckt Erinnerungen an den großen Bergrutsch von Blatten (VS) im Mai 2025, bei dem rund drei Millionen Kubikmeter Fels in Bewegung gerieten. Auch dort blieb die Bevölkerung nur knapp von größeren Folgen verschont, allerdings nur dank frühzeitiger Evakuierung. Während in Blatten ganze Hangabschnitte kollabierten und Evakuierungen notwendig waren, scheint das Ereignis in den Dolomiten bislang glimpflicher abgelaufen zu sein. Warnungen vor dem Ereignis gab es allerdings nicht.

Die Croda Marcora gehört zu den weniger begangenen Gipfeln der Sorapiss-Gruppe, liegt jedoch in Sichtweite stark frequentierter Dolomitenrouten.

Mount Spurr: 44 Erdbeben in einer Woche

Erdbebentätigkeit am Mount Spurr geht abgeschwächt weiter

Anchorage, 14.06.2025 – Am Mount Spurr (US-Bundesstaat Alaska) gehen die Unruhen weiter, doch gegenüber den Vorwochen schwächte sich die Seismizität ab. Innerhalb einer Woche wurden 44 Beben registriert, was dem Wert der Vorwochen entspricht, aber unter dem Mittel der vergangenen Monate liegt, als es deutlich über 100 Beben in der Woche gab.

Fumarolen am Mount Spurr. © AVO

Die aktuellen Werte bleiben zwar innerhalb der typischen Schwankungsbreite, die während einer Unruhephase auftreten kann, die AVO-Vulkanologen gehen aber davon aus, dass die Magmaintrusion unter dem Vulkan zum Stillstand gekommen ist. Dafür spricht auch, dass die Bodenhebung aufgehört hat.

Allerdings stellte man am 12. Juni während eines Überwachungsfluges fest, dass der Gasausstoß und die Zusammensetzung der Gase im Vergleich zum letzten Messflug am 23. Mai praktisch gleichgeblieben sind. Auch Satellitendaten bestätigten weiterhin den Ausstoß von Schwefeldioxid.

Webcams und Satellitenaufnahmen zeigen bei klarer Sicht eine anhaltende Dampffahne am Gipfel. Größere Veränderungen an der Oberfläche wurden jedoch nicht festgestellt.

Trotz des Rückgangs von Seismizität und Bodenhebung bleibt Mount Spurr ein potenziell gefährlicher Vulkan und die Lage könnte sich wieder zuspitzen und schlussendlich zu einem Vulkanausbruch führen. Das AVO überwacht den Vulkan rund um die Uhr mithilfe eines engmaschigen Netzes aus Sensoren, Kameras und Satelliten.




Obwohl die Anzeichen am Mount Spurr auf eine Entschärfung der Situation hindeuten, kursieren in den sozialen Medien noch zahlreiche Beiträge, die die Situation maßlos überdramatisieren und bereits die größte Stadt Alaskas in Gefahr sehen. Dabei liegt Anchorage fast 130 Kilometer vom Mount Spurr entfernt. Zwar könnte ein starker Ausbruch in Abhängigkeit von der Windrichtung Ascheniederschlag in Anchorage verursachen und somit den Flugverkehr beeinträchtigen, doch dass sich eine größere Katastrophe hieraus ergeben würde, ist unwahrscheinlich.

Ähnlich auf Clickbait getrimmt sind die Meldungen über den submarinen Vulkan Axial vor der US-Westküste, der nach Meinung einiger Wissenschaftler bereit für eine Eruption ist und laut deren Prognose noch dieses Jahr ausbrechen soll. Ich finde es zwar auch spannend zu verfolgen, ob der Vulkan ausbrechen wird, aber irgendwelche Folgen für das US-Festland werden sich bei einer Eruption kaum ergeben.

Ätna: Erdbeben und Tremorspitzen am 13. Juni

Tremor am Ätna wird nach Tiefphase unruhig – Weitere Erdbeben im Osten des Vulkans

Catania, 13.06.2025Viele Augen richten sich dieser Tage voller Spannung in Richtung Ätna, da man nach dem spektakulären Abgang des pyroklastischen Stroms vom 2. Juni auf einen weiteren Paroxysmus wartet. Es gibt erste schwache Anzeichen, dass sich tatsächlich einer ereignen könnte.

