Vulkan-News 24.05.23: Klyuchevskoy

Strombolianische Eruptionen am Klyuchevskoy bestätigt

Bereits vor 2 Tagen spekulierte ich über strombolianische Eruptionen am russischen Vulkan Klyuchevskoy, der im Zentrum der sibirischen Halbinsel Kamtschatka liegt. Gründe der Spekulationen waren eine thermische Anomalie die von MIROVA gemeldet wurde und ein kleiner Lichtpunkt am Gipfel des Vulkans, der auf einem Livecambild zu sehen war. Inzwischen bestätigte das zuständige Observatorium die Aktivität des Vulkans und lieferte auch ein Livecambild, auf dem eine strombolianische Eruption zu sehen ist. Auch heute konnte ich wieder Leuchterscheinungen auf der Cam beobachten. MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung mit 12 MW Leistung. Auf einem Sentinel-Foto von gestern kann man eine thermische Anomalie im Infrarotspektrum sehen. Gegenüber der initialen Eruptionsphase scheint die Aktivität deutlich nachgelassen zu haben. Der aktuelle Eruptionsverlauf erinnert an die letzte Phase strombolianischer Eruptionen im November 2022. Diese Episode dauerte nur wenige Tage und größere Eruptionen blieben aus.

Der Klyuchevskoy ist nicht der einzige aktive Vulkan auf Kamtschatka. In Sichtweite liegt der Shiveluch, von dem VONA-Meldungen vorliegen. Demnach stiegen gestern Aschewolken auf, die eine Höhe von 4600 m erreichten und nach Südwesten drifteten. Diese Aschewolken stammten allerdings nicht von aktuellen Eruptionen, sondern von älteren Ablagerungen, die durch starken Wind aufgewirbelt wurden. Auf einem Sentinel-Thermalbild erkennt man nur einige wenige Hotspots. Das Domwachstum scheint eher gering zu sein und Explosionen bleiben aus.

Kamtschatka ist eine Region mit intensivem Vulkanismus. Hier treffen zwei tektonische Platten aufeinander, was zu einer Reihe von aktiven Vulkanen führt. Die vulkanische Aktivität in Kamtschatka ist geprägt von regelmäßigen Ausbrüchen und einer Vielzahl von vulkanischen Formen wie Schichtvulkanen, Domen und Calderen. Die Region beherbergt mehr als 150 Vulkane, darunter der oben genannte Klyuchevskaya Sopka, der höchste Vulkan Russlands. Die reiche vulkanische Aktivität zieht Wissenschaftler und Abenteurer gleichermaßen an und macht Kamtschatka zu einem faszinierenden Ziel für Vulkanologen und Naturliebhaber.


Weitere Meldungen:

Mayon mit langsamen Domwachstum

Auf den Philippinen ist der Mayon weiterhin aktiv und fördert einen Lavadom, von dem zwei zähe Lavaströme ausgehen. Sie fließen in den Schluchten von Mi-isi und Bonga und sind 2,5 km und 1,8 km lang. Gestern gingen 308 Steinschläge bzw. Schuttlawinen ab. Sie legten Strecken von bis zu 3,3 km zurück. Es entstand ein pyroklastischer Dichtestrom. Vulkanasche stieg mehrere 100 Meter hoch auf. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug 744 Tonnen am Tag. Die Warnstufe bleibt auf „3“.


Popocatepetl mit weiteren Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl ist weiter aktiv und fördert Vulkanasche bis auf 6700 m Höhe. Sie driftet in Richtung Südwesten. Aufnahmen zeigen, dass auch glühende Tephra gefördert wird. CENAPRED berichtete gestern von 2 Explosionen, 58 Asche-Dampf-Exhalationen und 189 Minuten Tremor. Der Vulkan ist wieder auf dem Aktivitätsniveau, wie vor seiner Steigerung Anfang Mai. Damals wurden bereits die ersten Evakuierungen angeordnet, weil man eine Eskalation der Situation befürchtete.

