Erdbeben-News am 08.05.23: Pazifik

South Pacific Rise: Erdbeben Mw 5,8

Datum 08.05.23 | Zeit: 06:02:16 UTC | 55.93 S ; 121.75 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Das stärkste Erdbeben der letzten Tage manifestierte sich am Südlichen Pazifikrücken nahe der Antarktis. Es hatte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3195 km westlich von Puerto Natales in Chile verortet. Alleine diese Verortung zeigt, dass sich das Beben mitten unter dem Ozean abspielte.

Beim Südlichen Pazifikrücken handelt es sich um einen untermeerischen Gebirgszug, der sich über eine Länge von mehr als 4.000 Kilometern erstreckt und zunächst grob in Nord-Süd-Richtung verläuft und dann in Richtung Nordost/Südwest abknickt. Es handelt sich um einen divergenten Ozeanischen Rücken, der die Grenze zwischen den tektonischen Platten des Pazifischen Ozeans und der Antarktis bildet. Entlang des Rückens entfernen sich die tektonischen Platten voneinander. Die jährliche Rate beträgt zwischen 5,4 und 7,6 cm. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die durch die Spreizung entstehende Lück zwischen den Platten mit Lava aufgefüllt wird. Als Motor hinter diesen divergenten Plattenbewegungen galt früher aufsteigendes Magma, das in der Mitte zwischen zwei gegensätzlich rotierenden Konvektionsströmen aufsteigt. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass die Subduktion an den konvergenten Plattengrenzen am Rand der Ozeanplatte diese nach unten zieht und es somit an der Naht in der Mitte der Ozeane zu der Divergenz kommt. Das Magma dort würde also in erster Linie infolge von Druckentlastung aufsteigen.

Der Rücken wird durch eine Reihe Ost-West streichender Transformstörungen segmentiert und versetzt. Diese Transformstörungen ziehen sich vom Fidschi-Graben aus durch den ganzen Südpazifik in Richtung des südafrikanischen Drake Passage zwischen der Antarktis und Südafrika. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich genaugenommen an einer Kreuzung zwischen einer dieser großen Transformstörungen mit einem Segment des Südlichen Pazifikrückens.


Erdbeben M 3,4 unter der Solfatara

Datum 08.05.23 | Zeit: 02:28:34 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 2,7 km | ML 3.4

Bereits gestern berichtete ich über die erhöhte Erdbebenaktivität unter dem süditalienischen Caldera-Vulkan Campi Flegrei. Nachts ereignete sich dann das stärkste Erdbeben der letzten Wochen. Es hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag auf dem Nordrand des Solfatara-Kraters. Trotz der nachtschlafenden Zeit des Bebens, liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge aus Neapel beschreibt das Beben als relativ stark.


Erdbeben ML 3,2 bei den Liparische Inseln

Datum 08.05.23 | Zeit: 03:39:19UTC | 38.49 N ; 13.98 E | Tiefe: 45 km | ML 3.2

Westlich des sizilianischen Archipels der Liparischen Inseln bebte es mit einer Magnitude von 3,2. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 45 km und damit bereits in der Asthenosphäre. In den letzten Wochen ist die Seismizität der Vulkaninseln leicht überdurchschnittlich. Es kommt vor allem zu tiefen Erdbeben im Osten des Tyrrhenischen Meeres.

Vulkan Campi Flegrei: Neueröffnung der Solfatara?

Solfatara-Krater wird trotz anhaltender Seismizität scheinbar wieder zugänglich gemacht

Seit gestern ist die Erdbebentätigkeit im Bereich der Solfatara wieder etwas erhöht. Die Seismometer des INGV registrierten seit gestern 15 Erdbeben geringer Magnituden. Die beiden Stärksten brachten es auf M 1,1 und lagen in Tiefen von 3,7 und 1,4 km. Während das tiefere Beben im Golf von Pozzuoli lag, manifestierte sich das flacher liegende Erdbeben unter dem Solfatara-Krater. Dort befanden sich auch die meisten anderen Beben des Schwarms.