Diese Anzeichen sind bis jetzt aber noch mit Vorsicht zu betrachten, denn es ist keinesfalls sicher, dass zeitnah ein weiterer Vulkanausbruch erfolgen wird. Die Anzeichen ergeben sich in erster Linie aus einer Analyse des Verhaltens der Tremoramplitude, die in den letzten Tagen einem ähnlichen Muster folgt, wie wir es vor den Eruptionen der vergangenen Monate gesehen haben: Nach einer eruptiven Periode verblieb der Tremor eine Weile im gelben Bereich, bevor er dann in den grünen Bereich absackte. Nachdem er dort ein paar Tage verweilte, begann er wieder, in den gelben Bereich zu steigen, und erzeugte schnell Tremorspitzen, so wie es jetzt auch wieder der Fall ist. Diese Tremorspitzen sind sehr schön auf dem Seismogramm der Messstation ECPN zu sehen, die nach langem Ausfall wieder seit ein paar Tagen online ist.




Einen Unterschied gibt es allerdings doch: Während die Seismizität zwischen März und Mai niedrig war, zeigt sie aktuell eine leicht steigende Tendenz. Besonders im Osten des Vulkans gibt es flach liegende Erdbeben in Tiefen ab 5 Kilometern, über die ich bereits im letzten Update zum Ätna berichtet habe. Seitdem sind aber noch einige Erschütterungen im Valle del Bove dazugekommen.

Auf den Webcams erkennt man aktuell keine Besonderheiten, allerdings hüllt sich der Vulkan auch viel in Wolken, obwohl weiterhin schönstes Sommerwetter vorausgesagt ist. Tatsächlich herrscht auf Sizilien gerade die erste Hitzewelle des Jahres. Oft ist es am Ätna aber so, dass tagsüber am Gipfel und im Valle del Bove Wolken aufziehen, die einem die Sicht auf einen Vulkanausbruch vermiesen könnten.

Popocatépetl: Tremor ist deutlich erhöht

Popocatépetl mit Tremorsteigerung und Exhalationen – 427 Minuten Tremor am 9. Juni

Mexiko City, 13.06.2025 – Der mexikanische Vulkan Popocatépetl liegt an der Grenze der Bundesstaaten Morelos, Puebla und Mexiko und zählt zu den aktivsten Vulkanen des Landes, doch in den letzten Monaten hat seine eruptive Aktivität deutlich nachgelassen, weswegen er hier nur noch selten in den News auftaucht. Doch das könnte sich bald wieder ändern, denn in den vergangenen Tagen zeigte er eine signifikante Zunahme des vulkanischen Tremors, der teilweise in harmonischen Schwingungen auftrat – ein untrügliches Zeichen, dass sich magmatische Fluide im Fördersystem bewegen.

Ein dampfender Popo.

Laut dem täglichen Bericht des Nationalen Zentrums für Katastrophenvorsorge (Cenapred) und der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) wurden gestern 154 Minuten Tremor aufgezeichnet. Hinzu kamen 29 starke Dampfexhalationen. Spitzenwerte wurden am 9. Juni festgestellt, als es zu 427 Minuten Tremor und 33 inhalativen Phasen kam. Außerdem manifestierte sich nachts ein vulkanotektonisches Erdbeben der Magnitude 2,2. Solche Erdbeben werden in der Regel von aufsteigendem Magma verursacht, das bei seinem Weg Richtung Oberfläche Gesteine bricht und Risse erzeugt.

Die Vulkanologen warnen vor der Möglichkeit, dass weitere Erdbeben unterschiedlicher Magnitude auftreten könnten. Man muss mit dem Einsetzen einer eruptiven Phase rechnen. Dann kann es in bewohntem Gebiet in Vulkannähe zu Ascheniederschlag kommen.

