Vulkan-Update 22.05.21: Nyiragongo

Heute Abend gibt es einiges zu berichten, denn in der DR Kongo ist der Nyiragongo ausgebrochen und auch der Ätna auf Sizilien lässt sich nicht Lumpen und produziert einen weiteren Paroxysmus.

Nyiragongo in Eruption

Staat: DRK | Koordinaten:-1.52, 29.25 | Eruption: Flankeneruption | Link

Aktuell machen Medienberichte die Runde, nach denen der Vulkan Nyiragongo im Kongo ausgebrochen ist. Augenzeugen beschreiben hoch „Flammen“ die aus dem Vulkan schießen. Fotos zeigen einen rot illuminierten Nachthimmel über der Vulkanflanke. Viele Bewohner der Stadt Goma flüchten in Panik in Richtung Ruanda. Sie fürchten, dass ein Lavastrom die Stadt erreichen könnte und eine neue Schneise der Verwüstung hinterlässt, so, wie es sich zuletzt im Jahr 2002 zugetragen hat.

Die lokalen Vulkanologen warnen schon seit Monaten davor, dass es zu einer Flankeneruption kommen könnte. ein Team befindet sich auf dem Weg zum Vulkan um die Situation genauer zu erkunden. Ein stärkeres Erdbeben hat es nach ersten Aussagen der Forscher nicht gegeben. Das würde gegen eine große Rissbildung und dem Auslaufen des Lavasees sprechen, denn so ein Vorgang müsste sich auf den Seismometern widerspiegeln, sofern denn welche vorhanden sind.

Einige Stimmen geben zu bedenken, dass sich die Eruption auch am Nachbarvulkan Nyamuragira ereignen könnte. Er war zuletzt im Jahr 2011 im unteren Flankenbereich ausgebrochen. MIROVA detektierte gestern eine leicht erhöhte Thermalstrahlung mit 1600 MW Leistung, aber bald müssten neue Werte reinkommen, die eine genauerer Zuordnung ermöglichen.

Update 23.30 Uhr: Das VAAC Toulouse meldet Vulkanasche in einer Höhe von 13700 m. Als Ursprungsort wird der Nyiragongo angegeben. Ein erstes Video zeigt eine breiten Lavastrom, der sich schnell bewohnten Gebiet nähert. Eine Straße wurde bereits unterbrochen. Die Bilder sprechen schon für ein Auslaufen des Lavasees, doch eine Bestätigung steht noch aus.

Vulkan-Nachrichten 22.05.21: Ätna, Fagradalsfjall, Sangay

In den Vulkannachrichten vom Samstag wird der Vulkan Ätna thematisiert. Er wird etwas unruhig und könnte sich auf einen neuen Paroxysmus vorbereiten. Einen Solchen erzeugte der Sangay. Am Fagradalsfjall wurde der Damm überflutet.

Ätna: Tremor fluktuiert

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch | Link

Heute fluktuiert der Tremor am Ätna stärker als wir es in den vergangenen Tagen beobachten konnte, sieht man einmal von den Paroxysmen ab. Es gab mehrere Peaks, die bis in den gelben Bereich vordrangen. Der Neue Südostkrater stößt heute Vormittag eine dünne Eruptionswolke aus, die darauf hindeutet, dass es tief im Schlot schwache Explosionen gibt. Sie müssen allerdings nicht schwach bleiben und könnten erste Signale eines bevorstehenden Paroxysmus sein. Zudem registriert MIROVA eine moderate Thermalstrahlung.

Ein Sentinel-Bild vom 19. Mai erfasste den Lavastrom vom 22. Paroxysmus. Wie ich anhand der Thermalstrahlung vermutet hatte, erreichte er eine Länge von etwas mehr als 1 km. Man erkennt auch, dass die Lava aus dem westlichsten Schlot kam. Er liegt nahe am ursprünglichen Südostkrater. Sollte sich das Eruptionszentrum dahin verlagern?

