Popocatépetl eruptiert weiter – Meldung vom 21.09.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Mexikanischer Vulkan speit glühende Lavabomben

Nahe der mexikanischen Hauptstadt bleibt der Vulkan Popocatépetl aktiv und eruptierte gestern Aschewolken und glühende Tephra, die auf der Außenseite des Kraters landete. Auf der lichtempfindlichen Livecam konnte man nachts zeitweise rot illuminierten Dampf sehen. Zur Morgendämmerung gab es eine weitere Ascheeruption und erste Sonnenstrahlen fielen auf die Aschewolken. Dabei entstand der schöne Screenshot, den ihr hier eingebunden seht.

Auch heute bleibt der Vulkan aktiv. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 5800 m Höhe. Sie driftete in westlicher Richtung.

CENAPRED berichtet davon, dass sich gestern 254 Exhalationen manifestierten. Die imposanten Wasserdampfwolken enthielten auch vulkanische Gase und etwas Vulkanasche. Die Seismizität zog im Vergleich zu den letzten Tagen wieder deutlich an und es wurden 297 Minuten Tremor registriert, der überwiegend eine geringe Amplitude hatte.

Die Aufzeichnungen dokumentierten um 07:48 Uhr und 07:49 Uhr zwei vulkanotektonische Erdbeben, die eine Magnitude von 1,7 bzw. 1,4 erreichten.

Zum Zeitpunkt dieses Berichts erlebte man am Vulkan weiterhin eine kontinuierliche Emission von Wasserdampf, vulkanischen Gasen und Asche, die sich gen Westen ausbreitete.

Die Vulkanampel für den Popocatépetl befindet sich derzeit in der gelben Phase 2, was auf eine erhöhte Aktivität hinweist.

CENAPRED möchte alle daran erinnern: Es ist nicht sicher, den Vulkan zu besteigen, da immer die Gefahr von plötzlichen Explosionen besteht, wie wir kürzlich erlebt haben. Bitte beachten Sie den Ausschlussradius von 12 Kilometern um den Krater, da sich dieser Bereich als äußerst gefährlich erweisen kann. Und besonders bei starkem Regen ist Vorsicht geboten, da die Gefahr von Schlamm- und Murgängen in den Schluchten erhöht ist. Was hier freundlich formuliert ist, stellt ein Aufstiegsverbot dar. Wer am Vulkan erwischt wird, muss mit Strafen rechnen.

Bodenhebung auf Reykjanes – Meldung vom 21.09.23

Bodenhebung durch Magmaansammlung unter Reykjanes bestätigt

Fast täglich wird in den isländischen Medien über die Geschehnisse auf bzw. unter der Reykjanes-Halbinsel berichtet, so auch heute in Form eines Artikels in der Zeitung MBL. Tektoniker Benedikt Gunnar Ófeigsson vom IMO gab heute seine Einschätzung der Lage zum Besten und sagte, dass die Anzeichen der Bodenhebung praktisch unübersehbar seien. Die Schmelze akkumuliert sich in ca. 16 km Tiefe, weshalb die GPS-Messstationen noch eine überschaubare Bodenhebung registrieren. Sobald ein kritischer Wert der Magmenakkumulation erreicht ist, wird das Magma sehr wahrscheinlich weiter aufsteigen und als Gang in flachere Bodenschichten intrudieren. Für gewöhnlich geschieht das in ca. 5 km Tiefe, weil dort der Dichteunterschied zwischen Schmelze und umgebenden Gestein nicht mehr groß genug ist, um einen weiteren Aufstieg zu ermöglichen. Damit es dann zur Eruption kommt, muss der Gasdruck der Schmelze den Umgebungsdruck des Gesteins überschreiten. Dazu ist eine gewisse Menge an entgasendes Magma nötig. Bleibt der Gasdruck zu gering, bleibt auch das Magma in der Erdkruste stecken. Bis jetzt lässt sich nicht vorhersagen, wann sich in der Tiefe genug Magma gesammelt hat, damit der weitere Aufstieg beginnt, doch vergleicht man die aktuelle Situation mit jenen vor den letzten Eruptionen, dann könnte bereits im November genug Schmelze in der Tiefe vorhanden sein, dass es zum finalen Magmenaufstieg kommt. Doch Benedikt Gunnar Ófeigsson bremst die aufkeimende Euphorie von Vulkanspottern ein wenig und sagte, dass es von sehr vielen Faktoren abhängt, ob und wann es zu einem weiteren Ausbruch kommen wird. Bis jetzt lässt sich dieser noch nicht prognostizieren und der Zeitpunkt ist ungewiss. Trotzdem müsse man sich auf der Halbinsel bereits jetzt auf eine neue Eruption vorbereiten. Da stellt man sich die Frage, warum man vor Ort immer die Livecams offline nimmt?