Die Eruptionen könnten glühende Tephra in einem weiten Umkreis niedergehen. Daher bleibt das Besteigungsverbot in Kraft und es gibt eine 12-Kilometer-Sperrzone um den Krater. Verner wird davor gewarnt, dass im Extremfall pyroklastische Ströme und Lahare generiert werden könnten – letzteres insbesondere im Falle starker Regenfälle.

Der Vulkan, im Volksmund auch „Don Goyo“ genannt, befindet sich derzeit in Warnstufe „Gelb, Phase 2“ der vulkanischen Ampel. Es wird dringend davon abgeraten, sich dem Krater oder dem näheren Umfeld des Vulkans zu nähern, da die Gefahr durch herabfallende ballistische Fragmente besteht.

Sangay: Thermische Anomalien und zahlreiche Explosionen

Thermische Anomalien und viele Explosionen am Sangay – Vulkanasche in 6700 m Höhe

Quito, 13.06.2025In Ecuador steigerte der Vulkan Sangay seine Aktivität und emittiert nicht nur eine hohe Wärmestrahlung, sondern auch viele Aschewolken. Das VAAC Washington meldet in Richtung Nordwesten driftende Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m.

Eruption am Sangay. © Volcanoes Ecuadors

Die letzte VONA-Warnung wurde um 04:44 UTC veröffentlicht. Die Aschewolke verteilte sich über ein großes Areal und regnete zum Teil über bewohntem Gebiet ab. Generell gilt die Empfehlung in solchen Situationen Staubschutzmasken zu tragen, besonders, wenn man dem Aschregegen öfters ausgesetzt ist, denn es könnten sich langfristig betrachtet Schädigungen der Lunge ergeben.

Das zuständige Observatorium IGN veröffentlichte ein Bulletin, nach dem Vulkanasche zwischen 300 und 2500 m über Kraterhöhe aufstieg. Außerdem wurde der Abgang glühender Lava bestätigt, die ca. 1000 Höhenmeter unterhalb des Kraterniveaus über die Nordflanke abstieg. Von der Lava gehen mittelstarke thermische Anomalien aus, die heute Morgen um 07:50 UTC eine Leistung von 127 MW erreichten. Zu diesem Zeitpunkt wurde keine größere Aschewolke gemeldet, was darauf schließen lässt, dass es auch starke strombolianische Eruptionen gibt, die glühende Tephra auswerfen, ohne dass sich in der Eruptionswolke viel Vulkanasche befinden würde. Diese Eruptionen finden in 160 seismischen Explosionssignalen Bestätigung, die in den letzten 24 Stunden vom seismischen Netzwert des IGN aufgezeichnet wurden.

Ein Foto vom Sangay, das gestern in den sozialen Medien geteilt wurde, dokumentiert eine Ascheeruption und das rotglühende Material, das in der Depression auf der Südwestflanke des Sangay abgeht. Ob das Bild tatsächlich aktuell ist, bleibt unbekannt.

Die Vulkanologen halten ihre Warnungen vor Laharen und möglichen proklastischen Strömen aufrecht und warnen vor einer Besteigung des Vulkans. Auch der Aufenthalt in Flussbetten und anderen Niederungen am Sangay wird nicht empfohlen. Der Alarmstatus steht auf „Gelb“.

Island: Bodenhebung erreicht Parität

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island erreicht Parität zur Hebung vor dem letzten Ausbruch

Reykjavik, 13.06.2025Während manche über das Ende der Eruptionsserie entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe bei Svartsengi auf Island spekulieren, hat die Bodenhebung wie erwartet den Gleichstand wie vor der letzten Eruption Anfang April erreicht. Das Eruptionsrisiko steigt weiter an.