Erdbeben-News 24.06.23: Atlantik

Erdbeben Mw 5,6 im Atlantik

Datum 23.06.23 | Zeit: 21:48:25 UTC | 45.04 N ; 28.05 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Am Nördlichen Mittelatlantischen Rücken manifestierte sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 5,6. Der Erdbebenherd wurde in 10 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum wurde 662 km nördlich von Santa Cruz da Graciosa (Azoren, Portugal) verortet. Das Erdbeben war das Hauptbeben einer Serie aus elf Erschütterungen am Mittelatlantischen Rücken. Das schwächste gemeldete Beben hatte eine Magnitude von 4,3. Die Magnituden von vier Erschütterungen lagen im 5er-Bereich. Sie zeugen von der Divergenz am Mittelatlantischen Rücken, jener Plattengrenze, an der sich Nordamerika und Europa voneinander entfernen. Am Südlichen Mittelatlantischen Rücken sind es Südamerika und Afrika, die durch die Öffnung des Atlantiks auseinanderdriften.

Erdbeben an divergenten Plattengrenzen erreichen normalerweise nicht so hohe Magnituden wie Erschütterungen entlang von Subduktionszonen, wo sich die stärksten Erdbeben des Planeten ereignen. Divergente Plattengrenzen gibt es nicht nur im Atlantik oder in anderen Ozeanen, sondern auch mitten in Kontinenten. Driften Ozeane auseinander, dann bilden sich die Ozeanischen Rücken. Inmitten von Kontinenten öffnen sich Rifts. Eines der bekanntesten Riftsysteme ist das des Ostafrikanischen Grabenbruchs, wo sich ein Teil Afrikas vom Hauptkontinent abspaltet.

Eines der stärksten Erdbeben am Mittelatlantischen Rücken ereignete sich im Jahr 2008 vor der Küste von Island. Das Erdbeben hatte eine Magnitude von etwa 6,3 und verursachte keine größeren Schäden. Im Vergleich dazu manifestierten sich die stärksten Erdbeben der Welt an Tiefseegräben vor Chile, Japan, Sumatra oder Alaska. Dort gab es Erschütterungen mit Magnituden im 9er-Bereich, die große Katastrophen verursachten und tausende Menschen das Leben kosteten.

Die aktuellen Erdstöße lagen fast 700 km nördlich der Azoren. Die Aktivität der Vulkane dort könnte von starken Erdbeben beeinflusst werden. Meiner Meinung nach waren die Beben aber etwas zu schwach, um sich auf dieser Entfernung auf die Vulkane auszuwirken.

Vulkan Ubinas am 24.06.23

Peruanischer Vulkan Ubinas beginnt mit neuen Eruptionen

Gut 4 Jahre ist es her, dass der Ubinas zuletzt eruptierte. Nun meldet das zuständige Observatorium INGEMMET, dass der Vulkan mit neuen Eruptionen begonnen habe. Bis jetzt gibt es hauptsächlich bis zu 1000 m hohe Asche-Emissionen, die aus dem Gipfelkrater in 5672 m Höhe aufsteigen. In einem Statement des peruanischen Zivilschutzes heißt es, dass es in den nächsten Tagen explosive Eruptionen geben könnte, die Vulkanasche über zwei Kilometer hoch aufsteigen lassen. Im unmittelbaren Gefahrenbereich des Vulkans leben über 1700 Menschen, die im Falle einer Aktivitätssteigerung evakuiert werden müssen. Dieser Personenkreis wurde dazu aufgefordert, sich auf entsprechende Maßnahmen vorzubereiten.

