Ätna: Mehrere Erdbeben im Süden am 14.12.23

Ätna mit steigender Seismizität – Nach Erdbeben im Norden nun weitere im Westen

Am Ätna auf Sizilien hat die Erdbebenaktivität in den letzten Tagen zugenommen. Zunächst gab es ein Erdbeben M 2,9 im Norden des Vulkans, dann folgten zwei kleinere Erdbebenschwärme im Südwesten bei Adrano und im Südosten bei Pedara. An der Ostküste ereigneten sich ebenfalls vereinszelte Erdstöße. Heute registrierte das EMSC drei Erdstöße mit den Magnituden 2,1, die sich im Westen bei Bronte zutrugen. Die Tiefen dieser Beben liegen bei knapp 30 km und deuten darauf hin, das Magma in die Erdkruste eindringt. Möglicherweise gibt es noch weitere Erdbeben mit geringeren Magnituden, die mir noch nicht angezeigt werden. Das INGV aktualisiert seine Erdbebenkarte immer mit Verzögerung.

Dafür wurde gestern der neue Ätna-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 4. bis 10. Dezember veröffentlicht. Die vulkanische Aktivität hat sich umgekehrt proportional zur Seismik entwickelt, und der Vulkan zeigte sich von seiner ruhigen Seite. Es gab nur die übliche Entgasungsaktivität aus dem Südostkrater und der Bocca Nuova. Die Infraschalltätigkeit war gering und es gab keine nennenswerten Explosionen. An einigen Tagen waren aber rotglühende Förderschlote zu sehen. Lava wurde aber nicht ausgestoßen. Der Tremor manifestierte sich überwiegend in 2900 m Höhe unter dem Südostkrater. Es gab nur geringen Tremor in größerer Tiefe. Einige Messstationen registrierten sogar eine leichte Subsidenz. Einzig der Schwefeldioxid-Ausstoß zeigte sich leicht erhöht.

Die Daten der Wissenschaftler liefern keine Hinweise darauf, dass wir in nächster Zeit mit einem größeren Ausbruch am Ätna zu rechnen hätten. Paroxysmen lassen sich weder länger- noch mittelfristig prognostizieren, und für mich sieht es derzeit nicht danach aus, als könnten wir kurzfristig einen neuen Paroxysmus erwarten.

Der aktuelle leichte Anstieg der Seismizität zeugt allerdings davon, dass sich ein tiefer gelegener Magmenkörper unter dem Vulkan langsam mit Magma füllt. Das wird sich aber erst in einigen Monaten in der vulkanischen Aktivität des Ätnas widerspiegeln.

Übrigens sieht man auf der Shakemap, dass es in den letzten Tagen auch einige Erdbeben im Bereich  der Liparischen Inseln gab.

Erdbeben Mw 5,4 in der Norwegischen See

Zwei Erdbeben am Atlantischen Rücken zwischen Norwegen und Grönland

Datum 13.12.2023 | Zeit: 20:20:11 UTC | Lokation: 72.660 ; 3.760 | Tiefe: 10 km | Mw 5,4

Gestern Abend ereigneten sich 2 Erdbeben mit Magnituden im 5-er Bereich in der Norwegischen See zwischen Norwegen und Grönland und nördlich von Island. Das Epizentrum des stärkeren Bebens mit einer Magnitude von 5,4 wurde vom EMSC 580 km westnordwestlich von Andenes verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe, was für gewöhnlich bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben handelte, dessen genaue Tiefe nicht feststellbar war. Das schwächere Erdbeben hatte eine Magnitude von 5,2. Auch hier wurde der Erdbebenherd mit 10 km Tiefe angegeben.

Die Erdbeben manifestierten sich am Mohns-Ridge, das eigentlich die nördliche Fortsetzung des Mittelatlantischen Rückens ist. Das Mohns-Ridge schließt sich an das Kolbeinsey-Ridge an, das wiederum dem Reykjanes-Ridge entspringt. Dieser Teil des Ozeanrückens dürfte vielen Lesern von Vnet bekannt sein, weil es durch Island verläuft und sich dort in zwei Arme teilt, entlang der die meisten Vulkane der Insel liegen. Auch die Reykjanes-Halbinsel wird von dem Ridge dominiert. Entlang der Riftzone des Rückens driften die Kontinente Europa und Nordamerika auseinander, es handelt sich also um eine divergente Plattengrenze.

