Erta Alé mit Lavaüberlauf am 24.01.24

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Lavaüberlauf und hohe Thermalstrahlung vom Erta Alé

Der äthiopische Vulkan Erta Alé liegt in der Wüste Danakil und ist schwer zugänglich. Von diesem faszinierenden Schildvulkan geht heute eine hohe Thermalstrahlung aus. Sie hat eine Leistung von 202 MW und stammt von einem kurzen Lavastrom, der an der Stelle des ehemaligen Lavasees im Bereich des Südkraters ausgetreten ist. Im letzten Jahr gab es mehrere vergleichbare Ereignisse, die den Krater aufgefüllt haben, so dass es dort aktuell keine Depression mehr gibt. Für gewöhnlich fließt die Lava aus einer Öffnung an der Basis eines Hornitos. Schaut man sich das Copernicus-Sentinel-Bild im Infrarotspektrum genauer an, dann erkennt man nicht nur den aktuellen Lavastrom, sondern auch einen kleinen Hotspot am Rand des Nordkraters. Hier scheint ein weiterer Hornito heiß zu sein. Es sieht auch so aus, als wäre ein früherer Lavastrom über den Kraterrand gelaufen.

Augenzeugenberichte der Geschehnisse am Erta Alé sind vergleichsweise selten, da sich normalerweise nur Vulkanspotter in diese entlegene Gegend verirren. Seit dem jüngsten Bürgerkrieg in der Region ist der Tourismus stark zurückgegangen. Hinzu kommt eine signifikante Steigerung der Reisepreise, die auch vielen Enthusiasten den Wind aus den Segeln genommen hat. Dennoch verirrt sich noch ab und an eine Gruppe in diese Gegend, und wer weiß, vielleicht bekommen wir ja bald Bilder des Ereignisses zu sehen?!

Die Danakil ist einer der heißesten und trockensten Orte der Welt. Hier zu reisen, bedarf es einer aufwendigen Logistik, denn schließlich muss man alles dabeihaben, was man braucht. Außer dem Erta Alé werden Touristen von den Salzseen der Gegend angezogen. Ein besonderes Highlight ist der Salzabbau, den die Afars in Handarbeit betreiben. Die Salzblöcke werden mit Kamelkarawanen abtransportiert.

Grimsvötn: Gletscherlauf hinterlässt Depressionen

Gletscherlauf am Grimsvötn beendet – Zwei Absenkungen entstanden

Der Gletscherlauf des subglazialen Vulkans Grimsvötn unter dem isländischen Gletscher Vatnajökull ist vorbei und der Wasserstand des Flusses Gígjukvísl hat sich wieder normalisiert. Der Höhepunkt der Gletscherflut war bereits vor einer Woche erreicht worden. Inzwischen sind fast alle geophysikalischen Parameter wieder auf den Normalzustand zurückgekehrt, abgesehen von der leicht erhöhten Seismizität, die man bereits Wochen vor dem Gletscherlauf registrierte. So wurden in der letzten Woche 21 schwache Erschütterungen festgestellt. Zwei der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Beben gehen mit einer langsam ablaufenden Magmenakkumulation unter dem Vulkan einher, die immer wieder für Bodenhebungen sorgt. Mit Beginn der Gletscherflut nahm die Bodenhebung ab, doch inzwischen sind wieder leicht steigende Tendenzen auszumachen.

Auf Satellitenbildern entdeckten IMO-Forscher zwei Bereiche auf dem Gletscher, in denen sich das Eis abgesenkt hat und Depressionen bildet. Während sich eine Absenkung in dem gleichen Gebiet befindet, in dem bereits beim Gletscherlauf von 2021 eine Subsidenz registriert wurde, scheint es sich beim zweiten Kessel um eine Neubildung zu handeln. Man kann davon ausgehen, dass sich die Vertiefungen über den Kavernen bildeten, in denen das Wasser gespeichert war, das während der Gletscherflut ablief. Die Hohlräume im Eis sind wohl wenigstens zum Teil eingestürzt bzw. abgesunken. Die Eiskessel befinden sich in der Nähe der Route östlich von Grímsfjall, und es wird empfohlen, diese Kessel zu meiden, wenn man diese Routen benutzt.

