Erdbeben-News 26.03.23: Island

Schwarmbeben am Rand der Katla

Datum 24.03.23 | Zeit: 22:33:35 UTC | 63.956 ; -19.381 | Tiefe: 6,1 km | Ml 2,3

Gestern kam es unter Katla und Myrdalsjökull zu einem kleinen Schwarmbeben. Die Beben verteilten sich auf zwei Areale. Eines lag im Südwesten der Caldera, ein weiteres am Nordwestrand des Gletschers. Die meisten Erschütterungen hatten sehr schwache Magnituden und lagen im Bereich der Mikroseismizität. Insgesamt wurden im Einzugsbereich des Myrdalsjökull innerhalb von 2 Tagen 29 Erdbeben festgestellt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf M 2,3 und hatte ein Hypozentrum in 6,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13.1 km nordwestlich von Álftavatn verortet.

Der Ursprung der Beben ist nicht zweifelsfrei geklärt. Sie könnten rein tektonischer Art sein oder im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion stehen, wobei es möglich ist, dass aufsteigendes Magma Störungszonen aktiviert und somit tektonische Erdbeben auslöst. Besonders die flach gelegene Erschütterungen am Gletscherrand könnten durch Eisbruch ausgelöst worden sein. Die GPS-Daten im Bereich der Katla sind unauffällig, sodass es keine Indizien für eine stärkere Inflation gibt. Dass die Beben einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch ankündigen ist unwahrscheinlich. Statistisch gesehen ist eine Eruption der Katla überfällig, doch das scheint den Vulkan nicht weiter zu stören. Vor einem Vulkanausbruch würde man wochenlang anhaltende Erdbebenschwärme erwarten, bei denen es täglich zu Hunderten Erdbeben kommt.

Auch in anderen Bereichen von Island kam es zu weiteren Erdbeben. So zeigen die Erdbebenlisten von IMO für die letzten 48 Stunden 167 Erschütterungen an. Zu Erdbeben kam es in der Region Selfoss, auf der Reykjanes-Halbinsel in Zentralisland und an der Nordküste. Im Bereich der Tjörnes-Fracture-Zone wurden 15 Erschütterungen detektiert. Im Bereich des Askja-Herudbreid-Systems ereigneten sich vergleichsweise wenige Erdbeben. Dafür hält die Bodenhebung an der Messstation OLAC weiter an und beträgt fast 53 cm. Auch wenn es im Moment keine weiteren Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption gibt, bleibt die Situation spannend.

Beim Myrdalsjökull handelt es sich übrigens um den 4. größten Gletscher auf Island. Der Plateaugletscher bedeckt eine Fläche von fast 600 Quadratkilometern. Unter dem Gletscher liegt die gut 100 Quadratkilometer große Katla-Caldera.

Zusammenfassung:

  • Im Bereich der Katla und des Myrdalsjökull gab es Schwarmbeben.
  • Ein Cluster lag innerhalb der Caldera, ein weiterer am Nordwestrand des Gletschers.
  • Auch in anderen Regionen Islands gab es schwache Erdbeben.

Vulkan Semeru mit Lahar am 26.03.23

Vulkan: Semeru | Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Aktivität: Dom

Lahar am Semeru löst Panik aus

Am indonesischen Vulkan Semeru lösten vorgestern starke Regenfälle einen Lahar aus. Er bewegte sich sehr schnell und rauschte durch den Fluss Kobokan Bulk, der zum Flussgebiet in Lumajang gehört. Dort riss der Schlammstrom einen Bagger und einen Lastwagen von Sandschürfern mit. Die Arbeiter flohen in Panik vor den Schlammmassen. Tatsächlich brach auch ein Deich am Flussufer, sodass der Lahar in die Dörfer Supit Urang und Sumber Wuluh eindrang und mindestens 3 Häuser beschädigte und mit Schlamm flutete. Der Schlamm lagerte sich 25 cm hoch in den Gebäuden ab. Auch hier flohen die Anwohner panikartig vor dem Lahar. Die Angst der Menschen ist nicht unbegründet, denn schon öfters kamen Personen bei ähnlichen Ereignissen am Semeru ums Leben. Lahare gehören neben den Pyroklastischen Strömen zu den zerstörerischen Phänomenen eines Vulkans, obwohl sie eigentlich nicht direkt eruptiert werden, sondern ein Nebenprodukt der Eruptionen sind. Lahare entstehen, wenn am Vulkanhang abgelagerte Tephra aus Vulkanasche und Lavablöcken von Wasser mobilisiert wird. Das Wasser stammt für gewöhnlich von starken Regenfällen, es gibt aber auch Laharen, die durch Wasser aus einem Kratersee gespeist werden. Ein Kratersee kann auslaufen, indem sich ein Riss in der Kraterwand bildet oder überlaufen, wenn er zu voll wird. Natürlich können auch explosive Eruptionen das Wasser aus einem Kratersee schleudern. Eine weitere mögliche Wasserquelle ist Schmelzwasser von einem Gletscher am Vulkangipfel.

