Hayli Gubbi: Neuer Krater am Erta Alé

Neue Caldera im Süden der Erta-Alé-Caldera. © Copernicus

Expedition entdeckte neue Caldera im Süden des Erta Alé – Magmaabfluss zum Hayli Gubbi wahrscheinlich

Die Vorgänge im äthiopischen Afar-Dreieck sind spannender als jeder Krimi, da sie äußerst komplex zu sein scheinen und im Detail weitestgehend unbeobachtet abliefen. Der äthiopische Geotourismusführer Enku Mulugeta berichtet heute auf FB, dass er eine Reisegruppe von Volcano Discovery zum Eruptionsgebiet und dem benachbarten Erta Alé führte, wo man im Süden der Caldera eine neue Caldera entdeckte, die inzwischen auch auf dem neusten Sentinel-Foto sichtbar ist. Die neue Caldera scheint ohne sichtbare eruptive Tätigkeit am Erta Alé selbst durch den unterirdischen Abfluss von Magma entstanden zu sein. Die Vermutung liegt nahe, dass Magma eines unterirdischen Speicherreservoirs in Richtung Hayli Gubbi abgeflossen ist und dort zumindest an der Eruption beteiligt gewesen war. Damit scheint eingetreten zu sein, worüber ich bereits spekulierte: Eine Intrusion traf am Hayli Gubbi entweder auf Wasser oder auf einen älteren Magmenkörper, wodurch die starken Explosionen ausgelöst wurden.

Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei diesem Magmenkörper um einen sekundär angelegten handelte, bei dem sich die Schmelze des Erta-Alé-Ablaufs von Mitte Juli in einer Kaverne unter dem Hayli Gubbi angesammelt hat. Im Gestein isoliert differenzierte die Schmelze, während sie nur langsam abkühlte. Bei der neuen Intrusion am Sonntag mischten sich die beiden Schmelzen, die sich inzwischen in Temperatur und Chemismus unterschieden, was extrem starke Explosionen verursachen kann, selbst wenn es sich von Grund her um Magma handelte, das nicht dazu neigt, explosiv gefördert zu werden. So ein Magmamixing ist für die stärksten Eruptionen in der Geschichte des Vulkanismus verantwortlich, kann letztendlich aber nur durch die Beprobung der Lava nachgewiesen werden. Manchmal kann das sogar makroskopisch geschehen, indem man Handstücke unterschiedlicher Zusammensetzung bzw. mit sichtbaren Einsprenglingen findet.

Die Schlussfolgerung aus diesen spekulativen Gedanken ist, dass der Hayli Gubbi wohlmöglich gar nicht selbst erwacht ist, sondern Schauplatz sekundärer Eruptionen war. Das wiederum macht möglicherweise eine wissenschaftliche Neubewertung des gesamten Vulkanismus dieser Region erforderlich.

Der neue Krater am Erta Alé misst ca. 760 × 350 m. Die Tiefe wurde nicht kommuniziert, doch anhand des Videos schätze ich sie auf ca. 50 m. Das Volumen des ellipsoiden Hohlraums dieser Dimension nähert sich 7 Millionen Kubikmetern an. Eine beachtliche Menge Magma, die da in Richtung Hayli Gubbi abgeflossen zu sein scheint.

Bei dem Magmaabfluss im Juli floss die Schmelze unterirdisch bis in die Nähe der Siedlung Afdera und bildete einen 40 Kilometer langen magmatischen Gang. Für die Siedlung besteht meiner Meinung nach ein hohes Gefahrenpotenzial. Gute Erinnerungen habe ich an den Ort nicht, denn bei meiner ersten Expedition zum Erta Ale wurde unsere Reisegruppe von der ortsansässigen Polizeitruppe in Schutzhaft genommen. Die Flucht gelang uns erst nach einer Schmiergeldzahlung.

