Vulkan-News 22.06.23: Kliuchevskoi

Staat: Russland | Koordinaten: 56.06; 160.64 | Aktivität: Unbekannt

Ausgeprägte Wärmeanomalie am Vulkan Kliuchevskoi

Update 17:00 Uhr: Inzwischen klarte es am Kliuchevskoi auf und die Wolken geben den Blick auf die zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas frei. Wenn man genau hinschaut, erkennt man am Krater des Kliuchevskois einen kleinen Lichtpunkt, der von der Aktivität zeugt. Er könnte von strombolianischen Eruptionen herrühren. MIROVA veröffentlichte zwei weitere Messungen, die eine moderate Wärmestrahlung bestätigen. Sie hatten eine Leistung von 84 und 89 MW.
Die Livecam ist hier verlinkt. Der Kliuchevskoi ist der Vulkan links von der Bildmitte. Er liegt hinter dem Kamen.

Originalmeldung: Heute registrieren die Landsat-Satelliten eine Wärmeanomalie am russischen Vulkan Kliuchevskoi (auch Klyuchevskoy geschrieben). Dieser liegt in Zentralkamtschatka und ist einer der größten Vulkane im Fernen Osten. Die Anomalie geht vom Gipfelbereich des vegetationslosen Vulkans aus, daher gehe ich stark davon aus, dass die Wärmestrahlung tatsächlich vulkanischen Ursprungs ist. MIROVA zeigt eine Leistung von 291 MW an. Der Wert wurde heute Nacht um 01.55:00 Uhr festgestellt, als der Vulkan mal nicht in den Wolken hing, so wie es jetzt wieder der Fall ist. da es keine visuellen Beobachtungen gibt und auch noch keine Meldung von den KVERT-Vulkanologen vorliegen, kann ich über die genaue Herkunft der Wärmeanomalie nur spekulieren. Eine VONA-Warnung liegt nicht vor, daher ist es unwahrscheinlich, dass es zu stärkeren Explosionen gekommen ist, die Aschewolken fördern. Allerdings sind strombolianische Eruptionen denkbar, die den Gipfel mit glühender Tephra eindecken. Am Wahrscheinlichsten halte ich einen kurzen Lavastrom, der im Kraterbereich unterwegs ist. Weitere Beobachtungen/Messungen werden aber nötig sein, bevor man genauer sagen kann was am Kliuchevskoi los ist. Auf der Webseite von KVERT fand der Vulkan in den letzten Wochen keine Erwähnung und steht noch auf Alarmstufe „grün“. Er zeigte also vor heute nur geringe Anzeichen vulkanischer Unruhe.

Der letzte größere Ausbruch des Kliuchevskois ereignete sich im März 2021. Damals war ein Lavastrom auf der Vulkanflanke unterwegs gewesen. Im November des letzten Jahres gab es eine kurze Phase strombolianischer Aktivität. Man rechnete mit einer intensiveren Eruptionsphase, die aber ausblieb.

KVERT berichtet allerdings in seinen Updates über die Vulkane Shiveluch und Ebeko, die beide die Alarmstufe „orange“ verpasst bekommen haben, sowie über den Bezymianny, der auf „gelb“ steht. Ich habe gerade alle drei Vulkane und natürlich auch den Kliuchevskoi via Sentinel-hub abgecheckt und musste feststellen, dass man auf den letzten Wolkenfreien Fotos vom 16.Juni im Infrarot-gefilterten Lichtspektrum keine Wärmeanomalien sehen konnte. Selbst der Shiveluch ist vergleichsweise kalt. Vom Hauptdom steigt aber weiter Dampf auf.

Die sibirische Halbinsel Kamchatka liegt am Zirkumpazifischen Feuerring und ist für ihre Naturschönheiten bekannt. Neben den Vulkanen gibt es hier menschenleere Wälder, Lachsflüsse und wilde Küstenlandschaften zu bewundern. Da es hier zu Zeiten des Kalten Krieges viele Militärstationen gab und auch Spionage-Anlagen, die das nahe gelegene US-amerikanische Alaska ausspähten, waren Reisen in die Region verboten und wurden für Angehörige westlicher Staaten erst in den 1990er Jahren möglich. Aufgrund der neuen Eiszeit zwischen Russland und dem Westen ist der Tourismus dort wieder stark zurückgegangen.

