Vulkan Ätna am 31.12.22

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Lavastrom am Ätna ist länger geworden

Seit gut 5 Wochen ist der Lavastrom an der Nordostbasis des Südostkraterkegels aktiv und wächst seitdem langsam aber kontinuierlich. Mittlerweile fließt er auf dem Steilhang des Valle del Boves und geht dort in die Breite. Der Lavastrom fließt an seiner Quelle mittlerweile in einem Tunnel und teilt sich weiter unten in mehrere Arme, die schmale Kanäle bilden. So ist in den letzten Wochen ein vergleichsweise breites Lavafeld entstanden. Es hatte am 25. Dezember eine Fläche von 0,367 Quadratkilometern und eine kumulative Länge von 1764,52 Metern. Die Förderrate ist eigentlich recht bescheiden: Im letzten INGV-Wochenbericht heißt es, dass die Förderrate ca. 2,5 Kubikmeter pro Sekunde beträgt. Es wurde ein Gesamtvolumen von gut 2 Millionen Kubikmetern gefördert, wobei es bei der Ermittlung der Werte eine recht hohe Fehlertoleranz gibt. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit 758 MW Leistung.

Der Tremor hat sich in den letzten Tagen verringert, bewegt sich aber noch auf moderatem Niveau im gelben Bereich. Die Tremor-Quelle sitzt nach wie vor in etwa 2800 Höhe zwischen den Kratern Bocca Nuova und Südost. Dort befindet sich ein Magmenkörper. Das Isotopenverhältnis des gasförmigen Heliums bleibt hoch, was ein Indiz für weiteren Magmenaufstieg aus der Tiefe sein könnte.

Der neue Förderschlot, aus dem der Lavastrom entspringt, liegt in einer Region, in der es im Jahr 2006 bereits einen länger tätigen Lavastrom gab, an dessen Schlot sich Hornitos gebildet hatten. Damals dokumentierte ich die Aktivität zusammen mit Chris Weber über mehrere Tage. Sie kumulierte in einer großen Spaltenöffnung am Südostkrater, der damals noch deutlich kleiner war.

Betrachtet man Thermalfotos vom Ätna, dann sieht man das Lavafeld gut. Etwas genauer hinschauen muss man, um eine kleine thermische Anomalie in der Bocca Nuova zu entdecken. Sie stammt von einem heißen Förderschlot. Aus diesem detektieren die Infraschall-Sensoren sporadische Tätigkeit in Form von starken Entgasungen und tief sitzenden Explosionen.

Vulkan-News 30.12.22: Ebeko

Ebeko mit Ascheeruption

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Aktivität: Ascheeruption

Der russische Vulkan Ebeko eruptierte gestern 2 Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 3 km aufgestiegen sein sollen. Das geht aus lokalen Medienberichten hervor, die sich auf eine Meldung des russischen Ministeriums für Notstandssituationen in der Region Sachalin stützen. Die Eruptionen stellten keine Gefahr für die Anwohner der Region Severo-Kurilsk dar. Sie beschwerten sich weder über Ascheniederschlag, noch über den Geruch von Schwefelwasserstoff. Laut KVERT stellen die anhaltenden Eruptionen aber eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge dar, die den Lokalflughafen von Severo-Kurilsk ansteuern. Jederzeit könne es zu Ascheeruptionen kommen, die Asche bis auf 6 km Höhe fördern. Daher steht der Alarmstatus auf „orange“.

Der 1156 Meter hohe Vulkan Ebeko befindet sich auf der russischen Insel Paramushir, im nördlichen Teil des Vernadsky-Rückens. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Kurilen.


Popocatepetl mit weiteren Eruptionen

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Ascheeruptionen

In Mexiko bleibt der Popocatepetl aktiv und eruptiert Vulkanasche, die bis auf 6100 m Höhe aufsteigt. Die Driftrichtung der Aschewolken ist Nordwesten. MIROVA detektierte gestern eine moderate Thermalstrahlung mit 18 MW Leistung. Auf einem Sentinel-Foto war eine thermische Anomalie im Krater sichtbar. Möglicherweise beginnt ein Lavadom zu wachsen. CENAPRED berichtete gestern von 5 Eruptionen, 116 Exhalationen und 160 Minuten Tremor.


Shiveluch eruptiert Asche bis zu 5200 m hoch

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Der Shiveluch auf Kamtschatka bleibt weiterhin sehr aktiv. Das VAAC meldete heute Vulkanasche in einer Höhe von 5200 m. Sie driftete in Richtung Norden. Seit gestern wurden 5 VONA-Warnungen zum Shiveluch veröffentlicht. MIROVA detektierte eine moderate Wärmestrahlung mit 54 MW Leistung. Der Dom wächst und es könnten pyroklastische Ströme entstehen.

