Naturkatastrophen: Zwischen Wasserhose und Feuertornado

In den letzten Tagen ereigneten sich so viele Naturphänomene und Katastrophen, dass es mir fast unmöglich ist, allen den entsprechenden Raum auf vnet einzuräumen. Daher hier eine kleine Zusammenfassung der Geschehnisse, mit Schwerpunkt auf einer Wasserhose und einem Feuertornado.

Wasserhose in Florida

Die Wasserhose manifestierte sich vor der Nordwestküste des US-Bundesstaates Florida, genauer, bei der Stadt Destin. Das Naturspektakel wurde mit zahlreichen Smartphones auf Video gebannt und über die sozialen Medien in Windeseile verbreitet. Zum Glück blieb die Windhose über dem Wasser. Wäre sie auf Land gestoßen, hätte sich die Windhose in einen Tornado verwandelt und wäre zur Naturkatastrophe mutiert. Ein verwandtes, aber doch sehr unterschiedliches Phänomen verursachte eine Naturkatastrophe in Algerien.

Feuertornado fordert Todesopfer

In Algerien starben mindestens 39 Menschen in einem großen Waldbrand, der außer Kontrolle geraten war. Mehr als 200 Personen wurden verletzt. Er ereignete sich in der Provinz El Tarf im Norden des Landes. Mitten im Waldbrand entstand ein Feuertornado, der laut einem lokalen Journalisten alles auf seinem Weg sekundenschnell verbrannte. Auf Fotos ist ein ausgebrannter Bus zu sehen, der auf einer Straße zwischen verbrannten Bäumen steht. Wahrscheinlich befanden sich in dem Bus viele der Todesopfer. Die meisten Menschen verbrannten in einem bewaldeten Tierpark, als sie von den Flammen eingeschlossen wurden. Entsprechend schnell muss sich das Feuer ausgebreitet haben, da die Menschen offenbar nicht evakuiert wurden. Bereits im letzten Jahr starben 90 Menschen den Flammentot in Algerien.

Nicht nur in Algerien wüten Waldbrände. Von ihnen wird auch das europäische Spanien heimgesucht. Hier vernichteten 2 Waldbrände in der Region Valencia 21.000 Hektar Wald. In der Provinz Saragossa mussten über 1500 Menschen vor einem Flammenmeer flüchten. Das Jahr 2022 gilt bereits jetzt als das schlimmste Waldbrandjahr in der Geschichte des Landes. Dabei haben wir gerade einmal Mitte August. Zu dieser Zeit beginnt normalerweise in vielen Feuer-geplagten Staaten erst die Waldbrandsaison. Die zahlreichen Waldbrände sind der Dürre geschuldet, die ihre Ursache im anthropogenen Klimawandel finden dürfte.

Vulkanischen Zeitbomben: VEI 7 Vulkanausbrüche häufiger als angenommen

Zahl besonders starker Vulkanausbrüche unterschätzt

Besonders starke Vulkanausbrüche mit einem VEI 7 oder 8 können das Weltklima stark beeinflussen und sogar einen globalen Winter verursachen. Die Häufigkeit solcher Ereignisse wurde bislang unterschätzt. Wissenschaftler sehen die Welt schlecht auf so eine Katastrophe vorbereitet. Dabei könnte eine besonders starke Eruption die Welt härter treffen und dramatischere wirtschaftliche Folgen haben, als die Corona-Pandemie. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Wissenschaftlern des Centre for the Study of Existential Risk (CSER) an der Universität Cambridge und von der Uni Birmingham, die jüngst in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde.

Die Studie fußt auf die Untersuchung von Eisbohrkernen aus den Regionen der beiden Pole. Das Eis wurde auf Spuren des vulkanischen Gases Schwefeldioxid untersucht. Große Konzentrationen des Gases weisen auf starke Eruptionen hin. Gelangen Schwefeldioxid-Aerosole in die obere Atmosphäre, dann können sie eine Abkühlung der Erde verursachen. Den gleichen Effekt hat Vulkanasche, die infolge großer Eruptionen bis in die Stratosphäre aufsteigt und um die Erde verteilen kann. Es kommt zu einem vulkanischen Winter, der im Extremfall eine Kaltzeit auslösen könnte.

Wahrscheinlichkeit einer VEI 7 Eruption bei 1:625

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb von 100 Jahren eine starke Eruptionen mit einem VEI 7 oder größer ereignet, liegt bei einem Sechstel. Statistisch gesehen treten solche Ausbrüche alle 625 Jahre auf. Eruptionen mit einem VEI 8 sollen sich alle 14.300 Jahre ereignen. Bislang ging man davon aus, dass sich VEI 7 Ausbrüche in Zeitabständen von mehr als 1000 Jahren wiederholen. VEI 8-Eruptionen sollten sich in Zeitabständen von mehr als 10.000 Jahren ereignen. Genauere Forschungen ermittelten früher Wiederholungsintervalle von 1.200 Jahren für VEI 7 Eruptionen und 17.000 Jahren für Eruptionen mit einem VEI 8. Die neuen Forschungen zeigen also, dass VEI 7 Eruptionen fast doppelt so häufig vorkommen, als man bislang dachte.