Erdbeben auf Island – News vom 21.06.23

Erhöhte Seismizität auf isländische Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel befindet sich im Südwesten von Island und war Schauplatz der letzten beiden Vulkanausbrüche auf Island, die sich in den Jahren 2021 und 2022 ereigneten. Da sich laut Aussage von Vulkanologen weitere Ausbrüche ereignen könnten -die Halbinsel soll in eine neue Aktivitätsphase eingetreten sein, die mehrere Jahrzehnte anhalten könnte- Blicken wir natürlich mit gesteigertem Interesse auf die Erdbeben der Region. Die beiden Eruptionen haben sich Monate zuvor durch eine rege Erdbebenaktivität angekündigt gehabt. Tatsächlich beobachten wir seit einigen Wochen einen leichten Anstieg der Seismizität unter Reykjanes. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 130 Erschütterungen festgestellt.

In den letzten Tagen manifestierten sich kleinere Schwarmbeben am Spaltensystem zwischen Fagradalsfjall und Keilir, ähnlich wie es sich einige Monate vor den letzten Eruptionen ereignete. Sollten die Beben durch Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen werden und somit Vorzeichen einer erneuten Eruption sein, befinden wir uns in einem frühen Stadium des Magmenaufstiegs, der sich an der Erdoberfläche in einer leichten Bodenhebung manifestiert. So zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall eine Bodenhebung von maximal 20 mm. Die Hebungsphase begann im Mai, etwa zeitgleich mit der Zunahme der Seismizität. Der letzte Messwert stürzte jäh ab. Da das Phänomen an allen Messstationen auftrat, gehe ich von einem Systemfehler aus.

Die Erdbebentätigkeit ist in anderen Vulkanregionen Islands ebenfalls erhöht. Im Wochenbulletin des IMO heißt es, dass in der letzten Woche (Kalenderwoche 24) vom seismischen Netzwerk 660 Erdbeben registriert worden sind. Davon wurden etwa 600 Ereignisse manuell verarbeitet. Dies ist ein leichter Anstieg gegenüber der Vorwoche, in der es rund 550 Erdbeben gab. Das größte Erdbeben der Stärke M3.1 in dieser Woche ereignete sich im Vulkan Bárðarbunga. Am Geitlandsjökull-Gletscher wurde ein Erdbeben der Stärke 2,8 gemessen.

Bodenhebung an der Askja hält an

IMO betont, dass die Bodenhebung an der Askja linear verläuft und mittlerweile auf 60 Zentimeter angewachsen ist. Pro Woche ereignen sich in der Region zwischen 40 und 50 schwache Erdbeben. Das Dach eines Magmenkörpers soll sich in ca. 2,9 km Tiefe befinden. Ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird bleibt ungewiss.

Vulkan-News 21.06.23: Ätna

Vulkan Ätna mit kleiner thermischer Anomalie

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Am Ätna auf Sizilien gab es vor drei Tagen einen wolkenfreien Blick auf die Gipfelkrater. Die Satelliten konnten so Infrarotaufnahmen machen und detektierten eine kleine thermische Anomalie im Zentralkrater Bocca Nuova. Der Neue Südostkrater dampfte zwar, zeigte uns aber weiterhin die kalte Schulter.

Gestern wurde das neue INGV-Wochenbulletin zum Ätna veröffentlicht, dass seit dem jüngsten Paroxysmus wieder regelmäßig erscheint. Die Vulkanologen attestierten dem Vulkan eine eher schwache Aktivität. Am stärksten war sie wohl am 18. Juni, als von den Infraschallsensoren 60 Ereignisse registriert wurden. Sie stammten von explosionsartigen Entgasungen oder tief im Schlot sitzende Eruptionen und kamen überwiegend aus Richtung des Zentralkraters.

