Datum: 04.04.2025 | Zeit: 20:04:40 UTC | Koordinaten: -6.188 ; 151.637 | Tiefe: 15 km | Mw 6,9
Starkes Erdbeben erschüttert Osten von Papua Neuguinea – Vulkane in der Nähe
Der Inselstaat Papua-Neuguinea wurde gestern Abend um 20:04:40 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,9 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 15 Kilometern Tiefe, das Epizentrum wurde 180 km ostsüdöstlich von Kimbe verortet. Damit lag es offshore. Auf der Shakemap ist ein schönes Ensemble von Nachbeben zu erkennen.
Kimbe ist eine Hafenstadt auf der Insel Neubritannien, der größten Insel des Bismarck-Archipels, östlich der Hauptinsel von Papua-Neuguinea. Die Region liegt am pazifischen Feuerring, der die Plattengrenze des Pazifiks markiert. Entlang der pazifischen Störungszonen findet in der Regel Subduktion statt, so dass Magma entsteht, das dann die Vulkane hinter der Subduktionszone wachsen lässt. Im Falle von Neubritannien wird die Solomonsee-Platte entlang eines Tiefseegrabens unter die Bismarck-Platte subduziert. Die Neubritannien-Subduktionszone ist ein Beispiel für den Beginn einer Subduktion durch Polaritätsumkehr, bei der in einer Backarc-Region eine neue Subduktionszone mit der entgegengesetzten Subduktionsrichtung zu der zuvor zwischen zwei großen Platten wirksamen Zone entsteht. Das Erdbeben manifestierte sich an genau jener Subduktionszone. Ungewöhnlich ist nur, dass es sich vor dem Tiefseegraben ereignete und nicht dahinter.
In der Region gibt es zahlreiche aktive Vulkane. Einer der dem Epizentrum am nächsten liegenden Vulkane ist der Ulawun. Er befindet sich an der Nordküste von Neubritannien und eruptierte im November 2023 groß. Aber auch danach erzeugte er mehrere kleinere Eruptionen. Bekannt ist auch die Rabaul-Caldera im Nordosten von Neu-Britannien. Hier war in den letzten Jahren besonders der Tavuvur aktiv. Vor der Nordwestküste von Neu-Britannien liegen die Inselvulkane Manam und Kadovar. Jeder der Vulkane liegt im Wirkungskreis des Bebens und könnte in seiner Aktivität von dem Beben beeinflusst werden.
In den letzten 2 Wochen kam es zu ungewöhnlich vielen Erdbeben mit Magnituden ab 6. Die meisten dieser Beben ereigneten sich an den Pazifischen Subduktionszonen. Aber auch der Mittelatlantische Rücken ist seismisch ungewöhnlich aktiv. Heute gab es dort noch ein Beben Mw 5,5. Es handelt sich um ein Nachbeben am Reykjanes-Ridge von dem starken Beben Mw 6,9 vom 3. April.
Aktivität am Poás hält an – Eruptionen als phreatomagmatische bezeichnet
In Costa Rica ist der Poás weiter aktiv und eruptiert fast im Minutentakt. Laut dem jüngsten OVISCORI-UNA-Statement sind die Eruptionen zumindest zum Teil phreatomagmatischen Ursprungs und fördern Asche-Dampf-Wolken, die teilweise mehr als 500 m über Kraterhöhe aufsteigen.
Die Ascheemissionen werden auch vom VAAC Washington registriert und lösten seit dem 28. März bis gestern 19 VONA-Warnungen aus, wobei auch jene Meldungen mitgezählt sind, die darauf hinweisen, dass es keine Asche mehr gibt. Zuletzt wurden Aschewolken in 3000 m Höhe detektiert, die in Richtung Westen drifteten.
In den sozialen Medien sorgen zwei Videos, die mit der eruptiven Tätigkeit am Poás in Verbindung stehen, für Aufregung. Ein Clip zeigt einen Bach (Rio San Carlos), dessen Wasser sich durch die Beimischung von Vulkanasche grau verfärbte. Außerdem soll auf der Wasseroberfläche Asche geschwommen haben. Die Vulkanologen erklärten dazu, dass es ein normaler Effekt sei, wenn sich am Vulkanhang Asche ablagert und es zu Regenfällen kommt. Im Extremfall können dann auch Lahare entstehen.