Seit meinem letzten Bericht zum Thema gab es auch weitere Erdbeben unter Reykjanes und insbesondere im Bereich von Grindavk und Fagradalsfjall. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 129 schwache Erschütterungen.

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 21.09.23

Neues Schwarmbeben unter Campi Flegrei in Süditalien

In den letzten Tagen bewegte sich die Seismizität unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei auf durchschnittlichem Niveau, wobei man bedenken muss, dass an anderen Vulkanen dieses Durchschnittsniveau bereits Grund zur Sorge liefern würde. Seit vorgestern steigerte sich die Erdbebentätigkeit und kumulierte sich gestern in einem weiteren Schwarmbeben. Das INGV registrierte mehr als 90 schwache Erschütterungen. Die Magnituden lagen überwiegend im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen oberflächennah. Die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem des Vulkans ab und es gab kein Erdbeben, das mit Sprödbruch des Gesteinsdeckels im Zusammenhang stand. Dennoch wird nicht nur die Bevölkerung im Einzugsbereich der Caldera zunehmend nervös, sondern auch die Menschen im übrigen Europa.

Diese Nervosität wurde von einer Reihe von Artikeln angefeuert, in denen Wissenschaftler zitiert wurden, die eine wachsende Ausbruchsgefahr des Vulkans sehen. Dabei stützen sich die Wissenschaftler auf eine Studie aus dem Frühsommer, in der man eine Zunahme stärkerer Erdbeben im Bereich des Deckgesteins sah, das die Magmakammer gegen die Oberfläche abschirmt. Nun steigerte sich das dazu, dass das Deckgestein kurz vor dem Versagen steht, wofür aber meines Wissens nach wissenschaftliche Beweise fehlen. In den Artikeln wird teilweise auch der letzte Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538 als großer Vulkanausbruch bezeichnet. Dabei handelte es sich aber um einen normalen Ausbruch, dessen Auswirkungen sich auf das Umfeld der Caldera beschränkten und weder das Klima veränderte, noch Asche nach Mitteleuropa transportierte. Dieser große Ausbruch ereignete sich vor ca. 39.000 Jahren und es ist bis jetzt absolut unklar, ob sich auf absehbarer Zeit solch ein „Supervulkanausbruch“ zusammenbrauten wird.

Was aktuell in der Campi Flegrei passiert, muss man noch als Bradyseismos bezeichnen. Ein Phänomen, das bereits schon zu Zeiten der Römer dokumentiert wurde. Sehr wahrscheinlich steht dieses Phänomen mit Magmen-Akkumulation in der Tiefe im Zusammenhang. Das Magma heizt das Hydrothermalsystem auf und dieses ist für den größten Teil der Bodenhebungen und für die meisten der Erdbeben verantwortlich. Es lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass die aktuelle Hebungsphase in einem Vulkanausbruch gipfeln wird. Am wahrscheinlichsten ist dann eine Eruption wie jene 1538 am Monte Nuovo. Für die Bewohner der Caldera sicherlich eine Katastrophe, die uns in Mitteleuropa bestenfalls tangieren, aber nicht umbringen wird. Selbst ein „Supervulkanausbruch“ bedeutet nicht zwangsläufig das Ende der Menschheit, auch wenn er sich in auf ein großes Gebiet auswirken könnte und das Klima beeinflussen würde. Mit Einschränkungen hätten wir zwar zu kämpfen aber Todesängste braucht man deshalb nicht durchleben.

