Naturkatastrophen-News 17.07.23: Überflutungen und Hitzewellen

Weltweit gibt es zahlreiche Meldungen zu Extremwetterereignissen, die vielfach Naturkatastrophen auslösten und lebensgefährliche Situationen schufen.

Überflutungen in Südostasien

Südkorea wurde von tagelangen Monsunregenfällen heimgesucht, die zu schweren Überflutungen führten und Erdrutsche auslösten. Ein Erdrutsch zerstörte einige Gebäude vollständig. Dabei kamen mindestens 39 Menschen ums Leben, 10 weitere werden noch vermisst. Von den Regenfällen besonders stark betroffen ist die zentrale Region Goesan, wo ein Staudamm überzulaufen drohte. Daher wurde die Evakuierung von Tausenden Menschen angeordnet. Die sintflutartigen Regenfälle verursachten in 13 Landesteilen stundenlange Stromausfälle. Der Bahnverkehr kam zum Erliegen.
Nicht nur in Korea sorgten heftige Regenfälle für Überschwemmungen. Bereits Anfang des Monats traf es Japan und Teile von China schwer. Auf der japanischen Insel Kyushu wurden in der Stadt Kumamoto Hunderttausende Menschen evakuiert. In der zentralchinesischen Provinz Hunan spielten sich noch schlimmere Szenen wie in Kumamoto ab. 70 Häuser sollen eingestürzt sein. In der Provinz Shaanxi wurden die schlimmsten Überflutungen seit 50 Jahren gemeldet.

Ähnliches lässt sich aus Indien und Bangladesch berichten, wo es Anfang vergangener Woche infolge heftiger Regenfälle zu starken Überflutungen kam. In Indien starben mindestens 22 Menschen, wobei die Dunkelziffer deutlich höher ausfallen dürfte. In der Himalaya-Region Himachal Pradesh fiel an einem Tag mehr Niederschlag, als sonst in mehreren Monaten zusammenkommt. Eine Brücke stürzte ein, und es kam zu Erdrutschen.

Wie bereits in anderen Berichten erwähnt, werden die immer häufiger auftretenden Extremwettersituationen dem Klimawandel zugeschrieben. In diesem Jahr könnten zwei natürliche Phänomene die klimatischen Entwicklungen beeinflussen: El Niño und der submarine Vulkanausbruch bei Tonga, der seinen Höhepunkt Anfang des letzten Jahres erreichte und Unmengen Wasserdampf in die Atmosphäre blies. Abgesehen von diesen Phänomenen ist jedoch auch klar, dass die Klimaerwärmung ihren Anteil an den extremen Wetterlagen hat, denn wenn es wärmer wird, verdunstet mehr Wasser, was automatisch zu höheren Niederschlägen führt. Diese scheinen sich jedoch nicht gleichmäßig zu verteilen, sondern konzentrieren sich auf bestimmte Regionen und Ereignisse. Gleichzeitig gibt es in anderen Teilen der Erde massive Dürren und neue Hitzerekorde.

Hitze und Dürre

Am Sonntag wurden im US-amerikanischen Death Valley 52 Grad Celsius gemessen. Der Hitzerekord wurde jedoch nicht geknackt, er liegt dort bei 54,4 Grad, die in den Jahren 2020 und 2021 erreicht wurden. Auch andere Teile der USA leiden unter einer extremen Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 45 Grad. Diese wurden in Phoenix (Arizona) gemessen. Hier war es der 17. Tag in Folge mit Höchsttemperaturen über 43 Grad.
Während der Westen und Süden der USA unter extremer Hitze leiden, kam es im Osten zu Unwettern mit Starkregen. Dieser löste eine Sturzflut aus, bei der gestern im Bundesstaat Pennsylvania mindestens 5 Menschen starben. Zwei kleine Kinder gelten als vermisst. Die Sturzflut ereignete sich nicht etwa in einem Canyon, sondern auf einer Straße.

