Erdbeben M 5,6 in Indonesien – News vom 08.06.23

Erdbeben Mw 5,6 vor der Küste von Java

Datum 07.06.23 | Zeit: 7:04:59 UTC | 8.80 S ; 110.78 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,6

Vor der Küste von Zentraljava kam es gestern zu einem Erdbeben der Magnitude 5,6. Ersten Meldungen zufolge wurde das Beben mit einer Lokalmagnitude von 6,2 eingestuft. Der Erdstoß ereignete sich um 17:04:59 UTC (00:04:59 Lokalzeit) und hatte ein Hypozentrum das 120 km süd-südöstlich von Yogyakarta verortet wurde. Der Erdbebenherd wurde in 40 km Tiefe ausgemacht. Obwohl das Beben offshore lag und trotz der relativ großen Tiefe des Hypozentrums wurde es von den Bewohnern der Küstenregion deutlich wahrgenommen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Beben als stark empfunden wurde und ca. 20 Sekunden dauerte.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben mit der Subduktion am Sundagraben im Zusammenhang. Beim Sundagraben handelt es sich um einen 2250 km lange und 7290 m tiefen Graben, der die kontinentale Naht zwischen Eurasien und Australien darstellt. Allerdings stoßen hier die beiden Kontinente nicht direkt aufeinander, sondern Eurasien vorgelagert befindet sich die kleinere Sundaplatte, auf der sich die meisten Inseln Indonesiens befinden. Außerdem liegen auf der Sundaplatte Teile von Thailand, Vietnam und große Teile des Philippinischen Archipels.

Das Beben ist im Kontext von vnet interessant, da es sich in relativer Nähe zum Vulkan Merapi ereignete. Seit 2018 wachsen im Krater des Merapis zwei Lavadome und es kam zu explosiven Eruptionen, aber auch zu Abgängen pyroklastischer Ströme. Das Domwachstum fluktuiert und es gibt Phasen, bei denen die Dome stärker wachsen und es kommt dann auch vermehrt zu Abgängen von Schuttlawinen und zur Bildung pyroklastischer Ströme. Das aktuelle Erdbeben vor der Küste könnte sich gestern bereits auf die Aktivität des Merapi ausgewirkt haben, denn es gingen deutlich mehr Schuttlawinen ab, als es in den Wochen zuvor der Fall war. Das VSI registrierte 190 Abgänge. Ansonsten sind es etwa 100. Außerdem ereigneten sich 15 vulkanisch bedingte Erdstöße.

Gestern gab es auch zwei moderate Erdstöße im Sunda Strait zwischen den indonesischen Inseln Java und Sumatra. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 3,9, gefolgt von einem Erdbeben M 3,5. Die Hypozentren lagen in 10 km Tiefe. Die Beben ereigneten sich in relativer Nähe zum Vulkan Anak Krakatau, der einige kleinere Aschewolken produzierte.

Vulkan Merapi – News am 01.06.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Merapi mit glühenden Schuttlawinen und Domwachstum

In den letzten Tagen wurde in indonesischen Lokalmedien wieder öfter über die Aktivität am Vulkan Merapi berichtet. Fotos und Videos zeigen Abgänge glühender Schuttlawinen, die teilweise Strecken von mehr als zwei Kilometer zurücklegen. Dass es jetzt zu vermehrter Sichtung dieser Phänomene kommt, dürfte vor allem der besseren Sichtbarkeit nach der Regenzeit geschuldet sein, denn die Statistiken zu den Abgängen fluktuieren seit Mitte März wenig. Täglich werden um die 100 Abgänge von Schuttlawinen gemeldet. Gelegentlich entsteht anstelle einer Schuttlawine auch mal ein kleiner pyroklastischer Strom. Die Seismizität ist an den meisten Tagen vergleichsweise gering mit leicht steigender Tendenz. Am 27. Mai kam es zu einer kurzweiligen Phase mit knapp 80 Hybriderdbeben, die mit Fluidbewegungen im Untergrund zusammen hingen. Trotz der eher bescheidenen Seismizität steigt frisches Magma auf, dass den Dom am südwestlichen Kraterrand mit Material versorgt, das zum großen Teil über die Schuttlawinen abgeführt wird. Trotzdem kam es in den letzten Wochen zu Domwachstum, wie neue Daten vom VSI belegen, denn am 17. Mai 2023 wurden die Dome mit Hilfe einer Drohne neu kartografiert und vermessen. Dabei kam heraus, dass das Volumen des südwestlichen Doms 2.372.800 Kubikmeter beträgt. Bei der vorherigen Messung im März betrug das Volumen noch 1.686.200 Kubikmeter. Es wurden auch morphologische Veränderungen festgestellt. Der zentrale Lavadom präsentiert sich hingegen nur wenig verändert und sein Volumen beläuft sich auf 2.337.300 Kubikmeter. Im März waren es 2.312.100 Kubikmeter, es gab also nur ein geringes Wachstum.