Bodenhebung SENG. © IMO

Medial erfährt die aktuelle Hebungsphase auf der isländischen Reykjaneshalbinsel kaum noch Aufmerksamkeit, entweder, weil man sich daran gewöhnt hat, oder weil andere Themen wie die Kapriolen des amerikanischen Präsidenten und die Kriege in der Ukraine und Israel die Nachrichten dominieren. Dennoch bleibt die Lage nördlich des isländischen Fischerstädtchens Grindavik angespannt: Die Bodenhebung beläuft sich seit dem 3. April – dem Ende des letzten großen Ereignisses bei Sundhnúkur – auf 250 mm und hat damit wieder in etwa das Niveau erreicht, wie es unmittelbar vor der letzten Eruption gemessen wurde. Das gilt allerdings noch nicht für das Magmavolumen. Bei den meisten Vorgängereruptionen verhielt es sich so, dass die Bodenhebung noch einige Wochen weiterging, bevor es dann tatsächlich zum nächsten Ausbruch kam. So kann es noch 6 bis 8 Wochen dauern, bis wir die nächste Eruption sehen werden, wobei natürlich immer die Möglichkeit besteht, dass die Bodenhebung aufhört und gar keine Eruption stattfinden wird.

Die Erdbebentätigkeit in dem Gebiet schätze ich als moderat ein: In den letzten 48 Stunden ereigneten sich 51 Erdbeben auf Reykjanes. Diese verteilten sich aber auf mehrere Risssysteme. Bei Grindavik und der Kraterreihe gab es nur wenige Erschütterungen, was in den Bodenhebungsphasen nicht unüblich ist. Oftmals steigert sich die Seismizität erst wenige Tage vor einer Eruption und nur wenige Minuten vorher gibt es eine seismische Krise. So könnte die finale Vorwarnzeit auch diesmal gering ausfallen.




Unter ganz Island ereigneten sich in dem bekannten Zeitraum 97 Erdbeben, überwiegend an den Lokationen, die hier in den letzten Monaten im Fokus standen.

Ol Doinyo Lengai: Inflation detektiert

Neues Foto nach Lavaüberlauf Ende Mai zeigt Rotglut am Ol Doinyo Lengai – Transiente Inflation nachgewiesen

Arusha, 12.06.2025 – Erst vor wenigen Tagen berichtete ich über den Lavaüberlauf, der sich am 27. Mai am Ol Doinyo Lengai in Tansania ereignete. Daraufhin übermittelte mir Vereinsmitglied Jochen Felkl ein aktuelles Bild, das er von einem Lengai-Führer zugeschickt bekommen hatte. Auf dem Bild ist ein aktiver Hornito zu sehen, in dessen Schlot rotglühende Lava brodelt. Das Foto ist insofern ungewöhnlich, als die Lava am Lengai nicht so rot glüht. Früher wurde auf Bildern des Vulkans die Rotglut nur nachts auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar. Das vorliegende Bild wurde zum Sonnenaufgang mit einem Handy aufgenommen, was darauf schließen lässt, dass die ungewöhnliche Lava des Vulkans heißer geworden ist. Eine Temperaturmessung wäre sicher spannend.

Rotglut am Ol Doinyo Lengai. © Guide

Betrachtet man das Bild genauer, erkennt man im Hintergrund am Kraterboden schwarze und somit frische Lava, was den Überlauf vom 27. Mai bestätigt. Am Lengai verwittert schwarze Lava innerhalb weniger Tage oder Wochen zu einem weißen Sodapulver.

Zwar wurden in der letzten Zeit meines Wissens nach keine Temperaturmessungen am Ol Doinyo Lengai durchgeführt, dafür aber Messungen anderer Art: Ein internationales Forscherteam um Sarah Stamps und Ntambila Daud vom Virginia Tech installierte bereits 2016 um und auf dem Lengai 6 GNNS-Messsensoren, mit denen sie kleinste Bodenbewegungen detektieren können. Sie stellten fest, dass es zwischen März 2022 und Dezember 2022 zu einer schnellen Bodenhebungsphase kam, die in eine länger anhaltende, stetige Hebung bis August 2023 überging. Davor und danach konnten keine Bodendeformationen detektiert werden. Modellrechnungen deuten darauf hin, dass die Hebung von einer aktiven, oberflächennahen magmatischen Quelle stammt. Die Vermutung liegt nahe, dass es zu einer Magmenintrusion kam, was auf eine Aufheizung des Vulkans hindeutet.

