Vulkan Popocatepetl – News am 11.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Ein schneebedeckter Popocatepetl mit Eruptionsserie

Heute eruptierte der mexikanische Vulkan Popocatepetl munter. Die Eruptionen sind im aufgezeichneten LiveStream noch für ein paar Stunden sichtbar. Für alle die es verpasst haben, hier ein paar Screenshot der Aktivität. Der Vulkan stieß nicht nur Vulkanasche aus, die bis auf einer Höhe von 7000 m aufstieg und sich in einem großen Areal südöstlich des Vulkans ausbreitete, sondern förderte auch rotglühende Tephra, die einen schönen Kontrast auf dem weißen Schnee bildete.

Die Vulkanologen von CENAPRED meldeten in ihrem letzten Update von gestern fünf Eruptionen. Zwei wurden als moderat eingestuft, drei als klein. Darüber hinaus kam es zu 191 Asche-Dampf-Exhalationen und 156 Minuten Tremor.

(Update: Nun liegen die aktuellen Daten passend zum Foto vor: Fünf Explosionen, 225 Exhalationen und 526 Minuten Tremor, davon 19 Minuten des harmonischen Typs. Eine deutliche Steigerung gegenüber den letzten Tagen)

Die Vulkanologen weisen darauf hin, dass es zu explosiven Phasen mit erhöhter akustischer Druckentwicklung kommen kann. Der Explosionsknall kann unterschiedlich wahrnehmbar sein und hängt nicht nur von der Stärke der Explosion ab, sondern auch von klimatischen Faktoren. Da im Krater gerade immer wieder kleine Lavadome wachsen, die durch die Explosionen zerstört werden, kann es in den Ortschaften am Fuß des Vulkans schon einmal lauter zugehen, was aber keinen Grund zur Beunruhigung sei, so die Forscher von CEPARED.

Neben den schönen Screenshots der Aktivität gingen heute in den sozialen Medien noch andere Bilder (siehe oben) vom Popocatepetl herum. Sie sehen spektakulär aus, sind aber leider Fakes, da sie aus dem Computerhirn einer AI stammen. Wenn man genau hinschaut, dann merkt man, dass da einige Sachen zusammengerendert wurden, die nicht zusammen passen, z.B. Glutspuren der Tephra, die im Kraterbereich herunterrollt und so nur auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar ist, während die Aschewolke knackscharf ist, wie sie auf kurz belichteten Fotos eingefangen werden kann. Den Reaktionen in den Kommentaren kann man aber entnehmen, dass die Bilder beim Betrachter gut ankommen und teilweise auch für echt gehalten werden. Das birgt aus meiner Sicht einige Probleme, denn es wird künftig immer schwerer zu unterscheiden, was real ist und was fake. Darüber hinaus könnte es natürlich ein endgültiger Todesstoß für Berufsfotografen sein, die es ja so oder so heutzutage schwer haben noch bezahlte Aufträge zu finden oder angemessene Preise für ihre Werke zu bekommen. Natürlich liefern sie die Vorlagen für die KI, die sich einfach überall bedient und die Bilder aus dem gelernten kreiert, wobei die Urheber der echten Bilder ebenfalls leer ausgehen! Für journalistische Autorenarbeit wird die Luft auch immer dünner. Ich bin mal gespannt, wo ich selbst in ein paar Jahren stehen werde! Bleibt wahrscheinlich nur die Flucht nach vorne und zurück ins Analoge, der digitalen Welt den Rücken kehren und Livevorträge halten oder/und Bücher zu veröffentlichen, für Menschen, die es authentisch mögen. Doch noch ist es nicht so weit.

Erdbeben in Tokio – News vom 11.05.23

Erdbeben MW 5,2 nahe japanischer Hauptstadt Tokio

Datum 10.05.23 | Zeit: 19:16:42 UTC | 35.11 N ; 140.12 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,2

Ein moderates bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 erschütterte gestern Abend die Metropolregion Tokio. Das Beben hatte eine Herdtiefe von 40 km und ein Epizentrum, das 2 km nordöstlich von Kamogawa verortet wurde. Tokio liegt ca. 50 km nördlich des Epizentrums. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß als stark empfunden wurde. Vor Ort war es nachts und viele Menschen wurden vom Beben aus dem Schlaf gerissen. Auf der Shakemap sieht man auch die Markierung eines Bebens, das sich zuvor direkt unter Tokio ereignete. Dieses Beben hatte eine Magnitude von 4,1 und manifestierte sich in 70 km Tiefe. Die Tiefe der Beben deutet darauf hin, dass sie sich nicht direkt an einer Störungszone eigneten, sondern an einem Stück subduzierter Ozeankruste.

