Island: Blaue Lagune verlängert Schließung

Bodenhebung bei Svartsengi hält an – Blaue Lagune bleibt geschlossen

Eigentlich wurde das beliebte Thermalressort Blaue Lagune auf der Reykjanes-Halbinsel erst einmal bis zum 7. Dezember geschlossen. Nun wurde bekannt, dass man die Schließung um 2 weitere Tage verlängert, um dann die Situation neu zu bewerten. Man kann davon ausgehen, dass bei weiter anhaltender Bodenhebung im Bereich von Svartsengi, in dem nicht nur das Geothermalkraftwerk liegt, sondern auch die Blaue Lagune, das Thermalressort kaum wieder geöffnet werden kann. Zu groß ist der Unsicherheitsfaktor, ob es nicht doch zu einer Eruption kommen wird. Zwar halten es die meisten Geowissenschaftler für wahrscheinlich, dass sich eine potenzielle Eruptionsspalte gut 2 km östlich bei den Sundhnukur-Kratern öffnen wird, doch der eine oder andere Experte schloss es nicht aus, dass eine Eruption am westlich gelegenen Eldvörp beginnen könnte. So oder so, würde die Blaue Lagune in unmittelbarer Nähe eines Vulkanausbruchs liegen und das Restrisiko, dass Mitarbeiter und Gäste ausgesetzt wären, ist für einen entspannten Badeurlaub zu groß.
Neue Messwerte von heute Morgen zeigen, dass sich der Boden mit einer Rate von etwas weniger als 1 cm am Tag hebt. Bei gleichbleibender Hebegeschwindigkeit dürfe man Ende nächster Woche wieder den Wert an Bodenhebung erreicht haben, wie am 10. November als die Riftbildung einsetzte. Was dann geschieht -wenn überhaupt etwas geschieht- ist offen, aber vielfach wird angenommen, dass dann wieder ein kritischer Wert erreicht ist, an dem die Schmelze unter Svartsengi einen neuen Ausbruchsversuch unternehmen könnte.

Während die Bodendeformation weiterhin anhält, hat die Erdbebentätigkeit im Bereich des magmatischen Gangs abgenommen. Nachts gab es gut 50 Erdbeben. Gestern wurden über den Tag verteilt 220 Erschütterungen detektiert. Heute gibt es phasenweise gar keine Erdbeben, aber sowas kann eine normale Fluktuation sein oder eben Anzeichen nachlassender Aktivität.

Island: Erdbebenaktivität bleibt am 04.12.23 erhöht

Weiterhin viele Erdbeben – Bodenhebung mit Rücksetzer

Die Erdbebentätigkeit am magmatischen Gang bei Grindavik bleibt hoch. Gestern gab es um 500 Erschütterungen. Heute Nacht wurden wieder um 180 Erdbeben detektiert. Das Stärkste brachte es auf M 2,6. Dieses Beben lag 2,9 km nördlich von Grindavik, also ungefähr im Bereich vom Hagafell. Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass die Bebentätigkeit heut hoch bleibt. Auffällig sind auch mehrere Beben, die bis vor die Küste Grindaviks liefen und das Südwestende des Gangs markieren dürften. Ganz zum Ende gekommen scheinen mir die Magmenbewegungen hier doch noch nicht gekommen zu sein. Auffällig ist auch, dass es nicht nur entlang des Gangs bebt, sondern auch an anderen Spaltensystemen auf der Reykjanes-Halbinsel. Besonders viele Beben gibt es im Bereich von Krýsuvík und am Bláfjallaskáli.

Normalerweise sollte man annehmen, dass die Bodenhebung weiterhin auf Augenhöhe mit der Seismizität ist, allerdings gab es in der letzten Messreihe wieder einen Rücksetzer der GPS-Werte, so wie wir es in den vergangenen Tagen bereits 2 Mal gesehen haben. Es stellt sich also die Frage, ob ein Messfehler vorliegt, oder ob die Bodenhebung tatsächlich einen Rücksetzer erhalten hat. Nach der nächsten Messung wissen wir mehr.

