Erdbeben-News 21.02.23: Island

Erdbeben Mb 4,9 am Bardarbunga

Datum: 21.02.23 | Zeit: 08:41:00 UTC | 64.673 ; -17.515 | Tiefe: 3 km | Mb 4,9

Heute Morgen wurde Island von einem Erdbeben der Magnitude 4,9 erschüttert. Dieser Wert stammt vom IMO. Das EMSC kam auf eine Magnitude von 5,1. Laut den Isländern lag das Epizentrum 3,7 km nördlich des subglazialen Calderavulkans Bardarbunga. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 3 km angegeben. Bei den Europäern kommt man hingegen auf eine Herdtiefe von 10 km und ein Epizentrum nordwestlich des Vulkans, aber schon außerhalb der Eisbedeckung des Vatnajökulls. Der Vollständigkeit halber habe ich beide Datensätze angegeben, wobei die IMO-Daten wahrscheinlich genauer sind. Es gab einige Nachbeben.

Erdbeben lag im Einzugsbereich der Askja

Im gesamten Erfassungsbereich des Vatnajökulls haben die Seismografen in den letzten zwei Tagen 39 Erschütterungen registriert. Viele davon ereigneten sich im System Askja-Herdubreid. Auf dem letzten Sentinel-Foto von gestern erkennt man zwischen Wolken hindurch, dass die Eisschmelze am Öskjuvatn weiter anhält. Mehr als die Hälfte der Seeoberfläche ist eisfrei. Neue Berichte von den örtlichen Vulkanologen liegen noch nicht vor. Die Signale, ob nun eine Eruption bevorsteht oder nicht, sind immer noch nicht eindeutig interpretierbar. Eisschmelze und hohe Inflation zeugen von einer vermeintlichen Magmenintrusion, doch es fehlen weiterhin Schwarmbeben, die einen finalen Magmenaufstieg signalisieren. Ohne weitere Daten ist nicht auszuschließen, dass die Bodenhebung durch magmatische Fluide im Sinne von Tiefenwasser/Gas verursacht wurde. Die Eisschmelze könnte von einem meteorologischen Phänomen verursacht worden sein. Dessen ungeachtet könnte sich der Vulkan auch jederzeit dazu entschließen, mit einer Eruption durchzustarten. Das Erdbeben am Bardarbunga, lag gut 70 km von Askja entfernt und könnte ein auslösendes Moment darstellen, denn die Erschütterungen haben sich bestimmt bis in den Magmenkörper der Askja fortgepflanzt und könnten Entgasungen hervorrufen, die eine Eruption triggern könnten.

Am Rande sei erwähnt, dass die Seismizität am Reykjanes-Ridge in den letzten Tagen weiter zugelegt hat. 71 Beben wurden dort innerhalb von 48 Stunden registriert.

Update: Heute Nachmittag gab es am Reykjanes-Ridge einen Erdstoß Mb 3,1 in 12 km Tiefe. Die Gesamtzahl der Beben erhöhte sich auf 79.


Weitere Erdbebenmeldungen:

USA: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 21.02.23 | Zeit: 05:35:26 UTC |  57.04 N ; 153.30 W | Tiefe: 20 km | Mw 5,5

Auf Kodiak Island südlich von Alaska kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 5,5. Der Erdbebenherd lag 20 km tief. Das Epizentrum wurde 99 km süd-südwestlich von Kodiak verortet.


Iran: Erdbeben Mb 5,3

Datum: 21.02.23 | Zeit: 06:05:35 UTC | 27.80 N ; 55.38 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,3

Im Süden des Irans bebte es mit einer Magnitude von 5,3. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 112 km nordwestlich von Bandar Abbas lokalisiert.

