Kilauea: Neues von der Intrusion

Erdbebenaktivität am Kilauea bleibt erhöht

Die seismische Aktivität am Kilauea ist weiterhin erhöht und streut über ein großes Areal. Die Beben manifestieren sich unterhalb des Gipfels aber auch über eine Entfernung von 8–11 km südwestlich der Caldera entlang der Koaʻe-Verwerfungszone. Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden in der gesamten Region ungefähr 75 Erdbeben verzeichnet, wobei die Tiefen konstant zwischen 1 und 5 km unter der Oberfläche liegen und die Magnituden typischerweise unter M 2,0 bleiben, wobei es in den letzten Stunden aber auch mehrere Erschütterungen mit Magnituden im Dreierbereich gab.

Die Bodenverformung bleibt minimal, da Neigungsmesser in der Nähe von Sand Hill und der Klippe Uēkahuna in den letzten 24 Stunden nur geringfügige Veränderungen (weniger als 2 Mikroradianten) aufgezeichnet haben. Der Neigungsmesser am Uēkahuna-Steilhang zeigt eine leichte Inflation im Zusammenhang mit einem DI-Ereignis an.
>Die seismische Aktivität in der oberen Ostrift und dem Südwestrift bleibt gering. Es wurden keine ungewöhnlichen Aktivitäten entlang der mittleren und unteren Abschnitte der East Rift Zone von Kīlauea beobachtet.

Vulkanausbruch stand kurz bevor

Soviel zum aktuellen Zustand des Vulkans. Das HVO veröffentlicht neue Erkenntnisse zur Magmenintrusion, die uns Ende Januar und Anfang Februar beschäftiget:

Ab dem Morgen des 27. Januar deuteten Muster von Erdbeben und Bodenverformungen darauf hin, dass Magma unter das südliche Ende der Caldera eingedrungen war. Diese Aktivität schwankte bis zum 31. Januar, als eine stark erhöhte Seismizität und Bodenneigung auf das Vorhandensein eines Dykes hindeuteten, der in Halema’uma’u sporadisch spürbare Erdbeben und Steinschläge verursachte. Am 31. Januar um 17 Uhr HST wanderte die Seismizität südwestlich der Caldera zum Koa‘e-Verwerfungssystem, begleitet von einer starken Deflation am Gipfel und im südlichen Caldera-Bereich. Modellierungen deuten darauf hin, dass Magma innerhalb des ursprünglichen Gangs nach Südwesten unter dem Koa‘e-Verwerfungssystem wanderte.

Die intrusive Aktivität begann in der südlichen Caldera-Region und erstreckte sich nach Südwesten zum Koa‘e-Verwerfungssystem und schließlich zur Southwest Rift Zone in der Nähe von Maunaiki. Bodenrisse wurden in der Nähe von Pu’ukoa’e und Twin Craters beobachtet, was darauf hinweist, dass die Spitze eines Magmatischen Gangs in diesen Bereich eingedrungen ist. Ein Vulkanausbruch bahnte sich an, allerdings stoppte der Magmenaufstieg auf den letzten Metern.

Die Zusammenhänge zwischen der Süd-Caldera, dem Koa‘e-Verwerfungssystem und der Southwest Rift Zone sind noch nicht vollständig geklärt, aber die jüngste Intrusivaktivität legt nahe, dass das Gebiet dynamisch ist und neue Verbindungen zwischen diesen Bereichen entstehen können.

Frühere Intrusionen wurden in dieser Region beobachtet, darunter im Oktober und Dezember 2023, im August 2021 und im Mai 2015. Diese Ereignisse führten nicht immer zu Ausbrüchen, aber wenn doch, dann waren diese meist von geringer Dauer und begleitet von kurzen Spaltenöffnungen.

Island: Heißwasserversorgung läuft wieder

Heißwasserleitung und Straße repariert – Erdbebenaktivität hoch

Nach dem jüngsten Ausbruch am Donnerstag, bei dem eine Heißwasserleitung und eine Straße zerstört wurden, klotzen die Isländer richtig rein und haben die Heißwasserversorgung wiederhergestellt. Auch der unterbrochene Grindavikurvegur wurde wieder behelfsmäßig repariert, indem eine Piste über den noch heißen Lavastrom angelegt wurde, so dass die Unterbrechung der Straße bei der Kreuzung zur Blauen Lagune überbrückt wurde. Der erstarrte Lavastrom ist zwar oberflächlich abgekühlt, aber in seinen tieferen Schichten herrschen noch Temperaturen von bis zu 700 Grad. Die Straße dient in erster Linie als Arbeitsstraße, damit wichtige Materialien nach Grindavik und zum Geothermalkraftwerk transportiert werden können. Die Arbeiten dort gehen weiter und auch in Grindavik ist man immernoch dabei, die Häuser zu sichern.