Tatsächlich haben sich die Japaner einen der ungünstigsten Orte für die Errichtung ihrer Hauptstadt ausgesucht, den man sich aus tektonischer Sicht hätte aussuchen können. Zu ihrer Entschuldigung muss man sagen, dass die Stadt seit 1886 Hauptstadt ist und dass man damals natürlich noch nicht über das geologische Wissen von heute verfügte. Die Einfahrt der Bucht von Tokio grenzt an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen am Sagami-Graben zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird. Außerdem liegt einige hundert Kilometer östlich die Pazifische Platte, die am Japangraben auf die Ochotskische-Platte und Philippinenplatte drückt und ebenfalls subduziert wird. Dieses tektonische Setting bedingt eine der erdbebengefährdetsten Zonen, in der sich eines größten Ballungszentren der Erde befindet. Da scheint mir die Katastrophe vorbestimmt zu sein, selbst wenn neue Gebäude in Tokio unter hohen Standards in Bezug auf die Erdbebensicherheit errichtet werden.

Apropos Japan und Erdbeben: ein weiteres interessantes Erdbeben manifestierte sich südlich von Kagoshima auf Kyushu. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 40 km Tiefe. Ich erwähne es, weil es sich im Norden des Ryukyu-Archipels ereignete, genauer vor der Küste der Vulkaninsel Kuchinoshima. Die große Kikai-Caldera liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Schlammvulkan vor Norwegen entdeckt – News vom 11.05.23

Forschungsboot entdeckt Schlammvulkan zwischen dem Nordkap und Spitzbergen

In der zu Norwegen gehörenden Barentsee wurde südlich von Spitzbergen ein unterseeischer Schlammvulkan entdeckt. Er befindet sich in der Nähe der Bäreninsel, die überwiegend aus präkambrischem bis triassischem Gesteinen besteht. Der Schlammvulkan liegt in 400 Metern Meerestiefe und wurde auf einer Fahrt des norwegischen Forschungsschiff Kronprinz Haakon von Forschern der Arktischen Universität Norwegens mit Sitz in Tromsø entdeckt, die mit einem Team von REV Ocean zusammenarbeiteten. Es ist der zweite Schlammvulkan der bislang in norwegischen Gewässern ausgemacht worden ist.

Anders als bei normalen Vulkanen aus Eruptivgesteinen, hat ein Schlammvulkan nur selten etwas mit magmatischen Prozessen zu tun. Oft stehen sie im Zusammenhang mit Erdöl- und Gasfeldern. Die treibende Kraft hinter solchen Schlammvulkanen ist Methangas, das den Druck erzeugt, um Fluide aus der Erde zu drücken. Um den Aufstiegskanal der Fluide sammelt sich Schlamm an, so dass ein kleiner Kegel entsteht. Der Borealis getaute Schlammvulkan könnte hier aber eine Ausnahme bilden, da er in einer 300 Meter breiten und 25 Meter tiefen Depression liegt, die von den Entdeckern als Krater beschrieben wird. Borealis selbst bildet nur einen Kegel mit 7 Metern Durchmesser und 2,5 m Höhe. Auf einem Foto ist zu erkennen, dass der Schlammvulkan Fluide ausstößt und erinnert mich ein wenig an einem Blacksmoker.

Genaues über sein geologisches Umfeld wurde nicht bekanntgegeben, doch die Lage in relativer Nähe zum Mittelatlantischen Rücken verrät, dass hier durchaus magmatische Kräfte am Werk sein könnten. Allerdings gibt es in der Nähe der Norwegischen Küste der Bartenssee auch Ölfelder, sodass beide Entstehungsmöglichkeiten des Schlammvulkans infrage kommen und die Wissenschaftler glauben, dass der Schlammvulkan durch einen natürlichen Ausbruch entstanden ist, der nach der letzten Eiszeit plötzlich große Mengen Methan freisetzte.

Magmatisch bedingte Schlammvulkane kenne ich aus den thermalgebieten von Neuseeland, vom Yellowstone Nationalpark und von Island. Methan-getriggerte Schlammspeier sind mir bislang in Indonesien (Lucy, Bleduk Kuwu) und Italien (Salse di Nirano) begegnet, an Orten die gar nicht mal soweit von Vulkanen entfernt liegen.

