Erdbeben erschüttert Philippinen – News vom 13.09.23

Ein Erdbeben der Magnitude 6,2 vor philippinischer Insel Luzon

Datum 12.09.23 | Zeit: 11:03:18 UTC | Lokation: 19.271 ; 121.301 | Tiefe: 38 km | Mw 6,3

Nördlich der Philippineninsel Luzon gab es gestern Vormittag ein Erdbeben der Magnitude 6,2. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 38 km. Das Epizentrum wurde vom EMSC 38 km nördlich von Claveria verortet. Es gab 8 Nachbeben mit Magnituden im 3er-Bereich und 2 Vorgeben. Von diesen hatte eins ebenfalls eine Magnitude im 3er-Bereich. Ein weiteres brachte es auf M 5,0.

Die Beben manifestierten sich zwischen dem Archipel der kleinen Babuyan-Inseln. Von hier aus ist es nicht mehr allzu weit bis Taiwan. Das Hauptbeben konnte in einem großen Umkreis wahrgenommen werden, Meldungen über Schäden liegen aber nicht vor.

Die Tektonik der Region ist komplex. Östlich der Philippinen gibt es die große pazifische Subduktionszone am Philippinen-Graben, der Teil des Störungsnetzes entlang der Plattengrenze des Pazifiks ist und gleichzeitig den Verlauf des pazifischen Feuerrings markiert. Vor der Insel Luzon ist der Graben ein wenig versetzt und heißt Luzon-Trench. Mitten durch das Archipel zieht eine Transversalstörung, die parallel zum Graben verläuft. Bei ihr handelt es sich um die Philippinen-Verwerfung. Auf tektonischen Karten verliert sich ihre Spur an der Nordküste von Luzon, ungefähr dort, wo sich die aktuelle Bebenserie ereignete. Von daher ist es möglich, dass sich diese Störung für die Beben verantwortlich zeigt.  Allerdings deutet die Tiefe des Erdbebenherds darauf hin, dass hier auch ein Stück abgetauchte Erdkruste in der Asthenosphäre stecken könnte, die am Luzon-Graben subduziert wurde und nun unter Spannungen geriet, die sich im Erdbeben entladen haben.

Auf Luzon gibt es mehrere als aktiv eingestufte Vulkane. In Eruption befindet sich der Mayon, der sich ca. 700 km südlich des Epizentrums befindet. Näher liegen die Vulkane Taal und Pinatubo. Sie zeigen bislang aber keine Reaktion auf das Erdbeben. Im Gegenteil, am Pinatubo wurde erst letzten Monat die Alarmstufe von „1“ auf „0“ reduziert. Die erhöhte Alarmstufe galt seit Juli 2021, als es zu einem Schwarmbeben am Vulkan gekommen war.

Erdbebentätigkeit unter Island hoch – News vom 12.09.23

Erdbebenschwarm und steigende Geothermie unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 11.09.23 | Zeit: 19:02:55 UTC | Lokation: 63.667 ; -23.388 | Tiefe: 11.3 km | Mb 3,4

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist die seismische Aktivität weiter hoch. IMO registrierte in dem Bereich 177 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die meisten Beben fallen auf einen Schwarm, der sich vor der Südwestspitze der Halbinsel ereignete. Dort gab es 3 Beben mit Magnituden größer als 3. Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,4 in 11 km Tiefe. Die Beben lagen offshore und wurden zwischen dem Ort Reykjanestá und der Felseninsel Geirfugladrangur verortet. Einzelne Beben ereigneten sich aber auch im Bereich von Fagradalsfjall und Keilir, wo wir beim eigentlichen Grund für diesen Post wären: In den letzten Monaten gab es nicht nur Beben entlang des magmatischen Gangs zwischen den beiden vulkanischen Erhebungen, sondern auch östlich des Keilir. Damals spekulierte ich, dass die Beben magmatischen Ursprung sein könnten, was nun durch den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson indirekt bestätigt wurde.