Unterdessen hält die Erdbebentätigkeit an. In den letzten 48 Stunden gab es 163 Erschütterungen im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Die Beben manifestierten sich nicht nur im Svartsengigebiet, sondern auch bei Krýsuvík und Bláfjallaskáli.

Die Bodenhebung setzte direkt nach der Eruption ein bzw. wurde in den GPS-Daten sichtbar. Man kann davon ausgehen, dass der Magmenzustrom aus der Tiefe erst gar nicht stoppte, sondern auch während der Eruption anhielt. Die Kurve verläuft recht steil und die Hebungsrate liegt bei gut 10 Millimeter am Tag. Damit ist sie schneller als kurz vor der Eruption, was ein Indiz dafür ist, dass jetzt der Gegendruck im oberen Speichersystem geringer ist als in den Tagen vor dem Ausbruch. Bei diesem wurden ca. 15 Millionen Kubikmeter dünnflüssiger Basaltschmelze ausgestoßen. Noch nie zuvor wurde in so kurzer Zeit ein größerer Schmelzfluss auf Island beobachtet. Die IMO-Wissenschaftler hatten berechnet, dass seit der Eruption vom 14. Januar ca. 9 Millionen Kubikmeter Lava in das obere Speichersystem aufgestiegen waren. Also wurde auch Magma gefördert, dass sich vorher angesammelt hatte.

Morgen geht es wieder nach Hause und ab Mittwoch wird Vnet wieder wie gewohnt aktualisiert. Bald kommt dann mein Reisebericht zu den Geschehnissen am Vesuv und der Campi Flegrei. So richtig begeistert bin ich hiervon nicht. Vor allem nervt der Verkehrsinfarkt und die touristischen Entwicklungen am Vesuv, die ich nur noch als Nepp bezeichnen kann!

Hawaii: Starkes Erdbeben erschüttert Kilauea

Erdbeben Mw 5,7 unter Kilauea – Tsunamialarm blieb aus

Datum 09.02.2024 | Zeit: 21:06:31 UTC | Lokation: 19.231  ; -155.51 | Tiefe: 37 km | Mw 5,7

Gestern ereignete sich unter der Kilauea- Südflanke ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Erste Berechnungen kamen auf eine Lokalmagnitude von 6,3. Das Epizentrum lag nahe der Küste, genauer 2 Kilometer südwestlich von Pahala. Zum Glück manifestierte sich der Erdstoß in der relativ großen Tiefe von 37 km, so dass größere infrastrukturelle Schäden ausblieben. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds wurde ein Tsunamialarm gegeben.

Die o.g. Daten stammten vom USGS. Das GFZ verortete das Bebenzentrum in 19 km Tiefe.

Gerade schrieb ich, dass man vor Ort Glück gehabt hatte, doch wir wissen alle, dass Glück relativ sein kann: in der Region befindet sich der Hauptaufstiegsweg des Magmas, das vom Hawaii-Mantelplume ausgeht. Die Ursache des Bebens steht zwar noch nicht fest, doch es könnte sein, dass es mit verstärktem Magmenaufstieg assoziiert war. Das Magma könnte sich auf das Spannungsfeld des Untergrundes ausgewirkt haben, wodurch lokale Störungszonen zum Beben angeregt worden sein könnten. Es ist auch möglich, dass der Erdstoß im Zusammenhang mit der Belastung der Ozeankruste durch die Auflast der Insel stand. Voraussetzung für diese Interpretationen ist natürlich, dass die Angaben stimmen, denn sie wurden mehrfach korrigiert.

In der Region gab es eine Serie schwächerer Beben, die sicher nur zum Teil Nachbeben waren, denn in dem Areal gibt es die meiste Zeit über viele Erschütterungen infolge des Magmenaufstiegs.