Starkes Erdbeben erschüttert Tonga am 10.05.23

Erdbeben der Magnitude Mw 7,6 nördlich von Tonga

Datum 10.05.23 | Zeit: 16:02:00 UTC | Lokation: 15.57 S ; 174.58 W | Tiefe: 200 km | Mw 7,6

Heute Nachmittag ereignete sich ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,6 im „Dreiländereck“ von Fidschi, Samoa und Tonga. Es wurde vom EMSC zwar der Region Tonga zugeordnet, aber dann 309 km süd-südwestlich von Asau auf Samoa verortet. Manchmal sind die Zuordnungen beim EMSC echt seltsam! Zum Glück lag das Hypozentrum in 200 km Tiefe, sodass sich der Erdstoß an der Oberfläche weniger stark auswirkte, als man es aufgrund der Magnitude vermuten würde. Auch ein echter Tsunami kann nicht entstehen, wenn der Erdbebenherd quasi im Erdmantel liegt.

Solche Mantelbeben manifestieren sich für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Erdkruste, die bis in den Erdmantel abgetaucht ist und dort trotz der erhöhten Temperaturen nicht schmilzt. Unter welchen Bedingungen subduziert Kruste erhalten bleibt, ist nicht hinlänglich erforscht. Denkbar sind mehrere Gründe, etwa zu niedrige Temperatur/Druck Verhältnisse des Mantels, oder eine besonders wasserarme subduzierte Kruste. Auch die Kristallstruktur kann entscheidend für die Schmelztemperatur eines Gesteins sein. Wobei, genaugenommen muss das Krustenmaterial nicht schmelzen, sondern nur plastisch verformbar werden, damit sich keine Spannungen aufbauen, die letztendlich zum Gesteinsbruch führen und Erdbeben auslösen.

Die meisten Erdbeben in der Region, die Fidschi, Samoa und Tonga umfasst, werden durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Australische Platte verursacht. Dort wo die Pazifische Platte unter die Australische Platte abtaucht, entsteht eine Tiefseerinne. Hier handelt es sich um den Tonga-Graben. Eine Besonderheit der Region ist das Fidschi-Becken, dass eine der größten und ältesten Back-Arc-Becken des Planeten ist. In der Region gibt es mehrere Subduktionszone, die in unterschiedliche Richtungen subduzieren, was die gesamttektonische Situation sehr komplex macht.

Die Region liegt im sogenannten „Ring of Fire“, einer Zone entlang des Pazifischen Ozeans, die durch hohe seismische- und vulkanische Aktivität gekennzeichnet ist. Am „Ring of Fire“ treffen mehrere tektonische Platten aufeinander, darunter die Pazifische Platte, die Australische Platte, die Philippinische Platte sowie die Platten von Nord- und Südamerika. Darüber hinaus gibt es weitere Platten. Die Pazifikplatte bildet quasi das Zentrum des Feuerrings.

Erdbeben nahe Vulkan Krakatau – News vom 10.05.23

Erdbeben Mb 5,0 erschüttert Sunda-Strait nahe Krakatau

Datum 10.05.23 | Zeit: 04:24:51 UTC | 6.62 S ; 104.80 E | Tiefe: 35 km | Mb 5,0

Heute Nacht erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,0 den indonesischen Sunda-Strait zwischen den Inseln Java und Sumatra. Das Beben löste eine Serie von Nachbeben aus, die einen schönen Cluster auf der Shakemap des EMSC bilden. Das Besondere an den Beben ist, dass sie sich in der Nähe des Inselvulkans Krakatau ereigneten, der mit einer Eruption auf die Bebenserie regieren könnte. Offiziell verortet wurde das Beben 117 km west-südwestlich von Labuan. Der Erdbebenherd lag 35 km tief. Trotz der Tiefe liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen aus einem Ort vor, der mehr als 200 km vom Epizentrum entfernt liegt.

Anak Krakatau zeigt sich bis jetzt von den Erdbeben unbeeindruckt. Zwar dampft der Krater munter vor sich her, doch Eruptionen gibt es seit einigen Tagen nicht. Auch die Seismizität unter dem Vulkan ist gering. Einzig am 29. Mai gab es eine erwähnenswerte Seismizität mit ca. 20 vulkanisch-bedingten Erdbeben.

