Laacher-See-Vulkan: Genauere Datierung der letzten Eruption

Luftaufnahme vom Laacher-See-Vulkan. © Marc Szeglat

Neue Datierung des Ausbruchs vom Laacher-See-Vulkan hilft bei Klärung der Frage nach der Ursache einer Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit

Der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans markiert das Ende zweier wichtiger Epochen: der Altsteinzeit und der letzten Eiszeit. Es war eine der stärksten Eruptionen auf dem europäischen Festland – abgesehen von der Eruption der Campi Flegrei vor etwa 39.000 Jahren – und hatte einen großen Einfluss auf die Steinzeitkultur der näheren Umgebung. Wissenschaftler stellten sich auch die Frage, ob die Eruption nicht noch deutlich weitreichendere Auswirkungen hatte. Denn im Zeitfenster der bisherigen Eruptionsdatierung kam es zu einer Renaissance der eigentlich abklingenden Eiszeit während der Jüngeren Dryaszeit.

Da der Laacher-See-Vulkan seine Asche über Tausende Kilometer weit verteilte, ist es wahrscheinlich, dass auch große Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden. Dieses Gas kann in der Stratosphäre Schwefelsäureaerosole bilden, die bekanntlich Sonnenlicht reflektieren und so zur Abkühlung des Klimas beitragen können. Der Abkühlungseffekt am Ende der Altsteinzeit trat vor etwa 12.900 Jahren auf – genau dem Zeitpunkt, der bislang als Datum des Laacher-See-Ausbruchs galt. Daher hielten es bis jetzt viele Forscher für wahrscheinlich, dass der Laacher-See-Ausbruch für die Kälteperiode verantwortlich war. Doch ein Forscherteam der Universitäten Mainz, Frankfurt und Heidelberg hat nun präzise datiert, wann die Eruption tatsächlich stattfand – und konnte dabei ausschließen, dass sie die klimatische Veränderung ausgelöst hat.




Sulfatablagerungen der Laacher-See-Eruption im Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle

Um den Ausbruch genau zu datieren suchte das Team nach Schwefelablagerungen in verschiedenen natürlichen Klimaarchiven. Fündig wurden die Forscher nicht nur in einem grönländischen Eisbohrkern, sondern auch in einem Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle im Westerwald. Die Höhle liegt 70 Kilometer nordöstlich des Laacher Sees und befindet sich im damaligen Aschefalloutgebiet. Die Wissenschaftler entdeckten in der Höhle einen spätglazialen Stalagmiten, der in einer seiner Wachstumszonen eine hohe Sulfatkonzentration aufwies. Diese wurde mit hochauflösenden geochemischen Methoden wie Sekundärionisations-Massenspektrometrie und Plasma-Massenspektrometrie analysiert.

Zur Altersbestimmung des Tropfsteins verwendeten die Forscher die Thorium-Uran-Datierung. Diese Methode basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uran-238 zu Thorium-230 und eignet sich zur Datierung von karbonathaltigen Materialien wie Tropfsteinen, Korallen oder Seesedimenten. Die Analyse ergab, dass sich die Sulfateinschlüsse im Tropfstein vor etwa 13.008 Jahren bildeten. Als Bezugspunkt dieser Datierung dient das Jahr 1950.

Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich früher als angenommen

Die Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich also vor 13.083 Jahren – und damit 183 Jahre früher als bislang angenommen. Demzufolge kann der Ausbruch nicht die neue Kälteperiode am Ende der letzten Eiszeit ausgelöst haben. Für die Forscher eine wichtige Erkenntnis, denn ihr eigentliches Ziel ist es, die Quellen möglicher Einflüsse auf abrupt eintretende Klimawandelereignisse zu identifizieren und mit dem aktuellen Klimawandel zu vergleichen. Was die Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit letztlich auslöste, bleibt weiterhin rätselhaft.

Unabhängig davon stellt die europaweit verteilte Asche des Laacher-See-Vulkans einen wichtigen stratigrafischen Marker dar, anhand dessen sich das Alter vieler Gesteinsschichten bestimmen lässt. Die exakte Datierung des Ausbruchs ermöglicht nun auch hier präzisere Angaben. (Quelle: Science Advances)

Sakurajima erzeugt am 30.01.25 vulkanisches Gewitter

Sakurajima fördert Vulkanasche bis auf 3900 m Höhe – Zahlreiche Blitze in der Eruptionswolke

Auf der japanischen Insel Kyushu sorgte der Vulkan Sakurajima für ein regelrechtes Blitzgewitter, als er eine stärkere Eruption erzeugte, bei der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3900 m aufstieg und in Richtung Südwesten driftete. Die Aschewolke verteilte sich über eine große Entfernung und regnete überwiegend über dem Meer ab, allerdings passierte sie auch eine Siedlung in Vulkannähe, wo es zu Ascheniederschlag kam. Das VAAC brachte heute 3 VONA-Warnungen zum Saku heraus.