Erdbeben auf Island – News vom 20.09.23

Erdbeben bei den Vulkanen Thorbjörn und Skjaldbreiður

Heute Nacht gab es einen weiteren Erdbebenschwarm unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. IMO detektierte 103 Erschütterungen, die sich an verschiedenen Lokalitäten ereigneten. Einige Beben wurden nahe den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir festgestellt. Die Mehrzahl der Erdbeben manifestierte sich allerdings in einem Bereich, der 4 bis 5 km nördlich von Grindavik lag. Dort befindet sich der Thorbjörn-Vulkan, von dessen Gipfel man prima die Blaue Lagune sehen kann. Dieser Vulkan ist dem regelmäßigen Vnet-Leser kein Unbekannter, denn dort ereigneten sich in den letzten 3 Jahren oft Erdbebenschwärme, die man als Vorbereitung der Eruptionen am Fagradalsfjall ansehen kann. Viele dieser Erdbebenschwärme gingen mit Bodenhebungen einher, bevor sie dann Richtung Fagradalsfjall switchten. Aktuell geben die GPS-Daten aber diesbezüglich nichts her. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Beben Indikatoren für weitere vulkanische Tätigkeit auf Reykjanes sind, die bestimmt nur noch einige Monate auf sich warten lassen wird.

Weitere Erdbeben, die mit dem Vulkanismus auf Island in Zusammenhang stehen, manifestierten sich in den letzten Tagen am Schildvulkan Skjaldbreiður, der zum Langjökull-Vulkansystem gehört. Die erhöhte Seismizität hier begann im Juni dieses Jahres. Seitdem gab es mehr als 800 Erschütterungen und der isländische Professor Þorvaldur Þórðarson hält es für möglich, dass sich dort ein Vulkanausbruch zusammenbraut. Das stärkste Erdbeben der letzten Tage hatte eine (automatisch ermittelte und noch nicht bestätigte) Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Die Region um den Skjaldbreiðu sah in den letzten zehntausend Jahren 26 Eruptionen, was im isländischen Vergleich nicht viel ist. Dafür waren die Eruptionen stärker, als etwa auf Reykjanes. Das Vulkangebiet, zu dem Skjaldbreiður gehört, liegt auf einem 120 km langen Spaltensystem, das sich von Thingvellir bis unter den Langjökull erstreckt. Auch das Haukadalur mit den bekannten Geysiren Strokkur und dem Großen Geysir gehören zu diesem System.

Þorvaldur Þórðarson wurde wieder in einem Zeitungsartikel von MBL zitiert und der Vulkanologe gibt zu bedenken, dass es nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen der neuen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel und dem angrenzenden Gebiet um dem Skjaldbreiður gibt. Der Island-Mantelplume wäre stark genug um beide Vulkane gleichzeitig mit Schmelze zu versorgen.

Erdbeben in Neuseeland – News vom 20.09.23

Erdbeben Mw 5,6 erschüttert neuseeländische Südinsel

Datum 19.09.23 | Zeit: 21:14:50 UTC | Lokation: -43.706 ; 171.118 | Tiefe: 12 km | Mw 5,6

Gestern Abend wurde die neuseeländische Südinsel von einem Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert. Das Hypozentrum wurde in 12 km Tiefe festgestellt. Das Epizentrum lag 53 km west-nordwestlich von Tinwald, nahe der Inselmitte. Diese Werte stammen vom EMSC. Das neuseeländische GNS ermittelte eine andere Magnitude. Zuerst wurde mitgeteilt, dass der Erdstoß eine Magnitude von 6,2 hätte. Dieser Wert wurde dann auf M 6,0 herabgestuft. Demnach wäre das Erdbeben bereits unter der Kategorie „stark“ einzustufen. Unklar ist, welcher Magnitudenskala man sich bediente. Auf unterschiedlichen Skalen kann ein Erdbeben unterschiedlich stark ausfallen. Im Gegensatz zu vielen Medien ist heute nicht die Lokalmagnitude der Richterskala die meist benutzte Magnituden-Skala, sondern die Moment-Magnitude Mw. Oft werden auch Raumwellen-Magnituden Mb verwendet.

Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis gespürt und dem neuseeländischen GNS liegen mehr als 15.000 Wahrnehmungsmeldungen vor. Größere Schäden wurden nicht gemeldet, daher ist es wahrscheinlich, dass der niedrigere Magnituden-Wert korrekt ist.

Der Erdstoß weckt unangenehme Erinnerungen an das katastrophale Christchurch-Beben von 2011. Diese Beben hatte eine Magnitude von 6,3 und richtete im historischen Stadtkern große Schäden an. 185 Personen starben. Es gab eine lang anhaltende Phase mit Nachbeben und man spekulierte bereits über den sich anbahnenden Vulkanausbruch eines bislang inaktiven Feuerbergs. Christchurch liegt 123 km vom aktuellen Epizentrum entfernt.

Zur tektonischen Situation schreibt das GNS, dass die betroffene Störungszone in Zeiten vor der Besiedlung durch Europäer bereits für Erdbeben mit Magnituden größer 5 verantwortlich gewesen sein soll. Die große Alpine-Fault, die einmal quer durch die Insel verläuft, liegt 70 km vom Epizentrum entfernt. Bei der Alpine-Fault handelt es sich im Prinzip um die Plattengrenze zwischen der Australischen- und der Pazifischen Platte. Die neuseeländische Südinsel liegt größtenteils auf der Pazifischen Platte. Die Störungszone ist offshore als Subduktionszone angelegt, bildet entlang der Südinsel aber eine Blattverschiebung und gleicht insofern der bekannten San-Andreas-Fault in den USA.

Vulkan Santiaguito mit Ascheeruptionen

Domvulkan Santiaguito fördert Asche bis auf 4700 m Höhe

Der guatemaltekische Domvulkan Santiaguito ist in den letzten Tagen überdurchschnittlich häufig mit VONA-Meldungen beim VAAC Washington vertreten. In den Meldungen heißt es, dass Aschewolken detektiert werden, die bis auf eine Höhe von 4700 m aufsteigen. Der Wind verfrachtet die Asche momentan gen Westen. In Ortschaften am Fuß des Vulkans kann es zu Ascheniederschlag kommen.

Laut den täglichen Updates von INSIVUMEH steigt Vulkanasche bis zu 900 m über Domhöhe auf. Der Dom ist aktiv und wird von frisch aufsteigendem Magma mit Lava gespeist. Auf der Süd- und Südwestflanke sind zähe Lavaströme unterwegs. Sie hinterlassen auf Satellitenfotos im Infrarotbereich Wärmesignaturen. Aktuell detektiert MIROVA eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 23 MW. Auf den Bildern der letzten Wochen kann man allerdings keine Wärmesignatur mehr am Lavastrom jenseits der Flanke erkennen. Dieser war im Frühjahr noch bis in die Vegetationszone hinein aktiv gewesen. Vom Dom und den Lavaströmen gehen Schuttlawinen ab und die Forscher weisen darauf hin, dass es jeder Zeit zu Kollapsereignissen kommen könnte, bei denen pyroklastische Dichteströme entstehen. Sie stellen eine ernste Gefahr für Menschen in Vulkannähe dar. Ebenso sieht es mit Laharen aus, die dann generiert werden, wenn es zu starken Regenfällen kommt, die die abgelagerte Asche auf den Vulkanflanken mobilisiert.

In Mittel- und Südamerika ist nicht nur der Santiaguito aktiv. Heute gibt es auch VONA-Meldungen von vielen weiteren aktiven Vulkanen in der Region, über die ich hier in den letzten Monaten berichtete. Dazu zählen der Fuego in Guatemala, der Popocatepetl in Mexiko, der Nevado del Ruiz in Kolumbien, sowie Reventador und Sangay in Ecuador. Nur der Cotopaxi bleibt still. Dieser scheint wieder eingeschlafen zu sein.

