Vulkan Karangetang mit Aschewolke am 23.08.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: 2,78, 125.40 | Aktivität: Dom, strombolianisch

Karangetang eruptiert Vulkanasche bis auf 5500 m Höhe

Gestern Nachmittag eruptierte der indonesische Vulkan Karangetang eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 5500 m aufstieg und in Richtung Norden driftete. Die Eruption ereignete sich gegen 14:00 Uhr Zulu-Zeit. Heute gibt es eine neue VONA-Meldung, nach der die Asche noch eine Höhe von 3000 m erreicht.

Vor Ort dürften die neuen Eruptionen nicht gut ankommen, denn auf Siau wurde es den evakuierten Vulkananwohnern gerade erst gestattet, in ihre Häuser zurückzukehren, da die Aktivität des Vulkans in den letzten Wochen abgenommen hatte. Bereits im Februar steigerte der Vulkan seine Aktivität und sein Dom wuchs. Es kam zu Abgängen mehrerer pyroklastischer Ströme, die eine Gefahr für die Bewohner in Häusern am Vulkanhang darstellten. Sie wurden daraufhin evakuiert. 39 Familien durften nun in ihre Häuser zurückkehren. Wie lange sie angesichts der aktuellen Entwicklung dort bleiben dürfen, ist ungewiss. Sie waren in einer Notunterkunft in einer Kirche untergebracht gewesen. Insgesamt handelte es sich um ca. 150 Personen.

Generell ist das Leben im Schatten eines dombildenden Vulkans gefährlich. Am Karangetang kommt es in Eruptionsphasen immer wieder zu Evakuierungen, und man muss sich die Sinnfrage stellen, ob eine dauerhafte Umsiedlung der Betroffenen nicht besser wäre. Oft handelt es sich um Kleinbauern, die Gemüse am Vulkanhang anbauen oder Weideflächen bewirtschaften. Allerdings ist der Platz auf einer Insel begrenzt, und es dürfte sehr schwierig sein, einen adäquaten Ersatz für ihr Land zu finden. Außerdem zählt Indonesien nicht unbedingt zu den reichsten Staaten der Welt, sodass Geld für Umsiedlungsprojekte knapp ist.

Im Vergleich zum Jahresanfang ist die Seismizität in der Inselwelt des Archipels zwischen Sulawesi und den Philippinen nicht sehr hoch. Dennoch ereignete sich gestern Abend ein Erdbeben der Magnitude 4,3, das sich 30 km vor der Küste der Insel Sangihe Besar ereignete. Sie befindet sich in relativer Nähe zu Siau und dem Karangetang. Vulkanausbruch und Erdbeben standen wohl nicht in direkter Verbindung. Auf Sangihe Besar liegt allerdings der Vulkan Awu, der seit Juni seismisch sehr aktiv ist. Täglich werden zwischen 20 und 55 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Der Vulkan könnte sich auf eine Eruption vorbereiten

Vulkan Dempo auf Sumatra – News vom 22.08.23

Dempo auf Sumatra mit Eruptionssignal

Gestern meldete das VSI, dass es am Vulkan Dempo auf Sumatra eine Eruption gegeben hat. Es wurde ein entsprechendes seismisches Signal registriert, das eine maximale Amplitude von 35 mm hatte und 182 Sekunden lang anhielt. Dieses Signal wurde um 9:05 Uhr Ortszeit registriert. Zunächst gab es keine visuelle Bestätigung der Eruption. Erst heute Morgen ist auf der social Mediaplattform „X“ ein Video geteilt worden (siehe Screenshot), dass eine phreatische Eruption zeigt.

Erste Anzeichen eines Erwachen des Vulkans gab es im letzten Jahr, als es Ende Mai ebenfalls zu einer dampfgetriebenen Explosion gekommen war. Im Januar 2022 wurde die Alarmstufe aufgrund seismischer Unruhen auf „gelb“ erhöht. Eine kleine Eruptionsserie Ende Juli dieses Jahres ist mir aufgrund meiner Kenia-Reise durch die Lappen gegangen. Es wurde eine Aschewolke registriert, die bis zu 2 km über Kraterhöhe aufgestiegen war. Am 25.07.23 gab es auch eine erhöhte Seismizität als 11 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert wurden. Es könnte als sein, dass der Vulkan langsam aufheizt und sich auf größere Eruptionen vorbereitet.

