Erdbeben-News 24.06.22: Langjökull

Langjökull auf Island: Erdbeben Mb 4,6

Datum: 23.06.22 | Zeit: 22:12:06 UTC | Lokation: 64.65; -20.33 | Tiefe: 6.3 km | Mb 4,6

  • Unter dem isländischen Gletscher Langjökull bebte es mit Mb 4,6
  • Es gab mehr als 100 Nachbeben
  • Die Beben ereigneten sich unter einer Caldera

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletscher Langjökull ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 4,6. Das Hypozentrum lag in 6,3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13.5 km südlich von Eiríksjökull (einem gletscherbedeckten Tafelberg-Vulkan nordwestlich des Langjökulls) verortet. Ein Blick auf die Erdbebenkarte enthüllt, dass sich das Beben unter einer subglazialen Caldera im Südteil des Gletschers ereignete. Man sieht auch die Hveravellier-Caldera im Nordosten des Gletschers. Sie ist der eigentliche Zentralvulkan eines 100 km langen Systems aus Spalten und Vulkanen. Beim Langjökull handelt es sich um den zweitgrößten Gletscher auf Island.

Bis heute Mittag folgten 37 weitere Erschütterungen, die im Erdbebenkatalog angezeigt werden. Von ihnen hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,7 hatte. 9 Erschütterungen lagen im 2er-Bereich. Vor dem Hauptbeben gab es 2 schwächere Vorbeben. Es werden allerdings nicht alle Beben im Katalog angezeigt. Wahrscheinlich, weil sich die meisten Erschütterungen im Bereich der Mikroseismizität bewegten. IMO meldet mehr als 100 Nachbeben. Das Hauptbeben war in weiten Teilen Islands zu spüren gewesen.

Im April und Mai ereigneten sich im Bereich des Langjökulls mehrere Erdbeben in der gleichen Region. Es ist nicht auszuschließen, dass sie mit den Vulkanen unter dem Gletscher zusammenhängen, und dass diese dabei sind zu erwachen. Online zugängliche GPS-Daten sind mir nicht bekannt. Generell ist es nicht einfach die subglazialen Vulkane zu überwachen. Auf Island stehen die Feuerberge unter dem Vatnajökull und Myrdalsjökull im Fokus der Überwachung subglazialer Vulkane. Da das System unter dem Langjökull bislang vergleichsweise ruhig war, wurde relativ wenig publiziert. Ein Umstand, der sich bald ändern könnte.

Der Langjökull ist nicht der einzige Bebenspot auf Island. Auch unter Reykjanes gab es wieder mehrere Erdbeben. In den letzten 48 Stunden wurden 59 Erschütterungen detektiert. Freilich, gegen der Hochphase der Aktivität ein bescheidener Wert.

Vulkan-News 24.06.22: Chikurachki

 

Chikurachki in Eruption

Staat: Russland | Koordinaten: 50.33; 155.46 | Eruption: Vulcanianisch

Auf der Kurileninsel Paramushir ist der Vulkan Chikurachki ausgebrochen. Das geht aus 3 VONA-Meldungen des VAACs Tokio hervor. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 5500 m auf und driftete in Richtung Nordosten. KVERT erhöhte den Alarmstatus von „gelb“ auf „orange“ und warnt ausdrücklich davor, dass es jeder Zeit zu explosiven Eruptionen kommen könnte, bei denen Vulkanasche höher als 6000 m aufsteigt und den Flugverkehr gefährdet. Menschen am Boden sind derzeit nicht gefährdet, es sei denn, sie nähern sich dem Vulkan zu sehr an. Die Gegend ist nur dünn besiedelt.

Bereits Ende Januar 2022 gab es 2 Explosionen am Chikurachki, die eine vergleichbare Stärke wie die heutigen hatten. Die Eruptionen förderten Aschewolken, die bis zu 5 km über dem Meeresspiegel aufstiegen und bis zu 255 km weit abdrifteten.

