Vulkan-News 20.01.23: Erta Alé

Erta Alé mit 3 schwachen thermischen Anomalien

Der Schildvulkan in der äthiopischen Wüste Danakil ist weiterhin nur schwach sichtbar aktiv. Auf einem neuen Sentinel-Satellitenfoto erkennt man 3 kleine thermische Anomalien. Zwei liegen im Südkrater, in dem vor wenigen Monaten ein relativ kurzlebiger Lavasee brodelte, der durch ein Loch in der Erstarrungskruste sichtbar war, unter der die Lava köchelte. Seit dem Herbst letzten Jahres ist das ca. 12 m durchmessende Loch geschlossen und an seiner Stelle befindet sich ein Hornito. Am Rand des Kraters bildete sich ein kleiner Hornito. Aus diesen dringt nun die Wärme, die die kleinen Hotspots verursacht. Die letzten Expeditionen sahen kleine glühende Lava. Neu ist eine dritte thermische Anomalie, die sich am Südrand des Nordkraters bildete. Die Vermutung liegt nahe, dass sich auch hier ein kleiner Hornito bildete oder zumindest ein kleiner Schlot öffnete. Ob dort allerdings permanent Lava eruptiert wird, stelle ich infrage. Vermutlich wird heißer Dampf ausgestoßen und gelegentlich kommt es zu Lavaspattering.

Interessant ist die Zunahme moderater bis starker tektonischer Erdbeben im Afar-Dreieck, in dem sich neben dem Erta Alé eine Reihe vergleichbarer Schildvulkane befindet, von denen der Dalfila in den letzten Jahren ebenfalls eine kurzweilige Eruption erzeugte. Bis jetzt konzentrierten sich die Erdstöße auf eine Region nordwestlich des außergewöhnlichen Vulkans Dallol. Gestern gab es ein Erdbeben im Golf von Tadjoura, der sich in Dschibuti befindet. In der Nähe des Epizentrums befindet sich der Vulkan Ardoukoba. Die Region liegt am Südrand des Afar-Dreiecks, das wiederum in Verbindung mit dem Ostafrikanischen Riftvalley steht. Mich würde es nicht wundern, wenn es in der Region nicht nur weitere Erdbeben geben würde, sondern auch Vulkanausbrüche.

Apropos Riftvalley: die Vulkane im südlichen Teil des über 6000 km langen Rifts sind momentan recht kühl. An den aktiven Vulkanen Ol Doinyo Lengai, Nyiragongo und Nyamuragira enthüllen Sentinel-Aufnahmen aktuell nur minimale thermische Hotspots. Vulkanreisen in der Region sind momentan nicht sonderlich erfolgsversprechend. Doch das ist nur eine Momentaufnahme, die sich schnell wieder ändern könnte.

Vulkan Merapi am 20.01.23

Merapi mit vielen vulkanotektonischen Erdbeben

Der indonesische Vulkan Merapi bleibt aktiv. Gestern gingen 50 glühende Schuttlawinen ab, die eine Gleitstrecke von bis zu 2000 m hatten. Sie erzeugten seismische Signale mit einer Maximalamplitude von 38 mm und bis zu 343 Sekunden Dauer. Erwähnenswert ist auch ein weiterer Anstieg der Seismizität: es wurden 117 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Diese Erdbebenart steht in direktem Zusammenhang mit Gesteinsfraktur infolge von Fluidbewegungen. Meistens ist es aufsteigendes Magma, das zu diesen Erschütterungen führt. Die Anzahl dieser Beben steigert sich seit 3 Monaten kontinuierlich und die täglichen Ereignisse haben sich fast verfünffacht. Die Vermutung liegt nahe, dass sich unter dem Vulkan Magma akkumuliert. Die Dome wachsen seit einigen Monaten nicht mehr und ihre Volumina bleiben stabil. Man kann davon ausgehen, dass sich der Materialabfluss durch die Schuttlawinenabgänge und das Domwachstum die Waage halten. Im BPKBP-Bulletin der letzten Woche hieß es, dass der Dom am südwestlichen Kraterrand ein Volumen von 1.616.500 Kubikmetern hatte. Der Dom in der Kratermitte ist ebenfalls gleichgroß geblieben und sein Volumen beträgt 2.772.000 Kubikmeter.

