Santorin: Erdbeben Mb 3,0 am 10. Mai

Erdbeben Mb 3,0 an der Nordostküste von Santorin – leichte Bodendeformationen detektiert

Datum: 10.05.2025 | Zeit: 20:22:55 UTC | Koordinaten: 36.465 ; 25.453 | Tiefe: 8 km | Mb 3,0

An der Nordküste von Santorin manifestierte sich gestern Abend ein Erdbeben der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum befand sich in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 7 km ostnordöstlich von Oía verortet. Damit lag das Beben deutlich näher an Santorin als die meisten Beben vergleichbarer oder stärkerer Magnitude, die sich im Rahmen des ausgeprägten Schwarmbebens Mitte Januar bis Februar ereigneten. Auch in der Gegend des Schwarms um die kleine Insel Anydros herum gab es in den letzten Stunden zwei Erschütterungen mit der Magnitude 2,9.

Sowohl Magnitude als auch die Tiefe des Erdbebenherds M 3,0 sprechen dafür, dass der Erdstoß im Bereich der Wahrnehmbarkeit lag, entsprechende Meldungen liegen dem EMSC aber nicht vor. Wahrscheinlich macht man sich nach dem dauernden Gewackel im Winter keine Gedanken mehr, wenn es einmal grummelt.

Die Reisewarnungen beim Auswärtigen Amt wurden für Santorin jüngst aufgehoben, und die Tourismusbranche bereitet sich auf die Sommersaison vor. Die Erdbeben heute zeigen aber, dass die Gefahr für ein stärkeres Erdbeben noch nicht gebannt ist, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür geringer geworden ist.

Bodensenkung auf Nea Kameni – Bodenhebung an der Ostküste

InSAR-Aufnahmen beim EGMS (European Ground Motion Service) zeigen, dass sich die Ostküste Santorins in den letzten Wochen lokal um einige Millimeter gehoben hat, während der zentrale Bereich der Caldera mit Nea Kameni weiter absenkte. Das spricht dafür, dass Magma, dass sich Ende letzten Jahres unter der Caldera akkumuliert hatte im laufe des Erdbebenschwarms in Richtung Osten und unterirdisch abgeflossen ist. Das Beben heute könnte mit unterirdischen Magmenbewegungen zusammenhängen, die Spannungen in der Erdkruste erzeugen, die sich an Schwächezonen oder Störungen entladen. Dass es in nächster Zeit einen Vulkanausbruch auf Santorin geben wird, halte ich für wenig wahrscheinlich. Allerdings sind tektonomagmatische Prozesse äußerst dynamisch und von der Wissenschaft noch nicht zur Gänze verstanden. Die Situation könnte sich schnell ändern.

Wer einen Urlaub auf Santorin plant, dem möchte ich weder dazu raten noch abraten. Ich selbst würde hinfahren, aber ich bin ja auch ein wenig anders gepolt als die meisten Menschen, für die Sicherheit eine besonders hohe Priorität hat. Ich vermute mal, dass man dieses Jahr vielleicht recht günstig Urlaub auf Santorin machen kann. Wer hinfährt, sollte aber ein solide wirkendes Hotel buchen, das nicht unbedingt Hanglage hat, und sich Fluchtrouten einprägen.

Kolumbos, der Vulkan der Gold und Silber spuckt

Forschungsmission untersuchte hydrothermale Sulfid-Lagerstätte am Kolumbos bei Santorin – Gold und Silber enthalten

Der griechische Unterwasservulkan Kolumbos liegt nordöstlich von Santorin und ist spätestens seit der seismischen Krise Anfang des Jahres Gegenstand zahlreicher Studien. Eine Forschergruppe um Simon Hector vom Karlsruher Institut für Technologie beschäftigte sich jedoch bereits zuvor mit den hydrothermalen Quellen im Kraterbereich des Vulkans und veröffentlichte ihre Ergebnisse kürzlich bei nature.com. Ziel der Untersuchung war es, die Prozesse zu verstehen, die zur Bildung einer umfangreichen Metallsulfid-Lagerstätte am Kraterboden geführt haben – und das in einer Wassertiefe von rund 500 Metern.

