Azoren-Insel São Jorge: Inflation detektiert

  • Auf São Jorge gab es über 1800 Erdbeben
  • INSAR-Aufnahmen zeigen Bodenhebung
  • Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ gesetzt

Die Erdbeben auf der Azoreninsel São Jorge gingen auch nachts weiter. Das EMSC meldete heute bereits 8 Erdstöße. Der Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 3,1. Tatsächlich registriert die Europäische Erdbebenorganisation nur einen Bruchteil der Erdbeben auf São Jorge. In einem Antenna-Interview erklärte Rui Marques, Leiter des lokalen Observatoriums CIVISA, dass bislang mehr als 1800 Erschütterungen detektiert worden seien. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. 93 Erschütterungen konnten von den Anwohner wahrgenommen werden. Die Gesamtanzahl der Beben weist auf eine seismische Krise hin, wie man sie häufig vor Vulkanausbrüchen erlebt. Dennoch spricht Marques davon, dass die Beben tektonischer Art seien, schließt aber einen Zusammenhang mit dem Vulkanrücken von Mandanas nicht aus. Er postuliert 2 Szenarien, in denen es heißt, das der Erdbebenschwarm entweder ein starkes Erdbeben ankündigen könnte, oder einen Vulkanausbruch. Er forderte die Bewohner von São Jorge auf wachsam zu bleiben. Momentan befinden sich weitere wissenschaftliche Mitarbeiter aus Portugal auf der Insel, die zwei seismische Messstationen installieren. Ein weiteres Team wurde angefordert, um Gasmessungen durchzuführen.

INSAR-Aufnahmen enthüllen Bodenhebung auf São Jorge

Das Statement von Rui Marques scheint indes bereits ein wenig überholt zu sein, denn es sind erste INSAR-Aufnahmen aufgetaucht, die eindeutig eine Bodenhebung auf São Jorge zeigen. Zwar können Bodendeformationen auch durch Erdbeben hervorgerufen werden, doch an Vulkanen stammen sie dann meistens von Magmenintrusion. Die Situation könnte viel schneller in einem Ausbruch eskalieren, als ich gestern noch vermutet hatte. Das denkt wohl auch der Katastrophenschutz, denn er bereitet Evakuierungsmaßnahmen auf der Insel vor. Der Alarmstatus wurde offiziell auf „gelb“ erhöht.

Es ist auch eine neue Karte der alten Lavaströme auf São Jorge geteilt worden. Die Situation erinnert sehr an La Palma, wo ebenfalls alte Lavaströme überbaut wurden. Auf São Jorge leben allerdings deutlich weniger Menschen. Die Insel hat gut 10.500 Bewohner. Auf La Palma sind es 87.500. Wenn es zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, sind weitaus weniger Menschen betroffen. Dennoch, für die Betroffenen wäre ein Ausbruch eine Naturkatastrophe.

Sangay mit starker Eruption

Gestern eruptierte der Sangay ausgesprochen stark. Die Eruption war von explosiver Natur und förderte Vulkanasche bis auf einer Höhe von 50.000 Fuß, was 15.240 Metern ü.N.N. entspricht. Das VAAC meldete die Aschewolke um 12:59 Uhr UCT. In Ecuador war es 7:59 Uhr Morgens. Im Laufe des Tages folgten weitere Explosionen, bei denen die Explosionen etwas an Kraft verloren, aber Asche immer noch mehr als 10.000 Meter hoch förderten. In unterschiedlichen Höhen wehten die Luftströmungen in verschiedene Richtungen: Der untere Teil der Eruptionswolke wurde nach Westen verfrachtet, der obere Teil in östlicher Richtung. Dieser Umstand sorgte dafür, dass es in 6 der 24 Provinzen des Landes zu Ascheregen kam. Der Regionalflughafen von Guayaquil stellte seinen Betrieb vorübergehend ein, da die Asche den Flugverkehr gefährdete. Die Regierung des Landes versprach den Viehzüchtern Hilfe bei der Beseitigung der Asche. Sie bedeckt die Weiden und kontaminiert das Trinkwasser, nicht nur für die Rinder.