Am Grimsvötn besteht aufgrund der Druckentlastung durch den Wasserabfluss ein erhöhtes Eruptionsrisiko. Die Forscher gehen davon aus, dass vor einer Eruption eine seismische Krise einsetzten wird, weisen aber darauf hin, dass es unter Umständen nur eine kurze Vorwarnzeit geben könnte. Gletscherfahrer sollten die Gegend meiden und besonders vorsichtig sein, wenn sie über das Eis fahren.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 23.01.24

Zahlreiche Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebung bleibt hoch

Gestern gab es auf der Reykjaneshalbinsel zahlreiche Erdbeben, die sich nicht nur bei Svartsengi manifestierten, sondern auch an anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insgesamt zeigen die IMO-Tabellen 132 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Vor allem am Krýsuvík-System bebte es oft. Dort zeigen die GPS-Messungen aktuell aber keine Bodenhebung an. Im Gegenteil, an der Messstation KRIV kann man eine leichte Subsidenz ablesen. Einige Erdbeben gab es auch im Hengill-System, doch hier könnten die Erschütterungen wieder mit dem Geothermalkraftwerk in Verbindung stehen.

Bei Svartsengi ereignete sich am Nachmittag ein kleiner Schwarm. Auffällig ist, dass sich viele Erdbeben auf einer Linie in Richtung Norden aneinander reihten, was untypisch ist, da die Störungszonen eher in nordöstlicher Richtung streichen. Die Bodenhebung hält weiter an. Da die Messpunkte streuen, ist es nicht ganz einfach die Hebungsrate zu bestimmen. In der Interpolation erkennt man eine leichte Entschleunigung der Hebegeschwindigkeit, doch das ist mit Zunahme des Drucks im Fördersystem normal, da das aufsteigende Magma gegen den steigenden Druck arbeiten muss, um weiter aufzusteigen. Daher kann sich der Aufstieg verlangsamen, je voller das System wird. Bei anhaltendem Magmenzufluss dürfte bei Svartsengi in 3-4 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch am 14. Januar erreicht sein. Dann steigt das Ausbruchsrisiko wieder an.

Wissenschaftliche Aufarbeitung der letzten Eruption

Inzwischen sind die isländischen Wissenschaftler damit beschäftig, den letzten Ausbruch genauer zu analysieren. Im Fokus der Arbeit steht die südliche Eruptionsspalte, die sich mittags vor den Toren Grindaviks öffnete. Diese Spaltenöffnung geschah, nachdem die Evolution der nördlichen Hauptspalte bereits abgeschlossen schien. Ármann Höskuldsson, Professor für Vulkanologie an der Universität von Island, sagte gegenüber der Zeitung MBL, dass er es für möglich hält, dass das Magma der südlichen Spalte eigentlich aus der längeren Nordspalte stammte. Die Schmelze sei unterirdisch geflossen, bis sie auf eine geologische Barriere gestoßen sei, und sei dann an der Oberfläche durchgebrochen.

Übrigens, mich erreichten mehrere Zuschriften von Lesern, die mich darauf hinwiesen, dass die GPS-Messstation BLAL an der Blauen Lagune steht. Vielen Dank dafür! Ich hatte über diese Messstation in Bezug auf die Bodenhebung berichtet. Dort konnte man in den letzten Tagen eine höhere Hebungsrate ablesen, als an der benachbarten Svartsengi-Messstation. Interessanterweise ist die Blaue Lagune seit dem Wochenende wieder geöffnet. Man mag es offenbar spannend!