Über den Vulkan Chikurachki

Der Chikurachki hat eine Gipfelhöhe von 1781 m und ist damit der höchste Vulkan auf Paramushir. Dennoch wird der Vulkankegel beim GVP als klein beschrieben, da der aktuelle Vulkan auf einem älteren (pleistozänen) Vulkangebäude aufsitzt. Erste Eruptionen begannen während des Pleistozäns, als überwiegend basaltische Laven gefördert wurden. Obwohl Eruptionen die Basaltlava fördern selten stark explosiv sind, soll es zu plinianischen Ausbrüchen gekommen sein. Meine Vermutung ist, dass da dann ähnliche Prozesse am Werk waren, wie bei den Ätna-Paroxysmen. Spätere Eruptionsphasen förderten auch andesitische Laven. Während des Holozäns erreichten Lavaströme das Meer und es wurden Lavadeltas kreiert. Im Süden des Chikurachki schließt sich eine Gruppe aus Schlackenkegel an, die auf den Namen Tatarinov hört.

Auf Paramushir gibt es mehrere Vulkane. Zu diesen zählt der Ebeko, der uns in den News in den letzten Jahren häufig begegnet ist, nun aber recht ruhig geworden zu sein scheint. Nordwestlich von Paramushir liegt der Inselvulkan Alaid, der für seine VEI 4-Eruptionen bekannt ist.

Erdbeben in Vulkannähe am 23.06.22: Bardarbunga

Heute ereigneten sich wieder eine Reihe an Erdbeben in der Nähe von Vulkanen, die für uns von Interesse sein könnten. Typischerweise haben sie geringe Magnituden, könnten aber Anzeigen, dass der betreffende Vulkan erwacht, oder wenigstens über ein aktives Hydrothermalsystem verfügt.

Island: Erdbeben M 3,0 nahe Bardarbunga

Datum: 22.06.22 | Zeit: 04:15:26 UTC | Lokation: 64.53 ; -17.35 | Tiefe: 5.2 km | Ml 3,0

Während es unter Reykjanes ein wenig ruhiger geworden ist, kann man das von den subglazialen Vulkanen unter dem Vatnajökull nicht sagen: 14,6 km südlich von Bardarbunga, und nördlich vom Grimsfjall gab es ein Erdbeben M 3,0. Es gab auch einige schwächere Beben. Insgesamt detektierte IMO 13 Erschütterungen im Einzugsgebiet des Vatnajökulls.


Hawaii: Schwarmbeben bei Pahala hält an

Datum: 22.06.22 | Zeit: 00:07:55 UTC | Lokation: 19.24 N ; 155.42 W | Tiefe: 35 km | Ml 2,7

Das Schwarmbeben, dass schon lange beim hawaiianischen Küstenort Pahala aktiv ist, geht auch heute weiter und hat sich verstärkt. Seit gestern registrierte das EMSC 27 Erschütterungen auf Big Island. 2 Beben ereigneten sich an der Kilauea-Gipfelcaldera, 2 im nördlichen Teil von Big Island und die restlichen Erschütterungen bei Pahala. Die Beben dort verteilen sich auf 2 Cluster. Einer liegt im direkten Umfeld des Ortes, ein weiterer etwas weiter nordöstlich. Schmelze steigt entlang des unteren Westrifts auf und verursacht die Beben. Ein weiterer Effekt ist, dass es eine langsame Abwärtsbewegung der Kilauea-Südflanke gibt, die ebenfalls Beben verursachen kann.


Long Valley Caldera mit Erdbeben

Datum: 23.06.22 | Zeit: 03:44:57 UTC | Lokation: 37.38 N ; 118.69 W | Tiefe: 35 km | Ml 2,8

In den letzten Tagen gab es auch weitere Erdbeben im Bereich der Long-Valley Caldera in Kalifornien. Seit meinem letzten Update am 20. Juni kamen gut 60 Erschütterungen hinzu. Das stärkste Beben brache es heute auf M 2,8 und hatte ein Hypozentrum in 16 km Tiefe. Es lag aber abseits der anderen Beben, die meist geringere Magnituden hatten und kurz unter der Erdoberfläche lagen. Man kann durchaus von einem Schwarmbeben sprechen.