Aufgrund der schlechten Sichbedingungen am Vulkan konnte die Eruption visuell nicht beobachtet werden. Es wurde nicht kommuniziert, ob pyroklastische Ströme entstanden und ob es zu einem Kollaps-Ereignis kam. Die Vulkanologen von IGEPN registrierten bereits in den frühen Morgenstunden einen deutlichen Anstieg der Tremoramplitude. In einem Sonderbericht schreiben sie dazu, dass die empfangenen Explosionssignale deutlich stärker waren, als jene der letzten Wochen und Monate. Die Vulkanasche stieg nach ihren Aussagen bis zu 10 km über Kraterhöhe auf. Für mich schaut es nach einer paroxymsalen Episode aus und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich so etwas in den nächsten Tagen/Wochen wiederholt.

Der Sangay ist bereits seit Mai letzten Jahres aktiv und regelmäßig in den News vertreten. Während der Zentralkrater explosiv aktiv ist, wächst in einer Depression südlich des Zentralkraters der Ñuñurcu-Lavadom. Vom Dom geht ein zäher Lavastrom ab, der im oberen Bereich der Südflanke unterwegs ist. An der Front des Lavastrom brechen immer wieder große Lavapakete ab. So entstehen entweder glühende Schuttlawinen, oder pyroklastische Ströme. Die abgelagerte Vulkanasche wird durch starke Regenfälle in Schlamm verwandelt und es bilden sich Lahare. Diese verändern die Hydrologie der Gegend und verändern den Lauf von Bächen und Flüssen.

Nyamuragira: neuer Lavasee

Thermische Signaturen am Nyiamuragira und am Nyiragongo. Signal der Wochenzusammenfassung. © MODISIn den letzten Tagen hat sich im Krater des Nyamuragiras ein neuer Lavasee gebildet. Dieser hinterlässt zusammen mit dem Lavasee des Nyiragongo thermale Signaturen auf MODIS. Zudem werden erhöhte Schwefeldioxid-Konzentrationen gemessen. Das Ereignis kündigte sich bereits vor mehreren Wochen an, als vom Nyamuragira erhöhte Seismik und Dampfentwicklung gemeldet wurden. Insofern überrascht der Vulkanausbruch nicht.

Der Nyamuragira gehört zu den Virunga-Vulkanen und liegt in der Demokratischen Republik Kongo. Nächst größere Stadt ist Goma, die zeitweise von Rebellen belagert und beherrscht wurde. Reisen in diese Region sind nicht sicher.

Starke Explosion am Kirishima

Am Dienstag kam es zur bisher stärksten Explosion am japanischen Vulkan Kirishima, seit Beginn der aktuellen Ausbruchsphase.  Die Explosion des Vulkanausbruches ließ in einem Umkreis von 8 km Fensterscheiben zerbersten. Augenzeugen berichten, dass sie von einer heißen Druckwelle erfasst wurden. Vulkanische Bomben gingen im weiten Umfeld des Vulkans nieder und verursachten kleinere Brände.

Vor 6 Tagen kam es zu einem ersten Vulkanausbruch im Shinmoe-dake Krater des Vulkankomplexes Kirishima. Im Krater des Shinmoe-dake wächst ein Lavadom. Noch befindet sich sein Gipfel unterhalb des Kraterrandes, doch in wenigen Tagen wird er ihn sehr wahrscheinlich überragen. Dann drohen bei einem Domkollaps Pyroklastische Ströme. Vorsorglich wurden einige Anwohner evakuiert.

Besonders in den Eruptionswolken der ersten Ausbruchsphase wurden zahlreiche Blitze beobachtet. Erste Analysen der Lava deuten auf ein variationsreiches andesitisches Magma mit hohem Gasgehalt hin. Der Dom scheint aus Andesit zu bestehen, dass weniger Gasreich ist, als die Lava der ersten Eruptionsphase. Eine Fotostrecke gibt es bei der BBC.