Dem wöchentlichen Bulletin der indonesischen Bergbaubehörde ist auch zu entnehmen, dass es im Beobachtungszeitraum 19.-25. Mai zu 236 Lawinenabgänge kam, die eine Strecke von mehr als 2 km zurück legten. Sie gingen vom südwestlichen Dom ab und flossen durch die Rinnen von Kali Bebeng und Kali Boyong. Das Geräusch von Lawinen war vom Babadan-Posten aus 25 mal mit geringer bis mäßiger Intensität zu hören gewesen. Die Bodendeformation war schwach.

Vulkan Merapi – News am 18.05.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Kleiner pyroklastischer Strom am Merapi

Gestern ging vom Südwestdom im Krater des Vulkans Merapi ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab. Er wurde auf Aufnahmen der Livecams dokumentiert, findet aber keine Erwähnung in den Updates vom VSI/MAGMA. Daher sind auch keine genauen Daten bekannt. Die Gleitstrecke würde ich auf weniger als 2 km schätzen. Die Vulkanologen berichten dafür von zahlreichen Schuttlawinenabgängen vom Dom. Nachts hinterlassen die Abgänge häufig Spuren der Rotglut auf den Vulkanflanken. Gestern wurden 112 seismische Signale detektiert, die von diesen Abgängen zeugen. Sie dauerten zwischen 11,16 und 201,64 Sekunden und erzeugten Amplituden zwischen 3 und 35 mm. Ich vermute einmal, dass die Spitzenwerte dieser Angaben dem Dichtestrom zuzuordnen sind. Bereits in der letzten Woche gab es ein vergleichbares Ereignis. Sie zeugen davon, dass immer noch Magma aufsteigt und den Lavadom mit Material versorgt. Ob der Dom tatsächlich wächst oder ob sich frisch gefördertes Material und die Abgänge die Waage halten ist unklar. Im letzten Wochenbericht vom BPPTK heißt es, dass es morphologische Veränderungen am Südwestdom gegeben habe, während sich der Zentraldom unverändert zeigte. Die letzten Messungen der Dome stammen aus dem März. Damals hatte der Zentraldom ein Volumen von 2.312.100 Kubikmetern. Der Südwestdom brachte es auf 1.686.200 Kubikmeter.

Die Seismizität ist vergleichsweise gering, sieht man einmal von den zahlreichen Signalen der Schuttlawinen ab. Gestern wurde nur ein vulkanisch-bedingtes Erdbeben registriert, das von Fluidbewegungen im Untergrund hervorgerufen wurde. Es sieht mir nicht nach massivem Magmenaufstieg aus und der Südwestdom wird nur langsam wachsen. Dennoch kann es jeder Zeit auch zu Abgängen größerer pyroklastischer Ströme kommen, die eine ernste Gefahr für die Anwohner des Vulkans darstellen. Vorsichtig müssen natürlich auch Vulkanbeobachter sein. Vulkanologen und Zivilschutz fordern dazu auf, die Sperrzonen um den Vulkan zu respektieren.

Vulkane Indonesiens am 09.04.2023: Lewotolok

Indonesien ist momentan das Land mit den meisten aktiven Vulkanen. Neben Anak Krakatau, Merapi und Semeru macht der Lewotolok von sich Reden und steigerte in den letzten Tagen seine Aktivität. Daher beginne ich die Übersicht mit diesem Vulkan.