Dempo ist einer der aktivsten Vulkane der indonesischen Insel Sumatra. Das GVP listet 28 Eruptionen auf, die seit 1817 dokumentiert wurden. Keiner der Ausbrüche war stärker als VEI2. Der Dempo erhebt sich 3142 m über die Südwestküste Sumatras und ist damit fast so hoch wie der sizilianische Ätna. Dempo hat mehrere Gipfel, von denen einer den Namen Marapi trägt. Die Gipfel erheben sich aus einer 3 km durchmessenden Caldera, die nach Norden hin offen ist. Der Marapi überragt den Dempo um einige Meter. Überreste von sieben Kratern finden sich auf oder nahe dem Dempo-Gipfel, wobei der Vulkanismus im Laufe der Zeit in Richtung WNW wanderte. Der aktive Krater misst 1000 x 750 m und enthält am nordwestlichen Ende einen 400 m durchmessenden Kratersee. In diesem Kratersee fand vermutlich die phreatische Eruption statt.

Vulkan Merapi mit Domwachstum – News am 22.08.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Erhöhte Seismizität und Domwachstum am Merapi auf Java

Der indonesische Vulkan Merapi bleibt unruhig und baut weiter an seinem Lavadom. Die Vulkanologen vom VSI haben diesen zuletzt am 10. August vermessen und stellten morphologische Veränderungen am Dom fest, der sich am südwestlichen Kraterrand aufbaut. Der Dom hatte zu diesem Zeitpunkt ein Volumen von 2.764.300 Kubikmetern. Im Juli lag der Wert bei 2.573.600 Kubikmetern. Die emittierten Gastemperaturen betrugen am Gipfel des Doms 412 Grad Celsius. Deutlich kälter waren die Gastemperaturen am zentral gelegenen Dom. Dort wurden 180 Grad Celsius gemessen. Der Zentraldom veränderte sich in den letzten Monaten kaum. Sein Volumen liegt bei 2.369.800 Kubikmeter.

Vom aktiven Südwestdom gehen Schuttlawinen und Steinschläge ab. Gestern wurden 151 seismische Signale detektiert, die von den Abgängen zeugen. Sie hatten Maximalamplituden von 36 mm und dauerten bis zu 190 Sekunden. Die Schuttlawinen mit den langen Gleitzeiten legen Strecken von bis zu 1900 m zurück und sind durch die Abflussrinnen von Boyong und Bebeng geflossen. Die Gefahr, dass pyroklastische Ströme entstehen, ist groß. Dazu bedarf es nur etwas größeren Abbrüchen am Lavadom.

Seit letzter Woche ist die Seismizität am Merapi wieder erhöht. Solche Phasen konnten wir in den letzten Monaten und Jahren öfters beobachten. Sie zeugen vom Aufstieg frischen Magmas. Wenn es die Oberfläche erreicht, dann gibt es einen Wachstumsschub am Dom und das Risiko von Abgängen pyroklastischer Dichteströme steigt sprunghaft an. Auch das Explosionsrisiko ist erhöht. Gestern wurden vom seismischen Netzwerk 45 Hybriderdbeben und 15 vulkanotektonische Erschütterungen. Am 13. August gab es einen Spitzenwert mit mehr als 150 vulkanisch-bedingten Erdbeben. Darüber hinaus wird eine Bodenverformung am Merapi festgestellt. Sie beträgt durchschnittlich 1 mm am Tag.

Die Alarmstufe des Merapi steht auf „orange“. Es gilt eine asymmetrische Sperrzone um den Gipfel, die maximal 7 km beträgt. Katastrophenschutz und Bevölkerung sollen sich über die aktuelle Lage am Vulkan stets gut informieren und bereits ein, evtl. Evakuierungsempfehlungen Folge zu leisten.

 

 

Vulkan Ubinas mit News am 22.08.23

Staat: Peru | Koordinaten: -16.349-70.902 | Aktivität: Ascheeruption

Ubinas in Peru eruptiert Vulkanasche bis auf 8500 m Höhe

In Peru sorgt der Vulkan Ubinas weiterhin für Schlagzeilen, da er explosiv aktiv ist und Aschewolken eruptiert. Das VAAC brachte Vona-Warnungen heraus, nach denen die Aschewolken bis auf eine Höhe von 8500 m aufsteigen, was ca. 3500 m über Kraterhöhe entspricht. Die Vulkanasche breitet sich über ein großes Areal nach Norden aus. In den Gemeinden am Fuß des Vulkans kommt es zu Ascheniederschlag, der u.U. eine Gefahr für die Gesundheit darstellen kann. Davon betroffen sind auch große Weidegebiete. Die Vulkanasche besteht aus scharfkantigen Körnern feinster Lavapartikel und kann Augen und Lungen schädigen. Mit der Vulkanasche wird Gas ausgestoßen, das zudem ungesund sein kann. Daher warnt der peruanische Katastrophenschutz vor den Eruptionen und fordert die Bevölkerung auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten und sich möglichst wenig im Freien aufzuhalten.