Fagradalsfjall: Lava überflutet Damm

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch| Link

Heute Vormittag sind die Lavafontänen am Fagradalsfjall verhältnismäßig klein, aber dennoch reichte der Lava-Ausstoß der letzten 2 Tage aus, um das Lavafeld deutlich wachsen zu lassen. Der eilig errichtete, und erst vorgestern erhöhte Schutzwall am Ausgang des Tals Nafnlausadalur, wurde bereits heute Nacht überflossen. Die Lava strömt nun in das Tal Nátthaga. Der Vulkanologe Pall Einarsson hatte das fast 300.000 € teure Projekt als sinnlos kritisiert und meinte, dass sich Lava nicht aufhalten lasse. Tatsächlich ist es bisher nur sehr selten gelungen Lavaströme umzulenken. Stoppen lassen sie sich nicht.

Nevado del Ruiz spuckt Asche

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 4.89, -75.32| Eruption: Strombolianisch| Link

In Kolumbien produzierte der Nevado del Ruiz eine Aschewolke. Laut VAAC erreichte sie eine Höhe von 5800 m über Normalnull. Da der Vulkan selbst ca. 5300 m hoch ist, war die Aschewolke noch vergleichsweise klein. Dennoch ist man vor Ort alarmiert, weil der Vulkan ein hohes Gefährdungspotenzial aufweist.

Sangay verstärkt Aktivität

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch| Link

In Ecuador verstärkte der Sangay seine Aktivität und erzeugte eine Paroxysmale Eruption. Laut Aussage der Seismologen intensivierte sich der Tremor und es bildete sich eine temporäre Lavafontäne. Vulkanasche stieg bis auf einer Höhe von 9200 m auf. Ascheniederschlag wurde aus den Städten Achupallas, Alausi, Tixan und Sibambe gemeldet.

Vulkan-Nachrichten 21.05.21: Ätna, Stromboli

Die Nachrichten vom Freitag werden von den italienischen Vulkanen Ätna und Stromboli bestimmt. Beide Vulkane präsentieren simultan eine erhöhte Aktivität: am Ätna ereignete sich ein neuer Paroxysmus, am Stromboli ist ein Lavastrom unterwegs.

Ätna: Paroxysmus No 23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch | Link

Heute Nacht kam es zu einem weiteren paroxysmalen Spektakel am mächtigsten Vulkan Europas. Der 23 Paroxysmus -seit Dezember 2020- begann gegen 1:00 Uhr UCT und dauerte knapp 2 Stunden. Von der Stärke her war er mit dem Ausbruch vom 19. Mai vergleichbar, hielt nur nicht so lange an. Der Neue Südostkrater erzeugte eine vergleichsweise kleine Lavafontäne nebst Aschewolke. Laut VAAC steig sie bis auf einer Höhe von 6100 m auf. Die Aufstiegshöhe der Asche sagt aber noch nicht viel über die stärke einer Eruption aus. Starke Wind kann eine Aschewolke zu Boden drücken und die Aufstiegshöhe entsprechend reduzieren. Ein Lavastrom floss Richtung Süden und emittierte eine extrem hohe Thermalstrahlung mit mehr als 11.000 MW Leistung. Wie zuvor floss keine Lava ins Valle del Bove. Die Schlote im Osten des NSEC waren offenbar nicht in die Eruption involviert. Wie es weitergeht ist völlig offen. Momentan schaut es so aus, als würde sich das Eruptionsintervall wieder verkürzen.

Manche sehen die aktuellen Ausbrüche als eine neue Eruptionsphase an, allerdings hat es bei früheren Serien auch schon vergleichbar lange Unterbrechungen gegeben. Das INGV zählt auf jeden Fall weiter. Generell gibt es gerade 3 unterschiedliche Zählungen, denn nach den ersten Paroxysmen im Dezember gab es ebenfalls eine mehrwöchige Pause. So wird der aktuelle Paroxysmus mit den Nummern 23, 19, oder 2 versehen. Auf jeden Fall bleibt es am Ätna spannend. Die Inflation zeigt, dass noch einiges an Magma im Untergrund schlummert und weitere Eruptionen sind nicht unwahrscheinlich.