Klimatische Auswirkungen der Hunga-Tonga-Ha’apai Eruption

Weitere Studien legen einen klimatischen Effekt der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai Eruption nahe

Dass dieser Sommer auf der Nordhalbkugel der wärmste seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen ist, ist keine Neuigkeit mehr. Auch die vielen Schlagzeilen generierenden klimabedingten Naturkatastrophen nehmen wir inzwischen fast als alltäglich wahr. Die Ursachen für die Klimaerwärmung scheinen schnell gefunden zu sein: Zu den üblichen Verdächtigen gehören der anthropogen verursachte Klimawandel und das Klimaphänomen El Niño, das in immer kürzeren Intervallen auftritt. Doch schon öfter habe ich in meinen Berichten darüber spekuliert, dass es einen weiteren Schuldigen geben könnte, der bei Wissenschaftlern bereits im letzten Jahr in Verdacht geriet: Gemeint ist der submarine Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai, der im Winter 2021 zu eruptieren begann und im Januar 2022 eine der gewaltigsten Eruptionen der letzten Jahrhunderte auslöste. Der Ausbruch förderte nicht nur Vulkanasche bis auf 57 km Höhe, sondern auch erhebliche Mengen an Schwefeldioxid und Wasserdampf. Während Schwefeldioxid-Aerosole normalerweise für eine Abkühlung der Atmosphäre verantwortlich gemacht werden, stellt Wasserdampf ein potentes Treibhausgas dar, und davon schleuderte der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai bisher nie nachgewiesene Mengen in die Luft. Forschungen bestätigen, dass es 150 Millionen Tonnen Wasserdampf waren, die vom submarinen Vulkan in die Atmosphäre eingebracht wurden. Das entspricht etwa einem Zehntel der üblicherweise in der Atmosphäre vorhandenen Wassermenge.

Während es im vergangenen Jahr noch überwiegend Spekulationen über die Auswirkungen dieser zusätzlichen Wasserdampfmenge in der Luft gab, gehen mittlerweile anerkannte Klimaforscher davon aus, dass der Vulkanausbruch im fernen Tonga den anthropogen verursachten Klimawandel weiter angeheizt hat, auch wenn das genaue Ausmaß des zusätzlichen Aufheizungseffekts noch nicht ermittelt werden kann. Ein Problem, dem sich Forscher gegenübersehen, liegt darin begründet, dass neben dem Wasserdampf auch 500.000 Tonnen Schwefeldioxid in die Luft freigesetzt wurden. Schwefeldioxid bildet Aerosole, die in der Stratosphäre das Sonnenlicht blocken und Wärmestrahlung zurück ins Weltall schicken. Daher haben sie eine abkühlende Wirkung auf die Erdatmosphäre. Wie sich die beiden entgegengesetzt wirkenden Gase in der Stratosphäre verhalten und welcher Effekt überwiegt – der abkühlende Effekt der Schwefel-Aerosole oder der Aufheizungseffekt des Wasserdampfs – wird unter Forschern noch kontrovers diskutiert. Einige Modellrechnungen zeigten, dass sich die Lufthülle der Erde um einige Zehntel Grad abkühlen könnte, während andere Modelle errechneten, dass es zu einer Erwärmung kommen könnte, die sogar die magische 1,5 Grad Marke des Pariser Abkommens sprengen könnte. Ausgehend von den bereits erreichten 1,3 Grad Erwärmung.

