Erdbeben-News am 16.04.23: Campi Flegrei

Erdbeben Md 2,8 unter der Caldera Campi Flegrei

Datum 15.04.23 | Zeit:  05:54:37 UTC | 40.816 ; 14.158 | Tiefe: 2,4 km | Md 2,8

Unter dem Phlegräischen Feldern gab es gestern ein Erdbeben der Magnituden 2,8, dessen Vibrationen von den Anwohnern der Caldera wahrgenommen wurden. Schuld daran dürfte der flach gelegene Erdbebenherd gewesen sein, der sich in nur 2,4 km Tiefe befand. Das EMSC verortete das Epizentrum 10 km west-südwestlich von Neapel. Die Lokalisierung geht anhand der Detailkarte des INGVs genauer: Demnach befand sich der Epizentralpunkt kurz vor der Küste südlich der Altstadt von Pozzuoli, noch genauer, vor der Via Pozzuoli. Das Beben war Teil des Schwarms, der die Caldera seit Jahren erschütterte. Seit vorgestern registrierten die Seismometer 24 Erschütterungen, von denen die eingangs beschriebene die stärkste war. Die Beben konzentrierten sich diesmal nicht nur auf den Bereich der Solfatara, sondern streuten ein wenig in der Bucht von Pozzuoli.

Wie nach jedem spürbaren Erdbeben wächst die Besorgnis, dass es bald zu einer Eruption des Calderavulkans kommen wird, doch ob- und wenn wann die Erdbeben in einer Eruption gipfeln werden ist völlig offen. Die Erdbeben sind auch nur das Symptom des eigentlichen Problems, dass durch die Bodenhebung infolge der Inflation magmatischer Fluide zu Stande kommt.

Im letzten Wochenbericht hieß es, dass im Beobachtungszeitraum 3.-9- April 2023 die Bodenhebung weiterhin bei ca. 15 Millimetern im Monat lag. Seit 2011 beträgt die Hebung an der Messstation RITE 101 cm. Auffällig ist, dass die durchschnittliche Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole bei 96 Grad lag und damit deutlich höher war, als in den letzten Monaten. Dieser Effekt könnte allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass man beim INGV Napoli die Gastemperaturen in 5 m Entfernung zum Gasaustritt misst und sich die normale Lufttemperatur auf die Messungen auswirken dürfte. In der letzten Woche wurden insgesamt 37 Erdbeben detektiert.

Apropos Italien: Nordwestlich der Liparischen Inseln gab es heute ein Erdbeben Ml 2,9 mit einem Hypozentrum in 9 km Tiefe. Auch im Bereich von Vulcano gab es in den letzten Tagen wieder mehrere schwache Erdstöße.

Vulkan-News 16.04.23: Shiveluch

Shiveluch kommt nicht zur Ruhe

Auf Kamtschatka ist der Vulkan Shiveluch weiter aktiv und emittiert eine Asche-Dampf-Wolke, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigt und nach Nordwesten treibt. Die Eruptionswolke verdeckt die meiste Zeit über den neuentstandenen Krater, doch gelegentlich detektiert MIROVA eine hohe Thermalstrahlung. Gestern erreichte sie einen Spitzenwert von 212 MW. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Eruptionswolke in nördlicher Richtung geweht. Bei einer dieser Gelegenheiten entstand auch das Satellitenfoto des Kraters, dessen Lichtspektrum gefiltert wurde, so dass die Wärmestrahlung sichtbar geworden ist. Für mich sieht die Wärmesignatur so aus, als würde sich am Boden des Kraters bereits wieder ein neuer Lavadom bilden und es besteht die Gefahr weiterer starker Explosionen.

