Stromboli am 08.03.23: Lavastrom

Lavaspattering und Lavastrom am Stromboli

Gestern Abend befand ich mich auf Beobachtungsposten am Stromboli und konnte intensives Lavaspattering und strombolianische Eruptionen beobachten. Das Lavaspattering fand nicht aus dem gut sichtbaren Hornito im nordöstlichen Kraterbereich statt, sondern aus einem anderen Schlot im gleichen Kratersektor. Das Spattering hielt nahezu kontinuierlich an und warf glühende Tephra bis zu 30 m hoch aus. Damit befand sich das Spattering schon im Übergangsbereich zu kontinuierlicher strombolianischer Tätigkeit. Pro Stunde ereigneten sich bis zu 8 größere strombolianische Eruptionen. Vor der Abenddämmerung gab es aber auch mehrstündige Phasen ohne nennenswerte Explosionen.

Heute Morgen um 05.20 UTC begann dann ein neuer Lavaüberlauf. Während der Initialphase gab es mehrere kleine Pyroklastische Ströme und Abgänge von Schuttlawinen, die bis zur Küste hinab reichten. Zu dieser Zeit war ich allerdings nicht mehr am Vulkan. Von Stromboli-Ort aus konnte ich morgens einen Dampfring beobachten.

Gestern war eigentlich erst einmal der Explorationstag. Die Insel befindet sich im Winterschlaf, doch darüber hinaus leidet man unter einem Rückgang der Besucherzahlen, da der Aufstieg zum Vulkan verboten bleibt. Ohne Führer kann man bis auf einer Höhe von 290 m aufsteigen. Mit Führer darf man bis auf Quota 400 aufsteigen. Ein umgestürztes Schild droht eine Strafe von 500 € an, sollte man sich an diese Regel nicht halten. Problematisch sind die zerstörten Aufstiegsrouten. Selbst der alte gepflasterte Hauptweg entlang der Pizzeria am Punta Labronza wurde durch die beiden Starkregenereignisse letzten Jahres teilweise zerstört und ist noch vor der Pizzeria gesperrt. Im oberen Bereich ist der Pfad stark ausgewaschen und rollig.

Da sich momentan kaum Touristen auf der Insel befinden, wurde zumindest gestern keine geführte Tour angeboten. Unser Hotelier warnte Manfred und mich ausdrücklich davor auf eigener Faust aufzusteigen, denn es sollen sporadische Kontrollen durch Polizei und Zivilschutz stattfinden. Dabei sollen bereits Strafen von bis zu 1000 € verhängt worden sein, obwohl offiziell nur 500 € angedroht werden. Er selbst meinte, die Situation sei vollkommen unberechenbar und zeigte sich wenig zufrieden mit der Handhabung der Situation.

Die Ereignisse heute Morgen und das Lavaspattering zeigen, dass nicht nur die politische Situation unberechenbar ist, sondern dass Stromboli nicht mehr als gutmütig eingestuft werden kann. Die Warnungen der Vulkanologen erscheinen mir durchaus berechtigt zu sein.

Update: Mittlerweile erreichte mich eine Meldung, nach der auch der Aufstieg bis auf 290 m nicht mehr ohne Führer gestattet ist. Leute die dort ohne Führer unterwegs waren, wurden mit 500 € zur Kasse gebeten. Verbotsschilder stehen dort nicht!

Erdbeben-News 08.03.23: Philippinen

Erdbeben Mw 6,0 in der philippinischen Davao-del-Oro-Region

Datum 07.03.23 | Zeit: 06:02:31 UTC | 7.53 N ; 126.11 E | Tiefe: 10 km | Mw 6.0

Die philippinische Insel Mindanao wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 16 km süd-südöstlich von Compostela verortet. Diese Daten stammen vom EMSC. Lokale Erdbebendienste ermittelten eine Magnitude Mw 5,9. Es war der stärkste Erdstoß einer Bebenserie, die bereits am 06. März begann und in der Davao-de-Oro Region für viel Aufregung sorgte. Es entstanden leichte Gebäudeschäden und die Bevölkerung reagierte sehr beunruhigt. PHILVOLCS brachte heute ein Sonderbulletin heraus, in dem das Institut über die Ursachen der Beben aufklärt. Es heißt auch, dass die Beben fragile Gebäude zum Einsturz bringen könnten. Ob das bereits geschehen ist, geht aus der Meldung nicht eindeutig hervor. Die Beben sind tektonischen Ursprungs und sollen im Zusammenhang mit einem ähnlich starken Erdbeben stehen, dass sich am 1. Februar zutrug. Trotzdem würde ich das Beben nicht als Nachbeben bezeichnen. Wahrscheinlicher ist, dass die gleiche Störungszone an einer anderen Stelle entspannt wurde bzw. gebrochen ist. Solche Betrachtungen sind aber eh nur rein akademischer Art, denn für die betroffenen Menschen spielt es keine Rolle wie die Beben bezeichnet werden. Die Auswirkungen sind die gleichen.