Im letzten Wochenbericht des zuständigen Observatoriums in Neapel hieß es, dass sich die Bodenhebung weiter auf hohem Niveau befindet. Zwar konnte kein exakter Wert ermittelt werden, da sich die Bodenhebung nach einer Flaute im Dezember wieder beschleunigte, doch man geht davon aus, dass sie wieder im Bereich von 15 mm im Monat liegt. Seit 2011 hob sich der Boden um ca. 97.5 cm und wenn es so weitergeht, wird bald die 1-m-Marke geknackt werden. Die Gastemperatur an der Fumarole von Pisciarelli war ebenfalls hoch und lag im Durchschnitt bei 92 Grad Celsius.

Solfatara soll wiedereröffnet werden

Trotz der weiterhin hohen hydrothermalen Aktivität und der Gefahr, dass sich phreatische Eruptionen ereignen könnten, arbeitet man gerade daran, den Solfatara-Krater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für mich kommt das einer kleinen Sensation gleich, denn ich finde diesen Platz im Herzen Südeuropas geradezu magisch: ein Kleinod für alle Vulkanspotter und eine vergleichsweise ruhige Oase in der Nähe des quirligen Neapels. Mir ist zwar noch kein offizieller Eröffnungstermin bekannt geworden, doch in unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag gepostet von jemandem, der dort gerade an den Aufräumarbeiten beteiligt ist. Und so wie es aussieht, wird auch der Campingplatz wieder hergestellt. Vielleicht kann man also dort bald wieder übernachten, was die Sache noch interessanter machen würde.

Die Anlage wurde im Jahr 2017 geschlossen, nachdem mehrere Mitglieder einer Familie in eine fumarolisch aktive Grube gestiegen sind und erstickten. Sie versuchten ein Kind ihrer Familie zu retten, das offenbar in einem abgesperrten Bereich unterwegs war und dort durch die dünne Kruste gebrochen ist.

Erdbeben-News Campi Flegrei am 11.01.23

Neue Erdbeben erschüttern italienischen Calderavulkan

Gestern kam es unter dem Solfatara-Krater in der Caldera Campi Flegrei zu einem Erdbeben der Magnitude 2,0. Das Hypozentrum lag in 2,9 km Tiefe. Gestern gab es insgesamt 17 schwache Erschütterungen, von denen die meisten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. 5 Beben hatten Magnituden ab 1,0. Bereits 2 Tage zuvor hatte es einen Erdstoß Md 2,4 gegeben, der sich im Norden der Caldera manifestierte.

Das INGV berichtet in seinem Wochenbulletin, dass es im Beobachtungszeitraum 2. bis 8. Januar 2023 insgesamt nur 21 Erschütterungen gegeben hatte. Dagegen war der Monat Dezember hochaktiv mit 517 Erschütterungen. Nicht nur die Seismizität scheint in den letzten Wochen nachgelassen zu haben, sondern auch die Bodenhebungsrate. Sie wird zwar noch mit 15 mm pro Monat angegeben, aber es deutet sich eine deutliche Verringerung der Rate an, deren absoluter Wert erst noch ermittelt werden muss. Seit Januar 2011 hob sich der Boden an der Messstation RITE um ca. 960 mm. Im Jahr 2022 waren es 120 mm. Die Bodenhebung steht im Zusammenhang mit dem Phänomen des Bradyseismos: magmatische Fluide (sehr wahrscheinlich hydrothermale Tiefenwässer und vulkanische Gase) strömen in das Hydrothermalsystem des Calderavulkans und sorgen für die Bodenhebung. Die Fluide entströmen einem Magmenkörper, der sich in mehr als 5 km Tiefe befindet und durch eine massive Deckschicht vom Hydrothermalsystem getrennt ist. In Zeiten der Bodenhebung steigen sehr wahrscheinlich Magmen aus größerer Tiefe bis in den Magmenkörper auf. Unklar ist auch, ob auch zumindest ein Teil der Bodenhebung direkt mit dem Auffüllen des Magmenkörpers im Zusammenhang steht. Unklar sind auch die Mechanismen, die hinter dem umgekehrten Prozess stehen, wenn es zu einer Subsidenz (Absinken) des Calderabodens kommt. Sackt dann das Magma aus dem Magmenkörper wieder in größere Tiefen ab oder kommt nur kein Neues hinzu, weswegen dann die magmatischen Fluide fehlen, die zur Bodenhebung führen?