Bei dem Erdbeben von heute Nacht handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein tektonisch bedingtes Erdbeben. Insgesamt wurden 18 Beben gezählt. Wie der Name der Meerenge vermuten lässt, verläuft westlich vom Strait der Sunda-Graben, an dem die Australische Platte unter die Mühlen der Sunda-Platte vor Asien gerät. Im Bereich des Epizentrums verläuft allerdings eine Zone kurzer Störungszonen, die parallel zum Sunda-Graben streichen. Außerdem gibt es auch einige senkrecht dazu streichende kurze Blattverschiebungen. Der Seismologe bzw. Tektoniker spricht hier von einem extensional tectonic regime (Ausdehnungszone) da sich die Meerenge in einem Bereich befindet, an dem zwei unterschiedliche Subduktionsarten aufeinandertreffen. Aufgrund der Tiefe des Erdbebens lässt sich nicht eindeutig festlegen, ob der Erdstoß mit einer der lokalen Störungszonen im Graben westlich des Sunda-Straits zusammenhing, oder ob es sich an einem Teil der subduzierten Platte ereignete.

Update: Nun gibt es eine VONA-Meldung, nach der Vulkanasche bis auf 1500 m Höhe aufsteigt.

Vulkan-News 10.05.23: Kilauea

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Fumarolisch

Kilauea mit starker Bodenhebung

Gestern wurde am Kilauea auf Hawaii eine starke und schnelle Versteilung der Vulkanflanke festgestellt. Die Bodenhebung veranlasste die Vulkanologen vom HVO gestern ein Update zum Vulkan herauszubringen, indem sie schrieben, dass sie eine starke Zunahme der Neigung in der Gipfelregion des Kilauea beobachten. die Bodenhebungsphase begann um 6 Uhr morgens und hielt bis zum Mittag an.

„Die erhöhte Inflationsrate steht im Gegensatz zu dem relativ flachen Muster der letzten drei Tage“, heißt es in dem HVO-Bericht. „Insgesamt ist die Inflation am Gipfel des Kīlauea höher als die Bedingungen vor dem Ausbruch am 5. Januar 2023, und sie nimmt weiter zu. Seit dem 16. April kommt es unter Halemaʻumaʻu, dem Keanakākoʻi-Krater und dem südlichen Rand von Kaluapele (Kīlauea-Caldera) in unregelmäßigen Abständen zu kleinen Erdbeben“, schreiben die USGS-Wissenschaftler. „Die Rate der Gipfelbeben ist weiterhin erhöht, und weitere Erdbebenausbrüche sind möglich.“

Wie ich schon mehrfach berichtete, ist die Seismizität in den letzten Wochen erhöht: täglich werden zwischen 60 und 80 Erschütterungen detektiert, wobei an manchen tagen die Hunderter-Marke überschritten wird. Wie am Ätna scheint es mir hier auch nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der nächste Ausbruch startet. Ich vermute, dass es am Kilauea ehr der fall sein wird, als am Ätna, sieht man dort mal von sporadischen Aschepuffs ab.

Inzwischen hat sich am Kilauea die Bodenhebung wieder normalisiert, was heißt, dass es es zwar weiterhin Inflation gibt, aber nicht mehr eine so starke.

Am benachbarten Vulkan Mauna Loa bleibt die Bodenhebung an der Messstation MOK, die am Nordwestrand der Gipfelcaldera steht, weiterhin höher, als in den Jahren vor der Eruption im Dezember letzten Jahres. Seitdem hob sich der Boden um ca. 12 cm. Der Alarmstatus steht aber noch auf „grün“.

Vulkan Ätna mit Erdbeben am 10.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Mehrere Erdbeben im Osten des Vulkans Ätna

Langsam taucht uns Ätna wieder häufiger in den News auf, was Grund zur Hoffnung gibt, dass wir in einigen Wochen oder Monaten neue Aktivität am Vulkan sehen werden. In den letzten Tagen ist eine leichte Zunahme der Seismizität zu beobachten. So gab es mehrere schwache Erdbeben im Bereich des Valle del Bove. Heute manifestierten sich drei Erdstöße nahe der Küste nördlich von Accireale. Sie hatten Magnituden im 2er-Bereich und könnten von schwächeren Erdbeben begleitet sein, die nicht beim EMSC angezeigt werden. Die Listen beim INGV sind noch nicht soweit, als dass sie die Beben führen würden. Dafür werden aber 31 Erschütterungen angezeigt, die sich bis zum 8. Mai ereigneten. Nach der kleinen Ascheemission aus dem Neuen Südostkrater, die sich letzte Woche zutrug, erkennt man auf aktuellen Satellitenbildern erstmals seit Wochen wieder eine kleine thermische Anomalie in diesem Krater. Offenbar hat die Ascheemission gereicht den Schlot freizuräumen und erkaltetes Material auszustoßen. Einen schwachen Hotspot erkennt man auch in einem Schlot der Bocca Nuova.