Der Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson äußerte sich in einem Statement gegenüber dem Magazin Visir und meinte, dass keine Schmelze mehr in den Dyke zu fließen scheint. Statt dessen würde Magma unter Svartsengi aufsteigen und in 5 bis 6 km Tiefe einen Magmenkörper bilden. Die Ausbruchswahrscheinlichkeit sei gesunken, doch wenn es zu einem Ausbruch kommen sollte, hält er nach wie vor den Bereich bei Sundhnúka (Sýlingarfell) für einen wahrscheinlichen Ausbruchsort. Grund für die Annahme seien die bereits existierenden Aufstiegswege der Schmelze in den Dyke, die geschwächt sind und wieder aktiviert werden könnten, wenn der Druck im System steigt.

Island: Erneuter Anstieg der Seismizität am 03.12.23

Seismizität spielt JoJo – Landhebung ebenso

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes fluktuiert weiter. Man könnte auch sagen, dass sie JoJo spielt. Laut IMO gab es gestern 470 Erdstöße. In den ersten 6 Tagesstunden heute waren es bereits 320 Erdbeben, die vom seismischen Netzwerk der Reykjaneshalbinsel detektiert wurden. Während die Seismizität kurzfristig also wieder zunahm, reduzierte sich die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi etwas und nahm Werte von weniger als 1 cm innerhalb von 24 Stunden an.

In der isländischen Zeitung MBL meldete sich erneut der isländische Vulkanologieprofessor Þorvaldur Þórðarson zu Wort und übte ein wenig Selbstkritik, indem er sagte, dass er in dieser Angelegenheit bereits viel gesagt hätte (was nicht eingetreten ist), dennoch spekuliert er weiter und meint nun, dass es jetzt nicht zwangsläufig zu einer Eruption kommen müsse, obwohl er einen Satz vorher meinte, dass viel Schmelze vorhanden ist, die jederzeit ausbrechen könne.

Er sieht in den aktuellen Ereignissen eine Verlagerung von Magma aus einem tiefen Reservoir in einem flacheren und geht davon aus, dass im tieferen Magmenkörper genug Schmelze vorhanden ist, um die Menschen auf Reykjanes noch viele Jahre lang zu beschäftigen, evtl. sogar mehrere Jahrzehnte lang. Prinzipiell bestätigt er damit die Hypothese, die viele Wissenschaftler schon seit der ersten Fagradalsfjall-Eruption vertreten.

In dem Artikel sprach Þorvaldur auch an, dass es eine Verbindung zwischen den Vulkansystemen Fagradalsfjall und Svartsengi geben könnte. Eine Hypothese, die ich bereits seit der ersten Eruption am Fagradalsfjall vertrete, weil auch vor dieser Eruption das Magma zuerst unter Svartsengi aufstieg. Ich vermute, dass sich in 7-8 km Tiefe unter Svartsengi eine größere Magmenakkumulation befindet, von der aus die Schmelze entweder in den Sill unter Svartsengi steigt, der in ca. 4 km Tiefe vermutet wird, oder durch ein diagonal verlaufendes Fördersystem in Richtung Fagradalsfjall aufsteigt. Vermutlich hatte die Schmelze genau dies am 10. November vor, doch es kam nicht zur Eruption, sondern zur Entstehung des magmatischen Gangs. Vielleicht ist dabei der flacher gelegene Sill gar nicht ausgelaufen.

Þorvaldur Þórðarson vermutet weiter, dass die Schmelze auf dem tieferen Magmenkörper auch in Richtung Westen ausbrechen könnte und dann eine Eruption bei Eldvörp verursacht. Aber eins scheint mir klarer denn je: Im Endeffekt weiß niemand genau, was im Untergrund vorgeht. Jetzt rächt es sich, dass man vor den Ereignissen keine genaue gravimetrische Karte der Region angefertigt hat. Denn Schweremessungen könnten jetzt Aufschluss darüber geben, wohin die vermeintliche Schmelze im Untergrund migriert.