Gewiss ist, dass große Vulkanausbrüche normalerweise deutlich mehr Schwefeldioxid als Wasserdampf emittieren, was sich heute noch in den Klimaarchiven arktischer Eisbohrkernen nachweisen lässt. So konnte nachgewiesen werden, dass es in den letzten 2.500 Jahren 8 Vulkanausbrüche gab, die das Klima abkühlten. Einige dieser Abkühlungsphasen waren so stark, dass sie zu kleinen Kaltzeiten führten, wie es etwa im Mittelalter geschehen ist. Bislang konnte nicht nachgewiesen werden, dass es früher bereits Eruptionen vergleichbar mit der in Tonga gab, die das Klima erwärmten. Dies ist auf die Schwierigkeit zurückzuführen, zusätzliches Wasser in der Atmosphäre in den Klimaarchiven der Eisbohrkernen nachzuweisen. Es ist also denkbar, dass auch ungewöhnlich warme Klimaperioden der letzten Jahrtausende auf Vulkanausbrüche zurückzuführen sein könnten. Hier hat die Forschung noch einiges zu tun. Davon überzeugt sind mehrere Wissenschaftler, die vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) fordern, mehr für die Erforschung der klimatischen Auswirkungen von Vulkanen zu tun.

In einem Artikel der Jakarta Post wird Peter Thorne, Professor für Klimawissenschaften an der Maynooth University in Irland zitiert. Er sagte, dass die Eruption des Tonga-Vulkans ein bedeutender Joker für die Forschung sei, den man so noch nie zuvor gesehen habe. Mit Luis Millan, Wissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der NASA am California Institute of Technology, wird ein weiterer namhafter Wissenschaftler erwähnt. Er meinte, „dies ist der erste Vulkan in den Beobachtungsaufzeichnungen, der die Oberfläche eher erwärmen als abkühlen könnte. Vorläufige Studien deuten darauf hin, dass die Wasserfahne in der Stratosphäre bis zu etwa acht Jahre überdauern könnte.“

Ob die vielen Starkregenereignisse, die in diesem Jahr zahlreiche Überschwemmungen verursachten, direkt durch die zusätzlichen Wassermassen, die der Vulkanausbruch in die Atmosphäre einbrachte, verursacht werden, oder ob sie der überdurchschnittlich starken Erwärmung der Ozeane und damit einhergehender erhöhter Verdunstung geschuldet sind, geht aus den Statements der Wissenschaftler nicht hervor. Da sich der Großteil des Wasserdampfes in der Stratosphäre befindet, könnte es für ein Abregnen noch zu früh sein.

Erdbeben M 6,3 nördlich von Taiwan – News vom 19.09.23

Starkes Erdbeben erschüttert Inseln nordöstlich von Taiwan

Datum 18.09.23 | Zeit: 13:21:24 UTC | Lokation: 26.512 ; 125.259 | Tiefe: 178 km | Mw 6,3

Gestern manifestierte sich nordöstlich von Taiwan ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Epizentrum wurde vom EMSC 190 km nord-nordwestlich des Ortes Hirara verortet, der sich auf der japanischen Vulkaninsel Miyakojima befindet. Das Hypozentrum wurde in 178 km Tiefe verortet. Aufgrund der großen Tiefe wirkte sich das Erdbeben an der Erdoberfläche schwächer aus, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Dennoch war es in einem großen Umkreis von 300 km wahrnehmbar und dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen von der Insel Okinawa vor. Etwas weiter entfernt liegt der Inselvulkan Suwanose-jima, der etwa vier Stunden nach dem Erdbeben eruptierte. Das VAAC detektierte Vulkanasche in einer Höhe von 1800 m. Eine zweite Eruption ließ Vulkanasche 3000 m hoch aufsteigen. Der Vulkan ist daueraktiv, doch die letzten VONA-Meldungen stammen vom 15. September, sodass man nicht ausschließen kann, dass es einen Zusammenhang zwischen Erdbeben und Eruptionen gegeben hat.