Im Falle des Semerus stammt das Wasser von starken Regenfällen. Die Tephra wird von den täglichen Eruptionen gefördert. Davon werden zur Zeit zwischen 80 und 100 pro Tag registriert. Vulkanisch bedingte Erdbeben gibt es nur wenige. Dafür wächst im Krater ein Panake-Lavadom, von dem ein kleiner Lavastrom ausgeht, der durch eine Bresche in der südlichen Kraterwand fließt. Auf Sentinel-Satellitenfotos erkennt man, dass der Lavastrom derzeit nur rudimentär ausgeprägt ist und praktisch nur eine kleine Lavazunge bildet. In aktiveren Zeiten gehen von ihm Schuttlawinen und Pyroklastische Ströme ab, so wie es aktuell am Merapi der Fall ist, der ebenfalls auf der Insel Java liegt. Allerdings besteht der Dom am Merapi aus Lava, die noch zäher ist als am Semeru und es bildet sich kein Lavastrom.

Zusammenfassung:

  • Ein Lahar am Semeru floss durch den Fluss Kobokan Bulk.
  • Der Schlammstrom erfasste Baufahrzeuge der Sandschürfer.
  • Die Schlammmassen sprengten einen Deich und Flossen in 2 Dörfer.
  • Mindestens 3 Gebäude wurden beschädigt und Anwohner flohen in Panik.

Naturkatastrophe am 25.03.23 in den USA: Tornado

Tornado verwüstet zwei Kleinstädte in den USA

Der US-Bundesstaat Mississippi wurde erneut von einem Tornado heimgesucht, der große Zerstörungen in den Städten Silver City und Rolling Fork anrichtete. Bis jetzt wurden 23 Todesopfer bestätigt und die Zahl wird wahrscheinlich weiter steigen, da noch 4 Personen als vermisst gelten.

Der Tornado bildete sich im Zuge von Unwettern, die die Bundesstaaten Mississippi, Alabama und Tennessee heimsuchten und auch abseits des Tornados Schäden verursachten. In Medienberichten heißt es zudem, dass sich weitere Tornados gebildet hätten. Was sie anrichteten, darüber liegen noch keine genauen Berichte vor. In den drei Bundesstaaten kam es zu Stromausfällen, von denen fast 100.000 Menschen betroffen waren. Die Unwetter brachten zudem starken Hagelniederschlag mit sich. Es wurde von golfballgroßen Hagelkörnern berichtet.

In Bezug auf den Tornado, der Silver City und Rolling Fork traf, schrieb die Katastrophenschutzbehörde von Mississippi (MSEMA) auf Twitter, dass es neben den Todesopfern und Vermissten zahlreiche Personen mit Verletzungen gab. Such- und Rettungsteams sind nach wie vor im Einsatz.

Brandy Showah, ein Bürger aus Rolling Fork, äußerte sich gegenüber dem Fernsehsender CNN und sagte: „Das war eine großartige Kleinstadt- und jetzt ist sie weg.“

Wetterdienste berichten, dass der Tornado eine Windgeschwindigkeit von bis zu 113 km/h hatte. Damit fällt er in die niedrigste Kategorie und sollte der Wert stimmen, dann ist seine große zerstörerische Kraft umso erstaunlicher. Tornados der stärksten Kategorie F5 können Windgeschwindigkeiten von bis zu 318 km/h erzeugen.