Vulkane in Ecuador am 29.12.22

In Ecuador sind die Vulkane Cotopaxi, Reventador und Sangay aktiv. Von allen drei Vulkanen gibt es Neues zu berichten. Fangen wir mit dem Cotopaxi an:

Cotopaxi mit Aschewolken

Der Cotopaxi liegt in der Nähe von Quito und stößt weithin sichtbare Aschewolken aus. Gestern stiegen sie bis zu 1200 m über die Kraterhöhe auf. Am 27. Dezember wurden 103 Langperiodische-Erdbeben und 11 eruptive Tremorsignale aufgezeichnet. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug 4334 Tonnen am Tag und nahm damit hohe Werte an. Wärmestrahlung wurde nicht detektiert.

Reventador mit Ascheeruptionen

Auch der Reventador bleibt aktiv und stößt Vulkanasche aus. Sie stieg gestern bis zu 1000 m über dem Krater auf. Es wurde von glühenden Blöcken berichtet, die über die Vulkanflanke rollten und eine Strecke von bis zu 700 m zurücklegten. Unklar bleibt, ob sie explosiv gefördert wurden, oder von der Front eines kurzen Lavastroms abgingen. Es wurden 63 Eruptionssignale aufgefangen, 42 Signale wurden von Langperiodischen-Erdbeben verursacht. 7 eruptive Tremorphasen und 2 Harmonischer-Tremor wurden ebenfalls registriert.

Sangay mit sehr hoher Wärmestrahlung

Der Sangay emittierte heute eine sehr hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 1048 MW. Das ist der höchste Wert seit Oktober. Der letzte IGEPN-Bericht stammt vom 26. Dezember. Dort wurde geschrieben, dass Rotglut am Krater sichtbar sei. Von einem neuen Lavastrom wurde zu dieser Zeit nichts erwähnt. Der aktuelle Wert deutet aber an, dass wieder Lava auf der Flanke fließt. Möglich ist auch der Abgang eines pyroklastischen Stroms. Darüber hinaus wurde in dem Bericht erwähnt, dass 835 Explosionssignale registriert wurden. 35 Tremorphasen standen mit den Eruptionen in Verbindung. Vulkanasche stieg zuletzt bis auf einer Höhe von 6400 m auf und driftete in Richtung Nordwesten.

Der Sangay liegt am Ostrand der ecuadorianischen Anden und entwässert in Richtung des Amazonas-Beckens. Regenfälle können Lahare auslösen, die durch die Schluchten abgehen und in Flüsse münden. Die Lahare transportieren nicht nur Schlamm, sondern auch Geröll und Baumstämme. Diese lagern sich in den Flussläufen ab und stauen sie auf. Dadurch verändern sich die Flussläufe. Auch am Cotopaxi drohen Lahare, sollte es zu einer größeren Eruption kommen. Dazu sind dann keine Regenfälle nötig, sondern es reicht das Schmelzwasser des Gletschers aus. Bei historischen Eruptionen wurden Lahare erzeugt, die bis zu 100 km weit flossen und eine ganze Stadt ausradierten. Die Lahare vom Cotopaxi können sowohl in Richtung des östlich gelegenen Amazonasbeckens fließen, als auch in Richtung der Pazifikküste, die westlich des Vulkans liegt. Er liegt ziemlich zentral im schmalen Band der Anden. Auch am Reventador können Lahare entstehen, doch sie verlassen selten die Caldera, sondern lagern ihr Material in einer Schwemmlandebene im Osten der Caldera ab. Der Reventador ist der östlichst gelegene der drei aktiven Vulkane Ecuadors und entwässert ebenfalls in Richtung des Amazonasbeckens. Alle drei Vulkane nehmen somit Einfluss auf eines der wichtigsten Ökosysteme der Erde.

Erdbeben-News 28.12.22: Eritrea-Äthiopien

Erdbeben Mb 5,0 in Grenzregion Eritrea-Äthiopien

Datum: 28.12.22 | Zeit: 16:14:58 UTC | 14.61 N ; 39.90 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

In der Grenzregion zwischen Eritrea und Äthiopien gab es drei weitere Erdbeben. Das Stärkste hatte die Magnitude 5,0 (die Magnitude wurde inzwischen auf Mb 4,9 herabgestuft) und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Zwei weitere Erdstöße brachten es auf Mb 4,6 und Mb 4,5. Die Hypozentren lagen in 30 km Tiefe. Die Epizentren befanden sich in der gleichen Region wie die Erdbeben vor 2 Tagen und wurden 67 km nordöstlich von Ādīgrat verortet. Das Besondere ist, dass der Vulkan Dallol nur ca. 30 km südlich der Epizentren liegt. Thermische Anomalien gibt es nicht, ein Vulkan ist dort also noch nicht ausgebrochen. In der Gegend gibt es auch nicht viele Seismometer, sodass die Verortung ungenau sein könnte.