Die Seismizität oben am Kilauea hat weiter nachgelassen: täglich werden ca. 100 Erschütterungen registriert, was freilich immer noch überdurchschnittlich ist. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Intrusion des Magmatischen Gangs abgeschlossen ist. Auffällig ist, dass sich die Bebenspur des Schwarmbebens von letzter Woche nun bis vor die Küste verfolgen lässt.

Island: Eruption endete am 09.02.24

Vulkanausbruch auf Reykjanes wahrscheinlich vorbei – Keine sichtbare Aktivität mehr

Der jüngste Vulkanausbruch auf Island ist wahrscheinlich bereits wieder vorbei, denn seit gestern Abend gibt es keine sichtbare Aktivität mehr an der Eruptionsspalte. Wie schon die vorherigen Eruptionen handelte es sich auch diesmal um ein sehr kurzweiliges Ereignis, das aber einige Störungen mit sich brachte. Noch immer ist die Heißwasserversorung auf weiten Teilen des Halbinselgebietes unterbrochen und die Menschen sitzen ohne Heizungen in ihren frostigen Räumen, und Wasserleitungen drohen zu gefrieren und könnten platzen. Bei nächtlichen Temperaturen von minus 14 Grad nicht gerade angenehm! Am Freite gab es dann auch lange Schlangen vor Baumärkten, und fast jeder der Betroffenen versuchte elektrische Heizgeräte zu ergattern. Allerdings warnten die Stromversorger davor, dass die Stromnetze nicht für so eine Belastung ausgelegt seien. Bis jetzt habe ich aber noch nicht von einem kollabierten Stromnetz auf Island gelesen. Unterdessen gehen die Arbeiten an der provisorischen Heißwasserleitung weiter. Man hofft, sie heute in Betrieb nehmen zu können.
Die Eruption war zwar kurz, aber in den wenigen Stunden der Hauptphase wurden enorme Mengen Schmelze gefördert. Dies bewirkte, dass der Boden zwischen Svartsengi und Thorbjörn bis zu 10 cm absackte. Diese Subsidenz ist sowohl auf den GPS-Kurven sichtbar als auch auf einem neuen INSAR-Satellitenbild, das von IMO gestern Nachmittag veröffentlicht wurde. Damit bewegte sich die Eruption auf ähnlich intensivem Niveau wie der Ausbruch vom 18. Dezember. Die Eruption vom 14 Januar verursachte hingegen nur eine geringe Absackung des Bodens.

Was heißt das für die zukünftige Entwicklung des Geschehens auf Reykjanes? Vorausgesetzt, der Magmenaufstieg unter Svartsengi geht weiter, dann wird es sehr wahrscheinlich länger dauern, bis das Reservoire wieder so voll ist, bis es zur nächsten Eruption kommt. Ich gehe davon aus, dass wir den nächsten Ausbruch in ca. 6 bis 8 Wochen erleben werden, wobei es natürlich immer möglich ist, dass bisherige Muster durchbrochen werden und andere Mechanismen aktiviert werden, die uns mit unerwarteten Ereignissen konfrontieren können.

So, während ich diese Zeilen schrieb, klarte es etwas auf und ich kann den Vesuv von meiner Unterkunft bei Neapel wieder sehen. Der Regen hat auch nachgelassen und ich breche jetzt nach Herculaneum auf.

Island: Vulkanausbruch hat stark nachgelassen

Vulkanausbruch schwächelt – Heißwasserleitung zerstört

Der Vulkanausbruch auf Island, der erst heute Morgen gegen 6 Uhr UTC begonnen hat, verlor am frühen Abend bereits wieder ordentlich an Kraft. Aktuell sieht man auf den Livecams nur noch wenige Stellen entlang der gut 3 km langen Spalte, an der es Lavaspattering gibt. An diesen Stellen haben sich bereits kleine Wälle um die Förderschlote gebildet. So erfreulich die Nachricht der Abschwächung der Eruption für die Bewohner von Reykjanes auch sein mag: Völlig folgenlos blieb sie nicht, denn kurz bevor sich der Lavaausstoß signifikant abschwächte, erreichte der Lavastrom die Heißwasserleitung und zerstörte sie. Doch wenigstens war es den Arbeitern zuvor noch gelungen, eine ca. 600 Meter lange Behelfsleitung im Boden zu vergraben. Aktuell arbeitet man daran, diese an den Warmwasserkreislauf anzuschließen, was noch bis morgen dauern könnte. Solange haben viele Bewohner der Reykjaneshalbinsel kein Warmwasser, was gleichbedeutend mit dem Ausfall der Fernwärmeheizungen ist.