Auffällig war in der letzten Woche, dass die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole auf dem Kraterrand der Solfatara stark fluktuierte und sogar Spitzenwerte von bis zu 99 Grad Celsius erreichte. Die Durchschnittstemperatur betrug 92 Grad. In den Vorwochen lag der Spitzenwert bei 95 Grad. Also gab es eine Erhöhung der Gastemperatur, was ein Indiz für neues Magma im Magmenkörper darstellt.

Vulkan Campi Flegrei mit neuen Erdbeben am 30.11.22

Erdbeben Mb 2,6 an der Solfatara

Datum: 30.11.22 | Zeit: 02:34:39 UTC | 40.8313 ; 14.1488 | Tiefe: 2 km | Mb 2,6

Letzte Nacht gab es wieder einige Erdbeben unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 2 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich auf dem nordöstlichen Kraterrand der Solfatara nahe der Pisciarelli-Fumarole. Zwei weitere Erdbeben hatten die Magnituden 2,3 und 2,0. Insgesamt wurden 7 Erschütterungen detektiert.

Gestern erschien auch das neue Wochenbulletin beim INGV. In der vergangenen Woche wurden 30 schwache Erdbeben registriert. In der Vorwoche waren es 195 Beben, da es einen seismischen Schwarm gegeben hatte. Das Bemerkenswerteste ist allerdings, dass die Bodenhebung deutlich angezogen hat, was ich aufgrund des Schwarmbebens bereits vermutet hatte. Die Hebungsrate steigerte sich auf 15±3 mm im Monat. Damit verdoppelte sie sich gegenüber der vorherigen Beobachtungsperiode. Der Wert wird als vorläufig betrachtet, da weitere Messungen nötig erscheinen. An der Messstation RITE wurde seit 2011 eine Bodenhebung von gut 95 cm beobachtet. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole stieg von 87 auf 93 Grad und liegt nahe des Kondensationspunktes.

Die Aktivität der Campi Flegrei steht im Zusammenhang mit dem Bradyseismos. Seit Jahrtausenden hebt und senkt sich die Küste im Golf von Pozzuoli. Zu Zeiten der Römer hoben und senkten sich die Küsten um gut 2,5 m. Der Motor hinter dem Bradyseismos ist sehr wahrscheinlich Magma, das sich in einem 5 km tiefen Magmenkörper sammelt und das Hydrothermalsystem des Vulkans befeuert.

Die Campi Flegrei verbergen den größten Calderavulkan Europas. Sie hat einen Durchmesser von 15 x 11 km. Damit übertrifft sie sogar die 11 km durchmessende Santorin-Caldera. Beide Vulkane brachen in historischen Zeiten aus, wobei die bronzezeitliche Eruption von Santorin (Thera) stärker war als die letzte Eruption der Campi Flegrei im 16. Jahrhundert. Blickt man weiter zurück, wendet sich das Blatt: Vor 39.000 Jahren erzeugte die italienische Caldera einen Ausbruch mit einem VEI 7-8. Sollte sich heute so eine Eruption widerholen, dann hätte Europa mit massiven Problemen zu kämpfen.

