Dürre: Niedrigwasser am Rhein im August

So unterschiedlich kann Wasser verteilt sein: während ich heute Mittag noch über Überschwemmungen im Yemen berichtete, geht es jetzt um Niedrigwasser am Rhein.

Am Rhein droht die Schifffahrt zum Erliegen zu kommen

Die Dürre hat Deutschland weiter fest im Griff und die Pegelstände vieler Flüsse steuern auf neue Tiefstwerte zu. Das Besondere ist, dass die Flüsse in Dürrezeiten so tiefe Stände bis jetzt erst im Spätsommer/ Herbst erreichten. So niedrige Pegelstände im August wurden bislang selten gemeldet. Zwar werden Mitte nächster Woche Gewitter vorhergesagt, aber ob sie die Situation langfristig entspannen werden ist ungewiss.

Die Pegelstände am Rhein kennen derzeit nur die Abwärtsrichtung. Bei Köln liegt er noch bei 75 cm. In Düsseldorf beträgt er noch 36 cm. Aktuell können Schiffe auf dem Rhein nur noch zu ein Drittel beladen werden. Über dem Schifffahrtsweg werden wichtige Güter transportiert und die Transportkosten steigen deutlich. Auch die Brennstoff-Versorgung von Kraftwerken hängt zum Teil von der Binnenschifffahrt ab. Sollten die Schifffahrt eingestellt werden müssen, droht Energieknappheit auch im Stromsektor.

Niedrigwasser im Medienhafen Düsseldorf

Ich bin heute mal nach Düsseldorf gefahren, um mir selbst ein Bild des Niedrigwassers zu machen. Am Anschaulichsten fand ich die Situation im Medienhafen, wo das Niedrigwasser deutliche Spuren hinterlassen hat. An der Zufahrt zum ersten Arm stand es nur noch wenige Zentimeter tief. Der 2. Arm war bereits zum Teil trockengefallen.

Von Flüssen und Strom

Der Rhein erhält im Sommer gut 20% seines Wassers von den Alpengletschern, die im Eiltempo abschmelzen. In einigen Jahrzehnten wird es sich mit den Gletschern erledigt haben. In Dürrejahren wird es dann zu Situationen kommen, in denen die Schifffahrt auf jeden Fall eingestellt werden muss. Spätestens bis dahin muss die Verstromung fossiler Energieträger beendet werden, zumal die Kraftwerke das Wasser der Flüsse zur Kühlung benötigen. Schon jetzt gibt es Sorgen, dass in diesem Jahr Kraftwerke wegen Niedrigwasser abgeschaltet werden müssen. Spannend, wie man das dann kompensieren will. Da auch die Flüssen in unseren Nachbarländern Niedrigwasser führen, ist es fraglich, dass unsere europäischen Nachbarn in die Bresche springen können. Spannend auch, wie man dann Atomkraftwerke am Laufen halten will. Bereits jetzt ist vielerorts das verbliebene Flusswasser zu warm, um die Atomkraftwerke effektiv kühlen zu können. In Frankreich fahren bereits jetzt mehrere Atomkraftwerke mit reduzierter Leistung. Wollen wir auch in 30 Jahren in Wohlstand leben, dann sind neue mehrgleisige Konzepte gefragt, die uns einiges Kosten werden.

Naturkatastrophen-News 14.08.22: Überflutungen

Während es bei uns zu trocken ist, gehen in anderen Regionen starke Unwetter nieder. Sie lösen Überflutungen, Schlammlawinen und Erdrutsche aus. Hier die aktuellsten Meldungen:

Jemen: Starkregen verursacht Überflutungen

Im Nordjemen kam es zu Unwettern mit Starkregen, die Überschwemmungen verursachten. Nach Angaben der Huthi-Rebellen sollen in der Naturkatastrophe mindestens 90 Personen umgekommen sein. Etwa 140 Gebäude wurden zerstört. Über 5000 Häuser wurden beschädigt. 24.000 Familien sollen betroffen sein. Die Überschwemmungen verursachten auch Schäden im historischen Stadtzentrum von Sanaa. Dort leben gut 2,5 Millionen Menschen. Sanaa gehört zum Weltkulturerbe der Menschheit und wurde bereits im 1. Jahrhundert als Stadt schriftlich erwähnt.