An diesem Beispiel kann man sehen, dass auch die Geothermie nicht ganz ohne Nachteil ist, denn wenn man in vulkanisch aktiven Gegenden lebt, muss man ständig mit dem Verlust der Anlagen rechnen. Zugegebenermaßen ist es jetzt Jahrzehnte gut gegangen, aber was sind schon ein paar Jahrzehnte auf der Zeitskala eines Vulkans?

Der Lavastrom legte nach der Zerstörung der Leitung noch ein paar zehner Meter zurück, bevor er 500 m nordnordöstlich der Blauen Lagune stoppte. Auf Satellitenbildern erkennt man, dass er gut 4,5 km lang ist und teilweise das Lavafeld der Eruption vom 18. Dezember querte. Bei diesem Lavastrom handelt es sich um den südwestlichen Arm des Stroms, der grob in westlicher Richtung von der Eruptionsspalte abging und sich bei der Erhebung Stóra-Skógfell in zwei Arme teilte. Der andere floss von der Erhebung aus in nordöstlicher Richtung weiter und legte dort gut 1200 m zurück. Es gab auch einen kurzen Lavastrom im Süden der Eruptionsspalte, aber dieser war nicht ganz so lang wie der Strom vom 18. Dezember.

Alles in allem war/ist es eine kurze aber heftige Ausbruchsepisode, deren bemerkenswertestes Merkmal die schnellfließende und sehr dünnflüssige Lava war, die Vulkanologen jetzt bestimmt so schnell wie möglich analysieren. Vielleicht ergeben sich ja neue Erkenntnisse über die Vorgänge im Untergrund, die uns möglicherweise noch eine Wiele beschäftigen werden.

Die Eruption ist zwar noch nicht ganz zu Ende, doch die Seismizität und der Tremor haben deutlich nachgelassen. Berücksichtigt man, wie kurzlebig auch die vorangegangen Ausbrüche in dem Areal waren, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich der Ausbruch wieder verstärken wird, obwohl man es nicht völlig ausschließen kann.

Das verlängerte Karnevalwochende widme ich den Vulkanen Campi Flegrei und Vesuv, wenn es der morgige Generalstreik in Italien denn zulässt!

Island: Lava fließt Richtung Geothermalkraftwerk

Lavastrom Auf Reykjanes schneller als zunächst gedacht – Blaue Lagune und Geothermalkraftwerk gefährdet

Der Vulkanausbruch auf Island ist voll im Gange und die Lava fließt sehr viel schneller, als man vor Ort heute Morgen angenommen hatte. Zunächst floss die Lava senkrecht zur Eruptionsspalte ab, die grob in Nord-Südrichtung verläuft, um dann ihre Richtung zu ändern. Inzwischen hat der Lavastrom die Hauptstraße Grindavíkurveg überquert und hält auf das Gebiet von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune zu. In weniger als drei Stunden könnte der Lavastrom die Heißwasserbohrungen und Leitungen erreichen, die Suðurnes (Großteil von Reykjanes mit Ausnahme der Hauptstadt) mit warmem Wasser versorgen. In weiten Teilen von Reykjanes könnte somit die Warmwasserversorgung gefährdet sein, und das mitten im Winter!

Víðir Reynisson, Direktor der Katastrophenschutzabteilung, gab gegenüber den isländischen Medien zu, dass man praktisch machtlos ist und nichts gegen die sich anbahnende Katastrophe unternehmen könne. Zwar gibt es Versuche, eine überirdisch verlaufende Warmwasserleitung noch schnell mit Erdreich zu bedecken, aber ob die verbleibende Zeit ausreicht, um die Leitung wirksam zu schützen, ist ungewiss. „Im Moment sieht es nicht gut aus, aber es wird alles getan, um einen Ernstfall zu verhindern,“ meinte Víðir Reynisson.

Der Direktor forderte die Menschen auf, Wasser zu sparen und kündigte an, dass industrielle Großverbrauche von der Wasserversorgung getrennt werden, damit wenigstens Privathäuser noch etwas geheizt werden können. Sollte die Warmwasserleitung zerstört werden, kann es bis zu drei Tage dauern, bis die Warmwasserbereitung wiederhergestellt ist.