Lewotolok mit strombolianischer Aktivität

Der Lewotolok liegt im Norden der Insel Lembata, welche eine der weniger bekannten Inseln jenseits (soll heißen östlich) von Flores ist. Der Vulkan steigerte Mitte März seine Aktivität und eruptiert seitdem strombolianisch, wobei er ab dem 22. März sichtlich aufdrehte. Heute veröffentlichte das VSI/MAGMA folgende seismische Daten zum Lewotolok:

  • 118 Eruptionen/Eruptionsbeben mit einer Amplitude von 16,8–38,6 mm und einer Erdbebendauer von 30–138 Sekunden.
  • 3 Mal ereigneten sich Steinschlag-Erdbeben mit einer Amplitude von 1,1-1,3 mm und einem Erdbeben, das 28-55 Sekunden dauerte.
  • 129 Erdbeben, die durch starke Entgasungen hervorgerufen wurden.
  • 30 Mal die Harmonische Beben mit einer Amplitude von 1,3–33,1 mm und einer Erdbebendauer von 77–369 Sekunden.
  • 34 nicht harmonische Erschütterungen mit einer Amplitude von 1,4–34,5 mm und einer Erdbebendauer von 86–365 Sekunden.
  • 1 tiefes vulkanisches Erdbeben mit einer Amplitude von 1,6 mm, S-P 0,7 Sekunden und einer Erdbebendauer von 9 Sekunden.

Besonders hervorzuheben sind die 118 seismischen Eruptionssignale der strombolianischen Explosionen. Die Strombolianer fördern glühende Tephra, die einige Hundert Meter hoch aufsteigen kann. Die Vulkanasche schafft es momentan bis auf 300 m über der Kraterhöhe. Das reicht oftmals nicht aus, um VONA-Warnungen auszulösen. Trotzdem geben die Eruptionen schöne Motive ab, die Vulkanguide und Vulkanvereins-Mitglied Andi derzeit auf Foto und Video dokumentiert. Von ihm stammt das hier gezeigte Foto.

Beim Lewotolok handelt es sich um einen 1431 m hohen Stratovulkan, der den meisten erst seit November 2020 bekannt sein dürfte. Damals erwachte der Vulkan mit einer VEI 2 Eruption und ist seitdem praktisch daueraktiv, wobei es im letzten Jahr eine mehrmonatige Pause gab.


Semeru mit Lavazunge

Praktisch ohne Pause aktiv ist der Semeru, der zeitweise genauso viele strombolianische Eruptionen erzeugt wie der Lewotolok. Sie gehen von einem Krater aus, der von einem Pancake-Lavadom verstopft ist. Der Dom quillt durch eine Scharte im Kraterrand und erzeugt eine Lavazunge bzw. einen kurzen und zähen Lavastrom. Von ihm gehen Schuttlawienen ab. Die Situation erinnert dadurch an den Sinabung, bei dem sich vor einigen Jahren eine vergleichbare Aktivität steigerte und es zu häufigen Abgängen pyroklastischer Ströme kam. Teils mit katastrophalen Folgen. Diese kennen wir auch bereits vom Semeru. Wobei ich fast vermuten würde, dass sich die Abgänge von pyroklastischen Strömen in den nächsten Wochen verstärken werden. Grund zu dieser Spekulation liefert eine erhöhte Seismizität, die ein weiteres Wachsen von Dom und Lavastrom vermuten lässt.


Aktivität am Merapi rückläufig

Während Lewotolok und Semeru ihre Aktivität steigerten, hat sie am Merapi abgenommen. Das gilt insbesondere für die Seismizität. Es werden kaum noch hybride- und vulkanotektonische Beben registriert, die auf Magmenaufstieg hindeuten. Auch die Abgänge von Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen haben nachgelassen, obwohl es in den Medien und bei den Vulkanologen jüngst Meldungen über Abgänge glühender Schuttlawinen gab. Dennoch es kann noch Domwachstum geben, sodass es weiterhin ein hohes Gefahrenpotenzial am Merapi gibt.

Vulkan-News 30.03.23: Domvulkane

Der heutige Newsbericht zu den Vulkanen konzentriert sich auf Domvulkane, von denen augenblicklich relativ viele aktiv sind. Was sich hingegen rar gibt, sind Vulkane mit Lavaseen, wobei es am Erta Alé heute auch ein hohes thermisches Signal gibt, das auf offene Lava hindeutet.