Hayli Gubbi: Zwei neue Krater entstanden

Hayli Gubbi fördert weiterhin Aschewolken – Eruption am Sonntag ließ zwei neue Krater entstehen

Der äthiopische Vulkan Hayli Gubbi ist weiterhin aktiv und emittierte in den vergangenen zwei Tagen sporadisch Aschewolken, die bis in eine Höhe von rund 10 Kilometern aufsteigen und in nordöstlicher Richtung abdriften. Der Vulkan war am Sonntagmorgen überraschend ausgebrochen und sorgte sowohl bei der lokalen Bevölkerung als auch im Netz für Unruhe. Zunächst wurde ein Ausbruch des Erta Alé vermutet, später hieß es, der benachbarte Ale Bagu sei aktiv geworden. Letztendlich wurde die Eruption jedoch dem Hayli Gubbi zugeordnet, der zur gleichen Vulkankette gehört. Bei der initialen Eruption stiegen Aschewolken bis zu 14 Kilometer hoch auf und drifteten weit über das Rote Meer hinaus.

Zwei neue Krater

Vor wenigen Minuten veröffentlichte der europäische Copernicus-Dienst auf seiner frei zugänglichen Onlineplattform neue Satellitenbilder des Vulkans. Zu erkennen ist, dass bei der Eruption am Sonntag zwei neue Krater im Südosten der Gipfelcaldera entstanden sind. Sie sind unterschiedlich groß, und im Infrarotspektrum zeigt der kleinere Krater eine leichte thermische Anomalie. Im alten Hauptkrater steht eine Dampfwolke, wie sie bereits auf Satellitenfotos vor der Eruption zu sehen war.

Auf dem aktuellen Bild sind zudem hellbraune Ascheablagerungen nördlich des Vulkans sichtbar. Die Farbe deutet an, dass es sich hier um altes Material handelt, wahrscheinlich um das ausgeblasene Gestein, das von den Stellen stammt, wo jetzt die Krater sind. Leider liegen noch keine weiter gefassten Satellitenaufnahmen vor, sodass sich das gesamte Ausmaß der Ablagerungen derzeit noch nicht überblicken lässt.

Interessant wäre auch, ob sich nördlich des Hayli Gubbi am Hauptvulkan Erta Alé etwas verändert hat, doch dieser liegt ebenfalls außerhalb des aktuellen Satellitenausschnitts. Das hängt damit zusammen, dass die Sentinel-Satelliten die Erde in niedrigen Orbits umkreisen und sie bei jeder Passage streifenweise, jeweils leicht versetzt, abtasten.

Der Hayli Gubbi eruptiert im Holozän, das vor etwa 12.000 Jahren begann, zum ersten Mal – zumindest sind keine früheren Ausbrüche bekannt. Das würde nach gängiger Definition bedeuten, dass der Vulkan eigentlich als erloschen eingestuft war. Zum Vergleich: Der letzte Ausbruch des Laacher-See-Vulkans liegt rund 12.900 Jahre zurück. Das zeigt einmal mehr, dass die Abgrenzung zwischen aktiven und erloschenen Vulkanen einer Überarbeitung bedarf.

Allerdings ist die Afar-Region geologisch jung und sehr instabil, und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der Hayli Gubbi über einen derart langen Zeitraum inaktiv gewesen sein soll. Im Prinzip ähnelt das Afar-Dreieck ozeanischer Kruste, und es entsteht dort ein neuer Ozean. Korallen, die ich bei meiner ersten Expedition im Jahr 2001 dort entdeckte, belegen, dass zumindest Teile der Afar-Senke bereits unter Wasser lagen.

Vulkanausbruch in Äthiopien: Hayli Gubbi als Eruptionsort bestätigt

Starke explosive Eruption in Äthiopien ging vom Hayli Gubbi aus – lange Phase der Unsicherheit

Gestern Morgen war es gegen 8:30 UTC in der äthiopischen Afar-Region zu einer starken explosiven Eruption gekommen, die eine Eruptionswolke bis auf fast 14 Kilometer Höhe aufsteigen ließ. Da die Eruption nur aus großer Distanz von den ortsansässigen Afars beobachtet wurde, herrschte zunächst Unklarheit über den Ort des Geschehens: Als Erstes ging man davon aus, dass sich die Explosion am bekannten Schildvulkan Erta Alé ereignete, dann nahm man an, dass die Eruption vom benachbarten Stratovulkan Ale Bagu ausging. Letztendlich wurden fast 7 Stunden später erste Satellitenaufnahmen veröffentlicht, die den Hayli Gubbi als Ort des Geschehens identifizierten. Das VAAC Toulouse bestätigte nach 15 Uhr die Eruption und brachte eine VONA-Warnung für den Flugverkehr heraus, lange nachdem sich die Aschewolke bereits in 13.700 m Höhe über ein großes Gebiet verteilt hatte und eine Gefahr für den Flugverkehr darstellte.