Erdbeben-News 17. Februar 2023: Island

Erdbeben Md 3,5 am Herdubreid

Datum: 17.02.23 | Zeit: 09:26:38 UTC | 65.202 ; -16.320 | Tiefe: 3.4 km | Md 3,5

Nachdem es in den letzten Wochen seismisch gesehen relativ ruhig auf Island war und den Menschen dort eher das schlechte Wetter zu schaffen machte, ist seit einigen Tagen eine Zunahme der Erdbebenaktivität unter Island zu beobachten. Ein besonderes Augenmerk richten die Geowissenschaftler mit ihren Beobachtungen auf den Calderavulkan Askja, der ja in den letzten Tagen auf Vnet regelmäßig in den Schlagzeilen stand, weil ein Schmelzen der Eisbedeckung auf dem Öskjuvatn festgestellt wurde, was vermutlich durch Magmenaufstieg verursacht wird. Diese Eisschmelze hält weiter an. So ist es alarmierend, dass die Seismizität auch hier in den letzten Tagen leicht anzog, aber noch weit von einer seismischen Krise entfernt ist, die man vor einem Vulkanausbruch erwarten würde. Da kam es heute Morgen ein wenig beunruhigend, dass am Herdubreid ein Erdbeben der Magnitude 3,5 registriert wurde. Das Epizentrum wurde 3,4 km nord-nordöstlich vom Tafelvulkan verortet und lag in 3,4 km Tiefe. Es gab eine Handvoll schwächere Nachbeben. Bereits im letzten Jahr sorgten langanhaltende Schwarmbeben für Spekulationen, ob hier Magma in einen Gang intrudieren könnte, der vom Reservoire unter der Askja ausgeht. Tatsächlich wurde auch in einem Areal abseits des eigentlichen Herdubreids eine Bodenschwellung festgestellt. Zu einem Ausbruch kam es dort bislang nicht. Die Erdbebenaktivität könnte auch von einem veränderten Spannungsfeld durch Magmenintrusion unter der Askja ausgelöst worden sein.

Erdbeben gab es auch an anderen Stellen unter Island. Besonders die Beben unter der Reykjanes-Halbinsel alarmieren örtliche Wissenschaftler. So wurde gestern von der isländischen Zeitung Morgenbladidd (mbl) ein Interview veröffentlicht, das man mit Ármann Höskuldsson, Forschungsprofessor an der Universität von Island, führte. Der Professor sagte, dass das Reykjanes-System aktiv ist und es jederzeit zu weiteren Eruptionen kommen könnte. Er hofft, dass man vor dem nächsten Vulkanausbruch wieder durch eine erhöhte Seismik gewarnt wird. Im Umkehrschluss interpretiere ich das so, dass das Aufleben der Erdbebentätigkeit in der Region noch nicht direkt als Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch interpretiert wird. Vor den letzten beiden Fagradalsfjall-Eruptionen war die Erbebenaktivität auch wochenlang um ein vielfaches intensiver als es jetzt der Fall ist.

Am Rande sei erwähnt, dass es ebenfalls Erdbeben unter der Katla und der Hekla gab. Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch sehe ich aber auch hier nicht.

Nach dem momentanen Stand der Dinge halte ich eine Eruption im Bereich Askja-Herdubreid in den nächsten Wochen für am wahrscheinlichsten. Das bestätigt auch Geowissenschaftler Ármann Höskuldsson in einem weiteren mbl-Interview, das heute erschien. Er nahm gestern an einem Überwachungsflug über die Askja teil und warf mehrere Thermometer in den See. Die Auswertung der so gewonnen Daten wird aber noch über das Wochenende dauern. Ármann meinte aber auch, es könne noch Wochen oder Monate dauern, bis es zu einer Eruption der Askja kommt. Im Jahr 2012 erlebte man übrigens eine ähnliche Situation, als im Februar das Eis schmolz. Allerdings blieb eine Eruption aus.

Auf der Seite von IMO erschien gerade ein Artikel, in dem auch ein Meteorologisches Phänomen für die Eisschmelze ins Spiel geworfen wird. Askja gibt also weiter Rätsel auf!

Vulkan Askja auf Island am 16.02.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Eruption: Fumarolisch