Vulkan Campi Flegrei mit Inflationssteigerung am 04.11.22

Der Solfatara-Krater. Ein Großteil der Bucht im Hintergrund gehört zur Caldera. © Marc Szeglat

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Eruption: Fumarolisch

163 Erdbeben und Zunahme der Inflation in der Campi Flegrei

Am Wochenende stand die Campi Flegrei im Fokus der Berichterstattung, weil sie ein Schwarmbeben erzeugte. Die Vulkanologen vom INGV nahmen aber nur die Daten bis Samstag in ihren Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 24-30. September mit auf. Daher fehlen einige Beben des Schwarms in der Statistik. Diese besagt, dass es in der letzten Woche 163 Erdbeben gab. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,3. Ein deutlicher Anstieg der Seismizität gegenüber den letzten Wochen. Damit einher ging auch eine Zunahme der Inflation, deren Hebungsrate erst noch ermittelt werden muss. Eine Korrektur gab es in den Daten seit Juni. Bisher wurde die Bodenhebung mit 5 mm im Monat angegeben. Sie wurde nun auf 7 mm korrigiert.

Unklar bleibt weiter, ob die Bodenhebung rein magmatischen Ursprungs ist, oder ob sie von Fluiden im Hydrothermalsystem verursacht wird. Hinweise darauf könnten die Hypozentren liefern: Erdbeben, die sich oberflächennahe ereignen, stehen wahrscheinlich mit dem Hydrothermalsystem im Zusammenhang. Beben die tiefer als 5 km angesiedelt sind, dürften sich im Randbereich eines Magmenkörpers ereignen. Nur wenn Magma bereits im Förderschlot aufsteigt, oder dabei ist einen Aufstiegskanal zu schaffen, ereignen sich vulkanotektonische Erdbeben infolge von Magmenmigration in geringen Tiefen. Die Erdbeben der letzten Woche lagen fast alle in Tiefen von weniger als 5 km, von daher scheint es sich um magmatische Fluide zu handeln, die das Hydrothermalsystem anschwellen lassen. Die Ursache für den vermehrte Aufstieg magmatischer Fluide sehen Forscher in einen wachsenden Magmenkörper, dessen Oberseite sich in 6-7 km Tiefe befindet. Er wird durch eine mesozoischen Kalksteinschicht mit 2 Kilometern Mächtigkeit in Zaum gehalten.

Die Hebungsphase begann im Januar 2011. Seitdem hob sich der Boden an einigen Stellen um bis zu 94 cm. Für die Gebäude der Region eine Herausforderung. Die letzte große Hebungsperiode in den 1980iger Jahren zog die Altstadt von Pozzuoli so sehr in Mitleidenschaft, dass viele Gebäude abgerissen werden mussten. Das groß angelegte Sanierungsprojekt wurde erst vor gut 10 Jahren beendet. Damals hob sich der Boden um 180 Zentimeter.

Campi Flegrei: Erdbeben M 2,7 am 19. April

Datum: 19.04.22 | Zeit: 02:05:54 UTC | Lokation: 40.8270; 14.1432| Tiefe: 2 km | Md 2,7

  • Unter der Solfatara bebte es mit Md 2,7
  • Es folgte ein Schwarmbeben
  • Die Bodenhebung liegt bei 13 mm im Monat

Heute Nacht gab es um 2:05 Uhr ein weiteres Erdbeben unter der Campi Flegrei, das stärker war, als die täglichen Erschütterungen. Es hatte eine Magnitude von 2,7 und manifestierte sich 2 km unter dem Ostenrand des Solfatara-Kraters. Das Epizentrum lag relativ nahe an der Pisciarelli-Fumarole, aber noch im Bereich des Kraters. Bis heute Mittag wurden 4 weitere Erdstöße festgestellt, die sich im Bereich der Mikroseismizität bewegten.