Tatsächlich ist der Lengai in einer Phase milder effusiver Eruption begriffen, die in früheren Perioden jahrzehntelang anhielt, bevor sie jäh von einer explosiven Eruptionsphase unterbrochen wurde. Gemittelt ereigneten sich explosive Phasen in Intervallen von grob 20 Jahren, wobei es durchaus Variationen der Intervalle zwischen 16 und 25 Jahren gab. Bei diesen explosiven Eruptionen unterlag der Kraterbereich stets großen morphologischen Veränderungen. Statistisch gesehen ist es also durchaus möglich, dass wir in den nächsten Jahren erneut einen Umbau des Kraters sehen werden.




Bei den besonders starken Explosionen der Eruptionsphase 2007–08 kam es zu einer Injektion silikatischer Lava in das Reservoir, in dem sich die besondere natriumkarbonatische Lava befand, für die der Lengai bekannt ist. Dieses Mischen von 2 unterschiedlichen Magmaarten kann generell starke Explosionen hervorrufen.

Die hier erwähnte Studie von Sarah Stamps erschien bereits Ende letzten Jahres. Kurz zuvor wurde eine andere Studie veröffentlicht, über die ich bereits berichtet habe. Diese steht im Widerspruch zu der jüngeren Studie, denn die Kernaussage war, dass sich der Gipfel des Lengai im Jahr um ca. 35 mm senkt. Allerdings könnte es auch sein, dass sich nur der 2007 entstandene Schlackenkegel auf dem Kraterplateau durch gravitativen Einfluss absenkt, ohne dass das Speichersystem des Vulkans davon betroffen ist.

Vor den letzten explosiven Eruptionen steigerte sich die Aktivität des Lengai über mehrere Monate hinweg und es kam oft zu stärkeren effusiven Ausbrüchen mit Lavaüberläufen im Kraterbereich. Wir werden sehen, ob es sich diesmal wieder so verhalten wird.

Bei einer Expedition während der aktiven Aufheizungsphase des Vulkans stürzte ein Träger in einen Lavastrom und zog sich so schwere Verbrennungen zu, dass beide Beine amputiert werden mussten. Vulkanspottern sei empfohlen, den Lengai nicht zu unterschätzen und Vorsicht walten zu lassen.

Übrigens schrieb ich am 8. Mai über ein Erdbeben Mb 4,5, das sich am Südufer des Lake Natrons ereignete, in nur 20 Kilometer Entfernung zum Lengai. Nicht ausgeschlossen, dass dieses Erdbeben letztendlich die erhöhte Aktivität am Vulkan triggerte.

Santiaguito: Ascheeruption und Dichtestrom

Santiaguito eruptierte Vulkanasche und erzeugte einen pyroklastischen Dichtestrom

Quetzaltenango, 12.06.2025Der Domvulkan Santiaguito ist weiterhin sehr aktiv und erzeugte gestern eine Ascheeruption, die eine VONA-Warnung beim VAAC Washington auslöste. Demnach stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 Metern auf. Die Asche wurde von einem kräftigen Ostwind in Richtung Westen verfrachtet. In Gemeinden unter der Aschewolke kam es zu Ascheniederschlag.

Pyroklastischer Dichtestrom. © CONRED

Laut dem guatemaltekischen Institut INSIVUMEH wurden über dem Krater des Vulkans Santiaguito Gasemissionen in Höhen von bis zu 500 Metern beobachtet. Diese Aktivität führt zu schwachen bis mäßigen Explosionen, bei denen Gas- und Aschewolken bis zu 900 Meter über den Vulkankomplex aufsteigen.

Zudem wurden am Dom Kollapsereignisse beobachtet, bei denen Gesteinsmaterial abbrach und über die Vulkanflanke abrutschte. CONRED veröffentlichte ein Foto, das zeigt, dass sich offenbar aus einer dieser Gesteinslawinen ein pyroklastischer Dichtestrom entwickelte, der auf der Südwestflanke des Domes unterwegs war.

Hochlichtempfindliche Kameras konnten nachts Leuchten im Krater visualisieren. Dieses Leuchten kann von glühender Lava, aber auch von brennenden Gasen hervorgerufen werden. Der Santiaguito ist für seine blauen Gasflammen bekannt, die oft am Anfang einer Eruption am Dom auftreten.

