Campi Flegrei mit neuer Bodenhebung am 20.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 40.823 , 14.134 | Aktivität: Fumarolisch

Erneutes Einsetzten der Bodenhebung in der Campi Flegrei – Leichte Zunahme der Erdbebentätigkeit

In den letzten Wochen war es um den italienischen Calderavulkan Campi Flegrei relativ ruhig bestellt, nachdem wir im Oktober letzten Jahres den (vorläufigen) Höhepunkt der seismischen Aktivität erlebt haben, die von einer starken Bodenhebung verursacht wurde. In Spitzenzeiten hob sich der Boden um durchschnittlich 15 mm im Monat. Im Dezember stoppte die Bodenhebung sogar, nur um nun wieder einzusetzen. Wie dem jüngsten Wochenbulletin des INGV zu entnehmen ist, wurde in der 2. Kalenderwoche wieder eine Bodenhebung von 3-4 mm festgestellt. In dieser Zeit gab es nur 8 schwache Erdbeben. In der aktuellen Woche zog die Seismizität wieder etwas an und es manifestierten sich bis jetzt 21 schwache Erschütterungen. Die meisten davon ereigneten sich im Rahmen eines kleinen Erdbebenschwarms am 18. Januar. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,4 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde westlich der Solfatara festgestellt. Es sieht so aus, als hätte sich das Calderasystem nur ein wenig ausgeruht.

Eine neue Studie legt nahe, dass es im Oktober im Zuge der starken Erdbeben zu Rissbildungen in einer Deckschicht des Hydrothermalsystems kam, was zur Druckentlastung führte. Die Risse könnten sich jetzt wieder verschließen, so dass der Fluiddruck des Hydrothermalsystems wieder steigt. In der Folge wird sich die Bodenhebung in den nächsten Monaten wahrscheinlich wieder beschleunigen und parallel dazu dann auch die Seismizität.

Die aktuelle Hebungsphase begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich seit 2011. Zwischendurch gab es bereits öfter kurze Aktivitätspausen. Seit 2011 hob sich der Boden um gut 114 cm. Das ist zwar kein Spitzenwert, spitze ist aber der vergleichsweise lange Zeitraum der Aktivität. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die aktuelle Phase von vorangegangen unterscheidet und dass tatsächlich Magma angefangen hat, sich in ca. 4-5 km Tiefe zu akkumulieren.

Übrigens, dieser Tage sind ein paar Mitglieder unseres Vulkanvereins in der Gegend unterwegs. Sie fanden den Zugang zur Solfatara weiterhin verschlossen vor. Auch die Pisciarelli-Fumarole war nicht zugänglich. Ich bin voraussichtlich über Karneval vor Ort.

Ätna mit weiteren Erdbeben am 20.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Weitere Erdbeben im Westen des Vulkans Ätna – Erdbebenschwarm weitete sich aus

Am Ätna manifestierten sich weitere Erdbeben unter der Westflanke des Vulkans. Sie gehören zum Erdbebenschwarm, über den ich bereits berichtete, doch erst jetzt wurden beim INGV weitere Erdbeben aktualisiert, die sich bereits am Abend des 18. Januars zutrugen. Hierbei handelt es sich um 14 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1,3 und 2,4. Die Hypozentren lagen um 15 km tief. Die Epizentren wurden im Bereich vom Monte Minardo verortet. Mit den bereits 8 gemeldeten Erdbeben umfasste der Schwarm also 22 Erschütterungen. Typischerweise stehen Erdbeben in dieser Tiefe häufig mit aufsteigendem Magma in Verbindung, das aus Richtung der Asthenosphäre kommt und in die Erdkruste eindringt. Ähnliche Ereignisse lösten nach einigen Wochen Erdbeben im Süden des Vulkans aus, bevor sich die Seismizität in den Osten verlagerte. Dabei wanderten die Hypozentren langsam nach oben. Erst danach kam es zu einer Eruption im Gipfelbereich des Ätnas. Falls die beschriebene Verlagerung der Seismizität von dem gleichen aufsteigenden Magmenkörper verursacht wurde, scheint die Schmelze in tieferen Stockwerken einen halbkreisartigen Bogen während des Aufstiegs zu beschreiben. Andererseits ist es natürlich auch denkbar, dass sich nach und nach verschiedene Magmenkörper in Bewegung setzten, wenn von unten neues Material nachscheibt.