Im südamerikanischen Uruguay herrscht eine Dürre, von der die Hauptstadt Montevideo besonders betroffen ist. Dort reicht das Trinkwasser nur noch gut 3 Wochen, da die wasserspeichernden Stauseen der Region fast leer sind.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur- Eruption auf Island am 16.07.23

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption: Zugang bleibt gesperrt

Der Vulkanausbruch auf Island, der letzten Montag begann, geht ohne große sichtbare Änderungen weiter. Der Kegel um die Förderschlote wächst und schließt sich immer mehr. Gestern wurde berichtet, dass der Kegel 22 m hoch sei und täglich um etwa 3 Meter wächst. Die Lavafontäne reicht kaum bis über den Kraterrand hinaus. Sie speist einen Lavastrom, der in Richtung Südwesten fließt und ein Tal vor dem eigentlichen Fagradalsfjall-Gebiet langsam füllt. Jüngst kam es zum Kontakt des neuen Lavastroms mit der Lava vom letzten Jahr.

Die Gasbelastung der Luft bleibt groß, hinzu kommt der Smog vom Moosbrand. Gestern bekämpfte man die Feuer im Westen des neuen Kegels per Hubschrauber. Heute wollte man sich die andere Seite vornehmen. Auf den Webcam-Aufnahmen sieht es allerdings so aus, als wären die Löschbemühungen von bescheidenem Erfolg gekrönt gewesen, denn es brennt weiterhin. Der Wind ist nicht mehr so stark wie gestern, was zur Folge hat, dass sich die Gegend um die Eruption mächtig eintrübt.

Heute Morgen tagten die Verantwortlichen auf Island und beschlossen, den Zugang zur Eruption und zum Fagradalsfjall gesperrt zu lassen! Als Grund wird die starke Luftverschmutzung angegeben, aber sicherlich spielen auch die teils befremdlich anmutenden Szenen eine Rolle, die sich in den ersten Tagen der Eruption vor Ort abgespielt haben. Darüber, dass zig Leute auf dem neuen Kraterkegel herumturnten und Leute ihre Kräfte in Bezug zum langen Anmarsch überschätzten, habe ich bereits geschrieben. Eine Leserin berichtete mir heute von ihrem tollen Erlebnis vor Ort, erzählte aber auch, dass Betrunkene nebst ihren Wodkaflaschen auf dem gerade oberflächlich abgekühlten Lavastrom lagen und schliefen. Man weiß nicht, ob es Touristen oder Einheimische waren, aber erfahrungsgemäß benehmen sich die meisten Touristen derart daneben. Auf Bali hat das ja bereits zur dauerhaften Sperrung der Vulkane geführt. Angesichts solcher Ereignisse frage ich mich immer öfter, wo das alles noch hinführen soll? Auf jeden Fall will man morgen früh die Lage neu beurteilen und entscheiden, ob wieder geöffnet wird.

Übrigens, die Erdbebentätigkeit im Eruptionsgebiet zog heute Nacht wieder etwas an und es kann gut sein, dass aus der Tiefe neue Magma Richtung Oberfläche strömt.

Vulkan-News 16.07.23: Piton Fournaise

Obwohl wir alle gespannt nach Island blicken und uns Fragen, wann der Zugang zur Eruption am Fagradalsfjall wieder freigegeben wird, gibt es noch einige andere aktive Vulkane, die zumindest eine kurze Meldung Wert sind.

Piton Fournaise eruptiert weiter

Die Eruption am Piton de la Fournaise, die am 02.07.2023 um ca. 08:30 Uhr Ortszeit begann, geht weiter. Die Amplitude des vulkanischen Tremors schwankt im Zeitverlauf, wobei die Schwankungen in Intervallen von wenigen Minuten auftreten. Diese Schwankungen spiegeln sich direkt in der Aktivität des Vulkans wider: die Höhe der spritzenden Lavafontäne aus dem neuen Schlackenkegel, der sich auf der Spalte im Nordosten der Caldera bildete, schwankt im Rhythmus des Tremors. Die Intensität der Eruption fluktuiert also, aber ich denke, dass sich die Aktivitätssteigerung in den Hochphasen in Grenzen hält.

Aufgrund der anhaltend schlechten Wetterbedingungen vor Ort konnten seit gestern Abend keine visuellen Beobachtungen an der Eruptionsstelle und am Lavafeld gemacht werden, daher ist unklar, ob es signifikante Veränderungen an der Lavafront des Stroms im Grandes Pentes gegeben hat. Zuletzt befand sie sich auf 1500 Höhenmeter und 1,8 km von der Küstenstraße entfernt.

