Vulkan Ätna und der NSEC am 15.07.23

Strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater am Ätna

Wie das INGV gestern Abend berichtete, nahm die Aktivität am neuen Südostkrater (NSEC) des Ätnas zu. Es wurden schwache strombolianische Eruptionen beobachtet. Die kleinen Eruptionen ereigneten sich gegen 20:40 Uhr Lokalzeit (18:40 UTC) und kamen nicht völlig überraschend, da Anfang der Woche bereits erste Ascheemissionen beobachtet wurden. Eine solche ging auch den aktuellen Strombolianern voran. Parallel zur strombolianischen Aktivität wurden Infraschallereignisse festgestellt, die von den Explosionen stammten.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich erkannte man bereits vor 2 Tagen, dass sich der NSEC aufheizt, denn von einem seiner Schlote geht ein schwaches Wärmesignal aus. Einen zweiten kleinen Hotspot konnte man an der Bocca Nuova ausmachen.

Es wird mittelstarker Tremor registriert, dessen Quelle in 2700 m Höhe über dem Meeresspiegel unter den NSEC sitzt. Im Bulletin für die letzte Woche stand noch, dass der Tremor auf niedrige Werte gefallen war. Doch bereits da gab es eine Zunahme der Infraschalltätigkeit, die von tiefsitzenden Explosionen zeugte.

Weiter heißt es im Bulletin, dass es eine seismische Sequenz (Schwarmbeben) im Bereich der Stadt Cesarò gegeben hat, die einige Kilometer vom Fuß des Ätnas entfernt liegt. Scheinbar könnte es aber einen Zusammenhang zwischen Magmenaufstieg und der Bebensequenz geben. In diesem Zusammenhang passt es auch, dass das Helium-Isotopenverhältnis hoch bleibt, was auf eine große Menge Magma in größerer Tiefe hindeutet. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist allerdings weiter rückläufig gewesen.

Eine außergewöhnliche Bodendeformation wird nicht festgestellt, so bleibt uns bis zum nächsten Paroxysmus noch etwas Zeit. Die Strombolianer könnten das Vorspiel zu einer größeren Eruption sein. Außerdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sich die eitle Dame Ätna die Show von einem Newcomer wie dem Fagradalsfjall-Litli-Hrútur dauerhaft stehlen lässt.

Apropos vulkanische Tätigkeitsberichte des INGV: es liegen auch neue Berichte zu den sizilianischen Vulkanen Stromboli und Vulcano vor:

Am Krater von Vulcano liegen die Temperaturen der Fumarolen bei maximal 347 Grad und scheinen stabil zu sein. Der Gasausstoß normalisierte sich weiter, liegt vielerorts nur wenig über dem Hintergrundniveau. Heliumisotope deuten auf eine tief sitzende Magmaquelle hin.

Am Stromboli bewegt sich die Aktivität auf normalem Niveau und es gibt keine Anzeichen für eine außergewöhnliche Tätigkeit. Eigentlich spricht meiner Meinung nach nichts dagegen den Aufstieg wieder bis zur Cima freizugeben, doch dass wird wohl Wunschvorstellung bleiben.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption am 14.07.23

Fahrlässiges Verhalten von Touristen an der Fagradalsfjall – Litli-Hrútur Eruptionsstelle

Gestern Abend berichtete ich über die Sperrung der Eruptionsstelle aufgrund der Luftverschmutzung und des leichtsinnigen Verhaltens einiger Schaulustiger. Bis jetzt war mir nur ein Foto einer einzelnen Person bekannt, die auf dem neuen Kraterrand stand und sich somit in Lebensgefahr brachte. Nun wurde in unserer Facebook-Gruppe ein Foto geteilt, das alles übertrifft: Gut ein Dutzend Leute waren auf dem Hang des neuen Kegels unterwegs und schienen den Kraterrand erreichen zu wollen. Weitere Personen marschierten über das frische Lavafeld in Richtung des Kegels. Offensichtlich hat hier der Herdentrieb zugeschlagen, bei dem einer den anderen anstachelt und alle anderen hinterherrennen. Solch unsinniges und unüberlegtes Verhalten führt dazu, dass vernunftbegabte Menschen ebenfalls keinen Zugang mehr zum Vulkan haben!