Mithilfe einer Unterwasserdrohne entdeckten Wissenschaftler schornsteinartige Strukturen, die als sogenannte „Black Smokers“ bekannt sind. Aus diesen Kaminen treten heiße, metallreiche und schwefelhaltige Fluide aus, die bei der Abkühlung im Meerwasser mit diesem reagieren. Dabei bilden sich Metallsulfide, die sich am Meeresboden ablagern und dort Lagerstätten entstehen lassen. Im Fall von Kolumbos fanden die Forscher ungewöhnlich große Mengen an Gold und Silber, die gemeinsam mit Sulfiden der Metalle Arsen (As), Blei (Pb), Kupfer (Cu), Quecksilber (Hg), Antimon (Sb), Zinn (Sn), Titan (Ti) und Zink (Zn) auftreten. Im Fokus der Forschungen stand dabei jedoch nicht das Edelmetallvorkommen, sondern das vergleichsweise preiswerte Element Blei – ein Schlüsselelement für die Herkunftsanalyse der hydrothermalen Lösungen.

Geologie des Vulkans Kolumbos

Der Unterwasservulkan Kolumbos liegt nordöstlich von Santorin im Anhydros-Riftbecken, einem Teil des südägäischen Vulkanbogens. Er befindet sich in einer geologischen Senkungszone mit tiefreichenden Verwerfungen. Unter dem Vulkan liegt ein mehrere Kilometer mächtiges Grundgebirge aus Granit, Gneis und Schiefern, überlagert von jüngeren Gesteinseinheiten. Das Vulkangebäude besteht aus 5 Schichten vulkanischen Materials. Die beiden jüngsten stammen vom letzten Ausbruch im Jahr 1650 und bestehen überwiegend aus rhyolitischem Bimsstein, mit basaltischen und andesitischen Einschlüssen.

Im Untergrund liegen zwei Magmakörper in unterschiedlichen Tiefen. Im Tieferen wird aus basaltischer Schmelze durch Reaktion mit dem granitischen Grundgebirge Rhyolith. Dieses steigt von der unteren Erdkruste aus auf und akkumuliert sich in einem zweiten Magmenkörper in nur 2 bis 4 Kilometer Tiefe unter dem Kolumbos.


Durch die Untersuchung des Bleis wollten die Forscher klären, ob die Metalle magmatischen Ursprungs sind – also aus einem Magmenkörper stammen – oder ob sie durch Auslaugung bereits vorhandener Meeresgesteine in Lösung gingen. Hierzu verglichen sie das Blei-Isotopenverhältnis in Gesteinsproben aus den Black Smokers mit dem potenzieller Ausgangsgesteine des Meeresbodens. Das Ergebnis: Das Isotopenverhältnis des Bleis in den Schlotwänden entspricht dem der vulkanischen Gesteine, die der Kolumbos gefördert hat.

Magmatische Gase transportierten neben Blei auch Arsen, Silber, Gold, Kupfer, Quecksilber, Antimon, Zinn und Zink. Das ebenfalls nachgewiesene Titan hingegen stammt aus der Auslaugung rhyolithischer Gesteine. Aus diesem Rhyolith stammen zudem Sulfide, die an der Bildung von Pyrit beteiligt waren. Verschiedene Salze sowie das Bleisulfid Galenit wurden durch hydrothermale Prozesse in die Meeresumgebung eingebracht. Im Pyrit identifizierten die Forscher unter dem Mikroskop wachstumsbedingte Zonierungen aus Galenit – ein Hinweis auf episodische Pulse magmatischer Fluide während des Wachstums der Schlote.