Die Erschütterungen manifestieren sich in einem Bereich eines Segments der Philippinen-Störung und an der Central-Mindanao-Störung. Zwischen diesen beiden dominierenden Störungssystemen liegen wahrscheinlich weiter lokale Störungen, die ebenfalls durch das erste Beben aktiviert worden sein könnten.

Die Geowissenschaftler schließen die Gefahr einer Tsunami-Entstehung aus, weisen aber darauf hin, dass es zu Erdrutschen in der Bergregion kommen könnte. Ferner kann es zu Boden-Verflüssigungen kommen. PHILVOLCS hält es für unwahrscheinlich, dass der nahe gelegenen Vulkan Leonard-Kniaseff durch die Beben aktiviert werden könnte.

Vulkan Sakurajima am 06.03.23: Showadake

Sakurajima eruptiert aus dem Showadake

Heute Morgen gab es eine neue Eruptionsserie am südjapanischen Vulkan Sakurajima, bei der Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3600 m gefördert wurde. Der Wind verdriftete die Aschewolke in südöstlicher Richtung. Das Besondere an dieser Ausbruchsserie war, dass mindestens einer dieser explosiven Ausbrüche unter Beteiligung des Showa-Kraters stattfand. Da sich die Eruption tagsüber ereignete, sind auf den Webcamaufnahmen keine vulkanisch Blitze zu erkennen, dennoch ist es gut möglich, dass welche entstanden sind. Der Showa-dake zeigte sich in der Vergangenheit für eine langjährige Tätigkeitsphase verantwortlich und war in dieser Zeit für die Generierung vulkanischer Gewitter berühmt.


Sangay: Lahare verstopfen Fluss

Am ecuadorianischen Vulkan Sangay gingen offenbar Lahare ab, denn in einer Meldung lokaler Medien wird berichtet, dass die Lahar-Ablagerungen den Fluss Upano verstopfen. Ein bekanntes Problem, dass während der aktuellen Eruptionsphase bereit öfters auftrat.


Santiaguito mit Abgängen glühender Schuttlawinen

Wie das guatemaltekische Institut INSIVUMEH gestern in einem Bulletin mitteilte, steigerte sich die Tätigkeit des Domvulkans Santiaguito. Der Lavadom beschleunigte sein Wachstum und der Lavastrom auf der südlichen Domflanke ist aktiv. Es kommt zu Steinschlägen und Abgängen glühender Schuttlawinen. Es wird vor der Möglichkeit gewarnt, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten, die eine ernste Gefahr für Beobachter und Anwohner des Vulkans darstellen.

