Mayon auf den Philippinen am 07.11.23

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Starker Tremor am Mayon weist auf weiteren Magmenaufstieg hin

Der Vulkan Mayon liegt in der philippinischen Provinz Albay und ist weiterhin aktiv. In den drei Abflussrinnen Bonga, Mi-isi und Basud sind weiterhin zähflüssige Lavaströme unterwegs. Sie sind zwischen 3,4 und 1,1 Kilometer lang. Von ihren Fronten gehen Steinschläge und Schuttlawinen ab. Ihren Ursprung finden die drei Ströme in einem Lavadom, der den Krater verstopft. Bei einem Lavadom handelt es sich prinzipiell um einen extrem zähflüssigen Lavastrom, der eine Staukuppel im Krater bildet. Neben den Lavaströmen gehen vom Dom auch pyroklastische Dichteströme ab, die bis zu 4 km weit kommen. Insofern hat sich der Status des Vulkans in den letzten Wochen nicht verändert. Neu ist allerdings der starke Tremor, der in den vergangenen Tagen registriert wurde. Besonders intensiv war er am 5. November, als 173 Tremorphasen vom seismischen Netzwerk registriert wurden. Sie dauerten zwischen 1 und 23 Minuten. Gestern war der Tremor rückläufig und es wurden noch 62 Phasen festgestellt. Dafür gab es dann 4 vulkanotektonische Erdbeben. Der Schwefeldioxid-Ausstoß stieg auf 1478 Tonnen am Tag. Außerdem wird eine Inflation des Vulkangebäudes festgestellt. Diese Daten deuten darauf hin, dass weiterhin Schmelze im Inneren des Vulkans aufsteigt und eruptiert werden will.

Das Philippine Institute of Volcanology and Seismology (PHIVOLCS) erhält die Alarmstufe 3 aufrecht, was auf eine erhöhte Gefahr hinweist: eine Steigerung der Aktivität ist jederzeit möglich und die Eruption könnte gefährlicher werden. Die Behörde empfiehlt die Evakuierung der permanenten Gefahrenzone im Umkreis von sechs Kilometern um den Vulkan aufgrund der Gefahr von pyroklastischen Dichteströmen, Lahars und sedimentbeladenen Bachläufen, insbesondere bei starken Regenfällen. Die Luftfahrtbehörden werden aufgefordert, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da Asche bei einem plötzlichen Ausbruch gefährlich für Flugzeuge sein kann. Es wird erwartet, dass Asche vor allem auf der Südseite des Vulkans abfällt.

Neben dem Mayon stehen auf den Philippinen noch die Vulkane Bulusan, Kanlaon und Taal unter besonderer Beobachtung. Während die erst genannten Feuerberge Anzeichen eines langsamen Aufheizens zeigen, stößt der Taal wieder enorm viel Schwefeldioxid aus. Gestern waren es fast 5300 Tonnen. Die Seismizität zog wieder an und man registrierte 36 vulkanisch bedingte Erdbeben.

Evakuierungsplan Grindavik

Grindavík bereitet sich auf mögliche Evakuierung vor

Heute pfeifen es die isländischen Medien von den Dächern: der drohende Vulkanausbruch im Gebiet von Thorsbjörn-Svartsengi und Eldvörp könnte ein ernstes Problem für die Isländer darstellen und Infrastruktur gefährden. Neben der Blauen Lagune und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi, sieht man auch eine Bedrohung für den Ort Grindavík. Lavaströme könnten innerhalb von einem Tag die Gemeinde am Atlantik erreichen und dem Erdboden gleich machen, oder wenigstens eine Schneise durch die Stadt schlagen. Es ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass sich eine Eruptionsspalte in direkter Nachbarschaft zum Ort öffnet, dann blieb den Menschen nur wenig Zeit zur Flucht. Daher wurden bereits jetzt vom Ministerium für Katastrophenschutz und Notfallmanagement Evakuierungspläne veröffentlicht. Sie gelten auch für den Fall eines Erdbebens.
Der Plan umfasst Fluchtwege innerhalb und außerhalb der Stadt. Im Falle einer Evakuierung werden die Bewohner über die Notrufnummer 112 informiert und aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Folgende Schritte sind dabei zu beachten:

  • Stellen Sie sicher, dass alle Fenster in Ihren Häusern geschlossen sind, trennen Sie die Stromversorgung und überprüfen Sie Ihre Notfallausrüstung.
  • Verlassen Sie Ihr Zuhause und bringen Sie einen gut sichtbaren Aufkleber an, der anzeigt, dass das Haus verlassen wurde.
  • Wenn möglich, überprüfen Sie Ihre Nachbarn und Kollegen.
  • Fahren Sie vorsichtig weg und nehmen Sie evakuierte Fußgänger auf, wenn Platz in Ihren Autos ist.
  • Halten Sie sich über Radio und Medien auf dem Laufenden.
  • Melden Sie sich in einem Massenhilfezentrum außerhalb von Grindavík an. Es ist nicht erforderlich, an den Sammelstellen anzuhalten.
  • Notfälle und Unfälle sollten unter der Rufnummer 112 gemeldet werden, oder bei fehlendem Telefonanschluss kann eine weiße Fahne an der Tür oder am Fenster angebracht werden.

Eltern oder Erziehungsberechtigte sollten ihre Kinder im Vorschul- und Grundschulalter betreuen, wenn die Umstände dies zulassen. In verschiedenen Einrichtungen, darunter Reykjaneshöll in Reykjanes, Kórinn in Kópavogur und Vallaskóli in Selfoss, werden Hilfsstationen eingerichtet.

Das Sportzentrum in Grindavík wird als Sammelstelle dienen, hauptsächlich für diejenigen, die Hilfe benötigen, um die Stadt zu verlassen. Es ist wichtig, dass die Bewohner von Grindavík diese Informationen sorgfältig studieren und sich auf den Evakuierungsplan vorbereiten.

Betrieb der Blauen Lagune geht weiter

Während man die Stadt also auf eine Evakuierung vorbereitet, scheint das Management des Thermalbads Blaue Lagune noch total relaxt zu sein! Journalisten der Zeitung Iceland Review intervierten Badegäste auf dem Parkplatz vor dem Bad, als sie diese gerade verließen. Sie wurden gefragt, ob sie über die aktuelle Situation Bescheid wissen würden, worauf sich die meisten ausländischen Badegäste ahnungslos gaben. Das Management zeigte sich seinerseits erstaunt und sagte den Journalisten auf Nachfrage, dass man die Badegäste darüber aufkläre, dass sich unter dem Bad Magma ansammelt. Offenbar verlässt man sich vor Ort darauf, dass man im Falle eines finalen Magmenaufstiegs früh genug gewarnt wird, um die Badegäste und Mitarbeiter zu evakuieren. Na denn, mal abwarten und hoffen, dass es gut geht. Falls nicht, rollt der nächste Prozess auf die Vulkantourismusbranche zu.

Ich selbst kenne Grindavik und die Blaue Lagune ganz gut. Es wäre wirklich schade, wenn es hier zu Zerstörungen käme. In Grindavik gibt es einen kleinen Campingplatz und der Diner an der Tankstelle sit ein beliebter Treffpunkt von Vulkanspottern, wenn der Fagradalsfjall eruptiert. Die Blaue Lagune ist sicherlich toll, mir aber zu kommerzialisiert. Ein weniger bekanntes Kleinod ist das Thermalbad „Myvatn Nature Baths“ auf Nordisland. Die Blaue Lagune des Nordens kann einspringen, falls es das große Thermalbad auf Südisland bei einem Vulkanausbruch zerlegt.