In den letzten Tagen gab es starke Niederschläge am Merapi und die Mitarbeiter der Bergbaubehörde warnten vor Lahren. Die Schlammströme fließen vor allem durch Schluchten und Bachbetten und stellen eine Gefahr für die Arbeiter da, die am Fuß des Merapis Schotter abbauen. Aber auch Forst- und Landwirte sind oft an den Hängen des Vulkans unterwegs und dementsprechend exponiert. So wurden am Merapi bereits mehrere Arbeiter Opfer pyroklastischer Ströme, die in Zeiten mit Domwachstum jederzeit entstehen können.

Generell gilt eine asymmetrische Sperrzone mit einem durchschnittlichen Radius von 5 km um den Gipfel des Vulkans. An einigen Stellen wurde die Sperrzone auf bis zu 7 km ausgeweitet. Der Alarmstatus steht auf „orange“.

Andere Vulkane Indonesiens

Der Merapi ist nicht der einzige aktive Vulkan in Indonesien. Auf Java ist noch der Semeru aktiv, ebenso der Anak Krakatau, der in der Sunda-Strait zwischen Java und Sumatra liegt. Erneut ausgebrochen ist der Lewotolok auf Lembata, der in den letzten Monaten ruhig war. Der Vulkan eruptiert strombolianisch. Die Aktivität setzte wenige Tage nach dem starken Erdbeben Mw 7,7 vom 9. Januar ein, das die Bandasee erschütterte.

Vulkan Cotopaxi mit Aschewolken am 19.01.23

Asche am Cotopaxi steigt bis auf 7600 m Höhe

Heute ist ein geschäftiger Tag für die aktiven Vulkane in Ecuador. Besonders der Cotopaxi sticht hervor, indem er Vulkanasche bis auf 7600 m Höhe steigen lässt. Die Aschewolke driftet laut einer Meldung des VAAC Washington in Richtung Nordosten. Das IGPN bestätigte in einer Meldung, dass es zu Emissionen kommt, die 2000 m über Kraterhöhe aufsteigen. Der Gasanteil der Eruptionswolke schafft es nochmals 500 m höher. Asche lagert sich auf dem Vulkanhang an und es wird vor Laharen gewarnt, für den Fall, dass es zu starken Niederschlägen kommt.

Gestern gab es 3 Mal VONA-Alarm, als Asche 870 m über Kraterhöhe aufstieg. Es wurden moderate thermische Anomalien detektiert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug am 16. Januar 417 Tonnen. Am Folgetag wurden 89 seismische Eruptionssignale detektiert. Außerdem kam es zu 11 langperiodischen Erdbeben und 55 Tremorsignalen.

Das IGEPN reagierte in den sozialen Medien mit einem Dementi von Berichten, nach denen es am Cotopaxi zu strombolianischen Eruptionen gekommen sein soll. Die üblichen Faker und Fehlinformationenverbreiter hatten ein Video vom chilenischen Villarrica geteilt und als Cotopaxi ausgegeben.

Neben dem Cotopaxi sind in Ecuador auch noch die Feuerberge Sangay und Reventador aktiv. Beide emittieren Vulkanasche. Die am Reventador steigt aktuell bis auf einer Höhe von 4300 m auf und wird vom Wind in südwestlicher Richtung geweht. Am Sangay wird die Höhe der Eruptionswolken mit 6700 m angegeben. Über der Kraterhöhe sollen es 900 m gewesen sein. Hier ist die Driftrichtung Nordwesten. Am Sangay gibt es thermische Anomalien, die gestern eine Leistung von 184 MW erreichten und heute auf 10 MW abgefallen sind. Grund hierfür könnte in der Bewölkung zu finden sein und nicht in schwächerer Aktivität. In den Berichten des IGEPN wird kein Lavastrom erwähnt. Gestern wurden 111 Explosionssignale und 9 langperiodische Erschütterungen detektiert. Es gab 50 Tremorphasen.

Vulkan-News 19.01.23: Ätna

Lavastrom am Ätna fließt ins Valle del Bove

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Der Lavastrom am Ätna pausierte vor 2 Tagen kurz, um bereits nach wenigen Stunden wieder zu fließen. Heute gaben die Wolken einen kurzen Blick auf den Vulkan frei und man sah auf der Thermalcam des INGV wieder seine Wärmesignatur auf dem Steilhang des Valle del Bove. Der neue Strom hat sich einen anderen Weg gesucht und fließt nicht mehr entlang des etablierten Lavafeldes, sondern ein gutes Stück weiter südlich. Es sieht so aus, als hätte sich der Austrittspunkt nicht großartig verlagert, obwohl sich ein neuer Riss geöffnet haben soll. Der Tremor bleibt unauffällig. In den vergangenen Tagen haben sich einige Erdbeben unter dem Osthang des Vulkans ereignet. Ihre Hypozentren lagen in 10-15 km Tiefe.