Wie auch immer, die aktuelle Seismizität zeigt uns deutlich, dass der Ätna momentan nur eine kleine Verschnaufpause einlegt und wir in den nächsten Monaten mit neuen Eruptionen rechnen können. Unklar ist, welcher Art diese sein werden. In den letzten Jahren beschränken sich die Vulkanausbrüche des Ätnas auf den Gipfelbereich. Vor allem sahen wir folgende Eruptionsarte:

  • Strombolianische Eruptionen aus den Gipfelkratern, gelegentlich mit Intrakraterlavaströmen gepaart.
  • Lavaströme aus Rissen im Bereich der Flanke oder Basis des Neuen Südostkraters.
  • Paroxysmen, die überwiegend aus dem NSEC stammten, seltener aus der Bocca Nuova.

Was seit vergleichsweise vielen Jahren ausblieb, sind große Flankeneruptionen, wie wir sie zuletzt 2003 sahen. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Ätna in den nächsten Monaten mit den drei zuerst beschriebenen Eruptionsarten fortfährt. Eine Flankeneruption wäre natürlich auch möglich, doch dass sich sowas zusammenbraut, gibt es bislang keine klaren Anzeichen.

Sangay mit hoher Thermalstrahlung am 20.01.24

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Strombolianisch

Sehr hohe Thermalstrahlung am Sangay – Lavastrom möglich

Vom ecuadorianischen Andenvulkan Sangay geht heute eine sehr hohe Thermalstrahlung aus. MIROVA zeigt eine Leistung von 1620 MW an. Das ist der zweithöchste Wert innerhalb eines Jahres. Sehr wahrscheinlich wird die Thermalstrahlung von einem Lavastrom emittiert, der durch die Scharte auf der südöstlichen Vulkanflanke abgeht. In der letzten Mitteilung des zuständigen Observatoriums IG heißt es, dass der Vulkangipfel in den Wolken hing, dass aber glühende Lava in der Schlucht unterhalb der Wolkenecke zu sehen sei. Unklar bliebt, ob es sich um einen Lavastrom handelte, oder um glühende Gerölllawinen. Die Rotglut wurde auf einem Höheniveau 1200 m unterhalb des Kraters ausgemacht.

Darüber hinaus wurden 218 seismische Eruptionssignale innerhalb von 24 Stunden detektiert. Der Vulkan ist also auf jeden Fall auch explosiv tätig. Das VAAC brachte dementsprechend VONA-Warnungen heraus, nach denen Vulkanasche eine Höhe von 5800 m erreicht und in Richtung Westen drift.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung vor Laharen aufrecht, die im Falle starker Niederschläge entstehen können und dann die Flussläufe am Fuß des Vulkans unsicher machen. Um den Gipfel des Kraters gibt es eine mehrere Kilometer durchmessende Sperrzone. Die Alarmstufe steht auf „Gelb“.

Das IG brachte nicht nur ein Update zum Sangay heraus, sondern thematisierte auch den Reventador. Hier wurden 24 seismische Eruptionssignale aufgefangen. Dazu gesellten sich 9 langperiodische Erdbeben. Die letzten VONA-Warnungen stammen vom 16. Januar, als Vulkanasche in einer Höhe von 4900 m festgestellt wurde.

Die Vulkane Ecuadors waren früher beliebte Ziele von Vulkanspottern und Bergsteigern, allerdings nahm die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Staat in den letzten Jahren deutlich ab. Drogenhandel und Bandenkriege dominieren spätestens seit den Lockdowns der Coronapandemie das Straßenbild. Zuletzt machten Gefängnisrevolten Schlagzeilen. Es wurde der Ausnahmezustand ausgerufen und das Militär greift nun in das Geschehen ein. Keine schönen Voraussetzungen für Vulkanreisen, die zudem aufgrund explodierter Flugkosten sehr teuer geworden sind. Alles in allem haben Weltenbummler in den letzten Jahren aufgrund geopolitischer Unruhen und Kriege viele frühere Reiseländer verloren. Ein bedauerlicher, aber vorhersehbarer Umstand. Eine baldige Besserung kann ich nicht erkennen, zumal Umweltprobleme, Ressourcenmangel und die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werden und so Konflikte angeheizt werden.

