Vulkan Nyamuragira mit thermischen Signal am 03.02.23

Sehr hohes thermisches Signal vom Nyamuragira

Der Virunga-Vulkan Nyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und emittiert seit gestern Abend ein sehr hohes thermisches Signal. Das Erste wurde bei MIROVA um 20.15 Uhr angezeigt und hatte eine Leistung von 3066 MW. Eine zweite Messung um 23.44 Uhr kam auf 1765 MW Leistung. Davor wurden immer nur moderate Werte im zweistelligen Bereich registriert. Leider werden aus der Region immer nur einmal die Woche Sentinel-hub Bilder veröffentlicht und das letzte ist erst 2 Tage alt. Darauf war nur eine winzige thermische Anomalie sichtbar gewesen, die wahrscheinlich von einem heißen Gasstrom aus einem Förderschlot erzeugt wurde. Die hohen Werte von gestern lassen vermuten, dass es zu einem größeren effusiven Vulkanausbruch gekommen ist, der den Calderaboden zum großen Teil mit Lava flutete. Solche Ereignisse kommen immer wieder vor. Ähnlich hohe Werte wurden zuletzt im Dezember gemessen, doch seit Anfang des Jahres war es relativ ruhig am Nyamuragira, mit nur moderaten Thermalwerten und praktisch ohne Lava-Ausstoß. Die Ereignisse aus dem Dezember und das von jetzt waren die stärksten Eruptionen seit mindestens einem Jahr.

Seltene Augenzeugenberichte vom Nyamuragira

Augenzeugenberichte von diesen Ereignissen sind extrem selten, denn noch immer durchstreifen Rebellen die Berghänge der Virunga-Vulkane und schrecken nicht davor zurück, Neugierige zu überfallen. Oft genug kommt es zu Feuergefechten zwischen Soldaten und Rebellen und auch Parkranger wurden bereits erschossen. Keine schöne Situation im Kongo! Besteigungen des Vulkans gibt es seit Jahren nicht mehr. Wenn sich jemand hintraut, dann lassen sich die Beobachter von einem Hubschrauber direkt am Gipfel absetzen. Bei einem Anflug auf den Vulkan entstand das Foto, das einen der seltenen Gipfelblicke freigibt. Gut zu sehen ist die Caldera mit einem Pitkrater und einer von Lava überfluteten Fläche.

Der Nachbarvulkan Nyiragongo, den man auf dem Bild des Twitter Nutzers Alexi de Maracaibo im Hintergrund sieht, ist relativ ruhig und zeigt auf dem letzten Sentinel-Foto ebenfalls nur eine kleine thermische Anomalie. Von der Bildung eines Lavasees sind wir da weit entfernt.

Vulkane-News 02.02.23: Ätna

Ätna mit fluktuierender Lavastrom-Aktivität

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Die Lavastrom-Aktivität am Ätna hat heute Nacht stark nachgelassen. Auf der Thermalcam des INGVs sah man bis heute Nachmittag nur ein kaltes Blau mit ein paar Grüntönen. Der Lavastrom schien versiegt zu sein. Doch seit ein paar Minuten ist wieder das Gelb frischer Lava zu sehen. Es bewegt sich auf die Oberkante des Valle del Bove zu. Anhand der geophysikalischen Parameter kann man derzeit kein ungewöhnliches Verhalten des Vulkans ableiten. Die Seismizität bewegt sich auf normalem Niveau. Heute gab es ein Erdbeben Ml 2,0 im Osten des Vulkans. Es hatte ein Hypozentrum in 7 km Tiefe und manifestierte sich an einer bekannten Störungszone 6 km nördlich von Acireale.

Erwähnenswert ist auch ein Beben Ml 2,3 das sich wenige Kilometer westlich von Stromboli zutrug. Der Erdbebenherd lag im Grenzbereich Asthenosphäre-Erdmantel.


Erta Alé: Aktivität rückläufig

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Erta Alé ist heute der Dritte im Bunde, denn auch hier scheint die Aktivität nagelassen zu haben: Ein neues Sentinel-Satellitenfoto zeigt, dass der aufgestaute Lavasee im Nordpit bereits wieder erkaltet ist. Die Eruption hatte am 28. Januar begonnen. Bei früheren Ereignissen dieser Art folgten mehrere Aktivitätsphasen hintereinander.