Ätna mit Ascheemission am 22.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Asche-Emission

Ätna emittiert Vulkanasche aus dem Neuen Südostkrater

Heute Nachmittag gab es aus dem Neuen Südostkrater des Ätnas eine kleine Ascheemission, die via Webcam beobachtet wurde und von italienischen Vulkanbeobachter Klaus Dorschfeld in bei FB publik gemacht wurde. Solche kleinen Ascheemissionen sind nicht untypisch für den Ätna. Manchmal treten sie sporadisch auf, ohne dass es einen größeren Zusammenhang mit sich anbahnenden Eruptionen gibt. Oft ist es aber auch so, dass es erste Vorzeichen für eine neue Eruptionsserie ist. Nach einigen Tagen kommt es dann häufig zu strombolianischen Eruptionen, die in Paroxysmen gipfeln können. Das Schwarmbeben von letzter Woche, das sich im Westen des Feuerbergs ereignet hat, könnte von aufsteigendem Magma verursacht worden sein, das nun den Druck im Magmenreservoire unter dem Ätna erhöht. Der Tremor ist in den letzten Tagen leicht gestiegen und bewegt sich im oberen Drittel des gelben Bereichs.

Beim INGV ist auch wieder ein neues Wochenbulletin zum Beobachtungszeitraum der dritten Kalenderwoche erschienen. Mit Ausnahme der beschriebenen Erdbeben verlief die Woche relativ ereignislos, dennoch möchte ich auf ein paar Ereignisse eingehen. Es wurde eine schwache Infraschalltätigkeit aus Richtung der Bocca Nuova aufgezeichnet. Dort gab es tief sitzende Explosionen. Die Forscher betonen in ihrem Bericht aber, dass aufgrund des starken Windes vielleicht nicht alle Signale registriert wurden und dass die Aktivität größer als angenommen sein könnte.

Die Quelle des Tremors lag überwiegend wieder nahe der Oberfläche. Das beständige Zittern des Bodes markiert aufsteigende Schmelze, die nicht senkrecht, sondern leicht diagonal aufsteigt. Die Spur nimmt im Bereich zwischen Bocca Nuova und Südostkrater ihren Anfang und liegt am flachsten direkt unter dem Südostkrater, in nur wenigen hundert Metern Tiefe.

Das Verhältnis der Helium-Isotope war auch in der letzten Woche hoch und zeigt, dass Schmelze aus der Tiefe aufsteigt. Ich denke, Ätna wird nicht mehr allzu lange ruhig bleiben.

Suwanosejima mit Erutionsserie am 22.01.23

Staat: Japan | Lokation: 29.64, 129.72 | Aktivität: Strombolianisch

Suwanosejima eruptiert Vulkanasche und steigert die Seismizität

Der südjapanische Inselvulkan Suwanosejima generierte seit gestern eine kleine Eruptionsserie, die bim VAAC Tokio vier VONA-Warnungen auslösten. Demnach stieg die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 1800 m auf und driftete in Richtung Südosten. Die Seismik zeigt eine moderate Zunahme der vulkanotektonischen Erdbebentätigkeit unter dem Vulkan an. Es wurden auch einige Tremorphasen festgestellt.

Das JMA schreibt in seinem jüngsten Bericht über die Vorgänge am Suwanosejima. Demnach setzt sich die Eruptionsaktivität am Otake-Krater fort. Im Zeitraum vom 19. Januar bis zum 22. Januar um 15:00 Uhr wurden sieben Explosionen registriert. Die maximale Höhe der durch die Ausbrüche erzeugten Wolke lag bei 1000 m über dem Kraterrand. Große Vulkanblöcke wurden rund um den Krater verstreut, wobei die Flugbahn bis zu 400 m erreichte. Die nächtlichen Ereignisse wurden mittels einer hochsensiblen Überwachungskamera dokumentiert.

Vulkanische Erschütterungen traten hauptsächlich während der Eruptionen auf, vor allem auf der Westseite der Insel. Die Anzahl der vulkanischen Erdbeben bleibt weiterhin gering. GNSS-Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich auf der Westseite der Insel eine zunehmende Menge Magma ansammelt.

Insbesondere der Mitake-Krater des Suwanosejimas, zeigt lang anhaltende Eruptionen in einem Bereich etwa 1 km vom Zentrum entfernt, wodurch große Vulkanblöcke verstreut werden. Dieses Phänomen dürfte sich voraussichtlich fortsetzen.