Das Reykjanes-Ridge südlich von Island war in der letzten Woche Schauplatz einer Erdbebenserie mit vielen Erschütterungen im 4-er und 5-er Bereich, die im Interesse vieler Leser stand. Die Beben sind Zeugnisse der Divergenz entlang der Plattengrenze und stehen indirekt mit den Ereignissen auf Island in Zusammenhang, wo sich Magmen akkumulieren, die praktisch den Erdkrustenkitt darstellen, der versucht, die Lücken zu schließen, die aufgrund der Kontinentaldrift entlang des Rückens entstehen. Während die Platten auseinanderdriften, entstehen Zugspannungen, die sich in den Erdbeben entladen. Oft zerreist dabei Gestein entlang der Plattengrenze.

Übrigens liegt noch eine weitere Vulkaninsel in relativer Nähe zu den heutigen Epizentren: Jan Mayen. Der Beerenbergvulkan dort ist aber ruhig.

Guatemala: moderates Erdbeben nahe Vulkan

Erdbeben nahe des Vulkans Santiaguito in Guatemala

Datum 12.12.2023 | Zeit: 21:07:08 UTC | Lokation: 14.624 ; -91.611 | Tiefe: 115 km | Mb 4,6

Gestern Abend erschütterte ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,6 den Rand der Küstenkollidiere südlich von Quetzaltenango und des Domvulkans Santiaguito. Das Epizentrum lag 25 km südlich des Vulkans und manifestierte sich in einer Tiefe von 115 km. Sehr wahrscheinlich stand es mit der Subduktion der Cocos-Platte unter der Nordamerikanischen Platte in Verbindung und ereignete sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste. Sie schmilzt normalerweise in der Asthenosphäre zumindest teilweise auf und bildet so das Magma, das die Vulkane Mittelamerikas speist. Zu diesen Vulkanen gehört auch der Santiaguito.

Der Vulkan selbst ist aktiv und baut an seinem Lavadom. MIROVA registriert eine moderate Thermalstrahlung mit einer Leistung von 26 MW. Außerdem steigen mehrmals täglich Aschewolken auf, die zuletzt eine Höhe von 4300 m über dem Meeresspiegel erreichten. Das zuständige Observatorium INSIVUMEH berichtet von Aschewolken, die bis zu 900 m über den Dom aufsteigen. Nachts wird am Dom und im oberen Bereich des Lavastroms, der vom Dom ausgeht und in Richtung Südwesten fließt, Rotglut beobachtet. Es kommt zu Schuttlawinen-Abgängen. Die Vulkanologen sehen die Gefahr, dass pyroklastische Ströme und Lahars entstehen können. Daher wird empfohlen, sich dem Dombereich nicht zu nähern und speziell auch den Bereich am Fuß des Doms zu meiden. Um den Dom gilt eine 5 km große Sperrzone.

In den vergangenen Jahren kam es am Santiaguito öfter zu Abgängen pyroklastischer Ströme, die bis zum Rand des besiedelten Gebiets vorgedrungen sind. In der Regenzeit werden häufig Lahare generiert. Doch davon lassen sich nicht alle Vulkanstürmer abbringen und auch Einheimische pilgern gerne auf den höher gelegenen Gipfel des Muttervulkans Santa Maria, von wo aus man auf den Dom hinabblicken kann. Normalerweise ist es dort aber vergleichsweise sicher, allerdings läuft man dort Gefahr in eine Asche-Gas-Wolke zu geraten.

