Erta Alé-Lavasee bleibt aktiv

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Eruption: Hawaiianisch

  • Im Südkrater des Vulkans Erta Alé brodelt ein Lavasee
  • Er ist zum großen Teil gedeckelt
  • Es werden wieder Reisen angeboten
  • Die Virunga-Vulkane sind ebenfalls aktiv

Neue Fotos zeigen, dass im Krater des äthiopischen Vulkans Erta Alé weiterhin ein Lavasee brodelt. Die Bilder stammen vom ortsansässigen Reiseanbieter Samuel Tadesse, der in der Hauptstadt Addis sein Büro hat. Auf den Bildern erkennt man, dass nur ein kleiner Teil des Lavasees durch eine Öffnung im Lavadeckel sichtbar ist. Ich schätze die Öffnung auf ca. 10 m Durchmesser. Die Aktivität ist auch auf Sentinel-Satellitenaufnahmen zu sehen. Dort erkennt man neben der Hauptöffnung, noch eine kleinere thermische Anomalie im Norden des früheren Pitkraters. Dort gibt es entweder ein kleines Lock im Deckel, oder einen heißen Schlot. Der erste Fall würde bedeuten, dass der Lavasee weitaus größer ist, als es die Bilder vermuten lassen würden. Doch ich glaube, dass der Lavasee nur den Teil des Kraters einnimmt, der durch die Depression auf dem Foto oben angedeutet wird.

Auf dem Sentinel-Bild erkennt man eine dritte Anomalie, die sich im Süden des Nordkraters befindet. Dort könnte ein Hornito aktiv sein, der überwiegend heißen Dampf ausstößt. Die emittierte Wärmestrahlung ist ehr bescheiden. MIRVOA zeigte am 31. März eine Leistung von 11 MW an. Vor 2 Tagen waren es nur 4 MW, allerdings war es zu diesem Zeitpunkt leicht bewölkt.

Lohnt sich eine Reise zum Lavasee des Vulkans Erta Alé?

In Anbetracht meiner mehrmonatigen Vulkan-Abstinenz, wäre ich schon neugierig den neuen Lavasee im Erta Alé-Krater aus nächster Nähe zu betrachten. Allerdings ist es nicht sicher, dass man einen aktiven Lavasee vorfindet, da sich die Situation vor Ort schnell ändern kann. Er kommt mir zwar recht stabil vor, doch es besteht die Gefahr der Verkrustung. Hinzu kommt, dass die politische Situation der Region nicht die Beste ist und es dort bis vor wenigen Wochen Meldungen über bürgerkriegsähnliche Zustande gab. Mir stellt sich die Frage, ob es nun tatsächlich ruhig geworden ist, oder ob etwaige mediale Berichterstattung nicht nur durch den Krieg in der Ukraine verdrängt wurde? Tatsächlich gibt es einige Reiseveranstalter, die Reisen zum Erta Alé wieder ins Programm aufgenommen haben, allerdings zu recht hohen Preisen. Ich für mein Teil werde mich wohl noch etwas in Geduld üben und die Situation in einigen Monaten neu bewerten.

Situation der Lavaseen im Kongo

Ähnlich ist die Situation an den beiden Virunga-Vulkanen Nyiragongo und Nyamuragira. Es gibt Berichte von offener Lava im Nyiragongo Krater, auch wenn sich noch kein stabiler Lavasee etabliert zu haben scheint. Auf einem Satellitenbild erkennt man Lava im Nyamuragira-Krater. Die emittierte Wärmestrahlung ist stärker, als am Erta Alé. Es gibt also die Chance Lava brodeln zu sehen. Aber, wieder mit der Einschränkung, dass Reisen dorthin weder preiswert, noch sicher sind.

Erdbeben-News am 05.04.22: Vanuatu

In den letzten 24 Stunden gab es mehrere interessante Erdbeben in Vulkanregionen. Darunter in Vanuatu, Indonesien und der französischen Auvergne.