Es wird eine leichte Deflation des Gipfelbereich registriert. Es wird also mehr Lava eruptiert, als an Magma aufsteigt. Die seismische Aktivität unterhalb des Gipfels ist gering. So wurden in den letzten 24 Stunden keine oberflächlichen vulkanotektonischen Beben registriert. Trotz der geringen seismischen Aktivität schließen die Vulkanologen vom OVPF nicht ganz aus, dass sich eine neue Eruptionsspalte bilden könnte. Das halte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt für unwahrscheinlich. In den letzten Jahren hielten nur wenige Eruptionen am Fournaise länger als 2-3 Wochen durch. Wenn sich neue Spalten bilden, dann meistens, wenn mehr Magma aufsteigt als an Lava eruptiert wird.

Offiziell ist der Zugang zur Caldera gesperrt. In den sozialen Medien tauchten allerdings Fotos von Leuten auf, die es geschafft haben bis zur Eruptionsstelle zu wandern.


Popocatepetl mit thermischen Signal

Der Popocatepetl eruptierte heute eine Aschewolke bis auf einer Höhe von 7000 Metern. Sie driftete in Richtung Westen. Gestern wurden 25 Asche-Dampf-Exhalationen registriert. Zudem kamen 75 Minuten Tremor. Am Vortag wurden 202 Minuten Tremor aufgezeichnet.

Auf einem Sentinel-Satellitenbild erkennt man im Infrarotspektrum eine ausgeprägte thermische Anomalie. Das Foto könnte während einer Eruption aufgenommen worden sein, während der glühende Tephra gefördert wurde. Ansonsten legt sie nahe, dass ein neuer Lavadom wächst.


Mayon mit unveränderter Lage

Am philippinischen Vulkan Mayon hat sich die Lage seit meinem letzten Update nicht wesentlich verändert: die effusive Eruption hält an und es gibt einen aktiven Lavadom, von dem 2 Lavaströme ausgehen. Ihre Fronten stagnieren fast und liegen 2800 und 1400 m vom Dom entfernt. Gestern gingen 3 pyroklastische Dichteströme und 270 Schuttlawinen ab. es gab 9 vulkanisch-bedingte Erdbeben. Einzig der Schwefeldioxid-Ausstoß steigerte sich in den letzten Tagen deutlich und lag gestern bei 2790 Tonnen am Tag.


Taal mit Temperaturerhöhung

Der Taal-Vulkan liegt ebenfalls auf den Philippinen und sorgte vor 3 Tagen zu Besorgnis, da sich die Wärmeemission des Vulkans leicht erhöhte. Es gibt vulkanischen Tremor und vulkanisch bedingte Erdbeben. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist seit 2 Wochen deutlich erhöht und lag im Durchschnitt bei fast 6000 Tonnen am Tag. Dampfwolken stiegen bis zu 600 m hoch auf.


Soufrière mit Erdbeben

Der karibische Vulkan Soufrière auf Guadeloupe zeigt weiterhin leichte seismische Unruhen und steht auf Alarmstufe „gelb“. Im Juni wurden 94 schwache Erschütterungen registriert. Ein Ereignis fiel aus dem Rahmen und wurde von den Anwohnern gespürt.

Starkes Erdbeben vor Alaska – News vom 16.07.23

Starkes Erdbeben Mw 7,4 vor Alaska löst Tsunami-Alarm aus

Datum 16.07.23 | Zeit: 06:48:20 UTC | 54.488 ; -160.822 | Tiefe: 10 km | Mw 7,4

Heute Morgen um 06:48 UTC ereignete sich südlich der Alaska-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 7,4 (Daten EMSC) mit einem Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 97 km südlich von Sand Point (Popof Island) lokalisiert. Es wurde ein Tsunami-Alarm ausgelöst. Es gab einige Vor- und Nachbeben, wobei das stärkste eine Magnitude von 5,7 hatte. Meldungen über Schäden liegen noch nicht vor. Prinzipiell können so starke Erdbeben in geringer Tiefe massive Zerstörungen verursachen. Da die Region jedoch dünn besiedelt ist, kam es wahrscheinlich nicht zu einer großen Katastrophe. Anders sähe es aus, wenn tatsächlich ein größerer Tsunami entstanden wäre.