In einem Interview mit der isländischen Zeitung MBL sagte er, dass es einen Trend dazu geben würde, dass sich die Eruptionen, die am Fagradalsfjall im Meradlair-Tal begonnen haben, weiter in Richtung Nordosten verlagern. Seiner Meinung nach könnte der nächste Ausbruch sogar östlich des Keilirs stattfinden, weil man dort einen signifikanten Anstieg der geothermalen Aktivität beobachtet hat, was auf Magmenintrusion zurückzuführen sein könnte. Bereits im Sommer, als es zum letzten Ausbruch bei Litla-Hrút kam, hatte sich zwischen Keilir und Trolladyngja ein neues Thermalgebiet mit Fumarolen gebildet, um denen sich Schwefel abgelagert hat. Außerdem starben Moose und Flechten in dem betroffenen Areal.

Während man im Yellowstone die Aktivität nun aufs Hydrothermalsystem schieben würde und einen Zusammenhang mit einer Magmenintrusion von sich weisen würde, halten die Isländer einen Vulkanausbruch für möglich. Ich denke, die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Isländer recht behalten sollen. Þorvaldur Þórðarson meint auf jeden Fall, dass man die Gegend im Auge behalten sollte.

Erdbeben M 3,3 in Deutschland – News vom 11.09.23

Erdbeben M 3,3 erschüttert Darmstadt

Datum 10.09.23 | Zeit: 00:43:25 UTC | Lokation: 49.790 ; 8.490 | Tiefe: 3 km | Mb 3,3

Gestern ereignete sich in Deutschland um 00:43:25 ein Erdbeben der Magnitude 3,3. Das Epizentrum lag im Ort Biebesheim am Rheinufer und wurde vom EMSC 15 km südwestlich der hessischen Stadt Darmstadt verortet. Mainz lag 26 nordwestlich des Epizentrums. Der Erdbebenherd befand sich in nur 3 km Tiefe. Trotz der nachschlafenden Zeit nahmen viele Bürger das Erdbeben wahr und schilderten ihre Erfahrungen dem EMSC. Die Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen und zeigten sich erstaunt ob des Ereignisses. Schäden wurden aber nicht gemeldet. Der Erdstoß lag eigentlich knapp über der Wahrnehmbarkeitsgrenze, die im Allgemeinen bei m 3,0 liegt. Dass der Erdstoß dennoch so deutlich wahrgenommen werden konnte, lag an der geringen Tiefe des Hypozentrums.

Tektonisch betrachtet liegt Biebesheim am Nordende des Oberrheingrabens und zählt damit zu einer der Regionen Deutschlands, in denen die Erdbebengefahr besonders groß ist. Beim Oberrheingraben handelt es sich um einen tektonischen Graben, der gewisse Ähnlichkeiten mit dem Ostafrikanischen Riftvalley aufweist. Genauso wie in Ostafrika, entstand entlang des Oberrheins ein Grabenbruch, dessen Schultern sich in einem Rifting-Prozess voneinander entfernten. Der Oberrheingraben ist etwa 300 km lang und bildet ein Tiefland, das bis zu 40 km breit ist. Der Rhein brachte viele Sedimente mit sich, die entlang der Tiefebene abgelagert wurden. Entlang des Rheingrabens liegen auch Vulkane wie der Kaiserstuhl. Die Vulkaneifel bildete sich auf der Westschulter des Rheingrabens.

Der Oberrheingraben beginnt stromaufwärts im Süden bei Basel. Auch dort gibt es häufig schwache Erdbeben. Diese sind allerdings nicht alle tektonischer Natur, sondern zum Teil menschengemacht, da hier nach Erdgas gebohrt wird.

Betrachtet man die Deutschlandkarte, dann erkennt man entlang des Oberrheingrabens vergleichsweise viele Erdbeben, die sich in den letzten 4 Wochen ereigneten. Eine Konzentration von Erdbeben erkennt man auch im Voralpenland und am Bodensee.

In der Region südwestlich von Darmstadt kam es bereits 2014 zu einer Erdbebenserie. Darunter befand sich ein Erdstoß Mb 4,0. Für Deutschland ein vergleichsweise heftiges Erdbeben, obwohl es auch noch stärker geht. So sind Erdbeben im 6er-Bereich auch in Deutschland möglich. Das stärkste deutsche Erdbeben in historischen Zeiten ereignete sich am 18. Februar 1756: seine Magnitude wird auf 6,4 geschätzt. Der Erdstoß richtete in Düren bei Aachen große Zerstörungen an.

