Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 09.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall geht weiter

Am isländischen Vulkan Fagradalsfjall gehen die Erdbeben weiter und Magma sucht sich einen Weg an die Erdoberfläche. Gestern Abend wurde gemeldet, dass die Schmelze ca. 1 km unter der Erdoberfläche steht. Zahlreiche Mikrobeben, die so schwach waren, dass sie sich an der Grenze des Messbaren bewegten, zeugten vom Versuch des Magma durchzubrechen. Doch auch wenn isländische Vulkanologen einen Vulkanausbruch in den nächsten Stunden für wahrscheinlich halten, gibt es kein Garant dafür, dass es kurzfristig zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Die Seismizität fluktuiert und Hochphasen wechseln sich mit Phasen geringerer Erdbebentätigkeit ab, wobei sie generell hoch bleibt. Das stärkste Einzelbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich gestern Abend. Es hatte eine Magnitude von 4,5 und lag am Kleifarvatn. Dieses Beben wurde höchstwahrscheinlich durch Spannungsänderungen verursacht. Heute Morgen wurde um 07:26 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,2 registriert. Es wurde 0,5 km östlich von Keilir verortet. In den sozialen Medien wurden Bilder eines Steinschlags geteilt. IMO warnt davor, dass die Erdbeben Steinschläge und Erdrutsche auslösen können.

Dank des schönen Wetters sind bereits seit Vorgestern viele Touristen in der Gegend des erwarteten Vulkanausbruchs unterwegs. Es gab auch schon eine leicht verletzte Wanderin, die umknickte und den Notruf rief. Sie wurde von der lokalen Bergungstruppe aus dem Gelände getragen. Die Einsatzkräfte sind nach eigenen Angaben gut auf eine Eruption vorbereitet.

Die Politik ist, das Gebiet erst zu sperren, wenn der Vulkanausbruch tatsächlich begonnen hat. Hier unterscheidet sich die Strategie des isländischen Katastrophenschutzes von den Behörden anderer Länder, wobei man bei Aktivierung einer Alarmstufe gleich eine Sperrung des Vulkans verhängt. Auf Island kann sich aber aktuell eine Eruptionsspalte zwischen zwei Vulkanen öffnen, was die Absperrung eines recht großen Areals nötig machen würde. Sobald es zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, wird das Ausbruchsgebiet gesperrt. Erst nach Einschätzung der Situation wird die Eruptionsstelle ggf. für Besucher zugänglich gemacht. Sollte das der Fall sein, muss man in der Ferienzeit mit einem großen Besucherstrom rechnen.

Vulkan Fagradalsfjall am 08.07.23


Archivaufnahmen Fagradalsfjall 2021. © Marc Szeglat

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island schwächelt

Seit gestern Abend nehmen Anzahl und Stärke der Erdbeben am Vulkan Fagradalsfjall ab, dennoch gibt es immer noch viele Erschütterungen. Sie konzentrieren sich auf den magmatischen Gang zwischen Fagradalsfjall und Keilir. In den letzten 4 Tagen gab es mehr als 8500 Erschütterungen und auf Island rechnet man mit einem Vulkanausbruch. Wissenschaftler sind vor Ort und führen Messungen durch. In einem RUV-Artikel heißt es, dass man sich auf einen baldigen Ausbruch vorbereitet. Die Forscherin Elísabet Pálmadóttir meinte in einem Statement, dass die aktuell gemessenen Bodenhebungen nicht  groß seien. Eine Interpretation hierfür ist, dass es in dem untersuchten Gebiet zwischen den beiden Vulkanen nicht genug GPS-Sensoren gibt, um die Änderungen engmaschig zu überwachen. Dadurch könnten lokale Bodenhebungen nahe der Oberfläche nicht mehr erfasst werden. Eine andere Interpretation ist, dass sich der Magmenaufstieg verlangsamt hat.

Schaut man sich die öffentlich zugänglichen Daten der GPS Stationen an, dann sieht man, dass es aktuell am Fagradalsfjall zu einer deutlichen Subsidenz kommt. Die dort gemessene Bodenhebung von 3 cm ist wieder abgebaut worden. Außerdem kam es zu einem ordentlichen horizontalen Versatz. Dieses Phänomen konnte man auch kurz vor der Eruption im letzten Jahr feststellen. Entweder beginnt der erwartete Vulkanausbruch in Kürze, oder das Magma schafft den Durchbruch noch nicht, die Erdbebenaktivität flaut ab, bis zum nächsten Magmaschub. In 2021 wiederholte sich das Spiel mehrere Mal, bevor die Eruption begann.