Der Ätna ist nicht der einzige aktive Vulkan Italiens. Gut 100 km nördlich liegt der Inselvulkan Stromboli, der heute auch von sich Reden macht. Ätna und Stromboli sind nicht direkt gekoppelt, stehen aber indirekt über Plattentektonische Prozesse in Verbindung.

Stromboli: Lavastrom aktiv

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Strombolianisch | Link

Auf der italienischen Vulkaninsel Stromboli fließt weiterhin ein Lavastrom über die Sciara del Fuoco. Auf aktuellen Livecam-Bildern schaut es so aus, als würde der Lavastrom nicht mehr das Meer erreichen, sondern nur ca. 4/5 der Strecke schaffen. Gestern Abend sah das noch anders aus und es gab einen kleinen ocean entry. Zudem gibt es strombolianische Eruptionen aus mehreren Schloten im Krater. Das LGS registrierte einen Explosionsdruck von bis zu moderaten 1,5 bar. Normal sind Werte kleiner als 1 bar. Bei früherer Lavastromtätigkeit stellte der Krater oft seine Aktivität ein, allerdings kam dann der Lavastrom auch meistens aus einer Spalte an der Außenflanke Kegels. Die Tremor-Amplitude ist rückläufig. Stellt sich die Frage, ob die Aktivität noch länger anhält, oder bald endet? Die Daten sprechen für eine kurzweilige Episode. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es in den nächsten Monaten zu weiteren Phasen erhöhter Aktivität kommen wird.

Vulkan-Nachrichten 20.05.21: Ebeko, Fagradalsfjall, Paccaya

In den Vulkannachrichten geht es um Ascheeruptionen an den Vulkanen Ebeko und Pacaya und um Bauaktivitäten am Fagradalsfjall. Über die Tätigkeit des Vulkans Stromboli gibt es unten einen eigenen Bericht.

Fagradalsfjall: Dammbau und Parkgebühren

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch| Link

Die Eruption am isländischen Fagradalsfjall geht weiter. Es kommt zu Pulsen von Lavafontäne und zur Förderung von Lavaströmen. Sie haben die beiden Täler mittlerweile gut aufgefüllt und man befürchtet, dass die Lava demnächst weiter Richtung Küste fließen könnte. Daher beschloss man, die Dammanlage, die bereits in der letzten Woche errichtet wurde, von 4 auf 8 m zu erhöhen. Das Bauvorhaben ist durchaus umstritten und kostet gut 135.000 €. Viel Geld für die Erhöhung eines Erdwalls, von dem man nicht weiß, ob er die Lavaströme tatsächlich dauerhaft eindämmen kann. Der isländische Vulkanologe Páll Einarsson bezweifelt den Sinn des Unterfangens. Er sagt, dass die Lava im Endeffekt dahin fließen wird, wohin sie will. Zudem sei der potenzielle Schaden begrenzt und der Damm könnte teurer sein, als eine temporäre Unterbrechung der Küstenstraße.

In einem zweiten Bauvorhaben schufen die Isländer einen großen Parkplatz an besagter Küstenstraße. Dort sollen die Fahrzeuge der Vulkanwanderer abgestellt werden. Der Parkplatz befindet sich auf Privatbesitz und es werden gut 7 € Parkgebühren (Tagespreis) erhoben.

Es gibt auch neue Daten zur Eruption, die das Geschehen bis zur letzten Woche widerspiegeln: demnach reduzierte sich die Förderrate von 12,6 auf 10,8 Kubikmeter pro Sekunde. Es wurden insgesamt 38,3 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Sie bedeckt eine Fläche von etwas mehr als 2 Quadratkilometer. Meinen subjektiven Wahrnehmungen zufolge reduzierte sich der Lava-Ausstoß in den letzten Tagen weiter.