Der Lavasee im Südkrater bleibt gedeckelt. Schwache Wärmesignaturen gehen von den beiden Hornitos aus. Tatsächlich ist es auch möglich, dass der Lavasee under dem vermeintlichen Deckel inaktiv ist.


Kilauea: Lavaseen weiter aktiv

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Am Kilauea auf Hawaii schwächelte die Aktivität heute Morgen ebenfalls und der aufgestaute Lavasee zeigte sich zum großen Teil oberflächlich erkaltet. Doch die Situation hat sich wieder „normalisiert“ und man kann auf der LiveCam zwei Lavaseen erkennen. Der Durchmesser des größeren, aufgestauten Lavasees scheint generell abgenommen zu haben.

Vulkan Shiveluch am 02.02.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Shiveluch mit Eruptionsserie

Im sibirischen Kamtschatka ist der Shiveluch sehr aktiv und eruptiert mehrmals täglich Aschewolken. Laut VAAC erreichen sie eine Höhe von bis zu 5500 m und driften nach Nordosten. MIROVA detektiert thermische Anomalien mit einer moderaten Leistung von 50 MW. Das zuständige Observatorium KVERT berichtet von anhaltendem Domwachstum, das nicht nur von Explosionen begleitet wird, sondern auch von den Abgängen glühender Schuttlawinen. Außerdem kommt es zu starken Entgasungen. Nachts erkennt man rotglühende Lava am Dom.

Der Alarmstatus steht auf „orange“. KVERT warnt davor, dass die extrusive Eruption des Vulkans anhält. Es können jeder Zeit Ascheexplosionen auftreten, die eine Höhe von bis zu 15 km über dem Meeresspiegel erreichen. Die anhaltende Aktivität könnte internationale und niedrig fliegende Flugzeuge beeinträchtigen.

Auffällig am Shiveluch ist, dass der Dom nicht in einem Krater wächst, sondern in einer Depression, die durch einen Flankenkollaps entstand. Dadurch ist der Vulkan wie ein Hufeisen geformt, dessen Öffnung nach Süden zeigt. Während der Gipfel des Vulkans 3283 m hoch ist, liegt der Dom auf ca. 2500 m Höhe. Solche Konstellationen kommen häufiger vor, als man auf den ersten Gedanken meinen könnte. Dombildende Vulkane neigen zum Flankenkollaps, wie wir es etwa vom Mount St. Helens kennen. Auch der aktuell aktive Domvulkan Santiaguito bildete sich an der Basis einer kollabierten Vulkanflanke. Dombildende Vulkane fördern zähflüssige Lava, die schon im Fördersystem schlechter fließt als etwas Basaltlava. Dadurch verstopft das Fördersystem schneller und das aufsteigende Magma staut sich im Vulkan und bildet einen Magmenkörper. Die zähe Schmelze sucht sich einen Weg entlang von Schwächezonen des Vulkans und weicht dabei häufig zur Seite aus und destabilisiert die Vulkanflanke. Im Falle des Mount St. Helens hatte sich sogar eine große Beule gebildet. Hier war dann letztendlich ein Erdbeben Auslöser der finalen Flankenrutschung, wodurch eine desaströse seitwärts gerichtete Eruption stattfand. Im Falle des Shiveluchs ist das Flankenversagen nebst Calderabildung länger her. Das Ereignis fand bereits im Pleistozän statt.