Anak Krakatau mit neuer Eruptionsserie am 13.12.23

Anak Krakatau mit neuen Eruptionen – Pause währte nicht lange

Heute begann der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau mit einer erneuten Eruptionsserie. Das geht aus mehreren VONA-Meldungen und Berichten vom VSI hervor. Das VAAC detektierte Vulkanasche in einer Höhe von 1200 m. In den VSI-Berichten heißt es hingegen, dass die Aschewolken bis zu 600 m über Kraterhöhe erreichen, was 757 m über dem Meeresspiegel entspricht. Solche Diskrepanzen in den Messungen kommen häufiger vor. Das liegt daran, dass die Satelliten kleiner Mengen Vulkanasche in größerer Distanz zum Vulkan detektieren, die mit dem Wind verweht wurde und so auch höher aufsteigen kann, während Grundbeobachter die Höhe der sichtbaren Eruptionswolke abschätzen. Heute wurden bislang 3 Eruptionen gemeldet. Die Aktivitätssteigerung kam nicht überraschend, da die Erdbebentätigkeit in den letzten Tagen vergleichsweise hoch war. Die Eruptionspause währte auch nicht lange, denn die letzten Explosionen wurden am 7. Dezember festgestellt. Kurzzeitig befürchtete man eine weitere Aktivitätssteigerung, da man zu Beginn der Phase Explosionen bis nach Sumatra hören konnte. Die Küstenbewohner sind schon nervös geworden und patrouillierten nachts am Strand, um ggf. vor einem Tsunami warnen zu können, falls es am Vulkan zu einem Flankenkollaps kommen sollte. Momentan gibt es für so ein Ereignis aber keine Warnzeichen, obwohl immer eine latente Gefahr besteht, dass sich etwas Unvorhergesehenes ereignet. Aber meistens passiert sowas ja, wenn man damit nicht rechnet.

Es gibt noch andere Vulkanaktivitätsmeldungen von Indonesien, die z.B. die beiden namensähnlichen Vulkane Marapi (Sumarta) und Merapi (Java) betreffen. Der erst genannte Feuerberg eruptiert Vulkanasche, die bis auf 3400 m Höhe aufsteigt. Der Merapi auf Java baut an seinem Lavadom und es gehen glühende Schuttlawinen ab. Gestern wurden 138 Abgänge registriert. Was nicht registriert wurde, waren vulkanisch bedingte Erdbeben. Seit 3 Tagen gibt es keine mehr, was recht ungewöhnlich ist.

Während Marapi und Merapi ausgewachsene Vulkane sind (was nicht heißen soll, dass sie nicht noch größer werden können), steckt Anak Krakatau noch in den Kinderschuhen. Der Flankenkollaps von 2018 kostete dem Vulkan den größten Teil seines Kegels und es wird einige Zeit dauern, bis er seine ursprüngliche Größe zurückerlangt haben wird.

Island: Neues zur Bodenhebung

Bodenhebung noch höher als vor dem 10. November – Servercrash auf Island

Gestern Abend brachte IMO ein neues Statement zu den Geschehnissen bei Grindavik heraus. Demnach hält die Bodenhebung bei Svartsengi an und wäre noch höher als vor dem 10. November. Meiner Meinung nach hat sie aber noch etwas nachgelassen und dürfte sich jetzt auf ähnlichem Niveau wie vor dem besagten Stichtag der Dyke-Intrusion und dem Rifting liegen. Grund zu dieser Annahme liefert ein neuer GPS-Messwert von Svartsengi, der gestern Abend noch auf der Seite der Uni-Reykjavik aktualisiert wurde. Es war die erste Messung seit 2 Tagen. Es fehlen noch ca. 1,5 cm Bodenhebung, um das Niveau wie vor dem 10. November zu erreichen. Es könnte also stündlich zu einem neuen Ausbruchsversuch des Magmas kommen. Als wahrscheinlichster Ausbruchsort steht weiterhin die Region östlich von Thorbjörn im Fokus. Es ist gut möglich, dass sich eine Eruptionsspalte in der Gegend von Sundhúksgíga bildet.

Tatsächlich hat mir ein Vnet-Leser geschrieben, dass ein isländischer Geowissenschaftler gepostet hat, dass es einen schwerwiegenden Crash in der Datenverarbeitung gegeben hätte, von dem sich die digitale Infrastruktur nur langsam erhole.