Bereits seit Mitte Mai deuten die geophysikalischen Parameter an, dass sich der Ubinas auf eine Eruption vorbereiten könnte. Die Seismizität steigerte sich signifikant. Vorher wurden täglich um 10 vulkanische Erdbeben registriert, gestern waren es mehr als 100 Erschütterungen. Am Donnerstag wurde der Spitzenwert von 160 Beben erreicht. Die Beben setzten sich überwiegend aus langperiodischen Erdbeben und vulkanotektonischen Beben zusammen, die direkt mit Magmenbewegungen im Untergrund zusammenhängen. Außerdem wurde eine leichte Bodenhebung von 2 mm registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß verdoppelte sich von 400 auf 800 Tonnen pro Tag.

Die Messwerte zeigen zwar deutlich, dass sich magmatische Fluide unter dem Vulkan sammeln, deuten meiner Meinung nach jedoch noch nicht auf eine wirklich starke Eruption hin. Vielmehr steht man noch am Beginn einer Aufheizungsphase, die langfristig zwar zu starken Eruptionen führen kann, jetzt aber noch nicht wirklich Grund zur Beunruhigung liefert.

Tatsächlich stehen die geophysikalischen Daten bei der peruanischen Bergbaubehörde online, doch seitdem die Website teilweise neu gestaltet wurde, sind diese nicht einfach zu finden. Ich habe die dortige Vulkanseite direkt aus der Liste der Observatorien verlinkt. Dort gibt es auch eine Webcam.

Aktivität am Sabancaya

Auf der Website findet man nun auch Daten zum zweiten aktiven Vulkan in Peru. Gemeint ist der Sabancaya. Auch dort zeigen die Messwerte einen ansteigenden Trend. Seit April hob sich der Boden um 5 Millimeter. Der Schwefeldioxid-Ausstoß stieg in den letzten 2 Wochen deutlich an und belieft sich zu Spitzenzeiten auf 14.000 Tonnen am Tag. Interessanterweise verhielt sich die Höhe der Aschewolken umgekehrt proportional dazu und betrug an einigen Tagen nur 500 m über Kraterhöhe anstatt der üblichen 1500 m. Doch das könnte auch starkem Wind geschuldet gewesen sein, der die Eruptionswolken niederdrückte.

Unwetter in Deutschland – Naturkatastrophen am 23.06.23

Unwetter wüteten über Deutschland und verursachten Überflutungen und Schäden

In den letzten 24 Stunden wüteten heftige Unwetter über große Teile Deutschlands und den Nachbarländern. Es kam zu Sturmböen von Orkanstärke, Tornados, Hagelschlägen und Starkregen. Besonders schlimm traf es den Nordwesten des Landes, wobei es lokal zu sehr unterschiedlich stark betroffenen Gemeinden kam. Während es bei mir in Oberhausen nachts stark regnete und Teich und Regentonnen gut aufgefüllt wurden, traf es umliegende Städte wie Duisburg und Dinslaken weitaus schlimmer: nachts rückte die Feuerwehr in Duisburg zu 420 Einsätzen aus. Meistens mussten vollgelaufene Keller leergepumpt werden. Es kam aber auch zu überfluteten Autobahnen und Straßen und umgestürzten Bäumen. So mussten zwei Personen aus Fahrzeugen geborgen werden, die im Wasser stecken blieben. Der öffentliche Nachverkehr kam teilweise zum Erliegen. In Dinslaken führt die Emscher soviel Wasser, das der Deich erodierte und an einer Stelle einzustürzen droht. Unmittelbar betroffen sind 100 Häuser, die im Falle eines Deichbruchs überflutet werden würden.

Doch nicht nur die Region am Niederrhein in NRW wurde von Unwettern heimgesucht. In Hessen wurden ebenfalls starke Gewitter registriert und es wurden mehrere kleine Tornados gesichtet. In Kassel kam es zu einem Hagelsturm, der innerhalb weniger Minuten ganze Straßenzüge überflutete. Dabei prasselten golfballgroße Hagelkörner vom Himmel. Ähnliche Berichte liegen aus Braunschweig, aber auch aus dem bayerischen Valley vor. Viele überregionale Bahnstrecken wurden gesperrt und der Zugverkehr kam mancherorts zum Erliegen. Betroffen war auch eine wichtige ICE-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin.