In diesem Kontext ist es interessant, dass es seit gestern in Ägypten zu zwei Erdbeben der Magnituden Mb 4,7 (in 10 km Tiefe) und Mb 3,7 (in 4 km Tiefe) kam. Die Beben lagen praktisch in der Verlängerung der Störungszone der Beben in Eritrea, zumindest wenn man die übergeordnete tektonische Struktur des Ostafrikanischen Grabenbruchs betrachtet. Erdbeben in Ägypten sind vergleichsweise selten. Die letzten wurden vom EMSC im September und Februar registriert. Dass es nun zu mehreren Erdbeben entlang der nördlichen Ausläufer des Rifts kommt, könnte signalisieren, dass die Spannungen im Untergrund aufgrund erhöhter tektonischer Aktivität gestiegen sind. Ich finde es spannend, die zukünftige Entwicklungen der Region zu beobachten. Möglicherweise wird es zwischen den beiden Lokalitäten in Eritrea und Ägypten in den nächsten Monaten weitere Erdbeben geben. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Aktivität der Vulkane im Riftvalley steigen wird. Besonders die Vulkane im Afar-Dreieck haben hierfür ein großes Potenzial. Auch im Roten Meer gibt es einige Vulkaninseln, die ausbrechen könnten.


Weitere Erdbeben-Kurzmeldungen:

Südöstlich Loyalty Islands: MW 6,0

Datum: 28.12.22 | Zeit: 16:34:21 UTC |  21.22 S ; 171.45 E | Tiefe: 10 km | MW 6,0

Bei den pazifischen Loyalty-Inseln vor Neu Kaledonien gab es ein Erdbeben Mw 6,0. Das Epizentrum befand sich 293 km ost-südöstlich von Isangel (Vanuatu).


Kirgisistan: Erdbeben Mb 5,6

Datum: 28.12.22 | Zeit: 17:16:36 UTC |   41.83 N ; 79.66 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,6

Ein starkes Erdbeben manifestierte sich in Kirgisistan. Die Magnitude lag bei Mb 5,6. Das Epizentrum befand sich 88 km nordwestlich von Aksu (China).


Griechenland: Erdbeben Mb 4,6

Datum: 28.12.22 | Zeit: 12:24:20 UTC |  38.56 N ; 23.68 E | Tiefe: 12 km | Mb 4,6

Ein Erdbeben der Magnitude 4,6 erschütterte die griechische Insel Euböa. Das Epizentrum wurde 13 km nord-nordöstlich von Chalkída verortet.

Vulkan-News 27.12.22: Sakurajima

Sakurajima weiter aktiv

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Der Sakurajima legte heute weitere Eruptionen hin, bei einer überzeugenden Performance: Vulkanasche wurde vom VAAC in 4600 m Höhe detektiert. Sie driftete in Richtung Nordosten. Auf Livecam-Aufnahmen ist zu sehen, das rotglühende Tephra gefördert wurde, die teilweise auf der Außenflanke des Vulkans landete. Vulkanische Blitze waren in der Aschewolke nicht auszumachen. Dafür aber ein grünlicher Laser-Punkt, der immer wieder aufblitzte und die Wolken vermessen hat.


Shiveluch beeindruckt mit Eruptionsserie

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Nicht nur der Sakurajima performte heute gut, sondern auch der Shiveluch auf Kamtschatka. Das VAAC brachte seit gestern 9 VONA-Warnungen vor Aschewolken heraus. Demnach erreichte die Asche eine Höhe von 5200 m und wurde zuletzt in Richtung Norden verfrachtet. MIROVA detektierte eine hohe Thermalstrahlung mit 136 MW.


Manam mit Aschewolke in 3000 m Höhe

Staat: PNG | Koordinaten: -4.08; 145.04 | Aktivität: Asche-Eruptionen

In Papua Neuguinea eruptierte der Inselvulkan Manam eine Aschewolke. Das VAAC brachte eine VONA-Warnung heraus, nach der die Asche in 3 km Höhe ausgemacht wurde, obwohl sie nicht auf Satellitenfotos auftauchte. Der Vulkan war in diesem Jahr öfters sporadisch aktiv, allerdings ohne größere Paroxysmen zu erzeugen. Auf Sentinel-Satellitenfotos waren vor einigen Tagen 2 Hotspots im Krater sichtbar, die von heißen Schloten stammten.