Tornados entstehen, wenn in einer Gewitterwolke feuchtwarme- und damit energiereiche- Luft spiralförmig nach oben steigt und aufgrund einer starken seitlichen Windscherung in Rotation versetzt wird. Es entsteht eine schlauchartige Unterdruckzone. Erreicht sie den Boden, spricht man von einem Tornado.

Die tornadoreichsten Monate in den USA sind März, April und Mai. Oft suchen sie sich ihren Weg entlang der Tornado-Alley im Mittleren Westen der USA.

Meldungen über Naturkatastrophen gibt es aktuell nicht nur aus den USA. In Spanien lodert ein großer Waldbrand. Als erster großer Waldbrand des Jahres in Europa verwüstete er bereits eine Fläche von 4000 Hektar.

Zusammenfassung:

    • Im US-Bundesstaat Mississippi verwüstete ein Tornado zwei Kleinstädte
    • Mindesten 23 Personen starben. 4 Menschen werden vermisst. Es gab viele Verletzte.
    • In Spanien zerstörte ein Feuer bereits 4000 Hektar Waldfläche.

Erdbeben-News 25.03.23: Hawaii

Erdbeben Ml 4,2 erschüttert Vulkan Mauna Loa auf Hawaii

Datum 24.03.23 | Zeit: 03:04:00 UTC | 19.49 N ; 155.46 W | Tiefe: 14 km | Ml 4,2

Gestern ereignete sich auf Big Island Hawaii ein moderates Erdbeben der Lokal-Magnitude (Richterskala) 4,2. Das Hypozentrum befand sich in 14 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 km westlich des Ortes Volcano verortet. Schaut man auf die Erdbebenkarte, dann sieht man, dass sich das Beben am Nordostrift des weltgrößten Vulkans Mauna Loa ereignete. Es folgten mehr als 20 schwache Nachbeben. Die Daten stammen vom EMSC. Das USGS berechnete zuerst eine Magnitude von 4,1, stufte sie aber anschließend auf Ml 3,9 herab. Die Geowissenschaftler vom HVO schrieben in einem Statement, dass es sich bei dem Beben um ein tektonisches Ereignis an der Kaʻōiki-Verwerfungszone handelte und dass es nicht mit magmatischer Aktivität innerhalb des Mauna Loa zusammenhing. Es soll auch keinerlei Auswirkungen auf das Fördersystem des Nachbarvulkans Kilauea gehabt haben.

Am Kilauea wird weiterhin eine schwache bis moderate Bodenhebung infolge von Magmen-Inflation registriert und eine neue Eruption könnte ohne große Vorwarnungen beginnen. Für den Mauna Loa hält man das allerdings für unwahrscheinlich, da der Vulkan nicht so häufig ausbricht und erst im letzten Jahr Druck in einer Eruption abgebaut hat. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir nicht wieder 38 Jahre warten müssen, bevor wir den nächsten Vulkanausbruch am Mauna Loa erleben werden.

In der Region der Kilauea-Gipfelcaldera werden täglich um die 50 schwache Erdbeben festgestellt. Die meisten Erschütterungen haben Magnituden im Mikroseismik-Bereich. Entlang des Ostrifts gibt es keine signifikanten Änderungen. Es ist vollkommen ungewiss, ob der Puu’O’o-Krater jemals wieder aktiv werden wird. Die Seismizität bei Pahala am unteren Südwestrift ist nicht mehr ganz so stark, wie es noch zum Jahresanfang der Fall war. Es sieht so aus, als wäre der Magmenzustrom in den unteren Magmenkörper geringer geworden.

Zusammenfassung:

  • Im Nordosten des Vulkans Mauna Loa gab es ein Erdbeben Ml 4,2 (Ml 3,9 laut USGS).
  • Es gab gut 20 Nachbeben.
  • Der tektonisch bedingte Erdstoß manifestierte sich an der Kaʻōiki-Verwerfungszone.