Obwohl die Eruption aus dem Minami-dake-Gipfelkrater kam, erzeugte sie zahlreiche vulkanische Blitze. Das könnte daran gelegen haben, dass genau genommen mehrere Explosionen hintereinander erfolgten. Die erste Explosion war vergleichsweise schwach und die resultierende Aschewolke stieg langsam auf. In diese Aschewolke hinein schoss eine weitere, schneller aufsteigende Eruptionswolke, die auch glühende Tephra förderte, die auf der Außenflanke des Sakurajimas niederprasselte. Sehr wahrscheinlich kollidierten dabei besonders viele Aschepartikel, so dass es zu einem starken Spannungsaufbau kam, der sich in den Blitzen entlud. Es war das stärkste vulkanische Gewitter seit längerer Zeit, das an diesem Vulkan zu beobachten gewesen war.

Den Explosionen folgten lange anhaltende Ascheexhalationen, die noch andauerten, als das JMA gut eine halbe Stunde nach dem explosiven Ereignis eine Notiz zur Eruption herausbrachte. Den Angaben der Vulkanologen zufolge stieg die Asche 2700 m über Kraterhöhe auf. Rechnet man die gut 1117 m Vulkanhöhe dazu, kommt man auf einen Wert, der gut mit den Angaben des VAAC korreliert.

Bereits in den letzten Tagen gab es mehrere Ascheeruptionen. Das JMA warnt vor den Vulkangefahren und erklärt den Vulkan weiterhin zum Sperrgebiet. Zwischen dem 24. und 27. Januar wurden 19 vulkanotektonische Beben verzeichnet, die meisten davon ereigneten sich am 25. Januar. Die Schwefeldioxidkonzentration ist weiterhin hoch und in einer tieferen Zone der Aira-Caldera, in der sich der Sakurajima befindet, wird Inflation festgestellt. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.

Studie: Kilauea und Mauna Loa teilen sich Magmenquelle

Der neue Lavasee am Kilauea. Im Hintergrund erkennt man den Mauna Loa. © HVO/USGS

Neue Studie belegt gemeinsame Magmaquelle von Kilauea und Mauna Loa

Obwohl die Eruption am Kīlauea weiterhin pausiert, steht dieser faszinierende Schildvulkan auf Big Island, Hawaii, einmal mehr im Fokus der Berichterstattung auf Vnet. Diesmal geht es um den Ursprung des Magmas, das am Vulkan eruptiert wird.

Es wird schon seit Längerem davon ausgegangen, dass sich Kīlauea eine Magmenquelle mit dem benachbarten Vulkan Mauna Loa teilt, der den Kīlauea deutlich überragt. Die These lautet, dass beide Vulkane von einer tiefen Mantelquelle über einen Plume mit Schmelze versorgt werden. Hinweise auf diese gemeinsame Magmenquelle liefern Erdbeben unter der Küstenebene bei Pāhala, die in Tiefen von mehr als 30 Kilometern auftreten und auf Magmenaufstieg hindeuten. Doch wo genau die Zone der gemeinsamen Magmenquelle liegt, ist umstritten.

Eine vor zwei Jahren veröffentlichte Studie untersuchte den Untergrund mithilfe der seismischen Tomografie und kam zu dem Schluss, dass unter Pāhala ein großer Magmenkörper liegt, von dem Fördersysteme zu beiden Vulkanen aufsteigen. Da sich die von den beiden Vulkanen geförderten Laven im Detail chemisch unterscheiden, sollte in diesem Modell das Magma während des Aufstiegs durch unterschiedliche Fördersysteme und in flach liegenden Reservoirs differenzieren.

Eine neue Studie, die Ende letzten Jahres im Journal of Petrology erschien und jetzt publik gemacht wurde, geht von einer anderen These aus. Die Forscher um Aaron J. Pietruszka von der University of Hawaii at Mānoa analysierten fast 200 Jahre alte Aufzeichnungen zur Lavachemie und fanden Hinweise darauf, dass beide Vulkane eine gemeinsame Magmaquelle innerhalb des hawaiianischen Plumes nutzen.