Bereits in den letzten Wochen gab es häufig Meldungen über Überschwemmungen im Jemen, aber auch in anderen Staaten im Umkreis der Arabischen Halbinsel. Die Regenzeit, die normalerweise im August endet, fiel dieses Jahr besonders stark aus und die Überschwemmungen richteten große Schäden an. Die Region ist vom Klimawandel stark betroffen: Dürren und Überflutungen wechseln sich ab. Zudem wurde der Jemen in den letzten beiden Jahren von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Die aktuellen Regenfälle könnten diese wieder verstärken.

Der Jemen wird nicht nur von vielen Naturkatastrophen heimgesucht, sondern ist auch Schauplatz eines erbitterten Bürgerkriegs, der von ausländischen Parteien unterstützt und forciert wird. Der Bürgerkrieg begann 2015 und hat das Land nicht nur gespalten, sondern zerrissen, so dass es einen einheitlichen Staat praktisch nicht mehr gibt. Der Jemen gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Tausende Menschen sind vom Hunger bedroht. Normalerwiese ist es im Jemen so trocken, dass sauberes Trinkwasser Mangelware ist und nicht jedem zur Verfügung steht. Die Landwirtschaft kann die eigenen Bevölkerung nicht ernähren und man ist auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Die Naturkatstrophen verstärken die humanitäre Krise der Region zusätzlich.

Nicht nur der Jemen wurde von starken Unwettern heimgesucht. Gestern kam es in mehreren Orten Kalabriens zu starken Gewittern, die Überschwemmungen und Schlammlawinen auslösten. Besonders schlimm traf es den Ort Scilla. Die Wassermassen verwandelten Häuserschluchten in reißende Ströme.

Erdbeben-News 14.08.22: Vanuatu

In den letzten 24 Stunden gab es 2 Erdbeben mit MW 5,9, jeweils eine Erschütterung mit Mw 5,7 und 5,6, sowie ein Erdbeben Mb 4,9 in der Türkei, dass auch in der Ägäis zu spüren gewesen war.

Vanuatu: Erdbeben MW 5,9

Datum: 14.08.22 | Zeit: 03:11:51 UTC | Lokation: 15.70 S ; 167.10 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,9

Im Norden von Vanuatu ereignete sich ein starker Erdbestoß der Magnitude 5,9. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 10 km angegeben. Das Epizentrum befand sich 21 km südlich von Luganville. Es gab 2 Vorbeben.


Papua Neuguinea: Erdbeben Mw 5,9

Datum: 13.08.22 | Zeit: 18:57:19 UTC | Lokation: 5.98 S ; 147.32 E | Tiefe: 71 km | Mw 5,9

Der Norden des Inselstaates Papua Neuguinea wurde von einem Erdbeben Mw 5,9 erschüttert. Das Hypozentrum lag 71 km tief. Das Epizentrum befand sich 90 km nördlich von Lae. In relativer Nähe liegen Vulkane wie Manam und Kadovar.


Indonesien: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 13.08.22 | Zeit: 02:47:47 UTC | Lokation: 1.89 N ; 126.36 E | Tiefe: 32 km | Mw 5,7

In der indonesische Molukkensee bebte es mit Mw 5,7. Das Hypozentrum wurde in 32 km Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum befand sich 167 km nordwestlich von Ternate. Dort befindet sich u.a. der Vulkan Gamalama.


China Erdbeben Mw 5,6

Datum: 14.08.22 | Zeit: 08:20:02 UTC | Lokation: 33.22 N ; 92.73 E | Tiefe: 2 km | Mw 5,6

In der chinesischen Provinz Qinghai manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 5,6. Der Erdstoß lag in nur 2 km Tiefe und 204 km nördlich von Nagqu. Die Region ist dünn besiedelt. Ob Schäden entstanden ist noch nicht bekannt. Aufgrund der geringen Tiefe sind diese möglich.


Türkei: Erdbeben Mb 4,9

Datum: 14.08.22 | Zeit: 03:24:24 UTC | Lokation: 37.97 N ; 27.18 E | Tiefe: 7 km | Mb 4,9

An der westlichen Mittelmeerküste der Türkei bebte es mit Mb 4,9. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 7 km angegeben. Das Epizentrum lag 14 km nordwestlich von Kuşadası. Das Beben wurde auch auf den griechischen Ägäis-Inseln gespürt.