In ihren täglichen Updates bestätigen die Vulkanologen von KVERT anhaltendes Domwachstum. Die Ausbrüche zwischen dem 10. und 13. April bezeichnen sie als Paroxysmen. Der Alarmstatus wurde von „rot“ auf „orange“ herabgestuft. Sollte es sich bei der Eruption tatsächlich um einen Paroxysmus gehandelt haben, muss man mit weiteren Ausbrüchen dieser Art rechen, denn typischerweise kommen Paroxysmen in Serien und werden durch aufsteigende Magmablasen verursacht, die schnell entgasen, womit dombildende Vulkane wie der Shiveluch aufgrund ihrer zähflüssigen andesitischen bis dazitischen Magmen eigentlich ein Problem haben. Gesichert scheint indes die Erkenntnis zu sein, dass neues Magma aufsteigt und sich die Eruption nicht ihrem Ende zuneigt.

Inzwischen sind auch russische Wissenschaftsteams am Shiveluch eingetroffen, die die Vorgänge am Vulkan untersuchen. Diese Arbeiten müssen allerdings aus der Ferne stattfinden. Leider gibt es keine online verfügbaren Messdaten wie Seismik und Bodendeformation. Einzig Webcams sind online, die geben aber nur selten einen Blick auf den Vulkan her, denn die meiste Zeit über ist der Vulkan hinter Wolken verborgen.

Es war übrigens nicht der erste große Ausbruch des Shiveluch-Vulkans. Ein ähnliches Ereignis manifestierte sich 2005. Damals flossen Pyroklastische Ströme ebenfalls 20 km weit.

Naturkatastrophen-News am 15.04.23: Florida

Überflutungen in Florida legen Flughafen lahm

Starke Unwetter sorgten in den vergangenen Tagen zu Überschwemmungen im US-Bundesstaat Florida. Besonders hart traf es die Stadt Fort Lauderdale, die sich nördlich von Miami anschließt und einen großen internationalen Flughafen beherbergt. Dort kam es zu massiven Überschwemmungen, so dass der Flughafen gesperrt werden musste. Videos zeigen, wie Flugzeuge durchs knöcheltiefe Wasser geschleppt wurden. Tausende Passagiere strandeten am Flughafen. In der Stadt wurden zahlreiche Straßen überflutet. Einige Menschen machten sich einen Spaß aus der Situation und schwammen in den Straßen anstatt im Meer. Todesopfer wurden nicht gemeldet.

Die Überflutungen wurden durch rekordverdächtige Niederschläge ausgelöst. Die Wetterdienste meldeten für Fort Lauderdale bis zu 600 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden. Stellenweise sollen sogar bis zu 1000 mm Regen auf den Quadratmeter geprasselt sein. In einigen Newsmeldungen lokaler Medien ist zu lesen, dass während der Höhepunkte der Niederschläge innerhalb einer Stunde so viel Wasser vom Himmel fiel wie sonst in einem Monat. Kevin Guthrie, Direktor der Florida Division of Emergency Management, sagte: „Dies ist die zweitgrößte Überschwemmungskatastrophe, die ich in meiner Amtszeit als Notfallmanager in den letzten 33 Jahren erlebt habe“, übertroffen nur vom Hurrikan Ian. Solche Niederschläge sind für ein normales Sturmsystem extrem ungewöhnlich und kommen normalerweise nur im Rahmen eines sehr starken Hurrikans vor. Die Medien sprechen hier von einem Jahrtausendereignis, wobei ich mit solchen Superlativen in Zeiten einer Häufung von Extremwetterereignissen vorsichtig wäre.

Der Wetterdienst von Miami verkündete, dass das Wasser im Stadtteil Edgewood nördlich des internationalen Flughafens Fort Lauderdale am tiefsten stand: Dort knackte der Wasserstandspegel knapp die 1-Meter-Marke.

Viele Autoren machen die Übergangsperiode der pazifischen Klimaphänomene vom La Nina zu El Nino für die Wetterkapriolen verantwortlich, die vielerorts Hochwasserkatastrophen bedingen. Es steht der Verdacht im Raum, dass der anthropogene Klimawandel diese Phänomen deutlich häufiger auftreten lässt als es noch vor wenigen Jahren der Fall war. Meine Lieblingstheorie hingegen ist, dass der submarine Vulkanausbruch vor Tonga, der letztes Jahr riesige Wasserdampfmengen in die Atmosphäre eintrug für die erhöhten Niederschläge in tropischen und subtropischen Regionen zumindest mitverantwortlich ist.