Der vulkanische Tremor zeigt sich von den Erdbeben bis jetzt unbeeindruckt und bewegt sich ohne große Schwankungen auf niedrigem bis moderatem Niveau. Dafür schrieb INGV-Vulkanologe Boris Behncke letztens, dass die tiefe Inflation des Vulkans wie gewohnt anhält und dass sich die Magmen-Reservoirs unter dem Vulkan langsam füllen. Nach den vielen Paroxysmen vor fast 2 Jahren und der Lavastromtätigkeit im letzten Jahr, hat sich der Ätna wohl ganz gut ausgepowert, obwohl es natürlich unklar bleibt, was noch an Magma unter dem Vulkan schlummert. Es ist halt keine Frage ob der Vulkan wieder eruptieren wird, sondern nur wann?

Nicht nur der Ätna ist seismisch unruhig, denn es gab auch vermehrt Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer. Besonders im Westen der Liparischen Inseln bebte es. Es gibt einen kleinen Bebencluster zwischen den Inseln Alicuid und Filicudi, sowie zwei schwache Beben unter Vulcano.

Die Seismizität unter dem Calderavulkan Campi Flegrei bleibt ebenfalls erhöht. Hier manifestierten ich seit gestern 25 schwache Erdbeben. Die Bodendeformation bleibt mit einer Hebungsrate von 15 mm im Monat konstant hoch. Die Pisciarelli-Fumarolentemperatur lag auch in der letzten Woche bei durchschnittlich 96 Grad.

Vulkan-News am 09.05.23: Shiveluch

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Shiveluch mit zwei neuen Lavadomen

Nach dem Domkollaps am Shiveluch, der sich vor gut einem Monat ereignete, wachsen gleich zwei neue Lavadome, die jetzt in einer wolkenfreien Periode aus dem Weltall und vom Boden aus fotografiert werden konnten. Auf den Bildern erkennt man nicht nur die Schutthalde des Doms im bekannten Krater, der bereits wieder eine Kuppel bildet, die den Kraterrand überragt, sondern auch einen zweiten Lavadom. Dieser befindet sich westlich des Kraters, genauer gesagt an der Basis der Caldera in der sich der Krater befindet und hört auf den Namen Karan. An dieser Stelle gab es einen bislang inaktiven Dom. Zuvor war von einer neuen Fumarole berichtet worden, die man zeitweise dort erkennen konnte und es gab Spekulationen darüber, dass dort ein neues Domwachstum eingesetzt haben könnte. Aufgrund der starken Entgasungen nach den Erdbeben gehe ich davon aus, dass der Dom tatsächlich wieder aktiv geworden ist.

Auf den neuen Bildern zuerkennen ist auch eine kleine Ascheemission, die aus einem Schlot nahe der Basis des Shiveluch-Doms ausgestoßen wird. Tatsächlich gab es nach einer Woche ohne Nachrichten, nun auch wieder VONA-Meldungen, nach denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3900 m aufsteigt und in Richtung Westen verfrachtet wird. Eine nennenswerte Thermalstrahlung gab es zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht. Am Vortag erreichte die Wärmestrahlung eine Leistung von 39 MW, wie man auf MIROVA nachschauen kann.

Der Domkollaps vom 10. April verursachte pyroklastische Ströme, die das Umland verbrannten und bis zu 21 km weit glitten. Die Eruption ging einher mit dem Ausstoß hoch aufsteigender Aschewolken, wobei sie zumindest teilweise von den pyroklastischen Strömen verursacht wurden. Vor 10 Tagen gab es eine Serie moderater Erdbeben, die von aufsteigendem Magma verursacht wurden, das nun den Dom wachsen lässt.

Beim Shiveluch handelt es sich um einen 3.283 m hohen Stratovulkan nahe der Ostküste Zentralkamtschatkas. Die Region ist nur dünn besiedelt und die wenigen Menschen hier leben überwiegend von der Holzindustrie. Nächstgelegene Siedlung ist Kljutchi, die während der Eruption im April mit einer mehrere Zentimeter mächtigen Ascheschicht überzogen wurde.