Vanuatu: Erdbeben Mw 6,0

Datum: 04.04.22 | Zeit: 16:06:56 UTC | Lokation: 17.38 S ; 167.95 E | Tiefe: 31 km | Mw 6.0

Gestern Nachmittag manifestierte sich nordwestlich der Hauptinsel von Vanuatu ein Erdbeben der Moment-Magnitude 6,0. Das Hypozentrum lag 31 km tief. Das Epizentrum wurde 55 km nordwestlich von Port-Vila lokalisiert. Vor Ort war es nachts und die Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Das Erdbeben wurde als laut, aber kurz bezeichnet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums blieben die Auswirkungen an der Erdoberfläche verhältnismäßig gering.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,9

Datum: 05.04.22 | Zeit: 01:44:09 UTC | Lokation:  1.99 N ; 126.97 E | Tiefe: 41 km | Mw 6.0

Ein ähnlich starkes Erdbeben gab es im Norden des indonesischen Archipels, genauer, in der Molukkensee. Dort bebte es mit Mb 5,9. Der Erdbebenherd lag 41 km tief. Das Epizentrum befand sich 119 km westlich von Tobelo. In relativer Nähe liegen mehrere Vulkane, darunter der Karangetang, Ibu und Dukono. Ein Blick auf die Karte enthüllt, dass die Region seismisch sehr aktiv ist.

Frankreich: Erdbeben in der Auvergne

Datum: 05.04.22 | Zeit: 10:55:56. UTC | Lokation: 45.59 N ; 2.87 E | Tiefe: 2 km |  Ml 2.5

In der französischen Vulkan-Region der Auvergne gab es weitere Erdbeben. Die Erschütterung des Tages hatte eine Magnitude von 2,5 und ein Hypozentrum in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum lag 10 km östlich von La Bourboule. Seit dem 31 März gab es 8 Beben mit Magnituden ab 2.

Phlegräische Felder: Weiteres Schwarmbeben am 05.04.22

Datum: 05.04.22 | Zeit: 03:37:59 UTC | Lokation:  40.82; 14.13 | Tiefe: 1,8 km | Md 2,0

Unter den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) begann gestern ein neues Schwarmbeben. Seitdem registrierte das INGV 30 Erschütterungen. Die Meisten hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, doch ein Beben stach heraus und brachte es auf Md 2,0. Es hatte ein Hypozentrum in nur 1,8 km Tiefe und stand damit im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem des Vulkans. Sehr wahrscheinlich verursachten Fluidbewegungen den Bruch von Gestein, oder durch steigenden Druck wurde eine Störungszone aktiviert. Im ersten Fall würde es sich um ein vulkanotektonisches Erdbeben handeln. Im zweiten Fall wäre es als tektonisches Beben einzustufen, selbst wenn es indirekt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden wäre. Das Epizentrum dieser Erschütterung lag am südwestlichen Kraterrand der Solfatara. In diesem Bereich manifestierten sich auch die nächst stärkeren Beben mit den Magnituden 1,6 und 1,1.

Generell befindet sich die Solfatara im Zentrum der Aktivität. Das gilt sowohl für die Seismizität, der Bodenhebung und der fumarolischen Tätigkeit. Auch wenn gerne, mit Hinweisen auf den zyklisch widerkehrenden Bradyseismos beschwichtigt wird, dass es sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit zu keinem Vulkanausbruch kommen wird, muss man die Situation mit Argusaugen betrachten. Ich halte es für möglich, dass es jederzeit zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Da der Zugang zum Solfatara-Krater bereits seit über 5 Jahren gesperrt ist, bin ich sehr wahrscheinlich nicht der einzige, der so ein Szenario für möglich hält. Besonders, wenn es zu einer signifikanten Temperaturerhöhung fumarolischer Gase kommen sollte, steigt das Risiko phreatischer Eruptionen deutlich. Doch von einer Temperaturerhöhung ist im -heute erschienenen- Wochenbericht nichts erwähnt.