Vulkan Askja am 05.03.23: Prognose

Wissenschaftler prognostiziert: Askja könnte kurzfristig ausbrechen

Der Askja-Vulkan auf Island sorgt weiter für Aufregung in den isländischen Medien. Der Öskuvatn ist seit einigen Tagen eisfrei und es wurde ein erhöhter geothermischer Wärmefluss als Ursache für die Eisschmelze nachgewiesen. Nun meldete sich der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson in einem Interview der Seite Icelandmonitor zu Wort und meinte, dass der Vulkan eindeutige Anzeichen des Erwachens zeigt. Er bereitet sich auf eine Eruption vor, die praktisch jeder Zeit starten könnte. Möglich sei es, dass der Vulkan morgen, übermorgen oder erst in ein paar Jahren ausbricht, doch Þorvaldur glaubt, dass die Eruption eher früh als spät startet. Grund für diese Vermutung findet der Geowissenschaftler darin, dass scheinbar nun auch Schnee und Eis außerhalb des Sees zu schmelzen beginnen: so zeigt ein Foto des alten Lavastroms Mývatningahraun eisfreie stellen. Þorvaldur Þórðarson sieht in dem Geschehen eine gute Chance für die Wissenschaft, denn zum ersten Mal in der Geschichte wird der Aufheizungsprozeß der Askja mit modernen Messinstrumenten beobachtet und dokumentiert. Der Aufheizungsprozeß begann bereits im Jahr 2012 und äußerte sich in erhöhter seismischer Aktivität. Aktuell gibt es eine Bodenhebung von bis zu 51 cm. Die Erdbebentätigkeit der letzten Tage war erhöht, aber nicht besorgniserregend. So würde es mich wundern, wenn Askja ohne einen deutlichen Anstieg der Seismizität ausbrechen würde. Daher rechne ich nicht mit einem Vulkanausbruch innerhalb weniger Tage oder Wochen. Sehr wahrscheinlich wird es noch Monate oder sogar Jahre dauern, bis wir eine Eruption der Askja sehen werden. Aber vielleicht ist das auch nur Wunschdenken, da ich mich gerade am anderen Ende Europas befinde. Übrigens gab es heute ein Erdbeben M 3,4 am Herdubreid. Es folgte ein kleiner Schwarm schwächerer Erschütterungen.

Vulkanreisen im Jahr 1 nach der Zeitenwende

Wir alle wurden in den letzten Jahren von vielen Katastrophen gebeutelt, die einige Veränderungen mit sich brachten. Viele der Veränderungen sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen, andere sind offensichtlich und betreffen jeden. Die meisten Normalbürger merken die Auswirkungen finanziell: Infolge der hohen Inflation ist fast alles merklich teurer geworden und weniger Geld steht zur Verfügung. Das wirkt sich auch auf das Reisen aus.

Zu den Katastrophen der letzten 10 Jahre zähle ich den Terrorismus, den IS, die syrische Flüchtlingskrise, die Corona-Pandemie, die Lieferkettenprobleme und den russischen Krieg gegen die Ukraine, der eine erneute Flüchtlingswelle auslöste und eine Energiekrise bedingte, die letztendlich durch unsere politischen Entscheidungsträger getriggert worden ist. Die gleichen Entscheidungsträger postulierten vor einem Jahr die Zeitenwende in Sachen Rüstungs- und Energiepolitik. Doch diese Zeitenwende stockt und wendete nichts zum Positiven, sondern sorgt dafür, dass wir über noch weniger Kaufkraft verfügen. Last, but not least, schwebt das Damoklesschwert des Klimawandels über uns, das in den nächsten Jahren weitere negative Folgen haben wird.

Vulkanreisen im Jahr 1 nach der Corona-Pandemie und Zeitenwende

Was das alles mit Vulkanreisen zu tun hat? Jede Menge! Vor allem Inflation und Gewinnoptimierung von Fluggesellschaften und Reiseunternehmen sorgen dafür, dass viele Fernziele nur noch mit erheblich gesteigertem finanziellen Aufwand erreichbar sind, obwohl nun im Jahr 1 nach der Corona-Pandemie die meisten Reisebeschränkungen wieder aufgehoben wurden. So kann man zwar wieder Ziele auf weit entfernten Kontinente ansteuern, aber zu welchem Preis? Während innerkontinentale Reisen wieder einigermaßen durchführbar sind und die meisten Touristendestinationen regelmäßig angeflogen werden, sind die interkontinentalen Flüge knapp und teuer. Als Vulkanreisender, der oft kurzfristig bucht, weil er sich nach der Aktivität der Vulkane richten muss, bezahlt man für viele Destinationen mittlerweile das Doppelte wie vor der Corona-Pandemie. Teilweise werden sogar 3-fach überhöhte Preise aufgerufen. Wer z.B. das japanische Kagoshima ansteuern will, um die Vulkane Sakura-jima und Suwanose-jima zu besuchen, zahlt mittlerweile fast 2000 € für einen Flug, der 14 Tage vor Reiseantritt gebucht wird. Ähnlich verhält es sich mit solchen Zielen wie La Réunion und Sulawesi. Doch nicht nur wer kurzfristig bucht, hat das Nachsehen, sondern auch wer in der Ferienzeit fliegen will. Dann steigen die Preise exponentiell. Noch krasser verhält es sich, wenn man Safaris in Afrika bucht: hier explodierten die Preise praktisch, da nicht nur die Flüge teuer geworden sind, sondern weil sich die Preise für Unterkünfte, Mietwagen und Personal teilweise verdreifacht haben. So ist eine einwöchige Reise zum Ol Doinyo Lengai pauschal nicht mehr für unter 6000 € p.P machbar. Um diesen Preis zu erreichen, benötigt man 2-3 Reisende. Also, wer mit einem Jeep nebst Fahrer und Guide unterwegs ist, bezahlt bei 3 Personen ca. 18.000 €! Hinzu kommen die Flugkosten. Wobei man meistens nur eine Nacht am Vulkan hat. Billiger geht es nur, wer alles selbst managet und nicht immer einen eigenen Jeep dabei hat.