Alaska liegt am „Pazifischen Feuerring“, der die Subduktionszonen entlang der Pazifikküste beschreibt und für seine Erdbeben und Vulkanausbrüche bekannt ist. Ungefähr 230 km nordwestlich des Epizentrums liegt der Vulkan Shishaldin, der in den letzten Wochen vulkanische Unruhen gezeigt hat. Gerade eben gab es eine Meldung vom USGS, dass sich die Eruptionen verstärkt haben. Vulkanasche stieg bis zu 4,6 km hoch auf und driftete mit dem Wind in Richtung Südwesten. Allerdings begann die Aktivitätssteigerung schon gestern Nachmittag, daher kann ausgeschlossen werden, dass sie eine direkte Reaktion auf das Erdbeben heute Morgen ist. Vielleicht gibt es jedoch einen noch unentdeckten Faktor, der sowohl die vulkanische Aktivität als auch das Erdbeben ausgelöst hat. Möglicherweise haben sich vor dem Erdbeben so große Spannungen in der Erdkruste aufgebaut, dass sie das Magma nach oben gedrückt haben, ähnlich wie beim Ausquetschen einer Zahnpastatube durch Druck auf eine Seite. Doch das sind rein spekulative Überlegungen.

Dem regelmäßigen Leser wird aufgefallen sein, dass ich bei den Erdbebennews dazu übergegangen bin, die Karten vom GFZ einzubinden. Leider gab es beim EMSC ein Update der Seite. Diese ist nun extrem langsam geworden, unübersichtlich und mit eingeschränkter Funktionalität, was sich leider auch auf die Berichterstattung hier auswirkt. Ich arbeite jedoch an einem neuen Workflow.

Vulkan-News 15.07.23: Bagana

Staat: Papua Neuguinea | Koordinaten: -6.10, 155.20 | Aktivität: Ascheeruption

Bagana offenbar mit größerer Eruption

Der Vulkan Bagana liegt in Papua-Neuguinea und durchlief gestern offenbar eine größere Eruption, bei der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 16.500 m aufgestiegen sein soll. Das geht aus einer VONA-Warnung des VAAC Darwin hervor. Es soll zudem zu Abgängen pyroklastischer Ströme gekommen sein. Das letzte wolkenfreie Satellitenfoto stammt vom 1. Juli und zeigt eine ausgeprägte Dampfwolke, die vom Vulkan ausging. Eine thermische Anomalie gab es nicht, daher halte ich einen Lavadom, von dem der Dichtestrom abgegangen ist, für eher unwahrscheinlich. Es könnte gut sein, dass es zu einem Paroxysmus gekommen ist. Bereits vor gut einem Monat gab es eine VAAC-Meldung, nach der Asche bis auf eine Höhe von 3.000 m aufgestiegen war.

Ebenfalls in Papua-Neuguinea angesiedelt ist der Vulkan Langila, von dem eine kleinere Aschewolke ausging, die bis auf eine Höhe von 1.800 m aufstieg und Richtung Nordwesten driftete. Während sich der Bagana auf Bougainville Island befindet, liegt der Langila im Westen von New Britain.

Papua-Neuguinea liegt am pazifischen „Ring of Fire“ und weist eine sehr komplexe Tektonik auf, die nicht nur viele Erdbeben bedingt, sondern auch für den ausgeprägten Vulkanismus der Region verantwortlich ist. Vor allem ist die Ursache für den Vulkanismus in den drei Subduktionszonen PNGs zu finden. Bei diesen handelt es sich um die Subduktionszonen der Bismarck-See, der Solomon-See und der Woodlark-See. Bei diesem Meeren handelt es sich um Beckenbildungen am Rand der Pazifischen Platte.

Die meisten Vulkane werden nur rudimentär überwacht, sofern es überhaupt ein Monitoring gibt. Insofern bietet Papua-Neuguinea noch einige Herausforderungen für die Vulkanologen, bei denen man vor allem viel Zeit und Geld in die Logistik stecken muss. Außerdem ist die Sicherheitslage in den entlegenen Regionen und in größeren Städten prekär.

Neben den beiden genannten Vulkanen zählen die Vulkane Tavurvur, Manam, Ulawun und Lamington zu den bekanntesten Feuerbergen des Inselstaates, der östlich von Indonesien liegt. In den letzten Jahren machte auch der kleine Inselvulkan Kadovar von sich Reden.