Island und Reykjanes – Update vom 06.11.23

Schwarmbeben hat nachgelassen- Bodenhebung unter Thorbjörn nimmt weiter zu

In den letzten 24 Stunden hat die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel nachgelassen, dennoch ist sie noch deutlich erhöht. Seit gestern Morgen haben sich gut 2000 Erschütterungen ereignen. Drei Erdbeben hatten über Magnituden über 3. Seit Beginn der massiven Schwarmbebentätigkeit am 25. Oktober waren es fast 19.000 Beben. Die Erdbeben sind Zeugnis eine massive Magmenintrusion unter Reykjanes und Modelle zeigen, dass es mehrere Intrusionen auf verschiedenen Höhenniveaus gegeben hat. Teilweise migrieren diese Gänge nun horizontal. Von daher ist es spekulativ, jetzt zu versuchen, einen potenziellen Ausbruchsort zu lokalisieren. Natürlich macht man es trotzdem und zuletzt haben sich die Augen auf den Bereich zwischen Thorsbjörn und Eldvörp gerichtet, weil hier aktuell die Bodenhebung mit 75 mm am höchsten ist. Tatsächlich verhielt es sich 2022 vor der Meradalir-Eruption ähnlich. Allerdings schreiben die Forscher von IMO, dass Daten, die seit dem 27. Oktober gesammelt wurden, zeigen, dass die mit diesem Inflationsereignis verbundene Volumenänderung fast das Doppelte der Volumenänderung erreicht hat, die mit den vier vorherigen Inflationsereignissen in derselben Region zwischen 2020 und 2022 verbunden war. Der Zufluss von Magma bzw. magmatischen Fluiden in den schwellenartigen Körper wird auf etwa 7 m3/s geschätzt, was etwa viermal größer ist als der höchste geschätzte Zufluss bei früheren Inflationsereignissen hier. Während die Inflation anhält, ist aufgrund zusätzlicher Spannungsänderungen in der Kruste mit einer erhöhten Seismizität in der Region zu rechnen.

Das Eldvörp-System

Da sich die Augen nun vom Fagradalsfjall abgewendet haben -obwohl ich nicht sicher bin, ob wir hier nicht doch noch einen Ausbruch sehen werden- und dem Eldvörp zugewendet haben, muss ich ein paar Worte zu diesem Spaltensystem verlieren: Bei Eldvörp handelt es sich um ein 10 Kilometer langes Spaltensystem westlich vom Thorbjörn, der während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung entstand. Ganz so lange ist die letzte Eruption im Bereich von Eldvörp noch nicht her, denn hier trat zuletzt im 13. Jahrhundert Lava aus. Insgesamt stammen drei große Lavafelder in diesem Teil Reykjanes aus dem Spaltensystem, von dem manche sagen, es wäre sogar 30 km lang. Bei diesen Lavafeldern handelt es sich um Stampahraun, Illahraun und Arnarseturshraun. Auch der Thorbjörn und der benachbarte Sýlingafell stehen mit dem Spaltensystem in Verbindung.

Vulkan Merapi mit Update am 06.11.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismizität am Merapi bleibt erhöht – langsamer Magmenaufstieg

Am Merapi auf der indonesischen Insel Java bleibt die Seismizität erhöht. Das VSI registrierte gestern 263 Mehrphasenerdbeben, die uns auch als hybride Erdbeben bekannt sind und als ein Indikator für aufsteigende magmatische Fluide interpretiert werden kann. So taten es auch die indonesischen Vulkanologen vom BPPTKG, die in ihrem letzten Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 27. Oktober bis 2. November 2023 schrieben, dass Magma aufsteigt und sich in nur 1,5 km Tiefe unter dem Gipfel befinde. Damit steht die Schmelze schon im Vulkangebäude des Merapis. Die erhöhte Bebentätigkeit setzte bereits in der letzten Augustwoche ein und hält ungewöhnlich lange an. Es muss sich um eine sehr zähe Schmelze handeln, die stark differenziert ist. Sollte sie am Krater austreten, werden die Dome einen Wachstumsschub erhalten, oder es könnte sich sogar ein neuer Dom bilden. Auf jeden Fall eine gefährliche Situation, denn es ist mit einer Verstärkung der Aktivität zu rechnen. Insbesondere drohen pyroklastische Dichteströme.