Askja heizt weiter auf

Der Vulkan Askja liegt im isländischen Hochland in Sichtweite von Herdubreid und dem größten Gletscher der Insel, dem Vatnajökull. Seit dem Wochenende ist bekannt, dass das winterliche Eis auf dem Calderasee Öskjuvatn schmilzt. Erst war ein relativ kleines Gebiet eisfrei, das sich schnell ausdehnte, bis nur noch die Hälfte des Sees mit Eis bedeckt war. Mittlerweile scheint die Eisschmelze zu stagnieren und sich nicht weiter auszudehnen, obwohl sich das restliche Eis verschiebt und über den See wandert. Dauerhaft eisfrei ist ein Areal im Südwesten des Sees, ungefähr dort, wo am Seeufer die Messstation OLAC steht, an der die bislang größte Bodenhebung mit 50 cm Hub registriert wurde. Isländische Wissenschaftler spekulieren darüber, dass das Magma damit begonnen hat aufzusteigen und sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Was meiner Meinung nach bislang fehlt, sind eindeutige seismische Signale dafür, dass Magma aufsteigt und vulkanotektonische Erdbeben auslöst. Zwar steigerte sich die Seismizität in dem Areal seit gestern und IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 52 Beben im Bereich des Vatnajökulls, aber von einem massiven Schwarmbeben, wie es normalerweise von Magmenaufstieg ausgelöst wird, sind wir noch weit entfernt. Bei den Vulkanausbrüchen der letzten Jahre erlebten wir in den Wochen und Tagen vor einer Eruption Tausende Erschütterungen. Nur die Hekla ist bekannt dafür, dass die Eruptionen ohne vorherige seismige Krise starten können. Außerdem wurden heute in mehreren Regionen entlang der isländischen Riftzonen Erdbeben registriert, sodass nicht klar ist, ob die Beben im Bereich des Vatnajökulls ein regionales Phänomen sind, oder ob das gesamte System von einem seismischen Schub erfasst wurde. Entlang der Reykjanes-Halbinsel gab es 54 Beben, im Süden Islands waren es 32 und an der TFZ wurden 21 Beben festgestellt. Betrachtet man das Seismogramm der Askja genauer, scheint es aber zahlreiche Mikrobeben zu geben. Eine verdickte Grundlinie könnte von schwachem Tremor oder starkem Wind verursacht werden. Wahrscheinlich ist letzteres der Fall, denn auf dem Tremorgraphen ist nichts Auffälliges zu erkennen.

Doch eins scheint sicher zu sein: unter der Askja hat sich in den letzten Jahren einiges an Magma angesammelt. Hitze steigt auf und bringt das Eis auf dem See zum Schmelzen. Ein Ausbruch könnte sich innerhalb von Stunden ereignen. Wahrscheinlicher ist es aber, dass es bis dahin noch einige Wochen dauert, wenn es denn überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Ich gehe davon aus, dass spätestens einige Stunden vor einer Eruption eine seismische Krise beginnen wird. Bei den Eruptionen von Eyjafjallajökull, Bardarbunga und Fagradalsfjall rappelte es mehrere Wochen bevor es losging. Klar ist aber auch, dass es zwischen den verschiedenen Ausbrüchen zwar Parallelen gibt, aber dass sich Vulkane nicht an Regeln halten. Es bleibt also spannend!

Vulkan Askja mit erhöhter Geothermie am 13.02.23

Größe der eisfreien Fläche im Calderasee der Askja verdoppelte sich

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität:  Fumarolisch

Der Wärmefluss vom Grund des Öskjuvatn, jenem See, der einen guten Teil der Askja-Caldera einnimmt, hat sich seit gestern verdoppelt. Auf dem neuesten Sentinel-Foto sieht man nun 2 große eisfreie Stellen. Die Bodenhebung an der Messstation OLAC hat weiter zugenommen und liegt nun bei 51 cm. Isländische Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Calderaboden aufgrund einer Magmenintrusion hebt, die im August/September 2021 begonnen hat. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir dort demnächst einen Vulkanausbruch sehen werden. Doch bevor nun das Herz der Vulkanspotter Doppelschläge macht, möchte ich darauf hinweisen, dass der Vulkan während des Winters bestenfalls mit speziell ausgerüsteten Jeeps (Monstertrucks) erreichbar ist. Falls es eine explosive Eruption geben sollte, wird die Zufahrt zum Vulkan bestimmt ganz gesperrt. Es lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren, ob es eine explosive, oder effusive Eruption geben wird, wenn es denn dazu kommen sollte.