Die Seismizität war gering. es gab einige schwache Erdstöße, die sich vor allem auf der Ostseite des Vulkans konzentrierten. Die Tremoramplitude bewegte sich im unteren moderaten Bereich und stieg leicht an, so dass sie zum Ende des Beobachtungszeitraums mittlere Werte angenommen hatte. Die Quelle des Tremors wurde in geringen Tiefen lokalisiert und wanderte in den vergangenen Wochen weiter Richtung Osten, sodass sich scheinbar Magma im Bereich der NSEC-Basis am Steilhang vom Valle del Bove akkumulierte.

Eine signifikante Änderung der Bodendeformation wurde nicht beobachtet. Die Messkurven zeigen aber eine minimale Deflation an. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war leicht rückläufig, während sich der Kohlendioxid-Flux noch in höheren Regionen als üblich bewegte.

Die Vulkanologen schließen nicht aus, dass der Vulkan plötzlich mit Eruptionen beginnen könnte. Es sind Explosionen aus den Gipfelkratern möglich, aber auch effusive Eruptionen und Paroxysmen. Das Gleichgewicht des Vulkans sei dauerhaft gestört, was eine Vorhersage der Aktivität erschwert. Also, es ist alles beim Alten und es könnte jederzeit wieder los gehen.


Weitere Vulkanmeldungen:

Anak Krakatau mit Zunahme der Seismizität

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolken

Vom indonesischen Vulkan Anak Krakatau gibt es aktuell eine VONA-Warnung von gestern, nach der sich Vulkanasche in einer Höhe von 3700 m befinden soll. Webcambilder einer größeren Eruption gibt es aber nicht. Die Asche wurde auch nicht von Satelliten erfasst. Sehr wahrscheinlich stammt die Meldung von einem Piloten. Möglicherweise ist Asche von mehreren kleinen Eruptionen so hoch aufgestiegen und sammelte sich in der Höhe an, oder es handelt sich um eine Fehlmeldung. Was auf jeden Fall zu beobachten ist, ist ein leichter Anstieg der Seismizität seit letzter Woche. An zwei Tagen in Folge gab es mehr als 15 vulkanische bedingte Erdbeben. Am Wochenende wurden auch einige kleinere Vulkanausbrüche registriert.


Eruption am Kilauea pausiert

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Relativ unerwartet pausiert seit gestern Abend die effusive Eruption am Kilauea auf Hawaii. Zunächst hörte der Lavanachschub aus dem Hornito in der Kraterwand auf, dann erstarrt auch die Lava am Boden des Halema’uma’u-Kraters. Auf der Livecam erkennt man nur noch Rotglut in Rissen der Lavadecke. Die Seismizität hat wieder leicht zugenommen und es wird Bodenhebung registriert. Ob es bereits das Ende des Vulkanausbruchs ist oder nur eine Pause, lässt sich erst in einigen Tagen sagen.

Vulkan Suwanose-jima – News vom 20.06.23

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Aktivität: Vulcanianisch

Ascheeruptionen und erhöhte Seismizität am Suwanose-jima

Der japanische Inselvulkan eruptiert mehrmals am Tag Vulkanasche. Die Eruptionswolken erreichen eine Höhe von 2100 m und driften in Richtung Süden. Sie lösen beim VAAC Warnungen für den Flugverkehr aus. Der Vulkan ist seit Monaten praktisch daueraktiv und legt nur kurze Verschnaufpausen ein. Seit Mitte Juni ist die Seismizität signifikant erhöht. Das JMA registriert um die 150 vulkanotektonischen Erdbeben pro Tag. In den letzten drei Monaten lag der Durchschnitt bei etwa 10 täglichen Erschütterungen. Auch der vulkanische Tremor ist deutlich erhöht. Hier zeigen die Histogramme seit dem 12. Juni mehrere Tremorphasen. Ein Spitzenwert wurde am 16. Juni erreicht als 10 Tremorphasen registriert wurden. Aufgrund des schlechten Wetters im südlichen Japan geben die Livecams nichts her.