Was sagt der Wochenbericht des INGVs zu den Phlegräischen Feldern?

Die Gas-Temperatur der Pisciarelli-Fumarole ist bei ca. 95 Grad Celsius stabil. Die Temperatur wurde in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen. Auch der Kohlendioxid-Ausstoß änderte sich nicht. Im Zeitraum zwischen dem 28. März und 3. April 2022 wurden 70 Erdbeben registriert. Darunter befand sich ein Beben mit einer Magnitude von 3,6. Dieser Erdstoß war das energiereichste Beben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann. Die Vulkanologen schreiben, dass es sogar das stärkste Beben seit 1985 war! Die Bodenhebung bleibt bei ca. 13 mm pro Monat und beträgt an der Messstation RITE 87,5 cm. Als Referenzwert gilt der Januar 2011.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bodenhebung und Seismizität Grund zur Sorge geben, dass aber die restlichen geophysikalischen Parameter stabil sind. Vor einer Eruption würde man einen Temperaturanstieg und eine Erhöhung des Gasausstoßes erwarten.

Campi Flegrei: Wasserverfärbung im Lago d’Averno

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Eruption: Fumarolisch

Wasserverfärbung am Lago d’Averno in der Campi Flegrei. © Pozzuoliantica/FB
  • Im Kratersee Lago d’Averno verfärbte sich das Wasser
  • Grund hierfür ist eine Algenblüte
  • Experten dementieren einen Zusammenhang zum Bradyseismos

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei (Phlegräische Fleder) kommt in den letzten Tagen nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Die allermeisten Meldungen hängen mit der Bodenhebung der Caldera zusammen und mit der damit einhergehenden seismischen Aktivität. In den Medien häufen sich die Berichte, über neu entstehende Strände und dem scheinbaren zurückweichen des Meeres. Jetzt beschäftigt die Menschen zusätzlich eine ungewöhnliche Wasserverfärbung, die den Kratersee d’Averno betrifft. Innerhalb von ein paar Tagen verwandelte sich das Wasser in eine rosa-violette Brühe. Es gab Spekulationen, dass die Wasserverfärbung durch vulkanische Gase entstanden sein könnten. Tatsächlich weisen Experten darauf hin, dass dies nicht der Fall sein soll. Die Wasserfärbung kommt durch eine Algenblüte zustande und ist ein wiederkehrendes Phänomen.

Algenblüte durch Nährstoffeintrag und Umschichtung des Lago d’Averno

Was da aufblüht ist das Cyanobakterium (Blaualge) Planktothrix rubescens. Besonders im Winter findet es gute Vermehrungsbedingung im Lago d’Averno und steigt dann aus tieferen Wasserschichten auf. Dazu ist meistens eine Umschichtung des Wassers nötig, so dass es in der Tiefe wärmer wird, als an der Wasseroberfläche. An der Oberfläche kommt es zur massenhaften Vermehrung der Blaualgenart und das Wasser verfärbt sich.

Generell entstehen Algenblüten, wenn zusätzliche Nährstoffe ins Wasser eingebracht werden. Eine besondere Rolle spielt dabei Phosphat. Hierbei handelt es sich um ein Mineralsalz, auf Basis des stickstoffartigen Elements Phosphor. Phosphor kann nicht nur in Düngemitteln vorkommen, sondern auch in Vulkangesteinen und in vulkanischen Gasen.

Nährstoffeintrag vulkanischen Ursprungs?