Das zweite Video zeigt einen Drohnenflug über den Krater. Besonders interessant ist, dass man aus der Vogelperspektive deutlich erkennt, dass der Kratersee verschwunden ist. Einzig in einer Vertiefung um einen der Förderschlote gibt es noch eine kleinere Wasseransammlung. Die Eruptionen aus diesem Schlot folgen in kurzen Abständen und bringen noch die Schlammfontänen hervor, die für die phreatischen Eruptionen des Poás charakteristisch sind. Diese Eruptionssäulen steigen oft nur bis zu 100 m auf.
Die höher aufsteigenden Aschewolken erzeugt hingegen der trockengefallene Förderschlot, der auch den größeren Durchmesser hat. Hier gibt es die als phreatomagmatisch beschriebenen Ausbrüche, die auch glühende Tephra fördern. Ich persönlich würde den Begriff „phreatomagmatisch“ mit Vorsicht auf diese Eruptionen anwenden, denn diese Eruptionen sind normalerweise hochexplosiv und deutlich stärker als das, was man gerade am Poás sieht. Vielleicht gibt es eine geringe Interaktion von Wasser mit Schmelze, doch ich glaube eher, dass hier bereits zum größten Teil im Schlot erkaltete Lava mit Wasser interagiert, indem es ein oberflächennahes Wasserreservoir durchstößt. Die Asche-Eruptionen aus diesem Schlot sind zwar kraftvoller, ereignen sich aber deutlich seltener als die phreatischen Ausbrüche.
Die Seismizität ist erhöht und wird von vulkanischem Tremor dominiert, der mit den Eruptionen einhergeht. Es werden auch langperiodische Erdbeben festgestellt. Die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben ist in den vergangenen Tagen zurückgegangen, nachdem es am 30. März einen sechsstündigen Erdbebenschwarm gab. Vermutlich ist dort ein kleinerer Magmenkörper aufgestiegen, der nun für die Eruptionen verantwortlich ist. Der Erdbebenschwarm ging mit einer deutlichen Bodenhebung einher.
Forscher durchleuchten Untergrund der Campi Flegrei bis in 20 Kilometer Tiefe und entdecken magmatische Strukturen
Die Campi Flegrei beschäftigen uns seit Jahren und stehen wegen einer ungewöhnlich langen Phase des Bradyseismos genannten Phänomens oft in den Schlagzeilen. Es kommt zu einer starken Bodenhebung, die einhergeht mit intensiver Erdbebentätigkeit und dem massiven Ausstoß magmatischer Gase. Bisherige Untersuchungen des Untergrunds reichten meistens nur wenige Kilometer in die Tiefe hinab, nun lieferte ein neuer Forschungsansatz ein deutlich weitreichenderes Bild, das bisherige Vermutungen und Modelle zu bestätigen scheint.
Ein internationales Forschungsteam hat mithilfe einer neuartigen 3D-Magnetotellurik-Tomographie erstmals das magmatische System unter der Campi-Flegrei-Caldera bei Neapel untersucht und ist mit seinen Bildgebungsverfahren bis in eine Tiefe von 20 Kilometern vorgedrungen – deutlich tiefer als es bisher möglich war. Die in der Fachzeitschrift Nature Communications Earth & Environment veröffentlichte Studie wurde vom italienischen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford, dem Trinity College Dublin und der Universität München durchgeführt. Erstautor der Studie ist Roberto Isaia.
Die Campi Flegrei gelten als eines der gefährlichsten Vulkansysteme Europas. Ein genaues Verständnis ihrer inneren Struktur ist daher entscheidend für die Beurteilung vulkanischer Risiken. Die neue Untersuchung liefert ein detailliertes Bild des gesamten Caldera-Komplexes, einschließlich seines untermeerischen Teils, und erlaubt erstmals Einblicke in tiefere magmatische Prozesse.
Zur Erfassung der inneren Strukturen kam die Magnetotellurik zum Einsatz – eine geophysikalische Methode, die natürliche Schwankungen elektrischer und magnetischer Felder misst. Diese erlaubt Rückschlüsse auf den elektrischen Widerstand des Untergrunds, ein Parameter, der stark vom Vorhandensein magmatischer oder hydrothermaler Fluide beeinflusst wird.