Demnach soll sich die Schmelze in der Asthenosphäre bilden bzw. sammeln. Aufsteigend aus dieser gemeinsamen Quelle kann sich das Magma über Jahrzehnte hinweg abwechselnd zum Kīlauea oder zum Mauna Loa bewegen.

Seit 2010 beobachtet das Forschungsteam eine Veränderung der Lavachemie am Kīlauea, die darauf hindeutet, dass Schmelze aus der gemeinsamen Quelle nun erstmals seit Mitte des 20. Jahrhunderts wieder zum Mauna Loa umgeleitet wird. Der Mauna Loa brach zuletzt 2022 aus. Zuvor ruhte er 38 Jahre lang – die längste bekannte Ruhephase in seiner Geschichte. Diese inaktive Zeit überschnitt sich weitgehend mit dem etwa 35 Jahre andauernden Puʻuʻōʻō-Ausbruch des Kīlauea, der nach der Leilani-Eruption von 2018 mit dem Einsturz der Gipfelcaldera endete.

Die Studie legt nahe, dass ein langfristiges Muster wechselseitiger vulkanischer Aktivität existiert, was auf eine magmatische Verbindung zwischen den beiden Vulkanen hindeutet. Veränderungen in der Lavachemie von Kīlauea und Mauna Loa scheinen miteinander zu korrelieren. Ein Beispiel dafür zeigt sich im späten 19. Jahrhundert, als der Mauna Loa besonders aktiv war, während der Kīlauea weniger häufig ausbrach. In dieser Zeit entwickelte sich die Lava des Kīlauea chemisch in eine spezifischere Richtung, was darauf zurückgeführt wird, dass Magma aus der gemeinsamen Quelle vorrangig in Richtung Mauna Loa transportiert wurde. Teile der tiefen Leiterbahnen des Fördersystems, die im Modell an ein verzweigtes Wurzelsystem erinnern, alternieren dabei zwischen den beiden Vulkanen, wobei die Hauptschlote unter dem jeweiligen Vulkan beständig bleiben.

Langfristige Prognosen zur vulkanischen Aktivität basieren bislang auf der Analyse vergangener Ausbrüche eines Vulkans. Die Studie weist jedoch darauf hin, dass die Überwachung der Lavachemie ein potenzielles Instrument zur Vorhersage der Eruptionsrate und -häufigkeit beider Vulkane über Jahrzehnte hinweg sein könnte. Sollte sich die chemische Zusammensetzung der Lava am Kīlauea weiterhin verändern, könnte dies auf eine künftige Zunahme der Aktivität am Mauna Loa hindeuten. Die Forscher planen, diese Veränderungen weiter zu beobachten, um ihre Vorhersagen über das zukünftige Eruptionsverhalten zu überprüfen.

(Quellen: Journal of Petrology, Pressemeldung HVO)

Santorin: Weitere Erdbeben am 30.01.25

Schwarmbebentätigkeit nordwestlich von Santorin hält an – Mehr als 30 Beben seit gestern

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin kommt seismisch betrachtet nicht zur Ruhe und es ereignen sich immer noch Erdbeben. In den letzten 24 Stunden wurden mehr als 30 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich detektiert. Innerhalb einer Woche wurden mehr als 70 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es heute auf Mb 2,9 und hatte ein Hypozentrum in 13300 m Tiefe. Das Epizentrum lag ca. 15 Kilometer vor der Küste der Insel und 7 Kilometer vom Krater des submarinen Vulkans Kolumbos entfernt. Ich bringe den Erdbebenschwarm mit diesem Unterwasservulkan in Verbindung, da sie sich größtenteils an der unteren Nordostflanke des Vulkans abspielen. Doch ob sie tatsächlich vulkanotektonischen Ursprungs sind und von Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst werden, vermag ich nicht zu sagen. Denkbar sind auch rein tektonische Erschütterungen oder Beben, die zwar tektonischer Natur sind, aber durch ein verändertes Spannungsregime infolge einer Bodenhebung ausgelöst werden. Meldungen über Bodendeformationen stehen aus, wobei es in dem Bereich des Meeres wahrscheinlich keine unterseeischen Messstationen gibt.