Starkes Erdbeben trifft Sulawesi am 09.09.23

Erdbeben Mw 6,0 trifft Sulawesi

Datum 09.09.23 | Zeit: 14:43:24 UTC | 0.01 ; 119.85 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Heute gab es viele erwähnenswerte Erdbeben. Darunter befand sich ein Erdstoß der Magnitude 6,0 (5,9 laut GFZ), der sich auf der indonesischen Insel Sulawesi zutrug. Das Epizentrum lag auf der Minahassa-Halbinsel und wurde 102 km nord-nordwestlich von Palu lokalisiert.

Es gab keine unmittelbaren Berichte über Opfer oder Schäden durch das Beben. Die indonesische Geophysikbehörde sagte, das flache Beben habe nicht das Potenzial, einen Tsunami auszulösen. Ein Beben der Stärke 7,5, das sich 2018 in derselben Gegend ereignete, löste einen Tsunami aus, der weitreichende Schäden und Todesfälle verursachte. Bei diesem Beben wurden auch alle nicht-erdbebensicheren Häuser zerstört. Geht man davon aus, dass neue errichtete Gebäude modernen Standards entsprechen, dann dürfte sie ein Erdbeben M 6,0 standhalten.

Indonesien liegt am sogenannten „Pazifischen Feuerring“, einem Gebiet mit hoher seismischer Aktivität, an der mehreren tektonischen Platten um den Pazifik beteiligt sind. Bei Sulawesi ist es die Palu-Karo-Störungszone, die sich für die meisten Erdbeben der Region verantwortlich zeigt. Die Störung ist gut 600 km lang und verläuft vom nördlichen Teil des Golfes von Bone durch das Flusstal des Palu, weiter zur gleichnamigen Bucht und zur Straße von Makassar. Entlang der auch als Sarasin-Linie bezeichneten Verwerfung, treffen zwei lokale Mikroplatten zusammen, die zwischen den Platten von Eurasien, Australien und den Philippinen eingekeilt sind. Mit einer Geschwindigkeit von 42 mm im Jahr gleiten sie entlang der Transformstörung aneinander vorbei. Dabei kommt es zu Verhakungen, die sich mit einem Ruck lösen und die Erdbeben auslösen. Ungewöhnlich ist, dass es in relativ kurzem zeitlichen Abstand starke Erdbeben im gleichen Störungsabschnitt gibt.

Auf Sulawesi gibt es mehrere aktive Vulkane, darunter befinden sich Soputan und Lokon, die auf den Erdstoß mit einer Eruption reagieren könnten. Beide Vulkane zeigten in den letzten Monaten Unruhen und könnten geladen sein.

Erdbeben M 3,8 auf Island am 09.09.23

Erdbeben Md 3,8 unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 09.09.23 | Zeit: 03:24:38 UTC | 63.92 ; -22.045 | Tiefe: 6,0 km | Mw 6,9

Gestern Abend manifestierte sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,8. Dieser Wert stammt von IMO. Beim EMSC kam man auf M 3,3. Der Erdstoß ereignete sich um 03:24 Uhr und lag nur 2 km westlich von Kleifarvatn. Dem IMO liegen Berichte darüber vor, dass das Erdbeben im Hauptstadtgebiet zu spüren gewesen war. Dieses Erdbeben war nur das Initialbeben eines stärkeren Erdbebenschwarms. Das seismische Netzwerk registrierte innerhalb von 2 Tagen 182 Beben unter der Reykjaneshalbinsel. Die Hypozentren streuen zwischen 10 und 1 km Tiefe. Der Schwarm passt in das Muster an Erdbebenschwärmen, wie wir es ca. 2-3 Monate vor der letzten Eruption sahen. Die Erdbeben gehen mit einer noch vergleichsweise schwachen Bodenhebung einher, die nichtsdestotrotz vom Aufstieg magmatischer Fluide zeugt. Das Netz an GPS-Messstationen ist recht weit verstreut und kann bei weitem nicht genau detektieren, wie groß die Bodenhebung in einigen Klometern Entfernung zu den Stationen ist. Aussagekräftiger sind da dann InSAR-Messungen, die aber nur in unregelmäßigen Zeitabständen offengelegt werden. Es sieht also so aus, als würde sich unter Reykjanes der nächste Vulkanausbruch zusammenbrauen. Sollte der aktuelle Trend anhalten, dann sehen wir diesen Ausbruch möglicherweise früher als gedacht.