Weitere Meldungen:

Sandsturm in China

In den letzten Tagen wüteten ein gigantischer Sand- und Staubsturm über weite Gebiete im Norden Chinas und der Mongolei. Mehr als 400 Millionen Menschen sind davon betroffen gewesen. Auch die chinesische Hauptstadt blieb hiervon nicht verschont. Die Sichtweite betrug stellenweise nur noch wenige Meter. Der aufgewirbelte Sand stammte aus den Wüstengebieten der Mongolei und der Wüste Gobi. Diese Sandstürme sind typisch für das Frühjahr.


Hagelsturm in Saudi Arabien

Bereits am Dienstag ereigneten sich in Saudi Arabien starke Hagelstürme. Besonders schlimm traf es die Stadt Al Baha, wo die Eismassen Straßen blockierten und weggeschaufelt werden mußten. Teilweise kam dabei auch schweres Gerät wie Bagger und Tieflader zum Einsatz. Hagelstürme sind im Winter und Frühjahr dort keine Seltenheit, doch selten sind sie so extrem wie dieses Jahr.

Aktuell ist dort das Wetter wieder schön, bei angenehmen 23 ° C.

Vulkan Shiveluch – News am 15.04.23

 

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Postdom

Neuer Krater anstelle des Doms am Shiveluch-Vulkan

Die Folgen der starken Eruptionen die den russischen Vulkan Shiveluch zwischen dem 10. und 13. April erschütterten, sind nun erstmals nach einer Besserung des Wetters sichtbar geworden: Anstelle des Doms, der seit 1980 wuchs, ist ein großer Krater getreten. Er hat einen Durchmesser von mindestens 1 km. Damit ist er doppelt so groß wie der Vesuvkrater. Juri Demjantschuk vom Observatroium der Kljutschewskaja-Vulkangruppe, das auch den Shiveluch überwacht, meinte in einem Statement, dass es so aussieht, als hätte es seitwärtsgerichtete Explosionen gegeben, die das Material in südöstlicher Richtung auswarfen und für die großen Pyroklastischen Ströme verantwortlich waren.

Wie es am Shiveluch weiter geht ist offen, doch die Erfahrung zeigt, dass sich ein Vulkan bei solch starken Eruptionen meistens erst einmal auspowert und dann für einige Jahre ruhig ist. Selbst wenn es zu neuem Domwachstum kommen sollte, wird es eine Weile dauern, bis der neue Dom den Krater – dessen Tiefe wir noch nicht kennen – aufgefüllt ist und der Dom wieder sichtbar sein wird. Erst wenn er den Kraterrand wieder überragt ist mit neuen Abgängen von Schuttlawinen und Pyroklastischen Strömen zu rechnen.

4 Szenarien für die Vorgänge am Shiveluch

Ich kann mir 4 Möglichkeiten vorstellen, warum die starken Explosionen ausgelöst wurden. Szenario a) besteht darin, dass es zu einem größeren Kollaps am Dom kam. Durch die Druckentlastung entgasten das Magma im Fördersystem und die Lava des Domes schlagartig, was zu Explosionen führte. Dieses Szenario halte ich für das wahrscheinlichste, besonders, da es zu seitwärtsgerichteten Explosionen gekommen sein soll. Die Explosionen fanden in Richtung der Druckentlastung, also des partiellen Domkollapses statt. Natürlich kann auch eine initiale Eruption ein Abscheren des Doms verursacht haben, in deren Folge es dann zu einer südostwärtsgerichteten Explosion kam. Das Szenario b) legt zugrunde, dass es zum Magmamixing gekommen ist, als primitives Magma aus der Asthenosphäre in den Magmenkörper unter dem Vulkan eindrang, in dem sich ein stärker differenziertes Magma befunden hat, was oft starke explosive Eruptionen auslöst. Solches Magmanmixing ist oft anhand von Lavaproben nachweisbar. Im Szenario c) wurde eine stark gashaltige Restschmelze eruptiert, was dann tatsächlich das vorläufige Ende der eruptiven Tätigkeit am Shiveluch bedingen würde. Im letzten Szenario d) kam es zum Kontakt einer größeren Menge Wassers mit aufsteigendem Magma und löste phreatomagmatische Explosionen aus. Als Quelle des Wassers käme der nahe Kamtschatka-Fluss infrage, aber auch eine sehr wasserhaltige Schmelze, was für Szenario b) sprechen würde.