Die Analyse der gewonnenen Daten ermöglichte es dem Team, Zonen mit teilweise geschmolzenem Gestein sowie mögliche Förderkanäle für Magma und Fluide zu identifizieren. Solche Strukturen spielen eine zentrale Rolle im Verständnis vulkanischer Aktivität und ihrer potenziellen Gefährdung.
Es wurden u.a. unterirdische Strukturen identifiziert, die vermutlich eine entscheidende Rolle bei der Migration von Magma und Fluiden während früherer Unruhezustände gespielt haben und bei künftigen vulkanischen Aktivitäten erneut von Bedeutung sein könnten. Natürlich spielen diese Strukturen auch bei der aktuellen Unruhephase eine Rolle.
Das geophysikalische Modell beschreibt ein dreistufiges Krustensystem:
In Tiefen von über 8 km liegt eine abgegrenzte Zone mit einem kristallinen Brei, in dem teilweise geschmolzenes Magma gespeichert ist.
Zwischen 3 und 8 km Tiefe befinden sich kristallisierte Magmalinsen sowie kanalartige Strukturen, durch die Fluide und Magma entlang geologischer Bruchzonen aufsteigen könnten. Die Magmalinsen sind allerdings so klein, dass sie unter der Auflösungsschwelle der angewandten Methoden liegen.
In weniger als 3 km Tiefe findet sich eine Zone mit verändertem Caldera-Füllmaterial, das mit hydrothermalen Fluiden, Salzlösungen und alten magmatischen Intrusionen interagiert.
Zur Überfläche hin ist die Caldera mit einer tonartigen Deckschicht versiegelt
Diese Struktur deutet auf ein transkrustales Leitungssystem hin, in dem tiefliegende Magmazonen über vertikale Kanäle mit dem flachen hydrothermalen System verbunden sind. Da erstmals die Struktur des Magmenkörpers zwischen 8 und 20 Kilometer Tiefe erfasst wurde, lässt sich dessen Volumen nun besser abschätzen. Unklar scheint aber noch zu sein, wie tief er hinab reicht.
Die Ergebnisse sind entscheidend für das Verständnis vulkanischer Prozesse und verbessern die Interpretation laufender Überwachungsdaten. Das Modell liefert wertvolle Anhaltspunkte für die Optimierung von Messnetzwerken und kann helfen, frühe Anzeichen möglicher Eruptionsprozesse – etwa durch Bodenhebung, Entgasung oder seismische Aktivität – besser zu deuten. Damit trägt die Studie zur Verbesserung der Risikoeinschätzung und der Überwachung des Campi-Flegrei-Systems bei.
Die Studie war auch technisch anspruchsvoll, da die Campi-Flegrei-Region stark besiedelt ist und elektromagnetischen Störungen durch menschliche Aktivitäten ausgesetzt ist. Durch speziell entwickelte Messprotokolle konnte dennoch eine hohe Datenqualität gewährleistet werden.
Angesichts der aktuellen Unruhen in der Region liefern die Forschungsergebnisse wichtige Grundlagen für die Vulkanüberwachung und das Risikomanagement. Sie tragen dazu bei, präzisere Vorhersagemodelle zu entwickeln und die Sicherheit der Bevölkerung in einem potenziell gefährdeten Gebiet zu erhöhen. (Quellen: nature.com: https://doi.org/10.1038/s43247-025-02185-5; Pressemeldung INGV)
Aktuelle Entwicklungen in den Campi Flegrei
Übrigens bewegte sich die Seismizität der Campi Flegrei in den letzten Tagen auf normalem Niveau. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,0. Im neusten Wochenbulletin der INGV heißt es, dass die Bodenhebung von 30 mm pro Monat auf 20 mm pro Monat zurückgegangen sei. Damit liegt man aber immer noch auf überdurchschnittlichem Niveau.