Wie schon im letzten Jahr vermuten die Wissenschaftler einen Lavadurchbruch zwischen Fagradalsfjall und Keilir, weil hier die Bodenhebung am größten ist und das Magma am höchsten steht. Doch es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Schmelze in der bekannten Schwächezone am Fagradalsfjall final durchbricht.

Globaler Hitzerekord – Naturkatastrophen am 08.07.23

Der Juni war global betrachtet der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Der Juni 2023 war global betrachtet der heißeste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das geht aus einem Bericht des europäischen Erdbeobachtungprogramms Copernicus hervor. Demnach lag die globale Durchschnittstemperatur um 0,5 Grad höher als im Jahresdurchschnitt der Juni-Temperaturen von 1991 bis 2020.

Die globalen Temperaturverteilungen waren sehr heterogen, denn es gab durchaus Regionen, in denen die Durchschnittstemperaturen unterdurchschnittlich waren. Zu diesen Regionen zählten der südliche Balkan, Griechenland, die Türkei und Westrussland. Wärmer war es hingegen in Irland, Großbritannien, Belgien und den Niederlanden. Außerhalb Europas war es in weiten Teilen Kanadas, der Vereinigten Staaten, Mexikos, Asiens und Ostaustraliens zu warm. Im Westen der USA und in Westaustralien war es kälter als sonst.

Die Rekordtemperaturen könnten natürliche Ursachen haben, denn auch früher gab es Hitzerekorde. Allerdings traten diese mit relativ großen zeitlichen Abständen zueinander auf, während es in den letzten Jahrzehnten in immer kürzeren Intervallen zu neuen Temperaturrekorden kommt. Daher gehen Wissenschaftler davon aus, dass diese Rekorde anomal sind und vom anthropogenen Klimawandel herrühren.

Die systematische Dokumentation und Untersuchung des Weltklimas begann in den späten 1950er Jahren. Damals wurden die ersten globalen Überwachungsnetzwerke für Wetter- und Klimabeobachtungen eingerichtet. Diese Netzwerke, wie beispielsweise das World Weather Watch-Programm der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), wurden entwickelt, um weltweit Wetter- und Klimadaten zu sammeln und auszutauschen.

In den folgenden Jahrzehnten wurden fortlaufend Daten über Temperatur, Niederschlag, Luftdruck und andere Klimavariablen erfasst. Diese Daten wurden verwendet, um langfristige Klimatrends zu analysieren und Klimamodelle zu entwickeln. Die Verfügbarkeit von Satellitendaten seit den 1970er Jahren hat die Beobachtung des Klimas weiter verbessert und ermöglicht eine globale Abdeckung.

Aktuell werden wir in Deutschland von der zweiten Hitzewelle des Sommers heimgesucht. Morgen sollen dann wieder starke Gewitter mit Unwetterpotenzial auftreten. Starke Unwetter gab es gestern bereits in Österreich, Norditalien und Nordspanien. Dort ließen Starkregenereignisse Flüsse über die Ufer treten und verursachten Überflutungen.

Erdbeben Azoren am 08.07.23

Schwarmbeben westlich der Azoreninsel Faial

Datum 06.07.23 | Zeit: 21:50:34 UTC |  38.640 ; -29.103 | Tiefe: 7 km | ML 4,1

Westlich der Azoreninsel Faial manifestierten sich in den letzten Tagen zahlreiche Erdbeben. Sie bilden zwei Schwarmbeben-Cluster vor der Küste. Eine erste Häufung von Erdbeben in der Region gab es bereits Ende Juni. Gestern wurden vom zuständigen Observatorium IPMA gut 40 Erschütterungen dort detektiert. Die beiden stärksten Erschütterungen der letzten Tage manifestierten sich am 06. Juli und hatten die Magnituden 4,1 und 4,0. Die Tiefe der Hypozentren wurde mit 7 km angegeben. Die Erschütterungen wurden von der Bevölkerung der Inseln Inseln Faial, Pico und São Jorge wahrgenommen und lösten teilweise Besorgnis vor einem stärkeren Erdbeben aus. Es gab auch zahlreiche Beben mit Magnituden im 3er und 2er Bereich, die von den Anwohnern nicht gespürt werden konnten. Die lokale Presse berichtete ausführlich über die Bebenserie, doch die Frage nach dem Grund der Beben wurde dort nicht beantwortet. Sie könnten rein tektonischen Ursprungs sein, aber auch durch Magmen-Akkumulation ausgelöst werden.