Insgesamt überwiegt der magmatische Anteil an den hydrothermalen Lösungen bei der Bildung der Sulfid-Lagerstätte im und am Kolumbos. Das spricht für das Vorhandensein eines aktiven Magmenkörpers unter dem Vulkan. Die austretenden hydrothermalen Fluide weisen Temperaturen von bis zu 265 °C auf – ein weiterer Beleg für die Präsenz von Magma im Untergrund. Lediglich der hohe Wasserdruck in 500 Metern Tiefe verhindert das Verdampfen der Fluide.

Wie hoch der Anteil an Gold und Silber in der Lagerstätte tatsächlich ist, bleibt offen. Doch ein Vulkan, der Gold und Silber hervorbringt, ist in jedem Fall bemerkenswert. (Quelle: nature.com)

Griechenland: Massive Bodenbewegungen auf Kreta

Starke Bodenbewegungen in Teilen von Kreta – Rissbildungen in mehreren Dörfern

Griechenland wird weiterhin von ungewöhnlichen Naturphänomenen heimgesucht, deren Ursachen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind – deren Folgen jedoch katastrophal sein könnten. Nach der intensiven Schwarmbebenserie im Januar und Februar östlich von Santorin wird nun aus Kreta berichtet, dass sich in drei Dörfern der Boden stark bewegt und Risse in Straßen und Häusern entstehen. Mehrere Gebäude sind bereits unbewohnbar, einige sollen sogar deutlich in Schieflage geraten sein. Die Ursachen sollen nun von Geowissenschaftlern untersucht werden. Obwohl sich in den letzten Monaten zahlreiche mittelstarke Erdbeben rund um Kreta ereigneten, handelt es sich laut Experten nicht um ein seismisches Phänomen.

Besonders betroffen sind die Dörfer Voutes, Koules und Magarikari. Sie liegen auf einer rund 30 Kilometer langen Linie in Nordost-Südwest-Richtung – von Voutes nahe Heraklion bis nach Magarikari im Süden – und markieren damit eine auffällige geologische Struktur quer über die Insel.

Das Phänomen ist nicht neu: Erste Anzeichen wurden bereits 1960 registriert. Eine Studie der Gemeinde Phaistos aus dem Jahr 2023 zeigte, dass 15 % der untersuchten Gebäude im historischen Ortskern unbewohnbar sind, während 60 % erhebliche Schäden aufweisen. Die Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit geotechnischer Analysen und langfristiger Stabilisierungsmaßnahmen.

In den letzten zehn Tagen haben sich die Bodenbewegungen jedoch deutlich beschleunigt. Die Behörden installierten nun Messgeräte, um die Risse zu überwachen. Diese zeigen bislang keine weitere Öffnung – ein Grund zur Entwarnung ist das jedoch nicht. Die Bevölkerung ist beunruhigt und fordert schnelle Maßnahmen zur Sicherung ihrer Häuser und Infrastruktur.

Ein in sozialen Medien kursierendes Video zeigt Bewegungen an Bodenrisse am Kai von Heraklion. Der Hafenbetreiber versichert, es handele sich dort um alte bauliche Schäden, die nicht mit den aktuellen Bewegungen im Inselinneren in Verbindung stehen.

Geologen vermuten als Ursache für die Bodenbewegungen eine schiefrige Mergelschicht, die bei Feuchtigkeit an Festigkeit verliert. Paradoxerweise war der April 2025 jedoch extrem trocken, doch möglicherweise führt auch das Austrocknen des Mergels zur Instabilität.

Kreta liegt in einer seismisch aktiven Zone: Hier taucht die afrikanische Platte unter die ägäische ab. Neben den großen Störungszonen vor der Küste durchziehen auch kleinere lokale Brüche das Inselinnere. Im Jahr 2024 wurden in der Region rund 1.000 Erdbeben registriert – die meisten davon kaum spürbar. Gestern gab es ein Erdstoß Mb 4,5 östlich der Insel.