In der lokalen Presse wird über die Ausbruchsserie berichtet. Dort wurde ein Statement vom Direktor des IGP, Marco Rivera, veröffentlicht, der erklärte, dass die Explosionen im Rahmen des Szenarios der erwarteten Eruptionsaktivität liegen. „Das seismische Netzwerk am Ubinas liefert klare Aufzeichnungen über die Bewegung und den Aufstieg von Magma zur Oberfläche. Diese Beiträge äußern sich weiterhin in Form von Explosionen mit der daraus resultierenden Emission von Asche und schließlich dem Auswurf ballistischer Blöcke, die auf die Hänge fallen“, erklärte er. Außerdem warnte der Wissenschaftler davor, dass der Eruptionsprozess am Ubinas noch nicht beendet sei, und empfiehlt den Behörden daher, Präventionsmaßnahmen entsprechend der orangefarbenen Vulkanalarmstufe zu ergreifen, in der sich der Vulkan befindet. Ebenso wird die Bevölkerung aufgefordert, die 8 km durchmessende Sperrzone um den Gipfel des Vulkans zu beachten und sich durch die Verwendung von Masken und Brillen vor herabfallender Asche zu schützen.

Marco Rivera wies darauf hin, dass das IGP eine spezielle Seite zum Ubinas anbietet, die für die Echtzeit-Datenabfrage konzipiert wurde. Hier können sich Behörden und Bürger über die Tätigkeit des Vulkans informieren. Auf der Website gibt es u.a. Livecams und eine Liveseismik. Auf ihr erkennt man aktuell, dass der Vulkan unruhig ist. Es gibt Tremorphasen und einige Explosionssignale zu sehen.

Neben dem Ubinas ist in Peru noch der Sabancaya in Eruption begriffen. Dieser Vulkan erzeugte in den letzten Tagen Serien kleinerer Aschewolken.

Vulkan-News 20.08.23: Mayon

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Lavadom am Mayon bleibt aktiv

Auf der Philippineninsel Luzon bleibt der Mayon aktiv und eruptiert einen Lavadom. Vom Dom gehen 3 Lavaströme aus, die durch die Rinnen von Bonga, Mi-isi und Basud fließen und 3,4 km, 2,8 km und 1,1 km lang sind. Von den Lavaströmen und vom Dom gehen Schuttlawinen ab, die auf Nachtaufnahmen Glutspuren hinterlassen. Gestern wurden 127 dieser Schuttlawinen mit den Seismografen registriert. Außerdem wurden die Signale von 6 pyroklastischen Strömen aufgezeichnet, die durch größere Kollapsereignisse entstanden und bis zu 4 km weit glitten. Aschewolken erreichten eine Höhe von bis zu 3 km. Der Mayon bleibt auch seismisch aktiv und es wurden 35 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt. Bei 20 dieser Ereignisse handelte es sich um Tremor-Signale, die bis zu 80 Minuten lang waren. Tremor wird von Fluidbewegungen im Untergrund hervorgerufen. Es ist also weiteres Magma unterwegs. Darauf weist auch eine hohe Konzentration von gasförmigem Schwefeldioxid hin. In den letzten 24 Stunden wurden 1467 Tonnen dieses Gases emittiert. Eine Dampfwolke stieg bis zu 700 m über dem Dom auf. Das Vulkangebäude des Mayon ist aufgebläht und es findet Inflation statt.

Die Vulkanologen von PHILVOLCS warnen die Menschen am Mayon vor den verschiedenen Vulkangefahren. Eine besonders große Gefahr geht von den pyroklastischen Dichteströmen aus, die im Falle eines großen Kollaps am Dom durchaus große Strecken von mehr als 10 km zurücklegen können. Der Radius der offizielle Gefahrenzone beträgt allerdings nur 6 km um den Dom. Starke Regenfälle können zudem Lahare auslösen, die ebenfalls große Strecken zurücklegen können und eine ernste Bedrohung darstellen. Die Schlammströme fließen überwiegend durch Schluchten und folgen Flussläufen. Entsprechende Vertiefungen um Gelände sind zu meiden. Piloten werden vor hochaufsteigenden Aschewolken gewarnt. Der Alarmstatus des Mayon steht auf „3“.