Die Forscher untersuchten auch die klimatischen Auswirkungen von Serien kleinerer Eruptionen und kamen zu dem Schluss, dass auch sie das Weltklima beeinflussen können. Andere Studien untersuchten in letzter Zeit den Einfluss der weltweiten Gletscherschmelze und des Meeresspiegelanstiegs auf Häufigkeit und Stärke von Vulkanausbrüchen und kamen zum Ergebnis, dass beide Phänomene Eruptionen verstärken können. Zugleich müssen künftige Studien zum Klimawandel die Effekte von Eruptionen besser berücksichtigen.

Die Forscher kritisieren, dass Hunderte Millionen Dollar in die Erforschung der Asteroiden-Abwehr investiert werden, aber praktisch keine Anstrengungen unternommen werden, um die Folgen großer Vulkaneruptionen abzumildern. Dabei ist das Risiko einer klimaverändernden Eruption 100 Mal größer als ein Asteroideneinschlag mit ähnlichen Folgen. Eine VEI 8 Eruptionen würde sich auf unsere Zivilisation dramatisch auswirken und könnte deren Ende einläuten. Auf jeden Fall käme es zu einem Wirtschaftskollaps. Die Studie blieb allerdings die Antwort schuldig, wie denn eine bessere Vorbereitung auf einen Vulkanausbruch globalen Ausmaßes aussehen soll?

Der letzte Vulkanausbruch mit einem VEI 7 ereignete sich im Jahr 1815 am indonesischen Vulkan Tambora. Bislang unklar ist der genaue VEI der Eruption des Hunga Tonga-Hunga Haʻapai, die im Dezember 2021 begann und ihren Höhepunkt im Januar 2022 erreichte. Dieser Ausbruch wird als die stärkste Eruption seit Krakatau im Jahr 1883 angesehen. Da es sich um eine submarine Eruption handelte sind die Folgen nicht 1:1 vergleichbar. Krakatau brachte es auf einen VEI 6. Statistisch gesehen hätten wir also noch etwas Zeit, bis zur nächsten VEI 7-Katastrophe, aber Naturphänomene halten sich selten an Statistiken.

Meteorit explodiert über USA

  • Gestern wurden über den USA 2 große Meteoriten gesichtet
  • Einer explodierte über Utah, der andere erzeugte eine Leuchterscheinung über Hawaii
  • Die Meteoriten stehen mit den Perseiden-Sternschnuppenstrom in Verbindung

Meteorit über Utah

Am Morgen des 13. August kam es in den USA zu einem jener seltenen Ereignissen, die großes Aufsehen verursachen. Mehrere US-Medien berichten, dass es um 08:32 Uhr Ortszeit über Utah ein lauter Explosionsknall zu hören war. Zuerst dachte man an ein Erdbeben, doch die Seismographen zeigten keins an. Ein wenig später teilte der National Weather Service mit, dass 2 rote Blitze am Morgenhimmel zu sehen gewesen waren. Nach und nach trudelten Aufnahmen von Überwachungskameras ein und es wurde klar, dass ein Meteorit in die Atmosphäre eingetreten war, über Teile der USA hinweg schoss und explodierte. Schäden entstanden offenbar nicht, so dass die Menschen mit dem Schrecken davon kamen. Da das Gebiet der Meteoriten-Explosion bekannt ist, konnte ein Areal lokalisiert werden, in dem möglicherweise Meteoriten-Bruchstücke niedergegangen sind. Meteoriten-Jäger machen sich auf den Weg und suchen die Gegend nach Bruchstücken des Himmelskörpers ab.

Lichtblitz über Hawaii

Ein ähnliches Ereignis erschreckte die Anwohner von Hawaii. Gestern Abend um 21:01:11 Uhr gab es dort einen hellen Lichtblitz. Auf Bildern astronomischer Überwachungskameras erschien ein helles Objekt, das den Mond überstrahlte. Es war im südlichen Sektor des Nachthimmels über Big Island zu sehen und wurde auch von Inselbewohnern beobachtet. Auch hierbei handelte es sich wahrscheinlich um einen Meteorit, der in der Atmosphäre verglühte.

Perseiden-Meteorstrom verantwortlich für die Himmelserscheinungen

Zwei solche Himmelserscheinungen innerhalb weniger Tage kommen selten vor, stellen aber keinen Grund zur Beunruhigung dar: aktuelle passiert die Erde die kosmische Trümmerwolke von Komet 109P/Swift-Turtle, die wir jedes Jahr im August passieren. Die Trümmer dringen als Meteoriten in die Atmosphäre ein und lösen den Perseiden-Meteorschauer aus. Normalerweise verglühen die Meteoriten in der Atmosphäre und leuchten als Sternschnuppen kurz auf. Größere Brocken verursachen die beschriebenen Effekte, die über den USA beobachtet wurden.