Generell sind Flanken von Unterwasservulkanen relativ steil und neigen zum Abrutschen, mit der Folge, dass Tsunamis entstehen können. So ein Tsunami hätte verheerende Auswirkungen auf die Inselwelt der Ägäis und umliegende Küsten des Mittelmeeres. Sollte es zu einem submarinen Vulkanausbruch am Kolumbos kommen, steigt diese Gefahr noch einmal.

Auch auf Santorin selbst gab es eine weitere Erschütterung. Sie hatte die Magnitude 2,1 und lag direkt unter dem Ort Thira. Der Erdbebenherd befand sich in 7 Kilometern Tiefe. Vereinzelte Erdbeben sind auf einer Vulkaninsel normal, aber auch hier gibt es seit einigen Wochen eine leichte Steigerung der Seismizität.

Santorin ist eine beliebte Urlaubsinsel am Rand einer großen Caldera, die in der Bronzezeit durch eine verheerende Eruption die Geschichte beeinflusste und möglicherweise den Untergang der Minoer verursachte.

Shiveluch: Asche in 4600 m Höhe detektiert

VONA-Warnung über Vulkanasche am Shiveluch in 4600 m Höhe

Das VAAC Tokio brachte heute eine VONA-Warnung zum Shiveluch heraus, nach der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 m ausgeworfen wurde und in Richtung Nordwesten driftete.  Bis jetzt ist nicht bekannt, ob der Shiveluch explosiv eruptierte oder ob starke Winde bereits abgelagerte Vulkanasche remobilisierten, so wie es in den letzten Wochen öfters vorkam. ES war nicht die erste VONA-Meldung, die in diesem Jahr zum Shiveluch herausgegeben wurde, sondern bereits die achtundzwanzigste.

Generell ist es in der letzten Zeit um die Vulkane Kamtschatkas stiller geworden, was zum Teil nicht nur an schwächerer Aktivität liegen könnte, sondern an einem eingeschränkten Informationsfluss aus Russland.

Was bekannt ist, ist, dass der Shiveluch weiterhin effusiv aktiv ist und an seinen beiden Lavadomen baut. Es gibt starke Entgasungen und sporadisch werden schwache bis moderate Wärmeanomalien detektiert. Das Bild oben wurde am 7. Januar veröffentlicht und zeigt den Dom im Krater des Jungen Shiveluch mit Schnee bedeckt. Allzu groß kann die Wärmeentwicklung vom Dom also nicht sein. Allerdings sollte man annehmen, dass auch die Vulkanflanken und die Caldera mit Schnee bedeckt sind, so dass selbst starke Winde Probleme haben sollten, abgelagerte Vulkanasche aufzuwirbeln und in die Höhe zu tragen. Daher gehe ich davon aus, dass es tatsächlich zu einer explosiven Eruption gekommen ist.

Zuletzt wurden die VONA-Warnungen auf der KVERT-Seite zum Shiveluch am 25. Januar aktualisiert. Zu diesem Zeitpunkt stand der Alarmstatus des Vulkans auf „Orange“. Es hieß, dass man jederzeit mit explosiven Eruptionen rechnen muss, die Aschewolken bis auf 10 Kilometer Höhe auswerfen könnten. In einem aktuelleren Beitrag wird auf die oben beschriebene effusive Aktivität hingewiesen.

Der Shiveluch ist einer der aktivsten Vulkane auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Er besteht aus einem alten, stark erodierten Stratovulkan und einem jüngeren Teil mit einem sehr aktiven Lavadom. Der Vulkan weist häufig explosive Eruptionen auf, bei denen pyroklastische Ströme und Aschewolken entstehen. Erst vor 2 Jahren reaktivierte sich ein Lavadom im alten Teil des Vulkans.

Island: Erdbeben und steigendes Ausbruchsrisiko

Erhöhte Seismizität und steigendes Ausbruchsrisiko auf Reykjaneshalbinsel in Island

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ist die Seismizität erhöht, was zum einen das Gebiet um die vulkanische Erhebung Blafjöll als auch das Svartsengigebiet betrifft. Während der starke Erdbebenschwarm bei den Blauen Bergen langsam abebbt, nimmt die Erdbebenhäufigkeit bei Svartsengi zu. Allerdings handelt es sich dort bislang noch nicht um einen Erdbebenschwarm, sondern um vereinzelt auftretende Erdbeben. Würde man nicht bereits eine leichte Steigerung der Seismizität als Indikator eines bevorstehenden Ausbruchs ansehen, wären die Beben keine Meldung wert, doch da die einen einer Eruption entgegenfiebern und die anderen sich vor dieser fürchten, verhält es sich momentan anders. Konkret manifestierten sich entlang der Sundhnukur-Kraterreihe innerhalb von 24 Stunden 5 schwache Erschütterungen, bei vermutlich anhaltender Bodenhebung. Vermutlich deshalb, weil der Graph der GNNS-Messwerte ein wenig Achterbahn fährt und kein klares Bild der Situation liefert.