Ein Vnet Leser stellte die Frage, ob es sich bei der Bodenhebung an der Askja nicht auch um ein ähnliches Phänomen wie in der Campi-Flegrei handeln könnte. Dort hebt und senkt sich der Boden in unregelmäßigen Zyklen teilweise sogar um mehrere Meter. Im aktuellen Zyklus hob sich der Boden bereits um mehr als einen Meter. Tatsächlich wurden an der Askja bereits zwei Hebungsphasen und drei Senkungsphasen im Zeitraum 1966 bis 1987 beobachtet. Die Messungen begannen 1966 und wurden einmal im Jahr durchgeführt. Damals gab es noch keine eigenständig arbeitenden Messstationen. Man nahm eine maximale jährliche Hebung von 20 cm an. In der aktuellen Hebungsphase, es ist die Dritte seit Beginn der Messungen, wurde der Wert bereits überschritten. Aber es muss halt nicht zwingend zu einer Eruption kommen. Dennoch vermuten Wissenschaftler, dass die Hebung der Askja durch Magma verursacht wird, das sich in 3 km Tiefe sammelt. An den Campi Flegrei wird der Bradyseismos vermutlich durch magmatische Fluide verursacht, die im Hydrothermalsystem des Vulkans zirkulieren. Die Fluide gehen aber auch dort von einem tiefer sitzenden Magmenkörper aus, der sich unter einer stabilen Deckschicht befindet.

Vulkan-News 10.02.23: Askja

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Eruption:  Fumarolisch

Eisfreie Stellen im Calderasee der Askja

Seit September 2021 blickt man mit besonderer Sorge auf den isländischen Calderavulkan Askja. Damals setzte eine massive Bodenhebung ein, die mit Schwarmbeben einherging und der Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ erhöht. Aber auch schon früher war die Askja unruhig und zeigte Anzeichen des Erwachens: immer wieder gab es Erdbeben, eine leichte Inflation und ein Anstieg der Fumarolentemperaturen wurde gemessen. Im Jahr 2014 kam es zu einem großen Erdrutsch. Jetzt berichteten Wissenschaftler der Universität Island von einem weiteren beunruhigenden Anzeichen, das für eine Beschleunigung des Aufheizprozesses des Vulkans spricht: Auf neuen Satellitenfotos der Askja erkennt man eine große eisfreie Stelle im Westen des Sees. Normalerweise ist der See zwischen Dezember und Juli zugefroren. Diese eisfreie Stelle zeugt von einer deutlich erhöhten Wassertemperatur in dem Bereich. Das Wasser wird vermutlich infolge erhöhter Geothermie aufgeheizt: Boden und Gase werden durch eine erhebliche Menge intrudierten Magma immer heißer. Von der Intrusion zeugt auch eine beachtliche Bodenhebung von 50 cm, die an der Messstation OLAC seit September 2021 gemessen wurde. Außerdem kommt es im Zuge der Bodendeformation ebenfalls zu einer horizontalen Verschiebung im Dezimeter-Bereich.

In den letzten Tagen nahm die Erdbebentätigkeit im Gebiet der Askja wieder zu. Es gab aber auch eine Zunahme der Seismizität in anderen Regionen der Insel. Hiervon besonders betroffen ist das Areal des Vatnajökulls, wo sich Anfang der Woche eine Erschütterung im 3-er-Bereich unter dem Bardarbunga ereignete.  Unter dem Gletscher Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt, gab es ebenfalls mehrere schwache Erdbeben. Heute sind vor allem die Regionen im Norden und Süden der Insel seismisch aktiv. So wurden entlang der TFZ 79 Beben innerhalb von 48 Stunden registriert. Im Süden der Insel einschließlich Reykjanes waren es mehr als 30 Erschütterungen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Diskussion im Forum der neuen Vnet-Community aufmerksam machen. Was glaubt ihr, wird der Askja-Vulkan bald ausbrechen?

Erdbeben-News 27.12.22: Island

Erdbeben Mb 5,0 nahe Vatnajökull?

Datum: 27.12.22 | Zeit: 06:05:38 UTC | 64.84 ; -17.60 | Tiefe: 5,2 km | Mb 5,0

Heute Morgen ereignete sich nahe des isländischen Gletschers Vatnajökull möglicherweise ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Hypozentrum wird von IMO in einer Tiefe von 5,2 km angegeben. Verortet wurde das Epizentrum 17,8 km west-südwestlich von Trölladyngja. Der Erdstoß wurde automatisch detektiert und noch nicht von einem Seismologen überprüft, von daher könnte es auch schwächer ausgefallen sein. Das EMSC meldete ein Beben Mb 4,6. Zwei weitere Beben kamen laut EMSC in der gleichen Region auf Mb 3,6 und Mb 2,9. Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, von daher kann es auch sein, dass das seismische Netzwerk nicht akkurat arbeitet und Fehlmeldungen erzeugt. Die nächsten Stunden werden zeigen, ob die Erdstöße bestätigt werden.