Ein weiteres Problem für Vulkanreisende sind immer weiter ausufernde Restriktionen, wenn es um die Besteigung aktiver Vulkane geht. Viele Aufstiege, die früher frei waren und sogar touristisch ausgeschlachtet wurden, sind mittlerweile verboten oder nur noch bedingt machbar. Ignoriert man die Verbote drohen teils empfindliche Geldbußen. Am Stromboli werden 500 € aufgerufen. Bis zur Quota 400 m kann man mit Führer aufsteigen. Will man eine Privattour buchen, werden 300 € verlangt! Ein Grund für die ausufernden Restriktionen liegt natürlich darin, dass die Verantwortlichen mittlerweile von Klagewellen überrollt werden, wenn denn dann doch ein größerer Ausbruch stattfindet, bei dem Personen zu Schaden kommen. Bestes Beispiel hierfür ist die White-Island Katastrophe aus dem Jahr 2019. Seitdem wird ein Vulkan nach dem anderen dicht gemacht. Am Stromboli kommt hinzu, dass es eine Häufung stärkerer Eruptionen gab, die eine reale Bedrohung für Beobachter in höheren Lagen des Vulkans darstellten.

Natürlich gibt es noch ein paar freie Destinationen, die man als Vulkanspotter ansteuern kann. Flüge nach Jakarta und Guatemala sind außerhalb der Reisesaison nur moderat teurer geworden. Von Jakarta aus muss man dann mit Inlandsflügen lokaler Fluggesellschaften weiter zu den Vulkaninseln fliegen oder man guckt sich die Vulkane auf der Hauptinsel an. Auf Halmahera sind Ibu und Dukono ansteuerbar. Zu beachten gilt aber, dass auf einigen Inseln Islamisten das Sagen haben und Entführungen drohen. In Guatemala ist der Fuego gut zu erreichen. Dort werden organisierte Touren nebst Übernachtung in Sichtweite der Eruptionen angeboten. Fuego ist praktisch der Stromboli der Gegenwart. Die Sicherheitslage in Bezug auf Überfällen soll wieder auf ähnlichem Niveau sein, wie vor der Pandemie. Das Risiko ist überschaubar, aber nicht gleich Null.

Apropos Stromboli: die nächsten Tage bin ich auf den Liparischen Inseln unterwegs, um zu gucken, was dort noch geht. Vulkane.net wird dann nicht so häufig aktualisiert wie gewohnt.

Erdbeben-News 03.03.23: Türkei

Nachbeben Mb 5,0 im Südosten der Türkei

Datum: 03.03.23 | Zeit: 02:53:43 UTC | 37.85 N ; 36.65 E | Tiefe: 4 km | Mb 5,0

Nachdem Anzahl und Stärke der Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung in den letzten Tagen nachgelassen hatten, löste heute ein Erdbeben Mb 5,0 eine neue Serie weiterer Nachbeben aus, die sich entlang der Verwerfung verteilen. Das Beben Mb 5,0 manifestierte sich am nördlichen Abzweig der Ostanatolischen Verwerfung und hatte eine Herdtiefe von nur 4 km. Das Epizentrum wurde 23 km südwestlich von Göksun verortet. Insgesamt gab es seit dem 6. Februar mehr als 9000 Nachbeben.

Gut dreieinhalb Wochen nach der größten Naturkatastrophe der letzten 100 Jahre auf dem europäischen Kontinent wurde gestern noch ein Hund lebend aus den Trümmern der Stadt Antakya geborgen. Die Rettungsmission ist längt in eine Leichenbergungsaktion transformiert worden, umso erfreulicher war es für die Einsatzkräfte noch ein lebendes Wesen zu bergen. Die Opferzahlen werden kaum noch aktualisiert. Zuletzt hat es geheißen, dass mehr als 50.000 Menschen nur tot geborgen  werden konnten. Wie viele noch unter den Trümmern liegen, ist unklar. Klar hingegen ist langsam das finanzielle Ausmaß der Katastrophe: alleine in der Türkei ist nach Einschätzungen der Weltbank ein Sachschaden von ca. 32 Milliarden Euro entstanden. Nach Türkischen Angaben soll sich der Schaden im Bereich von 80 Milliarden bewegen.