Island: Letzter Ausbruch möglicherwiese zu Ende

Jüngste Eruption vorbei – Weitere Ausbrüche wahrscheinlich

Gestern Abend gab es ein neues Update der isländischen Geowissenschaftler, die meinten, dass es Anzeichen dafür gebe, dass die jüngste Ausbruchsepisode vom Sonntag vorbei ist. Die magmatische Aktivität im neu gebildeten Dyke hat demnach deutlich abgenommen und ein weiterer Ausbruch entlang dieses Gangs scheint inzwischen wenig wahrscheinlich zu sein. Bis dato hat man vor der Möglichkeit weiterer Spaltenöffnungen gewarnt. Dementsprechend wurde gestern eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht, auf der das Risiko der bekannten Gefahrenzonen reduziert wurde. Das betrifft aber nur die jüngste Episode vom 14. Januar. Die generelle Gefahrenlage und die Wahrscheinlichkeit weiterer Eruptionen im Zusammenhang mit der Magmenakkumulation bleiben hoch. Insofern erscheint es mir nicht sinnvoll zu sein, den Ausbruch für beendet zu erklären, denn genaugenommen erleben wir eine einzige Eruption, die von kontinuierlich aufsteigendem Magma unter Svartsengi gespeist wird. Gestoppt hat nur die an der Erdoberfläche sichtbare Eruption, und hier erscheint es sinnvoll, von einer Pause zu sprechen, denn solange der Magmenaufstieg unter Svartsengi weitergeht, werden wir auch weitere Spalteneruptionen erleben. Sie könnten auch durchaus größer werden bzw. länger dauern als die kurzlebigen Eruptionen, die wir bis jetzt im Svartsengisystem gesehen haben. Dafür spricht die weiterhin anhaltende Bodenhebung, die unter dem Geothermalkraftwerk festgestellt wird. Aber nicht nur dort hebt sich der Boden: Schaut man sich die aktuellen Messungen an, dann sieht man, dass die Bodenhebung in einem Bereich südwestlich von Svartsengi und nördlich von Grindavik schnell voranschreitet und bereits wieder ein Niveau erreicht hat, das über dem letzten Voreruptionsniveau liegt. Es ist eine vergleichsweise große Fläche von der Bodenhebung durch die kontinuierliche Magmenansammlung mit Zentrum Svartsengi betroffen, und im Untergrund wird sich viel Schmelze angesammelt haben.

Die Erdbebentätigkeit hält entsprechend an, weist entlang des neusten Magmatischen Gangs rücklaufende Tendenzen auf. Da es über Reykjanes wieder stürmt, wurden heute Nacht nur wenige Erdbeben detektiert.

Übrigens gab es auch wieder neue GPS-Daten von der Messstation GONH am Fagradalsfjall. Hier sieht man zwar nur eine geringe Bodenhebung, aber dafür einen erheblichen horizontalen Bodenversatz in östlicher Richtung. Er kann durch die jüngste Riftingepisode verursacht worden sein oder im direkten Zusammenhang mit Magmenakkumulation in diesem Bereich stehen.

Die Reykjaneshalbinsel auf Island

Die Reykjaneshalbinsel liegt im Südwesten von Island und ist im Vergleich zu anderen isländischen Halbinseln mit einer Fläche von ca. 800 Quadratkilometern relativ klein. Die Halbinsel erstreckt sich von der Hauptstadtregion Reykjavik im Nordosten bis hin nach Keflavik im Westen und beherbergt somit zwei der wichtigsten Städte Islands. Außerdem gibt es hier das Geothermalkraftwerk Svartsengi, dem das Thermalbadressort Blaue Lagune angeschlossen ist. Hierbei handelt es sich um eine wichtige Touristenattraktion. Auf Reykjanes gibt es viele Thermalgebiete und der Untergrund ist hier besonders heiß. Der geothermische Gradient ist teilweise um das 10fache überhöht, so dass in 1000 m Tiefe Temperaturen von bis zu 300 Grad Celsius herrschen.