Die Seismizität in anderen Regionen der Inselgruppe ist ebenfalls erhöht. So gab es mehrere schwachen Beben auf der Insel Terceira und im Hirondelle-Basin.

Die Azoren sind sowohl vom tektonischen- als auch vom vulkanologischen Standpunkt aus gesehen interessant: Die Inselgruppe besteht aus 9 größeren und mehreren kleineren Inseln vulkanischen Ursprungs, die sich über einem Hotspot (Mantelplume) bildeten, der zudem gegen den Mittelatlantischen Rücken drückt. Dieser markiert die kontinentale Naht zwischen Nordamerika und Europa. Diese Naht ist divergent, d. h. die Kontinentalplatten entfernen sich voneinander. Die so entstandene Spalte entlang der Naht wird durch Magma aus dem Erdmantel gefüllt. Die Erde repariert sich selber.

Eine ähnlich faszinierende Kombination, wo ein Mantelplume gegen eine divergente Plattengrenze drückt, findet man auf Island. Hier droht ein neuer Vulkanausbruch, doch dazu später mehr.

Vulkan Erta Alé mit Ausbruch am 08.07.23

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Lavaüberlauf im Nordkrater des Erta Alé

Der Vulkan in der äthiopischen Wüste Danakil erzeugte einen erneuten Lavaausbruch im Nordkrater. Auf dem aktuellen Thermalbild des Sentinel-Programms erkennt man eine ausgeprägte Wärmeanomalie, die praktisch den gesamten Boden des Südkraters bedeckt. sehr wahrscheinlich ströme Lava aus einem Hornito oder Spalt im Süden des Krater und überflutete den Boden. Im normalerweise aktiverem Südkrater erkennt man ebenfalls eine thermische Anomalie, die gegenüber Dienstag allerdings schwächer geworden ist. Auch hier gab es Anfang der Woche einen Lavaüberlauf aus einem Hornito. Das Magma steht also hoch im Fördersystem des Vulkans, trotzdem konnte sich in den letzten Monaten kein größerer Lavasee etablieren.

Über Jahrzehnte brodelte im Südkrater einer der bekanntesten Lavaseen der Welt, bis er im Jahr 2017 durch einen Riss ablief. Die Eruption dauerte mehrere Monate und schuf ein großes Lavafeld im Norden des flachen Schildvulkan, dessen Basis in der Wüste unter dem Meeresspiegelniveau liegt. Seitdem versuchte der Erta Alé öfters einen neuen Lavasee zu etablieren, schaffte es aber nur kurzweiligen Events zu kreieren, ohne dass es dabei zur stabilen Bildung eines größeren Lavasees gekommen wäre. Allerdings scheint unter der Erstarrungskruste des Kraterbodens Lava zu brodeln bzw. Es gibt ein flach liegendes Magmareservoir mit Schmelze, die auf ihre Eruption wartet.

Erta Alé ist nicht der einzige Vulkan der Region, denn er reiht sich in einer Kette vergleichbarer Schildvulkane ein, die sich auf Rissen im Boden des Afar-Dreiecks bildeten. Tatsächlich handelt es sich bei der Depression der Danakil-Wüste um einen Proto-Ozean. Bei meinem ersten Aufenthalt dort, das war im Jahr 2002, fand ich in der Nähe des Vulkans Dallol Korallen die davon zeugten, dass die Gegend mindestens einmal Teil des Roten Meeres war. Auch die mächtigen Salzablagerungen und Salzseen zeugen von diesem Ereignis.