Sangay mit Lavastrom

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

Der Vulkan Sangay liegt am Ostrand der ecuadorianischen Anden und emittiert heute eine hohe Wärmestrahlung. Laut MIROVA erreichte sie eine Leistung von 729 MW. Die Vulkanologen des IGPEN kamen sogar auf einen Spitzenwert von 1150 MW. Sie geht von einem Lavastrom aus, der in der Scharte auf der Südostflanke des Vulkans unterwegs ist.  Von der Front des Lavastroms gehen glühende Schuttlawinen ab. Es könnten auch pyroklastische Ströme entstehen. Der hochviskose Lavastrom geht von einem Dom im Südkrater des Vulkans aus. Während die effusive Tätigkeit zugenommen hat, ist die explosive Tätigkeit rückläufig. Aktuell liegen keine VONA-Warnungen des VAAC vor. Gestern wurde eine Aschewolke gemeldet, die bis 500 m über Kraterhöhe aufstieg. Die Seismografen registrierten 21 Explosionssignale und 9 Tremorphasen in Verbindung mit Emissionen. Da nur 1 größere Aschewolke gesichtet wurde, stießen die Eruptionen vermutlich überwiegend Gas aus. Allerdings war es größtenteils bewölkt, sodass sich die Eruptionen im Verborgenen abgespielt haben. Obwohl es regnete, entstanden keine Lahars. Dennoch warnt das IGPEN vor Schlammströmen, die bei schlechtem Wetter jeder Zeit entstehen könnten.


Semeru mit Lava-Ausbrüchen

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Aktivität: Dom

Der indonesische Semeru ist ebenfalls ein Vulkan, in dessen Krater ein Lavadom wächst, von dem glühende Schuttlawinen ausgehen. In solchen Phasen ist auch hier die Gefahr sehr groß, dass pyroklastische Ströme abgehen, die bewohntes Gebiet erreichen könnten. Ein kleiner Dichtestrom entstand bereits letzte Nacht. Darüber hinaus ist der Semeru weiterhin explosiv tätig und fördert Aschewolken bis auf einer Höhe von 4300 m.  Das VSI registrierte innerhalb eines Tages 99 Explosionssignale. Außerdem wurden 7 Phasen mit harmonischen Tremoren detektiert, der bis zu 320 Sekunden anhielt. Ein Indiz dafür, dass eine ordentliche Portion Magma aufsteigt, die den Dom wachsen lässt.  Damit steigt auch das Gefahrenpotenzial weiter an!


Merapi mit Schuttlawinen

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Ähnlich ist die Situation am Merapi, der ebenfalls auf der indonesischen Insel Java liegt. Gestern meldete das VSI 132 Schuttlawinen-Abgänge. Explosionen gab es allerdings keine. Die Seismizität hat im Wochenverlauf weiter nachgelassen und kann jetzt nur als gering eingestuft werden. Es sieht nicht so aus, als würde aus größerer Tiefe viel Magma aufsteigen, dennoch können die Dome noch mit Schmelze versorgt werden, die sich bereits im oberen Magmenkörper befindet. auf langer Sicht rechne ich eher mit einen Aktivitätsrückgang, was allerdings nur eine Momentaufnahme ist, denn jeder Zeit könnte sich weiteres Magma aus großen Tiefen auf den Weg zur Oberfläche machen.

Mit den Vulkanen Bezymianny, Karangetang, Santiaguito und Shiveluch sind derzeit noch 4 weitere dombildende Vulkane aktiv, die oft in den News vertreten sind. Bei einem Lavadom handelt es sich im Prinzip um einen sehr zähen Lavastrom, der eine Staukuppel über dem Förderschlot eines Vulkans bildet. Die Lava verstopft den Schlot und es entsteht ein hoher Gasdruck im Inneren des Vulkans. Er kann so groß werden, dass es zu gewaltigen Explosionen kommt, die den Lavadom ausblasen. Dabei entstehen nicht nur hoch aufsteigende Aschewolken, sondern auch pyroklastische Ströme. Das sind Dichteströme aus einem Gemisch aus Vulkanasche, Lavablöcken und heißen Gasen, die sehr schnell auf den Vulkanhängen unterwegs sind. Sie haben ein großes Zerstörungspotenzial. Gerät man als Mensch in so einen Dichtestrom, sind die Überlebenschancen extrem gering. Praktisch immer sind schwere Verbrennungen die Folge. Wer glühend heiße Gase einatmet, verbrennt auch seine Lungen. Sie füllen sich mit Wundwasser und man erstickt. Daher gilt es an Domvulkanen besonders vorsichtig zu sein, Abstand zu halten und niemals auf den Ignimbritfeldern unterwegs zu sein. Große pyroklastische Ströme können auch Felsgrate und Hügel überspringen. Sie stellen also keine ausreichende Deckung dar.