Fuji: Vorbereitungen auf Eruption

  • In Tokio bereitet man sich auf eine Eruption des Vulkans Fuji vor
  • Es werden Notfallpläne ausgearbeitet und Staubmasken bestellt
  • Ein Geophysiker sieht eine konkrete Gefahr

Am Fuji werden Notfallpläne ausgearbeitet

In der japanischen Hauptstadt Tokio bereitet man sich scheinbar auf einen möglichen Ausbruch des Vulkans Fuji vor. Das geht aus mehreren Pressemeldungen hervor, die zum Teil ziemlich reißerisch zu lesen sind. Der Fuji ist ein sehr symmetrisch aufgebauter 3776 m hoher Stratovulkan und ein Sinnbild Japans. In dem Inselreich am Pazifischen Feuerring gibt es 111 Vulkane, die als aktiv eingestuft sind. Das heißt, sie sind mindestens einmal innerhalb der letzten 10.000 Jahre ausgebrochen. Es gibt viele heiße Quellen auf Japan, um die sich eine Bäderkultur aufgebaut hat, die fest in der kollektiven Seele Japans verwurzelt ist, genau so der Respekt vor dem Vulkanismus. Obwohl der Fuji 153 km vom Stadtzentrum Tokios entfernt ist, kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Stadt durch einen Vulkanausbruch des Fujis in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, zumindest, wenn der Wind aus Richtung des Vulkans bläst. Dann könnte Vulkanasche in Richtung Tokio wehen und sich im Stadtgebiet ablagern. Ähnliches soll beim letzten großen Ausbruch im Jahr 1707 geschehen sein. Für eine Metropole wie Tokio, würden schon vergleichsweise geringe Aschemengen problematisch sein. Sollte viel Asche niedergehen, dann könnte das öffentliche Leben der Stadt zum erliegen kommen und Schäden an der Infrastruktur entstehen. Besonders, wenn Vulkanasche nach Regenfällen nass wird, bildet sich eine tonnenschwere zementartige Schicht, die Hausdächer zum Einsturz bringen kann und die Kanalisation verstopft. Doch Tokio wird wohl kaum ein modernes Pompeji werden, so wie es in einigen Artikeln zu lesen ist. Aufgrund dieser -eigentlich nicht neuen- Erkenntnisse arbeiten Zivilschutz und Polizei nun Notfallmaßnahmen aus und man plant die Bestellung von Staubmasken und Schutzbrillen. Als Staubmasken werden ja oft medizinische Gesichtsmasken verwendet, die es nun in Pandemiezeiten reichlich geben sollte und praktisch in vielen Haushalten vorhanden sind.

Erdbeben könnte Fuji reaktivieren

Grund für den Alarmismus liefert ein Statement des Geophysikers Hiroki Kamata, emeritierter Professor der Universität Kyoto. Er sagte, dass sich der Fuji genau nördlich des Gebiets befindet, in dem die Tokai-Erdbeben ihren Ursprung haben. Laut Kamata wurde der Mt. Fuji durch das Erdbeben von 2011 angeregt, und es wurden Risse in der Decke seines Magmareservoirs geöffnet, wodurch er sozusagen in einen ‚Standby-Zustand‘ für einen Ausbruch versetzt wurde. Daher befürchtet man, dass der Vulkan innerhalb der nächsten Jahrzehnte ausbrechen könnte. Das Erdbeben von 2011 soll zudem gut 20 andere Vulkane Japans aus ihrem Schlaf gerissen haben, wodurch sie in den Standby-Modus versetzt wurden. Von diesen Vulkanen brachen bereits einige aus. Obwohl die Möglichkeit tatsächlich gegeben ist, dass der Fuji irgendwann wieder ausbrechen wird, sind mir keine aktuellen Anzeichen wie Schwarmbeben, Gasausstoß, oder Inflation bekannt. Die Alarmstufe des Vulkans steht beim JMA auf „1“. Man sieht das Potenzial für eine Aktivitätssteigerung. Die Vorsichtsmaßnahmen sind durchaus gerechtfertigt, doch Grund zur Panik besteht nicht. Solche Notfallpläne sollte es überall geben, auch in Bezug auf anderen Naturkatastrophen.

Apropos Japan und JMA: Der Ontakesan steht nun auf Warnstufe „1“, zuvor stand sie auf „2“.

Vulkan-News 22.06.22: Reventador

  • Der Reventador ist effusiv und explosiv tätig
  • Vulkanasche steigt bis auf 4900 m Höhe auf
  • Der Alarmstatus steht auf „orange“

Reventador mit Aschewolke und Lavastrom

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 | Aktivität: Vulcanianisch

In Ecuador ist der Reventador weiter aktiv und erzeugt Aschewolken, die laut VAAC bis auf einer Höhe von 4900 m aufsteigen und in Richtung Nordwesten driften. Darüber hinaus wurde vergangene Woche ein Satellitenbild aufgenommen, dass nicht nur eine Aschewolke zeigt, sondern auch einen Lavastrom. Er fließt über die Nordflanke des Vulkans und erreicht die Basis des Kegels. Der Kegel befindet sich in einer Caldera und ist nur in einem langen Fußmarsch zu erreichen.

