Stromboli mit größerer Explosion vor Silvester

Stromboli erzeugt größere Explosion – Glühende Tephra landet auf der Sciara del Fuoco

Gestern Abend erzeugte der liparische Inselvulkan Stromboli eine explosive Eruption, die stärker war als die normalen Ausbrüche des Vulkans. Wie das INGV heute morgen berichtete, manifestierte sich die Eruption um 21:53 Uhr UTC. Unmittelbar darauf erfolgte eine zweite etwas schwächere Explosion. Die beiden Ereignisse führten zu einem erheblichen Ausstoß von grobem pyroklastischem Material, das über den Krater hiansuflog und auf den oberen Hang der Sciara del Fuoco landete. Dort rollte das heiße Material den Hang hinab und bildete eine Schuttlawine. Es kam zu Steinschlägen, die die Küste erreichten.

Aus seismischer Sicht wurden zwei explosive Signale in schneller Folge aufgenommen: das erste um 21:51:40 UTC und das zweite um 21:53 Uhr.
In den nächsten Minuten, bis 22:00 UTC, blieb der Tremor leicht über den durchschnittlichen Werten.

Die Analyse der Bodenverformung zeigt in der kliniometrischen Messstation Timpone del Fuoco eine vorübergehende Bodenhebung von 0,4 Mikroradianten, die in Verbindung mit den Explosionen stand. Das Signal kehrte sofort nach den Explosionen wieder auf die ursprünglichen Werte zurück. Die kurzweilige Bodendeformation zeigt den Durchgang einer Magmablase an, die wie das Wachs in einer Lavalampe aufstieg und das Fördersystem des Vulkans durchlief.

Übrigens jährt sich dieser Tage die Flankeneruption von 2002 die ebenfalls zum Jahreswechsel von sich Reden machte. Damals kam es zu einem partiellen Kollaps der Kraterwand, als sich ein Riss auf der Sciara del Fuoco öffnete und ein Lavastrom zu fließen begann. Die Hangrutschmassen krachten ins Meer und lösten einen kleinen Tsunami aus, der Zerstörungen entlang der Uferpromenade von Stromboli-Ort verursachte. Der Ort wurde evakuiert. Ich versuchte zeitnah auf die Insel zu kommen, was zunächst scheiterte, da mich Polizisten am Hafen in Empfang nahmen und auf die Fähre zurückschickten. Ich landete auf Lipari und wandte mich ans Pressezentrum des Zivilschutzes und bekam dann als Journalist die Gelegenheit, mit einem Militärhubschrauber zu fliegen, der mich auf Stromboli absetzte. Dort durfte ich dann für einige Stunden die Schäden am Ort dokumentieren. Zu dieser Zeit wurde dann eifrig das Vulkanobservatorium eingerichtet.

Diese Eruption markierte den Anfang der Zeitenwende auf Stromboli, denn seitdem wurden die Aufstiegsbeschränkungen immer rigoroser, die sich im aktuellen Aufstiegsverbot akkumulierten. Solche Ausbrüche wie gestern gab es aber auch schon vor 2002 immer wieder, und gelegentlich gab es Tote und Verletzte auf dem Pizzo, dem Aussichtspunkt oberhalb des Kraters. Damals ging der Betrieb nach kurzer Pause dann trotzdem weiter.

Island: Bodenhebung fast wie vor der Eruption

Bodenhebung und Erdbebenaktivität bleiben erhöht – Neuer Ausbruch wird immer wahrscheinlicher

Praktisch stündlich wächst auf Island die Eruptionsgefahr im Gebiet Svartsengi, was die Spaltenvulkane Eldvörp, Sundhnúkur und Fagradalsfjall mit einbezieht. Praktisch alle GPS-Stationen registrieren eine anhaltende Bodenhebung, die laut IMO-Statement schneller zunimmt, als es vor der Gangbildung am 10. November der Fall gewesen war. Die Bodenhebung kommt durch Magmenaufstieg zustande, dessen Zentrum unter Svartsengi liegt. Es wird immer offensichtlicher, dass sich unter dem Gebiet ein größerer Magmenkörper bildet, wobei unklar ist, wie groß er ist. Die Menge des im Untergrund angesammelten Magmas ist nicht unbedingt proportional zur Größe der Bodenhebung, denn die Elastizität der Deckschicht ist begrenzt, weshalb das Magma immer weiter komprimiert wird, desto größer der Zustrom ist. Daher ist das Magmenvolumen nicht einfach zu berechnen. Auf jeden Fall hebt sich der Boden in einem recht großen Gebiet.