Die Unwetter kamen nicht überraschen und wurden ziemlich gut vorhergesagt. Der DWD gab gestern eine Unwetterwarnung für die betroffenen Regionen aus und sprach sogar von lebensgefährlichen Situationen. Bisher wurde aber nicht von Todesopfern oder Schwerverletzten berichtet.

Doch nicht nur in Deutschland kam es zu starken Unwettern. Besonders heftige Unwetter wurden gestern aus den USA gemeldet. Dort kam es ebenfalls zu einer Serie von Stürmen, die auch zerstörerische Tornados hervorbrachten. Im US-Bundesstaat Colorado kam es zu einem Doppeltornado. In Texas starben in der Stadt Matador mindestens 3 Menschen infolge eines starken Sturms, der große Zerstörungen anrichtete. Kurios ist der Umstand, dass im kalifornischen Teil der Sierra Nevada noch soviel Schnee liegt, dass viele Wanderwege Mitte Juni noch geschlossen sind. Dort kam es im Winter zu Rekordschneefällen.

Vulkan Nyiragongo am 23.06.23

Nyiragongo bleibt auf Alarmstufe gelb

Der Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo ist der aktivste Virunga Vulkan. Er ist für seine Lavaseetätigkeit bekannt, die jäh im Mai 2021 endete, als der Lavasee zum wiederholten Male auslief und das Umland mit seinen Lavaströmen verwüstete. Da Lavaseetätigkeit an sich normalerweise als relativ ungefährlich gilt, sieht es am Nyiragongo anders aus, da der Lavasee im Schlot des Vulkans meistens nach einigen Jahren durch einen Riss in der Flanke ausläuft. Daher wird die Tätigkeit des Vulkans genaustens überwacht. Zuständig ist das Vulkanologische Observatorium von Goma (OVG), das die Öffentlichkeit gestern darüber informierte, dass der Alarmstatus des Vulkans auf „gelb“ bleibt. Im Bulletin heißt es: „Die im Zeitraum vom 12. bis 18. Juni 2023 erfassten Instrumentendaten deuten darauf hin, dass die Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo weiterhin aktiv sind. Die Alarmstufe des Vulkans Nyiragongo bleibt auf „gelb“, das heißt, dass weiterhin erhöhte Wachsamkeit am Vulkan nötig ist“.

Der Nyamuragira ist der zweite aktive Feuerberg der Virunga-Vulkankette und förderte im Mai einen Lavastrom, der auf der Außenflanke des Vulkans floss. Auch in der Gipfelcaldera war viel Lava vorhanden. Aktuell zeigen Satellitenaufnahmen keine thermische Signatur an diesem Vulkan. Auf den letzten wolkenfreien Aufnahmen vom 16. Juni erkennt man aber, dass sich etwas Lava im Krater des Nyiragongos akkumulierte. Aktuell berichtet das OVG von starken Entgasungen und einem leichten Anstieg der Schwefeldioxid-Konzentrationen, während relativ wenig Kohlendioxid aus den Rissen um den Vulkan ausströmt.

Im Bulletin wird auch auf ein Erdbebend er Magnitude 5,1 eingegangen, das sich am 15. Juni in der Region Rwindi ereignete und bis nach Goma hin zu spüren gewesen war. Die lokale Seismizität konzentrierte sich auf eine Störung, die die beiden Vulkane miteinander verbindet. Es wurde eine leichte Kompression von Brüchen festgestellt, was auf Deflation hindeutet.