Als ich gegen 14 Uhr in die Berichterstattung einstieg, ging man davon aus, dass der Ale Bagu für die Eruption verantwortlich sei. Im Endeffekt liegen alle drei erwähnten Vulkane in einem Umkreis mit einem Radius von 7 Kilometern ausgehend von einem zentralen Punkt zwischen den Vulkanen und da war es für Augenzeugen in mehr als 50 Kilometern Entfernung schwierig, den genauen Eruptionsort zu bestimmen.

Generell gehören alle 3 Vulkane zur Erta-Alé-Vulkankette, wobei Ale Bagu am Westrand des Areals liegt und nicht ganz in das Schema der calderabildenden Schildvulkane der Kette passt. Weder Ale Bagu noch Hayli Gubbi waren in historischen Zeiten aktiv, oder zumindest gibt es keine Berichte über Aktivität. Das GVP geht sogar so weit und schreibt, dass es keine bekannten größeren holozänen Eruptionen der beiden Vulkane gab, womit sie so offiziell als erloschen gelistet werden. Etwas, dass ich mir in Bezug auf den Hayli Gubbi kaum vorstellen kann.

Ich erwähnte den Hayli Gubbi erstmalig im Juli 2025 im Zusammenhang mit einer massiven Magmaintrusion, die offenbar vom Erta Alé ausgegangen war und bis in den südöstlichen Randbereich der Erta-Alé-Range vorgedrungen war. Zunächst war auf Satellitenaufnahmen zu erkennen gewesen, dass Lava durch unterirdische Tunnel bis in die Hayli-Gubbi-Region geflossen war und dort an Entgasungslöchern thermische Anomalien verursacht hatte. Damals gab ich zu bedenken, dass es auch nicht völlig ausgeschlossen ist, dass der Hayli Gubbi selbst aktiv geworden war.

Eine InSAR-Aufnahme, die ich aus den Tiefen des Netzes gefischt habe und deren Datum oder Ursprung mir nicht bekannt ist, zeigt massive Bodendeformationen entlang der Erta-Alé-Kette. Die Bodendeformation lässt vermuten, dass die Eruption gestern erst der Anfang einer intensiven Eruptionsphase gewesen sein könnte.

Bis ein Wissenschaftlerteam vor Ort ist und Berichte liefert, wird es wohl noch einige Tage dauern, sofern sich überhaupt jemand spontan auf den Weg in die entlegene Region machen kann.

Äthiopien: Unerwarteter Vulkanausbruch am Ale-Bagu

Unerwartete Explosion am Ale-Bagu-Vulkan in Äthiopien – neue Aktivität im Schatten des Erta Alé

– Update: Die Eruption ging offenbar vom benachbarten Hayli Gubbi aus –

In den frühen Morgenstunden kam es im Gebiet des Vulkans Ale Bagu – der lokal auch unter den Namen Ali Bagu, Amaytole und Ummuna bekannt ist – zu einem überraschenden explosiven Vulkanausbruch. In in den sozialen Medien geteilten Bildern von Ortsansässigen ist eine hoch aufsteigende Eruptionswolke zu sehen, die aus einem Gemisch von Wasserdampf und Vulkanasche besteht.

Ale Bagu

Die Eruptionswolke steigt mehrere Kilometer weit auf, allerdings ohne eine VONA-Warnung beim zuständigen VAAC Toulouse auszulösen. Wahrscheinlich, weil man diesen weitestgehend unbekannten Vulkan nicht als aktiv listet. Anhand der Bilder ordne ich die Eruption vorläufig als phreatomagmatisch ein. Vermutlich kam Magma mit Grundwasser oder hydrothermalen Wässern in Kontakt, was die Explosion auslöste. Auch eine Mischung verschiedener Lavaarten infolge einer Intrusion kann so starke Explosionen auslösen.