Sakurajima mach weiter

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Der Sakurajima im Süden Japans bleibt aktiv und eruptiert Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 2700 m aufsteigen und gen Südwesten driften. Die Seismizität ist leicht erhöht und könnte im Zusammenhang mit der Inflation stehen, die seit dem 14. Januar registriert wird.


Shiveluch mit Ascheeruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Auf Kamtschatka ist der Shiveluch wieder aktiver geworden und legte heute eine größere Eruption hin: Das VAAC Tokio meldet Aschewolken, die in einer Höhe von 8000 m Richtung Südwesten driften. Gestern registrierte MIROVA eine moderate Thermalstrahlung mit 10 Mw Leistung. Der Dom wächst und es könnten pyroklastische Ströme abgegangen sein.

Vulkan Sakurajima mit Eruptionen am 18.01.23

Eruption am Sakurajima. © Walksamurai via Twitter

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Eruptionen und Bodenhebung am Sakurajima

Am südjapanischen Vulkan Sakurajima setzten heute wieder explosive Eruptionen ein. Das VAAC Tokio brachte seit heute Nacht 4 VONA-Warnungen heraus. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3000 m auf und driftete in Richtung Osten. Detailliertere Beobachtungen kann man einer Sondermeldung des zugehörigen Observatoriums der Japanischen Meteorologie Agentur (JMA) entnehmen. Dort heißt es, dass es um 12.15 Uhr (Ortszeit) zu einer Explosion kam, bei der Vulkanasche bis zu 1100 m über Kraterhöhe aufstieg. Vulkanische Bomben flogen auf einer ballistischen Flugbahn und landeten in mehr als 1 km Entfernung zum Minami-dake. Aus diesem Krater erfolgte auch die Eruption. Der etwas unterhalb gelegene Showa-dake bleibt ruhig. Doch das könnte sich bald wieder ändern, denn zum ersten Mal seit längerem meldeten die Vulkanologen wieder eine Bodenhebung im Gipfelbereich des Sakurajimas. Sie setzte am 14. Januar gegen 09.00 Uhr ein und dauert aktuell an. Sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in einem flach gelegenen Magmenkörper akkumuliert. Damit steigt die Gefahr signifikant und das JMA warnt vor einer größeren Explosion, falls das angesammelte Magma auf einem Schlag eruptiert werden sollte. Im Bericht wird ein Vergleich zu einer Eruption im Juni 2018 am Mount Nan-dake herangezogen. Es könnten pyroklastische Ströme entstehen, die eine Gefahr für die Anwohner darstellen. Daher sollen sich die Anwohner des Kirschblüteninselvulkans auf folgende Gefahrenszenarien vorbereiten:

  • In einem Gebiet mit einem Radius von 2 km um die Gipfelkrater besteht die Möglichkeit, dass sich große Eruptionen ereignen, die sich direkt auf das Gebiet auswirken.
  • Halten Sie Ausschau nach großen Schlacken und pyroklastischen Strömen, die sich infolge der Eruption verteilen können.
  • Auf der Leeseite des Vulkans sollte man sich bewusst sein, dass nicht nur Vulkanasche, sondern auch kleine Schlacken in die Ferne fallen können, die vom Wind getragen werden.
  • Beachten Sie, dass bei Explosionen starke Lufterschütterungen die Fensterscheiben zerbrechen können.
  • Seien Sie vorsichtig. Je nach Aschefall kann es bei Regenfällen zu Schlammlawinen kommen.

Als Vulkanspotter würde ich mich über ein weniger gewaltsames Ereignis freuen. Das Best-Case-Szenario wäre, wenn der Showa-dake wieder regelmäßig eruptieren würde und vulkanische Gewitter erzeugt, so wie es bis 2015 die Regel war.

Vulkan-News 18.01.23: Ätna

Ätna: Wiederaufnahme der Lavastrom-Aktivität

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Nachdem es gestern Vormittag so aussah, als würde die Lavastromaktivität enden, kam gestern Nachmittag die Meldung vom INGV rein, dass es im Bereich der Gipfelkrater zu einem weiteren Lavaaustritt gekommen sei. Heute Morgen ist er dann auch für alle auf der Thermalcam sichtbar und die Lava fließt wieder im Bereich des bekannten Lavafeldes, dessen Schöpfung am 27. November 2022 begann. Bis jetzt sieht es aber so aus, als würde sich die Aktivität auf das Umfeld des Förderschlots beschränken. Eventuell fließt auch wieder Lava entlang des Valle del Leone. Im größeren Valle del Bove ist aktuell keine Thermalsignatur frischer Lava zu erkennen.