Die starken Entgasungen am Shiveluch zeigen, dass die eruptive Phase noch nicht beendet ist. Es gibt auch immer noch VONA-Warnungen vom VAAC, die Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m melden. Die starken Entgasungen deuten an, dass eine größere Menge Wasser seine Finger im Spiel hat.

Vulkan Popocatepetl – News am 14.04.23

Weitere Eruptionen mit Domwachstum am Popocatepetl

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl ist weiterhin aktiv und erzeugt zunehmend stärkere explosive Eruptionen. Das VAAC detektiert Vulkanasche in einer Höhe von 6200 m. Sie driftet südostwärts und erreicht sogar die Karibikküste. CENAPRED berichtet gestern von 5 Eruptionen. 4 werden als schwach bezeichnet, eine als mittelstark. Sie manifestierte sich um 23.21 Uhr (Ortszeit). Außerdem gab es 162 Asche-Dampf-Exhalationen. Von Seiten der Seismik wurde ein vulkanotektonisches Erdbeben aufgezeichnet, sowie Tremor mit einer Gesamtdauer von 195 Minuten. Die Vulkanologen bestätigen, dass es wieder ein Domwachstum im Krater gibt.

Dazu schreiben sie: „Explosionen am Popocatepetl oder an anderen aktiven Vulkanen werden von seismischen und akustischen Signalen begleitet, die von Druckdetektoren oder Mikrofonen aufgezeichnet werden. Je nach den atmosphärischen Faktoren zum Zeitpunkt der Ereignisse oder den morphologischen Bedingungen des Kraters sind sie in unterschiedlicher Intensität zu hören. Dies ist ein normales Phänomen und nicht unbedingt ein Hinweis auf verstärkte vulkanische Aktivität. Beim derzeitigen Zustand des Popocatepetl, der durch die Bildung kleiner Lavadome und deren anschließende Zerstörung durch überwiegend kleine bis mittlere Explosionen gekennzeichnet ist, ist es wahrscheinlich, dass die Bevölkerung in der Nähe des Vulkans in den nächsten Tagen oder Wochen diese hörbaren Phasen wahrnehmen wird.“ Meiner Meinung nach deuten diese Phänomene schon auf eine erhöhte Aktivität hin, auch wenn sie nicht so stark werden müssen, dass eine Gefahr für die Bevölkerung besteht.

CENAPRED bittet die Bevölkerung, sich dem Vulkan und insbesondere dem Krater wegen der Gefahr herabfallender ballistischer Fragmente nicht zu nähern und sich bei starken Regenfällen wegen der Gefahr von Schlamm- und Murgängen vom Boden der Schluchten fernzuhalten.

In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass wir weltweit gerade viele Vulkane mit Domwachstum haben. Sie sind überwiegend effusiv tätig, wobei die zähflüssige Lavapfropfen im Förderschlot bildet, die dann herausgesprengt werden. Explosionen können auch partiellen Domkollaps verursachen, sodass Pyroklastische Ströme entstehen. Obwohl wir also überwiegend effusiven Vulkanismus erleben, ist es auffällig, dass praktisch kein echter Lavasee mehr aktiv ist, sieht man einmal von den kleineren Lavalinsen von Villarrica und Mount Erebus ab.