Hoch ist auch der Imageverlust der türkischen Regierung. Trotz -oder gerade wegen- der Katastrophe will Erdogan bereits im Mai Neuwahlen. Er hofft auf eine Bestätigung seiner Politik und möchte das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen. Dass es bereits bei früheren Wahlen den Verdacht der Wahlmanipulation gab, lässt natürlich nichts Gutes vermuten.

In Istanbul, der Metropole an der Nordanatolischen Verwerfung, herrscht derweilen unter Hausbesitzern Verunsicherung. Viele wollen die Bauwerke auf ihre Standhaftigkeit im Falle eines starken Erdbebens überprüfen lassen. Viele Hauseigentümer, die ihre Gebäude ohne Baugenehmigung errichtet haben und vielleicht sogar wissen, dass es Pfusch am Bau gab, dürften inzwischen nicht mehr besonders gut schlafen.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Vanuatu: Erdbeben Mw 6,5

Datum: 02.03.23 | Zeit: 18:04:32 UTC | 15.33 S ; 166.49 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,5

Das stärkste Erdbeben der letzten Tage manifestierte sich gestern Abend in Vanuatu. Es hatte eine Magnitude von 6,5 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum lag offshore und wurde 75 km westlich von Luganville verortet.


South Sandwich-Inseln: Erdbeben Mw 5,6

Datum: 03.03.23 | Zeit: 04:53:56 UTC | 59.45 S ; 17.97 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6 ereignete sich östlich der South-Sandwich-Inseln. Der Erdbebenherd befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 2605 km östlich von Stanley auf den Falklandinseln festgestellt.


Stromboli: Erdbeben ML 2,3

Datum: 03.03.23 | Zeit: 01:30:13 UTC | 38.86 N ; 15.16 E | Tiefe: 109 km | ML 2,3

Wenige Kilometer vor der Nordküste der Vulkaninsel Stromboli manifestierte sich ein schwacher Erdstoß der Magnitude 2,3. Das Epizentrum wurde 47 km nord-nordöstlich von Lipari verortet. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 109 km und könnte sich an der subduzierten Ionischen Platte ereignet haben. In dieser Region der Asthenosphäre kommt es auch zur Entstehung von Magmen infolge partiellen Schmelzens. In diesem Fall könnte die Schmelzbildung vom Material der subduzierten Platte ausgehen. Generell sind Erdbeben im Bereich von Stromboli relativ selten und daher messe ich ihnen eine besondere Bedeutung zu, da sie oft einer erhöhten Aktivitätsphase des Vulkans vorangehen, zumindest wenn sie flacher liegen. Im aktuellen Fall bin ich mir nicht sicher, ob man das Beben als Precursor interpretieren kann. Doch wie wir erst Anfang der Woche sahen, scheint der Vulkan weiterhin bereit zu sein, Lavaströme zu erzeugen. Ich selbst bin in der nächsten Woche ein paar Tage vor Ort. Stay tuned!

Vulkan Sakurajima am 02.03.23: Showadake

Sakurajima eruptiert aus dem Showa-dake

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Gestern eruptierte der japanische Vulkan Sakurajima Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 3 km aufstieg und in Richtung Süden driftete. Der Ascheausstoß hielt was eine Stunde an. Das Besondere an dieser Eruption war, dass sie sich aus dem Showa-dake ereignete. Dieser etwas seitlich und unterhalb des Hauptkraters gelegene Krater war in der Vergangenheit Schauplatz vieler Eruptionen, die vulkanische Gewitter generierten. Fotografisch ambitionierte Vulkanspotter fiebern solchen vulkanischen Gewittern entgegen und hoffen, dass es bald wieder einen verlässlichen Blitzgenerator geben wird. Allerdings bleibt ein Wehmutstropfen: Im Jahr 1 nach der großartig proklamierten Zeitenwende unseres Bundeskanzlers infolge des Angriffskrieges eines russischen Diktators sind Flüge nach Kagoshima für normale Menschen praktisch unbezahlbar geworden. ein Grund hierfür könnte sein, dass die meisten zivilen Flüge nicht mehr über Russland gehen und einen Umweg fliegen müssen. Doch Vulkanreisen sind ein anderes Thema, das ich in den nächsten Tagen in einem extra Artikel genauer beleuchten werde. Doch soviel vorweg: man kommt kaum noch mit weniger als 2000 € Flugkosten dorthin. Vielleicht lässt es sich günstiger gestalten, wenn man 2 unterschiedliche Tickets bucht und erst einmal nach Tokio fliegt und dann einen Inlandsflug nach Kagoshima nimmt.