Svartsengi ist nicht das einzige Geothermalkraftwerk der Region, denn im Bereich der Reykjaneshalbinsel gibt es insgesamt 4 Geothermalkraftwerke, von denen 2 direkt auf der Halbinsel liegen und 2 weitere mit einem Spaltensystem assoziiert sind, das seine Finger bis auf Reykjanes ausstreckt. Bei diesem Spaltensystem handelt es sich um das Hengill-System, womit wir beim Thema wären.

Spalten- und Vulkansysteme auf Reykjanes

Die Reykjaneshalbinsel ist die oberseeische Verlängerung des ansonsten unterseeisch verlaufenden Reykjanesrückens, der Teil des Mittelatlantischen Rückens ist. Entlang des Rückens driften die Kontinentalplatten von Nordamerika und Europa auseinander, wobei sich die Kontinente im Jahr um mehr als 2 cm voneinander entfernen. Entsprechend groß sind die Zugspannungen, die das Gestein der Reykjaneshalbisnel zerreißen, was sich in einer äußerst lebendigen Tektonik mit vielen Erdbeben und Vulkanausbrüchen äußert.

Der Reykjanesrücken bildet auf der Halbinsel eine Südwest-Nordost streichende Spreizungszone auf der mindestens 5 Spaltensysteme liegen. Die Spaltensysteme sind nicht nur tektonisch aktiv, sondern auch vulkanisch. So gehört zu den Spaltensystem oft ein dominierender Zentralvulkan oder wenigstens ein Vulkanrücken bzw. Spaltenvulkan mit unterschiedlichen Ausbruchsstellen auf denen sich entweder Kraterreihen oder/und einzelne Vulkane bildeten. Die Vulkane von Reykjanes sind Teil der Westlichen Vulkanzone Islands.

Bei den Spaltensystemen handelt es sich um:

  • Reykjanes-Risssystem: Dieses Riss- und Spaltensystem erstreckt sich entlang der Westspitze der Reykjaneshalbinsel und tangiert den internationalen Flughafen Keflavik. Der Zentralvulkan Gunnuhver war zuletzt zwischen den Jahren 1210 bis 1240 aktiv. Zu dieser Zeit entstand auch die Eldvörp-Kraterreihe, die in der Grenzregion zum benachbarten Spaltensystem liegt. Der stärkste Ausbruch hatte vermutlich einen VEI4. Submarine Eruptionen des Reykjanes-Spaltenssystems gab es 1831. In den Jahren 1966 und 1970 wurden submarine Eruptionen vermutet. Am Vulkan Gunnuhver gibt es heute ein Thermalgebiet, das seit 2006 aktiver geworden ist.
  • Svartsengi-System: An diesem Spaltensystem gab es die jüngsten Eruptionen auf der Reykjaneshalbinsel, die sich am 18. Dezember 2023 und am 14. Januar 2024 zutrugen. Das Svartsengi-Vulkansystem hat keinen zentralen Vulkan, sondern setzt sich aus Spalten, Kegeln und Vulkankratern über eine Länge von über 30 km und eine Breite von 7 km zusammen. Diese sind von Nordosten nach Südwesten ausgerichtet und von Lavafeldern umgeben. Zu den markantesten vulkanischen Manifestationen zählen Thorbjörn, Sýlingarfell, Stóra-Skógfell und Litla-Skógfell und die Sundhnúkur-Kraterreihe, entlang derer sich die Eruptionsspalte vom 18. Dezember 2023 öffnete. Diese Kraterreihe entstand vor ungefähr 2400 Jahren und stellten die jüngsten Ausbrüche des Systems dar, bevor es jetzt wieder aktiv geworden ist. Manche Autoren sprechen davon, dass die Aktivität des Reykjanes-Risssystems aus dem 13. Jahrhundert auch auf die Region des Svartsengi-Systems übergriff.
  • Krýsuvík-Spaltensystem: Das Krýsuvík-System ist ein weiteres bedeutendes tektonisches System auf der Reykjaneshalbinseldass auch für seine geothermale Aktivität und vulkanischen Erscheinungen bekannt ist. Namensgebend ist das Krýsuvík-Thermalgebiet. Zentralvulkan ist allerdings der westlich des Kleifarvatn gelegene Schildvulkan Trölladyngja, weshalb das System auch Trölladyngjavulkansystem genannt wird. Der Schildvulkan brach zuletzt zwischen den Jahren 1151–1188 aus. Eine weitere Eruption gab es möglicherweise im 14. Jahrhundert. Die Wissenschaftler sind sich uneinig darüber, ob der Tafelvulkan Fagradalsfjall, der seit März 2021 aktiv ist und seitdem das Lavafeld Fagradalshraun schuf, zu diesem System gehört, oder ob es ein eigenständiges Spaltensystem bildet, das zwischen Svartsengi und Krýsuvík liegt. Fagradalsfjall liegt auf einem Risssystem, das 5 x 15 km misst.
  • Brennisteinsfjöll-Spaltensystem: Dieses Spaltensystem befindet sich nordöstlich des Krýsuvík-Gebiets. Es ist mit der Brennisteinsfjöll-Vulkanreihe verbunden, die mehrere Vulkane umfasst, aber keinen Zentralvulkan hat. Insgesamt wurden etwa 20–30 Ausbruchsserien im Vulkansystem der Brennisteinsfjöll festgestellt, etwa 10 davon nach der Besiedelung Islands. Im 14. Jahrhundert flossen Lavaströme ins Meer und bildeten Lavafälle an steilen Hängen.
  • Hengill-System: Die Hengill-Ausbruchsspalte liegt östlich von Reykjavík und ist mit dem Hengill-Vulkan verbunden. Dieses Gebiet zeigt Anzeichen von geothermaler Aktivität, darunter heiße Quellen und geothermale Felder. Vom Hengilsystem liegt nur das Südwestende im Gebiet der Reykjaneshalbinsel. Im Nordosten reicht es bis zum Thingvallavatn in Südisland. Seitdem Ende der Eiszeit gab es hier vier Spalteneruptionen. Sie fanden vor allem an der Nordseite des Vulkansystems statt. Die letzten Eruptionen ereigneten sich vor ca. 1.900 Jahren.