Erdbeben-News 24.03.23: Schwarmbeben

Heute gibt es gleich 2 Schwarmbeben in vulkanisch aktiven Regionen. Sie finden sich in Süditalien und auf Island. Konkret ist die Rede von einem Schwarm in der italienischen Caldera Campi Flegrei und auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Reykjanes: Schwarmbeben bei Bláfjallaskáli

Der seismische Schwarm bei Bláfjallaskáli setzte am Mittwochabend ein, als erste Erschütterungen registriert wurden. Im Laufe der Nacht steigerte sich die Erdbebentätigkeit und bis heute Nachmittag wurden im Bereich der Reykjanes-Halbinsel 151 Erdbeben registriert. In der Region Bláfjallaskáli gab es zwar die meisten Beben, doch einige manifestierten sich auch in anderen Lokationen der Halbinsel. Laut IMO hatten 22 Beben Magnituden im 2er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Md 2,8 und hatte ein Hypozentrum in 5,8 km Tiefe. Die Erdbeben sind wahrscheinlich tektonischer Natur. Es ist nicht auszuschließen, dass die Beben zumindest indirekt mit Magmenaufstieg assoziiert sind. Doch bevor man hier über einen bevorstehenden Vulkanausbruch spekulieren kann, müsste die Aktivität wochenlang anhalten und noch stärker werden.

Bláfjallaskáli ist ein Wintersportgebiet am BláfjöllVulkansystem, dass sich in einem der 5 großen Spaltensysteme von Reykjanes befindet. Hierbei handelt es sich um das Brennisteinsfjöll- System. Zum Bláfjöll-Vulkansystem gehört auch die Lavahöhle, die als begehbare Magmakammer des Vulkans Thrihnukagigur beworben wird. Die Beben dürften den Betreiber des Betriebs nicht erfreuen.

Auch an anderen Stellen auf Island kam es zu weiteren Erdbeben. Hervorheben möchte ich einige Erschütterungen, die sich unter dem Gletschervulkan Katla ereigneten. Hier gab es in den letzten 2 Tagen 17 schwache Beben. Eine Handvoll Erdbeben gab es auch im Bereich des Askja-Herdubreid-Systems. Doch hier ist eher ein Rückgang der seismischen Aktivität festzustellen als eine Aktivitätssteigerung.


Campi Flegrei mit Schwarmbeben

Unter der süditalienischen Caldera gab (und gibt) es ein Schwarmbeben, das heute 24 Einzelerschütterungen erzeugte. Das stärkste Beben brachte es auf eine Magnitude von 2,6. Es hatte ein Hypozentrum in 2,4 km Tiefe und ein Epizentrum, das ein wenig östlich des Kraterandes der Solfatara lag. Die Bodenhebung hält unvermindert an.

Im letzten Bulletin hieß es, dass sich der Boden seit 2011 bis jetzt um 1 Meter hob. Die restlichen geophysikalischen Parameter lagen im Bereich dessen, was man mittlerweile gewöhnt ist.

Zusammenfassung:

  • Im isländischen Vulkangebiet von Bláfjöll kommt es zu einem Schwarmbeben.
  • Bis jetzt wurden gut 150 Beben in dem Areal registriert.
  • Einen Erdbebenschwarm gibt es auch unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei.
  • Hier wurden 24 Beben festgestellt.

Vulkan Merapi mit Domwachstum am 24.03.23

Vulkan Merapi | Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Lavadome des Vulkans Merapi sind heiß und gewachsen