Nach IMO hatte es vor dem starken Erdbeben eine Erschütterung Mb 3,1 unter dem Gletschervulkan Grimsvötn gegeben. Dieses Beben wurde von einem Seismologen bestätigt. Interessant ist, dass inzwischen nur noch an den Messstationen GFUM und GSGI eine Bodenhebung angezeigt wird. Seit Mai beträgt sie ca. 8 bzw. 6 cm. Obwohl schon oft für diesen Vulkan ein baldiger Ausbruch prognostiziert wurde, sieht es gerade nicht so aus, als wäre er für eine Eruption bereit. Doch sollten sich die starken Erdbeben bestätigen, dann könnten sie das Geschehen am Vulkan beeinflussen.

Vereinzelte schwache Erdbeben hat es auch wieder im Bereich von Askja und Herdubreid gegeben. Während für den Herdubreid keine GPS Daten öffentlich online gestellt werden, zeigen die Grafiken für die Askja eine Bodenhebung an, die sich seit September 2021 aufbaut. Inzwischen beträgt sie an der Messstation OLAC 44 cm. Wenn die Bodenhebung von Magma verursacht wird, scheint es mir nur eine Frage der Zeit zu sein, bis wir hier eine Eruption sehen werden. Allerdings fehlen Vergleichsdaten von vorherigen Ausbrüchen der Askja, wann ein kritischer Wert erreicht ist. Viele Vulkane eruptieren bereits bei einer Bodenhebung von gut 20 cm, allerdings kann es bei großen Zentralvulkanen auch zu deutlich höheren Bodenhebungen kommen, bevor ein Ausbruch beginnt.

Ein neuer Erdbebenschwarm ereignete sich an der Westspitze von Reykjanes. Die stärkste Erschütterung dort brachte es auf Mb 3,2. Das Beben wurde 2,3 km west-nordwestlich von Reykjanestá festgestellt. Innerhalb von 48 Stunden wurden unter der Halbinsel 50 Beben detektiert.

Update: Inzwischen gab es auch ein kleines Schwarmbeben am Fagradalsfjall.

Vulkane Islands am 25.11.22

Im Moment eruptiert kein isländischer Vulkan, doch in den letzten Tagen gab es unter mehreren isländischen Feuerbergen Seismizität, was ich als Anlass nahm, die GPS-Daten zu kontrollieren. Tatsächlich gibt es an mehreren Vulkanen Bodenhebungen um mehrere Zentimeter. Doch der Reihe nach.

Askja mit 43 cm Bodenhebung

Der Vulkan Askja stand letzten Monat öfters in den Schlagzeilen, weil es unter ihm, aber vor allem am Herdubreid, der zum Askja-System gehört, ein starkes Schwarmbeben gab. Inzwischen hat die Seismizität deutlich nachgelassen, wenngleich es Erdbeben gibt. Dafür funktioniert die GPS-Datenübertragung wieder, die seit Anfang Oktober offline war. Man erkennt, dass an der Messstation OLAC die Bodenhebung unverändert anhielt und sich mittlerweile auf 43 cm summierte. Auch der horizontale Versatz ist beachtlich und beträgt an einigen Stationen ca. 10 cm. Da wächst also eine ordentliche Beule in der Caldera. Sollte die Bodenhebung von Magma verursacht werden, dann steht möglicherweise ein größerer Vulkanausbruch bevor. Es ist aber auch möglich, dass andere magmatische Fluide (Gas, Tiefenwasser) für die enorme Bodenhebung verantwortlich sind, ähnlich wie wir es an der Caldera Campi Flegrei erleben. Die nächsten Monate werden uns vielleicht Erleuchtung bringen.

Grimsvötn mit abstürzender Bodendeformation

Südlich der Askja liegt der Grimsvötn. Er befindet sich unter dem Eis von Europas größtem Gletscher, dem Vatnajökull. Die Erdbebentätigkeit ist leicht erhöht, ohne dass es zu einem Schwarmbeben kommt. Bis vorgestern wurde an der Messstation GFUM eine schnelle Bodenhebung von 9 cm gemessen , doch die letzten 2 Messungen zeigten einen ebenso schnellen Absturz der Bodenhebung an. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es sich um Fehlmessungen handelt oder ob die scheinbare Bodenhebung einfach so verpuffte und in Subsidenz umgeschlagen ist. In den letzten Jahren gab es mehrere Bodenhebungsphasen und mehr als einmal rechnete man mit einer Eruption. Irgendwann wird sie auch kommen, vielleicht sogar in den nächsten Monaten. Erwähnenswert ist, dass es vorgestern zu einem Beben M 3,0 unter dem benachbarten Vulkan Öræfajökull kam. Hier hatte man bereits 2018 mit einer Eruption gerechnet, die dann aber doch ausblieb.

