Ätna: Erdbeben und interessante Tremorverlagerung

Leicht erhöhte Erdbebenaktivität am Ätna – Verlagerung der Tremorquellen Richtung Osten

Catania,10.06.2025Eine Woche nach dem Paroxysmus und dem Abgang eines pyroklastischen Stroms ist eine leichte Zunahme der Seismizität zu beobachten. Vor allem im Osten des Vulkans kam es zu einer Häufung flache liegender Erdbeben geringer Magnituden. Interessant ist auch eine Verlagerung der Tremorquellen östlich der Krater.

Letzteres geht aus dem jüngsten Wochenbericht des INGV zum Ätna hervor, der heute für die Beobachtungsperiode 02. – 06. Juni veröffentlicht wurde. Der beigefügten Grafik ist zu entnehmen, dass sich der Tremor von einem Bereich am Ostrand der Bocca Nuova bis östlich der Basis des Südostkraterkegels und somit bereits im Randgebiet des Valle del Bove reicht. Dort interessanterweise nahe der Oberfläche auftrat. Leider ist die Grafik zeitlich nicht gut aufgelöst, sodass es sein kann, dass dieser Tremor zeitgleich mit dem Paroxysmus vom 2. Juni auftrat. Sollte er sich erst danach verlagert haben, ist es möglich, dass wir in Kürze Lavaströme im Valle del Bove oder weitere Paroxysmen sehen werden. Dafür, dass sich aktuell Magma unter dem Ätna bewegt, sprechen die erwähnten Erdbeben in Tiefen weniger als 5 Kilometer, wie sie in den letzten Tagen vom seismischen Netzwerk des INGV registriert wurden. Besonders die Erschütterungen unter den Gipfelkratern und im Valle del Bove lassen vermuten, dass Magma Spannungen erzeugt, die auf lokale Störungszonen wirken.

Daten zum pyroklastischen Strom am 2. Juni

Natürlich gingen die Vulkanologen auch genauer auf den erwähnten Paroxysmus ein und lieferten konkrete Daten: Wie bereits von mir vermutet entstand er infolge einer Frakturbildung im oberen Bereich der Nordflanke des Südostkraterkegels, an der heiße Lava beteiligt war. Der pyroklastische Strom erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h und glitt gut 3 Kilometer weit. Er stoppte am Monte Simone im Osten des Valle del Bove. Der pyroklastische Strom wurde durch 2 phreatische Explosionen verstärkt, als er unterhalb der Südostkraterbasis über ein Eisfeld floss, dass mit Lapilli bedeckt war. Im Zuge des Paroxysmus hatte es nur eine geringe Bodendeformation gegeben.

Die aktuellen geophysikalischen Parameter lassen ansonsten keine konkreten Vorhersagen zu unmittelbar bevorstehenden Ereignissen treffen.




Mikrobeben am Stromboli

Bemerkenswert ist, dass es auch unter dem Stromboli ein Mikrobeben gegeben hat. Am Stromboli liefern selbst vereinzelt auftretende Erdbeben Hinweise darauf, dass eine Aktivitätssteigerung bevorstehen könnte. Solche Phasen fangen für gewöhnlich mit Lavaspattering an.

Nördlich vom Stromboli und östlich vom Marsili Seamount ereignete sich zudem ein Erdbeben Mb 3,5. Das Hypozentrum lag in fast 300 Kilometern Tiefe.

Home Reef: Eruption und Kollaps

Ascheeruptionen und Kollapsereignisse am Inselvulkan Home Reef in Tonga

Mittenimnirgendwo, 10.06.2025Der Inselvulkan Home Reef im Zentralbereich des Tonga-Archipels ist weiterhin explosiv aktiv und erzeugt Aschewolken unbekannter Höhe, die aber auf Satellitenaufnahmen zu erkennen sind. Zudem emittierte der Vulkan bis zum 27. Mai eine moderate Wärmestrahlung.