Am benachbarten Erta Alé stehen solche Eruptionen oft im Zusammenhang mit dem Ablauf des Lavasees und der Eruption von Lavaströmen, die oft Kilometer vom Krater entfernt austreten. Allerdings gab es am Ale Bagu keine bekannte Magmenakkumulation. Der Vulkan wird aber auch nicht permanent überwacht, so dass sich unterirdisch unbemerkt Magma angesammelt haben kann. Spekulativ ist, dass es aktuell zu einem schnellen Magmenaufstieg aus der Tiefe kam.

Die Explosion ereignete sich südlich des bekannten Erta-Alé-Vulkans und wurde von mehreren unabhängigen Quellen bestätigt. Die Eruptionswolke stieg senkrecht auf und war Berichten zufolge bis ins Tigray-Gebirge sichtbar. Augenzeugen sprachen von kurzen, grellen „vulkanischen Blitzen“, die auf starke elektrostatische Aufladung in der Aschewolke hindeuten könnten.

Während der Name Erta Alé weltweit für seinen Lavasee und kontinuierliche Aktivität bekannt ist, geriet nun sein Nachbarvulkan Ale Bagu in den Fokus – ein deutlich weniger erforschtes, aber keineswegs bedeutungsloses vulkanisches Zentrum.

Der gut 1000 m hohe Ale-Bagu-Vulkan gehört geologisch zur Erta-Alé-Vulkanreihe. Anders als der benachbarte Schildvulkan Erta Alé handelt es sich bei Ale Bagu um einen Stratovulkan – einen Vulkantyp, der potenziell deutlich explosiver eruptieren kann.

Der Vulkan liegt in der äthiopischen Wüste Danakil, die wiederum Teil des Afar-Dreiecks ist, das in diesem Jahr bereits oft im Fokus der Berichterstattung stand. Im Frühjahr gab es in der Awash-Region massive magmatische Intrusionen und im Juli größere effusive Eruptionen am Erta Alé. Außerdem wurden mehrere mittelstarke Erdbeben auf den Schultern des Grabengebietes detektiert. Es sieht so aus, als wäre die Region in eine neue Aktivitätsphase eingetreten.

Update: Das VAAC Toulouse hat inzwischen (gut 6 Stunden nach der Eruption, sehr sinnvoll, wenn es darum geht den Flugverkehr zu warnen) eine VONA Meldung herausgegeben und die Eruption dem Hayli Gubbi zugeordnet. Dieser Schildvulkan liegt ca. 12 km südlich des Erta Alé und ca. 10 Kilometer östlich vom Ale Bagu. Die Eruptionswolke stieg bis auf 13.700 m Höhe auf und verteilte sich über ein großes Areal in östlicher Richtung.

Hayli Gubbi fand bei Vnet erstmals im Sommer Erwähnung: Damals war ein Lavastrom vom Erta Alé durch unterirdische Leitungen hier entlang geflossen, wobei es auch sein könnte, dass der Hayli Gubbi selbst aktiv geworden war. Genau so gut könnte heute Lava vom Erta Alé an der aktuellen Eruption beteiligt gewesen sein. Da die Gegend praktisch unbewohnt ist, gibt es keine verlässlichen Berichte und wir sind auf Daten der Satellitenfernerkundung angewiesen.

Bei den ersten Meldungen zur Eruption handelte es sich um Augenzeugenberichte von Afars in einiger Entfernung zum Geschehen. Nicht ausgeschlossen, dass sie die Eruptionswolke dem falschen Vulkan zuordneten.

Ein Satellitenfoto, das laut Copernicus von heute stammt und kurz vor der Eruption entstanden sein muss, zeigt die beiden Vulkane. Im Infrarotspektrum ist keine thermische Anomalie zu erkennen.

Update No. 2: MIROVA-Thermalaufnahmen nach der Eruption zeigen eine moderate thermische Anomalie im Bereich des Hayli Gubbi.