Aufstieg zu den Vulkanen Nyiragongo und Nyamuragira bleibt gesperrt

Was das Bulletin nicht hergibt, sind Informationen über die Zugänglichkeit des Nyiragongo. Diesbezüglich habe ich erst gestern schlechte Nachrichten von Vnet-Leser Andreas bekommen, der letzte Woche in Goma weilte und den Vulkan besteigen wollte. Leider bekam er keine Genehmigung von Seiten der Nationalparkverwaltung, obwohl ein Guide vorher noch sagte, dass es möglich ist. Die Ursache hierfür liegt nicht etwa in der Aktivität des Vulkans begründet, sondern in der desolaten politischen Sicherheitslage in der Region. Rebellen machen das Umland von Goma unsicher und vertrieben Tausende Menschen, die in einem großen Flüchtlingslager bei Goma untergebracht wurden. Auch die touristische Infrastruktur, die man in den Jahren vor Corona und der weiteren Destabilisierung der Region mühsam aufgebaut hatte, wurde inzwischen zerstört. Ich befürchte, dass uns Vulkanbegeisterten der Zugang zu diesen beiden faszinierenden Vulkanen noch lange verwehrt werden bleiben wird. Ein Trend, der immer weiter um sich greift und nicht nur Vulkanregionen betrifft. Viele faszinierende Reiseziele haben wir in den letzten Jahren durch Kriege, Rebellionen, politische Missstände verloren, die oft der weiterzunehmenden Armut und der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich geschuldet sind. Momentan wird die Welt leider kleiner als größer. Hinzu kommen noch ausufernde Restriktionen an vielen Vulkanen, die eine legale Annäherung an Eruptionsorten erschweren. Wo Reisen noch möglich sind, explodierten die Preise. Das gilt insbesondere für „ exotische“ Reiseziele die nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind.

Erdbeben-News 22.06.23: Iran

Erdbeben Mb 5,0 erschütterte Südiran

Datum 21.06.23 | Zeit: 05:12:22 UTC | 27.99 N ; 56.13 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Gestern Morgen um 08:42:22 Uhr Lokalzeit manifestierte sich im Süden des Irans ein moderates-starkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Es hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe und ein Epizentrum, das 91 km nord-nordwestlich von Bandar Abbas lokalisiert wurde. Berichte über Schäden liegen nicht vor, obwohl es in der Region bereits Erdbeben im 5er-Bereich gab, die einfach gebauten Häuser beschädigten.

Ein Blick auf die Erdbebenkarte zeigt die geografische Nähe des Epizentrums zur Metropole Dubai, die sich keine 300 km vom Epizentrum entfernt befindet. Zwar liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor, doch es ist gut möglich, dass der Erdstoß auch in den Arabischen Emiraten leicht zu spüren gewesen war.

Starkbeben im Süden des Irans könnten sich auch auf die Metropole Dubai auswirken. Die modernen Gebäude der Stadt sind für Erdbeben bis zur Magnitude 5,5 ausgelegt, da sie sich nicht direkt in einem Erdbeben-Hochrisikogebiet befinden. Doch im Jahr 2013 kam es an der Nordküste des Persischen Golfs und des Golfs von Oman, die beide vom Strait of Hormuz miteinander verbunden sind, zu einer Serie starker Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte damals eine Magnitude von 7,8 und ereignete sich in der Region von Belutschistan im Südosten des Irans. Solch starken Erdbeben sind in der Region des Bebens von gestern eher unwahrscheinlich, doch wir wissen ja um die Dynamik unseres Planeten und dass man auch mit dem eher Unwahrscheinlichen rechnen muss. Da in Dubai Wolkenkratzer wie der Burj Khalifa auf sand gebaut sind, der auch noch zu einer künstlichen Insel aufgeschüttet wurde, besteht eine reale Gefahr der Bodenverflüssigung infolge von starken Erdbeben, die sich auch in einiger Entfernung zum Epizentrum ereignen könnten. Die Gebäude könnten durch solche Vorkommnisse in Mitleidenschaft gezogen werden und natürlich auch infolge der Erschütterungen selbst Beschädigungen erleiden.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Japan: Erdbeben Mb 5,1 bei Okinawa