Zwar dementieren die Experten einen Zusammenhang zwischen Algenblüte und dem Vulkanismus der Region, aber solange keine anderen Quellen nachgewiesen werden, kann man diesen Zusammenhang -meiner Meinung nach- nicht gänzlich ausschließen. Vulkanische Gase könnten nicht nur vermehrt Nährstoffe in den See einbringen, sondern auch seine Umschichtung verursachen, indem ein größerer Wärmefluss das kühle Tiefenwasser erhitzt. Sicherlich, die Wasserverfärbungen gehen auf eine Algenblüte zurück, und nicht etwa auf das Ausfällen eisenhaltiger Mineralien aus dem Seewasser, so wie man es auf Ambae kennt. Aber die Ursache hinter der Algenblüte könnte indirekt mit dem Vulkanismus der Region in Verbindung gebracht werden, was nicht zwangsweise bedeutet, dass es einen Zusammenhang mit der aktuellen Hebungsphase geben muss.

Vulkan-News 04.04.22: Stromboli

  • Am Stromboli kommt es zu Lavaspattering
  • Die Seismizität auf São Jorge ist rückläufig, aber nicht beendet
  • Sangay emittiert eine sehr hohe Wärmestrahlung

Stromboli spattert Lava

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

In den letzten Tagen ist Stromboli wieder mit Lavaspattering beschäftig. Die Lava sprotzt dabei aus einem Schloten im nordöstlichen Kraterbereich. Heiße Tephra fällt auf die Sciara del Fuoco und hinterlässt dabei Glutspuren. Leider ist mir derzeit keine funktionierende Streaming-Cam bekannt, so dass man mit den Fotos der INGV-Webcams vorlieb nehmen muss. Aus diesen Bildern wurde das Zeitraffervideo unten erstellt.

Das LGS berichtet von moderater Aktivität. Gestern wurden 240 thermale Durchgänge registriert. Es gab strombolianische Explosionen mit einem akustischen Maximaldruck von 1,5 bar. Normal sind Werte von kleiner 1 bar. Die restlichen Werte waren unauffällig.

Sangay emittiert sehr hohe Wärmestrahlung

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Explosiv

In Ecuador emittiert der Sangay eine sehr hohe Wärmestrahlung. MIROVA kommt auf eine Leistung von 1242 MW. Das VAAC detektiert Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m. Sie driftete in südwestlicher Richtung.

São Jorge mit weiterer Aktivität

Auf der Azoreninsel São Jorge hat die Erdbebenaktivität nachgelassen, obwohl sie noch nicht beendet ist. Täglich werden mehrere Dutzend Mikrobeben registriert. Der letzte stärkere Erdstoß, der vom EMSC angezeigt wird, manifestierte sich am 2. April. Er hatte eine Magnitude von 2,8 und lag in 9 km Tiefe. Ein neues INSAR-Foto zeigt weitere Bodenhebungen. Mittlerweile wurden zahlreiche Menschen aus dem Gebiet im Nordwesten der Insel evakuiert. Ob- und wann es eine Eruption geben wird, bleibt ungewiss.

Reykjanes: Neuer Erdbebenschwarm am 03.03.22

Datum: 03.04.22 | Zeit: 14:19:16 UTC | Lokation: 63.884, -22.398 | Tiefe: 5,9 km | Mb 3,3

  • Unter Reykjanes gab es ein neues Schwarmbeben
  • Es wurden 226 Erdbeben registriert
  • Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,3

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich gestern Abend ein neues Schwarmbeben. Schauplatz des Geschehens war die Gegend um die Blaue Lagune, ca. 5 km nördlich von Grindavik und in Sichtweite des Fagradalsfjall-Vulkans. Die meisten Beben manifestierten sich am Hügel Sýlingarfell. Diese vulkanische Erhebung liegt im Osten der Blauen Lagune. In der Region wurde vor 2 Jahren erstmalig Bodenhebung registriert, die durch Inflation ausgelöst wurde. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 226 Erdstöße unter der Reykjanes-Halbinsel. Zwei Beben hatten Magnituden über 3, wobei es die stärkste Erschütterung auf M 3,3 brachte. Die Hypozentren lagen in Tiefen um 5 km und damit relativ flach. Es war der intensivste Erdbebenschwarm seit Monaten, auch wenn wir in den vergangenen Jahren durchaus stärkere Schwärme dort gesehen haben. Wodurch er ausgelöst wurde ist bislang nicht kommuniziert worden. Auch ist noch nicht klar, ob es eine Bodenhebung infolge von Inflation gab.