Äthiopien: Erdbeben Mw 5,0 nahe Awash-Region

Erdbeben Mw 5,0 erschütterte Randbereich des Afar-Dreiecks in Äthiopien

Datum: 26.10.2025 | Zeit: 05:24:18 UTC | Koordinaten 9.626 ; 39.978 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Bereits gestern wurde der Randbereich des Afar-Dreiecks in Äthiopien erschüttert. Das Beben der Magnitude Mw 5,0 manifestierte sich um 05:24:18 UTC in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern. Das Epizentrum wurde 40 km südlich von Abomsa verortet. Das bekanntere Awash liegt rund 70 Kilometer südöstlich des Epizentrums, was den Erdstoß interessant macht: In dieser Region begann vor gut einem Jahr eine beispiellose Erdbebenserie, die durch starke Magmenintrusionen ausgelöst wurde und sich bis ins Frühjahr 2025 hinzog. Das aktuelle Erdbeben ordne ich bislang allerdings eher einer Randstörung auf der Westschulter des Ostafrikanischen Grabenbruchs zu, der sich im Afar-Dreieck weitet. Sollten in den nächsten Tagen weitere Erdbeben auftreten, könnte jedoch auch wieder eine Intrusion im Gang sein.

Awash-Region. © GFZ

Die Registrierung und Lokalisierung von Erdbeben im Afar-Dreieck und in der Wüste Danakil, die sich innerhalb des Dreiecks befindet, ist schwierig. Ein dichtes seismisches Netzwerk existiert dort praktisch nicht. Alle Erkenntnisse über die Erdbeben stützen sich auf wenige Seismometer, die mehrere Hundert Kilometer entfernt stehen. Daher werden schwächere Erdbeben oft gar nicht erst festgestellt.

Die magmatischen Gänge bildeten sich damals zwischen den beiden Vulkanen Fentale und Dofan. Am Fentale kam es nach einer anfänglichen Bodenhebung zu einer deutlichen Subsidenz und anschließendem Austritt von Methangas. In der Nähe des Dofan öffneten sich Spalten, und es kam zu hydrothermalen Eruptionen. Gelegentlich registriert MIROVA schwache thermische Anomalien an beiden Vulkanen, die auf heiße Gasaustritte hindeuten. Das aktuelle Erdbeben ereignete sich nordwestlich des Dofan.

Ein dritter Vulkan des Afar-Dreiecks ist der bekannte Erta Alé, wo sich im Sommer zwei neue Pitkrater gebildet haben. Sie entstanden in Bereichen, in denen früher ähnliche Krater existierten, die in den letzten Jahren jedoch von Lava aufgefüllt wurden. Seit den Kollaps-Ereignissen, die durch den Abfluss der Lava am Südrand der Caldera verursacht wurden, ist es an diesem Vulkan relativ ruhig geworden.

Äthiopien: Afar-Dreieck durch Mantelplume geformt

Magma aus der Tiefe –  Wie ein Mantelplume das Afar-Dreieck in Ostafrika formt

Tief unter dem Afar-Dreieck in Ostafrika brodelt eine geodynamische Kraft, die die Landschaft dramatisch verändert: Ein Mantelplume ist maßgeblich für die vulkanische Aktivität der Region verantwortlich und bedingt ein Aufreißen der Erdkruste und die Bildung eines Riftsystems. Dieses Rift könnte sich zu einem neuen Ozean weiten, so wie es bereits an 2 anderen divergenten Gräben der Region passiert ist: dem Roten Meer und dem Golf von Aden.

Lavasee Erta Alé im Jahr 2008. © MS

Wissenschaftler um Emma Watts von der University of Southampton fanden nun heraus, dass der Mantelplume nicht nur für die beginnende Öffnung des Afar-Dreiecks verantwortlich ist, sondern auch die beiden anderen Gräben entstehen ließ. Unter dem Afar-Dreieck stoßen diese drei tektonischen Nähte zusammen und bilden eine Dreierkreuzung – mit ein Grund, warum die Vulkane des Afar-Dreiecks zu den aktivsten der Welt zählen. Während der Prozess der Riftbildung im Afar-Dreieck noch am Anfang steht und die Kruste hier überwiegend kontinentaler Natur ist, sieht es mit dem Boden des Roten Meeres und des Golfs von Aden anders aus: Hier öffneten sich die Rifts bereits so weit, dass der Boden die chemische Signatur eines Ozeans trägt.

