Schwarmbeben am Chiles-Cerro Negro am 25.08.22

Das Schwarmbeben am ecuadorianischen Vulkankomplex Chiles-Cerro Negro hält weiter an und intensivierte sich in den letzten Tagen noch. So wurden seit dem Erdbeben der Magnitude 5,6, dass sich am 25.07.2022  ereignete 2553 Ereignisse gezählt. Alleine am 21. August waren es 350 vulkanotektonische Erschütterungen, die die Gegend rockten. Die Epizentren liegen gut 15 km südöstlich des Vulkans. Vulkanotektonische Erdbeben entstehen durch Sprödbruch von Gestein infolge der Bewegung magmatischer Fluide. Daher befürchten man, dass der Vulkan vor einem Ausbruch stehen könnte.

Chiles-Cerro Negro in Ecuador

Aufgrund der steigenden Seismik am ecuadorianischen Vulkan Chiles-Cerro Negro hier ein Steckbrief zum Vulkan. Ihr findet ihn auch über die Vulkanliste auf der Hauptseite.

Komplexvulkan Chiles-Cerro Negro

Der Komplexvulkan Chiles-Cerro Negro liegt in Ecuador, an der Grenze zu Kolumbien. Er setzt sich aus den beiden Gipfeln Chiles und Cerro Negro de Mayasquer zusammen, die sich die gleiche Basis teilen. Die Entfernung zwischen den Gipfeln beträgt fast 4 km. Der Vulkankomplex besteht überwiegend aus Andesit, es kommen aber auch dazitische Laven vor. Der Chiles bildete sich während des Pleistozäns und ist mit einer Höhe von 4698 m der höhere der beiden Gipfel. Dort liegt eine hufeisenförmige Caldera, die nach Norden hin offen ist. Im Osten der Caldera gibt es heiße Quellen und Fumarolen, die von einem aktiven Hydrothermalsystem zeugen. Auch am Gipfel des Cerro Negro befindet sich eine Caldera. Sie öffnet sich in westlicher Richtung und beherbergt einen kleinen Kratersee. Erstarrte Lavaströme zeugen davon, dass der Vulkan möglicherweise während des Holozän aktiv war.

Eruptionen des Vulkans Chiles-Cerro Negro

Der Komplexvulkan entstand während des Pleistozäns. Die bisher letzte Eruption des Chiles ereignete sich von gut 160.000 Jahren. Ob es Eruptionen während des Holozäns (also innerhalb der letzten 11.000 Jahre) gab ist ungewiss. Einige Lavaströme in der Cerro-Negro Caldera könnten in dieser Zeit entstanden sein. Die bislang jüngste Eruption wird auf das Jahr 1936 datiert. Die Eruption brachte es auf einen VEI 2. Mittlerweile gibt es aber Zweifel, ob der Ausbruch nicht vom Renventador ausging. In diesem Fall müsste man den Vulkan als inaktiv einstufen.

Seismische Aktivität am Chiles-Cerro Negro

Ganz tot scheint der Chiles-Cerro Negro dennoch nicht zu sein. In den Jahren 2014 und 2022 gab es Phasen mit erhöhter Seismizität. Es wurden zahlreich vulkanotektonische Erdbeben registriert. Es gab auch Erschütterungen mit langen Perioden, die auf Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem zurückzuführen waren. Im Jahr 2022 wurde die Bildung eines Magmenkörpers vermutet, der bis auf eine Tiefe von 2 km aufgestiegen ist. In beiden Phasen gab es je ein starkes Erdbeben mit den Magnituden 5,8 (2014) und 5,6 (2022), die sich an einer Störungszone in einigen Kilometern Entfernung zum Vulkan zutrugen. Nach dem Erdbeben von 2014 begann unter dem Vulkan eine seismische Krise, während der bis zu 8000 vulkanisch-bedingte Erschütterungen am Tag registriert wurden. Ein Vulkanausbruch bleib allerdings aus.

Stand 2022. Quelle: GVP/Wikipedia. Bild: Minard Hal

Fagradalsfjall am 25. August 2022

Bodenhebung am Fagradalsfjall bleibt hoch

Gestern wurde ein neues INSAR-Bild vom Fagradalsfjall veröffentlicht, welches die Bodendeformation zwischen dem 30. Juli und 23 August veranschaulicht. Zu erkennen ist,  dass die Bodenverformung bei Grindavik abgebaut ist, dennoch ist die Bodenhebung insgesamt erstaunlich hoch und hat sich durch die Eruption nicht wesentlich verringert. Ein Farbring stellt eine Bodenhebung von 3 cm dar. Aufpassen muss man bei den eng beieinander liegenden Ringen im Meradalir-Tal. Hier wird nicht die Bodenverformung infolge der Dyke-Intrusion angezeigt, sondern die Bodenhebung durch das Lavafeld. Dennoch müsste noch einiges an Magma im Boden stecken. Offenbar ist der Gasdruck der Schmelze nicht ausreichend, um sie aus dem Boden zu pressen, bzw. den finalen Aufstieg antreten zu lassen. Dieser Umstand könnte sich allerdings ändern, sobald neues Magma aus größerer Tiefe intrudiert. Auch ein anhaltender Reifeprozess in der Erdkruste könnte die Schmelze differenzieren, wobei Gas freigesetzt wird, dass dann den Druck soweit erhöht, dass die Eruption wieder startet.

Die Seismizität entlang des Magmatischen Gangs, aber auch an anderen Störungssystemen ist heute moderat. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 66 Erschütterungen auf Reykjanes. Gestern lag der Wert allerdings bei über 100 Beben. Es gibt weiterhin Spannungen in den Risssystemen, aber die Seismizität ist zu gering, als dass sie Rückschlüsse auf einen massiven Magmenaufstieg geben würde. Dafür gibt es einen kleinen Erdbebenschwarm im Norden von Island, genauer an der Tjörnes-Fracture-Zone.

Der neue Kegel im Meradalir-Tal des Fagradalsfjall präsentiert sich seit dem Wochenende kalt und ohne Dampfentwicklung. Auf den Livecams sieht man es an einigen Stellen qualmen, ein Hinweis darauf, dass es unter der Erstarrungskruste des Lavafelds noch fließfähige Lava gibt. Augenzeugen berichten, dass es ab und zu noch zur Bildung kleineren Lava-Austritten gekommen ist, wenn die Schmelze die Erstarrungskruste durchbrochen hat. Solche Phänomene werden aber immer seltener.

Unter wissenschaftlichen Aspekten gesehen ist es noch zu früh den Vulkanausbruch als beendet anzusehen. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass wir nur eine längere Pause sehen. Dafür spricht, was ich Eingangs in Bezug auf die Bodenhebung geschrieben habe: es steckt noch Magma im Untergrund und es könnte raus wollen. Die Frage ist nur wann und wo?