Unter Eldvörp ist heute ein plötzlicher Abfall der Bodenhebung zu beobachten. Hierbei kann es sich um einen Messfehler handeln oder aber um ein Anzeichen, dass sich die Schmelze auf den Weg gemacht hat und sich ein neuer Magmatischer Gang bildet. Schaut man sich die GPS-Messungen genauer an, dann sieht man, dass sich der Boden auch südlich vom Fagradalsfjall hebt. Stellt sich die Frage, ob die Bodenhebung im Zusammenhang mit der Magmenakkumulation unter Svartsengi steht oder ob sich hier ein weiterer Magmenkörper im Untergrund bildet.

Doch momentan stehen weder Eldvörp noch Fagradalsfjall im Brennpunkt der isländischen Geoforscher, denn diese halten eine weitere Eruption im Bereich von Sundhnúkur für das wahrscheinlichste Szenario, womit sie sicher recht haben. Hier hat die Bodenhebung fast das Niveau wie vor der Eruption am 18. Dezember erreicht und wird bis morgen wahrscheinlich das gleiche Niveau erreicht haben oder sogar höher liegen. Somit steigt das Eruptionsrisiko signifikant an und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es zu einem neuen Vulkanausbruch kommt. Vielleicht erleben wir ja sogar ein Silvesterfeuerwerk?! Es wäre ein würdiger Abschluss für ein sehr spannendes und ereignisreiches Vulkanjahr auf Island.

Klyuchevskoy mit Eruptionen am 31.12.23

Vulkan Klyuchevskoy begann mit Eruptionen – Vulkanasche in 7600 m Höhe detektiert

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka begann der Klyuchevskoy gestern mit neuen Eruptionen. Das VAAC Tokio meldete die Eruptionen zuerst und detektierte Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 7600 m über dem Meeresspiegel aufsteigen. Der Wind weht die Asche in Richtung Nordwesten. Heute halten die Eruptionen an und KVERT brachte eine Meldung zu den Vulkanausbrüchen heraus. Demnach steigt die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6500 m auf und stellt eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge dar. Die Aschewolke verbreitet sich über eine Entfernung von 195 km.

Bilder zeigen bis jetzt eine Eruptionswolke, die überwiegend aus Wasserdampf zu bestehen scheint. Gestern Abend konnte ich auf der Livecam nicht nur die Dampfwolke erahnen, sondern sah auch einen roten Lichtschein im Dampf über dem Krater. Es gibt also glühende Lava im Fördersystem und vermutlich strombolianische Eruptionen, die Material aber noch nicht bis auf die Vulkanflanke auswerfen. MIROVA detektiert nur eine schwache Wärmestrahlung mit einer Leistung im einstelligen Bereich. Es besteht die Möglichkeit, dass sich der Ausbruch in den nächsten Stunden und Tagen intensiviert. Ein typischer Verlauf für Eruptionen am Klyuchevskoy ist, dass sie mit schwachen strombolianischen Eruptionen anfangen und später ein Lavastrom aus dem Hauptkrater anfängt zu fließen. Wenn die Eruption voll im Gange ist, gibt es oft paroxysmale Phasen, bei denen dann auch Lavafontänen und hoch aufsteigende Aschewolken entstehen.

Die letzte Ausbruchsphase des Klyuchevskoy ereignete sich in diesem Sommer und verlief wie oben beschrieben. Seit dem Ende der Eruptionen gab es aber noch öfter VONA-Meldungen, da starke Winde bereits abgelagerte Vulkanasche aufwirbelten und wie eine Eruptionswolke aufsteigen ließen.

Auch der Nachbarvulkan Bezymianny ist aktiv und baut an seinem Lavadom. Zudem ist der Vulkan fumarolisch aktiv und gelegentlich gehen Schuttlawinen ab. Zusammen mit den Vulkanen Kamen und Ushkovsky bilden die zuvor beschriebenen Feuerberge eine Vulkangruppe in Zentralkamtschatka.