Die Reykjanes-Halbinsel in Island ist etwa 15-20 Millionen Jahre alt und war während den verschiedenen eiszeitlichen Perioden von Gletschern bedeckt. Über das eruptive Geschehen vor der letzten Eiszeit weiß man nur wenig. Die meisten vulkanischen Erhebungen der Reykjaneshalbinsel entstanden während der letzten Eiszeit unter der Gletscherbedeckung und weisen deshalb häufig abgeflachte Gipfel auf. Die heute sichtbaren Schlackenkegel und Lavafelder sind nach dem Schmelzen der Gletscher vor ca. 10.000 Jahre entstanden.

Typisch für den Vulkanismus auf Reykjanes scheint zu sein, dass die vulkanische Aktivität in Zyklen abläuft, zwischen denen bis zu tausend Jahre lange Ruhephasen liegen, während die aktiven Phasen bis zu 300 Jahre andauern. In diesen Phasen können die unterschiedlichen Spaltensysteme nacheinander aktiv werden.

Viele der Lavafelder bedecken eine Fläche von 50 Quadratkilometer und sind in Eruptionsphasen der Spaltenvulkane entstanden, die meistens mehrere Jahrzehnte dauerten. Daher gehen die Geowissenschaftler davon aus, dass die aktuelle Eruptionsphase gerade erst begonnen hat und noch lange anhalten könnte.

Die Eruptionsphase begann mit dem Fagradalsfjallausbruch im März 2021. Vorher gab es einige Monate lang Erdbeben und Bodenhebungen auf Reykjanes. Es folgen 2 weitere Ausbrüche, die ca. 14 Tage dauerten. Im Herbst 2023 verlagerte sich die Aktivität in Richtung des Svartsengi-Systems.

Die Vulkane auf Reykjanes fördern überwiegen Tholeiitschen Basalt. Das ist eine spezifische Art von basaltischer Lava mit einer charakteristischen chemischen Zusammensetzung. Tholeiitische Magmen sind in der Regel arm an Alkalien (Natrium- und Kaliumoxid) und haben eine hohe Konzentration an Eisenoxid (FeO) und Magnesiumoxid (MgO). Sie sind typisch für Basalte Mittelozeanischer Rücken und heißen in der Fachsprache Mid Ocean Ridge Basalt (kurz MORB ), können allerdings auch mit Basalten aus Mantelplumes in Verbindung gebracht werden. Im Falle Islands ist das nicht sonderlich abwegig, da es ja noch den berühmten Islandmantelplume gibt, dessen Zentrum unter Grimsvötn vermutet wird.