Das INGV berichtet im wöchentlichen Bulletin, dass in der letzten Woche 37 Erdbeben registriert wurden. Weiterhin hebt sich der Boden um ca. 13 mm pro Monat. Seit 2011 hob sich der Boden um 88,5 cm. Dieser Wert wird an der Messstation RTIE gemessen, die in der Solfatara steht. Betrachtet man die Bodenhebung seit 2005, dem Zeitpunkt, an dem die Inflation begann, hob sich der Boden bereits um 93,5 cm. Damit ist fast der Maximalwert der vorherigen Hebungsphase erreicht, bei der die Altstadt von Pozzuoli evakuiert werden musste. Allerdings gab es damals deutlich mehr Erdbeben. Stärker als heute waren die Erschütterungen damals nicht.

Die Fumarolen-Temperaturen bei Pisciarelli sind konstant geblieben und betragen ca. 95 Grad Celsius. Es gab keine größeren Variationen im Gasflux. Im März wurden im Bereich der Solfatara ca. 3000 Tonnen Kohlendioxid pro Tag ausgestoßen.

Die Vulkanologen sehen keine kurzfristige Änderungen in Bezug auf die Gefahrenszenarien in der Caldera. Eine magmatische Eruption steht kurzfristig nicht an, aber es könnte zu phreatischen Ereignissen kommen. Der Solfatara-Krater bleibt weiter gesperrt. Der Alarmstatus bleibt auf „gelb“.

Im Laufe der Nacht ereigneten sich weitere schwache Erdbeben unter der Campi Flegrei. Seit dem Erdbeben M 2,7 ereigneten sich 15 schwache Erschütterungen. Sie konzentrierten sich auf einen Bereich am nördlichen Rand der Solfatara und lagen in geringen Tiefen von ca. 1,5 km.


Vulcano mit weiteren Erdstößen

Datum: 17.04.22 | Zeit: 01:29:17 UTC | Lokation: 38,36; 14,89| Tiefe: 12 km | Md 2,6

Auch im Bereich der Lipareninsel Vulcano ereigneten sich weitere Erdstöße. Sie wurden bereits am 17. April vom EMSC detektiert, erschienen aber erst heute im Erdbebenkatalog des INGVs. Die beiden stärksten Beben hatten die Magnituden 2,6 und 2,5 und Hypozentren in fast 12 km Tiefe. Die Epizentren lagen offshore,  südwestlich der Insel und wurden in gut 11 km Entfernung zu Porto di Ponente verortet. In diesem Monat trugen sich bereits 74 Erdbeben im Bereich der Insel zu. Für diese Region ist das eine beachtliche Anzahl. Vulcano und die Solfatara liegen ca. 280 km Luftlinie voneinander entfernt. Ich finde es extrem spannend, dass beide Vulkansysteme seismisch unruhig sind und sich auf eine Eruption vorbereiten könnten.


Reykjanes mit weiteren Schwarmbeben

Datum: 19.04.22 | Zeit: 15:42:20 UTC | Lokation: 63.93; -22.031 | Tiefe: 6,6 km | Mb 2,7

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel gab es weitere Schwarmbeben. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 209 Erdstöße in der Region um Grindavik. Viele Beben konzentrierten sich im Bereich der Westspitze bei Reykjanestá, aber auch in der Gegend des Vulkans Fagradalsfjall. Ob die Beben mit Magmenintrusion einhergehen ist ungewiss. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,7.

Phlegräische Felder: Weiteres Schwarmbeben am 05.04.22

Datum: 05.04.22 | Zeit: 03:37:59 UTC | Lokation:  40.82; 14.13 | Tiefe: 1,8 km | Md 2,0

Unter den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) begann gestern ein neues Schwarmbeben. Seitdem registrierte das INGV 30 Erschütterungen. Die Meisten hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, doch ein Beben stach heraus und brachte es auf Md 2,0. Es hatte ein Hypozentrum in nur 1,8 km Tiefe und stand damit im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem des Vulkans. Sehr wahrscheinlich verursachten Fluidbewegungen den Bruch von Gestein, oder durch steigenden Druck wurde eine Störungszone aktiviert. Im ersten Fall würde es sich um ein vulkanotektonisches Erdbeben handeln. Im zweiten Fall wäre es als tektonisches Beben einzustufen, selbst wenn es indirekt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden wäre. Das Epizentrum dieser Erschütterung lag am südwestlichen Kraterrand der Solfatara. In diesem Bereich manifestierten sich auch die nächst stärkeren Beben mit den Magnituden 1,6 und 1,1.