Santorin: Forschungen bestätigen Magmaintrusion

Auf Santorin wurden 50.000 Erdbeben mit Hilfe von KI erfasst und ausgewertet – magmatische Intrusion bestätigt

Erste, mit Spannung erwartete Forschungsergebnisse rund um die Geschehnisse bei der griechischen Vulkaninsel Santorin wurden letzte Woche auf dem Delphi-Forum vorgestellt, an dem viele namhafte Seismologen und Geoforscher teilnahmen.

Die Forschungen basierten in erster Linie auf der KI-gestützten Echtzeiterfassung und Auswertung von Seismogrammen, mit der Forscher vom BGS  über 50.000 Erdbeben nachwiesen, die sich im Januar und Februar östlich von Santorin zugetragen hatten. Die KI war dabei in der Lage, aus den Messwerten auch die schwächsten Erschütterungen herauszupicken, die bei herkömmlichen Methoden nicht festgestellt werden konnten. Die Wissenschaftler überprüften daraufhin auch weiter zurückliegende Seismogramme und stellten fest, dass bereits im November 2024 ultraschwache Erschütterungen – ich nenne sie mal Nanobeben – auftraten. Es erfolgte auch eine neue Auswertung von GNSS-Daten und man stellte fest, dass es bereits im August 2024 zu Bodenhebungen auf Santorin kam. Diese summierten sich bis Ende Januar 2025 auf 40 Millimeter. Mit dem Einsetzen der seismischen Krise verlagerte sich die Bodenhebung in Richtung Westen, auf den Bereich der vorgelagerten Insel Anhydros, Gleichzeitig begann der Boden auf Santorin mit einer Absenkung, die zuletzt 60 mm betrug. Gegen Ende des Ereignisses senkte sich der Boden bei Anhydros: die GNSS-Messstationen registrierten innerhalb von zwei Wochen eine Absenkung um 120 mm sowie eine weitere Verschiebung nach Westen.

Die Entwicklung verlief in vier Phasen impulsartiger Seismizität mit zunehmender Dauer. Die Daten deuten auf eine sich in nordöstlich Richtung ausbreitende magmatische Intrusion unter Anhydros hin. Magmaeinbrüche in 3–5 km Tiefe erzeugen dabei Spannungen und aktivierten Verwerfungen, an denen es die stärkeren Erdbeben gab. Der Prozess scheint bis heute nicht abgeschlossen zu sein und die Forscher meinen, dass das Phänomen andauern wird, solange die Magmakammer aktiv gespeist wird. Tatsächlich kann man aus den GNSS-Daten ablesen, dass nach der Periode mit den stärksten Erdbeben und der Bodensenkung bei Anhydros auf Santorin der Boden wieder ansteigt.

Ich vermute, dass die Bodensenkung im Bereich von Anhydros durch eine Grabenbildung über dem magmatischen Gang zustande kam, so wie wir es jüngst auf der isländischen Reykjaneshalbinsel sahen.

Einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung des Phänomens liefert das Meeresobservatorium SANTORY, das erste seiner Art in Griechenland. Es überwacht vulkanische Prozesse unter Wasser, unterstützt die Anpassung an den Klimawandel und dient als Modellprojekt für den östlichen Mittelmeerraum.

Auf der Delphi-Konferenz erinnerte Kostas Synolakis an den verheerenden Tsunami von 1956 und betonte die Notwendigkeit eines modernen, nationalen Vulkan- und Tsunamiwarnsystems auf Basis von Echtzeitdaten und KI, unabhängig von ausländischer Infrastruktur. Zudem sprach er sich für eine meritokratische Besetzung wissenschaftlicher Gremien aus, um im Krisenfall verlässliche Informationen liefern zu können. Margarita Segou vom BGS warnte abschließend: Fehleinschätzungen bei der Überwachung könnten laut Schätzungen vom Rückversicherer Lloyd’s im Falle eines Ausbruchs gravierende wirtschaftliche Folgen haben. Diese Bemerkungen waren in erster Linie an die Vertreter der Tourismusindustrie gerichtet, die Santorin in Windeseile als „sicher“ eingestuft haben und bereits wieder Touristen erwarten. Dabei deuten die Messdaten an, dass bereits ein neuer Zyklus der Ereignisse eingesetzt haben könnte.