Übrigens wurde der Name der Halbinsel von den ersten isländischen Siedlern passen ausgewählt: Reykjanes heißt auf Deutsch soviel wie Rauchspitze.

Island: Signifikante Bodenhebung am 19.01.24

Bodenhebung unter Svartsengi hoch – Menschen versinken im Untergrund von Grindavik

Im isländischen Ausbruchsgebiet auf der Reykjaneshalbinsel hat die Erdbebentätigkeit gestern etwas abgenommen, doch sie befindet sich noch auf deutlich erhöhtem Niveau. Gestern wurden 160 schwache Erdbeben registriert, am Vortag waren es 200. Heute wurden bis morgens 60 Beben festgestellt. Die Bodenhebung bei Svartsengi ist hoch und auch, wenn die IMO-Wissenschaftler noch keine konkreten Hebungsraten nennen möchten, kann man an den Grafiken zur Bodendeformation ablesen, dass die Hebung zwischen 1 und 2 Zentimeter am Tag beträgt, was ein beachtlicher Wert ist. Einschränkend gilt weiterhin, dass nicht klar ist, ob die Bodenhebung nur von aufsteigendem Magma verursacht wird, oder ob noch tektonische Prozesse als Nachwirkung der Grabenbildung eine Rolle spielen.

Die neuerliche Grabenbildung hatte und hat dramatische Auswirkungen auf Grindavik. Durch die Bodenbewegungen haben sich unter Grindavik zahlreiche Hohlräume gebildet, die nicht alle an der Oberfläche offen liegen. So gibt es Berichte, nach denen Einsatzkräfte auf Straßen in Grindavik durch Asphalt brachen, weil sich unter den Straßen Hohlräume befinden. Zum Glück stürzte aber niemand in ein tiefes Loch. Ähnliche Effekte kenne ich vom Begehen von Lavafeldern, wo man auch schon mal durch eine Erstarrungskruste in einem darunter befindlichen Hohlraum einbricht. Oft verschrammt man sich dabei die Schienbeine.

Auf Island gibt es nun praktisch täglich Konferenzen mit Beratungen, wie es mit Grindavik weitergehen soll. Eine hatte gestern Versicherungstechnisches auf der Tagesordnung. Den Bewohnern von Grindavik wurde zugesichert, dass die Naturkatastrophenversicherung auch für Schäden an Gebäuden aufkommt, die durch die Grabenbildungen entstanden sind. Versichert ist auch jeder, der eine Brandschutzversicherung abgeschlossen hat. Die Versicherung kommt allerdings nicht für Schadensersatzforderungen auf, die dadurch entstehen, dass unbeschädigtes Wohneigentum nun nicht genutzt werden kann. Außerdem steht zur Diskussion, wie mit Folgeschäden umgegangen werden soll? Ein Problem ist, dass es nun in den evakuierten Gebäuden zu Frostschäden kommen kann, denn selbst unbeschädigte Häuser haben momentan keine Heizungen. Einsatzkräfte sind in Grindavik unterwegs und versuchen möglichst viele Häuser mit mobilen Heizungen zu wärmen, um Frostschäden zu vermeiden. Es sieht so aus, als hätte man die Stadt noch nicht aufgegeben, obwohl die Prognosen nicht gut sind: Vulkanologen rechnen mit weiteren Eruptionen, die deutlich stärker als die letzte werden könnten.

Tonga: Starkes Erdbeben am 18.01.24

Erdbeben Mw 6,4 erschüttert Tonga

Datum 18.01.2024 | Zeit: 22:12:22 UTC | Lokation: -18.966 ; -175.379 | Tiefe: 207 km | Mw 6,4