Frühere Schwarmbeben auf Reykjanes wurden durch Intrusion verursacht

Die Beben, die sich in der Region um die Blaue Lagune Anfang 2020 manifestierten, spielten sich in der gleichen Tiefe wie jetzt ab. Allerdings wurden dort bei einigen Schwarmbeben bis zu 4 Mal mehr Erschütterungen detektiert, als es jetzt der Fall war. Damals hob sich der Boden um den Thorbjorn bis zu 8 cm an. Beim Thorbjorn handelt es sich um einen vulkanischen Hügel südlich der Blaue Lagune, wobei Thorbjorn und Sýlingarfell ca. 1 km voneinander entfernt liegen. Erst in den folgenden Monaten verlagerten sich Erdbebenaktivität und Inflation in Richtung Osten, wo dann am Fagradalsfjall die Intrusion stattfand, die letztendlich zur Eruption führte.

Mehrere isländische Geowissenschaftler gehen davon aus, dass es auf Reykjanes in den nächsten Jahren weitere Eruptionen geben wird. Aber wir wissen ja, dass die längerfristige Vorhersage von Vulkanausbrüchen praktisch unmöglich ist. Selbst wenn ein Vulkan statistisch gesehen überfällig ist, oder die geophysikalischen Parameter eine bevorstehende Eruption andeuten, heißt das noch lange nicht, dass sich die Vulkane dran halten. Aber natürlich bin ich für einen Vulkanausbruch in unbewohnten Gegenden immer zu haben.

Vulcano: weitere Erdbeben am 31. März

Staat: Italien | Lokation: 14.87 ; 38.50 | Eruption: Fumarolisch

In den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben auf Vulcano. Der Artikel wurde am 04. April aktualisiert.

  • Ende März ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm im Osten von Vulcano
  • Der Gasflux ist rückläufig, aber an den meisten Stellen erhöht
  • Es besteht die Gefahr phreatischer Explosionen

Die Liparische Insel Vulcano wurde Ende März von weiteren Erdbeben erschüttert. Sie trugen sich kurz nach meinem letzten Update zu diesem Vulkan zu. Der kleine Erdbebenschwarm manifestierte sich am 31. März. Das stärkste Beben brachte es auf Ml 1,9 und manifestierte sich offshore, genauer, 7 km südöstlich von Porto di Ponente. Das Hypozentrum lag 8 km tief. Zwei weitere Beben brachten es auf Ml 1,1. Die restlichen Beben waren schwächer. Auf der Karte sind die gelb markiert, obwohl die Hypozentren in Tiefen weniger als 10 km lagen. Die roten Punkte zeigen Mikroseismik an, die sich bereits einige Tage zuvor ereignete. In der 2. Märzhälfte gab es somit eine Zunahme der Seismizität gegenüber den letzten Wochen.

Wie sehen die geophysikalischen Parameter auf Vulcano aus?

Im jüngsten Bulletin vom INGV, das am Dienstag veröffentlicht wurde, war von einer Zunahme der Seismizität noch keine Rede. Dort heißt es, dass die lokale seismische Aktivität gering ist, mit typischerweise 1-2 Ereignisse pro Tag. Es gab auch einige VLP-Ereignisse. Schwärme traten in den letzten Wochen also nicht auf. Bei den restlichen geophysikalischen Parametern war ebenfalls kein Anstieg festzustellen, im Gegenteil, die Werte nahmen leicht ab, oder waren stabil. Die Fumarolen am Krater auf Vulcano stoßen noch viel Kohlendioxid aus. In Bezug auf Schwefeldioxid sind die Werte moderat geworden. Eine Entspannung der Lage gab es am Fuß des Kraterkegels und im Bereich von Vulcano Porto: Der CO2-Flux zeigt einen leichten Abwärtstrend, blieb aber auf mittelhohen Werten; am Standort Faraglione wurden Werte nahe dem Hintergrund gemessen. Es wurde keine neue Bodenhebung registriert.