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall am 15.07.23

Satellitenfoto der Reykjanes-Halbinsel mit der Eruption. Schön zu sehen sind der Flughafen (links) und die Hauptstadt (rechts oben). © Sentinel-hub

Lavaüberläufe am Fagradalsfjall-Litli-Hrútur während der Nacht

Die Aktivität am isländischen Vulkan Fagradalsfjall geht fast unverändert weiter. Die Aktivität konzentriert sich auf Förderschlote im neuen Kraterkegel, der zusehends höher wird und dessen Öffnung sich verkleinert. Verengt sich der Krater weiter, könnte es sein, dass die Lavafontäne höher steigt, da sie sich nicht mehr ausbreiten kann. Der Lavastrom fließt aus einer Bresche in der Kraterwand und ist im oberen Bereich getunnelt. Während der Nacht kam es offenbar mehrmals zu Blockaden im Tunnel, so dass der Lavastrom über den Deckel floss und sich schnell ausbreitete. Es ist auch möglich, dass es Phasen mit verstärktem Lavaausstoß gab, die das Überlaufen des Stroms verursachten. Solche Pulse sahen wir vor allem im späteren Verlauf der Eruption von 2021. Sollte es schon Pulse gegeben haben, manifestierten sie sich nicht in eine Verstärkung der Lavafontäne.

Inzwischen sind mehrere Mitglieder der Vulkanologischen Gesellschaft e.V. vor Ort und berichteten, dass der Zugang zum Vulkan weiterhin gesperrt sei. Die Zufahrten der Parkplätze am Fagradalsfjall sind mit Betonblöcken abgesperrt. Wenn man beabsichtigen würde, den Zugang zeitnahe wieder zu freizugeben, hätte man wahrscheinlich nicht aufwendig mit Betonblöcken abgesperrt. Auch die Pisten in Richtung des Eruptionsgebietes sind gesperrt. Wanderungen von Startpunkten jenseits der gesperrten Pisten sind sehr weit und bestenfalls für sehr gut trainierte Vulkanspotter eine Alternative. Klar ist auch, dass an der Eruptionsstelle Einsatzkräfte unterwegs sind und man einer Entdeckeng kaum entgehen dürfte. Von daher bleibt nur die Hoffnung, dass der Zugang doch noch offiziell ermöglicht wird. Es soll Pläne geben, einen näher gelegenen Parkplatz zu schaffen.

Weiterführender Link: Analysen Universität Reykjavik.

Vulkan Ätna und der NSEC am 15.07.23

Strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater am Ätna

Wie das INGV gestern Abend berichtete, nahm die Aktivität am neuen Südostkrater (NSEC) des Ätnas zu. Es wurden schwache strombolianische Eruptionen beobachtet. Die kleinen Eruptionen ereigneten sich gegen 20:40 Uhr Lokalzeit (18:40 UTC) und kamen nicht völlig überraschend, da Anfang der Woche bereits erste Ascheemissionen beobachtet wurden. Eine solche ging auch den aktuellen Strombolianern voran. Parallel zur strombolianischen Aktivität wurden Infraschallereignisse festgestellt, die von den Explosionen stammten.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich erkannte man bereits vor 2 Tagen, dass sich der NSEC aufheizt, denn von einem seiner Schlote geht ein schwaches Wärmesignal aus. Einen zweiten kleinen Hotspot konnte man an der Bocca Nuova ausmachen.

Es wird mittelstarker Tremor registriert, dessen Quelle in 2700 m Höhe über dem Meeresspiegel unter den NSEC sitzt. Im Bulletin für die letzte Woche stand noch, dass der Tremor auf niedrige Werte gefallen war. Doch bereits da gab es eine Zunahme der Infraschalltätigkeit, die von tiefsitzenden Explosionen zeugte.

Weiter heißt es im Bulletin, dass es eine seismische Sequenz (Schwarmbeben) im Bereich der Stadt Cesarò gegeben hat, die einige Kilometer vom Fuß des Ätnas entfernt liegt. Scheinbar könnte es aber einen Zusammenhang zwischen Magmenaufstieg und der Bebensequenz geben. In diesem Zusammenhang passt es auch, dass das Helium-Isotopenverhältnis hoch bleibt, was auf eine große Menge Magma in größerer Tiefe hindeutet. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist allerdings weiter rückläufig gewesen.