Momentan gehen täglich zahlreiche glühende Schuttlawinen vom Dom am südwestlichen Kraterrand ab. Leider gibt es immer noch keine neuen Werte zu den Volumina der beiden Dome. Die im Bericht verwendeten Werte stammen aus Daten vom 28. September. Zu diesem Zeitpunkt hatte der südwestliche Dom ein Volumen von 3.097.700 Kubikmetern. Er hat sich seitdem morphologisch verändert und es gab einen Hotspot, an dem eine Temperatur von 356 Grad Celsius gemessen wurde. Am zentralen Dom tat sich wenig. Sein Volumen wurde damals mit 2.358.500 Kubikmetern angegeben.

Der Mount Merapi befindet sich seit dem 5. November 2020 in Alarmstufe III. Die aktuelle potenzielle Gefahr besteht in Form von Lavarutschen und heißen Wolken im Südsüdwestsektor, die Flüsse in einem Radius von bis zu 7 km bedecken können. Die Öffentlichkeit wird aufgefordert, keine Aktivitäten in gefährdeten Gebieten durchzuführen, sich auf mögliche Vulkanasche und Lava-Gefahren vorzubereiten und besonders bei Regen um den Mount Merapi vorsichtig zu sein.

Eruption vor Iwo Jima hält am 04.11.23 an

Marine Eruption von der japanischen Insel Iwo Jima geht weiter und lässt Vulkaninsel wachsen

Der Vulkanausbruch, der Ende Oktober vor der Küste der japanischen Insel Iwo Jima (auch Iwoto genannt) begann, geht weiter. Surtseyanischen Eruptionen ließen eine neue Vulkaninsel soweit anwachsen, dass sich mittlerweile ein Schlackenkegel gebildet hat. Was mit einzelnen Explosionen begann, steigerte sich mittlerweile zu einer dauerhaften Aktivität. Sie wirkt sich auch auf das Meer vor der Südküste von Iwoto aus, wo es nicht nur zu Wasserverfärbungen gekommen ist, sondern sich auch schwimmende Bimssteine zu Flößen versammelten.

Explosionen wurden in Abständen von etwa einer Minute beobachtet. Die in die Luft geschleuderte Vulkanasche erreichte eine Höhe von ca. 800 m, und überragte den ca. 170 Meter hohen Mount Suribachi auf Iwoto um das Fünffache. Dennoch gab es beim VAAC Tokio keine VONA-Warnungen, was relativ ungewöhnlich ist. Vermutlich wird das entlegene Gebiet im Pazifik bis jetzt gar nicht überwacht.

Die Beobachtungen wurden gestern von einem Team an Bord eines Flugzeuges gemacht, das im Auftrag der japanischen Zeitung Asahi Shimbun unterwegs war. Mit an Bord befand sich Setsuya Nakada, emeritierter Professor für Vulkangeologie an der Universität Tokio. Nakada wurde in einem Artikel der Zeitung zitiert und sagte, dass es zu anfangs phreatische Ausbrüche gab und dass die Aktivität zusehends magmatischer wurde.

Iwoto gehört zur Inselkette Ogasawara und liegt etwa 1.200 Kilometer südlich von Tokio. Die Insel ist militärisches Sperrgebiet und mit Ausnahme des Militärstützpunktes unbewohnt. Von daher ist es für Vulkanspotter eine Herausforderung, die Eruption zu beobachten. Defakto geht das nur per Schiff oder Flugzeug, obwohl sich die Eruption nur wenige Hundert Meter von der Südküste der Insel entfernt abspielt.