Ebeko mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Vulcanianisch | Link

Der Kurilenvulkan Ebeko eruptierte in den letzten beiden Tagen 3 Aschewolken, die vom VAAC detektiert wurden. Sie stiegen bis zu 3000 m hoch auf und drifteten in Richtung Nordosten.

Pacaya: Lavastrom stoppte scheinbar

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.38, -90.59 | Eruption: Lavastrom | Link

Vom Pacaya werden strombolianische Eruptionen gemeldet, die vom McKenney-Krater ausgehen. Im aktuellen Bericht von INSIVUMEH wird allerdings nichts mehr von einem Lavastrom berichtet. Ich schließe daraus, dass die Eruptionsspalte auf der Nordflanke ihre Tätigkeit eingestellt hat.

Vulkan-Update 20.05.21: Stromboli

Als erste Nachricht des Tages gibt es ein Update über die Geschehnisse am Stromboli, wo seit gestern ein Lavastrom unterwegs ist. Als der Lavastrom anfing, sich durch das Gestein am Kraterrand zu bohren, kam es zum Kollaps des nördlichen Kraterrandes, der einen pyroklastischen Dichtestrom auslöste.

Stromboli: Lavastrom erreicht das Meer

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Pyroklastischer Strom | Link

Gut einen Tag nach dem Beginn des Lava-Überflusses am Stromboli, ist der Vulkan weiter aktiv und fördert einen Lavastrom, der bis ins Meer fließt. Inzwischen sind die Beobachtungsnetzwerke von INGV und LGS wieder online und versorgen uns mit Daten. Anders, als bei den meisten anderen Episoden mit größeren Eruptionen am Stromboli, gab es keine besonders starke Explosion am Anfang der Eruptionsphase. Das Seismogramm zeigt zwar eine stärkere Explosion an, aber diese war deutlich schwächer als bei den anderen Gelegenheiten.

Mittlerweile sind Kameraleute und Reporter vor Ort. So streamte das Local-Team ein Video von einem Zodiak aus, dass vor der Sciara del Fuoco unterwegs ist. Dort sieht man eine Dampfspur entlang des mittleren Bereichs der Sciara del Fuoca. Sie markiert den Verlauf des schmalen Lavastroms und beginnt am Krater und mündet im Meer. Während der Dämmerung entstanden eindrucksvollere Bilder, auf denen man den Lavastrom erkennt. Eine Spalte auf der Flanke hatte sich nicht geöffnet, die Lava entspring aus dem Kraterbereich. Dort kam es zu einem Kollaps der Nordöstlichen Kraterwand. Das INGV berichtet in seinem wöchentlichen Bulletin, dass bereits vor mehreren Tagen eine Anomalie auf der Außenseite der Kraterwand erschien und sich dort eine Schwachstelle bildete. Für alle sichtbar war die Intensivierung der strombolianischen Eruptionen und die Episoden intensiven Lavaspatterings. Etwas subtilere Warnhinweise lieferten die seismischen Ereignisse im Tyrrhenischen Meer östlich von Stromboli: dort kam es zu einer Häufung von Erdbeben in Tiefen von mehr als 100 km. Vergleichbares beobachtete ich bisher vor jeder neuen Episode mit Lavaströmen. Auch wenn man nicht genau sagen kann, wann es zu einem Ausbruch kommt, so scheinen mir diese Erdbeben ein brauchbarer Marker zu sein, um besonders wachsam zu werden.

Bei den Bildern und Videos, die aktuell in den Sozialen Medien geteilt werden, muss man ein wenig vorsichtig sein. Es kommt vor, dass Bilder der letzten größeren Eruptionen als aktuelle Fotos geteilt werden.