Das Forscherteam hat über 130 Proben junger Vulkane aus allen drei Riftzonen untersucht. Ihre geochemischen Analysen zeigen, dass der darunterliegende Mantel von einer einzigen, jedoch räumlich und chemisch heterogenen Zone besteht, in der heißes Mantelmaterial aus großer Tiefe aufsteigt. Interessanterweise wiederholen sich geochemische Muster über die Rifts hinweg und prägen der Erdkruste eine in Streifen verlaufende Signatur auf – ein Hinweis darauf, dass alle drei Spaltensysteme von derselben Quelle gespeist werden. Statistische Modellierungen mit Splines und K-Means-Analysen stützen diese Hypothese. Doch die Zonen gleicher chemischer Signaturen im Gestein sind unterschiedlich breit, ein Indiz dafür, dass die Öffnung der Rifts unterschiedlich schnell verläuft.

Nicht allein der Aufstieg des heißen Mantelmaterials bestimmt, wo und wie viel Schmelze an die Oberfläche gelangt. Auch die Tektonik spielt eine aktive Rolle. So ist die Dehnungsrate im Rotmeer-Graben mehr als doppelt so hoch wie im Äthiopischen Hauptgraben (MER). Gleichzeitig ist die Kruste unter dem MER deutlich dicker. Diese Unterschiede führen zu einem „Flaschenhals-Effekt“: Während das Material im Roten-Meer-Rift leichter aufsteigen kann, staut es sich unter dem MER, wo der lithosphärische Deckel dicker ist. Dadurch unterscheiden sich nicht nur die Menge, sondern auch die Zusammensetzung des Vulkangesteins in den jeweiligen Zonen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Mantelplumes nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel mit der überlagernden Plattentektonik entwickeln. Ein Plume ist also kein starrer Aufzug für Magma, sondern ein dynamisches System, das durch die Bewegung der Erdplatten geformt wird. Damit liefert das Afar-Dreieck nicht nur einen Blick in die vulkanische Zukunft Ostafrikas, sondern auch einen Schlüssel zum besseren Verständnis globaler geodynamischer Prozesse – bis hin zur Geburt neuer Ozeane.

Zu Anfang des Jahres wurden wir Zeugen der Wehen dieses Geburtsvorgangs, als sich im Süden des Afar-Dreiecks ein großer magmatischer Gang bildete. Die Gangbildung ging vom Vulkan Fentale aus und sorgte auf einer Strecke von über 30 Kilometern für starke Erdbeben und die Entwicklung verschiedener hydrothermaler Phänomene, die sich bis zum Vulkan Dofan erstreckten. Außerdem zeugt die Aktivität des Vulkans Erta Alé von der Geburt eines neuen Ozeans.

Erta Alé: Nordkrater gewaltig abgesackt

Der neue Pitkrater im Norden der Erta Alé Caldera. © Seifegebreil Shifferaw

Nordkrater am Erta Alé weiter kollabiert – Riesiger Pit entstanden

Mekele, 25.07..2025Nach und nach kristallisiert sich das wahre Ausmaß der Ereignisse am entlegenen Vulkan Erta Alé heraus, die sich dort seit Mitte Juli ereignen. Neue Aufnahmen vom Nordende der Caldera zeigen, dass sich ein gewaltiger Pitkrater gebildet hat, der mehrere Hundert Meter tief ist. Der Krater ist infolge von Kollaps-Ereignissen entstanden, als das Magma-Reservoir unter dem Vulkan in Richtung Süden abgelaufen ist. Dabei entstand vermutlich ein ca. 40 Kilometer langer magmatischer Gang und ein Rift.

Den Nordkrater in der Erta Alé Caldera kenne ich als leichte Depression, deren Geländekante 2002 ca. 15 m steil abfiel. Im Lauf der letzten Jahre füllte sich die Depression durch wiederholte Lavastrom-Eruptionen auf, bis sogar eine eine Wölbung entstand. Der nun entstandene Krater dürfte wieder die Dimensionen angenommen haben, den er am Anfang des letzten Zyklus des Vulkans inne hatte. Als die Vulkanführer, die die Aufnahmen machten, sich wieder vom Vulkan entfernten, sahen sie erneut Aschewolken aufsteigen, die auf weitere Kollapsereignisse hindeuteten. Ein Anzeichen dafür, dass die Kraterbildung und damit auch das unterirdische Ablaufen des Magmas noch nicht beendet sein könnte. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es am Ende des Gangs beim Afdera-Salzsee, wo es auch eine Siedlung gibt, ein Lavastrom austreten könnte.