Zusammenfassung:

  • In Mexiko eruptiert der Popocatepetl Vulkanasche, die bis auf 6700 m Höhe aufsteigt.
  • Im Krater wächst ein Lavadom, der von Explosionen immer wieder zerstört wird.
  • Gefahr für die Anwohner des Vulkans besteht derzeit nicht.

Erdbeben Mw 7,0 vor Java- News am 14.04.23

Starkes Erdbeben in der Javasee

Datum 14.04.23 | Zeit: 09:55:48 UTC | 6.00 S ; 112.06 E | Tiefe: 633 km | Mw 7,0

Die Javasee liegt nördlich der indonesischen Insel Java und wurde heute Mittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 7,0 erschüttert. Da sich das Hypozentrum in der sehr großen Tiefe von 633 km befunden hat, muss man genaugenommen von einem Mantelbeben sprechen. Das Epizentrum lag 100 km nördlich von Tuban. Aufgrund der großen Tiefe des Erdbebenherds wirkte sich das Beben oberflächlich relativ schwach aus, wurde von Bewohnern der Region aber deutlich wahrgenommen.

Obwohl sich das Beben nördlich von Java zutrug, fand es seinen Ursprung aber in der Subduktion des Sundagrabens südlich der Insel: Dort taucht die Indoaustralische Platte unter die Sundaplatte ab und wird teilweise aufgeschmolzen. Das Beben muss sich an einem nicht duktilen Stück der subduzierten Kruste ereignet haben, die sich im Erdmantel verklemmt hatte und nun mit einem Ruck freikam.

Bereits in der letzten Woche hat es südlich von Bali ein Beben M 5,8 in 60 km Tiefe gegeben. Hier könnte sich das Beben am gleichen Plattensegment ereignet haben wie heute, nur näher an der Subduktionszone und noch nicht im Erdmantel, sondern in der Asthenosphäre gelegen. Die Vermutung liegt nahe, dass auch die Regionen der subduzierten Platte zwischen den beiden Hypozentren unter Spannungen stehen, daher ist mit weiteren Erdbeben in Tiefen jenseits der Erdkruste zu rechnen. Eine Tsunamigefahr besteht bei diesen Beben in der Regel nicht. Doch sie können sich unterschiedlich stark an der Oberfläche auswirken, so dass auch diese Beben Schäden hervorrufen können.

Beim Sundgraben handelt es sich um eine 2250 km lange und 7290 m tiefe Rinne, die südlich der Inseln des Sundbogens verläuft. Sie ist regelmäßig Schauplatz starker Erdbeben, bei der auch Tsunamis entstehen können.