Santiaguito verursacht Ascheregen am 30.12.23

 

Santiaguito steigerte Aktivität und löst Ascheniederschlag aus

In den letzten Tagen steigerte der dazitische Domvulkan Santiaguito seine Aktivität und verursachte mehrere Explosionen, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m steigen ließ. Die Asche driftete mit dem Wind in Richtung Nordwesten und regnete über mehreren Gemeinden ab. Darunter befand sich auch der Distrikt 9 von Xelo bei Quetzaltenango, in dem Anwohner die Ascheablagerungen auf ihren Autos fotografierten und ins Netz stellten.

Bereits am 27. Dezember gab es stärkere Explosion und das Rote Kreuz empfahl den Anwohnern im Freien, Atemmasken zu verwenden, um sich vor der Vulkanasche zu schützen. Man wies darauf hin, dass das Einatmen der scharfkantigen Lavafragmente Lungenprobleme verursachen könnten.

Die für die Vulkanbeobachtung zuständige Behörde INSIVUMEH wies in seinem täglichen Bulletin darauf hin, dass das Observatorium für den Santa María-Santiaguito-Vulkan Komplex kontinuierliche Aktivitäten in der Caliente-Kuppel meldet.

Es gab schwache bis mäßige Explosionen mit Wasserdampf- und Aschesäulen, die auf Höhen von 300 Metern über der Kuppel aufstiegen. In der Nacht des 26. Dezember und am darauffolgenden Mittwoch wurden Glutbildung und Explosionen beobachtet. Die Explosionen ereigneten sich mit einer Rate von ein bis vier pro Stunde. Sie wurden von schwachem Grollen begleitet und erzeugten Wasserdampf- und Aschesäulen, die bis zu 700 bis 900 Metern über den Dom aufstiegen.

Pyroklastische Ströme mit kurzer Reichweite glitten über die Flanke der Caliente-Kuppel und gingen hauptsächlich in Richtung Westen, Südwesten und Süden ab, wobei sie markante Abstiegskanäle hinterließen. Es wurden auch Geräusche bemerkt, wenn diese Ströme absteigen. Gesteinsblöcke lösten sich gelegentlich von der Kuppel und den Rändern des Lavastroms und erzeugten Schuttlawinen.

Auf einem Satellitenfoto von Weihnachten erkennt man im Infrarotbereich zwei schwache Thermalspuren auf den Domflanken. Die stärkere stammt von einem zähen Lavastrom, der sich bereits Ende September bildete.

Der Santiaguito ist einer von 3 Vulkanen in Guatemala, über die INSIVUMEH täglich berichtet. Während der Pacaya in diesem Jahr ruhig blieb und nur fumarolisch tätig war, erzeugt der Fuego weiterhin explosive Eruptionen. Vulkanasche steigt hier bis auf eine Höhe von 4700 m auf. Bei stärkeren Explosionen wird glühende Tephra bis zu 300 m hoch ausgespien.

Ätna: Erdbeben am 30.12.23

Nach Flaute erneuter Anstieg der Seismizität am Ätna

Nachdem in der letzten Woche nur sehr wenige Erdbeben unter dem mächtigsten Vulkan Europas detektiert worden waren, stieg die seismische Tätigkeit in den letzten Tagen wieder etwas an. So gab es einige schwache Erdbeben im Süden des Vulkans, insbesondere beim Ort Ragalna. Aber auch an der Nordostküste bei Calatabiano gab es einige Beben. Die restlichen Erschütterungen verteilen sich im Bereich des Valle del Bove. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,8 und lag in knapp 9 km Tiefe in der Nähe des Monte Zoccolaro. Insgesamt zeigen die INGV-Tabellen für Dezember 95 Beben an, was nicht übermäßig viel ist.