Obwohl submarine Eruptionen in japanischen Hoheitsgewässern nicht alltäglich sind, kommen sie hier doch noch vergleichsweise häufig vor.

Ätna mit Seismik am 03.11.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Leichte Zunahme der Seismizität am Ätna

Nachdem es in den letzten Wochen aus seismischer Sicht am Ätna ungewöhnlich still war, hat die Erdbebentätigkeit nun wieder etwas angezogen und befindet sich in etwa auf dem Niveau, wie wir es vor der Flaute gesehen haben. Auffällig ist, dass es auch wieder mehrere Erdbeben unter dem Gipfelbereich gegeben hat, der in den letzten Monaten besonders still war. Erdbeben wurden auch westlich von Milo im Bereich der Basis des Calle del Bove detektiert. Die meisten jetzt angezeigten Beben ereigneten sich bereits Ende Oktober. Die Gesamtbilanz dieses Monats sieht denn auch nicht ganz so schlecht aus, denn es wurden 158 Erschütterungen detektiert, 81 Beben wurden in der Tabelle aufgenommen.

Abseits der Erdbebentätigkeit ist der Vulkan weiter strombolianisch aktiv und es gibt Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater. Außerdem werden auch Dampfringe ausgestoßen. Der Tremor bewegt sich oberhalb der Mitte des gelben Bereichs, zeigt momentan aber einen rückläufigen Trend.

MIROVA registriert schwache Wärmeanomalien mit Leistungen von weniger als 10 MW. Auf Sentinel-Fotos erkennt man im Infrarotbereich bis zu 4 Hotspots. Zwei markieren Schlote in der Bocca Nouva, die beiden anderen stammen aus Schloten im Neuen Südostkrater.

Generell gab es also in den letzten Tagen eine leichte Aktivitätssteigerung. Die strombolianischen Eruptionen halten als Vorspiel eines Paroxysmus bereits ungewöhnlich lange an und werfen die Frage auf, ob sie tatsächlich als solches interpretiert werden können oder ob es sich einfach nur um Strombolianer handelt, ohne dass in Bälde eine Paroxysmus folgen wird. Solche rein strombolianischen Phasen kenne ich noch aus der Aufbauzeit des Südostkraters. In den 1990iger-Jahren war eine flache Suppenschüssel mit einem Intrakraterschlackenkegel, der über Monate hinweg strombolianisch aktiv war, bis dann doch Paroxysmen einsetzten, die den Kegel schnell wachsen ließen.

Schwarmbeben auf Island intensivierte sich am 03.11.23

Signifikante Zunahme der Erdbebenaktivität auf Reykjanes

Sorge vor Vulkanausbruch unter der Blauen Lagune steigt

Datum 03.11.23 | Zeit: 03:51:22 UTC | Lokation: 63.882 ; -22.474 | Tiefe: 4,7 km | Md 4,2

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel intensivierte sich der Erdbebenschwarm signifikant. Er konzentrierte sich auf den Bereich nordwestlich von Thorbjörn, in dem die Bodenhebung am größten ist. Die genaue Anzahl der Beben wurde bis jetzt nicht kommuniziert, aber in den Tabellen von IMO werden 528 Erschütterungen angezeigt, die sich innerhalb der letzten 2 Tage manifestierten. Die tatsächliche Anzahl wird aber deutlich höher sein und im vierstelligen Bereich liegen. Es wurden 19 Beben mit Magnituden größer 3 festgestellt. Zwei Beben hatten die Magnituden 4,2 und 4,1. Während das Hypozentrum des stärkeren Bebens in 4,7 km Tiefe lag, befand sich der Erdbebenherd des zweiten Bebens in nur 500 m Tiefe. Zudem lag es nur 3 km von Grindavik entfernt. Generell ist in den letzten Stunden zu beobachten gewesen, dass sie die Hypozentren weiter in Richtung Oberfläche verlagerten. Auffällig ist, dass es während des Schwarms nur wenige Erdbeben in größeren Tiefen kam, daher ist es nicht klar zu bestimmen, von wo aus die Schmelze aufsteigt. Den Wissenschaftlern stellt sich die Frage, ob es senkrecht aufsteigt und von einer tiefen Magmenquelle unterhalb des Gebiets mit der Bodenhebung gespeist wird, oder ob es Diagonal migriert und von dem 10 km tief gelegenen Magmenkörper unter dem Fagradalsfjall stammt, der sich dort bereits seit Ende der letzten Eruption etablierte.