Beschleunigte Bodenhebung bei Svartsengi – Anhaltende Bodendeformationen in Grindavik
Nach der Eruption ist vor der Eruption, das gilt dieser Tage insbesondere auf Island. Die neusten GPS-Messungen zeigen eine beschleunigte Bodenhebung im Vergleich zu der Hebegeschwindigkeit vor der Intrusion/Eruption am 1. April. Noch ist es für eine genaue Bewertung der Lage etwas früh, doch die Daten deuten eine Heberrate wie zu Anfang der Eruptionsserie im letzten Frühjahr an. Sie ist vielleicht nicht ganz so hoch wie Ende 2023 nach der ersten großen Intrusion, könnte dem aber schon nahekommen. Damals stieg das Magma mit einer Rate von 8–9 Kubikmetern pro Sekunde in das Speicherreservoir in 4–5 Kilometern Tiefe auf, das sich unter Svartsengi gebildet hat. Vor der jüngsten Eruption lag diese Rate bei ca. 2,5 Kubikmetern pro Sekunde. Aufgrund des Rückgangs hatten die isländischen Wissenschaftler gemeint, der nächste Ausbruch wäre vermutlich einer der letzten in der Sundhnúkur-Kraterreihe. Doch das scheint sich nicht zu bewahrheiten. Die jüngste Intrusion mit Riftbildung war ein besonderes Ereignis, das im Untergrund einige Veränderungen hervorrief, oder es wurde nicht nur vom Magma aus dem flachen Reservoir initiiert, sondern durch einen deutlich stärkeren Magmenschub aus dem Hauptreservoir in mehr als 8 Kilometern Tiefe. Doch erste Analysen der Lavaproben des Ausbruchs vom 1. April zeigen, dass es sich bei der eruptierten Schmelze wohl um die gleiche Lava-Art handelt wie bei der vorangegangenen Eruption.
Obwohl die Erdbebenaktivität in den letzten Stunden weiter abgenommen hat, gibt es Meldungen über anhaltende Bodenbewegungen bzw. Rissbildungen bei Vogar im Norden und in Grindavik im Süden des Intrusionsgebietes. Ganz abgeschlossen scheint diese unterirdische Eruption noch nicht zu sein. In Grindavik haben sich einige neue Risse im Boden gebildet und wahrscheinlich kam es auch zu Rissbildungen in Gebäuden. Da die Eruptionsphasen auf der Reykjanes-Halbinsel in der Vergangenheit mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte andauerten, gibt es noch viel Luft für weiteres Ungemach in Grindavik. Selbst optimistischen Schätzungen nach ist damit zu rechnen, dass gerade einmal 10 % der Dauer einer Eruptionsphase um sind, wobei sich die Aktivität auch von dem Svartsengi-Gebiet in eine andere Region verlagern könnte.
Krysuvik wäre ein möglicher Kandidat. Dieses Gebiet reagierte in den letzten Monaten empfindlich auf Veränderungen bei Svartsengi und die neusten Deformationsmessungen zeigen, dass es im Zusammenhang mit der Gangbildung zu einem signifikanten horizontalen Bodenversatz von 80 mm kam. Der Boden hob sich um gut 10 mm.
Tödliche Unwetter in den USA: Tornados und Sturzfluten fordern mindestens sieben Menschenleben
Der mittlere Westen der USA wurde in der Nacht zum Donnerstag erneut von starken Unwettern getroffen, die nicht nur Sturzfluten verursachten sondern auch eine Serie von mindestens 40 Tornados erzeugten. Die Wirbelstürme hatten katastrophale Folgen und richteten große Schäden an. Mindestens sieben Menschen starben. Die Tornados hinterließen von Oklahoma bis Ohio eine Schneise der Verwüstung.
Besonders hart getroffen wurde der Bundesstaat Tennessee, wo fünf Todesopfer gemeldet wurden. Infolgedessen rief die Regierung den Katastrophenfall für alle Countys aus. Auch in Missouri und Indiana wurden jeweils ein Todesfall bestätigt. In Missouri kam ein Feuerwehrchef bei einem Rettungseinsatz ums Leben. In Indiana wurde ein 27-Jähriger tödlich verletzt, als er mit stromführenden Leitungen in Berührung kam.
Die amerikanische Wetterbehörde bestätigte dass mindestens einer der Tornados die zweitstärkste Kategorie EF 4 auf der Fujita Scale erreichte. Das bedeutet, dass es im Inneren des Tornado Windgeschwindigkeiten zwischen 267–322 km/h gab. Ein EF-3 Tornados richtete in Lake City (Arkansas) ebenfalls verheerende Schäden an.