Der Merapi stand in den letzten Tagen vor allem wegen seiner Pyroklastischen Strömen in den Schlagzeilen der News auf Vnet, die relativ unvermittelt auftraten. Zwar wies ich in meinen Updates immer auf die rege seismische Tätigkeit hin, denn es wurden seit Monaten ungewöhnlich viele vulkanotektonische Erdbeben registriert, doch die beiden Lavadome im Vulkankrater schienen nicht zu wachsen. Erst spät wurde vom BPPTKG – PVMBG kommuniziert, dass die Volumenangaben in den wöchentlichen Bulletins nicht aktuell waren, denn sie basierten auf Daten, die wochenlang nicht aktualisiert wurden. Ein nicht unbedeutender Umstand, wenn man die Gefahrenlage am Vulkan eigenständig einschätzen will, was in Indonesien allerdings genauso wenig gewünscht ist, wie in allen anderen Staaten der Erde! Es gibt eine Einigung zwischen den vulkanologischen Observatorien, dass immer nur das für den Vulkan zuständige Observatorium Berichte zum Vulkan herausbringt. Alle anderen enthalten sich jeglichen Kommentars, was natürlich zur Folge hat, dass evtl. Fehlinformationen und falsche Einschätzungen gar nicht oder nur spät entdeckt werden. Jedenfalls gab es im letzten Wochenbericht vom PVMGB neue Werte, die mit Hilfe von Drohnenaufnahmen am 13. März ermittelt wurden. Demnach hatte der zentrale Lavadom ein Volumen von 2.312.100 Kubikmetern angegeben (vorher 2.267.400 Kubikmeter) und der südwestliche Dom brachte es noch auf 1.686.200 Kubikmeter. Der zuvor kommunizierte Wert belief sich auf 1.598.700 Kubikmeter Volumen. Aber dem nicht genug, tatsächlich betrug das Volumen des Doms vor den Abgängen der Pyroklastischen Ströme 2.759.100 Kubikmeter. Der Dom war während der Phase mit den vielen vulkanotektonischen Erdbeben also kräftig gewachsen und damit stieg das Gefahrenpotenzial täglich! Mangels vernünftiger wissenschaftlicher Arbeit und Kommunikation blieb dieses gefahrenpotenzial verborgen und hätte Menschenleben kosten können. Während der Phase vieler Abgänge von Pyroklastischen Strömen und Schuttlawinen, die sich zwischen dem 11. und 15. März zutrug, verlor der Dom ein ungefähres Volumen von 1.072.800 Kubikmetern.

Durch die Ereignisse wurden die lokalen Vulkanologen wohl aus ihrem Dornröschenschlag gerissen (oder bekamen vielleicht mehr staatliche Gelder) und unternahmen tatsächlich am 18. März einen weiteren Drohnenflug über den Merapikrater, um eine thermische Kartierung mittels Wärmebildkamera vorzunehmen. Dabei endeckten sie, dass der südwestliche Lavadom relativ heiß ist, denn sie maßen Temperaturen von bis zu 230 Grad Celsius. Diese wurden in zwei Bereichen in der Mitte und am unteren Rand der Kuppel gemessen, die als Ort der Lawinenquelle und heißer Dichteströme auf der Südwestseite vermutet werden. Die Oberfläche des zentralen Lavadoms war hingegen relativ kalt. Nur an einigen Hotspots wurde eine Temperatur von 114 Grad Celsius ermittelt. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass die Dome weiter wachsen und dass ein großes Gefahrenpotenzial besteht. Die GPS-Daten zeigen eine Bodendeformation an. Im Bericht heißt es, dass es eine Verkürzung der Steilheitsstrecke von 0,07 cm/Tag geben würde.

Mangelnde Kommunikation von Seiten der Behörden an Vulkanen musste ich in den letzten Monaten leider öfters mokieren und ist auch Gegenstand einer Klage auf La Palma, die infolge der Vulkankatastrophe von 2021 dort eingereicht wurde. Mir ist auch klar, dass ich mich durch meine Kritik in den Fachkreisen nicht sonderlich beliebt mache, aber das ist auch nicht die Aufgabe eines journalistisch arbeitenden Fachautors. Klar auch, dass es meistens weniger an den Vulkanologen liegt als an übergeordneten Behörden und chronischen Geldmangels: selbst in Südeuropa werden studierte Vulkanologen teilweise schlechter bezahlt als bei uns eine Erzieherin oder Pflegefachkraft, deren Ausbildung bei uns allerdings fast genauso lange dauert wie ein Vulkanologie-Studium anderswo!

Zusammenfassung:

  • Der Südwestdom hatte vor der Eruption am 11. März ein Volumen von 2.759.100 Kubikmetern.
  • Der Dom war in den letzten Monaten um 1.160.400 Kubikmeter gewachsen und verdoppelte sein Volumen fast.
  • Am 18 März waren es noch 1.686.200 Kubikmeter.
  • Durch Abgänge gingen 1.072.800 Kubikmeter Domvolumen verloren.
  • An den heißesten Stellen wurden Temperaturen von 230 Grad gemessen.
  • Es gibt Hinweise auf weiteres Domwachstum.