Campi Flegrei: Bodenhebung zieht an

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Aktivität: Fumarolisch

Am italienischen Calderavulkan Campi Flegrei hat die Bodenhebung wieder zugenommen, nachdem es in den letzten Wochen hieß, dass sie nachgelassen hätte. Absolute Werte wurden vom INGV noch nicht mitgeteilt, dass durch das Auf und Ab längere Beobachtungen nötig sind. Im aktuellen Wochenbulletin wird noch der Wert von 15 mm pro Monat abgegeben. In der letzten Woche wurden 26 Erdbeben registriert. Die Pisciarelli-Fumarolentemperatur ist wieder auf einen Durchschnittswert von 89 Grad gesunken, wobei das Maximum bei 96 Grad lag.


Ruapehu heizt auf

Staat: Neuseeland | Koordinaten: -39.28, 175.57 | Aktivität: Hydrothermal

Ähnlich wie im letzten Frühjahr heizt auch diesen Winter der Kratersee am neuseeländischen Vulkan Ruapehu wieder auf. Im Dezember kletterte die Wassertemperatur auf 35 Grad und fiel Anfang Januar auf 32 Grad. Diesen Wert hält sie aktuell. Die Seismizität befindet sich über dem Backgroundlevel, ist aber nicht alarmierend hoch. Daher hält GeoNet den Alarmstatus „1“ aufrecht. Im Zuge der Aufheizung im Dezember kam es durch erhöhten Dampfausstoß auch zu einem kurzen Überlauf des Kratersees, der aber ohne gravierende Folgen blieb.

Vulkan Stromboli mit Lavaüberlauf am 17.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Neuer Lavastrom am Stromboli

Wie das INGV soeben bekannt gab, begann heute um 9:51 UTC ein neuer Lavaüberlauf aus dem Nordkrater des Strombolis. Die Bewölkung lichtet sich gerade, so dass man auf der ThermalCam einen Hotspot am Krater erkennen kann. Auf der Scaira del Fuoco scheinen Schuttlawinen abzugehen, denn man sieht auf Livecambildern Dampf und aufgewirbelte Asche aufsteigen. Die Tremoramplitude steigt und befindet sich im orangenen Bereich. Eine signifikante Bodenverformung wurde bis jetzt nicht festgestellt. Der Prozess scheint noch am Anfang seiner Entwicklung zu sein und es bleibt spannend abzuwarten, wie schnell sich die Situation weiterentwickelt.

Der Lavastrom dampft mittlerweile stark und man sieht seine ausgeprägte Thermalspur via LiveCam auf der Sciara del Fuoco. Der Tremor ist jedoch nicht weiter gestiegen und bewegt sich seitwärts im orangenen Bereich. Es sieht nicht danach aus, als würde sich die Aktivität noch signifikant verstärken, aber wir wissen ja, dass solche Einschätzungen nur eine Momentaufnahme wiedergeben, die sich jederzeit ändern kann. Bei ähnlichen Ereignissen im letzten Jahr wurden pyroklastische Ströme generiert, die bis aufs Meer hinausliefen. Allerdings gab es diese eher während der Anfangsphase der effusiven Eruption.

Die Episode war nur von kurzer Dauer und endete bereits wieder. Der Lavastrom bewegte sich nur im oberen Drittel der Sciara del Fuoco und erreichte nicht das Tyrrhenische Meer. Dafür gingen von der Lavafront Schuttlawinen ab, die ins Meer krachten, was ein ziemlich spektakulärer Anblick sein kann. Während der Eruptionsphase im Jahr 2002-2003, die eigentlich als Initiator der Zeitenwende am Stromboli gilt (infolge der damaligen Flankeneruption wurde das Observatorium errichtet und es kam zu den ersten Zugangsbeschränkungen) konnte ich spektakuläre Steinschläge dokumentieren.