Eine außergewöhnliche Bodendeformation wird nicht festgestellt, so bleibt uns bis zum nächsten Paroxysmus noch etwas Zeit. Die Strombolianer könnten das Vorspiel zu einer größeren Eruption sein. Außerdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sich die eitle Dame Ätna die Show von einem Newcomer wie dem Fagradalsfjall-Litli-Hrútur dauerhaft stehlen lässt.

Apropos vulkanische Tätigkeitsberichte des INGV: es liegen auch neue Berichte zu den sizilianischen Vulkanen Stromboli und Vulcano vor:

Am Krater von Vulcano liegen die Temperaturen der Fumarolen bei maximal 347 Grad und scheinen stabil zu sein. Der Gasausstoß normalisierte sich weiter, liegt vielerorts nur wenig über dem Hintergrundniveau. Heliumisotope deuten auf eine tief sitzende Magmaquelle hin.

Am Stromboli bewegt sich die Aktivität auf normalem Niveau und es gibt keine Anzeichen für eine außergewöhnliche Tätigkeit. Eigentlich spricht meiner Meinung nach nichts dagegen den Aufstieg wieder bis zur Cima freizugeben, doch dass wird wohl Wunschvorstellung bleiben.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption am 14.07.23

Fahrlässiges Verhalten von Touristen an der Fagradalsfjall – Litli-Hrútur Eruptionsstelle

Gestern Abend berichtete ich über die Sperrung der Eruptionsstelle aufgrund der Luftverschmutzung und des leichtsinnigen Verhaltens einiger Schaulustiger. Bis jetzt war mir nur ein Foto einer einzelnen Person bekannt, die auf dem neuen Kraterrand stand und sich somit in Lebensgefahr brachte. Nun wurde in unserer Facebook-Gruppe ein Foto geteilt, das alles übertrifft: Gut ein Dutzend Leute waren auf dem Hang des neuen Kegels unterwegs und schienen den Kraterrand erreichen zu wollen. Weitere Personen marschierten über das frische Lavafeld in Richtung des Kegels. Offensichtlich hat hier der Herdentrieb zugeschlagen, bei dem einer den anderen anstachelt und alle anderen hinterherrennen. Solch unsinniges und unüberlegtes Verhalten führt dazu, dass vernunftbegabte Menschen ebenfalls keinen Zugang mehr zum Vulkan haben!

Normalerweise bin ich immer für Eigenverantwortung und gegen übermäßige Reglementierung, aber offenbar gibt es zu viele Idioten auf der Welt, denen jeglicher Verstand und jede realistische Gefahreneinschätzung abhandengekommen sind! Dabei könnte man vom Hügel Litli-Hrútur aus, der direkt neben dem Krater liegt und auf dem eine neue Webcam installiert ist, einen wunderbaren Blick auf die Eruption und in den Krater genießen, ohne sich in Gefahr zu bringen. Oder besteht gerade der Reiz darin, sich in Gefahr zu begeben, nur um in den sozialen Medien ein Selfie vom Kraterrand zu posten? Ich selbst habe mich bereits öfter in prekäre Situationen begeben, um Aufnahmen zu machen, aber natürlich gibt es Grenzen, die man akzeptieren sollte. Man kann sich durchaus an den Rand eines Lavastroms stellen oder auch mal ein Lavafeld überqueren, aber sich direkt an den Kraterrand einer aktiven Spalte zu begeben, aus der Lavafontänen spritzen, ist eine andere Dimension der Unvernunft!

Diese neuen Krater sind nicht stabil und können ohne jegliche Vorzeichen kollabieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass es plötzlich zu einem x-fach stärkeren Lavaauswurf kommt und man selbst am Fuß des Kegels zu nahe dran ist. Mit dem Gas- das man direkt am Krater nicht sieht, weil es zu heiß ist, als dass der Wasserdampf kondensieren würde- ist auch nicht zu spaßen!

Für Nicht-Profis gilt, dass sie das neue Lavafeld nicht betreten sollten und einen vernünftigen Sicherheitsabstand einhalten, der Reserven lässt, falls sich die Eruption schlagartig steigert. Generell besteht die Gefahr, dass sich neue Eruptionsspalten öffnen oder ein Lavaschwall aus einer Tube geschossen kommt. Man positioniert sich besser seitlich eines Lavastroms anstatt davor. Man hält sich aus Gas und Rauch raus und passt auf, dass man weder von Flammen noch von der Lava umzingelt und eingeschlossen wird. Immer den Rückweg im Auge behalten, ob man gut Weg kommt. Man muss sich im klaren darüber sein, dass immer ein Restrisiko besteht, wenn man an einem aktiven Vulkan unterwegs ist. Dieses Restrisiko muss man dann bewusst in kauf nehmen, sich unvernünftig einem unkalkulierbarem Risiko auszusetzen halte ich für nicht vertretbar.