Gestern Abend erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 das Inselreich Tonga. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des GFZ-Potsdam in 207 km Tiefe und damit bereits im oberen Erdmantel. Genaugenommen muss man also von einem Mantelbeben sprechen. Das Epizentrum wurde 151 km westsüdwestlich von Neiafu verortet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums und der entlegenen Lage des Epizentrums offshore wirkte sich das starke Erdbeben an der Erdoberfläche kaum aus. Dennoch zeugt es von den Subduktionsprozessen am Tonga-Graben, die neben den Erdbeben auch für die Magmenbildung der Region verantwortlich sind. Der Tongagraben bildet eine mehr als 10.000 m tiefe Rinne am Ozeanboden, an der die Pazifische Platte unter die Platte Australiens abtaucht und partiell geschmolzen wird. Hinter der Subduktionszone steigt die Schmelze auf und es kommt zu Vulkanausbrüchen, die die Inseln des Inselbogens von Tonga entstehen ließen. Dass dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, davon zeugte vor 2 Jahren der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga- Hunga Ha’apai, der so viel Wasser in die Atmosphäre pustete, dass er das globale Klima beeinflusst. Die Forschungen zu den Auswirkungen dieses Ausbruchs sind noch nicht abgeschlossen, aber es steht die Vermutung im Raum, dass wenigstens ein Teil der starken Niederschläge, die aktuell in vielen Teilen der Welt auftreten, diesem Ausbruch geschuldet sind. Andere Faktoren können der anthropogene Klimawandel und das Phänomen El Nino sein.

Das Erdbeben ereignete sich wahrscheinlich an einem Teil subduzierter Ozeankruste, das noch nicht soweit aufgeheizt wurde, dass es plastisch verformbar ist, denn ansonsten hätte es hier kein Beben geben können.

Schwarmbeben auf Sulawesi

Das Beben in Tonga ist bei weitem nicht das einzige, dass sich dieser Tage entlang der Plattengrenze des östlichen Pazifiks ereignet, denn weiter nördlich gibt es zahlreiche Erdbeben bei der indonesischen Insel Sulawesi. Hier löste ein Erdbeben Mb 5,2 einen Schwarm an Nachbeben aus. Diesmal war nicht die Palu-Koro Blattverschiebung der Auslöser der Beben. Diese gingen wahrscheinlich auf das Konto des Batui-Grabens im Westen von Zentralsulawesi. Weiter nördlich gibt es zahlreiche aktive Vulkane.

Deutschland: Massive Verkehrsbehinderungen durch Schnee und Eis

Lange Staus auf Hessens Autobahnen – Tausende steckten über Nacht fest

Schnee und Eis hatten den mittleren Westen Deutschlands auch letzte Nacht wieder fest im Griff und verursachten extreme Behinderungen auf den Autobahnen A3, A4, A5 und A7 in Nordosthessen. Besonders an Steigungen blockierten LKWs die Fahrbahnen und es kam zu kilometerlangen Staus, die teilweise die ganze Nacht über dauerten. Wegen der Glätte schafften die Lastkraftwagen die Steigungen nicht. Auch PKWs steckten fest, vor allem jene, die mit Sommerreifen unterwegs waren. Die Autobahnen A3, A4 und A7 im Norden Hessens waren besonders betroffen. Auf der A3 gab es einen Stau, in dem 2000 Personen die Nacht über festsaßen. Auf der A4 ein bis zu 40 Kilometer langer Stau entstand. Einsatzkräfte verteilten Decken, Getränke und Benzin. Ob sie auch Generatoren dabei hatten, um liegen gebliebene Elektrofahrzeuge mit Strom zu versorgen, ist nicht bekannt. Erst in den Morgenstunden kamen die Streu- und Räumfahrzeuge durch und konnten die meisten Staus auflösen.

Die Polizei meldete „erstaunlich wenig Unfälle“, obwohl die Unfallchirurgie in Groß-Umstadt aufgrund von Glatteisverletzungen überlastet war. Die Wetterbedingungen führten zu Einschränkungen im Bus- und Bahnverkehr in Nord- und Mittelhessen. Während die Hauptstraßen inzwischen geräumt sind, gibt es auf Nebenstrecken und im ländlichen Gebiet noch Verkehrsbehinderungen aufgrund des Schnees. Lokal waren bis zu 30 cm Neuschnee gefallen.

Auch der Flugbetrieb im Frankfurter Flughafen war und ist noch beeinträchtigt. Viele Flieger fielen aus oder hatten lange Verspätungen. Mehr als 300 von insgesamt etwa 1.400 Flügen wurden gestrichen. Die Flughafenbetreiber rechnen erst morgen mit einer langsamen Normalisierung des Flugbetriebs.

Natürlich gab es auch in anderen Regionen Mitteldeutschland Verkehrsbehinderungen aufgrund der Witterung. Betroffen waren vor allem die Eifel, das Bergische Land und das Sauerland, aber auch andere Mittelgebirge.