Vulkan Lascar am 02.02.23

Dom im Krater des Vulkans Lascar entdeckt

Staat: Chile | Koordinaten: -23.36, -67.73 | Aktivität: Dom

Auf einem neuen Skysat Collect-Satellitenbild, das am 30. Januar aufgenommen wurde, haben Forscher von SERNAGEOMIN einen Lavadom im Krater des Vulkans Lascar entdeckt. Die neue Staukuppel misst 81 x 93 Meter und hat eine Fläche von 5331 Quadratmetern. Zwei Tage vor dem Aufnahmedatum wurde die Alarmstufe des chilenischen Vulkans auf  „orange“ gesetzt, weil ein signifikanter Anstieg vulkanisch bedingter Erdbeben festgestellt wurde. Außerdem kam es zu Asche-Emissionen. Zunächst befürchteten die Vulkanologen, dass es eine größere Ascheeruption geben könnte. Stattdessen war bereits eine effusive Eruption im Gange, in deren Zug der Dom aus zähflüssiger Lava gefördert wurde. Er sitzt nun auf dem Förderschlot und verstopft ihn, weshalb die Gefahr einer Explosion noch größer geworden ist. Sollte es zu einer Explosion des Doms kommen, dann ist es wahrscheinlich, dass eine hoch aufsteigende Aschewolke entsteht, bei deren Kollaps pyroklastische Ströme generiert werden könnten. Sollte der Dom über den Kraterrand hinaus wachsen, ist die Gefahr besonders groß, dass der Dom selbst kollabiert oder Teile von seinem Rand abbrechen. Auch bei solchen Gelegenheiten werden oft pyroklastische Ströme erzeugt. Die Glutwolken können große Entfernungen zurücklegen und haben ein großes Zerstörungspotenzial. Zum Glück ist der Lascar ein gutes Stück von den nächsten Siedlungen entfernt. Allerdings wird in Sichtweite Lithium produziert, das in großen Verdunstungsbecken aus lithiumhaltiger Sole gewonnen wird. Sollte es zu einem wirklich großen Vulkanausbruch kommen, könnte Aschefallout die Becken lahm legen. Lithium wird vor allem für die Herstellung von Autoakkus gebraucht und wird immer wichtiger.

Vor dem letzten großen Ausbruch des Lascars im Jahr 1993 wuchs ebenfalls ein Lavadom. Damals kam es auch zu einer Explosion und der Generierung pyroklastischer Ströme. Es wurden auch große Vulkanbomben und Blöcke ausgestoßen, die durch die Fragmentierung des Lavadoms entstanden. Die Sperrzone beträgt 10 km und wird bei weiterem Domwachstum bestimmt noch ausgeweitet werden müssen.

Vulkan Ätna am 01.02.23

Lavastrom am Ätna bleibt aktiv

Der Lavastrom am Ätna ist weiterhin aktiv, fluktuiert in seiner Intensität aber deutlich. Gestern Mittag war kaum noch ein thermisches Signal auf der Livecam zu sehen gewesen, doch der Lava-Ausstoß verstärkte sich am Nachmittag wieder, sodass das INGV eine neue Aktivitätswarnung herausgab. Im Großen und Ganzen ist es aber bei der Aktivität geblieben, wie wir sie aus den letzten Wochen kennen: Lava fließt aus einem Förderschlot auf 2830 m Höhe und erreicht in Schüben den Steilhang des Valle del Bove. Bei bestem Winterwetter kontrastiert die rote Lava mit dem weißen Schnee, sodass sehr stimmungsvolle Nachtaufnahmen entstehen.

Daten zur Eruption am Ätna

Die Analyse von Satellitendaten zeigt den INGV-Wissenschaftlern, dass die Förderrate am 30. Januar einen Maximalwert von 1,9 Kubikmeter pro Sekunde erreichte. Insgesamt wurden bis zu diesem Datum ungefähr 5.990.000 Kubikmeter Lava gefördert. Zwischen dem 28. November 2022 und dem 29. Januar 2023 wurde so viel Lava gefördert, dass sie eine Fläche von 0,93 Quadratkilometern bedeckt. Der längste Lavastrom war 1920 m lang.

Das neue Wochenbulletin des INGV attestiert dem Vulkan zudem eine schwache Infraschalltätigkeit und sporadische Ascheeruptionen aus dem Neuen Südostkrater. Dort wurden an einigen Stellen rotglühende Schlote und thermische Anomalien an Fumarolen detektiert.