Vulkan Fagradalsfjall mit Update am 07.07.23

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall könnte stärker werden

Während der Vulkanausbruch am isländischen Vulkan Fagradalsfjall auf sich warten lässt, werden die Erwartungen an den Vulkan immer größer. Isländische Forscher haben die neusten geophysikalischen Daten durch den Computer laufen lassen und renderten ein Modell des magmatischen Gangs, der sich zwischen den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir ausbreitet. Laut IMO-Expertin Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir zeigt das Modell einen Lavazustrom von 88 Kubikmeter pro Sekunde. Damit fließt fast doppelt soviel Lava in den Dyke wie vor der letzten Eruption im August 2022, als etwa 49 Kubikmeter Inflation pro Sekunde berechnet wurden. Im Vergleich zu 2021 ist das Verhältnis noch größer: Damals kam man auf einen Zustrom von 34 Kubikmeter pro Sekunde. Allerdings war die Eruption im letzten Jahr wesentlich kurzlebiger als der Erste Ausbruch 2021 als langfristig gesehen deutlich mehr Lava austrat. Dennoch meinen die Forscher, dass die Initialphase eines neuen Ausbruchs stärker sein könnte, als bei den beiden vorherigen Eruptionen. Sollte es so kommen, dann kann man davon ausgehen, dass der Zugang zur Eruptionsstelle nicht so schnell für Neugierige freigeben wird. Da die Erdbeben bis 1 km an die Erdoberfläche heranreichen, könnte ein Vulkanausbruch bald losgehen.

Mich erinnert das Geschehen an die Aufheizphase vor dem ersten Ausbruch, die sich über Wochen hinzog. Damals akkumulierte sich mehr Magma im Gang, als vor der zweiten Eruption. Es baute sich so ein großer Druck auf, dass das Magma nach der Entleerung des Dyks direkt aus dem Bereich der Asthenosphäre aufstieg und ohne längeren Reifungsprozess in der Erdkruste eruptiert wurde.

Schaut man sich die Lage der Erdbeben in der von Mike entdeckten 3D-Grafik an, dann erkennt man, dass sich das Magma in einer Tiefe zwischen 5 und 10 km seitwärts auszubreiten scheint und sich dort ein Magmenkörper nicht nur in Richtung Keilir ausdehnt, sondern weit darüber hinaus. Der magmatische Gang könnte demnach über 10 km lang sein und somit doppelt so groß wie vor der Eruption 2021.

Auf der erwähnten Grafik erkennt man auch einen zweiten Bebencluster. Dieser manifestiert sich vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel und setzt sich nicht bis zur Erdoberfläche fort. Das stärkste Erdbeben dort brachte es auf M 4,4 und ereignete sich etwa 3,3 km nordöstlich der Felseninsel Eldey. Die IMO-Forscher halten die Beben dort für tektonisch und sehen keine Hinweise für Magmenaufstieg, dennoch wurde der Alarmstauts auf „gelb“ erhöht.

Eldey gehört zum Vulkansystem von Geirfuglasker, das auf dem submarinen Teil des Reykjanes-Rücken liegt. Die Kollegen von Volcano Café vertreten die These, dass unter diesem System der Island-Mantelplume Magma nach oben pumpt und es eine diagonal verlaufende Verbindung zum Fagradalsfjall gibt. Grund für diese Hypothese liefert wiederum die Lage von Erdbeben.

Vulkan-News 07.07.23: Fuego

Fuego mit Ascheeruptionen

Am Fuego in Guatemala werden weiterhin Ascheeruptionen detektiert. Sie sind heute besonders gut auf unserer LiveCam zu beobachten. INSIVUMEH berichtet von 2 bis 6 Eruptionen pro stunde. Vulkanasche steigt bis auf 4700 m Höhe. Es kommt zu Gasausbrüchen, die turbinenartige Geräusche erzeugen. Was im Bericht der Vulkanologen fehlt, ist die Beschreibung von strombolianischen Eruptionen, die glühende Tephra ausstoßen. Tatsächlich scheint es die momentan nicht zu geben. Unser Vereinsvorstandsmitglied Mirko ist aktuell in Guatemala unterwegs und bestieg vorgestern den Acatenango/Fuego. Er berichtete mir von eine recht schwache Aktivität, bei der ausschließlich feine Vulkanasche gefördert wird, ohne dass es zur Eruption glühender Tephra kommt. Bereits in der letzten Woche hieß es bei INSIVUMEH, dass die Aktivität rückläufig ist. Es stellt sich also die Frage, ob der Fuego nur etwas schwächelt und bald wieder seine gewohnte Aktivität aufnehmen wird, oder ob es auf einen längerfristigen Aktivitätsrückgang hinaus laufen wird. In früheren Jahren kam es immer wieder zu Fluktuationen, doch spätestens nach einigen Monaten kehrte der Vulkan zu seinem gewohnten Aktivitätsverhalten zurück. Es ist auch nicht auszuschließen, dass ein Förderschlot verstopft ist und dieser bald in einer stärkeren Eruption freigesprengt werden wird.