Der Reventador liegt in den Anden, am Rand des Amazonasbeckens und ist häufig in Wolken gehüllt. Entsprechend selten sind klare Blicke auf den Vulkan, insbesondere aus dem Weltall. Von daher ist das Foto schon eine kleine Sensation. Es zeigt den Vulkan während einer eruptiven Hochphase, die in den letzten Tagen bereits wieder ein wenig abgeklungen ist. Dennoch stößt der Reventador regelmäßig Aschewolken aus. Sein dem 20. Juni wurden 7 VONA-Warnungen veröffentlicht. An diesem Tag wurden 96 seismische Eruptionssignale und 83 langperiodische Erdbeben detektiert.

Der Vulkan wird vom IGPEN überwacht. Es gibt Seismografen und Webcameras die online verfügbar sind, ihre Daten allerdings nur sporadisch übermitteln. Auf einem Thermalbild, das ich für einige Momente erhaschen konnte, war noch die Wärmesignatur des Lavastroms zu erahnen gewesen. MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung mit 13 MW Leistung. Der Alarmstatus steht auf „orange“. Menschen sind zur Zeit nicht gefährdet, da der Reventador entlegen liegt.

Über den Vulkan Reventador

Der 3562 m hohe Reventador ist einer der aktivsten Vulkane Ecuadors. Bei einer starken Eruption verlor er seinen Gipfel und es entstand eine hufeisenförmige Caldera. An ihrem Rand bildete sich ein neuer Kegel, aus dem die aktuellen Eruptionen stattfinden. Seit 1541 wurden 26 starke Eruptionen mit einem VEI zwischen 2 und 4 dokumentiert.

Erdbeben Mw 6,1 in Afghanistan am 21.06.22

Afghanistan: Erdbeben verursacht Schäden und Todesopfer

Datum: 21.06.22 | Zeit: 20:54:35 UTC | Lokation: 33.13 N ; 69.63 E | Tiefe: 6 km | Mw 6,1

Gestern Abend wurde Afghanistan von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 (5,9 laut USGS, inzwischen auch beim EMSC auf 5,9 korrigiert) erschüttert. Das Epizentrum befand sich im Osten des Landes, an der pakistanischen Grenze und wurde 36 km südwestlich von Khōst verortet. In der Stadt leben ca. 96.000 Menschen. Das Hypozentrum lag in nur 6 km Tiefe. Die geringe Tiefe des Erdbebenherds dürfte eine Mitschuld daran tragen, dass starke Schäden an an der Infrastruktur entstanden. Vorläufigen Berichten zufolge starben mehr als 250 Personen, zahlreiche Menschen wurden verletzt. Das Beben ereignete sich um 01:24:35 Lokalzeit (20:54:35 UCT) und riss die Betroffenen aus dem Schlaf.

Beim EMSC gibt es Wahrnehmungsmeldungen, nach denen der Erdstoß selbst im 120 km entfernten Kabul deutlich zu spüren gewesen war. Auch in der Hauptstadt Pakistans wurde das Beben wahrgenommen. Über Schäden auf pakistansicher Seite wurde noch nichts bekannt.

Das Erdbeben soll sich laut Medienberichten in der Provinz Paktika zugetragen haben, was allerdings nicht stimmt, wenn das Epizentrum auf der Erdbebenkarte beim EMSC richtig lokalisiert ist. Demnach fand es in der Provinz Khost statt. Ein Dorf nahe des Epizentrums wurde komplett zerstört und man muss von weiter steigenden Opferzahlen ausgehen.