Die Modellberechnungen der Forscher von IMO deuten darauf hin, dass das aufgestiegene Magmavolumen mittlerweile dem Volumenverlust des letzten Eruptionsereignisses entspricht. Basierend auf früheren Eruptionsmustern steigt damit die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Gangbildung und möglicherweise eines Vulkanausbruchs.

Ein weiteres Merkmal dieser Entwicklung ist, dass vor dem nächsten Ausbruch möglicherweise keine signifikante seismische Aktivität auftreten wird, weshalb man auf die einzelnen Erdbeben genau achtet. Vor den letzten Eruptionen setzte erst wenige Minuten vor der Spaltenöffnung eine seismische Krise ein, was die Vorwarnzeit minimierte. Eine Vorwarnung ist für die Arbeiter des Geothermalkraftwerks und für Angestellte und Besucher des Thermalresorts Blaue Lagune aber wichtig, um sich ggf. in Sicherheit bringen zu können. Auch Grindavik ist für Anwohner und Besucher wieder offen und ist im Falle einer Eruption gefährdet.

Wetterbedingungen könnten Überwachung erschweren

Für die kommenden Tage wird ab dem 30. Januar mit stürmischem Wetter gerechnet. Insbesondere im Süden und Westen Islands werden starke Winde, Regen und ein Temperaturanstieg erwartet. Diese ungünstigen Wetterbedingungen könnten die Empfindlichkeit des Überwachungsnetzes beeinträchtigen und damit die Reaktionszeit auf einen möglichen Ausbruch verzögern.

Übrigens ereigneten sich in den letzten 48 Stunden auf ganz Island 328 Erschütterungen. Die meisten dieser Beben standen mit dem Schwarm nordwestlich von Blafjöll im Zusammenhang, der von IMO bei Litla Kaffistofan verortet wurde. Es gab aber auch Erdbeben abseits von Reykjanes, etwa beim Grjotarvatn, dem Herdubreid, im Vatnajökull-Gebiet und bei Torfajökull.

Besondere Aufmerksamkeit genießt der Bardarbunga. Hier fordert ein weiterer isländischer Vulkanologe, dass dieser Vulkan sehr sorgfältig überwacht wird. Als Grund hierfür führt er an, dass von diesem Vulkan die mächtigsten Eruptionen des Postglazials ausgingen.

Türkei: Unterirdischer Riss breitet sich entlang Zagros zum Irak aus

Alte ozeanische Platte reißt unter der arabischen und eurasischen Kontinentalplatte ab

Forschungsteam untersucht den Einfluss des Zagros-Gebirges im Iran und Irak auf die Erdabsenkung des Vorgebirgsbeckens

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen untersuchte die plattentektonischen Prozesse, die im Zagros-Gebirge der irakischen Region Kurdistan zur Bildung einer tiefen Depression führen. Diese Depression bildet ein sedimentgefülltes Becken im Vorland des Gebirges, das sich in Nordwest-Südost-Richtung durch den Süden des Irak und Irans erstreckt, dessen Ausläufer jedoch bis in die Osttürkei reichen. Das Vorgebirgsbecken war ursprünglich zwischen drei und vier Kilometern tief. Sedimente füllten die Senke größtenteils auf, sodass eine langgestreckte Ebene vor dem Gebirge entstand.

Entlang der Zagros-Gebirgszone erstrecken sich prominente Störungszonen, die für ihre Erdbebenaktivität bekannt sind und auch mit den beiden großen Störungen in Anatolien in Verbindung stehen.

Das Gebirge ist ein Ergebnis der Plattentektonik und bildete sich infolge der Kollision der Arabischen Platte mit Eurasien. Vor der Kollision waren beide Platten durch ein urzeitliches Meer, den Neotethys-Ozean, getrennt. Die ozeanische Kruste der Neotethys tauchte entlang einer Subduktionszone unter Eurasien in den Erdmantel ab. Dieser Prozess begann vor etwa 60 Millionen Jahren und endete vor rund 25 Millionen Jahren, als die Arabische Platte mit der Eurasischen Platte kollidierte und die Auffaltung des Zagros-Gebirges einsetzte.