Katla mit Beben und Deformation

Bei der Katla handelt es sich ebenfalls um einen großen subglazialen Zentralvulkan, der zugleich das Schreckgespenst Islands ist, denn die Eruptionen dort können sich auf Siedlungen in Vulkannähe katastrophal auswirken. An der Messstation AUST wird inzwischen 15 cm Bodenhebung angezeigt. Die Hebungsphase begann erst am 17. November. Für einen so kurzen Zeitraum ist die Hebung beachtlich, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um ein Phantom, ähnlich wie es unter Grimsvötn der Fall zu sein scheint.

Es ist auch nicht auszuschließen, dass andere Phänomene die Bodenhebungen unter Katla und Grimsvötn verursachen. So ist in einer Meldung des isländischen Katastrophenschutzes zu lesen, dass es in den letzten Wochen sehr viel regnete und die Böden mit Wasser gesättigt sind. Aktuell erwartet man eine Unwetterfront, die weiteren Starkregen mit sich bringt. In der Folge könnte es zu Hochwasser in den Flüssen kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass es zu Wasseransammlungen in subglazialen Kavernen kommt, die die Gletscher anschwellen lassen.

Unauffällig hingegen sind die GPS-Daten von Hekla und den Vulkanen auf Reykjanes. Über das Jahr gerechnet gab es unter Thorbörn nahe der Blauen Lagune zwar eine Bodenhebung, die auch durch die Eruption am Fagradalsfjall nicht abgebaut wurde, doch seit Juni stagniert diese und zeigt einen leicht rückläufigen Trend.

Erdbeben am Herdubreid könnten Askja-Eruption vorausgehen

Der kleine Viti Kratersee in der Askja-Caldera. © Marc Szeglat

Erdbeben am Herdubreid halten an

Heute ging der Erdbebenschwarm nördlich von Herdubreid auf Island weiter. Er hat sich zwar etwas abgeschwächt, aber dennoch gibt es viele schwache Beben. In den letzten 48 Stunden wurden 631 Erschütterungen in die Tabellen von IMO aufgenommen. 12 Erschütterungen hatten Magnituden zwischen 2 und 3. In den Tabellen werden nicht alle erfassten Erdbeben angezeigt, sodass die tatsächliche Zahl der Beben höher sein dürfte. Es handelt sich schon um ein bemerkenswertes Schwarmbeben, reicht aber noch nicht ganz an die heftigen Erdbebenschwärme heran, die wir in den letzten Jahren z.B. am Fagradalsfjall, Bardarbunga, oder Eyjafjallajökull Tage vor den Eruptionen sahen. Bei massiven Bodenhebungen infolge von Magmenaufstieg zur Oberfläche streuen die Erdbeben meistens über einen größeren Bereich, als wir es momentan am Herdubreid sehen. Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob das Schwarmbeben mit Magmenintrusion zusammenhängt und vielleicht sogar einen Vulkanausbruch ankündigt.

Kündigt das Schwarmbeben einen Ausbruch der Askja an?

Der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson meinte in einem Interview mit dem isländischen Fernsehsender RUV, dass das Schwarmbeben bemerkenswert ist und möglicherweise andeutet, dass der Zentralvulkan Askja für eine Eruption bereit ist. Herdubreid liegt in Sichtweite der Askja (die Distanz beträgt 24 km), die ihre Finger weit ausstreckt: sie reichen bis in das Gebiet um den Wasserfall Dettifoss, der gut 90 km nördlich der Askja liegt. Der isländische Wissenschaftler sprach weiter davon, dass sich unter der Askja eine erhebliche Menge Magma angesammelt hat. Ich kann mir 2 Methoden vorstellen, wie Bodenhebung und Inflation an der Askja die Erdbeben am Herdubreid auslösen: entweder migriert ein magmatischer Gang vom Magmenkörper unter der Askja zum Herdubreid, oder der Magmenkörper ändert das Spannungsfeld im größeren Umkreis der Askja, so dass tektonische Störungszonen aktiviert werden. Auf jeden Fall startete der Prozess der Magmen-Akkumulation in dem Gebiet bereits im Jahr 2012. Mit jedem Schub frischen Magmas steigert sich die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs, wobei sich eine Eruption am Herdubreid selbst nicht ausschließen lässt. Ob der nächste Ausbruch an der Askja explosiv, oder effusiv sein wird, lässt sich nicht prognostizieren. Der Vulkan erzeugte in der Vergangenheit sowohl große Lavafelder, als auch mächtige Aschewolken.