Der Mayon ist aber nicht der einzige aktive Vulkan der Philippinen. Sorgen bereiten auch die Vulkane Taal und Kanlaon. Am Kanlaon zog gestern die Seismizität leicht an und es wurden 6 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Es gibt Inflation am Vulkan. Am Taal gab es ebenfalls einige Erdstöße. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug fast 5000 Tonnen am Tag. Im Wasser des Kratersees auf Volcano Island wurden starke Turbulenzen beobachtet und auf der Insel gibt es ebenfalls Inflation.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 18.08.23

Starkes Schwarmbeben erschüttert italienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 18.08.23 | Zeit: 04:18:05 UTC | 40.8320, 14.1420 | Tiefe: 2,0 km | Mb 3,3

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei steigerte sich die Erdbebentätigkeit weiter, sodass ich heute über einen der stärksten Erdbebenschwärme seit Beginn der aktuellen Hebungsphase im Jahr 2005 berichten kann. Allein heute haben sich bereits 117 Erdbeben ereignet. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich der Solfatara. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen von weniger als 2 km, wobei einige Erschütterungen bis in 4 km Tiefe reichen. Sechs Erschütterungen hatten Magnituden von mindestens 2,0. Der stärkste Erdstoß erreichte Magnitude 3,3 und konnte im Großraum Pozzuoli/Neapel wahrgenommen werden. Es gibt ein Video einer Überwachungskamera, das einen Balkon zeigt, auf dem das Mobiliar samt Geschirr wackelte. Entsprechend besorgt reagieren die Bewohner der Region, die sich natürlich fragen, ob sich im Untergrund ein Vulkanausbruch zusammenbrauen könnte. Tatsächlich gab es mehrere Beben mit niedrigen Frequenzen, die auf Fluidbewegungen im Untergrund hindeuten. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, da die Erdbeben im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem der Caldera stehen. Dieses wird von Energie angetrieben, die dem System von einem Magmenkörper in mehr als 5 km Tiefe zugeführt wird. Bislang wurde die Deckschicht aus massiven Gesteinen nicht durchbrochen, doch Studien jüngeren Datums zeigten, dass es Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch hindeuten.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass es besonders im Bereich der Solfatara zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Ein Grund für die Sperrung des Areals, die seit 2017 andauert. Damals kamen mehrere Mitglieder einer Familie ums Leben, nachdem der Sohn im Boden eingebrochen war, der von einer Fumarole aufgeweicht worden war. Vater und Mutter starben beim Rettungsversuch des Jungen. Nur die Tochter überlebte die Tragödie.

Während sich phreatische Eruptionen ohne weitere Vorwarnungen ereignen könnten, würden vor einem magmatischen Vulkanausbruch weitere massiven Schwarmbeben und eine signifikante Zunahme der Bodenhebung infolge von Inflation erwartet. Tatsächlich beobachten wir in den letzten Tagen eine Zunahme dieser Anzeichen, wobei wir meiner Meinung nach noch ein gutes Stück von der Intensität entfernt sind, die diese Vorzeichen vor einem unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch annehmen müssten.

Vulkan Stromboli am 17.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Stromboli mit Tremor-Peak

Betrachtet man den Stromboli-Tremorgraphen des LGS, dann stellt man fest, dass es dort seit gestern 4 Peaks in der Grafik zu sehen gibt, die bis in den hohen „orangenen Bereich“ hineinragen. Außerdem gibt es Berichte über Lavaspattering, das sich auch seit dem Ende der letzten Lavastromtätigkeit in der letzten Woche fortsetzte. Tremor und Lavaspattering signalisieren, dass sich der Stromboli derzeit in einer Phase erhöhter Aktivität befindet und man jederzeit mit größeren Ereignissen rechnen muss. Bei diesen Ereignissen kann es sich um stärkere Explosionen handeln, aber auch um Lavaüberläufe und paroxysmalen Eruptionen, bei denen es zu Kollaps-Ereignissen und der Entstehung pyroklastischer Ströme kommt.