Die Forschenden stellten fest, dass die sedimentgefüllte Depression im Vorland des Zagros-Gebirges tiefer ist als anhand der Gebirgshöhe zu erwarten wäre. Vorgebirgsbecken entstehen durch die Auflast des Gebirges, das die Kontinentalplatte an ihrem Rand nach unten drückt.

Mit seismischen Untersuchungen und Computermodellierungen bestimmten die Forschenden nicht nur die Tiefe des Vorlandbeckens, sondern auch, dass ein Relikt der Neotethys-Kruste an der Unterseite der Arabischen Platte haftet. Dieses zieht die Platte in der Kollisionszone mit Eurasien nach unten und erklärt die große Tiefe des Beckens.

Das subduzierte Stück der Ozeankruste haftete ursprünglich auch unter der Anatolischen Platte in der Türkei. Dort ist die Senke jedoch flacher, was darauf hindeutet, dass sich die ozeanische Kruste bereits gelöst hat. Der entstehende Riss entlang der horizontalen Lösungsfläche dehnt sich weiter in Richtung Nordwestiran aus, was möglicherweise die Erdbebenaktivität der Region beeinflusst.

Die Studie unter Leitung von Dr. Renas I. Koshnaw wurde bereits im letzten Jahr in der Fachzeitschrift Solid Earth veröffentlicht und nun durch eine Pressemeldung der Universität Göttingen bekannt gemacht. Das entwickelte geodynamische Modell könnte auch für weitere geologische Untersuchungen genutzt werden und liefert wichtige Erkenntnisse zur Struktur der Erdkruste. (Quelle: AGU)

Okmok: Ausfall des Überwachungsnetzwerkes

Überwachungsnetzwerk am Okmok ausgefallen – AVO ruft Stufe der Ungewissheit aus

Der Aleutenvulkan Okmok liegt auf der Insel Umnak und zählt zu den aktivsten Feuerbergen des US-Bundesstaates Alaska. Der Vulkan besticht durch seine große Caldera mit einem Durchmesser von 10 Kilometern. Sie beherbergt mehrere Vulkankegel und einen Kratersee.

Der Okmok eruptierte zuletzt im Jahr 2008 größer, als Aschewolken bis in die Stratosphäre aufstiegen und eine Gefahr für den Flugverkehr darstellten. Daher ist eine lückenlose Überwachung des Vulkans wichtig, doch wie das AVO heute bekanntgab, ist diese nicht mehr gewährleistet, denn das Datenübertragungssystem des seismischen Netzwerkes ist zum großen Teil ausgefallen. Es arbeiten nur noch einige Kanäle, die Daten einzelner Messstationen übermitteln. Doch diese Daten sind nicht ausreichend, um den Aktivitätsstatus des Okmok zuverlässig zu bestimmen.

Das AVO geht davon aus, dass der Ausfall voraussichtlich mehrere Wochen oder länger andauern wird. Dadurch ist es derzeit nicht möglich festzustellen, ob der Vulkan Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs zeigt, und Aktivitätsberichte zeitnah zu bestätigen oder zu widerlegen.

Aufgrund der unzureichenden Überwachung wurden der Warnstatus für den Flugverkehr sowie die Vulkan-Alarmstufe von „Grün“ auf „Nicht zugewiesen“ gesetzt. Ähnlich wie bei anderen Vulkanen ohne seismische Echtzeitüberwachung wird das AVO weiterhin Satellitenbilder, regionale seismische, Infraschall- und Blitzdetektionsnetzwerke sowie Berichte von Piloten und Bodenbeobachtern nutzen, um Anzeichen vulkanischer Aktivität zu erkennen.

Alaska und die Aleuten beherbergen über 130 Vulkane und vulkanische Zentren, von denen etwa 50 als aktiv gelten, d. h., sie haben in den letzten 10.000 Jahren (im Holozän) mindestens einmal eruptiert.

Die Vulkane erstrecken sich über den Aleutenbogen, eine etwa 2.500 km lange vulkanische Inselkette, die durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Nordamerikanische Platte entlang der Aleuten-Subduktionszone entstanden ist. Dem AVO (Alaska Volcano Observatory) untersteht dem USGS und obliegt die Überwachung der Vulkane der Region.