Der Tremor bewegte sich im Beobachtungszeitraum 23.-29. Januar auf mittlerem Niveau. Die Tremorquelle wurde in einer Region zwischen 2400 und 2800 Höhenmetern lokalisiert und liegt unter der Basis des Südostkraterkegels. Der Tremor geht von dem Magmenkörper aus, der den Lavastrom speist. Er intrudierte vermutlich im Frühjahr 2022, wenige Wochen bevor der erste Lavastrom eruptiert wurde. Die Intrusion ging einher mit einem Schwarmbeben. Das war seitdem auch das letzte größere Schwarmbeben am Ätna. Während des Beobachtungszeitraums wurde keine signifikante Bodendeformation beobachtet. Allerdings gibt es quasi immer einen schwachen Zustrom von Magma der sich in einer langfristigen Inflation nebst schwacher Bodenhebung widerspiegelt.

Unterwasservulkan ist am 31.01.23 in Vanuatu ausgebrochen

Unterwasservulkan East Epi eruptiert vor der Ostküste von Epi

Vor wenigen Stunden ist im Südseearchipel von Vanuatu der Unterwasservulkan East Epi ausgebrochen. Er liegt ca. 7 Kilometer vor der Ostküste der Insel Epi. Bilder zeigen die Asche-Dampfwolke einer surtseyanischen Eruption, die mehrere hundert Meter hoch aufsteigt. Das WAAC Wellington brachte gestern Abend um 18.30 Uhr Zulu-Zeit eine VONA-Warnung heraus, konnte die Eruptionswolke aber nicht per Satellit erfassen. In der Meldung heißt es, dass die Eruptionswolke bereits wieder verschwunden ist. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Eruption schon wieder vorbei ist. Es könnte auch der Auftakt eines länger dauernden Vulkanausbruchs sein.

Anzeichen für einen bevorstehenden Unterwasserausbruch wurden nicht gemeldet. Das letzte Sentinel-Satellitenfoto stammt vom 30 Januar, wurde also einen Tag vor der Eruption aufgenommen. Wasserverfärbungen sind dort nicht zu erkennen. Allerdings gab es am 08. Januar ein starkes Erdbeben Mw 7,0 auf der 200 km entfernten Insel Espiritu Santo. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Beben den Vulkanausbruch triggerte.

Der Unterwasservulkan liegt nicht nur vor der Ostküste von Epi, sondern auch zugleich ca. 14 km vor der Südküste von Lopevi. Dieser Vulkan zeigt seit einiger Zeit Anzeichen eines bevorstehenden Vulkanausbruchs und wurde vom VGO auf Warnstufe „2“ gesetzt. In ihrem wöchentlichen Bulletin zum Lopevi schreiben sie von großer vulkanischer Unruhe mit Dampfemissionen und vulkanisch bedingten Erdbeben.

Interessant ist auch, dass der Gipfel der Ambrym-Caldera nur ca. 50 km vom submarinen Vulkan entfernt liegt. Ambrym ist wegen seinen Lavaseen in den Kratern Marum, Benbow und Niri Mbwelesu bekannt, die zuletzt im Jahr 2018 dauerhaft aktiv waren. Im März letzten Jahres sah es kurzweilig so aus, als würde der Vulkan wieder erwachen, doch er schaffte es nicht zu einer länger andauernden Eruption. Vorgestern sah ich auf dem Seismogramm zum Ambrym eine Serie seismischer Signale und dachte schon „Hoppla, da tut sich was“. Heute sieht man ähnliche Signale und zwar zu einer Zeit, in der sich die submarine Eruption zutrug. Gut möglich, dass die Erschütterungen des Ausbruchs bis zu den Seismometern auf Ambrym reichten.

Das seismologische Institut von Fidschi brachte wegen der submarinen Eruption eine Tsunami-Warnung heraus. Eine besonders große Gefahr geht nicht nur von starken Explosionen aus, deren Druckwellen Tsunamis auslösen könnten, sondern insbesondere von unterseeischen Hangrutschereignissen, falls sich das Vulkangebäude destabilisieren sollte.