Zusammenfassung:

  • Sangay emittiert eine hohe Wärmestrahlung, die von einem Lavastrom ausgeht.
  • Am Semeru gehen glühende Schuttlawinen vom Dom ab. Es kommt zu harmonischen Tremor.
  • Der Merapi erzeugt ebenfalls Schuttlawinen, doch die Seismizität ist rückläufig.

Vulkan Merapi am 27.03.23: Schuttlawinen

Vulkan Merapi | Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Am Merapi gehen viele glühende Schuttlawinen ab

Der Merapi auf Java bleibt aktiv und generiert weiterhin viele Schuttlawinen, die auf nächtlichen Aufnahmen Glutspuren hinterlassen. Es sieht so aus, als würde der südwestliche Lavadom weiter wachsen. Auf dem Bild erkennt man auch, dass es zur Bildung von Lavazungen kommt, die im Prinzip kurze, zähflüssige Lavaströme bilden. Das VSI registrierte gestern 113 seismische Signale, die durch Schuttlawinen und große Steinschläge ausgelöst wurden. Die Signale dauerten bis zu 210 Sekunden und hatten Amplituden von bis zu 40 mm. Darüber hinaus wurden 17 Hybriderdbeben und 7 flache vulkanotektonische Erschütterungen festgestellt.

Im letzten Wochenbericht vom BPVGB hieß es, dass die beiden Dome vor der Eruption am 11. März gewachsen seien und dass das Wachstum anhalte. Das Volumen des südwestlichen Lavadoms betrug nach der Eruption 1.686.200 Kubikmeter und das der mittleren Kuppel 2.312.100 Kubikmeter.

Die Gefahr, dass es zu weiteren Kollaps-Ereignissen am Lavadom kommt, ist groß. Dabei können pyroklastische Ströme entstehen, die mehrere Kilometer weit gleiten können. Im Extremfall könnten sogar Siedlungen bedroht sein.

Das aktuelle Gefahrenpotential besteht in Form von Lavalawinen und heißen Wolken im Süd-Südwest-Sektor einschließlich des Flusses Boyong für maximal 5 km und der Flüsse Bedog, Krasak, Bebeng für maximal 7 km. Im südöstlichen Sektor umfasst es den Woro-Fluss für maximal 3 km und den Gendol-Fluss für 5 km. Während der Auswurf von vulkanischem Material im Falle eines explosiven Ausbruchs einen Radius von 3 km vom Gipfel erreichen kann. Der Alarmstatus des Vulkans Merapi steht auf „orange“.

Beim Merapi handelt es sich um einen 2911 m hohen Stratovulkan in der Nachbarschaft der Großstadt Yogyakarta. Der Merapi fördert überwiegend andesitische Lava, die zur Dombildung neigt. Bei einer großen Eruption im Jahr 2010 starben mehr als 350 Menschen durch pyroklastische Ströme, die mehrere Ortschaften zerstörten.

Zusammenfassung: 

  • Am Merapi gingen gestern 113 heiße Schuttlawinen ab.
  • Vulkanische bedingte Erdbeben zeugen von Magmenbewegungen im Untergrund.
  • Der Südwestdom hat ein Volumen von 1.686.200 Kubikmeter.
  • Es könnten neue pyroklastische Ströme entstehen.