Auch der Südkrater ist in den letzten Tagen kollabiert. Satellitenfotos nach zu Urteilen, hat er wieder die Größe angenommen wie bei meinem ersten Besuch dort. Es ist gut möglich, dass sich in einem oder auch beiden Pitkratern wieder ein Lavasee bilden wird. Für Touristen ist somit der direkte Kontakt zur Lava wieder in die Ferne gerückt: Zuletzt waren mehrere Hornitos unterwegs, die sich auf den Füllungen bzw. Deckeln der Krater gebildet hatten und Lava strotzten.

Sollten die Kollapsereignisse weitergehen, könnten die beiden nahe beieinander liegenden Krater zu einem Verschmelzen. In diesem Fall könnte man dann schon von einer Calderabildung sprechen. Aber auch schon so ist das ein nicht alltägliches Ereignis.

Äthiopien: Massive Erdbewegungen in der Danakil nahe Erta Alé

Rissbildungen nach Erdbebenserie am Afdera-Salzsee in der äthiopischen Wüste Danakil

Afdera, 24.07.2025Im äthiopischen Afar-Dreieck und speziell in der dortigen Wüste Danakil scheint aktuell ein größerer Riftingprozess im Gange zu sein, der weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit abläuft. Wie Geotourismus-Experte Enku Muguleta berichtet, gab es in den letzten Tagen eine Erdbebenserie in der Umgebung des Afdera Salzsees, in deren Folge sich mehrere Senklöcher und längere Erdspalten auftaten. Die Erdbeben wurden nicht von den bekannten Erdbebendiensten registriert, weil es in der Gegend kein seismisches Netzwerk gibt.

Laut Enku traten die Ereignisse am 22. Juli 2025 gegen 16:00 Uhr auf. Fotos von ortsansässigen Afar zeigen schmale, teils tiefreichende Öffnungen im trockenen, sandigen Gelände. Sie entsprechen in ihrer Morphologie typischen Spannungsrissen oder kleineren Einsturzstrukturen, wie sie nach stärkeren Erschütterungen in instabilen geologischen Zonen auftreten können. Die im Bild erkennbare Tiefe weist auf eine erhebliche Öffnung hin, die Teil eines langen Risses sein kann.

Der Afdera-Salzsee liegt am südöstlichen Ende der Erta-Alé-Vulkankette, die aus einer Reihe flacher Schildvulkane besteht, in deren Zentrum sich die Caldera des Vulkans befindet, dem die Vulkankette ihren Namen verdankt. Erst in der letzten Woche kam es am Erta Alé zu einem bedeutenden Ereignis, bei dem sich infolge einer Spalteneruption an der Südostflanke des Vulkans zwei Pitkrater bildeten. Sie entstanden überwiegend durch Kollaps der Füllung früherer Krater, als der Magmenspiegel im Reservoir unter dem Vulkan durch die Eruption abfiel. Südlich der Eruptionsspalte mit ihrem Lavastrom gab es Hinweise darauf, dass Lava in einer bereits existierenden Lavatube in Richtung des Nachbarvulkans Hayli Gubbi floss.

Magmatische Intrusion und Bildung eines 40 Kilometer langen Gangs möglich

Rifting inklusive Dykebildung

Ich spekulierte bereits zu diesem Zeitpunkt darüber, dass sich auch ein Rift gebildet haben könnte, in dem die Lava abfloss. Die Vulkane der Vulkankette liegen alle auf einer Linie, die am gut 40 Kilometer entfernten Lake Afdera mündet, also dort, wo sich vor 2 Tagen die neuen Risse auftaten. Meiner Meinung nach könnten wir hier Zeugen einer größeren Riftingepisode sein, die mit einer Magmenintrusion einhergeht. Sie geht vom Erta Alé aus und könnte sich durch den gesamten Komplex bis hin nach Afdera erstrecken. Das Satellitenfoto zeigt, dass sich südlich vom Hayli Gubbi ein großes Lavafeld befindet. Damals stoppte die Lava einige Kilometer vor dem Salzsee. Nicht auszuschließen, dass sich eine ähnliche Eruption in naher Zukunft wiederholen wird.