Sicherheitsmaßnahmen In einem Radius von etwa 1 km um das Zentrum des Mitake-Kraters sind Trümmer entlang der mit der Eruption verbundenen Flugbahn verteilt. Es wird dringend empfohlen, Vorsicht walten zu lassen, insbesondere in Bezug auf große Vulkanblöcke. Auf der Leeseite der Insel können Vulkanasche und kleine Schlackenblöcke durch den Wind weit getragen und abgelagert werden. Die Anwohner werden aufgefordert, den Anweisungen der örtlichen Behörden Folge zu leisten und gefährliche Gebiete zu meiden.

Das JMA verspricht, uns über alle Veränderungen in Bezug auf die vulkanische Aktivität auf dem Laufenden zu halten. das nächste Update ist für kommenden Montag geplant.

Indonesien: Pyroklastischer Strom am Merapi – News vom 21.01.24

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Am Merapi ging ein größerer Pyroklastischer Strom ab – Vulkanasche in 6000 m Höhe

Am indonesischen Vulkan Merapi auf Java ging heute Nachmittag (Ortszeit) ein größerer Pyroklastischer Strom ab. Das geht aus Videoaufnahmen hervor, die in den Sozialen Medien geteilt wurden. Das VAAC meldete Vulkanasche in einer Höhe von 6000 m. Diese Höhenangaben scheinen Schätzungen zu sein, da die Asche aufgrund von Bewölkung nicht via Satellit detektiert werden konnte.

Inzwischen liegen auch Meldungen des BPPTKG vor, nach denen der Pyroklastische Strom um 14:12 Uhr (WIB) abging. Es wurde ein seismisches Signal mit einer Maximalamplitude von 70 mm und einer Dauer von gut 4 Minuten erzeugt. In dieser Zeit legte der Dichtestrom eine Gleitstrecke von 2400 m zurück. Er war auf der Südwestflanke des Vulkans unterwegs. Aus mehreren Ortschaften wurde Ascheregen gemeldet.

Auf den Videos ist eine große Aschewolke zu sehen, die aus den meteorologischen Wolken hervorbricht und besiedeltem Gebiet gefährlich nahe kommt.

Bereits morgens wurde ein Pyroklastischer Dichtestrom gemeldet. Er erzeugte ein seismisches Signal von 164 Sekunden Dauer und einer Amplitude von 63 mm. Es scheint, dass es am Lavadom zu Instabilitäten gekommen ist. Mit weiteren Abgängen muss gerechnet werden.

Wie soeben gemeldet wird, ging am späten Nachmittag um 17:14 WIB ein dritter Dichtestrom ab. Seine seismische Signatur hatte eine maximale Amplitude von 70 mm und hielt 150 Sekunden lang an. Die Gleitdistanz betrug 1500 m in Richtung Südwesten.

Die Seismizität ist seit Mitte Dezember niedrig und es gibt täglich nur eine Handvoll vulkanisch bedingter Erdbeben. Zuvor gab es eine Phase mit hoher Seismizität als ein Magmenkörper aufstieg und den Lavadom wachsen ließ.

Beim Merapi handelt es sich um einen 2911 m hohen Stratovulkan, der überwiegend andesitischer Lava fördert. Er liegt nahe der Großstadt Yogja.

Island: Rotglut am Lavafeld gesichtet

Nachts wurde Rotglut am jüngsten Lavafeld entdeckt – Kampf um Grindavik geht weiter