Island: Weitere Bodenhebung detektiert – News vom 02.12.23

Bodenhebung beleibt hoch – Nulllinie bei Svartsengi erreicht

Die Erdbebentätigkeit am magmatischen Gang auf Reykjanes setzt sich fort. Zwischen Mitternacht und 6:00 Uhr morgens wurden laut IMO gut 90 Erschütterungen registriert. Gestern stellte man insgesamt 370 Beben fest. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,7 und lag 3 km nördlich von Grindavik. Da sich täglich zwischen 300 und 400 Beben manifestieren, lag die Erdbebenaktivität im durchschnittlichen Bereich.

Überdurchschnittlich hingegen war die Bodenhebung im Bereich Svartsengi und Sundhnúkar. Während gestern die Messwerte einen Rückgang der Aktivität anzeigten und allem Anschein nach Subsidenz angezeigt wurde, machten die Werte nachts einen regelrechten Sprung um 2 cm und erreichten heute Morgen die Nulllinie, von der aus die Bodenhebung Ende Oktober begann. Die gesamte Inflation seit Beginn der Phase beträgt 35 cm. Seit der Riftbildung am 10. November hob sich der Boden um 25 cm. Was den vermeintlichen Rücksetzer der Bodenhebung von gestern angeht, vermute ich einen Messfehler, genauso wie am Tag zuvor. Sehr wahrscheinlich blieb die Bodenhebung bei 1 cm pro Tag und liegt somit weiterhin auf hohem Niveau, auch wenn die Spitzenwerte noch höher lagen.

Nach wie vor stellt sich die Frage, ob der Sill unter Svartsengi während der Riftbildung leer lief und sich das Magma in den Gang ergoss, oder ob die Schmelze des Gangs aus größerer Tiefe von der Hauptmagmenquelle stammte? Sollte ersteres der Fall gewesen sein, dann hat man bei gleichbleibender Inflation noch knapp 2 Wochen Luft, bis wieder ein kritisches Bodenhebungsniveau erreicht ist, bei dem das Magma sehr wahrscheinlich einen neuen Ausbruch versuchen wird. Sollte das zweite Szenario stimmen, dann befindet sich unter Svartsengi bereits eine besorgniserregend große Magmenakkumulation und es kann jederzeit zu einem Vulkanausbruch kommen.

Leider sind die IMO-Wissenschaftler recht still geworden und veröffentlichen kaum noch Zahlen. Mich würde es interessieren, wie groß das Volumen der Magmenakkumulation unter Svartsengi nun ist.

Island: Neue Erdlöcher in Grindavik

Neue Erdlöcher und Gebäudeschäden in Grindavik – Erde bewegt sich noch

Letzte Nacht registrierte IMO ca. 90 Erdbeben am Dyke. Das ist wieder deutlich weniger als am Vortag und die seismische Aktivität fluktuiert. Neue GPS-Messungen liegen noch nicht vor, aber man kann erwarten, dass sie sich parallel zur Seismizität verhält und ebenfalls wieder rückläufig ist. Doch trotz der Fluktuationen bewegen sich Seismizität und Bodenhebung immer noch auf relativ hohem Niveau, besonders wenn man bedenkt, dass es bereits mehrere Wochen lang so geht. Die Riftbildung ist heute 3 Wochen her, doch bereits vorher gab es besorgniserregende Bodenhebung.

Dass es im Untergrund von Grindavik auch nicht ganz so still geworden ist, wie die geophysikalischen Parameter vielleicht nahe legen, sieht man daran, dass gestern neue Erdfälle entdeckt wurden. Einige der Löcher hat man mit einem Senklot vermessen und festgestellt, dass sie mehr als 20 m tief sind. In den Löchern sammelt sich Grundwasser. Es entstanden auch neue Gebäuderisse. Wahrscheinlich sind dies Spätfolgen der Riftbildung, die jetzt erst langsam an die Oberfläche durchgereicht werden, indem sich Hohlräume, die bereits am 10. November in der Tiefe entstanden, nun nachsacken. Dennoch kann es natürlich weitere Verschiebungen aufgrund der magmatotektonischen Ereigniskette geben. Horizontale Verschiebungen waren in den letzten Wochen in Grindavik größer als vertikaler Bodenversatz. Noch auch eine seitliche Verschiebung des Erdbodens kann neue Hohlräume im Untergrund schaffen, die dann nachgeben.