Der August ist normalerweise der besucherstärkste Monat auf Stromboli, und entsprechend viele Touristen wollen den Vulkan besichtigen. Momentan ist der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern noch frei, letzterer Punkt darf aber nur in geführten Gruppen angesteuert werden, was sicherlich eine politische Entscheidung zugunsten der Bergführer ist und nichts mit einem echten Sicherheitsaspekt zu tun hat. Im Frühjahr und damit außerhalb der Reisesaison war der Aufstieg zu beiden Aussichtspunkten komplett gesperrt und es wurden sogar drastische Geldstrafen von bis zu 500 € pro Person verhängt, wenn man im Sperrgebiet erwischt wurde. Damals war die Aktivität vergleichbar mit der aktuellen, mit dem Unterschied, dass es bereits zu Abgängen pyroklastischer Ströme gekommen war, was sich jetzt auch ohne weitere Vorwarnungen zutragen könnte. Wir sehen deutlich, wie sehr Katastrophenschutz von anderen Umständen geprägt werden kann. Oftmals versagt er leider auch und es werden entweder keine vorsorglichen Maßnahmen getroffen oder übertriebene. Es ist scheinbar schwer, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Jetzt werden zahlreiche Touristen zu den Aussichtpunkten geschafft, wobei natürlich auch mit hohen Opferzahlen zu rechnen ist, sollte es widererwartend zur Katastrophe kommen. Außerhalb der Saison, wenn wenig oder kein Geld zu verdienen ist, wird der Zugang zum Berg einfach mal komplett gesperrt. Das Argument des Sicherheitsaspektes in Bezug auf Bergführern, die per Funk mit den Vulkanologen in Verbindung stehen, halte ich für an den Haaren herbeigezogen, da es am Stromboli praktisch keine Vorwarnzeit für größere Ereignisse gibt. Insbesondere größere Explosionen können sich jederzeit ereignen. Wenn man Glück hat, gibt es eine Vorwarnzeit von 2 Minuten. In denen wird es einem Bergführer kaum möglich sein, 20 Personen in Sicherheit zu bringen. Lavaspattering, Lavaüberläufe und Tremorpeaks warnen im übrigen davor, dass es kurz bis mittelfristig zu ungewöhnlichen Ereignissen kommen kann.

Erdbeben-News 17.08.23: Vanuatu

Erdbeben Mw 6,5 unter Vanuatu

Datum 17.08.23 | Zeit: 03:59:57 UTC |  -13.894 ; 167.189 | Tiefe: 193 km | Mw 6,5

In der vergangenen Nacht ereignete sich unter Vanuatu ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,5. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 193 km und lag somit bereits im oberen Erdmantel. Genaugenommen handelte es sich also um ein Mantelbeben, das sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete. Das Epizentrum lag im Norden des Archipels, etwa 39 km west-südwestlich von Sola auf der Insel Vanua Lava. Wie der Inselname vermuten lässt, ist auch dieses Eiland vulkanischen Ursprungs, was auf alle Inseln des Archipels zutrifft.

Der Vulkan auf dieser Insel ist der Mount Sere Ama, auch bekannt als Sere’ama oder Suretamate, über den ich bisher noch nicht berichtet habe. In den letzten Jahrzehnten gab es dort keine Eruptionen, die letzte größere Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 1965. Daher ist es unwahrscheinlich, dass das Erdbeben eine Eruption des Vulkans auslösen wird. Ein weiterer aktiver Vulkan, der Mount Garet auf der Insel Gaua, liegt etwa 500 km südlich von Vanua Lava. Hier gab es im Jahr 2021 eine geringfügige Ascheeruption, und im letzten Jahr wurde eine Dampfwolke am Vulkan beobachtet. Der Vulkan könnte also geladen sind und auf starke Erdbeben reagieren.

Tektonisch betrachtet gehört die Region um Vanuatu zu den aktivsten der Welt. Es gibt mehrere Basins, die von Störungszonen umgeben sind. Das tektonische Setting wird von der konvergenten Plattengrenze zwischen dem Pazifik und Indoaustralien dominiert. Sie bildet den Vanuatugraben an der die Indoaustralische Platte subduziert wird. An einem dieser subduzierten Teile wird sich der aktuelle Erdstoß ereignet haben. Die Subduktion ist auch zum großen Teil für die Magmenbildung verantwortlich, die letztendlich die Vulkan des Inselbogens entstehen lässt. In Vanuatu gibt es aber auch ein Zone die durch eine divergente Plattengrenze geprägt wird und für basaltische Schmelze einiger Vulkane des Archipels verantwortlich ist.