Vulkan Merapi mit Domwachstum am 24.03.23

Vulkan Merapi | Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Lavadome des Vulkans Merapi sind heiß und gewachsen

Der Merapi stand in den letzten Tagen vor allem wegen seiner Pyroklastischen Strömen in den Schlagzeilen der News auf Vnet, die relativ unvermittelt auftraten. Zwar wies ich in meinen Updates immer auf die rege seismische Tätigkeit hin, denn es wurden seit Monaten ungewöhnlich viele vulkanotektonische Erdbeben registriert, doch die beiden Lavadome im Vulkankrater schienen nicht zu wachsen. Erst spät wurde vom BPPTKG – PVMBG kommuniziert, dass die Volumenangaben in den wöchentlichen Bulletins nicht aktuell waren, denn sie basierten auf Daten, die wochenlang nicht aktualisiert wurden. Ein nicht unbedeutender Umstand, wenn man die Gefahrenlage am Vulkan eigenständig einschätzen will, was in Indonesien allerdings genauso wenig gewünscht ist, wie in allen anderen Staaten der Erde! Es gibt eine Einigung zwischen den vulkanologischen Observatorien, dass immer nur das für den Vulkan zuständige Observatorium Berichte zum Vulkan herausbringt. Alle anderen enthalten sich jeglichen Kommentars, was natürlich zur Folge hat, dass evtl. Fehlinformationen und falsche Einschätzungen gar nicht oder nur spät entdeckt werden. Jedenfalls gab es im letzten Wochenbericht vom PVMGB neue Werte, die mit Hilfe von Drohnenaufnahmen am 13. März ermittelt wurden. Demnach hatte der zentrale Lavadom ein Volumen von 2.312.100 Kubikmetern angegeben (vorher 2.267.400 Kubikmeter) und der südwestliche Dom brachte es noch auf 1.686.200 Kubikmeter. Der zuvor kommunizierte Wert belief sich auf 1.598.700 Kubikmeter Volumen. Aber dem nicht genug, tatsächlich betrug das Volumen des Doms vor den Abgängen der Pyroklastischen Ströme 2.759.100 Kubikmeter. Der Dom war während der Phase mit den vielen vulkanotektonischen Erdbeben also kräftig gewachsen und damit stieg das Gefahrenpotenzial täglich! Mangels vernünftiger wissenschaftlicher Arbeit und Kommunikation blieb dieses gefahrenpotenzial verborgen und hätte Menschenleben kosten können. Während der Phase vieler Abgänge von Pyroklastischen Strömen und Schuttlawinen, die sich zwischen dem 11. und 15. März zutrug, verlor der Dom ein ungefähres Volumen von 1.072.800 Kubikmetern.

Durch die Ereignisse wurden die lokalen Vulkanologen wohl aus ihrem Dornröschenschlag gerissen (oder bekamen vielleicht mehr staatliche Gelder) und unternahmen tatsächlich am 18. März einen weiteren Drohnenflug über den Merapikrater, um eine thermische Kartierung mittels Wärmebildkamera vorzunehmen. Dabei endeckten sie, dass der südwestliche Lavadom relativ heiß ist, denn sie maßen Temperaturen von bis zu 230 Grad Celsius. Diese wurden in zwei Bereichen in der Mitte und am unteren Rand der Kuppel gemessen, die als Ort der Lawinenquelle und heißer Dichteströme auf der Südwestseite vermutet werden. Die Oberfläche des zentralen Lavadoms war hingegen relativ kalt. Nur an einigen Hotspots wurde eine Temperatur von 114 Grad Celsius ermittelt. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass die Dome weiter wachsen und dass ein großes Gefahrenpotenzial besteht. Die GPS-Daten zeigen eine Bodendeformation an. Im Bericht heißt es, dass es eine Verkürzung der Steilheitsstrecke von 0,07 cm/Tag geben würde.

Mangelnde Kommunikation von Seiten der Behörden an Vulkanen musste ich in den letzten Monaten leider öfters mokieren und ist auch Gegenstand einer Klage auf La Palma, die infolge der Vulkankatastrophe von 2021 dort eingereicht wurde. Mir ist auch klar, dass ich mich durch meine Kritik in den Fachkreisen nicht sonderlich beliebt mache, aber das ist auch nicht die Aufgabe eines journalistisch arbeitenden Fachautors. Klar auch, dass es meistens weniger an den Vulkanologen liegt als an übergeordneten Behörden und chronischen Geldmangels: selbst in Südeuropa werden studierte Vulkanologen teilweise schlechter bezahlt als bei uns eine Erzieherin oder Pflegefachkraft, deren Ausbildung bei uns allerdings fast genauso lange dauert wie ein Vulkanologie-Studium anderswo!