RUV berichtet, dass gestern Vertreter der Naturkatastrophenversicherung in Grindavik unterwegs waren. Sie begutachteten u.a. das Restaurant Salthúsið, das zu den Häusern gehört, die bereits während der Riftbildung stark beschädigt wurden und durch die neusten Bodenbewegungen weiter in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Eigentümer, Þorlákur Guðmundsson, durfte aus Sicherheitsgründen die Tür des Gebäudes nicht überschreiten, um sein Haus zu betreten. Entsprechend deprimiert klingen seine Statements, aus denen Hoffnungslosigkeit und Resignation herauszuhören sind. Er hatte nicht einmal Gelegenheit, die Lebensmittel aus seiner Speisekammer zu retten, die nun verfaulen und einen üblen Geruch verbreiten.

Ich sehe gewisse Parallelen zu der schnellen Evakuierung des Ortes Plymouth auf Montserrat in den 1990er-Jahren. Dort musste die Bevölkerung auch ihre Häuser binnen Minuten verlassen. Noch heute sieht man in den Ruinen der teilweise verschütteten Stadt die zurückgelassenen Habseligkeiten der einstigen Stadtbewohner.

Island: Verstärkung der Bodenhebung am 30.11.23

Verstärkte Seismizität und Bodenhebung bei Svartsengi

Letzte Nacht ereigneten sich 250 schwache Erdstöße entlang des magmatischen Gangs. Am Vortag manifestierten sich im Tagesverlauf 360 Beben. Nachts registrierte man 180 Erschütterungen, also hat die Seismizität wieder zugenommen.

Gestern Abend veröffentlichte IMO ein Statement zu den Geschehnissen, und im Wesentlichen wurde bestätigt, was ich zuvor geschrieben hatte. Die Bodenhebung betrug gestern weniger als 1 cm innerhalb von 24 Stunden. Seitdem steigerte sie sich im Bereich von Svartsengi und bei Sýlingarfell wieder. Die letzte Messung von heute Abend zeigt eine Hebungsrate von gut 1,5 cm am Tag. Nach wie vor wird eine Eruption für möglich gehalten. Allerdings betont man auf der Website von IMO nicht mehr eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Eruption. Aber hat die Ausbruchswahrscheinlichkeit tatsächlich deutlich abgenommen, oder steigt sie nicht weiter an, je mehr Magma in das oberflächennahe System strömt?

Ich persönlich habe so mein Problem damit, mir vorzustellen, dass der Sill unter Svartsengi im Zuge der Riftbildung am 10. November komplett leer gelaufen sein soll und dass die Schmelze das Rift gefüllt hat. Zwar ist es richtig, dass das Areal bei Svartsengi während der Riftbildung abgesackt ist, aber war daran tatsächlich ein seitliches Abfließen der Schmelze schuld, oder eher der Umstand, dass sich das Areal durch den tektonischen Effekt der Riftbildung absenkte? Was mich stutzig macht, ist, dass sich das Areal deutlich bis unterhalb der Nulllinie absenkte, von der aus überhaupt erst einmal die Bodenhebung infolge der Magmeninflation anfing. Wie kann die Absenkung des Bodens 3 Mal höher sein als die vorherige Anhebung ohne einen tektonischen Prozess dahinter? Seit dem 10. November hob sich der Boden um gut 23 cm und dürfte bei gleichbleibender Hebungsgeschwindigkeit am Wochenende wieder die Nulllinie erreichen. Geht man davon aus, dass das vorherrschende Denkmodell richtig ist, und Schmelze, die unter Svartsengi aufsteigt, dann in Richtung Osten in den Dyke fließt und bei Sýlingarfell den Boden ebenfalls um mehr als 1 cm am Tag anhebt, müssen immer noch enorme Mengen Magma aufsteigen. Sollte die Schmelze aus dem Sill gar nicht in den Dyke geflossen sein, sondern sich immer noch unter Svartsengi befinden, sitzt man dort auf einer gewaltigen Magmablase, die irgendwann platzt.