Home Reef mit Aschewolke. © Copernicus

Der 27. Mai scheint ein Stichtag zu sein, denn wie der Geologische Dienst Tonga in einem Bulletin vom 7.Juni mitteilt, gab es an diesem Tag nicht nur starke Explosionen, die eine größere Aschewolke erzeugten, sondern auch Kollapsereignisse an 3 Stellen der Vulkanflanke, die möglicherweise von diesen Explosionen ausgelöst wurden. Die Hangrutschmassen erreichten die Küste, doch sie waren zu klein um einen Tsunami auszulösen.

Die Ereignisse vom 27. Mai vergrößerten auch den Krater, der nun 245 x 110 Meter misst. Seit der stärkeren Explosion veränderte sich der Eruptionscharakter und es wurden keine thermischen Signale mehr registriert. Die Geowissenschaftler vermuten nun, dass die effusive Tätigkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt auftrat, stoppte.

Unser Vereinsmitglied Manfred Meyer war gestern auf den Sentinel-Seiten von Copernicus unterwegs und entdeckte auf einem Satellitenfoto vom 5. Juni das erneute Auftreten von Aschewolken, die in Richtung Südwesten drifteten. Außerdem ist eine intensive Wasserverfärbung um die Insel zu erkennen. Solche Wasserverfärbungen entstehen für gewöhnlich durch den Eintrag vulkanischer Gase oder sogar durch Lavaströme. Im Infrarot-Spektrum ist allerdings keine entsprechende Wärmestrahlung auszumachen.

Zufällig entdeckte ich auf besagter Seite gerade auch schwache Wasserverfärbungen, die von einem Punkt bei den Koordinaten -19.178908, -174.850022 südlich von Home Reef ausgehen. Hier lag bis vor kurzem noch Metis Shoal, auch als Lateiki Island bekannt. Während man auf Google Maps hier noch eine kleine Insel entdecken kann, ist auf dem aktuellen Sentinel-Foto kein Land auszumachen. Bei Metis Shoal handelt es sich um einen submarinen Vulkan, der temporäre Vulkaninseln hervorbringt. Die zuletzt gebildete aus dem Jahr 2019 ist nun wieder im Meer versunken bzw. bis unter die Meeresoberfläche erodiert. Die Wasserverfärbungen zeigen aber, dass es zumindest Entgasungen am Vulkan gibt.

Sangay mit starker thermischer Anomalie

Thermische Anomalie und Aschewolke am Sangay deuten Aktivitätssteigerung an – Reventador ebenfalls aktiv

Quito, 10.06.2025Der Sangay in Ecuador emittiert heute eine sehr hohe Wärmestrahlung mit 1131 MW Leistung. Zudem registrierte das VAAC Washington Vulkanasche in 6700 m Höhe, die 80 Kilometer weit in Richtung Westen driftete und Ascheregen verursachte.

VONA-Warnung zum Sangay. © VAAC

Die Daten sprechen für eine signifikante Aktivitätssteigerung des entlegenen Vulkans am Rand der Anden. Aus dem letzten IGN-Update von heute geht hervor, dass es in den letzten 24 Stunden 75 Explosionen gab, die mit Hilfe des seismischen Netzwerks registriert wurden. In seltenen wolkenfreien Augenblicken wurden Vulkanaschewolken gesichtet, die bis zu 1000 m über Kraterhöhe aufstiegen. Die Vulkanologen teilten auch mit, dass laut VAAC-Angaben Asche in 1200 m über Kraterhöhe detektiert wurde. Berichte über Lavaströme oder den permanenten Abgang glühender Schuttlawinen stehen aus, doch diese sind die wahrscheinlichste Ursache hinter der starken thermischen Anomalie, die bei MIROVA angezeigt wird. Denkbar ist auch, dass die Hitzestrahlung von einem pyroklastischen Strom verursacht wurde.