Der Sakurajima indes eruptierte auch heute fleißig weiter, sodass das VAAC 5 VONA-Warnungen herausbrachte. Ein typisches Verhalten des Vulkans, nach einer stärkeren Eruption für einige Tage in Serienproduktion zu gehen. Auf Webcamaufnahmen waren aber keine Blitze zu sehen gewesen.

Sakurajima heiß übersetzt soviel wie Kirschblüteninsel-Vulkan. Tatsächlich gibt es auf Sakurajima selbst keine, oder nur wenige Kirschbäume, die in Japan traditionell rose Blüten haben. Auf der anderen Seite der Bucht stehen an der Küste aber einige Kirschbäume, die im März blühen und einen schönen Vordergrund für Fotos vom Vulkan liefern.

Erdbeben-News 02.03.23: Campi Flegrei

Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei

Datum: 02.03.23 | Zeit: 03:34:40 UTC | 40.822 ; 14.121 | Tiefe: 0,9 km | Md 1,5

Gestern begann ein neuer Erdbebenschwarm unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Er dauert bis zur Stunde an und besteht bis jetzt aus 31 Erschütterungen. Überwiegend handelt es sich bei den Beben um Mikrobeben mit geringen Magnituden in geringen Tiefen. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,5 in 0,9 km Tiefe. Das Epizentrum lag in der Hafengegend von Pozzuoli. Viele der schwächeren Beben manifestierten sich im Bereich des Solfatara-Kraters.

Am Dienstag wurde der neue Wochenbericht der Wissenschaftler vom INGV veröffentlicht. Dort ist zu lesen, dass sich im Beobachtungszeitraum 20. bis 26. Februar 30 schwache Erdbeben ereigneten. Sie spiegeln Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem des Vulkans wieder, die sehr wahrscheinlich von einer Magmen-Akkumulation in 5 km Tiefe befeuert werden. Die langjährige Bodenhebung setzte sich auch Ende Januar fort und betrug ca. 15 mm im Monat. Seit 2011 erhöhte sich der Boden um bis zu 99 cm. Hält der Trend an, dann wird im März die 1 m Marke geknackt. Bedenkt man, dass leichte Bodenhebungen bereits im Jahr 2005 begannen, dann summierte sich die Bodenhebung bereits im letzten Jahr auf mehr als einen Meter. Generell ist das freilich ein hoher Wert, doch bei früheren Hebungsphasen wurde der Boden um mehr als 2 m angehoben, ohne dass es zu einem Vulkanausbruch gekommen wäre. Dennoch ist man vor Ort besorgt, dass der Calderavulkan ausbrechen könnte. Vor einer Eruption würde man allerdings eine deutliche Beschleunigung der Bodenhebung erwarten, sowie Schwarmbeben mit Hunderten Events am Tag.

Die restlichen geophysikalischen Parameter lagen im üblichen Bereich. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole betrug in 5 m Entfernung im Durchschnitt 89 Grad, wobei ein Maximalwert von 96 Grad erfasst wurde. Der Kohlendioxid-Ausstoß bewegt sich auf hohen Werten, was darauf hindeutet, dass reichlich Gas magmatischen Ursprungs ausgestoßen wird.


Weitere Erdbeben-News:

Ätna mit weiteren schwachen Erdbeben

Datum: 01.03.23 | Zeit: 00:21:09 UTC | 37,7416; 14,759 | Tiefe: 3,65 km | ML 2,3

In den letzten Tagen zog die Erdbebentätigkeit am Ätna wieder etwas an. Dennoch liegt sie noch weiter hinter dem zurück, was man vor größeren Eruptionsphasen der letzten Jahre beobachten konnte. Gestern gab es 2 Erdbeben im Westen des Vulkans nahe des Ortes Bronte. Sie hatten die Magnituden 2,3 und 2,0 und lagen gut 14 und 15 km tief. Vier schwächere Erschütterungen ereigneten sich im Norden des Ätnas nahe des Monte Collabasso.