Die Anzahl der detektierten Erdbeben auf Reykjanes sieht heute recht mager aus, allerdings ist das Wetter schlecht und es gibt starke Niederschläge und Wind. Von daher ist es gut möglich, dass schwache Erdbeben im Rauschen untergehen und nicht detektiert werden. In den letzten Tagen verhielt sich die Seismizität ähnlich wie die Bodenhebung: Sie war im Großen und Ganzen stabil mit einer leicht abnehmenden Tendenz.

IMO kündigt Ausbau der Naturgefahren-Überwachung an

Gestern kam es dann auch zur erwähnten Bürgerversammlung in Grindavik. Es sprach IMO-Direktor Árni Snorrason, der meinte, dass die Geschehnisse vom 10. November in ihrer Schnelligkeit und Stärke die Experten vom IMO überraschten. Sie würden ein neues Bild dessen prägen, was in der Natur möglich ist. Obwohl IMO die verschiedensten Prozesse rund um die Uhr überwacht, die zu Naturkatastrophen führen können, wurde beschlossen, die Überwachungen noch einmal auszubauen und auch Personal aufzustocken. Das wäre wohl bereits mit Einverständnis der Regierung beschlossen. Er betonte auch noch einmal, dass man sehr wahrscheinlich am Anfang einer mehrjährigen Aktivitätsphase auf Reykjanes stehe. Offenbar hat sich in den letzten Tagen hinter verschlossenen Türen einiges getan und man ist nicht ganz so ruhig, wie es den Anschein hat.

Ubinas mit Aschewolken am 12.12.23

Ubinas eruptiert Vulkanasche bis auf 7000 m Höhe – Ascheregen in 10 km Umkreis

Der Vulkan Ubinas liegt in der peruanischen Andenregion Moquegua und zeigte heute Morgen eine erhöhte Aktivität: Es kam zu Ascheeruptionen und intensiven Gasemissionen, die vom VAAC Bournes Aires detektiert wurden. Das geophysikalische Institut von Peru (IGP) bestätigte die Eruption. Ascheregen wurde für den Bezirk San Juan de Tarucani in Arequipa vorausgesagt, wobei es auch in andere umliegende Siedlungszentren Beeinträchtigungen gegeben haben könnte. Die Asche sollte in einem 10-Kilometer-Radius um den Vulkankrater niedergehen.

Die Aktivität des Vulkans begann gegen 5:15 Uhr. Aufgrund der Winde driftete die Vulkanasche in Richtung Nordosten und stellte eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge dar. Es wurde eine gelbe VONA-Warnung für den Flugverkehr herausgegeben.

Das geophysikalische Institut warnte vor potenziellen Umweltproblemen und gesundheitlichen Auswirkungen aufgrund der Asche. Es wurde empfohlen, die Augen mit einer Schutzbrille zu bedecken und Masken zu tragen, um Atemwegsschäden zu verhindern.

Es war die erste Ascheeruption am Ubinas seit dem 7. Oktober. Davor gab es eine Phase regelmäßiger Eruptionen. Im November wurde die Alarmstufe von „Orange“ auf „Gelb“ gesenkt. Dieser Alarm wurde trotz der aktuellen Eruption aufrechterhalten und nicht erhöht. Im November war der Ubinas überwiegend seismisch aktiv und es wurden täglich ca. 150 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert.

Die Webseite des IGP ist recht gut ausgebaut und es gibt neben Livecambildern auch Liveseismogramme und Bulletins in spanischer Sprache. Leider sind die Texte der Bulletins so eingebunden, dass sie sich nicht kopieren lassen, was die automatische Übersetzung erschwert. Leider ein Trend, den man auch bei anderen Instituten beobachten kann. Die Indonesier sind da mittlerweile super drin. Oft werden auch nur noch Texte als Bildgrafiken über soziale Medien wie Twitter-X und Facebook in Landessprache geteilt, was natürlich für Ausländer bzw. Touristen nicht immer hilfreich ist.