Die Vulkanologen vom JMA brachten heute ein Bulletin mit den aktuellsten Beobachtungen heraus, dass die Ereignisse bis 15 Uhr Lokalzeit berücksichtigt. Sie bestätigten eine Aktivitätszunahme des Vulkan und registrierten heute bereits 22 Explosionen. Die Aktivitätssteigerung begann parallel zur Zunahme der Seismizität. Die Eruptionen finden im Otake-Krater (auch Ontake Krater genannt) statt. Vulkanische Bomben und Blöcke erreichen eine Höhe von 1300 m über dem Krater und fliegen bis zum Mitake-Krater.

Der Alarmstatus steht auf „2“ und die Vulkanologen schließen nicht aus, dass er bei weiterer Steigerung der Aktivität auf „3“ erhöht wird. Die Besteigung des Vulkans ist bereits eingeschränkt und man darf das Kratergebiet nicht betreten.

Die Vulkaninsel Suwanose-jima liegt im Ryukyu-Archipel, ganz im Süden Japans. Der Gipfel des fast 800 m hohen Stratovulkan setzt sich aus vier Kratern zusammen. Der Otake-Krater liegt in einer hufeisenförmigen Caldera, die zum Meer hin offen ist. Er ist überwiegend explosiv aktiv und eruptiert andesitische Lava. Die Explosionen beeindruckten die Insulaner so sehr, dass sie im Krater einen wütenden Gott vermuteten: O-take bedeutet soviel wie „Götterberg“.

Vulkan Mayon – News vom 19.06.23

Pyroklastische Ströme legen größere Strecken am Mayon zurück

Der philippinische Vulkan Mayon baut weiter an seinem Lavadom. Von diesem geht ein Lavastrom ab, der sehr hochviskos ist und langsam fließt. Dennoch hat er inzwischen eine Länge von 1500 m erreicht. Von der Lavafront gehen Steinschläge und Schuttlawinen ab. Gestern wurden 265 seismische Signale aufgefangen, die von diesen Abgängen zeugten. Vulkanotektonische Erdbeben gab es keine, dafür aber fünf pyroklastische Dichteströme. Schuttlawinen und Dichteströme gehen durch die Mi-isi und Bonga Rinnen ab und legen Entfernungen von bis zu 3,5 km Vom Krater zurück. Von diesem steigen Asche-Dampf-Wolken auf, die bis auf einer Höhe von 2700 m aufsteigen. Berichte über explosive Eruptionen gibt es bislang nicht. Bei der letzten größeren Eruption 2018 gab es zuerst phreatische Eruptionen. Während des späteren Eruptionsverlaufes setzten Paroxysmen ein. Bis jetzt gibt es keine Hinweise darauf, dass ich Vergleichbares wiederholen werde, doch ausgeschlossen ist das nicht. Aus Sorge vor einer größeren Eruption wurden bis jetzt mehr als 20.000 Menschen evakuiert. Das Gefahrenpotenzial steigt, sobald starke Regenfälle einsetzen.

GPS-Messungen und Tiltmeter zeigen, dass weiterhin Magma aufsteigt. Die Vulkanflanken versteilen sich überwiegend im Nordwesten und Südosten des Mayons. Der Magmenaufstieg erfolgt überwiegend still, denn es werden vergleichsweise wenige vulkanotektonische Erdbeben registriert. Die Aufstiegswege des Magmas sind also frei und es gibt keinen Gesteinsbruch.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag gestern bei 889 Tonnen am Tag. Am Samstag wurden über 1000 Tonnen des vulkanischen Gases nachgewiesen. Der Schwefeldioxid-Ausstoß stieg in der vergangenen Woche deutlich an.

Andere Vulkane der Philippinen

Nicht nur der Mayon stößt auf den Philippinen Schwefeldioxid aus, sondern auch der Taal. Obwohl dieser Vulkan aktuell nicht in Eruption begriffen ist und an der Oberfläche keine Lava austritt, emittiert dieser Vulkan deutlich mehr Schwefeldioxid als der Taal. Hier wurden am 15. Juni 7643 Tonnen Schwefeldioxid am Tag emittiert. Es kommt ebenfalls zur Inflation von Magma.