Datum 22.06.23 | Zeit: 01:24:17 UTC | 26.35 N ; 127.82 E | Tiefe: 35 km | Mb 5,1

Heute Nacht erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,1 die japanische Insel Okinawa. Der Erdbebenherd lag 35 Kilometer tief. Das Epizentrum wurde 2 km nordöstlich von Okinawa verortet. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen des Bebens vor. Die Insel gehört zum Ryukyu-Archipel im Süden Japans. Dort liegt auch der Inselvulkan Suwanose-jima, dessen erhöhte Seismizität gestern schlagartig zurückging.


Ukraine: Erdbeben Mb 4,6

Datum 22.06.23 | Zeit: 02:42:26 UTC | 44.08 N ; 33.40 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Vor der Südküste der ukrainischen Halbinsel Krim (die von Russland unrechtmäßig annektiert wurde) ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 4,6. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 51 km südlich von Balaklava festgestellt.

Vulkan-News 22.06.23: Kliuchevskoi

Staat: Russland | Koordinaten: 56.06; 160.64 | Aktivität: Unbekannt

Ausgeprägte Wärmeanomalie am Vulkan Kliuchevskoi

Update 17:00 Uhr: Inzwischen klarte es am Kliuchevskoi auf und die Wolken geben den Blick auf die zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas frei. Wenn man genau hinschaut, erkennt man am Krater des Kliuchevskois einen kleinen Lichtpunkt, der von der Aktivität zeugt. Er könnte von strombolianischen Eruptionen herrühren. MIROVA veröffentlichte zwei weitere Messungen, die eine moderate Wärmestrahlung bestätigen. Sie hatten eine Leistung von 84 und 89 MW.
Die Livecam ist hier verlinkt. Der Kliuchevskoi ist der Vulkan links von der Bildmitte. Er liegt hinter dem Kamen.

Originalmeldung: Heute registrieren die Landsat-Satelliten eine Wärmeanomalie am russischen Vulkan Kliuchevskoi (auch Klyuchevskoy geschrieben). Dieser liegt in Zentralkamtschatka und ist einer der größten Vulkane im Fernen Osten. Die Anomalie geht vom Gipfelbereich des vegetationslosen Vulkans aus, daher gehe ich stark davon aus, dass die Wärmestrahlung tatsächlich vulkanischen Ursprungs ist. MIROVA zeigt eine Leistung von 291 MW an. Der Wert wurde heute Nacht um 01.55:00 Uhr festgestellt, als der Vulkan mal nicht in den Wolken hing, so wie es jetzt wieder der Fall ist. da es keine visuellen Beobachtungen gibt und auch noch keine Meldung von den KVERT-Vulkanologen vorliegen, kann ich über die genaue Herkunft der Wärmeanomalie nur spekulieren. Eine VONA-Warnung liegt nicht vor, daher ist es unwahrscheinlich, dass es zu stärkeren Explosionen gekommen ist, die Aschewolken fördern. Allerdings sind strombolianische Eruptionen denkbar, die den Gipfel mit glühender Tephra eindecken. Am Wahrscheinlichsten halte ich einen kurzen Lavastrom, der im Kraterbereich unterwegs ist. Weitere Beobachtungen/Messungen werden aber nötig sein, bevor man genauer sagen kann was am Kliuchevskoi los ist. Auf der Webseite von KVERT fand der Vulkan in den letzten Wochen keine Erwähnung und steht noch auf Alarmstufe „grün“. Er zeigte also vor heute nur geringe Anzeichen vulkanischer Unruhe.

Der letzte größere Ausbruch des Kliuchevskois ereignete sich im März 2021. Damals war ein Lavastrom auf der Vulkanflanke unterwegs gewesen. Im November des letzten Jahres gab es eine kurze Phase strombolianischer Aktivität. Man rechnete mit einer intensiveren Eruptionsphase, die aber ausblieb.