Der Tornadoausbruch ging mit mehr als 300 Warnmeldungen einher. Neben zahlreichen Verletzten wurden auch massive Sachschäden in Arkansas, Kentucky, Illinois und Indiana gemeldet. Häuser wurden zerstört, Straßen blockiert, und vielerorts fiel der Strom aus.
Begleitet wurde das Unwetter von außergewöhnlich starken Regenfällen. Für das untere Ohiotal, den Mittleren Süden und die Ozarks gelten weiterhin Sturzflutwarnungen. Bis Sonntag, den 6. April, könnten lokal bis zu 380 Millimeter Regen fallen. In vielen Regionen werden bis zu 300 Millimeter Niederschlagshöhe erwartet – eine Menge, die in kurzer Zeit zu lebensgefährlichen Überschwemmungen führen kann.
Die Behörden rufen die Bevölkerung zur Vorsicht auf und bitten darum, Warnmeldungen ernst zu nehmen und Schutzräume aufzusuchen, sobald Tornadowarnungen ausgegeben werden.
Tornados entstehen, wenn kalte, trockene Luft aus dem Norden auf feuchtwarme Luftmassen aus dem Süden trifft und starke Aufwinde erzeugt, die rotieren und sich zu sogenannten Superzellen entwickeln können. Diese Bedingungen sind besonders im Frühling im Mittleren Westen der USA häufig, wo die Rocky Mountains im Westen und das Flachland im Osten eine Art Wetterschneise bilden – bekannt als „Tornado Alley“. Dort treffen die Gegensätze der Luftmassen ungehindert aufeinander und begünstigen die Bildung heftiger Tornados.
Auch in Deutschland kam es in den letzten Jahren immer häufiger zu Tornados, besonders in den von Dürre geprägten Jahren. In den letzten zwei feuchteren Jahren gab es weniger Tornadomeldungen. Da es momentan so aussieht, als würden wir auf eine neue Hitze- und Dürreperiode zusteuern, könnte es auch dieses Jahr wieder vermehrt zu Tornados kommen, sobald sich Gewitter bilden.
InSAR-Aufnahme weist Grabenbruch bei Litla-Skógfell nach
Gestern bin ich bereits kurz auf die Bildung eines neuen Grabenbruchs eingegangen, ohne das bereits das zugehörige InSAR-Bild vorlag. Jetzt noch einmal ein detaillierterer Artikel dazu. Außerdem gab es mittelstarke Erdbeben im Krýsuvík-System.
Die seismische Aktivität entlang des neu gebildeten Gangs auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat weiter nachgelassen und wahrscheinlich fließt nur noch wenig oder gar kein Magma mehr in den magmatischen Gang, dessen Länge mit gut 20 Kilometern angegeben wird. Damit ist er der längste Gang, der sich seit Beginn der Aktivität im Svartsengi-Gebiet gebildet hat, und ist sogar länger als jener vom 10. November 2023, mit dessen Platznahme die Weltöffentlichkeit auf die Geschehnisse in Island aufmerksam wurde. Damals bildete sich nicht nur ein magmatischer Gang, sondern auch ein großer Grabenbruch, der im Süden bis nach Grindavik hineinreichte. Bei einem Grabenbruch senkt sich das Land zwischen zwei Seiten einer Störung ab, die sich horizontal voneinander entfernen. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Rifting. Im Fall von Reykjanes geht man davon aus, dass in einer Störung oder Schwächezone Magma eindrang, welches sie verbreiterte, indem es die beiden Schultern der Störung auseinanderschob. Theoretisch ist es aber auch möglich, dass tektonische Prozesse die Riftschultern auseinandertreiben und Magma die so entstandene Lücke füllt.
Bei der jüngsten Gangbildung am 1. und 2. April bildete sich wieder ein Grabenbruch, der aber kleiner ist, als es im November 2023 der Fall war. IMO-Forscher entdeckten ihn auf neusten InSAR-Aufnahmen. Er liegt nordöstlich von Litla-Skógfell. Außerdem gab es auch Verwerfungsbewegungen in Grindavik und bei Reykjanestá. Diese Verwerfungsbewegungen gingen dort mit einem Erdbeben der Magnitude 5,3 einher. Die Zonen mit den Verwerfungen bzw. Riftbildungen sind im InSAR-Bild als kurze weiße Linien dargestellt. Die lange und leicht abknickende Linie markiert den Verlauf des neuen magmatischen Gangs.