Erdbeben-News 14.04.23: Vancouver

Erdbeben Mw 6,0 erschüttert kanadische Vancouver-Island-Region

Datum 13.04.23 | Zeit: 15:54:54 UTC | 49.19 N ; 129.64 W | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Gestern Nachmittag um 15:54:54 UTC (08:54:54 Uhr Lokalzeit) wurde die pazifische Region von Vancouver-Island von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 240 km südwestlich von Port McNeill verortet. Obwohl das Beben weit vor der Küste des Kanadischen-US-Amerikanischen Grenzgebietes lag, liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge schreibt: „Als ich im Bett lag, spürte ich für ein paar Sekunden ein seltsames tiefes Grollen. Mein erster Gedanke war, dass es sich um ein Erdbeben handelte, aber dann dachte ich, es könnte ein großer Lastwagen gewesen sein, der vorbei fuhr. Dann sah ich vor einer Minute einen Beitrag, dass es ein Erdbeben gab.“ Offenbar kam der Erdstoß in bewohntem Gebiet nur schwach an. Das muss aber nicht heißen, dass es beim nächsten Erdbeben in der Region wieder so glimpflich verläuft, denn die tektonische Situation von Vancouver Island ist brisant: Der Ozeanboden des Pazifiks ist hier zerbrochen und eingekeilt zwischen der Nordamerikanischen Kontinentalplatte und der Pazifischen Ozeanplatte liegt die ebenfalls ozeanische Juan-de-Fucca-Mikroplatte. Sie wird unter Nordamerika subduziert, wobei die Plattengrenze weiter nordwestlich als Blattverschiebung ausgeprägt ist und zum Cascadia-Trench gehört. Bei der Grenze zur Pazifikplatte handelt es sich um eine segmentierte Divergenzzone, unter der ein Ozeanischer Rücken vermutet wird. Dort manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Im Angesicht der komplexen Tektonik und der Tsunami-Gefahr, die vor allem bei starken Erdbeben am Cascadia-Trench besteht, griffen lokale Medien den Erdstoß in ihrer Berichterstattung auf und interpretierten das Beben als Erinnerung an die latente Gefahr, die von Erdbeben in dieser Region ausgeht. So wird der Seismologe John Cassidy von Natural Resources Canada zitiert, der das Beben schon als ziemlich stark bezeichnete. Das Erdbeben ereignete sich in einer der Regionen Kanadas, die zu den semisch aktivsten gehört. Er betonte aber, dass vom Erdbeben an dieser Verwerfung keine Tsunamigefahr ausging.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Iran: Erdbeben Mb 4,5

Datum 14.04.23 | Zeit: 03:45:58 UTC | 32.09 N ; 50.05 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Im Iran gab es heute Nacht ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,5. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 52 km west-südwestlich von Fārsān festgestellt.


Island: erhöhte Seismizität

Ohne auf ein bestimmtes Einzelbeben einzugehen, möchte ich darauf hinweisen, dass die Seismizität unter Island zugenommen hat. IMO zeichnete innerhalb von 48 Stunden 119 Erschütterungen auf. Sie konzentrierten sich auf die Störungszonen auf der Reykjanes-Halbinsel, an der TFZ und in der Askja-Herdubreid-Gegend.

Vulkane Kamtschatkas von Oben – News am 13.04.23

Die sibirische Halbinsel Kamtschatka (Russland) weist eine der dichtesten Konzentrationen aktiver Vulkane auf. Es werden 29 Vulkane als potenziell aktiv eingestuft. Aktuell befinden sich 2 Domvulkane in Eruption und sorgen für Schlagzeilen in den Medien. Bei diesen Vulkanen handelt es sich um Shiveluch und Bezymianny, die in gut 100 Kilometer Entfernung zueinander liegen. An klaren Tagen kann man vom Gipfel des einen Vulkans zum anderen blicken. In der Mitte der beiden Vulkane liegt die Ortschaft Kliutschi. Normalerweise ist sie von den Vulkanen weit genug entfernt, um nicht von den Eruptionen beeinflusst zu werden, doch aktuell sieht es anders aus: Die große Eruption des Shiveluchs, die sich Anfang der Woche zugetragen hat und immer noch nicht ganz vorbei ist, bedeckte den Ort mit einer dicken Ascheschicht, die das öffentliche Leben lahmlegte und den Kindern schulfrei bescherte. In der Vorwoche kam es zu größeren Eruptionen am Bezymianny, die zwar kleiner waren als jene am Shiveluch, aber dennoch ebenfalls Pyroklastische Ströme erzeugten und Aschewolken, die 6 bis 8 km hoch aufstiegen. Doch das ist nichts im Vergleich zur Höhe der Aschewolken am Shiveluch, die etwa die doppelte Höhe erreichten. Beide Aschewolken verbreiteten sich über große Gebiete und drifteten mehr als 1000 km weit. Zum Glück breiteten sich die Aschewolken vom Bezymianny Richtung Osten aus und blieben weitestgehend über unbewohntes Gebiet, sodass keine Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Bild der Verwüstung am Shiveluch

Inzwischen sind am Shiveluch Vulkanologen eingetroffen, die die Folgen der Eruption genauer untersuchten. Sie steuerten eine Drohne über das dampfende Ignimbritfeld, das aus den Ablagerungen der Pyroklastischen Strömen besteht und sahen nur noch Stümpfe von Bäumen aus den Ablagerungen herausragen. Die Pyroklastischen Ströme stoppten erst an einer Straße. Die Forscher schrieben in einem Statement, dass die Dichteströme mindestens 19 km weit glitten und damit die Grenzen des Sperrgebietes um den Vulkan um 4 km überschritten.