Tektonische Situation Afghanistans

Die Tektonik Afghanistan ist komplex. Das Land befindet sich auf instabilen Untergrund, der in mehreren Blöcken (Mikroplatten) zerbrochen ist, da es zwischen die plattentektonischen Fronten des indischen Subkontinents und Eurasiens liegt. So liegt das Gebiet des Epizentrums südlich einer Plattengrenze, die in der Literatur als „transpressional plate boundary“ bezeichnet wird. Das Erdbeben hat sich allerdings nicht direkt an dieser großen Störung ereignet, sondern muss sich an einer lokalen Störung manifestiert haben. gut 70 km weiter nördlich liegt eine große Tripeljunction, die noch stärkere Erdbeben hervorbringen kann und nah an Kabul liegt. Tatsächlich ist Afghanistan reich an Bodenschätzen. Es gibt große Pegmatit-Lagerstätten, die Edelmetalle und Seltene Erden enthalten. Vor allem dürfte zukünftig das Lithium für die Akkuherstellung interessant sein. Pegmatite sind grobkörnige plutonische Ganggesteine, die in Bereichen entstehen, in denen magmatische Tiefengesteine kristallisieren. Oft sind das Bergregionen entlang der Plattengrenzen.

Die Opferzahlen stiegen deutlich. Bisher wurden mehr als 1000 Tote bestätigt.

Vulcano am 21. Juni: Vulkan wird wieder unruhiger

  • Auf Vulcano wurde ein Anstieg der Mikroseismizität festgestellt
  • Parallel dazu stieg der Schwefeldioxid-Ausstoß
  • Die Fumarolen am Kraterrand sind sehr heiß

Anstieg von Seismizität und Schwefeldioxid-Ausstoß auf Vulcano

Während der italienische Inselvulkan Vulcano in den vergangenen Wochen ein wenig aus dem Fokus meiner Berichterstattung rückte, so katapultiert er sich heute zurück in die Schlagzeilen! In den letzten Tagen gab es eine Zunahme der Seismizität, was diesmal nicht nur die lokalen Erdbeben betrifft, sondern auch die VLP-Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die vor allem anzeigen, dass sich Magmatische Fluide im Untergrund bewegen. Doch der Reihe nach: Im Erdbeben-Katalog des INGVs werden für diesen Monat 35 Erdbeben im Bereich der Liparischen Inseln gemeldet, von denen 13 angezeigt werden. 8 Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität ereigneten sich unter Vulcano. Darüber hinaus wurden für die letzte Woche gut 40 VLP-Erdbeben bestätigt, die durch die erwähnte Fluidbewegungen verursacht wurden und dem Vulkan ein lebendiges Hydrothermalsystem attestieren. Dazu passt, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß der Krater-Fumarolen wieder gestiegen ist, während der Kohlendioxid-Ausstoß auf mittelhohe Werte verharrt. Die Fumarolen entlang der Fraktur am Kraterrand stoßen weiterhin Gase aus, die sehr heiß sind. In der letzten Woche wurden hier Höchsttemperaturen von 382 Grad gemessen, während der Durchschnitt bei 379 Grad lag. Dagegen scheinen die Gastemperaturen im Kraterinneren rückläufig zu sein, doch hier stehen aktuelle Messungen aus. Eine Frage die ich mir stelle, ist, ob es zum Schwefelbrand kommt, denn Schwefel brennt bei Temperaturen ab 250 Grad. Da der Aufstieg zum Krater gesperrt ist, lässt sich das nicht so ohne weiteres nachprüfen. Sollte dem so sein, dürft der blaue Schwefelbrand Fotografenherzen schneller schlagen lassen. Brennenden Schwefel kennen wir vom indonesischen Vulkan Kawah Ijen, wo er zu einem großen Publikums-Magneten wurde, seitdem die Geonauten/Vulkanauten erste Bilder davon publizierten.

Die restlichen geophysikalischen Parameter waren in der letzten Wochen relativ unauffällig. Es wurden keine neuen Bodendeformationen beobachtet und die Wasserverfärbungen bei Porto die Levante haben nachgelassen. Sie waren auf Satellitenfotos bis vor 10 Tagen sichtbar.

Vereinsmitglied Rafael berichtet mir gerade, dass vom Boden aus durchaus noch Wasserverfärbung sichtbar sind. Wissenschaftler sind vor Ort und führen Messungen durch.