Deformationsmessungen zeigen, dass der nördlichste Teil des Deichs knapp 4 km nördlich von Keilir liegt. Satellitenbilder und Modellierungen deuten darauf hin, dass die Magmaintrusion etwa 5 km nordöstlich von Stóra-Skógfell der Oberfläche am nächsten kam, wo ihr oberster Abschnitt in einer Tiefe von etwa 1,5 km liegt.
Erdbeben im Krýsuvík-System
Gestern Abend kam es zu einer verstärkten Erdbebenaktivität im Krýsuvík-System, das sich östlich vom Svartsengi-Fagradalsfjall-System anschließt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 5,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,4 km nördlich von Krýsuvík lokalisiert. Es wurden 3 weitere Beben mit Magnituden über 3 festgestellt sowie eine größere Anzahl schwächerer Beben. Wahrscheinlich standen die Erdbeben hier mit der Gangintrusion im benachbarten System im Zusammenhang, es ist aber auch nicht auszuschließen, dass sich im tieferen Untergrund bei Krýsuvík Magma ansammelt.
Mehrere Eruptionen am Sakurajima – Vulkanasche stieg fast senkrecht auf
Der japanische Vulkan Sakurajima ist weiterhin sehr aktiv und stieß heute mehrmals Vulkanasche aus, die bis zu 1500 m über den Krater aufstieg. Das geht aus einer Meldung des JMA hervor. Die Aschewolken waren von hellgrauer Färbung und enthielten auch Wasserdampf. Beim VAAC-Tokio lösten sie seit gestern 8 VONA-Warnungen aus, da sie eine Gefahr für den Flugverkehr darstellten. Die Asche driftete nach Südosten und wurde von den Satelliten in 2700 m Höhe detektiert.
Die Eruptionen ereigneten sich bei schönstem Wetter. Aktuell scheint in Kyushu nicht nur die Sonne, sondern es ist auch ungewöhnlich windstill und die Aschewolken steigen fast senkrecht auf, ohne großartig verweht zu werden. Dadurch steigen auch kleinere Aschewolken höher auf, als es bei normalen Windverhältnissen der Fall ist. Die Vulkanasche regnet überwiegend im näheren Umkreis des Vulkans ab.
Auf der Livecam sieht man sehr schön, wie nach den Eruptionen vermehrt Gas ausgestoßen wird, das in größeren Höhen über dem Krater kondensiert und eine schirmartige Wolke ausbildet.
Im jüngsten JMA-Bericht heißt es, dass bei Eruptionen Ende März größere Vulkanbomben und Blöcke gefördert wurden, die sich in einem 1-Kilometer-Umkreis um den Minami-dake ablagerten. Der seitlich gelegenen Showa-dake blieb ruhig.
Bei Felduntersuchungen am 28. März stellte man einen sehr starken Schwefeldioxid-Ausstoß fest. Er lag bei 3200 Tonnen am Tag, was für den Sakurajima ein ungewöhnlich hoher Wert ist.
Der tiefere Untergrund der Aira-Caldera, in der der Sakurajima liegt, dehnt sich weiter langsam aus, was auf eine anhaltende Magmenakkumulation hindeutet. Da mit weiteren Eruptionen gerechnet werden muss, die sich auch verstärken könnten, bleibt die Warnstufe „3“ bestehen. Die Warnungen vor diversen Vulkangefahren werden aufrechterhalten. Das Gleiche gilt für das Besteigungsverbot des Vulkans.
Datum: 03.04.2025 | Zeit: 14:09:32 UTC | Koordinaten: 52.594 ; -32.097 | Tiefe: 20 km | Mw 6,9
Grabenbruchbildung bei Litla Skógfell – starkes Erdbeben am Reykjanes-Ridge
Am Reykjanes-Ridge ereignete sich heute Nachmittag ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 6,9. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 1411 km südlich von Reykjavík verortet. Der Erdstoß war für ein Beben an einer divergenten Plattengrenze nicht nur ungewöhnlich stark, sondern verfügte auch über einen vergleichsweise tief sitzenden Erdbebenherd. Außer, dass sich die Verlängerung des Reykjanes-Ridge durch Island zieht, hat der Erdstoß nicht direkt etwas mit der Insel im Nordatlantik zu tun, es sei denn, man postuliert einen übergeordneten Zusammenhang starker tektonischer Aktivität entlang des Mittelatlantischen Rückens und den Ereignissen, die wir in den letzten 2 Tagen auf Island gesehen haben. Wissenschaftlich bewiesen ist sowas nicht, darum kein Postulat.