Island: Seismizität etwas höher – News vom 29.11.23

Seismizität fluktuiert und war heute Nacht höher als zuvor – Schlechte Nachricht für Grindavinkings

Wie IMO berichtet, gab es in den ersten 6 Tagestunden gut 180 schwache Erdbeben entlang des magmatischen Gangs. Das waren fast doppelt so viele wie in der Nacht zuvor. Gestern gab es im gesamten Tagesverlauf nur ca. 300 Erschütterungen. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,3 und lag in der Nähe von Hagafell.

Laut einem Bericht auf der Website Iceland-Geology soll sich der Gipfelbereich des Vulkans Keilir, der östlich vom Fagradalsfjall liegt, verschoben hat. Dabei kam es zu schweren Erdstürzen und Steinschlägen. Felsbrocken von Caravangröße sollen herabgestürzt sein. Unklar bleibt, ob es erst gestern geschah, oder eine erst jetzt gemachte Entdeckung ist, die schon im Rahmen der Dykebildung stattfand. Auf jeden Fall verdeutlich das einmal mehr, wie groß die Erdbewegungen waren oder sind.

Für die Grindavikings gab es gestern Abend nicht ganz so erfreuliche Nachrichten, denn in einer Fernsehdiskussionssendung bei RUV sagte Víðir Reynisson, Direktor der Zivilschutzabteilung, dass die Bewohner des Ortes erst dauerhaft nach Grindavik zurückkehren dürfen, wenn die Landhebung komplett gestoppt ist und das geologische Ereignis vorbei ist. Vorher müsse man permanent mit einer Eruption oder neuen Dykeintrusion rechnen.

Víðir meinte weiter, dass das Land in Svartsengi jetzt immer noch schneller ansteigt als vor der Gangbildung am 10. November. Demnach sei die Gefahr einer Eruption noch nicht gebannt. Generell hält man den wahrscheinlichsten Ort für eine Eruption in dem Areal der Sundhnúkar-Kraterreihe.

Die neuesten GPS-Werte zeigen allerdings, dass die Bodenhebung an den meisten Messstationen nachgelassen hat. Die Werte liegen nun praktisch überall unterhalb von 1 cm am Tag und dürften in etwa die Hebungsraten wie vor der Gangbildung angenommen haben. Meiner Meinung nach besteht weiterhin ein großes Eruptionsrisiko, aber mit jedem Tag der verstreicht sinkt das Risiko für eine besonders große Eruption.

Island: Mehr Tätigkeiten in Grindavik erlaubt

Trotz anhaltender Bodenhebung längere Aufenthalte in Grindavik erlaubt

Heute Nacht gab fast 100 weitere Erschütterungen entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes. An vielen GPS-Messstationen wird weitere Bodenhebung angezeigt, wenn auch mit verringerter Geschwindigkeit. Unter Svartsengi hebt sich der Boden aktuell mit einer Rate von 1 cm. Westlich von Grindvik sind es gut 1,5 cm Bodenhebung seit der letzten Messung gewesen. Gegenüber den Höchstwerten ist es heute ein deutlich niedriger Wert, generell ist er aber noch vergleichsweise hoch.

Inzwischen überdenken die IMO-Wissenschaftler ihre vorherigen Annahmen, dass das Magma im Gang bereits zum größten Teil erstarrt ist. In einem Bericht hieß es gestern, dass der Gang stellenweise doch deutlich breiter als die postulierten 2 Meter ist. Demnach könnte es doch mehrere Monate dauern, bis die Schmelze im Gang erstarrt und nicht mehr eruptionsfähig ist.