Vulkan Poás mit Eruptionen – Bericht vom 12.12.23

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Phreatisch

Vier phreatische Eruptionen am Poás

Am Sonntagabend gab es am Poás in Costa Rica eine Serie von 4 phreatischen Eruptionen. Wie das zuständige Observatorium ORVISCORI-UNA in einer Kurzmitteilung schrieb, begann die Eruptionsphase um 22:14 Uhr Ortszeit und wurde anhand seismischer Signale festgestellt. Außerdem wurde auch Infraschall aufgezeichnet, der von den Dampfexplosionen ausgelöst wurde. Da es dunkel und bewölkt war, gab es keine visuellen Beobachtungen des Geschehens. Bereits Mitte November gab es eine ähnliche Sequenz von vier Eruptionen, die sich aber über einen mehrstündigen Zeitraum verteilt ereigneten. Zwei der Eruptionen waren kleiner als die beiden anderen. Sie störten das Gleichgewicht des Kratersees und verursachten Wasserverfärbungen durch aufgewirbelte Sedimente und Turbulenzen.

Am Poás gibt es häufiger phreatische Eruptionen und im Oktober hieß es noch, dass der Kratersee kurz vor dem Austrocknen stünde. Offenbar hat es aber wieder geregnet und die Gefahr einer Austrocknung scheint gebannt.

Interessant ist die Meldung, dass Anfang Dezember weitere Messgeräte am Poás installiert wurden. Hierbei handelt es sich um vier Seismometer, drei Magnetometer, eine GNSS-Station und eine Bodensonde zur Messung des CO2-Flusses am Vulkan Poás. Es gab sogar zwei kleine Eruptionen am zentralen Schlot! Die Geräte wurden in einer Kooperation von ORVISCORI-UNA und AVERT installiert. Das Installationsteam beobachtete bereits während der Arbeiten zwei kleine Schlammeruptionen, die aber noch keine gesonderte Erwähnung in einem Bulletin fanden. Dafür wurde auf Twitter-X ein kurzer Videoclip des Ereignisses geteilt.

Der Poás ist ein 2.697 m hoher Komplexvulkan mit drei Kratern und mehreren anderen vulkanischen Erscheinungsformen entlang einer Störungszone. Er ist der zweitgrößte Vulkan des lateinamerikanischen Staates und und einer der aktivsten Feuerberge der Region. Der letzte größere Ausbruch manifestierte sich in 2017.

Island: Bodenhebung und Seismizität am 12.12.23

Bodenhebung und Erdbeben auf Reykjanes halten an – Datenlage unsicher

Die isländischen Forscher scheinen sich nach der medialen Aufregung um die Magmenintrusion im letzten Monat in ihr Schneckenhaus zurückgezogen zu haben und veröffentlichen praktisch keine Statements mehr. Ob es daran liegt, dass es nichts zu sagen gibt, oder weil ihre Prognosen so daneben gingen, bleibt spekulativ. Leider hat man alle anderen auch von den Daten zur Bodenhebung gekappt, und die entsprechende Seite bei IMO präsentiert sich zerschossen. Bis vorgestern wurden wenigstens noch äquivalente Seiten der Universität Reykjavik gepflegt, doch ausgerechnet die Grafik zur Messstation Svartsengi wird seit dem 10. Dezember nicht mehr aktualisiert. Wir fliegen also praktisch blind und es stellt sich die Frage, ob es eine technische Störung gibt oder ob man die Daten nicht mehr übermittelt, damit andere außerhalb des elitären Wissenschaftsclubs nicht mehr fundiert spekulieren können. Denn eins haben die Geschehnisse der letzten Wochen gezeigt: Zuverlässige Prognosen zu Vorgängen im Erdinneren lassen sich nach wie vor nicht anstellen. Dafür gibt es einfach zu viele unbekannte Faktoren, die darüber entscheiden, ob ein Magma an der Erdoberfläche eruptiert oder nicht.