Erdbebenaktivität im Wochenrückblick

IMO veröffentlichte heute auch die Zusammenfassung der Erdbebentätigkeit im Beobachtungszeitraum 17-23 Oktober. Es wurden insgesamt rund 2520 Erdbeben registriert, was deutlich mehr als in der Vorwoche ist, als ca. 900 Erdbeben festgestellt wurden. Das stärkste Erdbeben war das Beben am Herdubreid mit Mb 4,1. Dort gab es auch das intensivste Schwarmbeben. Viele Beben gab es ebenfalls bei Grimsey und Reykjanes. Am Grímsvötn wurden 20 Erdbeben und am Vulkan Hekla 5 Beben registriert.

Askja mit weiterer Bodenhebung im Juli

  • Die Bodenhebung der Askja beträgt bis zu 35 cm
  • Wissenschaftler trafen sich zu einer Lagebesprechung
  • Bei anhaltender Inflation wird eine Eruption immer wahrscheinlicher

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Eruption:  Fumarolisch

Vor gut einem Jahr änderte sich der bis dahin deflationäre Trend des Calderavulkans Askja und es begann eine Phase mit Inflation. Sie verursachte bis jetzt eine Bodenhebung von bis zu 35 cm. Die wahrscheinlichste Erklärung für diese Bodenhebung ist das Einströmen Magmatischer Fluide in den Untergrund. Die Vulkanologen von IMO vermuten einen Magmenkörper in nur 2 km Tiefe. Das Zentrum der Bodenhebung befindet sich ein Stück westlich des Öskjuvatn-Sees. Von dort aus breitet sich der Magmenkörper horizontal aus.

Bodenhebung der Askja könnte in Eruption gipfeln

Gestern trafen sich die Wissenschaftler zu einer Lagebesprechung. Magnús Guðmundsson, Professor für Geophysik, gab dem isländischen Fernsehsender RUV ein Interview, in dem er sagte, dass die Bodenhebung sehr schnell verläuft und eine gut 60 Jahre dauernde Phase der Deflation mit Bodensenkung ablöste. Er zeigte sich in Bezug auf die Geschwindigkeit der Bodenhebung überrascht und bemerkte, dass die vergleichsweise geringe Seismizität ungewöhnlich sei. Normalerweise würde man bei einer so starken Inflation deutlich mehr Erdbeben erwarten, als es derzeit der Fall ist. Guðmundsson sagte dazu: „Wahrscheinlich muss die Askja noch eine ganze Menge einstecken, bevor sie Risse bekommt und es zu einer Eruption kommt.“ Der Wissenschaftler meinte weiterhin, dass man Askja mit einem halbleeren Tank vergleichen kann, da es dort in den letzten Jahrzehnten Bodensenkungen gegeben hat. Nun muss man den Tank noch weiter auffüllen, bevor die Sollbruchstelle erreicht ist. Sollte es zu einer Eruption kommen, dann rechnet der Geophysiker mit effusiver Tätigkeit, wahrscheinlich in Form einer Spalteneruption. Doch wenn sich die Eruptionsspalte bis in den See erstrecken sollte, könnten es explosiv hergehen und phreatomagmatische Eruptionen entstehen. Zuletzt geschah das im Jahr 1926, als bei einem explosiven Ausbruch die Inseln im See entstand. Diese Eruption blieb damals, laut Aussage von Professor Guðmundsson unbemerkt, obwohl die Eruption hoch aufsteigende Aschewolken förderte. Der Grund hierfür dürfte in der Abgeschiedenheit der Askja liegen, die sich inmitten des isländischen Hochlands befindet. (Quelle RUV)