Ätna: vergebliches Warten auf den Paroxysmus

Nach einem 6-tägigen Aufenthalt am Ätna auf Sizilien bin ich nun zurück und möchte mich besonders bei Chris Weber von Vulkanexpeditionen International bedanken, der meine SMS-Nachrichten umgesetzt und hier geposted hat!

Steigende Seismik, und Gas- und Ascheausstoß aus der Bocca Nuova (BN) und dem neuen Südost-Krater (SE-2) ließen die Vermutung eines bevorstehenden paroxysmalen Vulkanausbruchs aufkommen und lockten eine ganze Schar von Vulkanfotografen aus aller Welt an; doch der erwartete Ausbruch blieb bislang aus.

Bereits einen Tag vor mir erreichten die Geonauten Martin Rietze, Thorsten Böckel und Richard Roscoe den Vulkan und verbrachten die Nacht vom 25. auf den 26.06 am Kraterrand der BN. Morgens beobachteten sie 2 kleine Explosionen, die rotglühende Bomben förderten. Mehrmals fanden schwache Ascheexhalationen statt.

Am 26.Juni bestieg ich den SE-2 an seiner niedrigsten Seite im Osten. Sie erhebt sich ca. 60 m über die Hochebene.  Der Aufstieg entlang der nördlichen Aufschüttungen der Spaltenöffnung vom November 2006 war mühsam, aber unproblematisch. Dieser Wall bildet zugleich eine Seite des Ablaufkanals der Lavaströme der Paroxysmen. Die locker gelagerte Tephra der letzten Ausbrüche füllte zahlreiche Spalten und sackte beim Begehen nach. Wenige Zentimeter unter der Oberfläche war es so heiß, dass sich die Spitzen meiner Wanderstöcke verformten. Der Krater stieß Dampf aus, dem etwas Asche beigemischt war.  Diese Entgasungen verliefen nahezu geräuschlos und ohne viel Druck, trotzdem wagte ich es nicht, mich lange am Kraterrand aufzuhalten, da es jederzeit zu einem Paroxysmus kommen konnte.

Die Geburtsstunde des Südost-2-Kraters war im November 2006. Bei der damaligen Spaltenöffnung auf der Flanke des SE-Krater-Kegels entstand auf der Rückseite der Spalte ein Förderschlot, aus dem kleine Aschefontänen aufstiegen. Dieser Förderschlot erweiterte sich durch Kollaps zu einem Pitkrater. Infolge der 4 Paroxysmen wurde der Krater größer und es begann sich ein Kegel aufzuschütten. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Aktivität des klassischen Südostkraters in den neuen Krater verlagert.

Am 27. Juni unternahmen die Geonauten eine Wanderung entlang der Serra delle Concazze, der nördlichen Begrenzung des Valle del Bove. Von hier aus ergab sich ein schöner Blick auf die Gipfelkrater; besonders der NE-Krater und der SE-2-Krater sind von hier aus gut einsehbar. Der Dampfausstoß am SE-2-Krater ließ deutlich nach, dafür steigerte sich die Entgasung aus dem NE-Krater.

Am 28. Juni hörte der Gasausstoß am SE-2-Krater ganz auf. Am nächsten Tag bestieg ich die Bocca Nuova vom Nordwesten her. Der Wind drückte das Gas in den Krater und flach in Richtung Torre del Filosofo. Der Ascheausstoß steigerte sich. Die hellbraune Färbung der Aschewolken deutete darauf hin, dass es sich überwiegend um altes Material handelte.

Am 30. Juni waren gelegentlich einige Explosionsfolgen zu hören, deren Ursprung entweder im NE-Krater, oder in der Bocca Nuova lagen.

Am 1. Juli steigerte sich die Häufigkeit des Ascheauswurfes. Morgens kam es phasenweise ca. alle 10 Minuten zur Bildung einer kleinen Aschewolke, die ostwärts driftete und eine Schleppe bildete.

Gegen Nachmittag verließ ich Sizilien und startete vom Flughafen Catania aus. Beim Start flog die Maschine durch die Schleppe mit der fein verteilten Vulkanasche. Die Asche-Konzentration war niedrig, dennoch hatte die Wolke eine leichte Braunfärbung. Dem Flugzeug hat es scheinbar nicht geschadet; soviel zum Thema Flugverbot durch Vulkanasche über Mitteleuropa, durch die Asche isländischer Vulkane!

Ätna: Seismik, Asche- und Dampfausstoss

Am sizilianischen Vulkan Ätna wird die Lage z.Z. immer spannender. Heute Nacht gab es nördlich des Ätnas ein Erdbeben. Die Seismik zeigt auch zahlreiche Signale kleiner Amplitude, die durch tief sitzende Explosionen im NE-Krater Kegel verursacht werden. Aus der Bocca Nuova kommt es weiterhin zum Ausstoß von Vulkanasche aus altem Material. Aus dem neuen Südostkrater entgast es. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es zu einem neuen Vulkanausbruch kommt.