Zusammenfassung:

  • Der Südwestdom hatte vor der Eruption am 11. März ein Volumen von 2.759.100 Kubikmetern.
  • Der Dom war in den letzten Monaten um 1.160.400 Kubikmeter gewachsen und verdoppelte sein Volumen fast.
  • Am 18 März waren es noch 1.686.200 Kubikmeter.
  • Durch Abgänge gingen 1.072.800 Kubikmeter Domvolumen verloren.
  • An den heißesten Stellen wurden Temperaturen von 230 Grad gemessen.
  • Es gibt Hinweise auf weiteres Domwachstum.

Vulkan-News 23.03.23: Indonesien

Heute stehen einmal mehr die Vulkane Indonesiens im Fokus der Berichterstattung auf Vulkane.net. Immerhin stehen hier fünf Vulkane auf Alarmstufe „orange“. Bei diesen Vulkanen handelt es sich um Anak Krakatau, Karangetang, Lewotolok, Merapi und Semeru. Zum Lewotolok gibt es allerdings unterschiedliche Angaben: während er auf der Seite des PVMGB unter „orange“ geführt wird, bringt er es auf der Gefahrenkarte bei MAGMA lediglich auf „gelb“. Vielleicht hinkt man hier der Bearbeitung ein wenig hinterher, denn der Vulkan steigerte erst in den letzten Tagen seine Aktivität wieder.

Lewotolok mit neuen Eruptionen

Der Lewotolok liegt auf der Insel Lembata und ist seit Mitte Januar sporadisch strombolianisch aktiv gewesen, doch ohne dabei Aufsehen zu erregen. Es handelte sich wohl um gelegentliche kleine Aschepuffer. Doch das änderte sich in den letzten Tagen, als der Lewotolok anfing wieder regelmäßiger zu eruptieren. Strombolianische Eruptionen werfen glühende Tephra aus, die auf Nachtaufnahmen rot glüht. Vulkanasche erreicht eine Höhe von bis zu 600 m über dem Krater. Seit vorgestern wurden pro Tag zwischen 50 und 60 seismische Eruptionssignale aufgezeichnet. Sie hatten Amplituden von bis zu 38 mm und dauerten 35-98 Sekunden. Bereits in der ersten Märzwoche stieg die Seismizität an, wobei überwiegend vulkanischer Tremor und Entgasungssignale aufgefangen wurden. Gestern war die Anzahl der Entgasungen besonders hoch und lag bei 156. Vulkanotektonische Erdbeben gibt es hingegen relativ selten. Gestern wurde nur eins registriert. Entweder bedienen sich die Eruptionen aus einem vorher angelegten Schmelzvorrat, oder die Aufstiegswege sind so frei, dass aufsteigendes Magma kein Gestein bricht.

Während sich die Aktivität am Lewotolok in den letzten Tagen steigerte, nahm sie am Merapi wieder ab. Zum letzten Mal wurden am 15. März pyroklastische Ströme beobachtet. Die Aktivitätssteigerung währte nur kurz, denn erste Dichteströme gab es nur 4 Tage vorher. Mit dem Auftreten der Dichteströme nahmen auch die vulkanotektonischen Erdbeben ab, die von Magmenaufstieg zeugten. An ihrer Stelle traten Hybriderdbeben, die anzeigen, dass sich magmatische Fluide im Vulkan bewegen. Es könnte also noch zu Domwachstum kommen und zu weiteren Abgängen von Pyroklastischen Strömen. Die Gefahr schätze ich aber nicht mehr ganz so hoch ein, wie zu Zeiten der vulkanotektonischen Erdbeben.

Während sich der Alarmstatus der Vulkane Lewotolok und Merapi auf „orange“ befindet, gibt es aber auch aktuell eruptierende Vulkane in Indonesien, deren Alarmstatus nur auf „gelb“ steht. Diesen Alarmstatus haben in Indonesien laut PVMGB 17 Vulkane inne. Viele dieser Vulkane eruptierten in den letzten Jahren oder stehen im Verdacht aktiv zu werden. Zu letzteren zählt der AWU, der letzten Herbst mit Schwarmbeben von sich Reden machte. Zu den eruptierenden Vulkanen auf Alarmstufe „gelb“ gehören die Dauerbrenner Ibu und Dukono auf Halmahera. Beide Vulkane stehen heute in den Listen des VAAC Darwin mit Aschewolken. Am Ibu erreichen sie eine Höhe von 1800 m. Am Dukono steigen die Eruptionswolken bis auf einer Höhe von 2100 m. Da die beiden Vulkane nicht weit auseinander liegen, driftet die Asche in die gleiche Richtung und zwar nach Nordwesten.