Die Wetterlage sollte sich im Laufe des Tages entspannen, aber es wurde vor Schnee- und Eisbruchgefahr an Bäumen gewarnt. Es gab weiterhin Schulausfälle in einigen Landkreisen. Der Deutsche Wetterdienst hob Unwetterwarnungen auf, aber es wurde vor ergiebigem Schneefall und Glätte gewarnt.

Ätna mit Erdbeben am 18.01.24

Mehrere Erdbeben am Ätna – Seismizität auch bei Vulcano erhöht

Datum 18.01.2024 | Zeit: 04:45:03 UTC | Lokation: 37.737 ; 14.917 | Tiefe: 14 km | Mb 2,4

Am Ätna auf Sizilien ereigneten sich heute Morgen mehrere Erdbeben, die man auf der Shakemap des EMSC sieht. Die Karten und Tabellen beim INGV werden immer erst mit 1 Tag Verzögerung aktualisiert, daher sind nicht allzu viele Details bekannt. Fünf der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,4. Es hatte ein Hypozentrum in 14 km Tiefe. Das Epizentrum lag 19 km nördlich von Paternò, auf der Südwestflanke des Vulkans. Die Ebben könnten tektonischen Ursprungs sein, aber auch mit Magmenaufstieg in Verbindung stehen. In den letzten Jahren gab es hier immer wieder tektonische Erdbeben an Störungszonen, die allerdings durch geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund Magmenaufstiegs getriggert wurden. Oft gab es Phasen mit mehreren aufeinanderfolgenden Erdbebenschwärmen. Einige Monate später steigerte sich dann die vulkanische Aktivität.

In diesem Jahr zeigt sich Ätna eher von seiner ruhigen Seite und auch vom Stromboli hört man wenig. Dafür gab es auch wenige Kilometer westlich der Vulkaninsel Vulcano ein Erdbeben der Magnitude 2,7. Die Tiefe des Erdbebenherds lag in 9,7 km Tiefe. Außerdem wurden 2 Erschütterungen mit geringen Magnituden festgestellt. Leider veröffentlichen die italienischen Geowissenschaftler des Nationalen Instituts für Geophysik keine wöchentlichen Bulletins mehr zu diesem faszinierenden Vulkan, der noch vor einem Jahr gesperrt war. Im November deuteten die geophysikalischen Parameter noch eine Entspannung der Situation an, obwohl die Fumarolentemperaturen am Krater, sowie der Gasausstoß noch erhöht waren.

Am Dienstag gab es aber ein neues Wochenbulletin zum Ätna. Besondere Ereignisse gab es im Beobachtungszeitraum 8.01 bis 14.01.24 nicht. Die Infraschalltätigkeit war gering und es wurden einige Signale aus Richtung der Bocca Nuova aufgezeichnet, während der Neue Südostkrater ruhig blieb und nur etwas dampfte. Die Tremorquelle lag durchschnittlich
zwischen 1500 und 2800 m über dem Meeresspiegel, und zwar in einem Bereich zwischen Bocca Nuova und dem Neue Südostrater. Die Tremoramplitude bewegte sich auf moderatem Niveau. Obwohl keine ungewöhnliche Bodendeformation festgestellt wurde, sieht es für mich so aus, als hätte sich wieder einiges an Schmelze angesammelt, und zwar in einem Bereich, in dem wir häufiger Schmelzansammlungen beobachten konnten, bevor es zu Lavaströmen im Bereich des Südostkraters kam. Wenn wir jetzt noch das eine oder andere Schwarmbeben im Westen des Vulkans erleben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das aufsteigende Magma in der Tiefe den Druck auf das flache Magmenreservoir erhöht und Eruptionen getriggert werden.

Update: Jetzt wurden die Erdbebenkarten beim INGV aktualisiert und man sieht die Beben. Am Ätna war es ein Cluster aus 8 Beben. Bei Vulcano ereignete sich tatsächlich ein kleines Schwarmbeben, das ebenfalls aus 8 Beben westlich der Insel bestand. Sie hatten Hypozentren in gut 10 km Tiefe. Drei  weitere Mikrobeben lagen in Tiefen weniger als 5 km.