Das Henne-Ei-Problem

Ähnlich wie bei den größeren Ereignissen auf Island steht man hier vor dem Problem, was das Ereignis auslöste: War es das Magma, das sich seinen Weg entlang von Schwächezonen bahnte und so den Graben erschuf, oder lösten tektonische Prozesse eine Riftingepisode aus, in deren Graben dann das Magma floss? Immer, wenn sich so lange Gänge bilden, vermute ich tektonische Kräfte als treibende Kraft hinter den Prozessen. Allerdings gilt zu beachte, dass es noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen gibt, die tatsächlich bestätigen, dass Magma soweit in den Süden vordrang. Bis jetzt wurden direkte Zeugnisse von Magma im Untergrund nur bis nördlich des Hayli Gubbi entdeckt.

Zusammenhang mit Intrusionen bei Awash?

Unklar bleibt, ob es einen direkten Zusammenhang zu dem starken Schwarmbeben vom Frühjahr gibt, das sich in der Awash-Region zutrug. Damals wurden die Erdbeben von einer magmatischen Intrusion nebst einer Riftingepisode hervorgerufen. Zwischen den beiden Gebieten liegt eine Strecke von 500 Kilometern. Zudem ändert sich die Richtung, in der die Störungszonen verlaufen. Der Kreuzungspunkt der Störungssysteme liegt im Bereich des Abee-Sees. Von daher glaube ich nicht, dass es sich hier um eine Riftbildung entlang einer Störungszone handelt. Doch die Ereignisse der letzten Monate legen nahe, dass die gesamte Region in eine Phase außerordentlicher tektonischer Aktivität eingetreten ist und dass zeitnah weitere besondere (und auch gefährliche) Ereignisse stattfinden könnten.

Erta Alé: Lava kocht im Hornito

Lavateich kocht in einem offenen Hornito am Erta Alé – Mann im T-Shirt stellt sich an seinem Rand

Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé liegt in der Wüste Danakil und zählt zu den aktivsten Vulkanen des afrikanischen Kontinents. Jahrzehnte lang brodelte in seinem Pitkrater ein großer Lavasee, bis er im Jahr 2017 ausfloss. Seitdem kämpft der Lavasee um eine Renaissance, doch trotz aller Bemühungen schaffte es Erta Alé nicht mehr, einen stabilen Lavasee zu etablieren. Stattdessen füllte sich der Pitkrater in den letzten 2 Jahren infolge einer kleineren Eruptionsserie auf, so dass sich auf absehbare Zeit kein neuer Lavasee mehr bilden kann. Ein wenig Entschädigung liefert gerade ein Hornito, der sich auf dem früheren Krater gebildet hat und dessen Spitze kollabiert ist: er gibt den Blick auf auf brodelnde Lava frei, die sich in seinem Inneren angesammelt hat.

Videoaufnahmen, die der äthiopische Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw online stellte, zeigen das Naturphänomen, das langsam zur Touristenattraktion wird. Ob man am Rand des Lavateichs allerdings mit T-Shirt und Turnschuhe (immerhin keine Sandalen) gut aufgehoben ist, darf bezweifelt werden, obgleich evtl. Lavaspritzer auch nicht von einem Hemd davon abgehalten werden sich in die Haut einzubrennen. Generell sollte man es sich gut überlegen, welches Risiko man für ein Foto auf sich nehmen will.

Der Erta Alé war bis Anfang des Jahres deutlich aktiver, als er es jetzt ist, und frequente Lavastrombildungen waren an der Tagesordnung. Dann kam die Erdbebenserie im ca. 500 Kilometer entfernten Awash, das am Rand der Danakil und des Afar-Dreiecks liegt, und die Aktivität am Erta Alé reduzierte sich signifikant. Im Januar/Februar kam es zu einer großen Intrusion eines magmatischen Gangs, die vom Vulkan Fentale ausging und in ihrer Dimension in etwa mit den jüngsten Ereignissen auf Island vergleichbar war, nur dass die Erdbewegungen in Äthiopien mit einem noch stärkeren Rifting-Ereignis einhergingen. Auf Satellitenfotos der Region erkennt man dampfende Fumarolen am Calderarand des Fentale, während es am Erta Alé nur schwache thermische Anomalien zu sehen gibt, die auf insgesamt 3 heiße Hornitos hindeuten.