Es ist aber keineswegs sicher, dass der nächste Vulkanausbruch tatsächlich auf Reykjanes manifestieren wird, denn Askja lädt ebenfalls weiter auf und könnte innerhalb weniger Tage oder Wochen eruptieren. Längerfristig betrachtet könnte auch die Katla ausbrechen. Selbst unter Bardarbunga ist wieder eine schwache Bodenhebung infolge von Inflation zu sehen. Auf Monatssicht betrug die Bodenhebung hier gut 20 mm, ein Wert, der in etwa mit dem anderer Vulkane übereinstimmt. Sieht so aus, als würde sich Schmelze aus dem Erdmantel relativ gleichmäßig auf verschiedene verteilen.

Starkes Erdbeben in Marokko – News vom 09.09.23

Starkes Erdbeben Mw 6,9 verursacht Todesopfer in Marokko

Datum 08.09.23 | Zeit: 22:11:00 UTC | 31.074 ; -8.477 | Tiefe: 10 km | Mw 6,9

Nahe der marokkanischen Küste bei Agadir ereignete sich gestern Abend um 22:11:00 Uhr (UTC) ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,9. Der Erdstoß war nicht nur in einem großen Umkreis wahrnehmbar gewesen, sondern richtete große Zerstörungen an. Bis heute Morgen wurden 632 Todesopfer und 329 Verletzte gemeldet. Die Zahlen dürften sich weiter erhöhen.

Das Hypozentrum lag laut EMSC in 10 km Tiefe. Das GFZ Potsdam kam auf eine Tiefe von 27 km, während das USGS eine Tiefe von fast 19 km ermittelte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 60 km west-südwestlich von Oukaïmedene verortet. Das Beben ereignete sich in einer entlegenen Region des Atlasgebirges. Die größten Zerstörungen gibt es in den Bergdörfern in der Nähe des Epizentrums. Dort sind zahlreiche Gebäude komplett eingestürzt und die Suche nach Opfern dauert noch an. Vielerorts fielen Strom und Kommunikation aus. Spekulativ ist, dass es zu Erdrutschen kam und einige Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten sein könnten.

Die ehemalige Hauptstadt Marrakesh liegt in einer Entfernung von 77 km zum Epizentrum, das sich süd-südwestlich der Stadt befand. Meldungen der Presseagenturen zufolge richtete das Erdbeben auch dort große Schäden an. Die Gebäude der historischen Altstadt dürften am stärksten betroffen sein. Nicht nur in Marrakesch, sondern auch in Agadir gerieten viele Menschen in Panik und sprangen aus den Fenstern. Zahlreiche Personen verbrachten aus Angst vor Nachbeben die Nacht im Freien. Bis jetzt gab es aber nur wenige Nachbeben mit moderaten Magnituden. Vorbeben gab es nicht, so dass die Katastrophe ohne Vorwarnung über die Menschen hereinbrach.

Der aktuelle Erdstoß war das stärkste Erdbeben in Marokko, das dort seit langem stattfand. 1960 wurde Agadir von einem Erdbeben Mw 5,8 erschüttert, bei dem Tausende Menschen starben. Im Jahr 2004 wurde El Hoceima von einem Erdbeben mit einer Magnitude 6,3 erschüttert. Damals starben fast tausend Personen. Das stärkte Erdbeben der Region manifestierte sich 1980 im benachbarten Staat Algerien. Dort bebte es mit MW 7,3. Gut 2500 Menschen verloren ihr Leben.

Die tektonische Situation der Region wird durch das große Atlas-Störungssystem bestimmt. Es besteht im Wesentlichen aus 2 parallel verlaufenden Störungen im Norden und Süden des Hohen Atlas. Sie streichen grob in ENE-SWS-Richtung und sind für die Aufschiebung des Gebirgsrückens zwischen den Störungen verantwortlich. Außerdem gibt es noch eine parallel verlaufenden Transformstörung entlang des Gebirgsrückens. Das Erdbeben hat sich wahrscheinlich an der Nord-Atlas-Störung manifestiert.

Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – News vom 08.09.23

Erdbeben Mb 3,8 nahe Solfatara löst Schwarmbeben aus

Datum 07.09.23 | Zeit: 17:45:28 UTC | 40.83 ; 14.147 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,8

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei, die bei uns besser unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist, wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,8 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 2,5 km Tiefe. Das Beben lag nahe dem nordöstlichen Kraterrand der Solfatara, nahe beim Thermalgebiet von Piscarelli, und löste einen Erdbebenschwarm mit 30 Nachbeben aus. Diese hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Das Hauptbeben war in Pozzuoli und Teilen von Neapel zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus 16 km Entfernung zum Epizentrum vor. Menschen, die näher wohnten, empfanden den Erdstoß als stark und zeigten sich erschrocken. Berichte über Schäden gibt es aber nicht.

Auffällig ist, dass in den letzten Monaten die Häufigkeit moderater Erdbeben mit Magnituden ab 3 zugenommen hat. Die Hypozentren dieser Beben liegen im Grenzbereich zwischen der stabilen Gesteinsschicht, die den Magmenkörper zur Oberfläche hin deckelt, und den darüber liegenden poröseren Sedimentschichten, in denen die Fluide des Hydrothermalsystems zirkulieren.

Im Bericht der letzten Woche fassten die Vulkanologen des INGV Neapels die Messergebnisse zu den geophysikalischen Parametern zusammen und stellten keine ungewöhnlichen Veränderungen fest. Es wurden 28 Erdbeben detektiert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0. Die Rate der Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 15 mm im Monat, wobei man in der Messreihe schon einige Werte sieht, die auf eine Erhöhung der Hebungsrate hindeuten, doch bevor man das genau sagen kann, sind Messungen über mehrere Wochen nötig. Seit 2011 beträgt die Bodenhebung an der Messstation RITE 107,5 cm. Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli lag weiterhin bei 95 Grad. Zwar lässt sich kein unmittelbar bevorstehender magmatischer Vulkanausbruch prognostizieren, aber es besteht ein Risiko, dass es zu phreatischen Explosionen im Gebiet der Solfatara/ Pisciarelli kommen könnte. Daher bleibt der Zugang zum Krater gesperrt. Das Thermalgebiet von Pisciarelli liegt aber am Rand eines Gewerbegebietes und eines weiterhin zugänglichen Sportplatzes. Im Falle einer Dampfexplosion könnten Gesteinstrümmer bis dorthin fliegen.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 07.09.23

Schwarmbeben und Deformation am Fagradalsfjall auf Island

Heute Morgen ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Die Beben waren von geringen Magnituden und manifestierten sich im Bereich des magmatischen Gangs, der den Vulkan bei Eruptionen mit Magma versorgt. Die Hypozentren schwankten zwischen 5 und 7 km Tiefe. Unklar ist, ob die Beben durch Magmenaufstieg verursacht wurden, oder ob es sich eher um Abkühlungs- und Schrumpfungsprozesse handelte. Da sich in der Gegend auch tektonische Störungen befinden, lässt sich eine entsprechende Herkunft der Erschütterungen nicht ausschließen. Für die erste Theorie spricht, dass es weiterhin eine Bodenhebung infolge von Inflation gibt. Leider ist die GPS-Messstation direkt am Vulkan seit der letzten Eruption im Juni offline, doch die benachbarte Station Festarfjall und Krisuvik zeigt eine Bodenhebung von 20 mm seit Eruptionsende an. In der letzten Woche lag die Bodenhebung noch bei 18 mm. Es handelt sich allerdings um Rohdaten, die noch korrigiert werden könnten. An der Festarfjall-Messstation wurde vor der letzten Eruption eine ähnliche Bodenhebung angezeigt, wie es jetzt der Fall ist. Isländische Vulkanologen zeigten sich bereits erstaunt, dass es so kurz nach der Eruption wieder Bodenhebungen gibt. Erstaunlicher Weise zeigten die GPS-Messungen vor der letzten Eruption nur geringe Bodenhebungen direkt am Fagradalsfjall an. Aktuell sind keine Werte aus dem direkten Umfeld von Vulkan und Magmatischen Gang online bzw. öffentlich zugänglich. Bis sich Genaueres sagen lässt, müssen wir wohl auf neue InSAR-Karten warten.