Mit dem Kanalon heizt ein weiterer Vulkan der Philippinen auf, denn auch hier wird ein erhöhter Schwefeldioxidausstoß gemessen. Dieser belief sich gestern auf fast 1200 Tonnen am Tag. Es wurden 5 vulkanotektonische Beben registriert und es gibt Inflation, die sich in Bodenhebung äußert. Es bleibt also spannend auf den Philippinen.

Kilauea bleibt aktiv – News vom 19.06.23

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Lavafontänen und Lava Spattering aus dem Hornito

Der Kilauea auf Big Island Hawaii bleibt aktiv und eruptiert weiterhin Lava im Halema’uma’u-Krater. Die Aktivität konzentriert sich auf den südwestlichen Bereich des Kraters. Am aktivsten ist der Förderschlot der sich in der Kraterwand bildete. Dort gibt es intensives Lavaspattering, das glühende Tephra über 10 m hoch auswirft. Das Spattering steigerte sich zeitweise zu kleinen Lavafontänen. Aus dem Schlot läuft auch gelegentlich ein Lavastrom über. Die meiste Lava tritt aber aus einer Öffnung an der Basis des Hornitos aus. Sie bildet einen Lavastrom, der einen sekundären Lavasee speist. Dieser füllt den Krater weiter auf und sorgt dafür, dass sich der Boden des Kraters langsam hebt. Die Lava fließt in einer Kaskade in das tiefe gelegene Becken des primären Lavasees, den wir bereits von den letzten Eruptionen kennen. Gestern verlangsamte sich die Zirkulation des Lavasees und heute morgen kann ich ihn auf den Livecam-Aufnahmen nicht mehr erkennen. Entweder kam die Zirkulation hier zum Erliegen, oder der Lavasee ist vom Lavastrom überrollt worden und von diesem überlagert.

Im nördlichen und östlichen Teil des Kraters wurde im Laufe des vergangenen Tages keine aktive Lava beobachtet.

Gestern Morgen begannen die Neigungsmesser in der Gipfelregion einen mäßig deflationären Trend zu messen. Er hält auch heute noch an. Es wird mehr Lava eruptiert, als an Magma aufsteigt. Die seismische Aktivität des Gipfels wird von eruptivem Tremor dominiert – ein Signal, das aus Flüssigkeitsbewegungen resultiert und üblicherweise mit eruptiver Aktivität in Verbindung gebracht wird. Täglich gibt es bis zu 30 vulkanisch-bedingte Erdbeben.

Die vulkanischen Gasemissionen in der Region sind weiterhin erhöht: am Freitag, dem 16. Juni, wurde eine Schwefeldioxid (SO2)-Emissionsrate von etwa 6.300 Tonnen pro Tag gemessen.

Weder am Ostrift noch am Südwestrift gibt es ungewöhnliche Aktivität, diese konzentriert sich einzig und alleine auf die Gipfelcaldera.

Vulkan Mayon mit pyroklastischen Ströme am 16.05.23

Aktivitätssteigerung am Mayon macht neue Evakuierungen nötig.

Gestern registrierte PHILVOLCS eine weitere Zunahme der effusiven Aktivität am Mayon. Der Dom wächst weiter und lässt einen Lavastrom wachsen, der ca. 1 km lang ist. Im aktuellen Bulletin ist tatsächlich von Lavaströmen die Rede, es könnten also mehrere fließen. Es gingen 13 pyroklastische Dichteströme ab, deren Gleitstrecken bis zu 2 km betrugen. Es ist die höchste Anzahl an Dichteströmen, von der bis jetzt berichtet wurde. Außerdem wurden 307 seismische Signale registriert, die durch Schuttlawinen und Steinschlägen verursacht wurden. Vier Signale wurden vulkanotektonischen Erdbeben zugeordnet. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich auf 806 Tonnen am Tag und nahm signifikant zu. Vom Dom gehen Asche-Dampf-Wolken aus, die bis zu 750 m hoch aufsteigen. Sie lösen VONA-Warnungen beim VAAC aus. Tatsächlich steigt mehr Magma aus der Tiefe auf als am Dom austritt, daher schwillt das Vulkangebäude noch an und die Flanken versteilen sich durch die Bodenhebung. Sie ist im Nordwesten und Südosten des Gipfelbereichs am stärksten.