Auf der Shakemap ist nicht nur das Erdbeben in Vanuatu zu sehen, sondern auch mehrere Markierungen für Erdstöße im Bereich von Fidschi, Samoa und Tonga. Diese Regionen liegen auf der rechten Seite der Grafik.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Indonesien: Erdstoß Mw 5,3 nahe Sunda-Strait

Datum 17.08.23 | Zeit: 04:28:49 UTC | -7.413 ; 105.576| Tiefe: 65 km | Mb 5,3

Vor der Südwestküste der indonesischen Insel Java manifestiere sich ein Erdbeben der Magnitude 5,3. Die Tiefe des Hypozentrums wird vom EMSC mit 65 km angegeben. das Epizentrum befand sich 118 km südwestlich von Pelabuhanratu, nahe des Eingangs zur Sundastraße. In der Meerenge zwischen Java und Sumatra liegt der Inselvulkan Krakatau, der momentan ruhig ist, aber mit einer Eruption auf das Beben reagieren könnte.

Bodenhebungen auf Island – News vom 16.08.23

Heute wurde von IMO bekanntgegeben, dass neue InSAR-Messungen an zwei Stellen auf Island Bodenhebungen anzeigten. Die Messergebnisse wurden gestern auf einer wissenschaftlichen Konferenz präsentiert und diskutiert. Die Bodenhebungen wurden in zwei großen Calderen festgestellt, von denen eine in den letzten Monaten immer wieder Thema war. Die Bodenhebung in der zweiten Caldera dürfte jedoch für viele überraschend sein. Deshalb beginne ich mit dieser.

In der Torfajökull-Caldera hebt sich der Boden

Bei dieser Caldera handelt es sich um die Torfajökull-Caldera, die jüngst Schauplatz eines Schwarmbebens war. Bereits während der Erdbeben wurde über ihre Ursache spekuliert. Jetzt wurde bestätigt, dass sie mit Bodenhebungen einhergingen. Die Hebung beträgt mehrere Zentimeter und ist sowohl in InSAR- als auch in GPS-Daten erkennbar. Die Bodenhebung begann offenbar bereits Mitte Juni. Die wahrscheinlichste Ursache für die Erdbeben und die Bodenhebung ist das Eindringen von Magma in den Untergrund der Caldera, die zuletzt im Jahr 1477 ausbrach.

Das Vulkansystem Torfajökull umfasst einen Zentralvulkan und einen Spaltenschwarm, der sich in nordöstlich-südwestlicher Richtung erstreckt und etwa 40 km lang und 30 km breit ist. Die Caldera im Zentralvulkan hat Ausmaße von 18×12 km. In ihr befindet sich das größte geothermische Gebiet Islands mit einer Fläche von ungefähr 150 Quadratkilometern. Die bekanntesten geothermischen Erscheinungen in der Torfajökull-Caldera sind in Landmannalaugar und bei Hraftinusker zu finden. Letzteres Thermalgebiet hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt, denn hier sprudeln heiße Quellen nicht nur am Rand eines kleinen Gletschers, sondern auch darunter, was – zumindest bei meinem Besuch vor fast 20 Jahren – zu beeindruckenden Eishöhlen führte, in denen es mächtig dampfte.

In den kommenden Wochen werden die Forscher daran arbeiten, die Daten weiter zu analysieren und Modelle zu erstellen, um die Tiefe und das Ausmaß des neuen Magmakörpers zu bestimmen.

Möglicherweise phreatische Eruption in der Askja-Caldera

Der zweite Vulkan in einer Caldera, bei dem eine Bodenhebung festgestellt wurde, ist die Askja. Darüber habe ich gestern erst geschrieben, und die neuen Auswertungen der InSAR-Daten durch die IMO bestätigen eine kontinuierliche Bodenhebung. Neu ist die Information, dass es vor einigen Tagen offenbar zu einer kleinen phreatischen Eruption gekommen sein könnte. Diese ereignete sich östlich des Víti-Kraters, nahe dem Lavafeld Bátshraun. Die Berichterstatter schließen aber nicht aus, dass es sich bei der vermeidlichen Dampfwolke um eine Staubwolke gehandelt haben könnte, die von einem Erdrutsch oder Staubteufel aufgewirbelt wurde.