Fagradalsfjall-Meradalir: Livecams und Seismik 2022

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Die hier gezeigten Youtube-Livestreams vom Fagradalsfjall stammen von verschiedenen Anbietern auf Island. Überwiegend werden sie vom isländischen Fernsehsender RUV und den Zeitungen Mbl und Visir gestreamt. Nicht jeder Stream funktioniert ständig, ich versuche aber die Links aktuell zu halten. Weiter unten gibt es Livedaten zum Tremor und zur Seismik. Sobald verfügbar werde ich hier auch neue Grafiken zu anderen geophysikalischen Parametern posten. Hier ein Link zu einem Webcam-Anbieter, der aktuell einen Blick Richtung Vulkan zeigt.

LiveCam Fagradalsfjall – Litli-Hrútur

Livestream Fagradalsfjall. © MBL

Hier findet ihr einen Link zur Livecam Thorbjörn mit Blick auf Geothermalkraftwerk Svartsengi.

Live-Tremor am Fagradalsfjall

Tremor am Fagradalsfjall. © IMO
Tremor am Fagradalsfjall. © IMO

Seismik am Fagradalsfjall

Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO
Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO

Bodendeformation am Fagradalsfjall

Untere Grafik zeigt die Bodenhebung am Fagradalsfjall. Hier gibt es weitere Messstationen. © IMO

Karten und Daten zur Meradalir-Eruption am Fagradalsfjall auf Island


Lage der Eruptionsspalte im Meradalir-Tal im Norden des Fagradalsfjall. © Zivilschutz Island

Insar-Bild der Bodenhebung vor der Eruption. © IMO

Chronik der Eruption 2022

Der Vulkanausbruch  auf Island begann am 03. August 2022 gegen 13.15 Uhr. Bereits am Vortag kam es zu Moosbrand, der evtl. von einer kleineren Eruption ausgelöst wurde, die im Verborgenen ablief. Ort des Geschehens war das Meradalir-Tal am Vulkan Fagradalsfjall auf der Reykjanes-Halbinsel. Im Nachbartal Geldingadalir hatte es im Vorjahr einen Vulkanausbruch gegeben, der gut ein halbes Jahr dauerte.

Der Vulkanausbruch kündigte sich bereits Wochen vorher an. Besonders seit Mai 2022 kam es immer wieder zu Phasen mit starker Seismizität und Bodenhebungen auf Reykjanes. Betroffen waren zuerst andere Spaltensysteme. Die stärkste Bodenhebung gab es im Bereich Thorbjörn-Svartsengi. Dort intrudierte ein magmatischer Gang. Wenige Tage vor Eruptionsbeginn gab es eine neue Intrusion und starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung ereignete sich am 01. August und hatte eine Magnitude von 5,4.

Die Eruption begann mit der Öffnung einer Spalte, die sich schnell entwickelte. Die Längenangaben schwankten zwischen 250 und 500 m. In der Initialphase der Eruption wurden bis zu 32 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Der Wert war gut 5 Mal so hoch, wie während der Startphase der Eruption von 2021. Damals steigerte sich der Lavaausstoß bis auf 12,4 Kubikmeter pro Sekunde. Bei der Eruption in 2022 verhielt es sich andersherum: die Förderrate halbierte sich bereits 2 Tage nach Eruptionsbeginn. Entsprechend verkleinerte sich der aktive Teil der Eruptionsspalte. Eine Woche nach Eruptionsbeginn begann sich sich ein Krater um die verbliebenen Förderschlote zu schließen. Ein Lavastrom floss in Richtung Osten und drohte den Pass zu überwinden, der ins Nachbartal führt. Von dort aus könnte die Lava die Küstenstraße erreichen, doch das ist ein langer Weg.

Am 19. August ließt die Eruption stark nach und zwei Tage später trat keine Lava mehr aus.

Weiterführende Links:

Die Nachrichten zu den Erdbeben findet ihr unter dem Tag Reykjanes. Wenn ihr die News zum Vulkan nachlesen wollt, werdet ihr unter Fagradalsfjall fündig. Eine Fotoreportage von 2021 gibt es ebenfalls.