Paros: Blitzflut reißt Autos mit

Unwetter in der Ägäis verursacht Blitzflut auf Paros – Zahlreiche Autos mitgerissen

Auf der griechischen Insel Paros ereignete sich heute Nachmittag ein starkes Unwetter in dessen Folge es zu einer Blitzflut kam. Besonders schlimm traf es die kleine Hafenstadt Naoussa im Norden der Insel. Dort verwandelten sich Straßen im Ortszentrum in reißende Flüsse. Videos, die in den sozialen Medien geteilt wurden, zeigen, wie mehrere Autos auf überfluteten Straßen von den Wassermassen mitgerissen wurden und wie Boote an Geschäften vorbeischwammen. Ob es Todesopfer gab ist noch nicht bekannt.

Die Katastrophe kam nicht völlig überraschend, denn kurz vor ihrem eintreten hat der Zivilschutz zusätzliche Notrufnummern freigeschaltet und die Bürger wegen den gefährlichen Wetterbedingungen zur Vorsicht aufgerufen. Der Nationale Wetterdienst gab außerdem eine Unwetterwarnung heraus. Sie gilt für die Zeit von Montagmittag bis Mittwochmorgen und warnt vor heftige Regenfälle und örtliche Stürme in Ostgriechenland. Die Behörden raten von unnötigen Reisen ab und empfehlen, die offiziellen Anweisungen zu befolgen, da die Überschwemmungen voraussichtlich anhalten werden.

Paros ist eine hügelige Insel mit einem zentralen Bergmassiv. Der höchste Punkt ist der Profitis Ilias mit etwa 770 Metern Höhe. Von dort aus fällt das Gelände sanft zu den Küsten ab. Die Insel hat zahlreiche Täler, sanfte Hügel und fruchtbare Ebenen, die für den Anbau von Wein, Oliven und Feigen genutzt werden. Wahrscheinlich ist es der Topografie der Insel geschuldet, dass die Wassermassen des Unwetters von den Bergen in Richtung Naoussa ablief und dort zur Überflutung führte.

Paros liegt in der Ägäis und gehört zur Inselgruppe der Kykladen. Sie liegt nur wenige Kilometer nördlich von Santorin, wo es im Februar eine seismische Krise gegeben hatte. Dort gibt es täglich immer noch mehrere Erdbeben.

Santorin: Weitere Erdbeben detektiert

Weitere Erdbeben bei Santorin – Insel kehrt langsam zur Normalität zurück

Auf Santorin stehen die Zeichen auf Entspannung, obwohl die Erde nordöstlich der Insel immer noch bebt. Gestern manifestierten sich neun Erschütterungen im Erdbebengebiet, in dem es seit Ende Januar einen sehr starken seismischen Schwarm gegeben hatte.

Die beiden stärksten Erdbeben gestern hatten die Magnituden 3,6 und Hypozentren in 16 und 11 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen nördlich der kleinen Insel Anydros. Die seismische Aktivität verlagerte ihren Schwerpunkt erneut weiter in Richtung Nordosten.

Die Wissenschaftler gaben in den letzten Tagen keine neuen Erkenntnisse zum außergewöhnlichen Erdbebenschwarm preis, dürften aber weiter forschen und dann hoffentlich im Lauf der nächsten Wochen mit ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. Dieser Blindflug macht es natürlich schwierig, die Gefahrenlage einzuschätzen. Einen unmittelbar bevorstehenden submarinen Vulkanausbruch sehe ich momentan nicht mehr, aber die Gefahr eines stärkeren Erdbebens mit einer Magnitude im Sechserbereich ist nach wie vor gegeben. Vorhersagen lassen sich solcher Ereignisse aber nicht.

