Vulkan-News 09.05.22: Ätna

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Fumarolisch

  • Tremor und Seismizität sind leicht gestiegen
  • Infraschalltätigkeit ist hoch
  • Keine neuen Paroxysmen in Sicht
  • Aufstieg zu den Kratern mit Führern möglich

Ätna mit steigendem Tremor

Am Ätna auf Sizilien hat der Tremor leicht zugelegt. Er bewegt sich nun in der Mitte des gelben Bereichs. Zudem ist ein leichter Anstieg der Seismizität festzustellen. Es gab mehrere Erdbeben, die sich im Nordosten und Südosten des Vulkans manifestierten. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,3. Diese Beben signalisieren keinen bevorstehenden Ausbruch, sondern sind normale Ereignisse an einem Feuerberg, der nicht nur magmatisch, sondern auch tektonisch aktiv ist.

Das LGS registrierte gestern eine große Anzahl an Infraschallereignissen, die auf explosionsartige Entgasungen hindeuteten. An der Messstation MVT wurden 1719 Ereignisse registriert. Sie hatten einen akustischen Druck von maximal 0,79 Pa und wurden als schwach eingestuft. Die meisten Signale kamen aus Richtung Zentralkrater. Der Neue Südostkrater bleibt recht ruhig. Da wir nun seit fast 3 Monaten keinen Paroxysmus mehr gesehen haben, dünkt es mir, dass diese Phase endgültig vorbei ist. Aber nicht verzagen: nach den Paroxysmen ist vor den Paroxysmen, auch wenn es einige Jahre dauern kann, bis ein neuer Zyklus beginnt. Vielleicht ereignet sich ja auch vorher mal wieder eine Flankeneruption. Die letzten spektakulären Ereignisse dieser Art sind mittlerweile 20 Jahre her.

Die letzten echten Flankeneruptionen des Ätnas

Die bedeutendsten Flankeneruptionen des Jahrtausends erzeugte der Ätna in den Jahren 2001 und 2002/03. Den Ereignissen gingen stärkere Erdbeben voran, die einige alte Häuser zum Einsturz brachten und Straßen beschädigten. Bei beiden Gelegenheiten bildeten sich lange Spalten, die sich bis fast 1900 m Höhe den Berg hinabzogen. Bei der ersten Eruption beschränkten sich die Spalten auf Ätna Süd. Bei der zweiten Eruption gab es Spalten sowohl im Süden, als auch im Norden. Dort wurde das Touristenzentrum zerstört. Seitdem ist es niemals mehr zur vorherigen Größe erblüht und fristet ein Schattendasein, obwohl die Nordseite viel schöner ist als die Südseite. Die Seilbahnstation Etna Sud entging während der Eruption von 2001 knapp der Zerstörung, als Lavaströme das Gebiet erreichten. Ich hatte das große Glück, beide Eruptionen dokumentieren zu können.

Heute kann man mit der Seilbahn bis auf fast 2500 Höhenmeter fahren. Natürlich gingen die aktuellen massiven Preissteigerungen, die wir praktisch überall erfahren, auch nicht an den Tickets spurlos vorbei. So kostet eine oneway Fahrt nun 30 € (Stand September 2021). Als ich zum letzten Mal Anfang 2020 dort war, musste man noch 27 € bezahlen.

Zugang zum Ätna-Gipfel

Der Zugang zum Gipfel ist für Individualreisende nach wie vor gesperrt, aber es gibt bescheidenen Grund zur Hoffnung, dass er zum Sommer wieder für alle gestattet wird. Es ist unterschiedlich geregelt, bis zu welcher Höhe man aktuell aufsteigen darf. Nähert man sich dem Gipfelbereich von der Gemeinde Nicolosi aus kommend, dann ist bei 2750 Höhenmetern Schluss. Die Gemeinde Belpasso erlaubt einen Aufstieg bis auf Quota 2920. Eine Ausnahme gibt es seit April für geführte Gruppen, die wieder bis zu den Kratern aufsteigen dürfen.

Erdbebenserie südlich von Florenz

Erbeben bei Florenz

Datum: 09.05.22 | Zeit: 03:06:55 UTC | Lokation:  43.65 N ; 11.23 E | Tiefe: 9 km | Ml 2,7

Südlich von Florenz (Toskana) ist es zu mehreren Erdbeben gekommen, das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,7 und ereignete sich bereits am 3. Mai. Das EMSC registrierte seitdem 13 Nachbeben mit Magnituden ab 2. Das Stärkste brachte es heute auf Ml 2,7 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 14 km südlich von Florenz verortet.