Vulkan-Update 19.05.21: Stromboli mit Pyroklastischen Strom

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Pyroklastischer Strom | Link

Am Stromboli gab es heute Mittag ein Kollaps-Ereignis, dass zu einem pyroklastischen Strom führte. Er floss über die Sciara del Fuoca und glitt gut 1000 m auf das Meer hinaus. Wenige Minuten zuvor registrierte das INGV eine Steigerung der explosiven Aktivität.

Die meisten LiveCams sind offline, nur eine liefert ein Bild und man erkennt eine schwache thermische Anomalie an der Küste unterhalb der Sciara del Fuoco. Auf dem Seismogramm erkannte man einen schwachen Tremor, kurz bevor der Pyroklastische Strom abging und die Anlage ausfiel.

Das INGV berichtet, dass auf der Sciara del Fuoco ein Lavastrom unterwegs ist. Ein Hubschrauber ist zu einem Observierungsflug aufgebrochen um weitere Informationen zu sammeln. Im Bereich der Feuerrutsche wird leichte Inflation registriert. Sie beträgt 0,2 Mikrorad. Offenbar gab es mehrere Pyroklastische Ströme. Die Situation ist noch etwas undurchsichtig.

Große Eruptionen am Stromboli

Am Stromboli kommt es immer wieder zu größeren Eruptionen. Dabei steigerte sich die Häufigkeit dieser Ereignisse in den letzten Jahren deutlich. Besonders auffällig ist, dass vergleichsweise oft Pyroklastische Ströme generiert werden. Zuletzt geschah das im August 2019. Sowieso war 2019 ein ganz besonderes Jahr für den Stromboli. Damals gab es mehrere paroxysmale Episoden. Eine der Stärksten manifestierte sich Anfang Juli. Davor hatte es langanhaltenden Lavaström im August 2014 und März 2007 gegen. Die Serie besonderer Ereignisse begann im Dezember 2002, als ein großer Kollaps einen Tsunami verursachte. Das war auch das Startsignal für die Vulkanologen, die erst im Anschluss an diesem Ereignis ein Observatorium auf Stromboli errichteten. Gleichzeitig war es der Anfang vom Ende der freien Besteigungen des Vulkans, den ich bis dahin als meinen Lieblingsvulkan bezeichnete. Ein Ende des Aufstiegverbots ist nicht in Sicht. Ich vermute, dass der Vulkan auf lange Zeit gesperrt bleiben wird.

Vulkannachrichten 19.05.21: Ätna, Stromboli, Taal

Die Vulkan-News vom 19. Mai drehen sich um einen spontanen Paroxysmus am Ätna und der Aktivitätssteigerung auf Stromboli.

Ätna: Spontaner Paroxysmus

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch | Link

Heute Nacht ereignete sich am Ätna auf Sizilien ein überraschender Paroxysmus. Kurz nach Mitternacht schoss die Tremor-Amplitude unvermittelt in die Höhe und drang bis in die Mitte des roten Bereichs vor. Ein Lavastrom begann zu fließen. Es entstand eine kleine Lavafontäne und Vulkanasche stieg auf. Kurz vorher setzten strombolianische Eruptionen am Neuen Südostkrater ein. Die Anzahl der Infraschall-Ereignisse blieb allerdings vergleichsweise niedrig. Das LGS registrierte einen maximalen akustischen Druck von 3,7 bar. Der Lavastrom floss diesmal nicht in das Valle del Bove, sondern in südwestlicher Richtung. Wie lang er genau war, wurde bisher nicht kommuniziert. Mirova registrierte eine sehr hohe Thermalstrahlung, die kurz davor stand extreme Werte anzunehmen. Daher gehe ich davon aus, dass der Lavastrom länger als 1 km geworden ist. Auf der Thermalcam des INGV erkennt man noch eine Wärmesignatur die andeutet, dass heute Morgen noch Lava aus einer Scharte am NSEC fließen könnte. Doch bereits jetzt lässt sich sagen, dass es ein vergleichsweiser schwacher Paroxysmus war. Er könnte Folge des Magmenaufstiegs von vor 2 Wochen sein. Der Ausbruch kündigte sich durch einige Fluktuationen in der Tremor-Amplitude an, allerdings waren sie so diskret, dass sie keinen Alarm auslösten. Kurz vor der Eruption registrierten die Vulkanologen des INGV eine schnelle Inflation von ca. 1 mikrorad. Sobald genauere Berichte vorliegen, gibt es hier ein Update.