Also heißt es auf Santorin zurück zur Normalität: Die Inselbewohner kehren langsam zurück und die Schulen haben diese Woche wieder geöffnet. Auch die Tourismusbranche bereitet sich darauf vor, im April die Vorsaison einzuläuten. Dafür werden nicht nur Reisende gesucht, sondern auch Personal, denn dieses war mit vielen Bewohnern der Insel vor der Erdbebenserie geflohen.

Einstweilen wirbt die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni auf der Reisemesse ITB in Berlin um Touristen und sagt, dass die Sicherheit an erster Stelle steht. Man würde alles tun, um den Besuchern auf Santorin einen sicheren Urlaub zu ermöglichen, und würde Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wie diese konkret aussehen, gab sie allerdings in einem Interview mit Euronews nicht bekannt.

Ich stelle mir die Frage, ob man tatsächlich für die Sicherheit von Bewohnern und Einwohnern einstehen kann, sollte es zu einem starken Erdbeben kommen. Wie sich während der seismischen Krise herausstellte, gab es in den letzten Jahrzehnten auf Santorin einen ziemlichen Wildwuchs an Gebäuden in gefährdeten Zonen, deren Erdbebensicherheit alles andere als gegeben ist. Fraglich finde ich auch, wie man alle Hotels, Pensionen und Airbnbs in wenigen Wochen auf Erdbebensicherheit überprüfen will. Für mich bleibt bei der Ankündigung der Ministerin der fahle Beigeschmack der Augenwischerei zurück. Sicherlich kann man als Tourist nach Santorin reisen, wenn man sich der Gefahren bewusst ist und sich sein Hotel nicht nach Schönheit, sondern nach Stabilität aussucht und nicht unbedingt ein Zimmer in einem Haus in Hanglage bucht. Vor Ort sollte man sich Evakuierungswege und Zonen einprägen und auch sonst über richtige Verhaltensregeln bei Erdbeben und Tsunamis Bescheid wissen.

Santorin: Erdbebensituation am 25.02.25

Sonnenuntergang auf Santorin. © Marc Szeglat

Santorin mit zwei Erdbeben im Viererbereich – Anzahl der Beben weiter rückläufig

Datum 24:02.25 | Zeit: 11:33:08 UTC | Koordinaten: 36.687 ; 25.688 | Tiefe: 7 km | Mw 4,3

Obwohl die Gesamtzahl der Erdbeben im Gebiet nordöstlich von Santorin weiter abgenommen hat, ereigneten sich in den letzten 24 Stunden noch 2 Beben mit den Magnituden 4,3 und 4,1. Zudem gab es 14 schwächere Erdbeben. Die beiden stärksten Beben manifestierten sich nördlich der kleinen Insel Anydros, die zuletzt im Zentrum des Bebensturms lag. Obgleich man noch nicht mit Sicherheit sagen kann, dass das Schwarmbeben vorbei ist und nicht wieder aufleben könnte, hat sich die Situation deutlich entspannt. Die Situation könnte aber trügerisch sein, denn es könnten sich auch wieder größere Spannungen im Untergrund aufbauen. Ob diese tektonisch bedingt sind oder ggf. von einer weiteren Magmenintrusion verursacht werden, ist im Ergebnis in Bezug auf Erdbeben erst einmal zweitrangig. In beiden Fällen könnten Erschütterungen im Sechserbereich entstehen. Im zweiten Fall würde die Wahrscheinlichkeit eines submarinen Vulkanausbruchs steigen.