Zusammenfassung

  • Vom Shiveluch stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3900 m auf.
  • Im bekannten Krater in der caldera wächst wieder ein Lavadom.
  • Es gibt starke Entgasungen von Dom Karan westlich der Caldera.
  • Sehr wahrscheinlich wächst dort ebenfalls ein neuer Lavadom.

Erdbeben-News 09.05.23: Süditalien

Seit gestern ist der Untergrund Süditaliens besonders unruhig und es gab an zwei Lokationen Schwarmbeben. Während eine Lokation in der letzten Zeit hier kaum Erwähnung fand, ist die andere wohlbekannt.

Campi Flegrei mit weiterem Erdbebenschwarm

Datum 08.05.23 | Zeit: 22:33:17 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 2,3 km | ML 2,8

Bei der wohlbekannten Lokation handelt es sich um die Campi Flegrei, unter der man eine deutliche Zunahme der Seismizität feststellen kann. Nachdem es gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,4 gab, dass hier schon gemeldet wurde, ereigneten sich 32 weitere Erschütterungen. Die meisten waren sehr schwach und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, doch ein Beben brachte es auf ML 2, 8 und hatte ein Hypozentrum in 2,3 Kilometern Tiefe. Das Beben war stark genug, um auch beim EMSC angezeigt zu werden. Dort wurde es 11 Kilometer südwestlich von Neapel verortet. Die Kollegen vom INGV zeigen seine Lage genauer an: es lag auf dem südwestlichen Kraterrand der Solfatara. Eigentlich stand das Gerücht im Raum, dass der Zugang zum brodelnden Vulkankrater mitten in der Stadt Pozzuoli bald wieder geöffnet werden sollte, doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass dies noch ein wenig auf sich warten lassen wird.

Crotone mit Schwarmbeben

Datum 08.05.23 | Zeit: 14:35:55 UTC | 39.04 N ; 17.07 E | Tiefe: 20 km | ML 3,3

Bei der hier weniger oft vertretenen Lokation eines Schwarmbebens handelt es sich um den Ort Crotone, der sich an der Sohle des italienischen Stiefels befindet. Dort manifestierte sich ein kleiner Erdbebenschwarm, der sich aus bislang 10 Beben mit Magnituden ab 2 zusammensetzt. Die stärkste Erschütterung brachte es auf ML 3,3. Der Erdbebenherd befand sich in 20 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum lag 7 km südwestlich von Crotone.

Der Erdbebenschwarm ist von besonderer Bedeutung, da er sich nahe der Gegend ereignet die am 8. März 1832 für ein katastrophales Erdbeben verantwortlich war. Das Beben in der Provinz Crotone tötete tausende Menschen und richtete enorme Schäden an der Infrastruktur an und es dauerte lange, bis diese behoben wurden. Auch über das Erdbeben hinaus ist Crotone von geschichtlicher Relevanz und es ist lohnenswert, sich ein wenig mit der Geschichte der Region zu beschäftigen. Doch da es an dieser Stelle um die Erdbeben der Region geht, folgt ein kleiner Exkurs in die Tektonik von Crotone. Großtektonisch betrachtet liegt Crotone am Rand des Apennins. Das Gebirge verdankt seine Existenz der Kollision zwischen der afrikanischen und eurasischen Platte und ist daher besonders anfällig für Erdbeben. Vor dem Kalabrischen Stiefel liegt die Subduktionszone der Ionischen Platte und es gibt mehrere lokale Störungszonen. Außerdem liegt vor der Küste ein Akkretionskeil, der von den tektonischen Prozessen zeugt. Hierbei handelt es sich um Gesteinsmaterial, dass infolge der Subduktion der Ionischen Platte von dieser abgeschabt wurde, wie Holzspähne von einem Hobel, die sich vor der Klinge ansammeln. Bei der Klingel handelt es sich um den europäischen Festlandsocken des Kalabrischen Bogens. Vor Crotone bildete sich zudem ein Becken, das von einer Schwelle am Festlandsockel flankiert wird. Einige Autoren gehen davon aus, dass sich dort im Pleistozän ein Megalandrutsch ereignet hat. Entsprechende Gleitbewegungen können heute nicht ausgeschlossen werden.