Normalerweise bin ich immer für Eigenverantwortung und gegen übermäßige Reglementierung, aber offenbar gibt es zu viele Idioten auf der Welt, denen jeglicher Verstand und jede realistische Gefahreneinschätzung abhandengekommen sind! Dabei könnte man vom Hügel Litli-Hrútur aus, der direkt neben dem Krater liegt und auf dem eine neue Webcam installiert ist, einen wunderbaren Blick auf die Eruption und in den Krater genießen, ohne sich in Gefahr zu bringen. Oder besteht gerade der Reiz darin, sich in Gefahr zu begeben, nur um in den sozialen Medien ein Selfie vom Kraterrand zu posten? Ich selbst habe mich bereits öfter in prekäre Situationen begeben, um Aufnahmen zu machen, aber natürlich gibt es Grenzen, die man akzeptieren sollte. Man kann sich durchaus an den Rand eines Lavastroms stellen oder auch mal ein Lavafeld überqueren, aber sich direkt an den Kraterrand einer aktiven Spalte zu begeben, aus der Lavafontänen spritzen, ist eine andere Dimension der Unvernunft!

Diese neuen Krater sind nicht stabil und können ohne jegliche Vorzeichen kollabieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass es plötzlich zu einem x-fach stärkeren Lavaauswurf kommt und man selbst am Fuß des Kegels zu nahe dran ist. Mit dem Gas- das man direkt am Krater nicht sieht, weil es zu heiß ist, als dass der Wasserdampf kondensieren würde- ist auch nicht zu spaßen!

Für Nicht-Profis gilt, dass sie das neue Lavafeld nicht betreten sollten und einen vernünftigen Sicherheitsabstand einhalten, der Reserven lässt, falls sich die Eruption schlagartig steigert. Generell besteht die Gefahr, dass sich neue Eruptionsspalten öffnen oder ein Lavaschwall aus einer Tube geschossen kommt. Man positioniert sich besser seitlich eines Lavastroms anstatt davor. Man hält sich aus Gas und Rauch raus und passt auf, dass man weder von Flammen noch von der Lava umzingelt und eingeschlossen wird. Immer den Rückweg im Auge behalten, ob man gut Weg kommt. Man muss sich im klaren darüber sein, dass immer ein Restrisiko besteht, wenn man an einem aktiven Vulkan unterwegs ist. Dieses Restrisiko muss man dann bewusst in kauf nehmen, sich unvernünftig einem unkalkulierbarem Risiko auszusetzen halte ich für nicht vertretbar.

An der eigentlichen Eruption hat sich über Nacht nicht allzu viel verändert: Der Kegel um den noch aktiven Teil der Spalte wächst weiter. In der südwestlichen Kraterwand gibt es eine Bresche, durch die der Lavastrom fließt und der von einer Lavafontäne gespeist wird. Unterhalb der Bresche fließt die Lava durch einen schmalen Lavakanal, der bald komplett verschlossen sein könnte. Weiter unten breitet sich der Lavastrom aus. Die Gasentwicklung bleibt hoch, und es gibt weiterhin Moosbrände.

Es bleibt abzuwarten, ob der Zugang zum Vulkan morgen wieder freigegeben wird oder ob er dauerhaft gesperrt bleibt. Ich kann mir vorstellen, dass aufgrund des touristischen Andrangs ein Kompromiss gefunden wird und ein Aussichtspunkt eingerichtet wird, von dem aus man den Vulkanausbruch beobachten kann. Ich bezweifle jedoch, dass man den Menschen weiterhin erlaubt, willkürlich am Ort des Ausbruchs herumzulaufen.

Erdbeben auf Hawaii – News vom 14.07.23

Hawaii wurde von Erdbeben Mb 4,6 erschüttert

Datum 13.07.23 | Zeit: 21:28:59 UTC | 20.789 ; -154.939 | Tiefe: 24 km | Mb 4,6

Das Inselparadies Hawaii wurde gestern Abend von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich laut USGS in 24 km Tiefe. Das Epizentrum lag vor der Nordküste der Insel Big Island Hawaii und wurde 88 km nord-nordöstlich von Pa’auilo verortet. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 4,5 und lokalisierte den Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Diese Tiefe wird oft verwendet, wenn eine genaue Bestimmung des Hypozentrums nicht möglich ist. Daher sollte man in solchen Fällen eher auf die Daten der lokalen Erdbebendienste setzen.