An der eigentlichen Eruption hat sich über Nacht nicht allzu viel verändert: Der Kegel um den noch aktiven Teil der Spalte wächst weiter. In der südwestlichen Kraterwand gibt es eine Bresche, durch die der Lavastrom fließt und der von einer Lavafontäne gespeist wird. Unterhalb der Bresche fließt die Lava durch einen schmalen Lavakanal, der bald komplett verschlossen sein könnte. Weiter unten breitet sich der Lavastrom aus. Die Gasentwicklung bleibt hoch, und es gibt weiterhin Moosbrände.

Es bleibt abzuwarten, ob der Zugang zum Vulkan morgen wieder freigegeben wird oder ob er dauerhaft gesperrt bleibt. Ich kann mir vorstellen, dass aufgrund des touristischen Andrangs ein Kompromiss gefunden wird und ein Aussichtspunkt eingerichtet wird, von dem aus man den Vulkanausbruch beobachten kann. Ich bezweifle jedoch, dass man den Menschen weiterhin erlaubt, willkürlich am Ort des Ausbruchs herumzulaufen.

Erdbeben auf Hawaii – News vom 14.07.23

Hawaii wurde von Erdbeben Mb 4,6 erschüttert

Datum 13.07.23 | Zeit: 21:28:59 UTC | 20.789 ; -154.939 | Tiefe: 24 km | Mb 4,6

Das Inselparadies Hawaii wurde gestern Abend von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich laut USGS in 24 km Tiefe. Das Epizentrum lag vor der Nordküste der Insel Big Island Hawaii und wurde 88 km nord-nordöstlich von Pa’auilo verortet. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 4,5 und lokalisierte den Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Diese Tiefe wird oft verwendet, wenn eine genaue Bestimmung des Hypozentrums nicht möglich ist. Daher sollte man in solchen Fällen eher auf die Daten der lokalen Erdbebendienste setzen.

Tiefe Erdbeben nördlich von Big Island sind in der Regel das Ergebnis einer Verbiegung der ozeanischen Kruste und des darunter liegenden spröden Mantels aufgrund des Gewichts der Inseln. Dieses Erdbeben passt in das Muster vergangener Erdbeben, die mit der Verbiegung der ozeanischen Lithosphäre zusammenhängen.

Das HVO teilte mit, dass das Erdbeben offenbar keine Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa und Kīlauea hat, warnt aber vor Nachbeben, die in den kommenden Tagen bis Wochen möglich sind. Aufgrund der Erdbebenintensität wurden keine Schäden an Gebäuden oder Infrastruktur erwartet. Schadensmeldungen liegen bis jetzt nicht vor. Der Erdstoß wurde in den Küstenregionen der benachbarten Inseln leicht wahrgenommen.

Apropos Vulkane Hawaiis: Diese sind momentan ruhig und die Seismizität der Feuerberge ist unauffällig. Tief sitzende Erdbeben gibt es vor allem in der Küstenregion bei Pahala, wo sich ein Hauptaufstiegsweg des Magmas zu befinden scheint. Im Gipfelbereich des Kilauea gibt es nur sporadisch Erdbeben, deren Häufigkeit im Bereich des Normalen liegt. Es wird eine leichte Bodenhebung registriert. Generell liegt die Bodenhebung bereits wieder über dem Niveau des letzten Eruptionsbeginns, sodass die nächste Eruption bereits in einigen Wochen bis Monaten beginnen könnte, doch zuvor erwarte ich einen signifikanten Anstieg der Seismizität.

Am Nachbarvulkan Mauna Loa gibt es täglich einige schwache Erdbeben, und es wird eine leichte Bodenhebung festgestellt. Leider werden die öffentlich zugänglichen Grafiken zur längerfristigen Bodenhebung seit dem Frühjahr nicht mehr aktualisiert, daher sind eigene Einschätzungen der Lage nur bedingt möglich.