Ätna: Entgasung am südöstlichen Pitkrater

Boris Behncke berichtet von einer Zunahme der Aktivität am Ätna. In den vergangenen Tagen kam es zu Asche-Exhalationen aus der Bocca Nuova. Bei der Asche handelt es sich allerdings nicht um frisch gefördertes Material, sondern um alte Lava die aus dem Schlot geblasen wurde. Auf der Ätna-LiveCam war heute nacht ein roter Lichtschein über dem Krater zu sehen.

Im Nordostkrater finden tief sitzende Explosionen statt. Aus dem neuen Krater an der Flanke des SE-Krater-Kegels hat verstärkte Entgasung eingesetzt. Teilweise ist in den Gaswolken etwas Asche enthalten.  Diese Ereignisse können als Anzeichen dafür interpretiert werden, dass sich der Ätna auf einen weiteren Paroxysmus vorbereitet. Wann genau der neue Vulkanausbruch stattfinden wird, lässt sich nur schlecht prognostizieren. Ich rechne damit innerhalb der nächsten Tage.

Puyehue-Cordón Caulle: Aktivität rückläufig

Der Vulkanausbruch des chilenischen Vulkans Puyehue geht zurück. Am Wochenende stieg die Aschewolke nur noch ca. 1,2 km hoch auf. Von dem Ausbruch besonders stark betroffen ist Argentinien. Dort wurde in 3 Provinzen der Notstand ausgerufen. Der Flugverkehr kam tagelang zum erliegen. Einschränkungen im Flugverkehr gab es aufgrund der Aschewolke auch in Neuseeland, Australien und zuletzt in Südamerika. Die Asche ist nun einmal um die ganze Welt gedriftet und wieder in Chile angekommen.

Die erhöhte Sensibilität der Luftfahrbehörden in Bezug auf Vulkanasche und Flugverbote finde ich schon erstaunlich. Die explosiven Vulkanausbrüche waren alle nur von moderater Stärke und nicht annähernd so stark, wie die Eruptionen von Mount St. Helens im Jahr 1980, oder dem Pinatubo im Jahr 1991. Dieser Ausbruch auf den Philippinen hatte einen VEI 6 und war schätzungsweise ca. 20 Mal so stark wie die Ausbrüche der letzten Wochen. Bei diesem Ausbruch wurden 10 Kubikkilometer Tephra gefördert. Die Vulkanasche stieg 40 km hoch auf und verteilte sich global. Im Folgejahr fielen die globalen Durchschnittstemperaturen um 0,5 Grad.

Der stärkste Vulkanausbruch, der jemals von Menschen dokumentiert wurde fand 1815 in Indonesien statt. Auf der Insel Sumbawa brach der Vulkan Tambora in einer VEI 7 Eruption aus. Dabei wurden 160 Kubikkilometer Tephra gefördert. Ein Jahr später sanken die globalen Durchschnittstemperaturen um 3 Grad Celsius. Das Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsschreibung ein.

Was passiert wohl, wenn sich so ein starker Vulkanausbruch heute ereignet? Wenn die modernen Düsenjets so empfindlich auf Vulkanasche reagieren, wie es nun den Anschein hat, würde der globale Flugverkehr auf Wochen zum erliegen kommen. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären katastrophal. Niemand kann sagen, wann es wieder zu einer Eruption mit einem VEI  6, oder VEI  7 kommen wird, gewiss ist nur, dass so ein Vulkanausbruch irgendwann in den nächsten Jahrzehnten stattfinden wird und es die Menschen unvorbereitet eiskalt erwischen wird.

Seismik auf Island: Katla

Droht auf Island der nächste Vulkanausbruch? Heute Nacht erschütterten 12 Erdbeben den subglazialen Vulkan Katla im Süden von Island. Die Epizentren der Beben lagen zum größten Teil in der Caldera, einige Erschütterungen wurden auch am Westrand des Vulkans registriert. 2 Beben hatten eine Magnitude größer als 3. Das war die stärkste Erdbebenserie unter der Katla seit dem Ausbruch des Nachbarvulkans Eyjafjallajökull im März letzten Jahres. In der Vergangenheit triggerten Vulkanausbrüche dieses Vulkans Folgeeruptionen der Katla. Diese fanden bis zu 18 Monaten nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökulls statt.
Die Erdbebenserie jetzt ist noch kein eindeutiges Indiz für einen bevorstehenden Ausbruch, allerdings ein erster Hinweis, dass sich tatsächlich Magma im Untergrund des Vulkans bewegen könnte. Statistisch gesehen ist ein Ausbruch der Katla überfällig.