Im Wochenbericht des INGV für den Beobachtungszeitraum 18. bis 24.12.2023 wurde überwiegend von den Eruptionen am 21. und 23. Dezember berichtet, die sich in der Bocca Nuova und dem Neuen Südostkrater manifestierten. Da ich über beide Ereignisse bereits berichtet habe, gehe ich hier nicht näher darauf ein. Heute teilte mir unser Vereinsmitglied Royko – der sich gerade am Ätna befindet – mit, dass man seit den beiden Ereignissen keine Rotglut mehr an den Gipfelkrateern gesehen hat. Auch Ascheeruptionen blieben aus. Im Bulletin heißt es, dass eine mäßige Infraschalltätigkeit registriert wurde, die hauptsächlich aus Richtung der Bocca Nuova und dem Südostkrater kam. Der Nordostkrater und die Voragine blieben ruhig und zeigten nur geringe fumarolische Tätigkeit.

Die Quelle des vulkanischen Tremors lag direkt unter dem Südostkrater in geringer Tiefe zwischen 2500 und 3000 m über dem Meeresspiegel. Damit lag die Obergrenze des Tremors gut 100 m höher als normal. Der Tremor deutet auf eine Magmenakkumulation hin, die sich langsam nach oben verlagert. Daher würde es mich nicht wundern, wenn wir in den nächsten Tagen einen neuen Paroxysmus oder Lavastromtätigkeit sehen würden.

Vulcano mit Erdbeben

Auch unter der Lipareninsel Vulcano gab es dieser Tage ein paar schwache Erschütterungen. Auf der INGV-Karte sind 4 Mikrobeben zu sehen. Sie deuten zwar keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch an, zeigen aber, dass die Aktivität noch nicht auf normales Niveau zurückgekehrt ist. Ein Wochenbulletin gab es diesmal nicht.

Island: Neue Gefahrenkarte von IMO am 29.12.23

Neue Lageeinschätzung von IMO nebst Gefahrenkarte – Bodenhebung hält an

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel halten Bodenhebung und Seismizität an. In den letzten 24 Stunden hob sich laut IMO-Messung der Boden um fast 1 cm. Bis um 15 Uhr wurden 130 Erdbeben im Bereich des Magmatischen Gangs registriert. Die Vulkanologen brachten eine neue Gefahrenkarte heraus und kommentierten die Situation in einem Statement, das ich hier zusammengefasst wiedergebe. Im Endeffekt wurde bestätigt, was ich bereits gestern schrieb:

„Der Boden bei Svartsengi bläht sich weiter auf, erreicht eine ähnliche Höhe wie vor dem Ausbruch am 18. Dezember. Die Hebungsrate bleibt konstant, im Gegensatz zum vorherigen Ausbruch, als sie sich verlangsamte. Es ist unsicher, ob diese Hebungsrate vor dem nächsten Ausbruch ebenfalls abnehmen wird. In der Vergangenheit deutete dies auf bevorstehende Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel und während der Krafla-Brände hin.

Trotz der aktuellen Bodenhebung ist die seismische Aktivität geringer als zuvor. Die vorherigen Ereignisse haben die Region stark belastet, daher muss mehr Magma ansammeln, um die seismische Aktivität wieder zu steigern. Vor dem letzten Ausbruch gab es stärkere Erdbeben. Ähnliche seismische Aktivitäten werden erwartet, wenn sich der nächste Magmatischen Gang bildet.

Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Gangbildung und einer Eruption steigt mit der anhaltenden Magmazufuhr unter Svartsengi. Der Ausbruch wird voraussichtlich zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell stattfinden. Allerdings führt das Eindringen von Magma nicht zwangsläufig zu einer Eruption, wie bei Fagradalsfjall und den Krafla-Feuern.

Das isländische Wetteramt hat die Gefahrenkarte aktualisiert, wobei Gebiet 4, Grindavík, aufgrund erhöhter Risiken für Lavaströme und Gasverschmutzung überarbeitet wurde. Diese Änderungen gehen auf die gestiegene Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs nördlich von Grindavík zurück. Die Gesamtbewertung der Gefahrenstufen in anderen Gebieten bleibt unverändert. Die nächste Überprüfung der Gefahrenkarte ist für den 5. Januar 2024 geplant.“

Darüber hinaus ist die Bodenhebung des subglazialen Vulkans Grimsvötn ebenfalls auffällig. In diesem Monat hat sich der Boden um 40 mm gehoben und es gibt sporadische Erdbeben unter dem Vatnajökull. Die Vulkanologen schlagen bisher nicht Alarm: Möglicherweise sehen sie hier noch normale Schwankungen.