Tiefe Erdbeben nördlich von Big Island sind in der Regel das Ergebnis einer Verbiegung der ozeanischen Kruste und des darunter liegenden spröden Mantels aufgrund des Gewichts der Inseln. Dieses Erdbeben passt in das Muster vergangener Erdbeben, die mit der Verbiegung der ozeanischen Lithosphäre zusammenhängen.

Das HVO teilte mit, dass das Erdbeben offenbar keine Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa und Kīlauea hat, warnt aber vor Nachbeben, die in den kommenden Tagen bis Wochen möglich sind. Aufgrund der Erdbebenintensität wurden keine Schäden an Gebäuden oder Infrastruktur erwartet. Schadensmeldungen liegen bis jetzt nicht vor. Der Erdstoß wurde in den Küstenregionen der benachbarten Inseln leicht wahrgenommen.

Apropos Vulkane Hawaiis: Diese sind momentan ruhig und die Seismizität der Feuerberge ist unauffällig. Tief sitzende Erdbeben gibt es vor allem in der Küstenregion bei Pahala, wo sich ein Hauptaufstiegsweg des Magmas zu befinden scheint. Im Gipfelbereich des Kilauea gibt es nur sporadisch Erdbeben, deren Häufigkeit im Bereich des Normalen liegt. Es wird eine leichte Bodenhebung registriert. Generell liegt die Bodenhebung bereits wieder über dem Niveau des letzten Eruptionsbeginns, sodass die nächste Eruption bereits in einigen Wochen bis Monaten beginnen könnte, doch zuvor erwarte ich einen signifikanten Anstieg der Seismizität.

Am Nachbarvulkan Mauna Loa gibt es täglich einige schwache Erdbeben, und es wird eine leichte Bodenhebung festgestellt. Leider werden die öffentlich zugänglichen Grafiken zur längerfristigen Bodenhebung seit dem Frühjahr nicht mehr aktualisiert, daher sind eigene Einschätzungen der Lage nur bedingt möglich.

Sperrung am Fagradalsfjall – Update 13.07.23

Zugang zur Eruption am Fagradalsfjall bis Samstag gesperrt

Heute Mittag wurde beschlossen den Zugang zur Eruptionsstelle am Litli-Hrútur zu Sperren. Die Sperrung gilt erst einmal bis Samstag, wobei anscheinend nicht sicher ist, ob dann der Zugang wieder gestattet werden wird. Es wurden zwei Gründe für die Sperrung genannt: Die Luftqualität ist aufgrund der Gasverschmutzung durch Vulkan und Moosbrand extrem schlecht und Gesundheitsgefährdend. Zudem wurde für die nächsten beiden Tage extremer Wind angesagt, was die Gasausbreitung unberechenbar macht. Man will den Moosbrand in den nächsten Tagen löschen. Der zweite wichtige Grund für die Sperrung ist das verantwortungslose Benehmen vieler Schaulustiger, die zur Eruptionsstelle wanderten. Es wurden mehrere Personen beobachtet, die auf den neuen Kraterrand stiegen, was natürlich entsprechend leichtsinnig und gefährlich ist. Ich persönlich gehe ebenfalls Risiken ein, doch sollte man solche Stunts -wenn man sie denn machen muss- nicht unbedingt vor den Augen anderer Wanderer machen und bedenken, dass heute immer LiveCams mitlaufen!

Inzwischen wurden einige Daten zur Eruption veröffentlicht. Bis gestern bedeckte die Lava eine Fläche von 0,38 Quadratkilometer und es wurden gut 1,7 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Die Geldingadalir Eruption hat im Laufe der Monate mehr als 5 Quadratkilometer  Fläche bedeckt. Der Lavaausstoß lag während der Initialphase bei mehr als 50 Kubikmetern pro Sekunde. Gestern schwankte er zwischen 18 und 20 Kubikmeter/s. Das ist deutlich mehr als in den ersten Tagen der beiden letzten Eruptionen.