Vulkan-News 24.03.23: Stromboli

Ein weiterer Lavaüberlauf am Stromboli

Vulkan: Stromboli | Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Auf der Liparischen Insel Stromboli hat gestern Abend ein weiterer Überlauf eines Lavastroms aus einem Schlot im nördlichen Kratersektor begonnen. Das INGV brachte zeitnahe eine Sondermeldung heraus und sprach eine Warnung aus, sich dem Areal nicht zu nähern. Vom Lavastrom geht eine hohe Thermalstrahlung aus, die von MIROVA detektiert wurde. Sie hat eine Leistung von 106 MW. Der Tremor stieg leicht an und bildete einen Peak bis in den orangenen Bereich hinein. Die restlichen geophysikalischen Parameter veränderten sich nicht und sind laut INGV-Aussage unauffällig. Ein typisches Verhalten für Stromboli, denn auch größere Ausbrüche und Paroxysmen lassen sich kaum prognostizieren.

Signifikante Änderungen der Parameter treten oftmals erst Minuten vor einem Paroxysmus auf. Daher ist ein Aufstieg in die Gipfelregion immer mit unvorhersagbaren Risiken verbunden. Selbst Vulkanführer, die über Funk mit dem Vulkanobservatorium verbunden sind, stellen keinen Garant dafür da, dass man nicht von einer größeren Eruption überrascht wird. Ein Umstand, der letztendlich zum Aufstiegsverbot für alle führte. Dennoch kommen größere Eruptionen vergleichsweise selten vor und das persönliche Risiko von einer großen Explosion überrascht und getroffen zu werden, war für mich persönlich meistens vertretbar. Aber so eine Gefahrenabschätzung muss jeder für sich selbst durchführen. Dazu bedarf es ein wenig Erfahrung und guter Informationen. Allerdings stellt sich die Frage ja eigentlich nicht mehr, da heutzutage Behörden und Gesetzgeber mündigen Bürgern durch Vorschriften und Verbote alle lebenswichtigen Entscheidungen abnehmen, was das gesellschaftliche Zusammenleben kurzfristig vielleicht vereinfachen mag, langfristig aber zu einer (über)lebensunfähigen Gesellschaft führt. Was dann in Krisenzeiten passiert, davon haben wir während der Corona-Pandemie einen kleinen Vorgeschmack bekommen! Was machen wir nur im Falle einer echt heftigen globalen Naturkatastrophe oder in einem neuen Weltkrieg?

Heute Morgen war der Gipfel des Strombolis zeitweise in Wolken gehüllt und die Eruption spielte sich im Verborgenen ab. Aktuell haben sich die Wolken verzogen, sodass das Phänomen auf den LiveCams zu sehen ist. Allerdings fließt die Lava in einer tiefen Rinne und bleibt auch vermeintlichen Augenzeugen zum großen Teil verborgen.

Seit dem Herbst kommt es immer wieder zu Lavaüberläufen aus einem der Nordschlote am Kraterrand. In der Initialphase der Tätigkeit kam es auch zum partiellen Kollaps der nördlichen Kraterwand, sodass die Schlote zur Sciara del Fuoco hin offen liegen und von der Quota 290 m aus einzusehen sind.

In einem Artikel einer Regionalzeitung heißt es heute übrigens, dass man auf kommunaler Ebene mit Zivilschutz und Vulkanologen diskutiert, ob der Aufstieg am Stromboli nicht wieder bis zur Quota 400 m freigegeben werden soll. Natürlich nur mit Führer!

Leichte Zunahme der Seismizität am Ätna und auf Vulcano

Aus seismischer Sicht war es an den beiden anderen aktiven Vulkanen Süditaliens vergleichsweise ruhig. Heute sieht man auf den Erdbebenkarten für Ätna und Vulcano, dass es mehrere Erschütterungen gegeben hat. Am Ätna ereigneten sich gestern 4 schwache Erschütterungen. Im ganzen März waren es bis jetzt 68 Beben, was recht mager ist. Im Bereich der Liparischen Inseln wurde bislang 38 Erschütterungen detektiert. Die Shakemap für Vulcano zeigt aktuell 5 Mikrobeben in der Umgebung der Insel an.