Blaue Lagune und Geothermalkraftwerk bedroht

Mittlerweile sammelt sich immer mehr Schmelze direkt unter der Blauen Lagune an und es stellt sich natürlich die Frage, was passiert, wenn es ausgerechnet dort zu einem Vulkanausbruch kommen sollte. Das Becken der Lagune wurde künstlich abgedichtet, aber in dem Areal gibt es eine große Ansammlung von Grundwasser, im Gegensatz zum Areal des Fagradalsfjalls. Sollte Schmelze hier final aufsteigen, kommt sie unweigerlich mit dem Grundwasser in Kontakt, was besonders im Anfangsstadium der Eruption phreatomagmatische Explosionen verursachen würde.

Wie isländische Medien berichten, gab es gestern eine Bürgerversammlung in der Sporthalle von Grindavik. Vertreter von IMO und dem Zivilschutz stellten sich den Fragen der Bürger und sprachen über die neusten Forschungsergebnisse. Wie ich letztens geschrieben habe, arbeiteten die Vulkanologen an einem Modell der Geschehnisse im Untergrund und entwickelten auch Vorhersagemodelle zur Richtung der Lavaströme. Sollte es im Bereich der Blauen Lagune zu einer effusiven Eruption kommen. In diesem Fall könnten Lavaströme innerhalb weniger Tage Grindavik erreichen.

Die Leiterin der IMO-Abteilung für Vulkanausbrüche und Erdbeben, Kristín Jónsdóttir, erzählte, dass von Krýsuvík bis Reykjanestá Anzeichen von Landhebung zu sehen seien. Die Situation ist ähnlich wie vor den vergangenen Ausbrüchen, nur dass sich die Bodenhebung schneller entwickelt.

Apropos Bodenhebung: Auf der öffentlich zugänglichen Seite der GPS-Messungen gibt es heute keine neuen grünen Punkte, die aktuelle Messungen anzeigen. Stay tuned!

Kilauea mit erhöhter Seismizität

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Inflation

Zahlreiche Erdbeben und Inflation am Kilauea

Aufgrund meiner ausführlichen Berichterstattung zur Campi Flegrei und der Reykjanes-Halbinsel habe ich zugegebenermaßen den Kilauea auf Hawaii ein wenig aus dem Fokus verloren. Dabei gab es durchaus Erwähnenswertes zu berichten, denn in den vergangenen Tagen war die Seismizität deutlich erhöht und es wurden bis zum 30. Oktober täglich mehr als 150 Erschütterungen im Bereich der Gipfelcaldera registriert, wobei der Bebenschwerpunkt wieder südlich der Caldera lag. Seitdem nahm die Erdbebentätigkeit etwas ab, ist aber immer noch überdurchschnittlich hoch: Gestern wurden 75 Beben aufgezeichnet.

An dem Ursprung der Beben lässt das HVO keine Zweifel, denn die Forscher schrieben in ihrem täglichen Update, dass der Gipfel des Kīlaueas nach wie vor eine hohe Magmen-Inflation zeigt, was auf eine mögliche eruptive Aktivität in den kommenden Wochen oder Monaten hindeutet. Wahrscheinlich wird sich wieder eine Eruption im Bereich der Gipfelcaldera ereignen, denn es wurden keine ungewöhnlichen Aktivitäten entlang der East Rift Zone oder der Southwest Rift Zone des Kīlauea beobachtet. Die Gasemissionen aus Puʻuʻōʻō in der Riftzone des Nahen Ostens sind vernachlässigbar.