Obwohl die Seismizität entlang des Magmatischen Gangs gestern geringer als am Vortag war und nur ca. 40 Beben registriert worden waren, haben heute Nacht aufmerksame Livecambeobachter Rotglut im Bereich des zuletzt aktiven Lavastroms entlang des Magmatischen Gangs vom letzten Sonntag gesehen. Möglicherweise floss etwas Lava aus einer Tube am Rand des Stroms. Vorgestern gab es in dem Areal auch Versuche der Einsatzkräfte Lava  mit Wasser abzukühlen. Wie es so üblich mit Ferndiagnosen ist, besteht ein gewisser Unsicherheitsfaktor über das genaue Geschehen vor Ort, aber es sieht so aus, als könne man die eruptive Episode vom 14. Januar noch nicht ganz für beendet erklären, obwohl ich an dieser Stelle nicht mehr mit einem größeren Ausbruch rechne. Dass soll allerdings nicht heißen, dass das allgemeine Ausbruchsrisiko geringer geworden ist: im Gegenteil, die Bodenhebung im Bereich Svartsengi hält weiter an und der kurzweilige Ausbruch von letzter Woche hatte nur wenig Druck aus dem Kessel genommen, so dass weitere Eruptionen wahrscheinlich sind.

Bei Svartsengi hob sich der Boden seit dem 10. November und gut 48 cm an. Im Untergrund muss sich inzwischen eine enorme Menge Schmelze angesammelt haben und es ist auch ein deutlich größerer Ausbruch möglich, als wir bis jetzt gesehen haben. Wahrscheinlicher als ein besonders großer Ausbruch scheint momentan aber eine on/off Eruption zu sein, bei der es in den nächsten Monaten zu einer Serie von Eruptionen kommt, wie wir sie in den letzten Wochen gesehen haben. Auch weitere Riftingepisoden mit starken Erdbeben und großen Bodenbewegungen sind möglich. Für Grindavik bedeutet das einen fortwährenden Ausnahmezustand.

Wiederherstellung der Warmwasserversorgung in Grindavik

Apropos Grindavik: Anwohner und Einsatzkräfte wollen nicht aufgeben und kämpfen um den Erhalt des Fischerorts. In einem MBL-Artikel ist zu lesen, dass in den letzten Tagen Installateure 900 von 1200 Wohnungen in Grindavik besichtigt haben. Es gelang zum großen Teil, die Strom- und Warmwasserversorgung wiederherzustellen. Bei nur 2 Wohnungen kam es infolge von Frost zur Sprengung von Wasserleitungen mit entsprechenden Schäden. Der Zustand der meisten Gebäude sei gut. Dennoch ist es ungewiss, wo überall Hohlräume unter Straßen und Gebäuden lauern. Geophysiker versuchen, diese mit geoelektrischen Verfahren aufzuspüren, und entdeckten bereits verborgene Kavernen.

Übrigens, die Blaue Lagune öffnete gestern wieder!

Campi Flegrei mit neuer Bodenhebung am 20.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 40.823 , 14.134 | Aktivität: Fumarolisch

Erneutes Einsetzten der Bodenhebung in der Campi Flegrei – Leichte Zunahme der Erdbebentätigkeit

In den letzten Wochen war es um den italienischen Calderavulkan Campi Flegrei relativ ruhig bestellt, nachdem wir im Oktober letzten Jahres den (vorläufigen) Höhepunkt der seismischen Aktivität erlebt haben, die von einer starken Bodenhebung verursacht wurde. In Spitzenzeiten hob sich der Boden um durchschnittlich 15 mm im Monat. Im Dezember stoppte die Bodenhebung sogar, nur um nun wieder einzusetzen. Wie dem jüngsten Wochenbulletin des INGV zu entnehmen ist, wurde in der 2. Kalenderwoche wieder eine Bodenhebung von 3-4 mm festgestellt. In dieser Zeit gab es nur 8 schwache Erdbeben. In der aktuellen Woche zog die Seismizität wieder etwas an und es manifestierten sich bis jetzt 21 schwache Erschütterungen. Die meisten davon ereigneten sich im Rahmen eines kleinen Erdbebenschwarms am 18. Januar. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,4 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde westlich der Solfatara festgestellt. Es sieht so aus, als hätte sich das Calderasystem nur ein wenig ausgeruht.

Eine neue Studie legt nahe, dass es im Oktober im Zuge der starken Erdbeben zu Rissbildungen in einer Deckschicht des Hydrothermalsystems kam, was zur Druckentlastung führte. Die Risse könnten sich jetzt wieder verschließen, so dass der Fluiddruck des Hydrothermalsystems wieder steigt. In der Folge wird sich die Bodenhebung in den nächsten Monaten wahrscheinlich wieder beschleunigen und parallel dazu dann auch die Seismizität.