Mit einer Eruption direkt in Grindavik rechnet man vor Ort offenbar nicht mehr. Die Zugangsbestimmungen wurden gelockert und die evakuierten Bewohner der Stadt dürfen tagsüber in ihre Häuser zurückkehren. Es wird auch diskutiert, bald wieder die Arbeit am Fischereihafen aufzunehmen und auch andere berufliche Tätigkeiten zu zulassen. Bald heißt hier, dass schon in der nächsten Woche die Verarbeitung von Fischereiprodukten beginnen soll.

Unklar ist es hingegen, wann die Bewohner endgültig nach Grindavik zurückkehren dürfen, um hier wieder ihr gewohntes Leben aufzunehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Weile braucht, bis man sich dort wieder wohl fühlt. Das Damoklesschwert neuer Intrusionen und Riftbildung wird über ihnen schweben bleiben, bis die aktuelle Aktivitätsphase auf Reykjanes wieder vorbei ist. Doch diese hat offensichtlich gerade erst begonnen und könnte Jahrzehnte anhalten. Unruhige Zeiten für die Grindavikings.

Offen ist übrigens auch, wann das Thermalbad Blaue Lagune wieder öffnen wird. Es liegt im Bereich der höchsten Bodenhebung und sollte normalerweise nicht so schnell wieder öffnen. Doch was ist heute schon normal?

Übrigens, bei Vatnafjöll manifestierte sich ein Erdbeben Md 3,5.

Island: Schwarmbeben am Dyke – Meldung vom 27.11.23

Neuer Erdbebenschwarm auf Reykjanes während der Nacht – Boden bei Svartsengi hebt sich wieder schneller

Heute Nacht gab es einen Erdbebenschwarm im zentralen Bereich des magmatischen Gangs, der sich am 10, November auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bildete. Der Schwarm dauerte etwas mehr als eine Stunde. Seit Mitternacht wurden rund 300 Erdbeben registriert. Das größte Erdbeben ereignete sich in Sundhnjúkur und hatte eine Magnitude von 3,0. Gestern wurden rund 700 schwache Erdbeben in der Nähe der Intrusion registriert. Das ist deutlich weniger als zur Hochphase der seismischen Aktivität im Zusammenhang mit der Intrusion, doch es sind immer noch sehr viele Erdbeben, die ohne die Hochphase für sich genommen schon Besorgnis erregt hätten. Aktuell hinterlassen sie bei den Vulkanspottern den schalen Nachgeschmack der Enttäuschung, bei den Anwohnern der betroffenen Gegend hingegen einen Lichtblick, dass eine große Eruption ausbleibt. Auch wenn das Risiko einer großen Eruption deutlich gesunken ist, bleibt ein Risiko für eine Eruption im Stil des Fagradalsfjall weiterhin hoch. Die geophysikalischen Parameter liefern zudem immer nur eine Momentaufnahme. Es ist absolut unabsehbar, wie die weitere Entwicklung in der Tiefe aussehen wird. Der Magmenzustrom hatte sich zuletzt zwar deutlich reduziert, könnte aber genauso schnell wieder steigen. Tatsächlich kommen gerade neue GPS-Messwerte herein, die einen Anstieg der Bodenhebung anzeigen. Am stärksten hebt sich der Boden bei Svartsengi: Dort liegt die Hebungsrate nun bei 20 mm am Tag, was darauf hindeutet, dass der Erdbebenschwarm von einem neuen Schub aufsteigendem Magma verursacht wurde.

Auf Reykjanes gab es weitere Erdbeben, aber nicht nur in dem oben beschriebenen Bereich, sondern auch weiter nordöstlich in der Gegen von Keilir. Dort endete der magmatische Gang, der die erste Fagradalsfjall-Eruption wenigstens während ihrer Anfangsphase mit Schmelze versorgte. Übrigens brach damals der Vulkan auch nicht direkt nach der Dykeintrusion aus, sondern erst Wochen später.