Der seismische Schwarm im Zusammenhang mit einer Intrusion unterhalb des Kīlauea-Gipfels begann Anfang Oktober und hat sich seitdem in seiner Intensität verändert. In den letzten 24 Stunden gab es eine leichte Abnahme der Schwarmaktivität. Die Emissionsraten von Schwefeldioxid (SO2) sind niedrig. Es ist unklar, ob die Unruhen zu einem Ausbruch führen werden, aber die Gefahr von vulkanischem Gas bleibt bestehen, insbesondere in Gebieten windabwärts des Gipfels.

Es gilt anzumerken, dass in der Vergangenheit Ausbrüche oft nur wenige Stunden vor ihrem Auftreten angekündigt wurden. Die Wissenschaftler werden den Vulkan weiterhin genau beobachten und bei Bedarf aktualisierte Informationen bereitstellen.

Nyamuragira am 02.11.23

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Hawaiianisch

Thermische Anomalie am Nyamuragira detektiert

Seit einigen Tagen wird wieder eine moderate Wärmestrahlung detektiert, die vom kongolesischen Vulkan Nyamuragira ausgeht. Der Virungavulkan liegt in der Provinz Kivu in Sichtweite des bekannteren Feuerbergs Nyiragongo. Wie bei MIROVA angezeigt wird, hat die Wärmestrahlung eine Leistung von 100 MW. Vorgestern erreichte der Wert 112 MW. Auf einem Sentinel-Satellitenfoto lässt sich im Infrarotspektrum eine größere Wärmeanomalie durch Wolken hinweg erahnen. Auf einem Bild vom 24. Oktober kann man eine ovale Wärmeanomalie im Krater sehen, die auf einen Lavateich hindeutet. Ähnliches ist auch auf älteren Fotos auszumachen. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich hier tatsächlich eine relativ stabile Lavaansammlung etabliert hat. Da es keine Beobachtungen des Geschehens aus der Nähe gibt, kann man das Geschehen nicht verifizieren. Tatsächlich sieht es auch nicht so aus, als würde sich die politische Situation im Kongo verbessern und Rebellen machen die Gegend weiterhin unsicher, so dass es keine Besteigungen des Vulkans gibt. Das gilt leider auch für den Nachbarvulkan Nyiragongo, der vor Corona über eine passable touristische Infrastruktur verfügte. Auch von diesem Vulkan geht eine schwache Wärmestrahlung aus und auf den Satellitenbildern ist ein kleiner Hotspot zu erkennen. Dieser deutet auf heiße Gase hin, die von Magma ausgehen, das hoch im Fördersystem steht.

Wo wir gerade beim Thema Vulkane in Afrika sind: Der Ol Doinyo Lengai in Tansania hüllt sich ebenfalls hartnäckig in Wolken. Das letzte wolkenfreie Bild stammte vom 25. September und enthüllte eine kleine thermische Anomalie im Krater, die von einem aktiven Hornito ausging. Dieser befand sich im nordöstlichen zentralen Kraterbereich. Der vierte aktive Vulkan Ostafrikas ist der Erta Alé in Äthiopien. Hier gab es im Oktober eine größere Eruption, bei der Lavaströme gefördert werden. Aktuell scheint sich die Lage aber wieder normalisiert zu haben. Auf dem jüngsten Satellitenbild vom 25. Oktober sind nur drei kleine Hotspots zu sehen gewesen. Zwei markieren Hornitos/Förderschlote im Bereich des ehemaligen Südkraters, der inzwischen komplett aufgefüllt ist. Ein dritter Hotspot befindet sich am südlichen Kraterrand des Nordkraters.