Der Vulkan Santiaguito bleibt sehr aktiv. Das angesammelte Material könnte großflächige pyroklastische Ströme in Richtung Südwesten, Süden und Südosten auslösen. Zusätzlich könnten die vorhergesagten Regenfälle in der Region Lahare (Schlammlawinen) in verschiedenen Schluchten des Vulkans verursachen. Daher rät die Katastrophenschutzbehörde CONRED Besuchern und Anwohnern, Niederungen und Flusstäler zu vermeiden, denn hier könnten pyroklastische Ströme und Lahare langfließen. Außerdem sollte man sich mit Evakuierungsplänen vertraut machen und informiert bleiben.

Der Santiaguito liegt im Schatten des größeren Vulkans Santa Maria. Dieser schützt das nördlich gelegene Quetzaltenango. In der Stadt leben gut 140.000 Menschen. Südlich des Vulkans liegen aber Fincas und kleinere Siedlungen, die von den Ausbrüchen des Santiaguito direkt betroffen werden könnten.

Raung: Mehrere Ascheeruptionen detektiert

Mount Raung zeigt erneut vulkanische Aktivität – 5 Eruptionen während der Nacht

Banyuwangi, 12.06.2025Der Mount Raung liegt in Ostjava und ist einer der größten und aktivsten Stratovulkane Indonesiens. Er generierte in den letzten Stunden gleich 5 Ascheeruptionen, die beim VAAC-Darwin Warnungen für den Flugverkehr auslösten. Demnach stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 Metern auf und driftete in Richtung Südwesten.

Ascheemission am Raung. © VSI

Laut dem Zentrum für Vulkanologie und geologische Katastrophenvorsorge (PVMBG) stieg am frühen Donnerstagmorgen eine Aschewolke bis zu 1.000 Meter über dem Kraterrand auf. Die Höhenangaben decken sich gut mit denen vom VAAC. Die Aktivität begann in den frühen Morgenstunden und setzte sich bis zum Morgengrauen fort.

Die Aschesäulen bewegten sich je nach Uhrzeit in unterschiedliche Richtungen – südlich, südwestlich und schließlich auch südöstlich. Seismische Daten verzeichneten mehrere Tremorphasen mit einer maximalen Amplitude von 4 Millimetern. Dies deutet auf Fluidbewegungen im Fördersystem hin und könnte ein Anzeichen für steigenden Druckaufbau sein. Allerdings werden immer noch keine vulkanotektonischen Erschütterungen detektiert und auch die Anzahl an explosionsartigen Entgasungen hat aufgehört. Daher ist es unklar, ob es Magmenaufstieg gibt, der keine detektierbaren Spuren hinterlässt, oder ob möglicherweise ein Förderschlot verstopft ist, weshalb sich größerer Druck aufbaut, der dann zu den Ascheeruptionen führt.

Mount Raung erhebt sich auf 3.332 Meter über dem Meeresspiegel und gehört zur Ijen-Vulkanregion im Osten der indonesischen Insel Java. Sein gewaltiger, über zwei Kilometer breiter Gipfelkrater ist eine Besonderheit – anders als viele andere Vulkane in Indonesien ist er ständig aktiv, was regelmäßige Ausbrüche zur Folge hat. Die bislang stärksten dokumentierten Ausbrüche des neuen Jahrtausends ereigneten sich 2015 und legten zeitweise den Flugverkehr in der Region lahm.

Derzeit gilt Warnstufe „2“. Die Bevölkerung sowie Touristen werden dringend aufgefordert, einen Sicherheitsabstand von mindestens 3 Kilometern zum Krater einzuhalten. Auch Aktivitäten in der Nähe des Calderarands sowie Übernachtungen in Kraternähe sind strikt untersagt.

Das PVMBG sowie die Katastrophenschutzbehörde BPBD rufen dazu auf, Ruhe zu bewahren, jedoch wachsam zu bleiben und offizielle Informationen regelmäßig zu verfolgen.