Es wurde ein neues Interferogramm veröffentlicht, das die Bodenhebung im Beobachtungszeitraum vom 27. Juni bis 12. Juli abdeckt. Es zeigt die Verformung, die im Vorfeld des Ausbruchs und in den ersten beiden Tagen nach dem Ausbruch aufgetreten ist. Sowohl im Nordwesten als auch im Südosten des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir hob sich der Boden um 50 cm. Die Bodenhebungen resultieren aus dem Einströmen von Schmelze in den Dyke.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass es ein neues Interferogramm zur Bodenhebung an der Askja gibt, doch davon morgen mehr.

Naturkatastrophen-News 13.07.23: Hitzewelle

Hitzewellen plagen die Nordhalbkugel

Während bei uns in Deutschland gerade Gewitter und Unwetter die mediale Aufmerksamkeit beanspruchen, manifestierten sich in anderen Regionen der Nordhalbkugel Hitzewellen. Allen voran hat es den Südwesten der USA erwischt, wo sich eine Hitzeglocke bildete, unter dem die Bundesstaaten Kalifornien, Arizona, Nevada und New Mexico schwitzen. Gestern herrschten dort Temperaturen von 37 Grad, doch in den nächsten Tagen könnte das Thermometer bis auf 44 Grad Celsius klettern. Diese Temperaturen wurden vor allem für das zentrale Kalifornien prognostiziert. Die Wetterdienste warnen vor der Hitze und rufen die Menschen auf sich in den heißesten Stunden zu schonen und möglichst Aufenthalte im Freien zu vermeiden.

Von der Hitzewelle in den USA sind über 50 Millionen Personen betroffen. Wie immer bei solchen Gelegenheiten, kommen auch diesmal die Stromnetzte an ihre Grenzen, da Klimaanlagen auf Dauervollast laufen.

Sorgen bereitet nicht nur die Extremtemperaturen, sondern auch das lange Anhalten. In der Hauptstadt von Arizona -Phoenix- wurden schon an 10 Tagen Temperaturen von 43 Grad gemessen. Im texanischen El Paso nahe der Grenze zu Mexiko wurden an 24 Tagen in Folge mehr als 37,7 Grand Celsius gemessen, was einen neuen Rekord darstellt.

Besonders Personen mit Herzkreislaufbeschwerden leiden unter dem Extremklima.

Während der Südwesten der USA unter der Hitzewelle nebst neuer Trockenheit leidet, gab es in entgegengesetzter Richtung das Gegenteil von Trockenheit: im Bundesstaat Vermont gab es langanhaltenden Starkregen, so dass es zu Überflutungen kam und ein Staudamm zu brechen drohte. Doch das ganz große Unglück scheint erst einmal abgewendet zu sein, denn die Pegel fallen momentan. Erst gestern wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Vermont grenzt an die kanadische Waldbrandregion Quebec, wo es in der letzten Wochen 670 Waldbrände gab, die mit lang anhaltender Trockenheit in Verbindung standen. Spekulativ ist, dass es auch dort regnete und sich die Waldbrandgefahr entspannte.

Hitzewelle am Mittelmeer

Am Mittelmeer wird es in den nächsten Tagen zum Teil auch extrem heiß: Im italienischen Apulien soll es heute 42 Grad heiß werden, in Griechenland schwitzt man bei 44 Grad und in der Türkei sprengt das Quecksilber auch die 40 Grad-Marke. Das heiße Wetter soll am Wochenende auch Deutschland erfassen wo es zwischen 35 und 40 Grad heiß werden soll.

In dem Zusammenhang mit Extremtemperaturen gibt es noch die unerfreuliche Meldung, dass sich die Gletscherschmelze in den Alpen weiter beschleunigte. Experten sind nun der Meinung, dass hier der Kipppunkt bereits überschritten wurde. Das heißt, dass sich die Gletscherschmelze nicht mehr aufhalten lässt, selbst wenn wir jetzt kein Kohlendioxid mehr ausstoßen sollten. Mit solchen radikalen Maßnahmen könnte man die Schmelze nur noch verzögern.