Update: Nun ist auch ein Video der Eruption online:

Stromboli: Aktivität erhöht

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Strombolianisch | Link

Nicht nur der Ätna überrascht, sondern auch der Stromboli. An klaren Tagen kann man ihn vom Ätnagipfel aus sehen. Der Aufwärtstrend der Tremor-Amplitude ist ungebrochen. Zwar steigt sie nur langsam an, dafür aber stetig. Das spiegelt sich auch in der allgemeinen Aktivität des Vulkans wieder: die strombolianischen Eruptionen werden stärker und kommen in kürzeren Abstände. In den letzten Tagen wurden moderate-hohe Werte an Kohlendioxid detektiert. Sie deuten an, dass aus der Tiefe mehr Magma aufsteigt.

Taal: Seismizität hoch

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002, 120.993 | Eruption: Fumarolisch | Link

Die Parameter am philippinischen Taal-Vulkan signalisieren, dass sich der Vulkan auf eine weitere Eruption vorbereitet. Gestern meldete PHILVOLCS 288 vulkanisch bedingte Erdbeben, heute waren es 82. Die Seismizität fluktuiert auf hohem Niveau. Das Gleiche gilt für den Ausstoß an Schwefeldioxid, der in den letzten 24 Stunden besonders hoch war: 3758 Tonnen am Tag. Die langsame Inflation hält an und es steigt Magma auf.

Vulkan-Nachrichten 18.05.21: Chillan, Shiveluch

Shiveluch: Neuer Spine gewachsen

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65, 161.36 | Eruption: Dom | Link

Der Shiveluch auf Kamtschatka ist nach wie vor aktiv, auch wenn er in den letzten Monaten ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung geraten ist. Das ändert sich heute mit Bildern von einem neuen Lavadom. Das kuppelförmige Gebilde macht seinem Namen alle Ehre und sieht in der Tat wie ein Dom aus. Tatsächlich handelt es sich nicht um einen komplett neuen Dom, sondern um einen Spine. Schon vor einigen Monaten erschien ein vergleichbares Objekt, dass aus anderer Perspektive langgestreckt war und an einen Delphin erinnerte. Er überlebte allerdings nur kurze Zeit und verging in einer Serie von Eruptionen. Wahrscheinlich wird der aktuelle Spine das gleiche Schicksal ereignen. Darüber hinaus kommt es bereits jetzt zu gelegentlichen Ascheeruptionen. Das letzte Mal detektierte das VAAC vor 4 Tagen Aschewolken am Shiveluch. Sie stiegen bis auf einer Höhe von 3700 m auf. Ob sie mit pyroklastischen Strömen assoziiert waren ist ungewiss. Möglicherweise standen sie mit dem Wachstum des Spines in Verbindung.

Nevados de Chillan mit Ascheeruptionen

Staat: Chile | Koordinaten: -36.85, -71.377 | Eruption: Dom | Link

Am chilenischen Vulkan Nevados de Chillan kommt es immer noch zum Ausstoß von Vulkanasche. Die Eruptionswolken steigen bis auf einer Höhe von 4000 m auf und driften in südöstlicher Richtung. MIROVA detektiert kontinuierlich eine moderate Wärmestrahlung. Sie deutet darauf hin, dass das Magma hoch im Fördersystem steht und dass evtl. ein Lavadom wachsen könnte.