Island: Neue Risse in Straße am 28.12.23

Bodenhebung am Gang ist hoch – Neue Risse in Straße entdeckt

Bereits gestern habe ich von einem ungewöhnlichen Sprung in der Bodenhebung berichtet gehabt, der von 2 Messungen angezeigt wurde und infrage gestellt, ob es sich um eine korrekte Messung handelte. Nun bestätigen weitere Messungen, das zwar die erste Messung mit der größten Bodenhebung gestern offenbar nicht korrekt war, aber dass die zweite Messung, die etwas niedriger ausfiel, wohl richtig war. Jedenfalls ginge die Messungen heute von diesem erhöhten Niveau weiter und dokumentierten eine kurzweilige Beschleunigung der Bodenhebung. Dadurch ist bereits jetzt wieder fast das Bodenhebungsniveau wie vor der Gangbildung am 10. November und der Eruption am 18. Dezember erreicht. Tatsächlich wurden auch neue Risse im Grindavíkurvegi entdeckt. hierbei handelt es sich um die Hauptstraße nach Grindavik, die an der Blauen Lagune und Svartsengi vorbeiführt und die man durch die Lava der letzten Eruption bedroht sah. Es bildeten sich nicht nur neue Risse, sondern bereits vorhandene erweiterten sich. Die Straße muss zwar noch nicht gesperrt werden, dennoch beobachtet die Straßenwacht das Geschehen genau und wird ggf. eine Sperrung verhängen.

Für die Anwohnern von Grindavik sind das keine guten Nachrichten, denn die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption in den nächsten Tagen/Wochen ist groß.

Einstweilen gibt es neue Analysen der Lava, die beim jüngsten Ausbruch gefördert wurde. Wie erwartet handelt es sich um Tholeiitbasalt, wie er für Eruptionen auf Reykjanes typisch ist, doch das Kristallwachstum der Mineralien in der Lava zeigt, dass sich die Schmelze längere Zeit in einem Magmenkörper befand bevor sie eruptiert wurde. insofern unterscheidet sich die Lava von jener, die bei den vorherigen Eruptionen am Fagradalsfjall ausbrach. Das zugrundeliegende Magma ist relativ schnell aufgestiegen und verweilte nur kurz in der Erdkruste.

Eruptionen am Lewotobi halten am 28.12.23 an

Lewotobi mit Eruptionen – Vulkanasche in 2700 m Höhe

Die Eruptionen am indonesischen Vulkan Lewotobi Lakilaki gehen weiter. Sie begannen in der letzten Woche und setzen sich ohne große Unterbrechungen fort. Es kommt zu mehreren Ascheeruptionen am Tag. Gestern wurden 2 Eruptionen registriert. Aktuell meldet das VAAC Darwin Vulkanasche in 2700 m Höhe. Das VSI gibt die Aufstiegshöhe mit 1000 m über Krater an, was sich in etwa mit den Angaben des VAACs deckt. Die Aschewolken driften in westlicher Richtung und könnten tief fliegende Flugzeuge gefährden, die den Lokalflughafen auf Flores anfliegen. Daher steht der VONA-Alarmstaus auf „Orange“. Im Schnitt dauern die Eruptionen zwischen 3 und 5 Minuten und erzeugen auf dem Seismogramm Ausschläge mit Maximalamplituden zwischen 37 und 44 mm.

Neben den Ascheeruptionen kommt es zu starken Entgasungen, die Dampfwolken aufsteigen lassen. Die Seismizität ist leicht erhöht und man registriert vulkanotektonische Erdbeben. Die meisten wurden am 22. Dezember festgestellt, als es 9 dieser Erschütterungen gab. Darüber hinaus kommt es zu rein tektonischen Beben.