Zusammenfassung:

  • Über weite Teile des Südwestens der USA bildete sich eine Hitzeglocke.
  • Es werden Temperaturen von bis zu 44 Grad erwartet.
  • Im Südosten verursachten Unwetter Überflutungen und ein Damm droht zu brechen.
  • Im Mittelmeerraum gibt es eine Hitzewelle.
  • Am Wochenende wird es auch in Deutschland heiß.
  • Die Alpen-Gletscherschmelze hat den Kipppunkt überschritten.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption am 13.07.23

Litli-Hrútur Eruption am Fagradalsfjall geht weiter

Am Montag begann auf Island die sogenannte Litli-Hrútur-Eruption, die auch heute anhält. Auf der LiveCam erkennt man eine kleine Lavafontäne, die sich nur noch wenige Meter über den Lavarand erhebt, der sich inzwischen um den noch aktiven Teil der Eruptionsspalte gebildet hat. Da der Bildausschnitt der Kamera eng gefasst ist, erkennt man auf der Livecam nichts vom Lavastrom, doch ich gehe davon aus, dass er durch eine Bresche im Südwesten des länglichen Kraterrands abfließt und in Richtung Fagradalsfjall strömt. Wahrscheinlich fließt die Lava bereits zum Teil unterirdisch durch Tubes, wobei es auch zum Überlaufen der Lava kommen kann. Die Seismizität ist heute weiter zurückgegangen, und es sieht so aus, als wäre der Magmanachschub aus der Tiefe dabei zu versiegen. Offizielle Informationen gibt es dazu nicht.

Die isländischen Medien berichten momentan ausführlicher über die Schaulustigen am Vulkan als über die Eruption selbst. Gestern Abend um 22 Uhr sollen noch 400 Autos auf dem Parkplatz gestanden haben. Hier ist wieder eine Kontroverse entbrannt, wie man den Zugang zur Eruption besser regeln kann, denn es sind wie immer Menschen unterwegs, die weder von Vulkanen eine Ahnung haben noch erfahrene Wanderer sind. Folglich kommt es zu Fehleinschätzungen und Menschen, die sich bei der 10 km langen Wanderung zum Vulkan verlaufen, verletzen oder überanstrengen. Gestern mussten die Rettungskräfte 7 Personen aus dem Gelände bergen. Die Einsatzkräfte kommen an ihr Limit, und die Regierung hat für Freitag eine Sondersitzung angekündigt, auf der diskutiert werden soll, wie man den Zugang zur Eruptionsstelle besser regeln kann. Es wurde in Aussicht gestellt, im Eiltempo weitere Ranger einzustellen und das Personal aufzustocken.

Das dritte Jahr infolge wird davor gewarnt, das neu entstandene Lavafeld zu betreten, da Lebensgefahr droht. In einem Mbl-Interview sagte der ICE-SAR-Sprecher Jón Þór Víglundsson, dass es klar sei, dass Wanderer, die auf dem Lavafeld in Schwierigkeiten geraten, nicht schnell gerettet werden könnten. Der einzige Weg sei ein Einsatz mit dem Rettungshubschrauber. Zu Fuß würden keine Rettungskräfte den Wanderern auf das Lavafeld folgen.

Anak Krakatau eruptiert am 13.07.23

Anak Krakatau mit zahlreichen Eruptionen

Bereits in der letzten Woche berichtete ich über erhöhte Seismizität am indonesischen Inselvulkan Anak Krakatau. Seit drei Tagen ist er wieder in Eruption begriffen, was aufgrund der Aufregung um die Fagradalsfjall-Eruption wenig Beachtung fand. Dabei meldete das VSI 53 seismische Eruptionssignale mit Amplituden zwischen 12 und 56 mm und einer Dauer von 30 bis 231 Sekunden. Das ist eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Eruptionen für den Krakatau. Auf den zu den Berichten geposteten Webcam-Bildern sieht man allerdings nur Dampfwolken aufsteigen. Zu allem Überfluss steht die Webcam schief, was ich ein wenig lieblos finde. Die Aufnahmen stammen daher von der privat geführten Twitter-Seite Krakatau Info.

Überwiegend waren die Eruptionen phreatischen Ursprungs und sind durch Wasser getriggert worden, dass bei kontakt mit der Erdwärme schlagartig verdampfte. Für diese These spricht auch, dass es keine VONA-Warnungen durch aufsteigende Asche gab. Die Explosionen könnten mit starken Regenfällen in Verbindung stehen. Denkbar ist auch, dass vermehrt Meerwasser in den Vulkan eindringt. Dann drohen starke phreatomagmatische Explosionen. Vor dem Einsetzen der Eruptionen am Dienstag gab es mehrere Tage lang ca. 40 vulkanisch bedingte Erdbeben. Gestern waren es noch 6 Beben. Die explosive Tätigkeit hält an: Heute wurden innerhalb von 12 Stunden 20 Explosionen registriert. Es gab leichten Tremor, aber keine Erdbeben.