Vulkan Stromboli eruptiert am 27.12.22

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Neuer Lavaüberlauf am Stromboli

Gestern Abend begann ein neuer Lavaüberlauf am Stromboli. Anders als bei den letzten Ereignissen dieser Art entstand ein längerer Lavastrom, der ein gutes Stück die Sciara del Fuoco hinabfloss und zur Stunde auch noch fließt. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 211 MW. Das zeigt, dass der Lavastrom vergleichsweise lang ist und sich in Richtung Meer vorarbeiten dürfte. Der effusiven Tätigkeit ging wieder eine Phase intensiven Lavaspatterings voran. Der Überlauf begann um 21:53 UTC und konnte bis ca. 12 Uhr am heutigen Tag via Livecam beobachtet werden, bevor die Wolken die Sicht versperrten. Der Tremor bewegt sich im orangenen Bereich und weist einige Spitzen auf, die bis ins Rot gingen. Wie das INGV mitteilte, blieben die restlichen geophysikalischen Parameter unauffällig. Eine besondere Bodendeformation wurde nicht detektiert.

Die Aktivität am Stromboli begann sich bereits im Juli zu steigern, nachdem es in den vorangegangenen Monaten vergleichsweise still am Stromboli gewesen war. Startschuss für die Aktivitätssteigerung könnte ein Erdbeben Ml 3,0 gewesen sein, dass sich am 16. Juli kurz vor der Nordküste der Insel ereignet hatte. Der Erdbebenherd lag in mehr als 250 km Tiefe. Möglicherweise begann zu dieser Zeit Magma aufzusteigen, denn es wurde auch eine erhöhte Kohlendioxid-Konzentration gemessen. Am 25. Juli ereigneten sich stärkere strombolianische Eruptionen und es gab Lavaspattering. Zwei Tage später kam es zu einem ersten Lavaüberlauf aus dem Nordschlot des Vulkans. Während der August recht ruhig verlief, steigerte sich die Aktivität dann im September weiter. Seit Ende September kam es dann immer öfters zu zur Bildung von Lavaströmen. Bei 2 größeren Ereignissen wurden pyroklastische Ströme generiert, die bis aufs Meer hinaus flossen. Die Gefahr Paroxysmaler Eruptionen bleibt in solchen Phasen hoch.

Vulkan Erta Alé am 26.12.22

Erta Alé mit Hornito

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Erta Alé ist ein aktiver Schildvulkan in der äthiopischen Wüste Danakil. Die Gegend war in den letzten zwei Jahren nur bedingt zu bereisen gewesen, da in der Nachbarprovinz Tigray ein Bürgerkrieg herrschte, doch dieser scheint nun beendet zu sein, was sich positiv auf die Sicherheitslage in der Danakil auswirken dürfte. Auf jeden Fall gibt es lokale Reiseanbieter, die wieder Touren zum Erta Alé anbieten. Eine dieser Touren fand am 20. Dezember statt. Die Expedition brachte ein Drohnenvideo mit, das einen aktiven Hornito im Krater des Erta Alé zeigt. Er bildete sich auf einem Deckel des Lavasees. ein aktuelles Sentinel-Foto enthüllt zwei schwache thermische Anomalien im Südkrater. Ich gehe davon aus, dass die stärkere Anomalie vom Hornito stammt. Im Oktober wurde berichtet, dass die Lava durch ein kleines Loch sichtbar sei. Auf dem Video kann ich keine größere Öffnung außer dem Hornito erkennen. Schaut man genauer hin, sieht man am Anfang des Videos aber einen zweiten kleineren Hornito am Kraterrand, aus dem Dampf aufsteigt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man auch, dass es zu mindestens 2 Lavaüberläufen aus dem großen Hornito gekommen sein muss, die kurze Lavaströme auf dem Lavadeckel bildeten.


Video © Thomas Delano

Jahrzehnte lang brodelte im Krater des Erta Alé ein Lavasee. Die Danakil war im letzten Jahrtausend schwierig zu bereisen, da die Gegend Schauplatz eines bewaffneten Konflikts war. Darüber hinaus galten die eingeborenen Afar als wenig gastfreundlich und so wagten sich nur wenige Expeditionen zum Erta Alé. Neben dem französischen Vulkan-Pionier Tazieff traute sich der deutsche Survival-Spezialist Rüdiger Nehberg in die Region und lieferte 1977 einen der wenigen Augenzeugenberichte der Aktivität am Erta Alé, bevor das Reisen in die Region zum Anfang des neuen Jahrtausends einfacher wurde. Der Lavasee lieft im Zuge einer großen Eruption im Jahr 2017 aus. Seitdem hat er nie wieder seine ursprüngliche Größe und Stabilität zurückerlangt.