Die Vulkanologen warnen weiterhin vor verschiedenen Gefahren. Insbesondere könnte sich Kohlendioxid in Senken, oder Kellern ansammeln und zum Erstickungstot führen. Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass sich phreatische Explosionen ereignen könnten. Es bleibt also spannend auf Vulcano.

Update 04.04.22: Heute zeigt die Erdbebenkarte 2 weitere Erdstöße an, die sich bereits am 02. April zutrugen. Leider werden die Daten beim INGV mit 2 Tagen Verzögerung angezeigt. Die Beben hatten die Magnituden 1,8 und 1,6 und manifestierten sich in Vulkannähe. Hypozentren lagen in 8.97 und 6,25 km Tiefe.

Kelut mit Hydrothermaler Aktivität

  • Am Kelut verfärbte sich der Kratersee
  • Es gibt Turbulenzen im Wasser
  • Die Seismizität ist unauffällig

Der indonesische Vulkan Kelut (auch Kelud geschrieben) beherbergt einen Kratersee, dessen Wasser sich relativ schnell verfärbt zu haben scheint. Vulkanspotter L.A. Øystein veröffentlichte gestern in den Sozialen Medien Bilder des Kratersees, und verglich sie mit Fotos aus dem Jahr 2019. Damals zeigte das Wasser eine bräunlich-trübe Färbung, jetzt ist es türkisblau. Außerdem erkennt man Turbulenzen an der Wasseroberfläche, die auf Fumarolen hindeuten, bzw. Hydrothermalquellen am Kraterboden vermuten lassen. Øystein schreibt dazu, dass sich das Wasser ziemlich schnell in den letzten Wochen verfärbt haben muss. Er ist auf eine Stellungnahme der Vulkanologen vom VSI gespannt, die die Vorgängen am Kelut sicherlich im Auge haben. Auf der Seite des VSI sind keine außergewöhnlichen Vorkommnisse am Vulkan vermerkt. Täglich gibt es einige lokale tektonische Erdstöße. In diesem Jahr wurden nur 2 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Die Wassertemperatur schwankt um 30 Grad Celsius.

Vom Kelut-Kratersee ging große Gefahr aus

Die türkise Wasserfärbung am Kelut ist interessant, aber nicht ganz so ungewöhnlich, denn es gibt auch ältere Fotos, bei denen das Wasser dementsprechend aussieht. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen trüben Wasser und starken Regenfällen, die Sedimente in den See eintragen. Die aktuelle Wasserverfärbung könnte aber schon mit verstärkter fumarolischer Tätigkeit im Zusammenhang stehen.

Ursprünglich war der Kratersee viel größer. 1926 legte man ein Tunnelsystem an, um den See zu entwässern und den Spiegel niedrig zu halten. Grund für die Entwässerung des Kratersees, war ein großes Lahar-Potenzial beim Überlaufen des Sees. Am 19. Mai 1919 kamen bei einer Eruption des Kelut 5110 Menschen ums Leben, weil Schlammströme die Umgebung fluteten.