Ergiebiger sind die IGN-Berichte zum Reventador, dem zweiten aktiven Vulkan Ecuadors. Obwohl das Wetter auch hier nicht besonders gut ist, gibt es doch öfters wolkenfreie Perioden, in denen die Aktivität des Vulkans beobachtet werden kann. Hier wurden innerhalb eines Tage 61 explosive Eruptionen festgestellt, zudem gibt es eine moderate Erdbebentätigkeit, die daraufhin deutet, das sich im Untergrund magmatische Fluide bewegen. Gas- und Aschewolken steigen bis zu 700 m über Kraterhöhe auf. Glühendes vulkanisches Material fließt über die Vulkanflanke und steigt bis zu 1000 m unterhalb des Kraters ab. Aus den Beschreibungen geht nicht eindeutig hervor, ob es sich um Schuttlawinen oder Lavaströme handelt. Am Reventador ist beides möglich.

Die Vulkanologen warnen davor, dass es wetterbedingt sowohl am Sangay als auch am Reventador zu Lahar-Abgängen kommen kann. Die Schlammströme stellen eine große Gefahr für Vulkanbeobachter in Vulkannähe dar. Besonders gefährlich ist es in Schluchten und Flussbetten, die man unbedingt meiden sollte.

Island: Erdbeben beim Grjótárvatn am 10. Juni

Schwarmbeben erschüttern Grjótárvatn und auf Island – Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Reykjavik, 10.06.2025Auf Island gab es gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,0 bei der Felseninsel Eldey, die westlich von Reykjanestá liegt. Das Hypozentrum befand sich in fast 12 Kilometern Tiefe. Näher in Richtung Küste manifestierte sich zudem ein kleines Schwarmbeben.

Erdbeben Island. © IMO

Im Bereich der Reykjanes-Halbinsel hat die Anzahl der registrierten Erdbeben in der vergangenen Woche deutlich abgenommen gehabt, was aber auch teilweise dem schlechten Wetter geschuldet gewesen sein kann: Es ist bekannt, dass starker Wind und Regen die Seismometer stören, so dass nicht alle schwachen Erdbeben aufgezeichnet werden. Aktuell beruhigt sich das Wetter wieder und das seismische Netzwerk sollte wieder in der Lage sein, auch schwache Erdbeben aufzuzeichnen. In den letzten 48 Stunden gelang das 44 Mal. Einige der Beben manifestierten sich bei Grindavik und im Kysúvik-System. Entlang der Sundhunkur-Kraterreihe gibt es nur vereinzelt Beben.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet hält an, schwächte sich in der letzten Woche minimal ab. Dennoch ist die Parität zur Bodenhebung vor der letzten Eruption Anfang April fast erreicht. Es fehlen noch 10 bis 20 mm, die im Laufe der Woche geschafft werden sollten. Das Ausbruchsrisiko steigt somit signifikant. Dennoch rechne ich eher in Richtung Ende Juli mit einem neuen Ausbruch, vorausgesetzt, die Bodenhebungsgeschwindigkeit verlangsamt sich nicht deutlich.

Heute ist auch ein Schwarmbeben im Areal nordöstlich des Grjótárvatn aktiv. In den letzten 48 Stunden wurden hier 35 Beben festgestellt. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,9. Das Hypozentrum lag in 15.600 m Tiefe und stand vermutlich mit Magmabewegungen in Verbindung. Es würde mich nicht wundern, wenn sich der Schwarm in den nächsten Stunden verstärken würde, wobei ich auch Beben mit Magnituden im Dreierbereich für möglich halte. Im Prinzip sehen wir an der Basis der Snæfellsnes-Halbinsel ähnliche Prozesse, wie sie seit 2018 auf Reykjanes stattfanden, bevor es zu den Magmenintrusionen in geringen Tiefen kam.

In anderen Gebieten von Island gab es ebenfalls Erdbeben: Auffällig ist ein Schwarm aus 14 Beben im Bereich der Caldera und dem Gletscher Langjökull sowie Erschütterungen unter Eyjafjallajökull, Myrdalsjökull und dem Vatnajökull. Insgesamt wurden unter Island 136 Beben registriert.