Vulkan-News 26.12.22: Sakurajima

Sakurajima eruptiert Aschewolken

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Im Süden des japanischen Archipels ist der Sakurajima weiter aktiv und eruptiert Aschewolken. Die letzten VONA-Meldungen stammen vom 24. Dezember, als Vulkanasche bis zu 2700 m hoch ausgestoßen wurde und in Richtung Südwesten driftete. Bei der stärksten Explosion wurde vergleichsweise viel rotglühende Tephra ausgestoßen, die auf der Außenflanke des Vulkans niederging. Das JMA schreibt in seinem jüngsten Bulletin, dass vulkanische Bomben gut 1100 m vom Minamidake entfernt niedergingen und bis hinter die 6. Messstation flogen. Nachts sind rot illuminierte Dampfwolken über dem Krater sichtbar. Die geophysikalischen Parameter sind relativ unauffällig.


Sangay mit hoher Thermalstrahlung

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

In Ecuador bleibt der Sangay aktiv und eruptiert Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 6100 m aufsteigt. MIROVA detektiert eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 645 MW. Damit ist sie höher als am Ätna und man kann davon ausgehen, dass wieder ein Lavastrom gefördert wird.


Shiveluch eruptiert Asche bis zu 4300 m hoch

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Im fernen Kamtschatka bleibt der Shiveluch aktiv und eruptiert Aschewolken. Laut VAAC Tokio steigen sie bis auf einer Höhe von 4300 m auf und driften Richtung Südwesten. In diesem Jahr wurden 402 VONA-Meldungen zum Shiveluch herausgebracht. Damit zählt er momentan zu den aktivsten Vulkanen der Welt.

Vulkan Ätna am 26.12.22

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Lavastrom am Ätna ist länger geworden

Seit über 4 Wochen ist der Lavastrom am Ätna nun aktiv. Er entspringt einem neu entstandenen Förderschlot an der Nordostbasis des Südostkraterkegels und bewegte sich zunächst am Rand des Valle del Leone, einem kleinen Tal nördlich des größeren Valle del Bove. Inzwischen ist die Front des Lavastroms nach Osten abgeknickt und befindet sich auf dem Steilhang des Valle del Bove. Obwohl der Hang sehr steil ist, kommt die Lavafront nur langsam voran. Die Lava ist entsprechend zähflüssig und die Förderrate eher gering. Der Lavastrom ist sehr schön auf dem Sentinel-Foto im Infrarotspektrum sichtbar, wobei das Foto bereits 3 Tage alt ist und die Lavafront weiter bergab geflossen ist. Entsprechend der Größe des Lavastroms, hat in den letzten Tagen auch die Thermalstrahlung zugenommen. Gestern wurde ein neuer Spitzenwert von 591 MW gemessen. Heute sind es 100 MW weniger, die von der Lava abgestrahlt werden. Auf dem Thermalbild des INGVs sieht es auch so aus, als ob die Lavafront heute etwas kühler wäre, was darauf hindeutet, dass weniger Lava nachströmt. Der Tremor scheint rückläufig zu sein. Zwar ist die Messstation ECPN offline, doch die anderen Einheiten zeigen, dass es am 24. Dezember ein Abfallen der Tremorkurve gegeben hat.

Auf dem Sentinel-Bild erkennt man, dass es einen kleinen Hotspot in einem Förderschlot der Bocca Nuova gegeben hat. Die anderen Förderschlote der Gipfelkrater präsentieren sich dagegen kalt. Zuletzt war die Infraschalltätigkeit variabel, aber auf relativ niedrigem Niveau. Prognosen, wie es am Ätna weitergehen wird, lassen sich praktisch nicht anstellen. Die effusive Tätigkeit könnte jederzeit stoppen, aber auch genauso gut weitergehen. Statistisch gesehen halten kleine Lavaströme am Ätna selten länger als 4-6 Wochen an, obwohl es natürlich Beispiele gibt, die zeigen, dass Lavaströme monatelang tätig sein können. Die zu Beginn aufgestellte These, dass der Lavastrom Vorläufer neuer Paroxysmen sein könnte, hat sich offenbar nicht bestätigt.