Zusammenfassung:

  • Am Stromboli gibt es einen neuen Lavaüberlauf.
  • Es wurde eine hohe Thermalstrahlung detektiert.
  • Es gibt Diskussionen den Aufstieg für geführte Gruppen wieder bis auf Quota 400 m freizugeben.
  • Am Ätna und auf Vulcano zog die Seismizität etwas an.

Erdbeben-News 23.03.23

Wie so häufig um die Neumondtage herum ist auch diesmal die globale Erdbebentätigkeit etwas gesteigert. Die Steigerung manifestiert sich in besonders vielen Erdbeben mit Magnituden im 4er und 5er Bereich.

Tadschikistan: Erdbeben Mb 5,8

Datum 22.03.23 | Zeit: 20:07:45 UTC | 39.47 N ; 70.00 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,8

Im Grenzgebiet von Tadschikistan und Kirgisistan bebte es gestern Abend mit einer Raumwellen-Magnitude von 5,8. Der Erdbebenherd wurde in 10 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag 58 km südöstlich von Isfana, einer Stadt in Kirgisistan. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach war das Beben in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und es entstanden leichte Sachschäden. Bilder zeigen eingestürzte Mauern und Gebäuderisse.

Es kam zu einigen Nachbeben. Betrachtet man die Shakemap, dann erkennt man, dass es in der Region in den letzten Tagen häufiger bebte. Unter diesen Beben ist auch das stärkste Erdbeben der letzten Tage zu finden, dass sich vorgestern in Afghanistan ereignete und eine Magnitude von 6,5 hatte.

Ähnlich wie Afghanistan, so ist auch das benachbarte Tadschikistan von wilden Bergregionen geprägt. Das dominierende Gebirge ist das Fan-Gebirge, dessen Orogenese mit den anderen Gebirgszügen der Region verknüpft ist und durch die Kollision der Indischen Platte mit der Eurasischen Platte zustande kam. Die Erdbeben zeugen davon, dass die Orogenese immer noch nicht abgeschlossen ist. So drückt die Indische Platte weiterhin gegen die Eurasische. Die Plattenkollision lässt die Gebirge um das Himalaya weiter wachsen.

Das Fan-Gebirge gehört zur geomorphologischen Einheit des Becken-Kollisionssystems von Hindukusch-Pamir-Tadschik, dessen nördliche tektonische Begrenzung von der Darvaz-Störung gebildet wird. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich im Einzugsgebiet dieses Störungssystems. Bei der Darvaz-Störung handelt es sich um eine sinistrale Blattverschiebung, an der die Gesteinsplatten mit einer Rate von ca. 10 mm im Jahr aneinander vorbei gleiten.


Australien: Erdbeben Mb 4,9

Datum 22.03.23 | Zeit: 23:23:09 UTC | 32.80 S ; 139.56 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

Im Süden Australiens kam es zu einem Erdstoß der Magnitude 4,9. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 70 km ost-nordöstlich von Peterborough verortet. Das Beben wurde von Anwohnern der Region deutlich gespürt. Erdbeben auf dem alten Kontinent Australien sind relativ selten.


Albanien : Erdstoß Mb 4,9

Datum 23.03.23 | Zeit: 01:43:20 UTC | 40.47 N ; 20.68 E | Tiefe: 7 km | Mb 4,9

Albanien wurde von einem Beben der Stärke 4,9 erschüttert. Der Erdbebenherd befand sich in nur 7 km Tiefe, weswegen das Beben als stärker wahrgenommen wurde, als man nur anhand der Magnitude vermuten würde. Das Epizentrum lag 19 km süd-südwestlich von Korçë. Es gab mehrere Nachbeben.


Türkei: Erdbeben Mb 4,9

Datum 23.03.23 | Zeit: 09:19:52 UTC | 38.01 N ; 36.44 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

In der türkischen Erdbebenregion im Südosten der ostantolischen Verwerfung gab es wieder mehrere Nachbeben. Das Stärkste brachte es auf Mb 4,9 und hatte eine Herdtiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 5 km west-südwestlich von Göksun lokalisiert. Außerdem gab es in der von Naturkatastrophen gebeutelten Region weitere starke Überschwemmungen.


