Vulcano: Flüssigkeitsaustritt verunsichert Menschen

Staat: Italien | Lokation: 14.87 ; 38.50 | Eruption: Fumarolisch

  • Am Strand von Port di Levante traten hydrothermale Fluide aus
  • Schwefel-Ausflockungen färbten das Wasser weißlich
  • Der Kohlendioxid-Ausstoß stieg an
  • Die Fumarolen-Temperaturen bleiben hoch

Am Strand von Levante in Vulcano wurden ungewöhnliche Wasserverfärbungen und das Austreten von Flüssigkeiten beobachtet, die die Bewohner des Ortes stark verunsicherten. Das Phänomen begann am 22. Mai, mit dem Austritt einer schwarzen, stinkenden Wasserlösung. Später verfärbte sich das Meerwasser weißlich. Gestern Mittag wurde der Höhepunkt der Wasserverfärbungen erreicht, seitdem lässt das Phänomen wieder nach. Das INGV untersuchte den Flüssigkeitsausstoß, der einen Strandabschnitt betraf, der für seine vulkanischen Fumarolen bekannt ist. Die Forscher meinen, dass sulfidreiches Hydrothermalwasser austrat. Die anschließende Oxidation führte zur Bildung von elementarem Schwefel und seiner anschließenden massiven Ausflockung, wodurch das milchig-weiße Aussehen des Meerwassers entstand. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem beschriebenen Phänomen und dem intrudierten Magmenkörper gibt, der im Oktober letzten Jahres in die Erdkruste unter der Vulkaninsel eindrang.

Gegenüber dem letzten Monat ist die Erdbebentätigkeit rückläufig, doch das INGV registrierte diesen Monat 6 Erschütterungen unter Vulcano. Hierbei handelt es sich um die Beben mit hohen Frequenzen. Bei den Niederfrequenzerdbeben gab es einen Peak am 22. Mai, als 20 dieser Erschütterungen detektiert wurden. Niederfrequenzerdbeben werden durch die Bewegungen magmatischer Fluide hervorgerufen, was insofern mit dem Austritt der hydrothermalen Flüssigkeiten korreliert.

Fumarolen-Temperaturen am Krater von Vulcano bleiben hoch

Im INGV- Wochenbericht, der heute erschien, heißt es, dass auch der Ausstoß an Kohlendioxid-Gas erhöht war. Das gilt besonders im Bereich des Schlammpools, der am Strand von Levante liegt. Dort wurden im Mai neue Höchstwerte erreicht: der Ausstoß belief sich auf 5000 g pro Kubikmeter am Tag. Am Krater war er fast doppelt so hoch. Einzig der Ausstoß an Schwefeldioxid-Gas hat leicht abgenommen. Die Fumarolen-Temperaturen am Krater liegen bei 380 Grad und sind stabil. Im Allgemeinen heißt es, dass Gas-Temperaturen von mehr als 450 Grad kritisch sind und auf einen bevorstehenden Ausbruch hindeuten können.

Kohlendioxid entströmt einem aufsteigenden Magmenkörper als erstes, es kann sich aber auch in anderen magmatischen Fluiden sammeln. Wahrscheinlich stieg hydrothermales Tiefenwasser auf und setzten das Kohlendioxid, Zusammen mit Schwefel frei, wobei man sich die Frage stellen darf, warum keine erhöhte Schwefeldioxid-Konzentration gemessen wurde.

Auf Vulcano besteht die latente Gefahr einer phreatischen Eruption. Das Risiko hierfür ist nach dem hydrothermalen Schub am Strand nicht kleiner geworden. Es lässt sich zwar keine magmatische Eruption vorhersagen, doch auch hierfür besteht ein gewisses Risiko. Der Alarmstatus steht auf „gelb“.

Hunga Tonga-Hunga Ha’apai: Neue Forschungsergebnisse

Staat: Tonga | Koordinaten: -20.545; -175.393 | Eruption: Hydrothermal

  • Am Hunga Tonga-Hunga Ha’apai wurden Messungen durchgeführt
  • Man entdeckte 7 Kubikmeter vulkanische Ablagerungen in Vulkannähe
  • Der größte Teil des Vulkangebäudes war intakt

Forschungsschiff Tangaroa kreuzte einen Monat lang vor Hunga Tonga-Hunga Ha’apai

Anfang des Jahres sorgte die spektakuläre Eruption des Inselvulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai für Schlagzeilen: Die größte Eruption, seitdem 1883 Krakatau explodierte, förderte enorme Aschewolken und sorgte letztendlich dafür, dass die Vulkaninsel abtauchte und von den Landkarten gelöscht werden muss. Dabei wurde ein Tsunami ausgelöst, der im Inselreich Tonga schwere Schäden verursachte. Nun kehrte das Forschungsschiff RV Tangaroa von einer einmonatigen Reise zum submarinen Vulkan zurück und brachte erstaunliche Ergebnisse mit: anders als erwartet, überlebte der größte Teil des Vulkans die gewaltigen Eruptionen. Verschwunden ist nur der jüngste Teil der Insel, der erst vor wenigen Jahren aufgetaucht war. Der Rest des Vulkangebäudes war intakt. Anders sah es nach der Krakatau-Katastrophe von 1883 aus. Damals verschwand der mehrere Hundert Meter hohe Vulkan und hinterließ eine Caldera im Ozeanboden.

Der Meeresgeologe und Leiter der Forschungsreise, Kevin Mackay, sagte, er sei völlig überrascht gewesen. „Bei einer so heftigen Explosion – der größten, die jemals aufgezeichnet wurde – würde man erwarten, dass der gesamte Vulkan ausgelöscht worden wäre.“

7 Kubikkilometer vulkanische Ablagerungen wurden am Meeresboden kartiert

Das die Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai dem Krakatau das Wasser reichen kann, zeigen die gewaltigen vulkanischen Ablagerungen, die die Forschungsreisenden am Grund des Ozeans entdeckten. Die Forscher kartierten eine Fläche von 22.000 Quadratkilometern. Auf 8.000 Quadratkilometern lagerten sich 7 Kubikkilometer Material an. Das gebrochene Unterseekabel, das die Kommunikation mit Tonga für fünf Tage nach dem Ausbruch unterbrochen hatte, wurde unter 30 Metern Asche und Sediment begraben. Vieles deutet darauf hin, dass es vollständig ersetzt werden muss.

In 50 km Entfernung zum Vulkan fanden die Forscher noch sandigen Schlamm, riesige Sedimenthaufen und tiefe Aschewellen. Dennoch entdeckten Meeresbiologen in 15 km Entfernung zum Hunga Tonga-Hunga Ha’api eine große Artenvielfalt und gesunde Fischgründe. Sie zeigten sich erstaunt, dass auch Korallen, Schwämme, Seesterne und Muscheln vorkamen und die Katastrophe überlebten. Der Meeresboden auf dem Vulkan selbst zeigte sich allerdings leblos. Das traf aber nicht für das Wasser zu, denn die nährstoffreiche Vulkanasche bedingte eine Algenblüte, die auf Satellitenfotos entdeckt wurde. Es gibt Hoffnung, dass sich das Ökosystem am Vulkan zügig erholen könnte.