Das NASA-Earthobservatorium und Sentinel-hub veröffentlichten heute Satellitenaufnahmen der beiden Vulkane, die die Ascheschleppen zeigen.

Vulkan Piton Fournaise – News am 13.04.2023

Seismik und Inflation unter dem Piton Fournaise

Die letzte Eruption am französischen Vulkan Piton de la Fournaise liegt nun bereits sieben Monate zurück, doch nun gibt es erste Anzeichen, dass sich der Vulkan auf eine neue Eruption vorbereitet. Vorgestern veröffentlichte das OVPF einen neuen Bericht. Dort ist zu lesen, dass seit Ende März die Seismizität ansteigt: zwischen dem 30. März und dem 10. April wurden 66 vulkanotektonische Erdbeben mit geringen Magnituden registriert. Sie manifestierten sich in einer Tiefe von 1,5 bis 2 km unterhalb des Hauptkraters Dolomieu. Gleichzeitig wurde eine Bodenhebung registriert, die infolge von Magmenaufstieg stattfindet. Die Forscher gehen davon aus, dass sich ein flach gelegener Magmenkörper bildet bzw. füllt, was letztendlich zu einer Eruption führen wird. Man betont zwar, dass der Druckanstieg innerhalb des Reservoirs nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem baldigen Ausbruch ist, doch die Erfahrung zeigt, dass es sehr wahrscheinlich auf eine neue Eruption herauslaufen wird. Selten legt der Piton de la Fournaise eine mehrjährige Eruptionspause ein. Normalerweise kommt es zu 2-3 Eruptionen jährlich.

Im Statement des Vulkanologischen Observatoriums am Piton Fournaise heißt es: „Diese Seismizität folgt auf eine erneute Inflation der Spitze des Gebäudes des Piton de la Fournaise seit Anfang März 2023. Diese Inflation ist mit einer Druckerhöhung des oberflächlichen Magmareservoirs verbunden, das in einer Tiefe von etwa 1,5-2 km lokalisiert ist. Das Auftreten von Seismizität am Dach des Reservoirs zeigt, dass sich dieser Druckaufbauprozess intensiviert, auch wenn die Magnitude und die Anzahl der Beben weiterhin moderat sind. Eine Auffüllung des Reservoirs kann mehrere Tage bis Wochen dauern“.

Die letzte Eruption fand am 19. September 2022 statt. Sie hatte etwas mehr als zwei Wochen gedauert, bevor sie am 5. Oktober zum Stillstand kam. Der entstandene Kegel wurde als „Piton Tikal“ bezeichnet.

Über den Vulkan Piton Fournaise

Beim Piton de la Fournaise handelt es sich um einen 2631 m hohen Schildvulkan vom Hawaii-Typ, der sich über eine Mantelplume bildete. Er liegt auf der Insel La Réunion die sich im Indischen Ozean nahe Madagaskar befindet. La Réunion ist ein französisches Überseedepartement und gehört zu Frankreich und der EU. Neben den kanarischen, italienischen und isländischen Feuerbergen ist der Fournaise somit einer der wenigen Vulkane, die politisch betrachtet zu Europa zählen.

Zusammenfassung:

  • Unter dem Piton Fournaise wurden seit Ende März 66 VT-Erdbeben registriert.
  • Es findet Bodenhebung infolge von Magmeninflation statt.
  • Der Druck im Magmenkörper steigt.
  • Es könnte mittelfristig betrachtet zur Eruption kommen.