Wie dem auch sei, bis zum 10. Dezember hielt die Bodenhebung bei Svartsengi an. Allerdings zeigte sie eine leicht nachlassende Tendenz, die sich bis jetzt an benachbarten Messstationen fortsetzt. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung ist also zurückgegangen, hat bei Svartsengi aber fast das Niveau wie vor dem 10. November erreicht. Die Frage ist natürlich die, ob die Schmelze im Sill noch größtenteils fließfähig ist oder nicht? Das dürfte der entscheidende Faktor zur Einschätzung des Eruptionsrisikos sein. Bei weniger flachen Magmenkörpern bleibt die Schmelze im Erdinneren über Jahre hinweg fließfähig. Bei einem linsenförmigen Sill von wenigen Metern Höhe muss das nicht unbedingt der Fall sein. Anhaltende Bebentätigkeit im Bereich zwischen Thorbjörn und Hagafell zeugt aber davon, dass es noch Magmenbewegungen zu geben scheint. IMO schreibt zu den Erdbeben, dass die Tätigkeit konstant ist. Gestern gab es ca. 350 Erschütterungen im Bereich des magmatischen Gangs.

In Grindavik gehen die Aufräumarbeiten weiter und man hat damit begonnen, einen fast 2 km langen Riss im Boden zu verfüllen. Heute Nachmittag soll es eine Bürgerversammlung geben, auf der weiteres Vorgehen besprochen wird. Vielleicht gibt es dort dann wieder eine Lageeinschätzung der IMO-Forscher, über die ich hier berichten kann.

Ätna: Erdbeben am 11.12.23

Erdbeben M 2,9 am Ätna – Seismizität steigt kurzfristig an

Datum 11.12.2023 | Zeit: 11:03:08 UTC | Lokation: 37.818 ; 15.071 | Tiefe: 1,2 km | Mb 2,9

Nach einer ungewöhnlich langen Phase ohne besondere Erdbeben, die über die üblichen Erschütterungen hinausgingen, scheint sich die Seismizität zumindest kurzfristig zu erhöhen. Wie das INGV heute Mittag meldete, ereignete sich um 11:03:08 Uhr UTC ein Erdstoß der Magnitude 2,9. Das Hypozentrum lag in nur 1,2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km nordwestlich von Giarre verortet. Tatsächlich lag es in der Nähe der Piano Pernicana im Norden des Vulkans. Pernicana heißt auch eine der prominentesten Störungszone des Ätnas, und die Vermutung liegt nahe, dass sich der Erdstoß an diesem Störungssystem ereignete. Selbst wenn es ein tektonisches Erdbeben war, kann es sein, dass es durch Spannungen infolge von Magmenaufstieg getriggert wurde. Vor den großen Flankeneruptionen Anfang des Jahrtausends sah man häufige Erdbeben entlang dieser Störung. Das Beben ist noch nicht auf der Shakemap eingezeichnet, und daher ist es mir nicht bekannt, ob noch schwächere Erdbeben auftraten. In der INGV-Meldung wird nur dieses Beben erwähnt. Auf der Karte ist aber ein kleiner Erdbebenschwarm markiert, der sich bereits gestern im Südwesten des Ätnas zutrug. Es gab 10 Beben im Bereich von Ragalna. Der stärkste Erdstoß brachte es auf M 2,8. Auch hier gilt, dass es wahrscheinlich tektonische Erdbeben waren, die durch magmatisch bedingte Spannungsänderungen ausgelöst worden sein könnten. Die Beben sind nun nicht gleich als Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption zu deuten, zeigen aber, dass der Ätna weiter auflädt und sich auf neue Eruptionen vorbereitet.

Im Tremorgrafen erkennt man die drei stärksten Erschütterungen mit Magnitude über 2 als Spitzen. Der Tremor selbst bewegt sich seit dem letzten Paroxysmus in der unteren Hälfte des gelben Bereichs und ist recht unauffällig. Bevorstehende Eruptionen lassen sich hieraus nicht ablesen. Zum Vergleich habe ich noch eine Tremorgafik von letzter Woche eingebunden. Links vor dem Tremoranstieg des Paroxysmus sieht man die Pulse der frequenten Phasen mit gesteigerter strombolianischer Aktivität, rechts vom Paroxysmus den normalen Verlauf des Tremorgrafen.

Übrigens wurden gestern wieder Dampfringe am Ätna gemeldet.