Für Vulkanfans und die lokale Vulkantourismusbranche wäre eine dauerhafte Aktivitätsabnahme unerfreulich, denn nach dem scheinbar dauerhaft etablierten Aufstiegsverbot am Stromboli, ist der Fuego eine recht anständige Alternative für alle, die mit einem Vulkanausbruch auf Tuchfühlung gehen wollen. Sicherlich ist für uns Europäer eine Reise nach Guatemala teurer als zum Stromboli, aber die Mehrkosten sind im Vergleich zu Zielen wie Ibu, Dukono und Yasur relativ überschaubar. Außerdem ist der Vulkantourismus am Fuego inzwischen gut etabliert und ausgebaut. Mit ein wenig Glück gibt es aber auch bald wieder einen Vulkanausbruch auf Island, den man auch noch recht gut erreichen kann, wobei Island ganz bestimmt kein preisgünstiges Reiseziel ist.


Mayon mit Domwachstum und Erdbeben

Am philippinischen Vulkan Mayon geht die Aktivität weiter: Der Lavadom wächst und es bildeten sich 2 Lavaströme, die durch Schluchten im oberen Bereich des Vulkans fließen. Sie sind 2,8 und 1,3 km lang. Es kommt zu Abgängen von Schuttlawinen und pyroklastische Ströme. Gestern meldete PHILVOLCS 7 pyroklastische Dichteströme, die sich vom Lavadom lösten. Von den Fronen der beiden Lavaströme in den Schluchten von Mi-isi und Bonga gingen sogar 8 Dichteströme ab. Es wurden 216 Steinschläge registriert. Das seismische Netzwerk fing zudem die Signale von 79 vulkanisch bedingten Erdbeben auf. Sie werden von Fluidbewegungen im Untergrund verursacht. Ein Ende der Eruption ist nicht in Sicht.


Piton Fournaise mit aktivem Lavastrom

Die Eruption am Piton de la Fournaise geht weiter. Der Tremor ist relativ stabil und es ist ein Lavastrom unterwegs. Die Vulkanologen vom OVPF schreiben, dass man einen Überflug über den Vulkan machen konnte und dass die Lavafront in 1,8 km Entfernung von der Küstenstraße lokalisiert wurde. Sie soll seit 2 Tagen nicht mehr weiter fortgeschritten sein. Seit Eruptionsbeginn am 2. Juli wurden ca. 4,5 Millionen Kubikmeter Lava gefördert.

Erdbeben unter Teneriffa – News vom 07.07.23

Schwarmbeben im Südwesten der Kanareninsel Teneriffa

Pünktlich zur Urlaubssaison begann unter der Kanareninsel Teneriffa ein kleiner Erdbebenschwarm. Er besteht bis jetzt aus ca. 28 Erschütterungen, die sich im Bereich der Küste im Südwesten der Insel manifestierten. Die Beben hatten überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die stärksten Erschütterungen brachten es auf Mb 1,9 und konnten von den Anwohnern nicht wahrgenommen werden. Die Hypozentren der Beben liegen überwiegend im Tiefen um 45 km und damit im Bereich der oberen Asthenosphäre. Es ist gut möglich, dass sie magmatischen Ursprungs sind und durch Fluidbewegungen verursacht werden. Es könnte sich um Magma handeln, dass sich auf den Weg Richtung Erdkruste gemacht hat und mit dem Vulkanismus der Insel in Verbindung steht: sie besteht eigentlich nur aus dem großen Stratovulkan Pico del Teide, dessen Gipfel sich in 3715 m Höhe befindet.