Kilauea: Lavaausstoß gering

Staat: USA | Koordinaten: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch | Link

Am hawaiianischen Vulkan Kilauea tritt immer noch etwas Lava aus einem Schlot im Westen des Kraters aus. Sie fließt einige Meter über die Erstarrungskruste des Lavasees, bevor sie erstarrt. Der Spiegel des Lavasees stagnierte in den letzten Wochen und steht auf 229 m über dem Boden des Kraters. Der geringe Lava-Ausstoß spiegelt sich in der Bodendeformation wider: Es wird kontinuierliche Inflation registriert und sie hat fast wieder das Niveau wie vor dem Beginn der Eruption im Dezember erreicht.

Vulkan-Nachrichten 17.05.21: Fagradalsfjall, Semeru, Stromboli

Heute stehen die Vulkan-News wieder im Zeichen des Fagradalsfjall auf Island. Neuigkeiten gibt es auch von den Vulkanen Stromboli und Semeru.

Fagradalsfjall: Seismizität niedrig

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch| Link

Am Fagradalsfjall auf Island ist die Seismizität auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Eruption. In den letzten 48 Stunden manifestierten sich nur noch 5 Erdstöße im Bereich des Magmatischen Gangs und nur eine Erschütterung direkt am Vulkan. Welche Bedeutung der Rückgang der Seismizität hat, lässt sich nicht genau beurteilen und es gelten nach wie vor die Szenarien, dass der Förderkanal aus der Tiefe frei ist und es daher zu wenigen Erdbeben kommt, oder dass der Magmen-Nachschub langsam versiegt. Bisher ist der Vulkan weiterhin aktiv und erzeugt Pulse mit Lavafontänen. Die Pulse sind recht kurzlebig und die Maximalhöhe der Lavafontänen liegt um 100 m. Gestern kam es erneut zu einem Teilkollaps der Kraterwand.

Semeru mit Aschewolke

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Eruption:  Dom | Link

In Indonesien eruptierte der Semeru wieder Vulkanasche. Laut VAAC erreichte sie eine Höhe von 4300 m. Das VSI registrierte 49 seismische Eruptionssignale. Auf Sentinel-Satellitenbildern erkennt man 2 Hotspots im Kraterbereich. Einer stammt wahrscheinlich vom Lavadom. Ein zweiter Spot liegt in der Scharte des südlichen Kraterrands. Hier könnte ein kurzer Lavastrom entspringen. In der Abflussrinne auf der Flanke erkennt man zudem eine schwache thermische Anomalie, die wahrscheinlich von heißen Lawinen erzeugt wird.

Stromboli: Lavaspattering hält an

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Strombolianisch | Link

Der Stromboli ist nach wie vor munterer als üblich und erzeugt Lavaspattering und strombolianische Eruptionen. Ein Video zeigt, dass heute Morgen bis zu 4 Förderschlote gleichzeitig aktiv waren. Die nordöstlichsten Schlote sind sehr schmal und generieren senkrecht aufsteigende Fackeln. Die Auswurfshöhe der Eruptionen ist vergleichsweise gering. Der Tremor fluktuiert auf leicht erhöhtem Niveau. Mich würde es nicht wundern, wenn wir demnächst wieder kurze Lavaströme im Kraterbereich erleben werden.

Paradoxerweise kommen seit der Sperrung des Aufstiegs vor 2 Jahren kaum noch Fotos rein, die die Veränderungen am Krater dokumentieren. Paradox ist das, weil der Stromboli früher einer der meist bestiegenen Vulkane der Welt war und Touristen aus aller Welt anzog. Die damit einhergehende Bilderflut war inflationär. So können sich die Zeiten ändern. Einen kleinen Silberstreifen am Horizont gibt es: Deutsch dürfen wieder nach Italien einreisen, ohne in Quarantäne zu müssen. Zuletzt durfte man Stromboli bis auf 400 m Höhenniveau mit Führer besteigen. Uff!