Doch ganz hoffnungslos ist die Lage nicht, denn wenn man sich die Livestreams anguckt, erkennt man, dass der Lavaausstoß an der Spalte bereits etwas nachgelassen hat. Mittlerweile beginnen erste Teile der Spalte inaktiv zu werden und es gibt Unterbrechungen in der langen Reihe der Lavafontänen. Doch ob die Aktivität schnell genug nachlässt, um die Wasserleitungen und das Bohrloch zu retten, ist eine andere Frage.

Island: Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes am 08.02.24

Neue Eruption auf Reykjanes hat begonnen – Vorwarnzeit war kurz

Heute morgen begann um kurz nach 6 Uhr UTC der erwartete Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel. Nach einer kurzen seismischen Krise von ca. 30 Minuten Dauer, die sich bei Sýlingarfell manifestierte, öffnete sich eine gut 3 Kilometer lange Eruptionsspalte in dem Gebiet der Eruption vom 18. Dezember 2023. Die Spalte streicht grob in Nord-Südrichtung und verläuft von Sundhnúk im Süden bis zum östlichen Ende von Stóra-Scógfel. Die Lava strömt zu den Seiten von der Spalte fort, also in Ost-West-Richtung. Obwohl Lavafontänen entlang der Spalte aufsteigen, scheint die Förderrate geringer zu sein, als bei der Eruption vom 18. Dezember. Vielleicht hält sie im Gegenzug ja auch länger an!

Die Bodenhebung begann bereits gestern Abend wieder leicht anzusteigen, nachdem es in den 36 Stunden zuvor kaum noch Hebung gab. Ich spekulierte darüber, dass die Elastizitätsgrenze des Gesteins über dem Magmenkörper erreicht worden sein könnte und dass der Gegendruck im Fördersystem zu groß war, damit weiters Magma ungehindert aufsteigen konnte. Das könnte in der Tat der Fall gewesen sein. Jetzt heißt es die nächsten Messungen abzuwarten, um zu sehen, ob und um wieviel der Boden abgefallen ist.

Der Vulkanausbruch ist sehr schön über die verschiedenen Webcams auf den Erhöhungen um Grindavik zu sehen. Aktuell gibt es wohl keine unmittelbare Bedrohung für den Ort, da die Eruption wieder nördlich der Wasserscheide stattfinden dürfte. Sollte der Ausbruch mehrere Tage andauern, dann ist aber die Hauptstraße, die nach Grindavik hineinführt, gefährdet.

Das aktuelle Geschehen zeigt, wie schnell sich eine Eruption entwickeln kann und wie wenig Vorwarnzeit bleibt, um evtl. Evakuierungen durchzuführen. Ich denke da speziell an den Badebetrieb der Blauen Lagune, die nicht weit von der Spalte entfernt liegt. Die Verantwortlichen dort sind bis jetzt immer davon ausgegangen, dass ihnen mindestens 90 Minuten Vorwarnzeit zwischen Einsetzten der Schwarmbeben und dem Beginn der Eruption bleiben. Weit gefehlt!

Lewotobi am 07.02.23

Lewotobi Lakilaki mit weiteren Ascheeruptionen

Der Vulkan Lewotobi liegt auf der indonesischen Insel Flores und eruptiert sporadisch Vulkanasche. Das VAAC hat eine VONA-Warnung herausgebracht, nach der sich die Aschewolke in 2300 m Höhe bewegt und nach Nordosten driftet. Das VSI meldet, dass heute morgen Vulkanasche bis zu 700 m über Kraterhöhe aufstieg. Diese Eruption dauerte 75 Sekunden und erzeugte ein seismisches Signal mit 47 mm Amplitude. Medienberichten zufolge gab es morgens in einem kurzen Abstand 7 Explosionen. Diese werden beim VSI aber nicht erwähnt. Auch gestern gab es mehrere Eruptionen.

Die Seismizität ist moderat und es gibt täglich gut 2 Dutzend vulkanisch bedingter Erdbeben sowie mehrere Gasexhalationen und Steinschläge, die von den Seismografen erfasst werden. Nach seiner Hochphase Mitte Januar scheint sich die Aktivität auf dem beschriebenen Niveau stabilisiert zu haben, dennoch könnte es zu stärkeren Ausbrüchen kommen.