Die Aktivitätssteigerung machte weitere Evakuierungen notwendig. Die Katastrophenschutzbehörde teilte in einem Presse Statement mit, dass inzwischen gut 20.000 Menschen in Sicherheit gebracht wurden. Sie wurden auf 2 Evakuierungszentren verteilt, die extra eingerichtet werden mussten. Welcher Art die Zentren sind, wurde nicht kommuniziert. 10.000 Personen in einem Zentrum, da könnte es etwas eng zugehen.

Aktivitätssteigerung durch starkes Erdbeben am Vortag?

Gestern gab es auf den Philippinen ein Erdbeben der Magnitude 6,2, dessen Epizentrum 350 km vom Mayon entfernt lag und ich spekulierte, ob sich das Beben auf die Aktivität des Vulkans auswirken würde. Tatsächlich gingen gestern deutlich mehr pyroklastische Dichteströme ab, als in den Tagen davor und es ist denkbar, dass die Vibrationen des Bebens eine stärkere Entgasung des Magmas verursachten und es daher zum gestiegenen Lava-Output gekommen ist.

Tatsächlich legte auch die Aktivität am näher gelegenen Taal-Vulkan zu. Dort steigerte sich der Schwefeldioxid-Ausstoß auf 7643 Tonnen und es gab 38 vulkanisch bedingte Erdbeben. Dampf stieg bis zu 3000 m hoch auf. Obwohl die Aktivität beider Vulkane zulegte, ist sie nicht so signifikant gestiegen, dass man einen klaren Zusammenhang zwischen Erdbeben und Eruptionssteigerung postulieren könnte. Bereits in den letzten Tagen gab es an beiden Vulkanen einen leicht ansteigenden Aktivitätstrend.

Der 2460 Meter hohe Mayon zählt zu den aktivsten Vulkanen der Philippinen. Seit 1616 wurden gut 50 Eruptionsphasen dokumentiert. Einige hatten katastrophale Folgen.

Philippinen mit starkem Erdbeben – News vom 15.06.23

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert Philippinen in Nähe des Taal-Vulkans

Datum 15.06.23 | Zeit: 02:19:17 UTC | 13.52 N ; 120.77 E | Tiefe: 119 km | Mw 6,2

Heute Nacht manifestierte sich auf den Philippinen ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,2. Das Hypozentrum wurde in 119 km Tiefe festgestellt. Das Epizentrum lag in der Meerenge der Verde Island Passage zwischen den Inseln Luzon und Mindoro und wurde 7 km nord-nordöstlich des Ortes Wawa lokalisiert. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß ca. 15 Sekunden lang gespürt worden ist. Aufgrund der Tiefe des Epizentrums waren die Auswirkungen an der Erdoberfläche vergleichsweise gering, größere Schäden wurden nicht gemeldet.

Tektonisch betrachtet kommen als Ursache für das Beben zwei Möglichkeiten in Betracht: Es könnte sich an der Transformstörung der Verde-Passage-Sibuyan-Störungszone manifestiert haben. Hierbei handelt es sich um eine dextrale Blattverschiebung, die in NW-SE Richtung streicht und den Manila-Graben mit den Philippinen-Graben verbindet. Aufgrund der Tiefe könnte sich das Beben aber auch ein einem Stück subduzierter Erdkruste ereignet haben, den an den beiden Gräben findet Subduktion statt.

Wie reagieren die Vulkane der Philippinen auf das Erdbeben?