Vulkan Ätna auf Sizilien am 17.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Lavastromaktivität am Ätna ist stark zurückgegangen

Heute sieht man anhand der MIROVA-Daten und der Thermalcam des INGV, dass die Lavastromtätigkeit stark zurückgegangen ist und sogar ganz vorbei sein könnte. Die Eruption hatte am 27. November 2022 begonnen, als sich eine neue Bocce am Nordosthang des Südostkraterkegels geöffnet hatte. Sie liegt auf 2800 m Höhe. Der Lavastrom bildete ein Lavafeld, das bis auf den Steilhang des Valle del Bove hinabreichte. Fast hätte die Lavafront den Talboden erreicht, doch nun kühlt sie schnell ab. Ob noch Lava im Valle del Leone fließt, sieht man auf der Cam nicht. Die MIROVA-Werte sprechen dagegen, denn es wird nur noch eine moderate thermische Anomalie im Bereich von 20 MW detektiert. Aus den Sentinel-2-Bildsequenzen, die zwischen dem 28. November 2022 und dem 14. Januar 2023 aufgenommen wurden, leiteten die Vulkanologen die Daten zum kumulierten Lavafeld über den gesamten Zeitraum ab: Die Gesamtfläche beträgt 0,66 Quadratkilometer und die Gesamtlänge des Lavafelds bringt es auf 1890 m. Bis zum 16. Januar wurden 4.800.000 Kubikmeter Lava gefördert. Die durchschnittliche Förderrate lag in der letzten Woche bei 2,3 Kubikmeter pro Sekunde.

Ansonsten war es während des Beobachtungszeitraums 09.-15. Januar 2023 vergleichsweise ruhig am Ätna. Die Tremoramplitude war niedrig bis moderat. Es gab nicht nur Tremor, der auf einer Höhe von 2800 m zwischen dem Südostkraterkegel und dem Zentralkrater angesiedelt war, sondern auch eine tiefer sitzende Tremorquelle, die sich in einer Tiefe von 1000 m unter dem Meeresspiegel zeigte. Die Infraschalltätigkeit wird als gering beschrieben. Und auch die Bodendeformation unterlag keinen größeren Schwankungen. Schaut man sich den Bericht im Detail an, dann erfährt man, dass es an 2 verschieden Stationen unterschiedliche Messwerte zur Bodendeformation gab. In einem Bereich wurde eine leichte Deflation registriert, in einem anderen eine schwache Inflation.

Update 19:30 Uhr: Das INGV brachte eine Warnung heraus, nach der im Bereich der Gipfelkrater ein neuer Lavastrom unterwegs sein soll. Genaue Informationen fehlen noch.

Vulkan Villarrica am 16.01.23

Villarrica mit strombolianischen Eruptionen

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Strombolianisch

In Chile ist der Villarrica weiter munter und erzeugt strombolianische Eruptionen. In den letzten Stunden steigen sie kerzengrade auf und bilden schöne Fackeln. Von den Vulkanologen bestätigt ist eine Aufstiegshöhe der Eruptionen von 120 m über dem Förderschlot. Auf einigen Aufnahmen sieht es so aus, als würde glühende Tephra auch höher aufsteigen. Die bisherige maximal Aufstiegshöhe glühender Tephra betrug 150 m.

Das Video unten zeigt, dass sich der Krater langsam mit Tephra füllt. Eine der Explosionen erzeugte einen Schalldruck von 3 Pa. Der Infraschallsensor steht in 1 km Entfernung zum Krater. Es wurde eine schwache thermische Anomalie detektiert. Sie hat eine Leistung von 8 MW.

Während nach wie vor nur wenige vulkanotektonische Erdbeben registriert werden und das bei rückläufiger Tendenz, gibt es täglich über 1000 langperiodische Erdbeben, die direkt mit Fluidbewegungen zusammenhängen. Es gibt einen leicht inflationären Trend, der sich in Bodenhebung von wenigen Zentimetern äußert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist vergleichsweise gering.

Interessant ist auch die Meldung, dass es am Lago Villarrica zu einer Algenblüte gekommen ist. Aufgrund der hohen Toxizität werden die Menschen dazu aufgerufen, den Kontakt mit dem Wasser zu vermeiden. Die Gesundheitsbehörde der Region IX teilte mit, dass aufgrund der grünen, gelben oder braunen Masse im Wasser empfohlen wird, das Wasser wegen der Gesundheitsrisiken nicht für Freizeitaktivitäten zu nutzen. Ob es einen Zusammenhang mit der Aktivität des nahe gelegenen Vulkans gibt, ist unklar und wurde nicht kommuniziert. In den See mündet ein Fluss, der das Schmelzwasser des Vulkans entwässert. Es ist denkbar, dass die Vulkangase und Ascheablagerungen als Nährstoffe in den See gelangten und die Algenblüte auslösten. Ein ähnliches Phänomen gab es vor einem Jahr in den Kraterseen der Campi Flegrei.