KVERT berichtet allerdings in seinen Updates über die Vulkane Shiveluch und Ebeko, die beide die Alarmstufe „orange“ verpasst bekommen haben, sowie über den Bezymianny, der auf „gelb“ steht. Ich habe gerade alle drei Vulkane und natürlich auch den Kliuchevskoi via Sentinel-hub abgecheckt und musste feststellen, dass man auf den letzten Wolkenfreien Fotos vom 16.Juni im Infrarot-gefilterten Lichtspektrum keine Wärmeanomalien sehen konnte. Selbst der Shiveluch ist vergleichsweise kalt. Vom Hauptdom steigt aber weiter Dampf auf.

Die sibirische Halbinsel Kamchatka liegt am Zirkumpazifischen Feuerring und ist für ihre Naturschönheiten bekannt. Neben den Vulkanen gibt es hier menschenleere Wälder, Lachsflüsse und wilde Küstenlandschaften zu bewundern. Da es hier zu Zeiten des Kalten Krieges viele Militärstationen gab und auch Spionage-Anlagen, die das nahe gelegene US-amerikanische Alaska ausspähten, waren Reisen in die Region verboten und wurden für Angehörige westlicher Staaten erst in den 1990er Jahren möglich. Aufgrund der neuen Eiszeit zwischen Russland und dem Westen ist der Tourismus dort wieder stark zurückgegangen.

Erdbeben auf Island – News vom 21.06.23

Erhöhte Seismizität auf isländische Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel befindet sich im Südwesten von Island und war Schauplatz der letzten beiden Vulkanausbrüche auf Island, die sich in den Jahren 2021 und 2022 ereigneten. Da sich laut Aussage von Vulkanologen weitere Ausbrüche ereignen könnten -die Halbinsel soll in eine neue Aktivitätsphase eingetreten sein, die mehrere Jahrzehnte anhalten könnte- Blicken wir natürlich mit gesteigertem Interesse auf die Erdbeben der Region. Die beiden Eruptionen haben sich Monate zuvor durch eine rege Erdbebenaktivität angekündigt gehabt. Tatsächlich beobachten wir seit einigen Wochen einen leichten Anstieg der Seismizität unter Reykjanes. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 130 Erschütterungen festgestellt.

In den letzten Tagen manifestierten sich kleinere Schwarmbeben am Spaltensystem zwischen Fagradalsfjall und Keilir, ähnlich wie es sich einige Monate vor den letzten Eruptionen ereignete. Sollten die Beben durch Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen werden und somit Vorzeichen einer erneuten Eruption sein, befinden wir uns in einem frühen Stadium des Magmenaufstiegs, der sich an der Erdoberfläche in einer leichten Bodenhebung manifestiert. So zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall eine Bodenhebung von maximal 20 mm. Die Hebungsphase begann im Mai, etwa zeitgleich mit der Zunahme der Seismizität. Der letzte Messwert stürzte jäh ab. Da das Phänomen an allen Messstationen auftrat, gehe ich von einem Systemfehler aus.

Die Erdbebentätigkeit ist in anderen Vulkanregionen Islands ebenfalls erhöht. Im Wochenbulletin des IMO heißt es, dass in der letzten Woche (Kalenderwoche 24) vom seismischen Netzwerk 660 Erdbeben registriert worden sind. Davon wurden etwa 600 Ereignisse manuell verarbeitet. Dies ist ein leichter Anstieg gegenüber der Vorwoche, in der es rund 550 Erdbeben gab. Das größte Erdbeben der Stärke M3.1 in dieser Woche ereignete sich im Vulkan Bárðarbunga. Am Geitlandsjökull-Gletscher wurde ein Erdbeben der Stärke 2,8 gemessen.