Vulkane: Studie zu Magmenkörpern enthüllt erstaunliches

Crater Lake in den USA. © Epmatsw, Wikipedia Lizenz der CC

Studie über Magmenkörper zeigt, dass auch viele inaktive Vulkane über ein aktives Speicherreservoir mit Schmelze verfügen

In der Wissenschaft ist es ein seit langem diskutiertes Thema, ab wann ein Vulkan als ruhend oder erloschen gilt und ob nur in Eruption befindliche Vulkane als aktiv klassifiziert werden oder auch Vulkane die potenziell in Kürze ausbrechen könnten oder vor kurzem noch eruptierten.

Im Allgemeinen heißt es in der Vulkanologie, dass ein Vulkan der länger als 10.000 Jahre nicht ausgebrochen ist, als erloschen anzusehen ist. Doch in den letzten Jahren mehren sich die Hinweise, dass das so nicht stimmen kann: besonders große Calderavulkane können über lange Zeiträume inaktiv sein und erzeugen in Abständen von mehreren 10.000 oder sogar 100.000 Jahre sogenannte Supervulkaneruptionen. Zwar sind diese Vulkane zwischenzeitlich auch oft aktiv und generieren normale Eruptionen, doch auch die Zeiträume zwischen diesen Eruptionen können stark variieren. So liegt die letzte Supervulkaneruption der Yellowstone-Caldera ca. 640.000 Jahre zurück, während die letzte normale Eruption im Pleistozäne, also vor mehr als 12.000 Jahren stattfand. Die jüngste nachgewiesene Eruption manifestierte sich vor 70.000 Jahren, als ein Lavastrom austrat. Dennoch wies eine andere Studie hier einen großen Magmenkörper nach, dessen Schmelze sich horizontal verlagerte, also fließfähig ist.




Eine weit verbreitete Annahme geht davon aus, dass sich das Magmaspeichersystem eines lange nicht ausgebrochenen Vulkans zurückbildet und mit der Zeit auflöst. Unter einem lange ruhenden Vulkan dürfte es dann keinen Magmenkörper mit Schmelzanteil mehr geben. Ob dies wirklich so ist, wollte ein Forscherteam der Cornell University und des U.S. Geological Survey (USGS) wissen. Die Wissenschaftler um Geoffrey A. Abers untersuchten dafür Vulkane der US-amerikanischen Kaskadenkette, die sich in verschiedenen Lebensstadien befinden. Mit Hilfe eines Verfahrens, dass sich an die seismische Tomografie anlehnt, aber mit einem weitaus kleinerem seismischen Netzwerk auskommt, nutzen sie Laufzeitunterschiede von Erdbebenwellen um Magmenkörper unter den Vulkanen aufzuspüren.

Konkret untersuchten die Geoforscher den Untergrund der Vulkane Crater Lake, Lassen Peak, Mount Hood, Mount St. Helens, Mount Rainier und Newberry Volcano die zwar alle noch nicht als erloschen gelten und innerhalb der letzten 10.000 Jahren mindestens einmal eruptierten, sich aber in unterschiedlichen Ruhestadien befinden. Am längsten ist die letzte Eruption des Crater-Lake-Vulkans her, der vor ca. 4870 Jahren das letzte Mal ausbrach, während der Mount St. Helens zuletzt im Jahr 2008 eruptierte.

Das erstaunliche Ergebnis der Studie ist, dass unter allen 6 Vulkanen Magmenkörper nachgewiesen werden konnten, die sogar noch einen Schmelzanteil enthielten. Damit scheint klar zu sein, dass nicht allein die Anwesenheit von Schmelze in einem Magmenkörper ein hinreichendes Kriterium für eine bevorstehende Eruption ist. Zudem bleibt das Magma deutlich länger in schmelzflüssigem Zustand als gedacht und es stellt sich die Frage, ob die Schmelze unter einem scheinbar ruhenden Vulkan nicht auch ständig erneuert und ausgetauscht wird.

Um besser funktionierende Vorhersagemodelle zu entwickeln, erscheint es zwingend wichtig zu sein, weitere Eruptionsauslöser zu erforschen. Wichtig erscheint es mir auch zu eruieren, wie es sich bei Vulkanen verhält, die länger als 10.000 Jahre nicht ausgebrochen sind. (Quelle: nature.com)