Die Wissenschaftler arbeiten aber unter Hochdruck daran, die Vorgänge auf Island zu untersuchen, und nehmen sich aktuell neue InSAR-Satellitenbilder vor. In einem RUV-Artikel berichtet IMO-Deformationsspezialist Benedikt Ófeigsson davon, dass sich bei Litla Skógfell der Boden stark verformt hat. Diese Verformung wird durch die Bildung eines Grabenbruchs hervorgerufen, was darauf hindeutet, dass das Magma in dieser Region etwas flacher liegt. Diese Entwicklung findet jedoch deutlich südlicher als die Hauptbebenaktivität statt und in einem Gebiet, das weiter von der Hauptstraße Reykjanesbraut entfernt ist als die bisher registrierten Erdbeben. (Update: Das InSAR-Bild liegt mir jetzt vor ich werde morgen mehr dazu schreiben. Jetzt nur eine kleine vorab Veröffentlichung)
Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass Lava in diesem Bereich an die Oberfläche gelangt, gilt ein solcher Ausbruch als äußerst unwahrscheinlich. Die Aufnahmen belegen jedoch eine beträchtliche Bodenverformung, die eindeutig auf die Entstehung des Grabenbruchs hinweist. Ähnliches geschah bei der ersten starken Intrusion mit Gangbildung im November 2023, in deren Folge in Grindavik große Schäden entstanden. Das aktuelle Ereignis gleicht damit der Initialphase der Eruptionsphase und ich denke, es ist durchaus möglich, dass wir am Anfang eines weiteren Eruptionszyklus stehen. Dafür spricht auch, dass die Bodenabsenkung bereits wieder in eine Bodenhebung gewechselt hat. Somit scheint die Gangbildung abgeschlossen zu sein. Die ersten Messdaten deuten darauf hin, dass die Hebung deutlich schneller ist als in den Wochen vor der Eruption. Es bleibt spannend auf Island!
Der Norden der indonesischen Molukkensee wurde gestern Abend um 21:03 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Epizentrum lag 147 km westlich von Tobelo auf Halmahera. Dort liegt auch der Vulkan Dukono, der in den letzten Tagen besonders aktiv ist und Eruptionen erzeugt, deren Aschewolken laut VSI bis zu 1500 m über Kraterhöhe aufgestiegen sind. Laut den Beobachtungen des VAAC Darwin stieg die Vulkanasche vom Dukono bis in 3000 m Höhe auf und damit nochmal 400 m höher, als es die VSI-Beobachter festgestellt haben.
Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Eruptionen und dem starken Erdbeben gibt, ist wissenschaftlich nicht bewiesen, doch ich habe in den 25 Jahren meiner Berichterstattung auf Vnet bereits öfters festgestellt, dass es offenbar einen Zusammenhang zu geben scheint, denn der Vulkan steigert seine Aktivität öfters, wenn es zu Erdbeben kommt, wobei die Aktivitätssteigerung auch bereits vor den Erdbeben eintreten kann.
Die Molukkenseeplatte wird im Westen vom Halmahera-Graben und im Osten vom Sanghie-Graben begrenzt. An beiden Gräben kommt es zur Subduktion. Von daher ist die Molukkenplatte eines jener seltenen Beispiele, an denen beide Plattengrenzen als Subduktionszone angelegt sind, ohne dass es eine Divergenzzone gibt.
Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich aber nicht an einer der Subduktionszonen, sondern in der Plattenmitte, wo man normalerweise die besagte Divergenzzone vermuten würde, die für die Molukkenseeplatte bislang aber nicht nachgewiesen wurde.
Der Dukono ist nicht der einzige Vulkan im Wirkungskreis des Erdbebens. Auf Halmahera gibt es noch den Ibu, der aber seine normale Aktivität fortsetzt. Auf der benachbarten Insel Sulawesi gibt es z. B. den Vulkan Lokon und im Norden des Sanghie-Archipels liegt der Karangetang. Beide Vulkane eruptieren aktuell nicht und zeigen nur eine durchschnittliche Seismizität.