Obwohl Teneriffa vor Westafrika liegt, sind die Kanaren spanisches Hoheitsgebiet und gehören zumindest politisch betrachtet zu Europa. Daher bezeichnen manche Autoren den Pico del Teide als den größten europäischen Vulkan und läuft dann dem Ätna den Rang ab der nur 3357 m hoch ist. Bedenkt man, dass der Atlantik im Bereich von Teneriffa durchschnittlich 1500 m tief ist, kann man den Pico del Teide durchaus zu den mächtigsten Vulkanen der Welt rechnen. Entsprechend gefürchtet ist ein großer Ausbruch des Vulkans, doch selbst wenn der aktuelle Erdbebenschwarm magmatischen Ursprung sein sollte, deutet er keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch an.

Nicht nur im Westen der Insel bebt es, sondern auch auf der gegenüberliegenden Seite unter dem Meeresboden zwischen Teneriffa und La Palma. Dort gab es 2 Beben mit Magnituden im 3er-Bereich. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 3,7. Es hatte ein Hypozentrum in 23 km Tiefe und lag am Shelf von La Palma.

Fagradalsfjall mit starker Bodenhebung am 07.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901-22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbeben und bis zu 18 cm Bodenhebung am Fagradalsfjall

Das massive Schwarmbeben am isländischen Vulkan Fagradalsfjall geht weiter: IMO meldet mehr als 6500 Erdbeben seit dem 04. Juli. Nachdem sich die Bebenhäufigkeit gestern Mittag ein wenig abschwächte, intensivierte sie sich nachts wieder und ein neuer Schub etablierte sich. Es wurden wieder 5 Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich erzeugt. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 4,8. Das Epizentrum wurde 1.5 km west-südwestlich von Keilir lokalisiert.

Gestern schrieb ich, dass ich aufgrund der geringen Bodenhebung von 3 cm, die man anhand der GPS-Daten ablesen kann, nicht davon ausgehe, dass am Fagradalsfjall ein Vulkanausbruch innerhalb von Stunden bevorsteht. Ich verwies aber auch auf die Möglichkeit, dass diese Messungen im Angesicht des massiven Erdbebenschwarms nicht korrekt sein könnten und man zur genauen Einschätzung der Lage auf ein Interferogramm warten muss. Gestern Abend präsentierte uns IMO dann besagtes Interferogramm, das InSAR-Messungen zwischen dem 26. Juni und 6. Juli visualisiert. Hier sieht die Lage ganz anders aus und passt zu den massiven Schwarmbeben: demnach hat es bereits bis zu 18 cm Bodenhebung gegeben, was bereits 2 Zentimeter mehr ist als zum Eruptionsbeginn im letzten Jahr. Die Bodenhebung konzentriert sich auf dem Bereich des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir, mit einem Spitzenwert auf halber Strecke zwischen den beiden vulkanischen Erhebungen. Dort war die Bodenhebung auch am größten, als es zur ersten Eruption in 2021 kam. Genau wie damals, spekuliert man darüber, ob nicht dort eine neue Spalte aufgehen könnte. Für Vulkanbeobachter wäre das suboptimal, denn der neue Eruptionsort würde dann ein gutes Stück abseits der bestehenden Infrastrukturen am Fagradalsfjall liegen. Aber es kann natürlich genausogut sein, dass es wieder zu einem Ausbruch im Bereich Fagradalsfjall kommen wird, weil dort wohl die ausgeprägtesten Schwächezonen existieren.

Wann kommt es am Fagradalsfjall zum Vulkanausbruch?

Je länger Schwarmbeben und Inflation anhalten, desto wahrscheinlicher ist ein Vulkanausbruch innerhalb kurzer Zeit. Viele Vulkanologen rechnen mit einem Ausbruch innerhalb von 3 Tagen. Sollte das Magma nicht in den nächsten Tagen durchbrechen, dann halt beim nächsten oder übernächsten Lavaschub. Ich halte einen Vulkanausbruch in diesem Jahr für sehr wahrscheinlich und tatsächlich sieht es momentan so aus, als würde ein Ausbruch eher früher als später stattfinden. Auch wenn Mutter Erde macht was sie will und sich nur bedingt an menschlichen Prognosen hält, scheint sich die Einschätzung vieler isländischer Vulkanologen zu bestätigen, dass die Reykjanes-Halbinsel in eine neue Tätigkeitsphase eingetreten ist. Mittlerweile gibt es auch Vorschläge, dass man die 5 Spaltensysteme auf Reykjanes mit ihren Vulkanen als ein zusammenhängendes Vulkangebiet betrachten sollte. Es bleibt auf jeden Fall spannend auf Island!