Il Lewotolok ist strombolianisch aktiv

Stabil, aber auf einem deutlich höheren Niveau ist die vulkanische Aktivität des namensähnlichen Vulkans Il Lewotolok, der auf der Insel Lembata liegt, die sich östlich von Flores befindet. Obwohl es keine VONA-Meldungen gibt, eruptierte der Lewotolok heute 72 Mal strombolianisch. Dabei stiegen auch kleinere Aschewolken auf und es gab Gasexplosionen. Die Seismizität ist vergleichsweise gering.

Anak Krakatau mit Rückgang der Erdbebentätigkeit

Am Krakatau ist die Seismizität seit dem Wochenende rückläufig, dennoch werden täglich zwischen 25 und 50 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Zuvor gab es am Tag zwischen 150 und 200 Erschütterungen. Diese zeugen von den Bewegungen Magmatischer Fluide im Untergrund. Eine so lange erhöhte Erdbebentätigkeit, ohne dass nach einigen Tagen eine Eruption beginnt, ist für Anak Krakatau eher ungewöhnlich. Früher oder später werden aber bestimmt wieder Eruptionen einsetzten. Vielleicht fängt auch wieder ein Lavadom an zu wachsen. Ähnlich wie der Lewotobi kann auch Krakatau eine Mischung aus effusiver und explosiver Eruptionen erzeugen, obwohl der Inselvulkan am liebsten explosiv ausbricht.

Island: Von Erdbeben und Rissen

Weitere Erdbeben bei Svartsengi – Riss unter Sporthalle von Grindavik

Nachdem es gestern Abend bei Svartsengi seismisch recht ruhig war, lebte die Erdbebenaktivität gegen Mitternacht wieder auf und seitdem ist ein neuer Schwarm im Gange, der auch die Spalten bei Krýsuvík in Bewegung versetzt hat. Aktuell zeigt die Reykjanes-Erdbebenliste bei IMO 193 Erschütterungen für die letzten beiden Tage an. Die Erdbebenherde liegen in Tiefen, wie sie einerseits für Störungszonen typisch sind, andererseits aber auch für Intrusionen. Wahrscheinlich ist es immer noch das Magma, das Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert. Einige Erdstöße gab es auch bei Bláfjallaskáli. Die Erdbebentätigkeit vor der Westküste scheint abgeflaut zu sein.

Die Bodenhebung, ja, die macht mir gerade ein paar Sorgen, nicht etwa, weil die Hebungskurve steil abgehen würde, sondern weil sie sich signifikant abgeflacht hat. Es wird zwar noch eine leichte Bodenhebung detektiert, doch das ist nichts im Vergleich zu vorher. Als Vulkan-o-Mane hoffe ich ja immer auf Eruptionen, natürlich im Gegensatz zu den Anwohnern des betroffenen Areals. Sorry dafür!

Nichtsdestotrotz haben sich ja bereits seit der letzten Eruption zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt, und es könnte jederzeit zu einem Vulkanausbruch oder/und einer neuen Riftingepisode mit Dykeintrusion kommen.

Erst nach und nach werden die Folgen der vorangegangenen Episoden in ihrem ganzen Ausmaß klar. Gestern Abend machte ein MBL-Artikel die Runde, in dem es hieß, dass ein weiterer großer Riss entdeckt wurde: Er verbarg sich bis jetzt unsichtbar unter dem Kunstrasen in der Sporthalle von Grindavik, wo man ihn bei Aufräumarbeiten entdeckt hatte. Der Riss, den man draußen vor der Sporthalle schon gesehen hatte, ist bis zu 9 m tief und stellenweise mehr als einen Meter breit. Wäre jemand unbedacht über die Sportfläche gerannt, hätte er durch den Rasen in den Riss stürzen können. Dieses Beispiel macht klar, wie gefährlich die Situation in Grindavik ist: Auch unter normalen Hausböden könnten verdeckte Risse lauern, die irgendwann nachgeben und Menschen fressen.

Schaut man sich beim IMO die größere Shakemap an, dann erkennt man, dass es aktuell auch einige Beben im Bereich des Vatnajökulls gibt. Hier konzentrieren sich die Erschütterungen am Grimsvötn und Bardarbunga. Während bestimmt noch Jahrzehnte ins Land gehen werden, bis Bardarbunga wieder aufgeladen ist, könnte am Grimsvötn kurzfristig eine Eruption starten.