Generell kommt es bei Gangbildungen nicht immer zu einem Vulkanausbruch, wie man auch sehr schön am Beispiel des Ostafrikanischen Riftvalleys sehen kann, wo sich nun in der äthiopischen Afar-Region innerhalb von 3 Monaten mindestens 2 große magmatische Intrusionen ereigneten. Da es in der Afar-Region kein vernünftiges seismisches Netzwerk gibt, wurden nur Erdbeben mit Magnituden größer 4 registriert, wobei das stärkste Beben mit einer Magnitude von 6 erst vor 2 Wochen auftrat, nachdem die eigentliche Intrusion offenbar vorbei war. Vergleicht man beide Ereignisse, könnten sie von ähnlichem Ausmaß gewesen sein, wobei die Gangbildung in der Afar-Region wahrscheinlich größer war. Zwar wurden dort nur die stärkeren Erdstöße registriert, doch hier konnte man mittels Satelliten Bodendeformationen messen und hydrothermale Aktivität bis hin zu phreatischen Explosionen beobachten. Da die Ereignisse in Griechenland in großer Tiefe unter Wasser abliefen, fehlen solche Beobachtungen. Messergebnisse von den Stationen am Meeresboden wurden bislang nicht veröffentlicht. Daher gibt es eine gewisse Unsicherheit, ob es magmatisch bedingte Beben waren bzw. sind. Das Beispiel Äthiopien zeigt aber, dass die Gefahr eines stärkeren Erdbebens auch bei Santorin noch nicht gebannt ist.

In Griechenland und speziell auf Santorin muss man wohl über einen Paradigmenwechsel nachdenken. Es stellte sich heraus, dass natürlich viele Gebäude in prekären Lagen ohne Baugenehmigung errichtet wurden. Überdenken muss man auch das Konzept des Massentourismus. Zum einen stellt sich die Frage der Gebäudesicherheit von Hotels, Pensionen und vor allem Privatunterkünften. Zum anderen muss man Pläne entwickeln, wie man die Menschenmassen im Sommer im Notfall evakuiert und versorgt. Vielleicht helfen entsprechende Konzepte auch, den touristischen Overkill der Insel zu minimieren. Doch eins scheint mir klar zu sein: Die Preise für Urlauber dürften in diesem Jahr niedriger als sonst sein, doch wenn man neue Konzepte entwickelt, wird es wohl später noch teurer werden.

Übrigens, der Erdbebenschwarm auf Santorin bestand aus mehr als 21.500 Erschütterungen.

Santorin: Deutlicher Rückgang der Erdbebentätigkeit

Seismizität hat deutlich nachgelassen – Seismologen wagen sich aus ihrer Deckung

Im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin lassen die frequenten Erschütterungen langsam nach und man kann inzwischen von einem signifikanten Rückgang der Seismizität sprechen. Dennoch wurden in den letzten 24 Stunden noch 25 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 3,4 und 2,3 registriert. Obgleich die Tätigkeit wieder aufleben könnte und sich nach wie vor stärkere Erdbeben ereignen könnten, scheint sich die Situation erst einmal zu beruhigen. Sollte der Grund für die Erdbeben magmatisch gewesen sein und durch aufsteigendes und nicht seitlich abfließendes Magma verursacht worden sein, dann könnte es in den nächsten Monaten einen neuen Schwarm geben.

Die Seismologen des geophysikalischen Instituts wagen sich ein wenig aus der Deckung, in der sie sich medial zurückgezogen hatten, und veröffentlichten gestern eine Einschätzung der Situation. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass der Schwarm abklingt, was ja auch zu beobachten ist. Sie meinten in ihrem Statement, dass es keinen Hinweis auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch gebe und dass auch der Kolumbos in den nächsten 10.000 Jahren nicht ausbrechen werde. Ich frage mich da, auf welcher wissenschaftlichen Basis dieses Expertenurteil fußt. In diesem Fall könne man den Vulkan ja gleich als erloschen erklären, obwohl in einer Studie nachgewiesen wurde, dass der Kolumbos über einen aktiven Magmenkörper verfügt. Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass diese Experten alles tun, um die Wogen für die anstehende Urlaubssaison zu glätten und die Bälle flachzuhalten.