Vulkan Fuego am 31.01.23

Fuego steigert Aktivität

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Aktivität: Vulcanianisch

Der guatemaltekische Vulkan Fuego steigert seit gestern seine explosive Aktivität. Dabei nimmt nicht nur die Häufigkeit der Eruptionen zu, sondern auch die Menge und Auswurfshöhe der geförderten Tephra: Das VAAC detektierte heute Morgen Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 5700 m aufstieg und in Richtung Westen driftete. Es wird vergleichsweise viel rotglühende Pyroklastika ausgeworfen, die den oberen Bereich der Vulkanflanke eindeckt und als Schuttlawinen talwärts rutscht. Das Material erreicht im Bereich der Abflussrinnen die Vegetationszone. Dementsprechend hoch ist die Thermalstrahlung, die von MIROVA registriert wird. Besonders wenn die Messung direkt während der Eruption erfolgt, werden hohe Werte mit einer Leistung von mehr als 120 MW gemessen. Ein Statement der Vulkanologen von INSIVUMEH gibt es bis jetzt noch nicht. In ihrem letzten Update vom 29. Januar heißt es noch, dass pro Stunde zwischen 5 und 12 Eruptionen stattfinden, die die glühende Tephra bis zu 150 m hoch auswerfen. Diese Zahlen dürften jetzt höher liegen. Für mich sieht es so aus, als würde sich ein neuer Paroxysmus zusammenbrauchen. Das Vorspiel ist am Fuego oft länger als am Ätna und manchmal klappt es auch nicht beim ersten Anlauf, doch das sich bald was tun wird ist wahrscheinlich. Zum Vorspiel gehört auch, dass ein Lavastrom gefördert wird. während solche präparoxysmalen Lavaströme am Ätna oft kurz (Minuten bis Stunden) vor der Hochphase einen Paroxysmus erscheinen, können sie am Fuego Tage, manchmal sogar Wochen vor dem Höhepunkt kommen. Nicht selten gibt es auch mehrere Phasen mit Lavastromtätigkeit, bevor es dann doch auf einen Paroxysmus herausläuft. Es bleibt also spannend ein Auge auf diesen faszinierenden Vulkan zu werfen und das Geschehen genau zu beobachten. Stay tuned!

Santiaguito mit Aschewolken

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

Ein weiterer Vulkan in Guatemala ist in Eruption begriffen. Dabei handelt es sich um den Domvulkan Santiaguito. Dieser taucht in den letzten Tagen immer öfters in den Meldungen des VAAC auf, weil er Aschewolken erzeugt. Die Asche bewegte sich vor drei Tagen in 4200 m Höhe und wurde in Richtung Nordwesten verfrachtet. Der Dom wächst weiter und glüht nachts. Der Lavastrom auf der Südwestflanke ist weiterhin aktiv und es gehen Schuttlawinen ab. Es besteht eine latente Gefahr, dass pyroklastische Ströme generiert werden.

Vulkan Dallol am 30.01.23

Äthiopischer Vulkan Dallol mit starker Dampfentwicklung

Wenn man von einem aktiven Vulkan in Äthiopien spricht, dann ist meistens vom Erta Alé die Rede. Doch heute geht es mal nur untergeordnet um diesen Schildvulkan, denn im Fokus des Artikels steht der Dallol. Er liegt ebenfalls in der Wüste Danakil und befindet sich nordwestlich der Vulkankette, zu der der Erta Alé gehört. Die Vulkane liegen alle auf einer Linie, die wahrscheinlich von einer divergenten Störungszone gebildet wird. Zwischen dem letzten Schildvulkan und dem Dallol befindet sich der Assale Salzsee, der auch wegen seines traditionellen Salzabbaus bekannt ist.

Der Dallol ist einer der merkwürdigsten Vulkane, die ich kenne, denn eine richtige Erhebung sucht man vergebens. Er liegt nahe am Assale-Salzsee, der die tiefste Stelle der Danakil-Depression markiert und erinnert mehr an einen zutage tretenden Salzstock als an einen Vulkan. Dennoch wurde am Dallol 1926 eine phreatische Eruption bezeugt. Heute zeugen nur noch heiße Quellen und Fumarolen von der früheren vulkanischen Aktivität. Da es keinerlei vulkanische Gesteine gibt und alles von salzigen Ablagerungen überdeckt ist, könnte es sein, dass eine Magmenintrusion unter bzw. im Salz steckt und für die hydrothermale Aktivität verantwortlich ist.