Generell befindet sich die Solfatara im Zentrum der Aktivität. Das gilt sowohl für die Seismizität, der Bodenhebung und der fumarolischen Tätigkeit. Auch wenn gerne, mit Hinweisen auf den zyklisch widerkehrenden Bradyseismos beschwichtigt wird, dass es sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit zu keinem Vulkanausbruch kommen wird, muss man die Situation mit Argusaugen betrachten. Ich halte es für möglich, dass es jederzeit zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Da der Zugang zum Solfatara-Krater bereits seit über 5 Jahren gesperrt ist, bin ich sehr wahrscheinlich nicht der einzige, der so ein Szenario für möglich hält. Besonders, wenn es zu einer signifikanten Temperaturerhöhung fumarolischer Gase kommen sollte, steigt das Risiko phreatischer Eruptionen deutlich. Doch von einer Temperaturerhöhung ist im -heute erschienenen- Wochenbericht nichts erwähnt.

Was sagt der Wochenbericht des INGVs zu den Phlegräischen Feldern?

Die Gas-Temperatur der Pisciarelli-Fumarole ist bei ca. 95 Grad Celsius stabil. Die Temperatur wurde in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen. Auch der Kohlendioxid-Ausstoß änderte sich nicht. Im Zeitraum zwischen dem 28. März und 3. April 2022 wurden 70 Erdbeben registriert. Darunter befand sich ein Beben mit einer Magnitude von 3,6. Dieser Erdstoß war das energiereichste Beben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann. Die Vulkanologen schreiben, dass es sogar das stärkste Beben seit 1985 war! Die Bodenhebung bleibt bei ca. 13 mm pro Monat und beträgt an der Messstation RITE 87,5 cm. Als Referenzwert gilt der Januar 2011.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bodenhebung und Seismizität Grund zur Sorge geben, dass aber die restlichen geophysikalischen Parameter stabil sind. Vor einer Eruption würde man einen Temperaturanstieg und eine Erhöhung des Gasausstoßes erwarten.

Erdbeben-News 16.03.21: Campi Flegrei Md 3,5

Datum: 16.03.22 | Zeit: 14:14:34 UTC | Lokation: 40.8272 ; 14.1402 | Tiefe: 2,7 km | Md 3,5

  • Erdbeben Md 3,5 erschüttert die Solfatara
  • Auf dem Seismogramm sieht man Echos des Japanbebens
  • Beben im Zuge eines Schwarmbebens

Das INGV registrierte heute Nachmittag einen Erdstoß der Magnitude 3,5, der sich im Herzen der Campi Flegrei zutrug. Das Epizentrum lag inmitten des Solfatara-Kraters. Die Tiefe des Hypozentrums wurde auf 2,7 km bestimmt. Damit war es ein Erdstoß, der sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem der Caldera stand. Weitere Analysen werden zeigen, ob es rein tektonischer Art war, oder ob es durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen ausgelöst wurde.

Echos des Japanbebens auf dem Seismogramm der Campi Flegrei

Für die Campi Flegrei war das moderate Erdbeben schon recht stark und würde sehr wahrscheinlich mehr mediale Aufmerksamkeit genießen, stünde es nicht im Schatten des sehr starken Erdbebens in Japan. Apropos: die P-Wellen des Japan-Bebens erreichten relativ schnell Europa und spiegeln sich auch in den Seismogrammen der Vulkane wieder. So gibt es Seismogramme der Campi Flegrei, in denen sich die Echos des Japanbebens als langgestreckte Signale manifestieren.