Unter Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 59 Erschütterungen detektiert. Bei weitem nicht alle Erdbeben gehörten zum Schwarmbeben am Fagradalsfjall, so kann man in der Tat nur von einem kleinen Schwarmbebens sprechen. In der letzten Woche ereigneten sich unter Island „nur“ gut 500 Beben und damit halb so viel, wie in den Wochen zuvor. IMO schreibt dazu, dass es den ersten Herbstrum gegeben hat, und der Wind könnte die Detektion schwache Erdbeben vereitelt haben. So könnte die tatsächliche Erdbebentätigkeit stärker gewesen sein.

Bodenhebung gibt es aktuell auch am subglazialen Vulkan Katla. Die Messstation AUST zeigt eine Bodenhebung von 40 mm seit Juli 2023. Auch die Askja bläht sich weiter auf. Hier liegt der Maximalwert bei 680 mm.

Erdbeben Mw 6,3 in Chile

Erdbeben Mw 6,3 erschüttert chilenische Küstenregion bei Coquimbo

Datum 06.09.23 | Zeit: 23:48:05 UTC | -30.284 ; -71.365 | Tiefe: 35 km | Mw 6,3

Gestern Abend erschütterte um 23:48:05 UTC ein starkes Erdbeben die chilenische Küste bei Coquimbo. Das Beben hatte eine Moment-Magnitude von 6,3 und ein Epizentrum, das 37 km südlich von Coquimbo verortet wurde. Das Hypozentrum befand sich in 35 km Tiefe. Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis wahrgenommen. Beim EMSC gibt es Wahrnehmungsmeldungen von Personen, die sich in fast 400 km Entfernung zum Epizentrum aufhielten. Ein Bebenzeuge, der in 34 km Entfernung zum Epizentrum wohnt, schrieb, dass der Erdstoß sehr stark war. Viele Dinge fielen herunter und das Haus bewegte sich, als wäre man in einem Boot auf dem Wasser. Meldungen über große Zerstörungen liegen allerdings nicht vor. Dass das Beben glimpflich verlief, ist auch der relativ großen Tiefe des Epizentrums zu verdanken. Außerdem ereigneten sich in der Region bereits viele starke Erdbeben, bei denen instabile Gebäude bereits zerstört wurden.

Das Erdbeben stand mit der Subduktion entlang des pazifischen Peru-Chile-Grabens in Verbindung. Hier taucht die Nazca-Platte unter die Südamerikaplatte ab, wobei es zu Verhakungen kommen kann. Es entstehen große Spannungen, die sich explosionsartig in Erdbeben entladen können. Wenn die Erdbebenherde in geringen Tiefen liegen, können bei solchen Erdbeben Tsunamis entstehen, was hier aber nicht der Fall war, da sich das Hypozentrum zu tief befand und sich das Beben hinter der Subduktionszone an der Küste manifestierte. Bei früheren Erdbeben entlang der chilenischen Küste entstanden allerdings bereits verheerende Tsunamis. So geschehen bei einem der stärksten Erdbeben der Welt, das sich 1960 bei Valdivia ereignete. Es hatte eine Magnitude von 9,5. Damals starben 1655 Menschen.

Obwohl es in Chile viele aktive Vulkane gibt, befinden sich in der näheren Umgebung von Coquimbo nur inaktive Feuerberge. Der Villarrica, der zuletzt hier in den Schlagzeilen stand, liegt mehr als 1000 km entfernt und ich rechen nicht mit Auswirkungen auf den Vulkan. Anders könnte es mit einem weiteren interessanten Erdbeben sein, das sich gestern am indonesischen Sunda-Strait manifestierte.

Sunda-Strait mit Erdbeben Mb 5,0

Datum 06.09.23 | Zeit: 01:30:51 UTC | -6.481 ; 104.465 | Tiefe: 50 km | Mb 5,0

Gestern ereignete sich laut GFZ an der Einfahrt zum Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde 146 km süd-südwestlich von Bandar Lampung verortet. Der Erdbebenherd lag 50 km tief. Der Erdstoß befand sich in relativer Nähe zum Inselvulkan Anak Krakatau, der gerne kurzfristig aktiv wird, wenn sich in der Region stärkere Erdbeben ereignen.