Naturkatastrophen am 21.06.22: Überflutungen in Asien

Bangladesch und Indien: Monsun verursacht Überflutungen

Nach wochenlang anhaltenden Regenfällen kam es in den asiatischen Staaten Bangladesch und im indischen Bundesstaat Assam zu starken Überflutungen, wobei besonders in Bangladesch große Areal unter Wasser stehen. Der Regen ließ zahlreiche Flüsse über die Ufer treten und machte die Heimat vom Millionen Menschen unbewohnbar, so dass sie die Region verlassen mussten und sich auf der Flucht befinden. Es gibt Schätzungen, nach denen bis zu 7 Millionen Menschen auf der Flucht vor den Wassermassen sind. 4 Millionen davon in Bangladesch. In einigen Distrikten Bangladeschs stehen bis zu 90% der Landfläche unter Wasser, so dass kein trockenes Plätzchen mehr zu finden ist. Bangladesch ist ein flaches Land und wird häufig von wetterbedingten Naturkatastrophen heimgesucht. Bisher starben ca. 60 Menschen in den Fluten, wobei es auch zahlreiche Opfer durch Blitzschlag gegeben haben soll. Außerdem ist das Trinkwasser verunreinigt und es besteht Seuchengefahr. Aufgrund des Klimawandels und des steigenden Meeresspiegels, müssen sich in den nächsten zehn Jahren 17% der 160 Millionen Menschen in Bangladesch eine neue Heimat suchen.

Im indischen Bundesland Assam, dass an Bangladesch grenzt, brachen Deiche entlang des Flusses Brahmaputra, wodurch mehr als 5000 Dörfer überflutet wurden. Hunderttausende sind in Notunterkünften untergekommen. Es gab Erdrutsche, die weitere Zerstörungen verursachten.

Zwar ist der Monsun-Regen in Südasien ein normales Phänomen, doch Klimaexperten sind der Meinung, dass sich die Niederschläge aufgrund des Klimawandels verstärken. Langfristig betrachtet könnte es zu Ernte-Ausfällen kommen und eine Hunger-Krise entstehen. Ein weltweites Problem, da durch zunehmende Extremwetter-Ereignisse Ernten und Ackerflächen zerstört werden. Umso dramatischer ist die Lage aufgrund des russischen Ukraine-Krieges, da die Ukraine ein Globalplayer in Sachen Weizenexport ist. Scheinbar ein Umstand, der vor dem Krieg nur wenigen bekannt war.

Erdbeben-News 21.06.22: Japan

Bonin Islands: Erdbeben Mw 6,1

Datum: 21.06.22 | Zeit: 07:14:57 UTC | Lokation: 27.86 N ; 142.59 E | Tiefe: 40 km | Mw 6,1

In der Region der japanischen Bonin-Inseln gab es heute Morgen ein Erdbeben der Magnitude 6,1. Die Tiefe des Hypozentrums lag bei 40 km. Das Epizentrum wurde 833 km südlich von Tateyama lokalisiert. Die Daten stammen vom EMSC und sind noch so frisch, dass sie noch korrigiert werden könnten. Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es in der Region öfters bebte.

Die Bonin-Inseln sind auch als Ogasawara-Archipel bekannt, dass aus 2 Inselketten und drei einzelnen Inseln besteht. Das Archipel liegt ca. 1000 km südlich von Tokio und ist vulkanischen Ursprungs. Einige der Vulkane werden noch als aktiv eingestuft. Tatsächlich gehört der Inselvulkan Nishinoshima zum Archipel und ist auf vulkane.net häufig in den News zu finden. Nishinoshima ist eine der isoliert liegenden Inseln und liegt etwa 150 km südwestlich des Epizentrums und damit noch in dem Bereich, in dem sich starke Erdbeben auf das Verhalten der Vulkane auswirken können. Es könnte ein Vulkanausbruch getriggert werden, oder aber auch eine bestehende Eruption gestoppt werden. Der aktuelle Stauts von Nishinoshima ist ungewiss, da nur wenige Augenzeugenberichte von dem Vulkan reinkommen. Letzte Woche detektierte MIROVA eine schwache thermische Anomalie, die wahrscheinlich von heißen Gasen ausging.

Tektonisch betrachtet bilden die Bonin-Inseln, zusammen im den Archipelen von Izu und den Mariannen, den Izu-Bonin-Mariannen Inselbogen im Westpazifik. Die Inselbögen verlaufen entlang einer 2800 km langen Subduktionszone, die an der japanischen Hauptinsel Honshu beginnt und bis südlich von Guam reicht. An der Subduktionszone liegt nicht nur der Bonin-Graben, sondern auch der Mariannen-Graben, der den tiefsten Punkt der Erde bildet. Hier senkt sich der Meeresboden an der Subduktionszone bis auf fast 11.000 m ab. Kein Wunder, dass es hier häufig bebt!