Wie dem auch sei, wurde gestern ein neues Drohnenvideo veröffentlicht, auf dem es primär um den Badespaß einer Reisegruppe geht, doch mir fiel auf, dass man im Hintergrund eine außerordentliche Dampfentwicklung sieht, die ich bis jetzt so vom Dallol nicht kannte. Ich fragte daraufhin den Reiseführer Seifegebreil Shifferaw, ob ihm diese Dampfentwicklung auch aufgefallen sei und er meinte, dass sie sich in der letzten Zeit verstärkt hätte. Zwar kann es an Vulkanen immer mal mehr oder weniger dampfen, da auch atmosphärische Bedingungen eine Rolle spielen, wie viel Dampf aus Gasen kondensiert, doch wenn es seit einiger Zeit stärker dampft, könnte das ein Indiz für ein Aufheizen des Vulkans sein. Auffällig ist auch, dass unverhältnismäßig große Gebiete des Dallols trockengefallen sind. Da es in der Region sowieso kaum Niederschlag gibt, könnte sich die Hydrologie des Untergrunds geändert haben. Bei höheren Bodentemperaturen verdampft natürlich mehr Wasser, als dass es in heißen Quellen zutage tritt.

Ein Grund, warum ich ein besonderes Auge auf diese Region werfe, ist die gesteigerte Erdbebenaktivität im Afar-Dreieck. Hier könnte es Wechselwirkungen zwischen Erdbeben und Vulkanismus geben.

Vulkan Stromboli am 30.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Ascheeruption

Stärkere explosive Sequenz am Stromboli

In den letzten Monaten stand der italienische Inselvulkan Stromboli in erster Linie wegen seiner Lavaströme im Fokus der Berichterstattung auf vulkane.net, doch heute kann ich eine explosive Sequenz melden, die sich laut INGV in den Morgenstunden zutrug. Demnach begann die Explosionsserie um 09:08 UTC. Sie bestand aus mehreren Explosionen, bei denen Tephra einige Hundert Meter über der Kraterhöhe ausgestoßen wurde. Das grobe pyroklastische Material deckte die Kraterterrasse und den oberen Bereich der Sciara del Fuoco ein. Das mit der Sequenz einhergehende seismische Signal hielt gut 3 Minuten an. Es gab einen kurzweiligen Tremoranstieg. Darüber hinaus konnten aber keine abnormalen geophysikalischen Parameter detektiert werden. Das gilt insbesondere für die Bodenverformung. Es stieg also nicht ungewöhnlich viel Magma auf.

Zu solchen stärkeren Eruptionen kann es u. a. kommen, wenn der Schlot kurzfristig verstopfte und es längere Zeit (im Fall des Stromboli sind damit Stunden gemeint) keine Eruptionen gab. Dann kann der Gasdruck steigen, bis das verstopfende Material explosiv ausgestoßen wird.

In diesem Fall ist es interessant zu wissen, dass die Schlote am Stromboli sehr unterschiedlich angelegt sein können. Auf der einen Seite gibt es freie Schlote, die oft weniger als 1 m Durchmesser haben und die man sich tatsächlich wie einen Kamin vorstellen kann. Ich konnte aber auch schon explosive Eruptionen aus Kratern filmen, in denen es keine sichtbaren Schlotöffnungen gab: der Krater war mit Pyroklastika gefüllt und in den Sekunden vor der Explosion blähte sich der ganze Boden auf, die frische Lava wurde ausgeworfen und ein Teil der abgekühlten Pyroklastika wurde mit ausgeschleudert. Ein Großteil des eruptierten Materials fiel wieder in den Krater zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass besonders solche aufgefüllten Schlote schnell verstopfen können und freigesprengt werden müssen. Ob das tatsächlich zu der heutigen Sequenz führte, ist spekulativ.
Oft erfolgen solche explosiven Sequenzen in Serie, mit Abständen, die Tage oder Wochen betragen können.