Beim Anak Krakatau handelt es sich um das „Kind des Krakataus“, jenem Vulkan, der sich im Jahr 1883 in einer starken Eruption selbst vernichtete. Obwohl, so ganz stimmig ist diese Aussage nicht, denn es wurde nur eine Vulkaninsel vernichtet, die sich bereits aus einer großen Caldera erhob, ähnlich wie es heute Anak Krakatau macht. Die Insel damals war allerdings um einiges größer als das aktuelle Eiland, welches ebenfalls nicht stabil sitzt und im Jahr 2018 einiges an Höhe einbüßte, als es zu einem Kollaps kam. Dabei wurde ein Tsunami ausgelöst.

In Indonesien sind noch weitere Vulkane aktiv. Aschewolken werden aktuell nur von Dukono und Semeru gemeldet. Vor zwei Tagen war auch der Lewotolok mit einer kleinen Ascheeruption präsent. Am Merapi wächst der Lavadom. Gestern gingen 105 Schuttlawinen ab. Nachdem die Seismizität in der ersten Juliwoche hoch war, hat sie sich inzwischen wieder normalisiert. Ähnliches gibt es vom Karangetang zu berichten. Hier gab es gestern 256 Abgänge von Schuttlawinen, und der Lavadom erhält Magmennachschub. Es könnten pyroklastische Ströme entstehen.

Zusammenfassung:

  • Am Anak Krakatau kam es gestern zu 53 phreatischen Eruptionen.
  • Dukono ist explosiv aktiv und fördert Asche bis auf 1800 m Höhe.
  • Am Karangetang wächst der Lavadom und es gehen sehr viele Schuttlawinen ab.
  • Der Merapi bleibt effusiv aktiv und zeigt schwaches Domwachstum.
  • Semeru fördert Aschewolken bis auf 4300 m Höhe.

Vulkan-News 12.07.23: Piton Fournaise

Piton Fournaise auf La Réunion bleibt aktiv

Am Piton Fournaise geht die Eruption weiter. Wie das OVPF berichtet, ist der neu entstandene Schlackenkegel, der sich auf der Eruptionsspalte im Nordosten des Vulkans bildete, strombolianisch tätig. Die Intensität der Aktivität fluktuiert und stärkere Phasen wechseln sich mit schwächeren ab. Die Front des Lavastroms befindet sich auf dem 1500 m Höhenniveau im Grandes Pentes und ist unverändert 1800 m weit von der Küstenstraße entfernt. Der Lavastrom fließt überwiegend durch Tunnel. Es wird eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 390 MW gemessen. Sie spiegelt das Niveau der sichtbaren Aktivität gut wieder. Tremor ist auch noch vorhanden, allerdings ist er deutlich schwächer als während der Initialphase der Eruption. Vulkanotektonische Erdbeben wurden in den letzten 24 Stunden nicht mehr registriert, das deutet darauf hin, dass aus größerer Tiefe keine Schmelze mehr aufsteigt. Der typische Eruptionsverlauf wäre, dass der Ausbruch noch einige Tage anhält, bevor er langsam abklingt und versiegt. Dennoch ist es im Bereich des Möglichen, das sich neue Eruptionsspalten öffnen und der Lavaausstoß wieder steigt.

Fagradalsfjall verhält sich ähnlich wie Fournaise

Fagradalsfjall und Fournaise verhalten sich im Augenblick ähnlich, denn genau wie am Fournaise, schwächte sich die Eruption nach einer starken Initialphase mit Rissbildung schnell ab und köchelt seit gestern auf vergleichsweise bescheidenem Niveau vor sich her. Die Eruptionsspalte hat sich weitestgehend geschlossen und die Aktivität beschränkt sich auf einige Schlote um die ein Schlackenkegel entsteht. Seit meinem Bericht heute Morgen scheint sich die Tätigkeit noch ein wenig abgeschwächt zu haben. Anders als am Fournaise halte ich eine Verstärkung der Eruption bzw. eine weitere Rissöffnung durchaus für möglich. Anzeichen gibt es dafür momentan keine, außer der Annahme, dass sich im Dyke noch einiges an Schmelze befinden muss.