Die aktuelle Hebungsphase begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich seit 2011. Zwischendurch gab es bereits öfter kurze Aktivitätspausen. Seit 2011 hob sich der Boden um gut 114 cm. Das ist zwar kein Spitzenwert, spitze ist aber der vergleichsweise lange Zeitraum der Aktivität. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die aktuelle Phase von vorangegangen unterscheidet und dass tatsächlich Magma angefangen hat, sich in ca. 4-5 km Tiefe zu akkumulieren.

Übrigens, dieser Tage sind ein paar Mitglieder unseres Vulkanvereins in der Gegend unterwegs. Sie fanden den Zugang zur Solfatara weiterhin verschlossen vor. Auch die Pisciarelli-Fumarole war nicht zugänglich. Ich bin voraussichtlich über Karneval vor Ort.

Sangay mit hoher Thermalstrahlung am 20.01.24

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Strombolianisch

Sehr hohe Thermalstrahlung am Sangay – Lavastrom möglich

Vom ecuadorianischen Andenvulkan Sangay geht heute eine sehr hohe Thermalstrahlung aus. MIROVA zeigt eine Leistung von 1620 MW an. Das ist der zweithöchste Wert innerhalb eines Jahres. Sehr wahrscheinlich wird die Thermalstrahlung von einem Lavastrom emittiert, der durch die Scharte auf der südöstlichen Vulkanflanke abgeht. In der letzten Mitteilung des zuständigen Observatoriums IG heißt es, dass der Vulkangipfel in den Wolken hing, dass aber glühende Lava in der Schlucht unterhalb der Wolkenecke zu sehen sei. Unklar bliebt, ob es sich um einen Lavastrom handelte, oder um glühende Gerölllawinen. Die Rotglut wurde auf einem Höheniveau 1200 m unterhalb des Kraters ausgemacht.

Darüber hinaus wurden 218 seismische Eruptionssignale innerhalb von 24 Stunden detektiert. Der Vulkan ist also auf jeden Fall auch explosiv tätig. Das VAAC brachte dementsprechend VONA-Warnungen heraus, nach denen Vulkanasche eine Höhe von 5800 m erreicht und in Richtung Westen drift.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung vor Laharen aufrecht, die im Falle starker Niederschläge entstehen können und dann die Flussläufe am Fuß des Vulkans unsicher machen. Um den Gipfel des Kraters gibt es eine mehrere Kilometer durchmessende Sperrzone. Die Alarmstufe steht auf „Gelb“.

Das IG brachte nicht nur ein Update zum Sangay heraus, sondern thematisierte auch den Reventador. Hier wurden 24 seismische Eruptionssignale aufgefangen. Dazu gesellten sich 9 langperiodische Erdbeben. Die letzten VONA-Warnungen stammen vom 16. Januar, als Vulkanasche in einer Höhe von 4900 m festgestellt wurde.

Die Vulkane Ecuadors waren früher beliebte Ziele von Vulkanspottern und Bergsteigern, allerdings nahm die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Staat in den letzten Jahren deutlich ab. Drogenhandel und Bandenkriege dominieren spätestens seit den Lockdowns der Coronapandemie das Straßenbild. Zuletzt machten Gefängnisrevolten Schlagzeilen. Es wurde der Ausnahmezustand ausgerufen und das Militär greift nun in das Geschehen ein. Keine schönen Voraussetzungen für Vulkanreisen, die zudem aufgrund explodierter Flugkosten sehr teuer geworden sind. Alles in allem haben Weltenbummler in den letzten Jahren aufgrund geopolitischer Unruhen und Kriege viele frühere Reiseländer verloren. Ein bedauerlicher, aber vorhersehbarer Umstand. Eine baldige Besserung kann ich nicht erkennen, zumal Umweltprobleme, Ressourcenmangel und die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werden und so Konflikte angeheizt werden.