Ruapehu mit ungewöhnlicher Erdbebentätigkeit

Neuseeländischer Vulkan Ruapehu zeigt Serie ungewöhnlicher Erdbeben – Alarmstatus bleibt auf 1

Der neuseeländische Vulkan Ruapehu war bereits öfter Gegenstand meiner Berichte, zuletzt Ende November 2023, als sich der Kratersee zu verfärben begann und die Wassertemperatur stieg. Dieses Verhalten ist für den Vulkan normal und wiederholt sich zyklisch. Doch seit einigen Wochen registrieren die Seismometer am Ruapehu ungewöhnliche Erdbebensingale, auf die sich die Wissenschaftler von GeoNet keinen Reim machen können: Zuerst wurden die sehr schwachen Erdbebensignale Mitte März entdeckt. An einigen Tagen ereigneten sich bis zu 6 dieser Beben, die bis zu 10 Minuten andauerten und ein in sich verschachteltes Muster ergaben.

Vulkanologe Brad Scott berichtet, dass die allermeisten Beben zu schwach sind, um vom automatischen System erfasst zu werden. So fielen die Erschütterungen erst auf, als man die Seismogramme der letzten Wochen genau analysierte, nachdem die ersten stärkeren Beben automatisch registriert worden waren. Die Analyse ergab, dass die Beben bereits Mitte Februar einsetzten. Die meisten Beben konnten nicht lokalisiert werden, aber die Geoforscher stufen die Erschütterungen nicht als vulkanischen Tremor ein, weil sie dafür nicht lange genug anhalten. Das klärt aber nicht die Herkunft der Erschütterungen, die tatsächlich mit vulkanischen Prozessen im Zusammenhang stehen könnten. Da es momentan aber keine anderen Hinweise auf eine Aktivitätssteigerung des Vulkans gibt und die eingangs beschriebenen Phänomene des Kratersees rückläufig sind, bleibt die Vulkanalarmstufe auf „1“. Die Wassertemperatur im Kratersee mit dem schönen Namen Te Wai ā-moe sinkt weiterhin langsam. Derzeit beträgt die Seetemperatur 22 °C, ein Rückgang gegenüber dem Höchstwert von 31 °C am 14. Februar. Dennoch beobachtet GeoNet die Situation weiterhin genau und man behält sich eine Anhebung der Alarmstufe vor.

Mich erinnert das ein wenig an die Entdeckungsgeschichte der Tornillo-Erdbebensignale, die erstmals vor der verhängnisvollen Eruption des Vulkans Galeras in Kolumbien entdeckt wurden. Das war 1993. Damals hielt sich eine Gruppe aus Vulkanologen im Krater auf, die von Journalisten begleitet wurde, als es plötzlich zu einer Explosion kam. Neun Menschen starben, drei Personen wurden schwer verletzt. Erst nach der Eruption erkannte man, dass die seltsamen Erdbebensignale der Tornillos Anzeichen einer sich zusammenbrauenden Eruption waren.