Der Kelut liegt im Osten Javas, in Nachbarschaft zur Stadt Malang, von der aus man auch die Tengger-Caldera mit Bromo und Semeru erreicht. Der Kelut ist für starke Eruptionen in Verbindung mit Domwachstum bekannt. Im Jahr 2007 wuchs plötzlich ein Dom aus dem Kratersee empor und verdrängte diesen. Zuvor gab es erhöhte Seismizität und stark steigende Wassertemperaturen. Im folgenden Jahr stellte der Dom sein Wachstum ein. Erst im Februar 2014 kam es zu starken explosiven Eruptionen, in dessen Folge 3 Menschen starben. Im 300 km entfernten Yogyakarta waren die Explosionen zu hören gewesen. Dort kam es auch zu Ascheniederschlag. Seitdem ist der Vulkan ruhig. Dennoch wird er vom VSI überwacht und es gibt tägliche Updates zum Status des Vulkans. Der Alarmstatus steht auf „grün“.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass es im Lago D’Averno (Campi Flegrei) Wasserverfärbungen gibt. Dort wurde es aufgrund einer Algenblüte rosa. Es wird spekuliert, dass vulkanische Gase vermehrt Nährstoffe in den See eingebracht haben, doch dazu später mehr.

Brasilien mit Überschwemmungen am 03.04.22

In den News zu den Naturkatastrophen geht es um neue Unwetter mit Überschwemmungen und Todesopfern in Brasilien.

Zusammenfassung

  • In Brasilien verursachten schwere Unwetter Überschwemmungen
  • Starkregen löste Erdrutsche aus
  • Es gab mindesten 14 Todesopfer

Unwetter töten 14 Menschen in Brasilien

Im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro gingen in den vergangenen zwei Tagen sintflutartige Regenfälle nieder. Innerhalb von 24 Stunden wurde auf dem Quadratmeter eine Wassersäule von 800 mm Niederschlag gemessen. Die Regenfälle konzentrierten sich entlang der Atlantikküste im Süden Brasiliens. Es entstanden Sturzfluten und Erdrutsche, durch die mindestens 14 Personen getötet wurden. Fünf weitere Personen werden vermisst. Es gab zahlreiche Verletzte.

Besonders betroffen war die Region um den Ort Paraty. Unter den dort Getöteten, befand sich eine Mutter mit ihren 6 Kindern, die Opfer eines Erdrutsches wurden. Ein siebtes Kind wurde lebend geborgen und ins Krankenhaus gebracht.

In der Stadt Angra dos Reis gab es sechs weitere Opfer, darunter mindestens zwei Kinder, nachdem es im Viertel Monsuaba ebenfalls zu einem Erdrutsch kam. Die Behörden verhängten die höchste Alarmstufe und riefen den Ausnahmezustand aus.

Das 14. bekannte Todesopfer war ein 38-jähriger Mann. Er erlitt einen Stromschlag, als er in einem überfluteten Gebiet einer anderen Person helfen wollte. Dieses Ereignis trug sich in der Stadt Mesquita zu.

Erdrutsche gehören in Brasilien fast zur Tagesordnung, besonders während der Regenzeit kommen sie oft vor. Der Raubbau an der Natur trägt dazu bei, dass es zu vielen Erdrutschen kommt, denn viele steile Berghänge wurden abgeholzt und bebaut. Erst vor 6 Wochen kam es in Brasilien zu einem Erdrutsch, der 233 Menschen tötete. Er ereignete sich in der Touristenstadt Petropolis, die ebenfalls im Bundesstaat Rio de Janeiro liegt.

Nach Ansichten von Experten, trägt der anthropogene Klimawandel seinen Anteil zur Häufung von Extremwetterereignissen bei. Er verstärkt selbst Regenfälle, die während der Regenzeit sowieso schon stark ausfallen. In diesem Jahr wird der Effekt noch vom Klimaphänomen La Nina verstärkt. Hinzu kommen Dürreperioden, die den Boden austrocknen lassen, so dass er kein Wasser aufnehmen kann, wenn es dann zu Niederschlägen kommt. Davon ist nicht nur Brasilien betroffen, sondern auch Deutschland. Hier geben Hydrologen Alarm, weil der Grundwasserspiegel immer weiter fällt. Der Monat März fiel in Deutschland bereits wieder zu trocken aus. (Quelle: AFP)