Erdbeben Mw 5,7 in Mexiko

Datum: 02.03.23 | Zeit: 04:40:45 UTC | 16.38 N ; 94.26 W | Tiefe: 102 km | Mw 5,7

Im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca manifestierte sich das bislang stärkste Erdbeben des heutigen Tages. Es hatte eine Magnitude von 5,7 und eine Herdtiefe von 102 km. Damit lag es in der Grenzschicht der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 12 km nordwestlich von Chahuites festgestellt.

Vulkan Askja am 02.03.23: Wärmefluss

Geothermaler Wärmefluss in der Askja bestätigt

Zwei Wochen lang wurde über den Grund für die Eisschmelze im Öskjuvatn spekuliert, nun bestätigten Forscher die Hypothese, dass sich das Wasser des Calderasees der Askja aufgrund eines erhöhten geothermalen Wärmeflusses aufwärmt. Als alternative Möglichkeit wurde eine Umschichtung des Tiefenwassers aufgrund starker Winde vorgeschlagen. Dieses meteorologische Phänomen wurde nun widerlegt. Der Nachweis der erhöhten Erdwärme gelang während eines Hubschrauberfluges in der letzten Woche, als Forscher der Universität Island mit einer Wärmebildkamera über die Askja flogen. Dabei konnten sich am Südwestufer des Caldera-Sees eine Zone mit erhöhter Temperatur feststellen. Entlang des alten Lavafeldes Mývetningahraun trat 28 Grad warmes Wasser aus, das in den See strömte und diesen auf eine Durchschnittstemperatur von 2 Grad erwärmte. Inzwischen ist der gesamte See praktisch eisfrei. Es scheint nun klar zu sein, dass es einen erhöhten Wärmefluss aufgrund einer Magmen-Akkumulation unter dem Vulkan gibt. Der Untergrund im Westen der Caldera hob sich um bis zu 51 cm an. Das Lavafeld mit dem erhöhten Wärmefluss liegt unweit der Messstation OLAC, an der die größte Bodenhebung detektiert wurde. Genaugenommen muss man von magmatischen Fluiden sprechen, die die Bodenhebung verursachen, denn es ist auch nicht auszuschließen, dass die Bodenhebung durch Inflation anderer magmatische Fluide (Wasser, Gas) verursacht wurde, doch am wahrscheinlichsten ist es, dass direkt Schmelze hinter dem Phänomen steckt.

Seit gestern gab es weitere schwache Erdbeben im Bereich des Askja-Herdubreid-Systems, wobei sich die meisten Beben an der bekannten Lokation nahe des Tafelvulkans ereigneten. Vulkanologen gehen davon aus, dass die Beben dort ebenfalls im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion stehen. Interessant ist auch der Umstand, dass die letzte große Askja-Eruption im Jahr 1875 auch nicht direkt in der Caldera begann, sondern in der Sveinagjá-Schlucht. Hierbei handelt es sich um ein Rift, das unter dem Vatnajökull beginnt und sich in Richtung des heutigen Holuhraun-Lavafeldes ausbreitet. Von dort aus durchläuft es die Askja-Caldera und breitet sich weiter in nord-nordöstlicher Richtung aus. Herdubreid müsste auf der östlichen Schulter des Rifts liegen, wobei es Störungszonen geben wird, die parallel zum Rift verlaufen. Das Magma wird durch eine dieser Schwächezonen des Sveinagjá-Risssystems migrieren. So scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dass wir als erstes eine Eruption abseits der Askja-Caldera sehen werden, bevor sie sich in Richtung des Zentralvulkans verlagert. Im Jahr 1875 verhielt es sich auf jeden Fall so, dass nach anfänglichen effusiven Eruptionen in der Sveinagjá-Schlucht eine große explosive Eruption des Askja-Vulkans begann. Damals breitete sich die Asche bis nach Norwegen aus. Die Eruption führte zu einer Auswanderungswelle auf Island.

Was ich geschildert habe ist eines von mehreren Szenarien, was sich in den nächsten Monaten abspielen könnte. Es ist aber noch nicht sicher, ob es überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommen wird.