Beben M 3,5 im Zuge eines Schwarmbebens

Auf dem Seismogramm erkennt man noch mehrere kleine Zucker, bei ihnen handelt es sich um schwache Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Neben dem Erdbeben Md 3,5, wurden noch weitere 39 Erdstöße aufgezeichnet, so dass man schon von einem recht respektablen Schwarmbeben sprechen kann. Der Erdstoß M 3,5 ereignete sich erst zum Ende der Sequenz und war nicht Auslöser des Schwarms.

Die Vulkanologen des INGVs gehen davon aus, dass die Beben keine Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs sind. Allerdings gestehen sie ein, dass sich im Magmenreservoir, das sich in 8 km Tiefe befindet, weiterhin frische Schmelze ansammeln wird. Von ihr steigen vulkanische Gase auf, die die kristalline Deckschicht des Magmenkörpers durchdringen und für Unruhe im Hydrothermalsystem sorgen.

Die aktuellen Beben sind noch nicht im Wochenbericht aufgeführt. Im Bulletin der letzten Woche wurden 83 schwache Beben gemeldet. Die Bodenhebung blieb bei 13 mm im Monat.

Erdbeben-News 26.01.22: Campi Flegrei

  • Ein Erdbebenschwarm erschüttert die Solfatara in der Campi Flegrei
  • Ein Erdbeben M 3,3 manifestierte sich auf Island

Campi Flegrei: Schwarmbeben Solfatara

Datum: 26.01.2022 | Zeit: 03:04:54 UTC | Lokation: 40.8268  ; 14.1443 | Tiefe: 2,6 km | Ml 1,3

Heute Nacht manifestierte sich ein Schwarmbeben unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Das INGV registrierte zwischen 02:15 und 7:52 Uhr (Ortszeit) 29 schwache Erschütterungen. Das stärkste Erdbeben brachte es auf eine Magnitude von 1,3. Es hatte ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe und ein Epizentrum am Ostrand des Solfatara-Kraters, nahe der Fumarole von Pisciarelli. Trotz der geringen Magnituden, die sich im Bereich der Mikroseismizität bewegten, waren nachts Einsatzkräfte von Polizei und Katastrophenschutz unterwegs, um nach etwaigen Schäden zu gucken und um die Bevölkerung zu beruhigen.

Das Schwarmbeben fand seine Ursache sehr wahrscheinlich im Bradyseismos der Region und stand mit Fluidbewegungen im Hydrothermalen-System der Campi Flegrei in Verbindung. Seit 2011 hob sich der Boden stellenweise um bis zu 84 cm. Die aktuelle Hebungsrate liegt bei 10 mm im Monat.

Erdbebenschwarm Island

Schwarmbeben gibt es aber nicht nur im Süden Europas, sondern auch ganz hoch im Norden! Gemeint ist Island. Im Westen der Insel setzt sich das Schwarmbeben bei Húsafell weiter fort. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO dort 49 Erdbeben. Das Stärkste brachte es auf Ml 3,3. Der Erdbebenherd wurde in 2,5 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich 19,4 km südwestlich von Húsafell. Der Ort gilt als Tor zur Halbinsel Snæfellsnes, an deren westlichem Ende der Vulkan Snæfellsjökull liegt. Das Schwarmbeben steht allerdings nicht mit diesem Vulkan in Verbindung, sondern ehr mit dem Schildvulkan Ok. Dieser war bis 2018 von einem Gletscher bedeckt. Seit seinem Verschwinden gilt der Okjökull als erstes isländischen Opfer der Klimaerwärmung. Es wird wahrscheinlich nicht beim Verschwinden des Okjökulls bleiben, denn viele andere Gletscher verlieren rapide an Masse.