Schweiz: Erdstoß Mb 4,4

Datum 22.03.23 | Zeit: 14:50:34 UTC | 47.38 N ; 6.91 E | Tiefe: 14 km | Mb 4,4

Im Dreiländereck Schweiz, Frankreich und Deutschland kam es gestern zu einem spürbaren Erdstoß mit der Magnitude 4,4. Das Hypozentrum befand sich in 14 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km süd-südöstlich von Audincourt (Frankreich) verortet.

Naturkatastrophen-News 23.03.23: Kalifornien

Sturm mit Starkregen in der Bay-Area von San Francisco fordert 5 Menschenleben
Wieder einmal steht der US-Bundesstaat Kalifornien in den Schlagzeilen zu den Naturkatastrophen. Grund hierfür ist, dass sich weitere Unwetter mit Starkregen ereigneten, in deren Folge mindestens 5 Menschen starben. Seit Wochen kommt es zu einer Häufung schwerer Winterstürme, die neben Sturm schwere Niederschläge mit sich bringen, die in Höhenlagen als Hagel und Schnee niedergehen. Die Menschen der Region sind an solche extremen Bedingungen nicht gewöhnt. Kaum ein Autofahrer hat Winterreifen aufgezogen, sodass es auf glatten Straßen zu besonders vielen Unfällen kommt.

Der aktuelle Sturm zog von Nordwesten kommend über Kalifornien und benachbarte Bundesstaaten hinweg. In San Francisco wurden 2 Personen infolge des Sturms so stark verletzt, dass sie im Krankenhaus verstarben. Auf gleiche Art kam ein Autofahrer im Portola Valley ums Leben. In Oakland wurde ein im Zelt schlafender Obdachloser von einem umstürzenden Baum tödlich getroffen. Alleine in der Bay-Area stürzten 700 Bäume um oder wurden stark beschädigt. Bäume und Äste stürzten auf Stromleitungen, die in den USA zum größten Teil oberirdisch verlaufen und unterbrachen die Stromversorgung für Zehntausende Haushalte.

Der Sturm wütete auch in anderen Regionen und die Gesamtschäden sind noch nicht absehbar. Die Tagesschau berichtet von Erdrutschen und Schlammlawinen, die sich vielerorts bildeten und Fahrzeuge mit sich rissen. Dass sich die Schlammlawinen bilden, ist auch den Waldbränden der letzten Jahre geschuldet: Die Erde auf den vegetationslosen Hängen kann die Wassermassen nicht aufnehmen und wird erodiert und kommt schnell ins Rutschen. Unter vergleichbaren Phänomenen leidet ja die Vulkaninsel Stromboli, wo es im Mai letzten Jahres einen verheerenden Macchiabrand mit folgenden Schlammlawinen bei Starkregen gegeben hatte.

Tornado trifft Los Angeles

In Südkalifornien gab es zwar keinen verheerenden Starkregen, doch dafür bildete sich bei Los Angeles ein Tornado. Im Ort Montebello deckte der Wirbelwind zahlreiche Hausdächer ab und beschädigte eine Industrieanlage.

Die Sturmserie beendete offenbar erst einmal die langjährige Dürre und füllte die Regenspeicher auf. Die Wetterdienste prognostizieren, dass der alte Rekord für Niederschläge in Kalifornien bald fallen könnte. Auch wenn die gut gefüllten Wasserspeicher Entlastung im Sommer bringen, sind die aktuellen Regenfälle die andere Seite der Klimawandel-Medaille und Ausdruck eines extremen klimatischen Ungleichgewichts. Neben dem Klimawandel könnte der submarine Vulkanausbruch vor Tonga verantwortlich für die heftigen Niederschläge sein. Im Dezember 2021 war der Vulkan Hunga Tonga-Hunag Ha’api ausgebrochen und hatte gewaltige Mengen Wasserdampf in die Atmosphäre geblasen. Es gibt Forscher, die zudem die Klimaphänomene El Ninio und La Nina für die Wetterkapriolen verantwortlich machen.

Ein Ende des Extremwetters ist nicht in Sicht. Zudem wird erwartet, dass die bald einsetzende Schneeschmelze zu weiteren Hochwasserproblemen führen wird. Am Vulkankomplex Mammoth Mountain in der Sierra Nevada sind in dieser Saison bis zu 16 m Schnee gefallen. Die aktuelle Schneehöhe beträgt mehr als 6 m.