Eine Insel weiter, genauer, auf Lembata, ist der namensähnliche Vulkan Lewotolok weiter aktiv und stößt ebenfalls Aschewolken aus. Sie kommen in deutlich kürzeren Intervallen. Gestern wurden 56 seismische Eruptionssignale festgestellt. Außerdem werden auch hier starke Entgasungen registriert. Hinzu gesellen sich gelegentlich Steinschläge und Schuttlawinen. Die Erdbebentätigkeit ist gering

In Indonesien sind weitere Vulkane aktiv, die heute in den VAAC-Meldungen vertreten sind, weil sie Aschewolken erzeugten. Zu diesen Vulkanen gehören die Dauerbrenner Dukono, Ibu und Semeru, aber auch der Marapi. Dort steigt die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m auf. Gestern wurden 4 Eruptionen beobachtet. Außerdem gab es 22 starke Entgasungen und ein vulkanotektonisches Erdbeben. Die Daten sprechen nicht dafür, dass man mit einer signifikanten Steigerung der Eruption rechnen muss. Andererseits spiegeln die geophysikalischen Parameter nicht immer das Geschehen im Inneren eines Vulkans wieder. So setzten die Eruptionen am 3. Dezember recht überraschend ein. Unglücklicherweise hielten sich zahlreiche Wanderer im Gipfelbereich des Vulkans auf und mindestens 23 Personen kamen ums Leben.

Island: Wachsende Ausbruchsgefahr am 27.12.23

Bodenhebung steigt deutlich – Die Ausbruchsgefahr ist groß

Nach wenigen Updates zur Situation auf Reykjanes sind heute wohl wieder mehr IMO-Mitarbeiter nach Weihnachten zum Dienst erschienen und es wurde ein ordentliches Update herausgebracht. Die Geoforscher berichten von 730 schwachen Erdbeben, die sich seit dem 22. Dezember entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes ereigneten. Gestern waren es 160 und in der ersten Hälfte des heutigen Tages wurden gut 100 Beben detektiert. Die Bebentätigkeit bleibt unverändert hoch, auch wenn sie ein gutes Stück von den Spitzenwerten der Magmenintrusionen entfernt liegen. Nichtsdestotrotz steigt weiter Magma auf und lässt den Boden im Bereich von Svartsengi anschwellen. Die Messwerte heute Nacht waren recht besorgniserregend, denn es gab einen plötzlichen Sprung in der Bodenhebung. So schien der Boden um gut 5 cm angehoben zu sein, doch in der Folgemessung halbierte sich der Wert, so dass die Vermutung naheliegt, dass es sich um eine Fehlmessung handelte. Schaut man sich den Verlauf des Grafen an, so sieht man, dass er dem vor der letzten Eruption ähnelt. Auch da kam es zuerst zu einer Bodensenkung und dann zu einem vergleichbaren Sprung wie heute, mit dem Unterschied, dass der Punkt der zweiten Messung noch höher lag, und heute die zweite Messung tiefer. Da auch kein neues Schwarmbeben einsetzt, rechne ich nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden Eruption. Allerdings muss man mittelfristig mit einem weiteren Ausbruch rechnen. Auch die IMO-Vulkanologen sehen eine wachsende Tendenz beim Ausbruchsrisiko und sagen, dass die Geschwindigkeit der Bodenhebung mit jener vor der Eruption vergleichbar ist.

Modellrechnungen deuten darauf hin, dass im Zuge der jüngsten Eruption etwa 11 Millionen Kubikmeter Magma den Magmenkörper unter Svartsengi verließen und in den magmatischen Gang gelangten, der sich am 18. Dezember bildete und in der bekannten Eruption endete. IMO gibt an, dass es, basierend auf der aktuellen Geschwindigkeit der Landhebung, etwa zwei Wochen dauern wird, bis sich das gleiche Volumen im Magmenkörper angesammelt haben wird. Allerdings besteht große Unsicherheit darüber, wann der Druck in der Magmakammer hoch genug sein wird, um eine neue Magmainjektion auszulösen.

Wenn ich den Verlauf des Bodenhebungsgraphen extrapoliere, komme ich allerdings auf einen anderen zeitlichen Verlauf, denn meiner Meinung nach hat man das gleiche Bodenhebungsniveau wie vor der Eruption spätestens Anfang nächster Woche erreicht. Aber es kann sein, dass die IMO-Wissenschaftler den plötzlichen Anstieg der Bodenhebung unmittelbar vor der Eruption mit hinzurechnen. Wie auch immer, es bleibt spannend auf Island.