Nicht überfällig, aber fällig, ist der Ausbruch der Hekla. Dieser Vulkan befindet sich praktisch in Sichtweite der Katla und liegt ca. 50 km nordwestlich des subglazialen Vulkans. Zwischen den beiden Vulkanen gibt es aber keine direkte Beziehung. Geoforscher der Universität Reykjavik beobachten eine wachsende Ausbeulung an der Hekla, die bereits eine Länge von 20 km erreicht. Die Beule gewann in den letzten Jahren jährlich 5 mm Höhe dazu. Sie ist ein untrügerisches Anzeichen dafür, dass sich große Magmamengen unter der Hekla ansammeln und dass der Druck unter dem Vulkan steigt. Es ist keine Frage ob der Vulkan ausbricht, sondern nur noch wann!
Die letzten Eruptionen der Hekla ereigneten sich in den Jahren 1970, 1980, 1991 und 2000. Die letzten beiden Ausbrüche waren vergleichsweise schwach. Vor diesen Ausbrüchen erhöhte sich die Hangneigung nicht annähernd so weit, wie es nun der Fall ist. Dementsprechend wird der nächste Ausbruch der Hekla sehr wahrscheinlich stärker ausfallen.

Vulkanausbruch in Eritrea: erneute Seismik am Nabro

Der Vulkanausbruch am eritreischen Vulkan Nabro geht weiter. Heute wurden wieder Erdbeben unter dem Vulkan registriert. Die Angaben über die Stärke der Erdstöße schwankt. Das „Observatoire Géophysique Arta“ in Djibouti gab Magnituden um 4,5 an, das USGS verzeichnete Erschütterungen mit einer Magnitude < 3.

Das Nasa Earthobservatory veröffentlichte Satelittenfotos der Eruption. Darauf ist zu erkennen, dass die Eruptionswolke überwiegend aus Wasserdampf besteht, in dem viel Schwefeldioxid enthalten sein soll. Die Eruptionswolke ist deutlich kleiner als zu Beginn des Ausbruches. Am Sonntag erreichte sie eine Höhe von 11 km.

Mehrere kleine Siedlungen in Vulkannähe wurden scheinbar evakuiert. Statements, oder Informationen der eritreischen Regierung liegen nicht vor. Vor Reisen in das isolierte Bürgerkriegsland wird generell gewarnt. Besonders betroffen von dieser Reisewarnung ist die Grenzregion zu Äthiopien in der der Nabro liegt.

In den vergangenen Tagen strichen zahlreiche Fluggesellschaften Flüge über Ostafrika.

Puyehue-Cordón Caulle: Vulkanausbruch fluktuiert

Der Vulkanausbruch in Chile geht weiter. Gestern fluktuierte die Aktivität stark. Im Allgemeinen bewegte sich die Aschewolke unter 5 km Höhe und die Tremoramplitude war niedrig. Mittags kam es dann plötzlich zu einer starken Zunahmen der Tremoramplitude und die Aschewolke stieg bis zu 9 km hoch auf.
Es wird vor pyroklastischen Strömen und Lahare entlang von Flußtälern gewarnt. Schlechtes Wetter verhinderte die visuelle Observierung des Ausbruches und so ist es spekulativ, ob diese Events z.Z. tatsächlich stattfinden, die Wahrscheinlichkeit hierfür ist aber groß.

Ätna: kleine Ascheeruption aus der Bocca Nuova!

Wie das INGV-Catania berichtet, gabe es heute Morgen einie Serie kleiner Ascheeruptionen aus der Bocca Nuova, einem der Ätna-Hauptkrater. Die Asche stieg ca. 250 m über den Kraterrand auf. Es war das erste Lebenszeichen der Bocca seit 6 Monaten.

Puyehue-Cordón Caulle: Eruptionszentrum lokalisiert

Gestern war es Wissenschaftlern von SERNAGEOMIN möglich, das Ausbruchszentrum genau zu lokalisieren. Schlechtes Wetter und schwieriger Zugang durch Ascheablagerungen hatten das bisher scheinbar vereitelt. Bei einem Überwachungsflug entdeckten sie einen neuen Krater-Kegel am Oberlauf des Nilahue Flusses. Der neue Krater-Kegel hat einen Durchmesser von ca. 400 m. An zwei weiteren Stellen wurden Dampfaustritte gesichtet. Das Eruptionszentrum befindet sich demnach in der Nähe der Eruptionsspalte von 1960. Diese bildete sich auf der Nordflanke des Puyehue-Cordón Caulle Vulkankomplexes.
Der Nilahue River wurde von pyroklastischem Material verstopft und trat über die Ufer. Es kam zu einer Erhöhung der Wassertemperatur und zu einem Fischsterben. Zahlreiche Lachsfarmen in der Gegend beklagen einen Totalausfall ihrer Fische. Auf Seen in der Region wurde viel schwimmender Bimsstein entdeckt.
Während des Überwachungsfluges schwankte die Höhe der Eruptionssäule stark. Es kam zum basalen Kollaps der Eruptionswolke und damit vermutlich zur Entstehung von pyroklastischen Strömen (unbestätigt).