Die Region wird durch 2 große tektonische Strukturen beeinflusst. Hierbei handelt es sich um den Ryukyu-Graben und den Okinawa-Graben, die parallel zueinander verlaufen und ein ca. 1200 km langes System bilden, das sich zwischen Japan und Taiwan erstreckt. Das Beben stand im Zusammenhang mit der Subduktion der philippinischen Platte unter die Eurasische Platte am Okinawa-Graben, dessen tiefste Stelle der 5000 m tiefe Kerama-Trog ist. Der Okinawa-Graben ist als Back-Arc-Becken angelegt, das durch die Aktivität am Ryukyu-Graben entstanden ist. Entlang des Ryukyu-Grabens reihen sich mehrere Inselvulkane auf, von denen der Suwanose-jima einer ist. Die Inseln bilden einen vulkanischen Inselbogen zwischen den beiden Gräben. Während der Okinawa-Graben an der Südwestspitze der japanischen Insel Kyushu ausläuft, erstreckt sich der Ryukyu-Graben entlang der Ostküste des japanischen Archipels und lässt sich bis in die Bucht von Tokio verfolgen. Nördlich von Tokio gab es heute weiterer Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 5,5 und ein Epizentrum bei Sendai.

Eruption am Ruby Seamount – News vom 19.09.23

Unterwasservulkan Ruby eruptiert bei den Marianneninseln

Ruby Seamount ist ein Unterwasservulkan in der Nähe der Marianneninsel Saipan, die unter amerikanischer Verwaltung steht. Entsprechend werden auch die Vulkane des nördlichen Mariannenbogens vom USGS überwacht. Aus einer Meldung des geologischen Dienstes geht hervor, dass es am 15. September zu einer Eruption des Vulkans Ruby gekommen ist. Es wurden seismoakustische Signale empfangen, die von einer Unterwasserexplosion stammten. Später entdeckten die Forscher auf Satellitenbildern Wasserverfärbungen, die von einer submarinen Eruptionswolke stammten. Die Eruptionswolke durchbrach aber nicht die Wasseroberfläche. Wann genau der Vulkanausbruch begann und wie lange er dauerte, lässt sich aus der Analyse der geophysikalischen Daten nicht genau ableiten. Fest steht, dass die ersten Explosionsgeräusche am 15. September um 14:27 ChST (04:27 UTC) aufgezeichnet wurden, während die Wasserverfärbungen bereits am Vorabend entdeckt wurden. Es ist also möglich, dass es zu Anfang der Eruption effusiven Lavaaustritt gab, der still ablief. Die beobachteten Wasserverfärbungen lösten sich am 16. September auf. Seitdem wurde keine Aktivität mehr beobachtet.

Saipan liegt gut 50 km vom Unterwasservulkan entfernt. Die Explosionsgeräusche wurden aber auch von weiter entfernten Stationen aufgefangen. Da die Möglichkeit weiterer Eruptionen besteht, wurde der Alarmstatus auf „gelb“ angehoben. Unterwassereruptionen stellen in erster Linie eine Gefahr für die Schifffahrt dar. Große Gasblasen können die Dichte des Wassers reduzieren und Schiffe dadurch versenken. Es können sich schwimmende Bimssteinteppiche bilden, in denen vor allem kleinere Schiffe stecken bleiben können. Sobald sich der Schlot eines Unterwasservulkans nahe der Oberfläche befindet, können phreatomagmatische Explosionen die Wasseroberfläche durchbrechen und Tephra eruptieren.

Der Krater des Ruby befindet sich gut 230 m unter der Wasseroberfläche und liegt noch ein bisschen zu tief, als dass man mit Explosionen rechnen müsste, die dei Wasseroberfläche durchbrechen. Der Vulkan wurde 1966 durch Sonarsignale entdeckt. Im Jahr 1995 waren Unterwasserexplosionen zu hören. Sie wurden von schwefelhaltigen Gerüchen, sprudelndem Wasser und der Feststellung eines vulkanischen Bebens begleitet. Es kam zu einem Fischsterben.

Die Eruption eines anderen Unterwasservulkans, der zum Beginn der Ausbrüche noch eine kleine Vulkaninsel bildete, könnte dafür mitverantwortlich sein, dass wir derzeit einen Sommer der Klimaextreme erleben. Die Rede ist vom Hunga-Tonga-Ha’apai der zum Jahreswechsel 2021/22 eruptierte. Hierzu gibt es neue Statements von Forschern, auf die ich in einem späteren Bericht genauer eingehen werden.