Bodenhebung an der Askja hält an

IMO betont, dass die Bodenhebung an der Askja linear verläuft und mittlerweile auf 60 Zentimeter angewachsen ist. Pro Woche ereignen sich in der Region zwischen 40 und 50 schwache Erdbeben. Das Dach eines Magmenkörpers soll sich in ca. 2,9 km Tiefe befinden. Ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird bleibt ungewiss.

Hunga-Tonga mit Blitzrekord – Studie vom 21.06.23

Hunga Tonga-Hunga Ha’apai stellte bei Eruption einen Blitzrekord auf

Der submarine Vulkan in Tonga war bereits öfters Gegenstand meiner Berichte auf Vnet. Der Vulkan eruptierte zwischen November 2021 und Februar 2022 und stellte dabei einige Rekorde auf. So kann man getrost von einer Eruption der Superlative sprechen, die ihren Höhepunkt in einer beispiellosen Explosionsserie am 15. Januar 2022 erreichte. Die Explosionen waren so stark, dass nicht nur ein Teil des Vulkans weggeblasen wurde und kollabierte, sondern dass Vulkanasche bis auf einer Höhe von 58 km aufstieg. Dabei wurden 5 Milliarden Kilogramm Tephra in den Himmel geschleudert; pro Sekunde wohlbemerkt. Die Druckwellen der Explosionen umrundeten mehrfach die Erde. Es wurden Tsunamis generiert, die die benachbarten Inseln dem Erdboden gleichmachten und es stiegen gewaltige Mengen Wasserdampf und Aerosol auf. Die Dampfmenge entsprach ein Zehntel der Wasserdampfmenge, die bereits in der Atmosphäre vorhanden war. Forscher gehen davon aus, dass der Wasserdampf -der ein potentes Treibhausgas darstellt- das Weltklima beeinflusst. Kurzum, die Hunga Tonga-Hunga Ha’apai Eruption war die stärkste seit mindesten 150 Jahren und übertraf den Ausbruch des Mount-St-Helens um eine Größenordnung auf dem VEI-Index. Es war auch der stärkste Vulkanausbruch, der jemals mit modernen Instrumenten erfasst wurde. Die Datenmenge ist entsprechend groß und wird erst nach und nach ausgewertet.

Daher wurde erst jetzt ein weiteres Superlativ der Eruption bekannt: In der 58 km hoch aufgestiegenen Eruptionswolke des stärksten Ausbruches zuckten mehr als 192.000 vulkanische Blitze innerhalb von 11 Stunden. Pro Minute wurden 2600 Blitze registriert. Darüber hinaus ereignete sich das Gewitter in einer noch nie dagewesenen Höhe von 20 bis 30 km und war höher als je zuvor ein Blitz gesehen wurde, sieht man mal von den Red Sprites ab.

Die Daten wurden von der US-amerikanischen Vulkanologin Alexa Van Eaton vom USGS in einer Studie ausgewertet. Die Blitzdaten wurden mit Hilfe von zwei Satelliten gesammelt, die mit entsprechenden Blitzdetektoren ausgestattet sind. Außerdem wurden landgestützte Funkantennen verwendet, um das vulkanische Gewitter zu verfolgen.

Dass sich so viele Blitze bildeten, war nicht nur der vulkanisch bedingten Ladungstrennung innerhalb der gigantischen Eruptionswolke zu verdanken. Die Forscherin geht davon aus, dass es vor allem die Blitzen in großer Höhe durch ionisierte Eiskristalle entstanden. Sie bildeten sich durch Kondensation der gewaltigen Wasserdampfmassen, die der Vulkanausbruch gen Himmel schickte.

Eine weitere Besonderheit des vulkanischen Gewitters war, dass es sich in 4 Phasen kreisförmig ausbreitete. Dabei scheinen die Blitze auf den Druckwellen der stärksten Explosionen geritten zu sein. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2022GL102341)