Starke Erdbeben in Florenz gefährden bedeutende Kunstwerke

Im Dezember 2014 ereignete sich bereits eine ähnliche Bebenserie und vor 3 Jahren gab es ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,8. Entlang der betroffenen Störungszone könnte es auch zu weitaus stärkeren Erdbeben kommen. Eine Studie enthüllte, dass so ein Erdbeben die Infrastruktur des UNESCO-Weltkulturerbes stark schädigen und sogar die berühmten Skulpturen von Michelangelo zerstören könnte. Vor allem die Statue des David ist gefährdet, da man in beiden Beinen Mikrofrakturen entdeckte, die die Marmor-Figur destabilisieren. Im Falle eines starken Erdbebens könnten sich die Risse vergrößern und die Statue kollabieren. Damit dieses Unglück geschieht, würde es reichen, wenn sich die Statue um 15 Grad neigen würde.

Woher die Frakturen in den Beinen der weltberühmten Statue kommen ist unklar. Klar ist aber, dass der 12 Tonnen schwere Marmorblock, aus dem David geschlagen wurde, einen langen Weg hinter sich hatte und schlecht behandelt wurde. Er stammte aus den 100 km entfernten Steinbrüchen von Carrara und war von minderer Qualität. Sein Transport dauerte 2 Jahre und bevor der Künstler mit der Erschaffung des Werkes beauftragt wurde, stand der Marmorblock 30 Jahre lang in Florenz herum. 30 Jahre, denen er der Verwitterung ausgesetzt war. Nun steht Davids Originalstatue im Obersten Stockwerk der Uffizien und drückt mächtig aufs Gebälk. Ein starkes Erdbeben, dass den Kolos zum Sturz bringt, hätte weitreichende Folgen: Der Boden des Gebäudes könnte unter dem Stoße nachgeben und umherfliegende Trümmer weitere Kunstwerke beschädigen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es eines Tages in der Umgebung von Florenz zu seinem starken Erdbeben kommen wird, ist relativ hoch. Am 6. Juni 1895 ereignete sich ein Erdstoß der Magnitude 5,4 auf der Richterskala. Bereits diese moderate-starke Erschütterung richtete in der Stadt einige Schäden an. Vergleichbare, oder sogar stärkere Erdbeben sind möglich. Die Behörden kündigten zwar an, den Erdbebenschutz der Uffizien zu verstärken, doch geschehen ist bislang nichts. Nun wird aber ein neuer Anbau errichtet, der von einem japanischen Architekten entwickelt wurde. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass hier auf Erdbebenschutzmaßnahmen geachtet wird. Einweihung soll im Jahr 2024 sein.

Erdbeben-News 09.05.22: Taiwan

Datum: 09.05.22 | Zeit: 06:23:02 UTC | Lokation: 23.98 N ; 122.45 E | Tiefe: 20 km | Mw 6,5

Taiwan wurde heute Morgen von einem starkem Erdbeben der Magnitude 6,5 erschüttert. Das Hypozentrum wird mit nur 2 km Tiefe angegeben. Das Epizentrum befand sich vor der Ostküste, genauer, 86 km östlich von Hualien City. Erdbeben dieser Stärke können Schäden anrichten und kleine Tsunamis auslösen, besonders wenn das Hypozentrum so flach liegt, wie es bei dem aktuellen Erdstoß der Fall ist. Genauere Infos liegen noch nicht vor. Die Werte könnten noch korrigiert werden.

Update: Und da wurden sie auch bereits korrigiert: die Tiefe wird nun nicht mit 2 km, sondern mit 20 km angegeben. damit ist eine Tsunamigefahr vom Tisch. Schäden sind auch unwahrscheinlicher geworden. Die Magnitude wurde auf 6,3 reduziert.


Frankreich: Erdbeben M 4,0 in der Auvergne

Datum: 09.05.22 | Zeit: 11:13:40 UTC | Lokation: 46.20 N ; 2.77 E | Tiefe: 14 km | Ml 4,0

Das französische Vulkangebiet Auvergne wurde von einem Erdbeben der Magnitude 4,0 erschüttert. Das Hypozentrum lag 14 km tief. Das Epizentrum befand sich 10 km südlich von Commentry und 53 km nordwestlich vom bekannteren Clermont-Ferrand. Bereits im letzten Monat trugen sich mehrere Erdbeben in der Region zu.