In Bezug auf Santorin schreiben sie hingegen schon von Bodenverformungen. Die Seismologen nehmen Bezug auf horizontale Verschiebungen, bei denen sich der Nordteil der Insel um 8 Zentimeter verschoben haben soll und der Südteil um 4. Aus vulkanologischer Sicht wäre der horizontale Versatz erst einmal wichtiger zur Lagebeurteilung gewesen, aber vielleicht teilt man den uns ja noch mit.

Obwohl ich das Risiko für einen mittelfristig bevorstehenden Vulkanausbruch auf Santorin auch nicht als besonders hoch einschätze, würde ich mit der Buchung einer Santorinreise derzeit warten oder sie auf nächstes Jahr verschieben, zumindest wenn ich ruhige und sorgenfreie Ferien verbringen wollte.

Santorin: Weitere Erdbeben mit Magnituden 5,1

Zwei weitere Erdbeben mit Magnituden 5,1 erschütterten Santorin

Datum 18.02.25 | Zeit: 06:08:09 UTC | Koordinaten:  36.608 ; 25.618 | Tiefe: 8 km | Mw 5,1

Die Erdbebenkrise bei der griechischen Insel Santorin hält weiter an. Die Anzahl der Erdbeben variierte in den letzten 48 Stunden wenig, doch heute Morgen gab es wieder 2 stärkere Erdbeben mit einer Magnitude von 5,1. Sie manifestierten sich um 04:46:52 Uhr und um 06:08:09 Uhr UTC. Die Hypozentren beider Beben lagen in 8 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen wieder in dem Offshore-Bereich nordöstlich von Santorin, wobei ein Beben westlich und das andere östlich der kleinen Insel Anydros lag. Generell erkennt man, dass es jeweils in dem Bereich der stärkeren Beben zu einer Clusterbildung kommt, mit einer Tendenz der weiteren Ostwärts-Verlagerung der Epizentren.

Während sich einzelne Forschergruppen in Bezug auf den Ursprung der Beben klar positionieren, mögen sich die federführenden Institutionen nicht festlegen und bleiben nach allen Seiten diplomatisch offen. In einem Bericht vom GFZ-Potsdam heißt es weiterhin, dass es sowohl magmatisch getriggerte Beben als auch rein tektonische Erschütterungen sein könnten. Auch eine Kombination von beiden Ursachen halten sie für möglich.




Einige Forscher formulieren aber auch ziemlich detaillierte Vorstellungen zu dem, was ihrer Meinung nach passiert ist. So habe ich Medienberichte gelesen, nach denen der griechische Forscher Athanasios Ganas (Geodynamischen Instituts Athen) meinte, dass der Magmenaufstieg unter Santorin begonnen hatte, dann Richtung Kolumbos migrierte und von dort weiter in das jetzt seismisch aktive Gebiet strömte. Grund zu der Annahme liefert die Bodenhebung von wenigen Zentimetern, die zwischen Herbst und Beginn der seismischen Krise im Calderabereich von Santorin gemessen wurde. Das ist eines der möglichen Szenarien, aber nicht unbedingt das Wahrscheinlichste.

Nach wie vor lassen sich über den weiteren Verlauf des Erdbebenschwarms keine verlässlichen Prognosen anstellen, höchstens Szenarien des denkbar Möglichen erstellen. Diese Szenarien beginnen dabei, dass nichts weiter passiert und die Erdbeben nach einer Weile aufhören. Es könnte aber auch eine erneute Verstärkung der Beben geben, bis hin zum Auftreten eines starken Erdbebens mit großem Zerstörungspotenzial, in dessen Folge auch ein Tsunami entstehen könnte. Ein Vulkanausbruch ist ebenfalls denkbar, der würde sich aber wahrscheinlich submarin abspielen. Auch in diesem Fall könnte ein Tsunami resultieren.