Vulkan Merapi am 15.03.23

Weitere pyroklastische Ströme am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Der indonesische Vulkan Merapi ist weiterhin unruhig: Gestern gingen drei weitere pyroklastische Ströme ab. Sie erzeugten seismische Signale mit Maximalamplituden von 70 mm und einer Laufzeit von bis zu 159 Sekunden. Die Gleitstrecken schätze ich aufgrund der Laufzeiten auf 1500 m bis 2000 m. Darüber hinaus wurden 140 Abgänge von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen registriert. Auf nächtlichen Aufnahmen ist zu sehen, dass die Schuttlawinen eine Glutspur hinterließen. Die Asche der pyroklastischen Ströme stieg bis auf einer Höhe von 4300 m auf und löste VONA-Alarm aus.

Die seismische Aktivität deutet auf eine Steigerung der vulkanischen Aktivität infolge von Magmenaufstieg hin. Meiner Meinung nach ist nicht einzig eine Dom-Instabilität Grund für die Abgänge von pyroklastischen Strömen und Schuttlawinen. Darauf weisen insbesondere der starke Rückgang vulkanotektonischer Erdbeben bei gleichzeitiger Zunahme von Hybriderdbeben hin. Monatelang versuchte das Magma aus größerer Tiefe aufzusteigen, schaffte es aber nicht in ausreichendem Maße, sich einen Weg zu Bahnen. Letztendlich sind die Blockaden dann aber doch überwunden worden und frisches Magma stieg bis zum Lavadom aus und verursachte den partiellen Kollaps des südwestlichen Doms. In Abhängigkeit der Förderrate neuen Materials im Verhältnis zu den Abgängen werden wir in den nächsten Tagen vermutlich wieder Domwachstum erleben.

Im Wochenbericht des BPPTKG für den Beobachtungszeitraum 03.-09. März, der gestern veröffentlicht wurde, heißt es, dass die beiden Lavadome nicht gewachsen sind. Für die südwestliche Kuppel wurde ein Volumen von 1.598.700 m3 festgestellt. Der zentrale Dom brachte es auf ein Volumen von 267.400 m3. Der Haken hierbei liegt allerdings darin, dass die Volumenbestimmungen anhand von Luftaufnahmen vom 13. Januar 2023 ermittelt wurden. Der Öffentlichkeit werden seit Wochen alte Daten präsentiert. Angeblich gab es auch keine signifikante Veränderung in Bezug auf die Bodenhebung, obwohl sich die GPS-Daten von Woche zu Woche schon um einige Zentimeter unterscheiden.


Weitere Meldungen:

Arenal mit Dampfentwicklung

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.46, -84.70 | Aktivität: Fumarolisch

Die Anwohner des costa-ricanischen Vulkans Arenal reagierten laut lokalen Medienberichten besorgt über eine Dampfentwicklung, die seit einigen Tagen vom Vulkan Arenal ausgeht. Doch das zuständige Observatorium beschwichtigte, dass der Dampf durch starke Regenfälle verursacht wird. Das Regenwasser versickert im Katerbereich, der von früheren Eruptionen aber noch warm ist. Das Wasser verdampft schnell und in der Folge bildet sich durch Kondensation eine Dampffahne. Anzeichen einer bevorstehenden Eruption gibt es demnach nicht.


Vulkan Lascar mit erhöhter Seismizität

Staat: Chile | Koordinaten: -23.36, -67.73 | Aktivität: Seismizität

In der chilenischen wüste Atacama ist es der Vulkan Lascar, der wegen erhöhter Seismizität Sorgen bereitet. Gestern gab es ein neuerliches Schwarmbeben, das durch aufsteigendes Magma getriggert worden sein könnte. Daher wird der Alarmstaus „orange“ aufrecht erhalten. Der Lascar war zuletzt im Dezember 2022 ausgebrochen.