Auch wenn ich hier Fagradalsfjall mit Fournaise vergleiche sind es doch zwei unterschiedliche Vulkanarten: Beim aktuellen Ausbruch auf Island handelt es sich um einen Spaltenvulkan, während der Fournaise ein ausgewachsener Schildvulkan ist. Doch die Schmelze beider Vulkane stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Hotspots.

Unwetter in Deutschland – News vom 12.07.23

Starke Unwetter und ein möglicher Tornado richteten Schäden an

Die Hitzewelle der letzten Tage fand gestern Abend ihr jähes Ende und verabschiedete sich mit heftigen Gewittern und anderen Unwetter-Erscheinungen. Möglicherweise kam es dabei zu einem Tornado. Das Auftreten des Wirbelwindes wird vermutet, weil im saarländischen Asweiler in der Gemeinde Freisen rund 50 Häuser stark beschädigt wurden. Einige Häuser wurden dabei abgedeckt. Mysteriöserweise gab es keine Augenzeugenberichte über die genauen Hergänge des Unwetters. Der Katastrophenschutz vermutet einen Tornado als Ursache für die Zerstörungen. Offenbar wurde ein Luftwirbel zuvor über freie Wiesenflächen beobachtet, aber nicht, wie er auf die Gebäude traf.

Auch in anderen Regionen im Südwesten Deutschlands gab es Unwetterschäden durch umgestürzte Bäume. Einige Personen wurden verletzt, als sie von Ästen getroffen wurden. Im bayerischen Fürstenfeldbruck wurde ein 39jähriger Mann von einem umstürzenden Baum verletzt. In Olching wurde ein Wohnwagen von einem umstürzenden Baum getroffen. Ein Rentnerehepaar schlief in dem Wagen und wurde eingeklemmt. Sie konnten von Rettungskräften befreit werden. In München kam der Zugverkehr teilweise zum Erliegen, da Gleisstrecken durch umgestürzte Bäume blockiert waren.

Sommerstürme entwurzeln mehr Bäume, als es bei den oft stärkeren Stürmen im Herbst und Winter der Fall ist, da sie während des Sommers belaubt sind und somit mehr Angriffsfläche bieten. In Waldflächen ist es bei einem Sturm besonders gefährlich, nicht zuletzt, da der Zustand des Waldes besorgniserregend ist. Aufgrund der Trockenheit und Schädlingsbefall sind zahlreiche Bäume abgestorben oder geschwächt und so besonders windanfällig.

Nicht nur der Wind verursachte Schäden, sondern auch bis zu 7 cm große Hagelkörner. Starkregen ließ so manchen Keller volllaufen.

Auch in der Schweiz und in Österreich kam es zu starken Gewittern mit Unwettercharakter. So wurde der Betrieb am Flughafen Zürich für eine Stunde eingestellt. Über dem ganzen Land zuckten mehr als 70.000 Blitze.

El Niño und Wärmeanomalie im Atlantik

Dieses Jahr könnte eines der Wärmsten seit Beginn der Klimaaufzeichnungen werden. Bereits in der ersten Jahreshälfte fielen viele Temperaturrekorde. Ein Grund hierfür ist das Klimaphänomen El Niño, das sich gerade im Pazifik entwickelt und globale Auswirkungen hat: Im Pazifik verdunsten mehr Wasser als gewöhnlich und beeinflusst so das Weltklima. Nicht nur die Äquatorregionen des Pazifiks sind derzeit zu warm, sondern auch das Wasser im Atlantik. Besonders im Golf von Mexiko ist das Wasser um 2 Grad wärmer als sonst. Das verursacht nicht nur ein massives Korallen- und Fischsterben, sondern könnte auch besonders starke Hurrikans hervorbringen. Ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Phänomenen gibt, wird aktuell wissenschaftlich diskutiert.

Meiner Meinung nach wird hierbei meistens der Tonga-Ausbruch vergessen, der vor 2 Jahren Unmengen Wasserdampf in die Atmosphäre blies und sehr wahrscheinlich ebenfalls das Weltklima beeinflusst.