Das Erdbeben ist im Kontext von Vnet besonders interessant, da es sich in nur 60 km Entfernung zum Vulkan Taal ereignete. Der Taal-Vulkan ist in den vergangenen Tagen wieder munterer, als er es in den letzten Monaten war und stößt große Mengen an Schwefeldioxid aus. Gestern waren es 5024 Tonnen. Aus dem Kratersee auf Volcano Island stieg Dampf bis zu 2100 m hoch auf. Außerdem wurden 20 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. die Anzahl der Beben nahm zu. Der allgemeine Trend am Taal zeigt eine Aktivitätszunahme, wobei jetzt noch keine spontane Reaktion auf das Erdbeben gemeldet wurde. Morgen sehen wir, ob die geophysikalischen Daten signifikant angestiegen sind.

Bei dem zweiten aktiven Vulkan in Nähe des Epizentrums handelt es sich um den Mayon. Er liegt ca. 350 m vom Epizentrum entfernt und damit noch im Wirkungskreis des Bebens. Die Tätigkeit des Vulkans zog bereits in den letzten 2 Wochen deutlich an und es kommt zu Domwachstum und dem Abgang von Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen. In den letzten 24 Stunden wurden 2 pyroklastische Dichteströme gemeldet, Eine Ache-Dampf-Wolke stieg bis zu 700 m über Kraterhöhe auf. Es gab 2 vulkanisch-bedingte Erdstöße. 306 Signale stammten von Steinschlägen und Schuttlawinen. Es wurden 193 Tonnen Schwefeldioxid emittiert. Seit heute Nacht hat sich die Frequenz der VONA-Meldungen über Aschewolken erhöht, was darauf hindeutet, dass es zu einer Zunahme der Abgänge gekommen sein könnte. Auch hier gilt, dass ein Vergleich mit den Daten, die morgen veröffentlicht werden weitere Indizien darauf liefern könnten, ob sich der Erdstoß kurzfristig auf die Aktivität auswirkte.

Vulkan Piton Fournaise: News vom 14.06.23

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Schwarmbeben

Erhöhte Erdbebentätigkeit am Fournaise

Der Piton de la Fournaise liegt im französischen Überseedepartement La Réunion und ist ein Schildvulkan vom Hawaii-Typ. Das heißt, er eruptiert basaltische Schmelze, die von einem Mantelplume gespeist wird. Nachdem es in den letzten Wochen ruhig um den Glutofen bestellt war, meldete das zuständige Observatorium OVPF gestern einen Anstieg der Seismizität: es wurden 40 vulkanisch-bedingte Erdbeben festgestellt. Die Erdbebentätigkeit begann seit dem 10 Juni langsam zu steigen. Bei den festgestellten Beben handelt es sich überwiegend um Beben mit Magnituden kleiner 1, deren Lage nicht genau lokalisierbar ist. Die Hypozentren befanden sich aber unter dem Dolomieu-Krater in ca. 2 km Tiefe.

Die Vulkanologen gehen davon aus, dass die Seismizität im Zusammenhang mit Magmenaufstieg steht und dass sich in einem flach gelegenen Magmenkörper Schmelze akkumuliert. Doch bis es zu einem neuen Vulkanausbruch kommt, können noch einige Tage oder sogar Wochen vergehen. Zuerst muss der Durch im Magmenkörper weiter wachsen, so dass das Magma die Gesteinsschichten über dem Magmenkörper brechen und durchdringen kann.

Es ist nicht die erste Erhöhung der Seismizität in diesem Jahr: bereits Ende März gab es ein Schwarmbeben nebst Inflation und man hielt einen mittelbaren Ausbruch für wahrscheinlich. Es ist recht typisch für den Vulkan, dass die Ausbrüche erst nach mehreren Phasen des Magmenaufstiegs erfolgen. Es gab aber auch Eruptionen, die nach nur einer seismischen Krise begannen.

Der letzte Ausbruch manifestierte sich im September 2022. Statistisch gesehen bricht der Piton de la Fournaise 2-3 Mal im Jahr aus, wobei es in den letzten Jahren einen rückläufigen Trend der Eruptionshäufigkeit gab. Aber was kümmert sich ein Vulkan schon um menschliche Statistiken?